John Sinclair Großband 6 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 6 E-Book

Jason Dark

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 51 - 60.

Jetzt herunterladen und sofort losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1330

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-7305-9

Jason Dark

John Sinclair Großband 6 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0051Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Horror-Kreuzfahrt. Die erste Ratte sprang mich an. Es war ein dickes, widerliches, graubraunes Biest. Seine höllisch scharfen Zähne funkelten im Licht meiner Bleistiftlampe. Und es hatte mich als Beute ausgemacht. Gegen Ratten hatte ich schon immer etwas. Besonders gegen Ausgehungerte. Ich sprang zur Seite, und das Tier verfehlte mich. Es klatschte auf den Boden, wirbelte sofort wieder herum, um einen zweiten Angriff zu starten ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0052Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der doppelte Dämon. Die Luft war von einem unheimlichen Sausen und Brausen erfüllt. Sie flimmerte. Und dann stand er da: der Schwarze Tod, die rechte Hand des Teufels. Sein bleicher Schädel sah grauenerregend aus. Die hellen Augen starrten unentwegt auf den mächtigen Granitblock, den sieben Mönche vor vielen Jahren vor den Eingang der Höhle gewälzt hatten. Aus der Knochenhand des Schwarzen Todes zuckte ein Blitz auf den Granitblock zu. Der Felsen zersprang mit Donnergetöse. Sardo, der doppelte Dämon, erwachte ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0053Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Geisterhand. Sein Spiel verzauberte Tausende! Sie nannten ihn den Meister am Piano oder den Mann mit den Goldenen Händen. Wenn er spielte, vergaßen seine Zuhörer die Welt und ließen sich gefangen nehmen von einem Rausch an Klängen und Melodien. Antonio Scaramanga! Dieser Name ließ die Musikwelt aufhorchen. Doch niemand ahnte, dass seine Genialität nicht angeboren war. Er hatte sie gekauft, vom Satan ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0054Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die grüne Hölle von Florida. Zagarro war ein Einzelgänger, der vor vielen Jahren im Urwald von Florida sein Unwesen trieb. Ohne ersichtlichen Grund war er damals verschwunden, bis eine Revolverkugel den Vampir aus dem Tiefschlaf erweckte. Jetzt steht Zagarro auf seinem ehemaligen Grab, bereit, neue Schreckenstaten in der grünen Hölle von Florida zu begehen ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0055Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Todeszone London. Sie kamen lautlos und schleichend wie gefährliches Gift. Und sie waren ebenso tödlich. Ein menschlicher Satan, der seinen Hass nicht mehr bremsen konnte, verbündete sich mit einem Dämon und rief die mordenden Pflanzen auf den Plan. London sollte sterben. Er wollte die Stadt zu einem einzigen Todesgarten machen, und er begann seinen Vernichtungsfeldzug mit der Vergiftung des Trinkwassers ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0056Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Ungeheuer von Loch Morar. Schottland! Reiseziel zahlreicher Touristen. Ein Land von wilder Romantik und düsterer Schönheit. Mit reißenden Flüssen, glasklaren Bergseen, tiefen Wäldern, grünen Hügeln und vergessenen Dörfern. Aber auch ein Land der Geister und Dämonen. Uralt ist der Glaube an die Sagen und Legenden. Ebenso alt wie die Geister, die oft Hunderte von Jahren im Verborgenen lauern, doch wehe, wenn sie geweckt werden ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0057Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Zombies. Myxin, der Magier, hat sich bei John Sinclair und dessen Freunden gemeldet. Seine Botschaft lautet: WENN IN DER HÖLLE KEIN PLATZ MEHR IST, WERDEN DIE TOTEN AUF DIE ERDE KOMMEN! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0058Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Horror-Disco: Ein alter Totenacker lüftet plötzlich sein schreckliches Geheimnis. Der Geist einer Mörderin taucht auf und verfolgt junge Menschen. Ghouls suchen tief unter der Erde nach ihren Opfern. In einem als Diskothek umgebauten Schloss führen Skelette makabere Tänze auf. Vier Tatsachen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Doch wir fanden die Verbindung ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0059Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Hexenverbrennung. Seit wenigen Minuten erst saß ich an meinem Schreibtisch und wollte das Protokoll zu meinem letzten Fall aufsetzen. Die Horror-Disco lag mir noch schwer im Magen, außerdem hatte ich keine Lust, mich um den öden Papierkram zu kümmern. Ich brauchte ein paar Tage Ruhe. Wie weggeblasen war meine Müdigkeit, als sich eine junge Blondine verführerisch über meinen Schreibtisch beugte. Ihre Haut schimmerte blass, ihre Haare glänzten wie Seide, und ihre Figur war zauberhaft. Ich war hin und weg. Wie gebannt starrte ich in die himmelblauen Augen. Da riss mich ihre Stimme aus meinen Träumen. "Bitte helfen Sie mir, Mr. Sinclair, ich bin eine Hexe." John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0060Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der Geisterfahrer. "Wir unterbrechen unsere Sendung für eine wichtige Durchsage. Auf der A 3 in Fahrtrichtung Köln kommt Ihnen zwischen Camberg und Idstein ein Fahrzeug entgegen. Bitte halten Sie sich rechts und warnen Sie den Geisterfahrer durch die Lichthupe. Sobald die Gefahr beseitigt ist, melden wir uns wieder. Weiter geht's mit Musik." Berthold Deitz hatte Angst. Schweißnass saß er am Steuer seines Opels Commodore. Er sah die tödliche Gefahr. Dabei wusste er nicht einmal, dass der Geisterfahrer, der auf ihn zuraste, ein Dämon war ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumHorror-KreuzfahrtVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Horror-Kreuzfahrt

Die erste Ratte sprang mich an. Es war ein dickes, widerliches, graubraunes Biest. Seine höllisch scharfen Zähne funkelten im Licht meiner Bleistiftlampe. Und es hatte mich als Beute ausgemacht. Gegen Ratten hatte ich schon immer etwas. Besonders gegen Ausgehungerte. Ich sprang zur Seite, und das Tier verfehlte mich. Es klatschte auf den Boden, wirbelte sofort wieder herum, um einen zweiten Angriff zu starten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2805-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Horror-Kreuzfahrt

Die erste Ratte sprang mich an.

Es war ein dickes, widerliches, graubraunes Biest. Seine höllisch scharfen Zähne funkelten im Licht meiner

Bleistiftlampe.

Und es hatte mich als Beute ausgemacht.

Gegen Ratten hatte ich schon immer etwas. Besonders gegen ausgehungerte.

Ich sprang zur Seite, und das Tier verfehlte mich. Es klatschte auf den Boden, wirbelte sofort wieder herum, um einen zweiten Angriff zu starten.

Diesmal war mein Fuß schneller.

Der Karatetritt traf voll. Die Ratte quiekte, wurde quer durch das stinkende Verlies geschleudert und landete an der Wand. Sie würde nie mehr jemand angreifen.

Aber das Biest war nicht allein. Hinter dem Maschendraht bewegten sich Hunderte dieser Bestien.

Eine feine Lage, in die ich geraten war. Angefangen hatte alles mit einem Zeitungsartikel. In einem Hongkonger Blatt schrieb der Reporter Mike Kilrain über Vampire. Angeblich sollten in Hongkong die Blutsauger aufgetaucht sein. Nun ja, Hongkong gehört zur Krone, und ich flog in Begleitung meines Freundes Suko hin. Während er alte Beziehungen auffrischen wollte, traf ich mich mit Mike Kilrain. Er führte mich zu einem Beerdigungsinstitut, das von einem Mann namens Huang geleitet wurde. Ihn traf ich nicht an, dafür eine wunderbare Frau, die sich als seine Tochter vorstellte. Als ich ihr Fragen stellte, wurde ich von zwei Vampiren angegriffen. Ich konnte beide erledigen, verließ das Institut wieder, stieg in ein Taxi, und dann war es aus.1

Man setzte mich durch Gas außer Gefecht.

Ich erwachte in einem Abwasserkanal, hing an einem Pfahl gefesselt quer über dem stinkenden Wasser und erlebte den Auftritt des Gelben Satans, der von einem Rattenheer bewacht wurde. Ratten und Vampire, das waren die Begleiter des Gelben Satans.

Mich schafften zwei stumpfsinnige Träger weg. Sie brachten mich, immer noch an den Pfahl gefesselt, zum Strand, wo ich zu einem Schiff gefahren wurde, das in einer Bucht ankerte.

Auch der Gelbe Satan befand sich auf dem Schiff, dessen Besatzung aus Flugvampiren und Verbrechern bestand.

Man band mich von dem Pfahl los, doch ich blieb weiterhin gefesselt und wurde durch eine Luke unter Deck geworfen, wo ich mich auch jetzt noch befand.

In mühevoller Kleinarbeit gelang es mir, die Stricke zu lösen. Die Waffen und Ausrüstungsgegenstände hatte man mir zum Glück gelassen, sodass ich nicht völlig hilflos war.

Aber kämpfen Sie mal, nur mit einer Pistole bewaffnet, gegen Hunderte von Ratten!

Wo Suko sich herumtrieb, das wusste ich nicht. Ich hoffte, dass er irgendwann meine Spur fand und mich aus meiner miesen Lage befreite.

Alles Stöhnen half nichts, ich musste sehen, wie ich damit fertig wurde. Das Schiff hatte längst Fahrt aufgenommen. In der kurzen Zeit auf dem Deck hatte ich einen flüchtigen Eindruck des Seelenverkäufers gewonnen und das Gefühl gehabt, dass der Kahn nur mehr vom Rost zusammengehalten wurde.

Doch das waren Dinge, die mich nichts angingen.

Die Lampe hielt ich in der linken Hand und ließ sie zweimal kreisen. Die Ratten gebärdeten sich wie wild. Sie tanzten und krabbelten an dem Gitter hoch, drängten von unten her immer wieder nach, schoben die anderen weiter und versuchten so, die aufgerissene Stelle zu erweitern.

Es gelang.

Zwei Ratten purzelten zu Boden.

Ich hätte sie erschießen können, aber ich wollte Munition sparen, war blitzschnell am Gitter und schaffte die erste Ratte, bevor sie zubeißen konnte.

Die Zweite hackte ihre Zähne in den Hosenstoff meines linken Beins.

Verdammt.

Rasch bückte ich mich, ergriff den Rattenkörper, riss das Tier hoch und schleuderte es gegen die Wand.

Von der Ratte drohte mir keine Gefahr mehr.

Aber ich konnte hier nicht ewig bleiben und Ratten töten. Ich musste mir etwas einfallen lassen.

Da fiel mir die schmale, kaum hüfthohe Tür ein, die ich bei der Durchsuchung des Verlieses entdeckt hatte. War sie ein Fluchtweg?

Rasch lief ich hin, kniete mich nieder und drückte die Holzklinke. Hinter mir pfiffen und fiepten die Ratten. Mir lief eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Ich betete, dass die Tür offen war.

Sie war es.

Dunkelheit gähnte mir entgegen. Ich leuchtete in das Loch, doch der schmale Strahl verlor sich in der Finsternis.

Hinter mir klatschten mehrere Ratten auf einmal zu Boden. Das war für mich das Startsignal. Egal, wo ich landete, ich musste jetzt alles auf eine Karte setzen.

Ich quälte mich durch die winzige Tür und hämmerte sie sofort hinter mir zu.

Das war mein Glück, denn einen Herzschlag später klatschten die Körper gegen das Holz.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Da hatten die lieben Tierchen Pech gehabt.

Zum Glück konnte ich mich wieder aufrichten, machte einen Schritt nach vorn in die Dunkelheit hin – und fiel!

Unwillkürlich schrie ich auf und rollte mich noch in der Luft zusammen, wie ich es im Training gelernt hatte.

In diesen Sekunden des freien Falls stand ich eine schreckliche Angst aus. Ich wusste nicht, wo ich landete und hatte das Gefühl, mein Herz würde stehen bleiben.

Abermals fiel ich weich.

Doch diesmal wurde ich nicht von Säcken gebremst, sondern von mehreren Taurollen, die nebeneinander aufgestapelt lagen.

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Trotz meiner miesen Lage schien ich doch ein Glückspilz zu sein.

Stellte sich nur die Frage, wo ich jetzt gelandet war. Von einem Gefängnis im anderen, soviel wusste ich.

Die kleine Lampe musste herhalten. Soweit ich es im dünnen Strahl erkennen konnte, befand ich mich in einem gewaltigen Laderaum. Ich hörte die Wellen gegen die Bordwand klatschen.

Der Laderaum war sehr groß, aber nicht leer.

Ich sah eine Holzleiter, die zu einer gewaltigen Luke führte, die förmlich dazu einlud hinaufzuklettern.

Mit langen Überlegungen hielt ich mich erst gar nicht auf, sondern machte mich sofort daran, die Leiter zu besteigen.

Die Sprossen waren mehr als morsch. Sie ächzten in allen Fugen, und ich hatte Angst, dass sie unter meinem Gewicht zerbrächen.

Doch sie hielten.

Auf halber Strecke legte ich eine Pause ein. Ich glaubte, etwas entdeckt zu haben, und leuchtete mit der Lampe gegen die innere Verkleidung der Bordwand.

Dort sah ich kurz über dem Deck mehrere viereckige Luken, die durch Schiebebretter verdeckt waren. Unterhalb der Luken zog sich parallel zur Bordwand ein Holzsims hin, auf dem ein Mensch, wenn er gelenkig genug war, gerade noch Platz fand.

Ich traute mir das zu.

Aber wie hinkommen?

Die Taue!

Jetzt kamen sie mir gerade recht. Hastig kletterte ich die Leiter hinunter und rollte ein Tau auf.

Die Dinger waren dick wie drei Finger, dazu schmutzig, und außerdem stanken sie noch. Ich rollte eine Taurolle so aus, dass sie ungefähr die Länge hatte, die ich benötigte, säbelte sie mit dem Messer durch und stieg dann damit die Leiter wieder hoch.

Im Schein der Lampe erkannte ich, dass die Leiter an der Luke befestigt war.

Fantastisch. Damit hatte ich einen festen Punkt.

Ich schlang einen Dreifachknoten über die drittoberste Sprosse der Leiter, prüfte die Festigkeit, nickte zufrieden und drückte mir selbst die Daumen.

Dann zog ich das untere Ende des Taus hoch und nahm es fest in die rechte Hand, während ich die kleine Lampe mit dem Mund hielt.

Jetzt musste ich Tarzan spielen. Sie haben längst erkannt, liebe Leser, was ich vorhatte. Ich wollte mich von der Leiter aus auf die Luken zuschwingen und dabei versuchen, auf dem schmalen Holzsims Halt zu finden, um eine der Klappen zu öffnen.

Ein gewagtes Unterfangen, aber was blieb mir anderes übrig? Zuviel Schwung durfte ich mir auch nicht geben, denn dann prallte ich gegen die Verkleidung.

Ich stieß mich ab.

Das Seil schwang mit seiner lebenden Last durch den gewaltigen Laderaum, und ich hoffte inständig, dass die Leiter hielt. Im Licht der Lampe sah ich kaum etwas, dann aber war plötzlich die Wand vor mir.

Und ich prallte dagegen.

Mist, verdammter.

Ich verlor die Übersicht. Der Stoß hatte mich bis in die Zehenspitzen erschüttert. Eisern hielt ich fest, während das Seil wieder zurückschwang.

Rasch löste ich die rechte Hand, streckte den Arm zur Seite und bekam gerade noch den Leiterbalken zu fassen, sodass ich mich an die Stiege heranziehen konnte.

Mit den Füßen hangelte ich mich auf eine Sprosse, blieb dort stehen und dachte erst einmal nach.

Es war ganz einfach. Ich hatte zu viel Schwung gehabt. Das sollte mir beim zweiten Versuch nicht passieren. Im stillen gab ich mir die Kommandos und pendelte auf mein Ziel zu.

Gut kam ich an, wirklich gut. Dann der Aufprall. Längst nicht so heftig wie beim ersten Versuch.

Die rechte Hand vom Seil lösen, zupacken – der Sims …

Ich hatte ihn.

Hielt eisern fest, krallte meine Finger um das Holz, löste auch die linke Hand und griff zu.

Das Seil pendelte zurück, und ich hing am Sims.

Teil eins war geschafft.

Aber es ging weiter. Ich habe nie übermäßig viel gewogen, aber nun merkte ich mein Gewicht doch. Und alles hing an den Fingerspitzen. Lange hielt ich das nicht aus. Das hatte ich auch gar nicht vor.

Ein Klimmzug.

Himmel, war das eine Schufterei. Ich keuchte und war schweißgebadet, kam aber langsam höher, brachte mein Gesicht sogar bis an die Luke heran und setzte nun alles auf eine Karte.

Blitzschnell ließ ich die linke Hand los, packte den Griff der Luke und schob das Brett hastig zur Seite. Dann musste ich wieder nach dem Sims greifen.

Ich hatte die Luke einen Spalt geöffnet.

Frischer Seewind blies in den Laderaum und kühlte angenehm mein Gesicht.

Beim zweiten Versuch schaffte ich es, die Luke zur Hälfte aufzustoßen, sodass ich mich schon mit der linken Hand an deren unteren Rand festklammern konnte.

Was nun kam, war im Gegensatz zu vorher ein Kinderspiel. Ich stieß das Fenster völlig auf, klammerte auch die rechte Hand um den Lukenrand und zog mich hoch, wobei ich mir mit den Knien Schützenhilfe gab.

Schließlich hing ich zur Hälfte mit dem Oberkörper aus dem Schiff. Wenn jetzt jemand über die Reling schaute und mich sah, war alles umsonst.

Doch ich hatte Glück.

Fast schwarz präsentierte sich die unendliche Wasserfläche. Hin und wieder blitzten die Schaumkronen der Wellen auf. Der Mond hatte sich hinter Wolken versteckt. Lichter entdeckte ich überhaupt nicht, obwohl es im Südchinesischen Meer von Inseln nur so wimmelte. Wir mussten eine verdammt wenig befahrene Route entlangdampfen.

Dampfen war in der Tat der richtige Ausdruck, denn man hielt mich auf einem Dampfschiff gefangen.

Tief unter mir rauschte und gurgelte das Wasser. Man konnte schon ein komisches Gefühl bekommen, wenn man hinunterschaute. Ich vernahm auch das Mahlen der Schraube und das Klatschen der Wellen gegen die Bordwand.

Mein Blick wanderte nach rechts, zum Heck des Schiffes hin. Dort wurde das Wasser zu einer hellen Gischtfront hochgewirbelt. Aber ich sah noch etwas.

Ein Boot!

Unser Boot, in dem man mich auch zum Schiff gebracht hatte. Es befand sich im Schlepptau des Kahns, und soweit ich sehen konnte, waren die Ruder noch vorhanden.

Vor Freude machte mein Herz einen Sprung. Wenn ich das Boot erreichte, war viel gerettet. Ich konnte das Tau kappen und zurückrudern.

Aber um abzuspringen, musste ich mich noch weiter aus der Lukenöffnung hangeln.

Das versuchte ich. Nun kam mir meine schlanke Figur zustatten. Zwar schrammte ich ein paar Mal an den Rändern entlang, aber das waren keine Probleme.

Achtgeben musste ich auf die Schiffsschraube. Ich durfte ihr nicht zu nahe kommen.

Schon bekam ich das Übergewicht. Der Oberkörper neigte sich. Ich zog die Beine etwas an, holte noch einmal tief Luft, stieß mich mit dem rechten Fuß ab – und sprang.

Im Kreisbogen flog ich durch die Luft. Ich hielt beide Arme vorschriftsmäßig ausgestreckt. Rasend schnell kam die schwarze, irgendwie drohend wirkende Wasserfläche näher.

Dann tauchte ich ein.

Plötzlich befand ich mich in einer anderen Welt. Das kalte Wasser traf mich wie ein Schock. Raketengleich glitt ich in die Tiefe, um dann wieder aufzutauchen. Ich wollte mich nicht zu weit vom Schiff entfernen. Soviel Fahrt wie der alte Seelenverkäufer machte, so rasch konnte ich nicht schwimmen.

Ich schoss wie ein Korken an die Oberfläche und bekam einen Schreck.

Der Kahn war schon fast an mir vorbei. Das war ein kleiner Vorteil, ich geriet nicht in den direkten Sog der Heckschraube. Das große Boot, das mein Ziel war, schaukelte auf den Wellen. Hin und wieder spritzte Wasser über, wenn die lange Dünung gebrochen wurde.

Es ist gar nicht so einfach, im Meer zu schwimmen, die Wellen haben doch eine andere Kraft als im Pool.

Die ersten Yards schwamm ich unter Wasser, tauchte dann auf und kraulte auf das Boot zu.

Ich vergaß dabei nie, die Augen zu öffnen, sondern schaute mich um, so gut es ging.

Ich hielt nach den Vampiren Ausschau, die sich auch in riesige Fledermäuse verwandeln konnten, doch von ihnen entdeckte ich nicht die Spur.

Dafür sah ich etwas anderes.

Spitze, dreieckige Flossen.

Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde stehen bleiben, und ich verlor wertvolle Sekunden.

Haie!

Das Schiff wurde von Haien begleitet.

Sie hatten mich eingekreist und kamen von Sekunde zu Sekunde näher …

*

Kai tak stieß mit einem wuchtigen Fußtritt die Tür auf und sprang in kampfbereiter Karatehaltung in die primitiv gebaute Hütte dicht am Hafen.

Der magere Chinese auf der Matte schlotterte vor Angst. Vor ihm stand ein junger Bursche, der einen Coltrevolver in der rechten Hand hielt.

Kai tak winkte ab. »Du kannst gehen, Sen. Danke.«

Sen verneigte sich, steckte die Waffe weg und verließ das Haus. Er machte

Platz für den eintretenden Suko, der mit seinem Freund Kai tak dieses Haus aufgesucht hatte.

Nicht ohne Grund.

Suko war, ebenso wie ich, in einen Trubel von Abenteuern geraten. Er hatte früher viele Jahre in Hongkong gelebt und seinen alten Lehrmeister Li-Shen aufgesucht, der zu den reichsten und mächtigsten Männern der Stadt gehörte.

Auch Li-Shen hatte von dem Auftauchen der Vampire gehört und stellte sich auf Sukos Seite. Er, sein Leibwächter Kai tak und Suko besuchten das Beerdigungsinstitut von Huang, aber da war ich schon längst ausgeschaltet worden. Shao, Huangs Tochter, empfing die Besucher, und Suko war es, der die Vampirasche entdeckte. Doch bevor er das Mädchen zur Rede stellen konnte, lockte es die Männer in eine teuflische Falle, der sie nur mit knapper Not entkommen konnten.2

Es gelang ihnen, Shao zu überwältigen und zu einem der Häuser Li-Shens mitzunehmen.

Schon auf der Fahrt war Suko von dem Reiz dieses Mädchens beeindruckt gewesen. Auch ihr war er nicht gleichgültig, wenigstens gab sie ihm das mit Blicken zu verstehen.

Sie zeigte sich aber verstockt. Nach einigen Fragen jedoch gab sie zu, dass ihr Vater mit dem Gelben Satan paktierte. Ob freiwillig oder nicht, das hatten Suko und seine Freunde noch nicht herausbekommen. Shao aber entschloss sich zu einer Zusammenarbeit, und darüber war Suko froh. Sie berichtete, dass Mike Kilrain zu einem Vampir geworden war und nun dem Gelben Satan diente. Suko und Kai tak fuhren zu Kilrains Haus.

Sie wurden von Kilrain beschossen, und Kai tak bekam eine Kugel in den Arm. Das hinderte die Männer jedoch nicht daran, sich auf Kilrains Spur zu setzen, denn der Reporter hatte es verstanden, sich im letzten Augenblick mit seinem Wagen abzusetzen.

Auf Kai taks Kawasaki nahmen die beiden Männer die Verfolgung auf. Sie waren schneller, drängten Mike Kilrain in die Enge, sodass er die Gewalt über seinen Wagen verlor und gegen eine Felswand fuhr. Er selbst lief weg, doch Suko blieb ihm auf den Fersen, stellte ihn rasch, und es kam zu einer Schießerei, die Suko für sich entschied. Der Vampir zerfiel zu Staub.

Viel weiter waren Suko und Kai tak auch nicht gekommen. Sie wussten zwar von dem Gelben Satan, aber wo sie ihn finden konnten, war ihnen unbekannt.

Li-Shen setzte nun all seine Beziehungen ein, mobilisierte ein Heer von Spitzeln, denn ein paar Hinweise besaßen sie. Der Gelbe Satan musste auf irgendeiner Insel seinen Stützpunkt haben.

Wenn das stimmte, dann hatte er sicherlich ein Schiff gefunden, das ihn dorthin brachte.

Kapitäne, die für Geld alles taten,. gab es genug.

Deshalb sollten die Spitzel sich im Hafen umschauen und umhören.

Wie es schien, hatten sie sogar Erfolg gehabt.

Suko schloss die Tür.

Der magere Chinese begann zu jammern. »Ich weiß nichts, ich weiß nichts …«

Kai tak ging einen Schritt vor, baute sich breitbeinig vor dem Knaben auf und schaute ihn nur an.

Für den Chinesen musste der hochgewachsene und bärenstarke Kai tak wie ein Riese wirken.

Der Mann begann zu zittern.

»Weißt du wirklich nichts?«, fragte Kai tak. Seine Stimme klang nicht einmal drohend, doch es lag eine gefährliche Sanftheit darin, die den mageren Chinesen schaudern ließ.

Er wollte noch weiter zurückkriechen, doch da war die Wand in seinem Rücken, die ihn aufhielt.

»Los, raus mit der Sprache!«

»Es ist … in der Nacht ein Schiff abgefahren.«

»Name des Schiffes!«, forderte Kai tak.

»Ocean Steamer!«

»Wie heißt der Kapitän?«

»Keine Ahnung. Ein Engländer, glaube ich.«

Kai tak wandte sich zu Suko um. »Wenn das stimmt, bekommen wir es heraus.«

»Wohin ist das Schiff gefahren?«, wollte Suko wissen.

»Das – das kann ich nicht sagen.«

Kai tak bückte sich und hob den mageren Chinesen mit einer Hand hoch. »Ich will den Zielort wissen.«

»Nein – ich … aahhh!« Plötzlich verzerrte sich das Gesicht des Mannes. Eine Scheibe klirrte, und schon war es um den Chinesen geschehen. Das Geräusch des Abschusses war kaum zu hören, aber im nächsten Augenblick steckte eine Stahlnadel in der Brust des Mannes. In Höhe des Herzens.

»Deckung!«, schrie Suko und lag schon am Boden, wobei er blitzschnell seine Waffe zog.

Auch Kai tak ließ sich fallen. Die nächste, heimtückisch abgeschossene Stahlnadel wischte haarscharf an seinem linken Ohr vorbei und blieb in der Wand stecken.

Suko rollte sich zur Tür, sprang hoch und trat sie auf, während Kai tak einen leichten Hocker auf das zerstörte Fenster schleuderte.

Doch der unheimliche Schütze war bereits verschwunden, untergetaucht in dem Wirrwarr der Häuser, Buden und Baracken.

Mit schussbereiter Waffe stand Suko vor der Tür und schaute sich vergebens nach dem Mörder um.

Kai tak kam zu ihm.

Suko sagte: »Der Gelbe Satan scheint hier mehr Freunde zu haben, als wir annehmen.«

Kai tak nickte bestätigend. »Ja, es wird eine Geheimorganisation geben, und ich frage mich wirklich, wie groß deren Mitgliederzahl wohl ist.«

»Was machen wir jetzt?«

Kai tak hob die breiten Schultern. »Zeugen zu befragen, hat keinen Sinn. Niemand würde uns etwas sagen.«

Suko nickte. »Es ist überall gleich. Ob in London, New York oder Hongkong. Die Leute haben Angst.«

Kai tak machte eine Handbewegung. »Schau dich mal hier um. Die Menschen, die hier hausen, leben von einer halben Hand Reis am Tag. Die sind für Geheimbünde sehr empfänglich, wenn sie nur einmal genug zu essen haben.«

Suko ließ seinen Blick wandern.

Was er zu sehen bekam, bezeichneten viele als exotisch oder romantisch, doch für Suko waren es Armut und Depression.

Schiffe, Boote und Kähne bildeten ein Durcheinander, das seinesgleichen suchte.

Kai tak und Suko befanden sich nicht im offiziellen Teil des Hafens, an dessen Kais Kriegs- wie auch Handelsschiffe anlegten, sondern sie irrten in jenem Teil herum, in dem niemand die genaue Übersicht besaß.

Suko sah flache kanuartige Schiffe, dann Sampans und nachgebildete Dschunken. Manche Häuser standen auch nur auf einfachen Flößen. Andere wiederum besaßen nicht einmal ein Dach. Überall war die Armut zu spüren, mit der die Bewohner der Schiffe reich gesegnet waren.

Straßen oder Wege gab es nicht. Man sprang kurzerhand von Schiff zu Schiff, um weiterzukommen. Täglich wuchs die Masse der Boote weiter ins Meer hinein, und es wurde endlich Zeit, dass die Behörden eingriffen.

Auf dem Wasser wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen. Da waren die fahrenden Händler mit ihren langen flachen Booten. Übereinandergestapelte Gemüsekisten waren zum Platzen voll, und die Händler priesen mit lauten Stimmen ihre Waren an.

Hin und wieder wurde ihnen was gestohlen. Besonders geschickt stellten sich dabei die Kinder an. Dann begannen die Händler jedes Mal zu zetern und zu schreien. Bekamen sie einen der jugendlichen Diebe zu fassen, setzte es Hiebe.

Und das nicht zu knapp.

Suko hob die Schultern. »Pech gehabt«, meinte er. »Wir wissen nicht einmal, wie der Schurke aussieht.«

»Den wirst du auch nicht finden«, sagte Kai tak.

»Und jetzt?«

»Wir müssen wieder zurück.«

Suko schlug in seine offene Handfläche. »Das passt mir überhaupt nicht«, schimpfte er.

»Aber was willst du machen?«

»Du hast doch Beziehungen. Freunde oder Bekannte hier im Hafenviertel. Kannst du die nicht mal ansprechen? Vielleicht haben sie etwas gesehen?«

»Ich habe keine Freunde«, erwiderte Kai tak. »Hier leben höchstens bezahlte Spitzel.«

»Noch besser. Für Geld rücken die schneller mit Informationen heraus.«

»Nein.« Die Antwort klang endgültig.

»Was macht dich so sicher?« Suko ließ nicht locker.

»Die Leute haben Angst vor dem Gelben Satan und seinen Freunden«, flüsterte Kai tak, als hätte er Furcht, den Namen laut auszusprechen. »Dieser Dämon muss bereits eine gewaltige Macht besitzen, und ich frage mich, ob wir sie brechen können.«

»So pessimistisch kenne ich dich gar nicht.« Suko wunderte sich.

»Du warst lange nicht mehr hier, Freund. Hongkong ist anders als London.«

Suko nickte. »Da hast du recht.«

Die beiden Männer standen auf einem Holzsteg, der weit ins Wasser hinausführte. Auch auf dem Steg hausten Menschen. Die hatten sich Verschläge gebaut. Aus mancher Öffnung schaute misstrauisch ein Gesicht.

»Wie auf dem Präsentierteller«, murmelte Suko. Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als es geschah.

Suko hörte im letzten Augenblick das feine Sirren, gab Kai tak einen Stoß und warf sich zu Boden. Hart prallte er auf die Planken. Er spürte einen stechenden, scharfen Schmerz an der rechten Schulter. Die verdammte Stahlnadel hatte ihn gestreift. Es war nur eine kleine Wunde, aus der ein paar Blutstropfen quollen.

Der Gegner war noch in der Nähe.

Suko. warf einen Blick auf Kai tak. »Bist du okay?«

»Ja.«

Die Männer erhoben sich wieder, blieben aber geduckt stehen. Stellte sich die Frage, woher der Schuss gekommen war. Er musste von irgendeinem der Boote abgefeuert worden sein.

Die lagen jedoch ruhig und friedlich auf dem Wasser.

Kai tak entdeckte den Kerl zuerst. »Dahinten!«, rief er.

Als Suko den Mann sah, der plötzlich vor den Aufbauten eines alten Kahns auftauchte, war Kai tak schon unterwegs. Mit kraftvollen Sätzen rannte er über den Steg, sprang kurzerhand über ein schmales Boot hinweg auf eine alte nachgebaute Dschunke, hinter deren Aufbauten der unheimliche Schütze gelauert hatte.

Doch der Kerl war schon weg.

Allerdings hatte er nicht den Weg zum Land hin eingeschlagen, sondern sein Fluchtweg setzte sich über die Boote hinweg fort. Und er geriet in Sukos Nähe.

Mein Freund startete ebenfalls.

Suko verließ den Steg, orientierte sich ebenfalls nicht zum Ufer hin, sondern sprang wie Kai tak über die Boote.

Die Menschen dort kümmerten sich nicht um die Männer. Sie schienen so etwas gewöhnt zu sein und gingen weiterhin ihren Beschäftigungen nach. Sie kochten, bastelten oder schliefen. Nur die Kinder waren neugierig.

Kai tak jagte den Schützen von der Rückseite. Suko kam von links.

Und er war bereits gefährlich nahe.

Vier Boote höchstens trennten ihn von dem Mörder.

Der sah die Gefahr, blieb stehen und hob seine klobige Waffe.

Eiskalt drückte er ab.

Suko hechtete zur Seite. Er warf dabei zwei Körbe mit Abfall um und sah, wie die Nadel zitternd in einer Planke steckenblieb. Sofort war der Chinese wieder auf den Beinen.

Aber auch der heimtückische Schütze gab Fersengeld. Und er änderte seine Taktik.

Er bewegte sich mit Riesensätzen auf die Landseite zu. Dabei hüpfte er wie ein Känguru von Boot zu Boot.

Kai tak gab Suko ein Zeichen.

Mein Freund hatte verstanden. Er änderte ebenfalls die Richtung. Er hatte den Vorteil, näher am Ufer zu sein, als der Mordschütze.

Mit drei Sätzen überwand Suko die letzten beiden Hindernisse und sprang auf den Kai.

Auch hier war die schmale Straße überladen. Händler stellten ihre Waren aus.

Es gab Goldschmiede, Perlensticker, Obst- und Gemüseverkäufer, Textilienhändler, Leute, die Vögel und Hamster verkauften, und dann die winzigen Garküchen, die einen für europäische Nasen penetranten Geruch verströmten.

Hinzu kam das Menschengewimmel, das in den schmalen Gassen und Straβen rund um den Hafen herrschte.

Der Mordschütze sprang an Land.

Suko war in der Nähe.

Nur zehn Schritte trennten ihn von dem Mann.

Aber zwischen den beiden befanden sich Käufer und Spaziergänger. Touristen und Einheimische.

Suko warf sich nach vorn. Er schleuderte die Gruppe vor ihm auseinander. Wie Puppen flogen die Menschen zur Seite, doch Suko kam zu spät. Der Typ vor ihm war gewitzt.

Er warf kurzerhand einen Stand mit Obstkisten um. Plötzlich rollten Apfelsinen, Mangofrüchte und verschiedene Gemüsesorten vor Sukos Füße. Der Chinese konnte kaum so rasch hochspringen. Wie ein Tänzer lief er zwischen dem auf der Erde liegenden Obst herum und kümmerte sich nicht um das Zetern des Händlers.

Der Killer gewann Vorsprung.

Er war ein kleiner, drahtiger Bursche, trug ein blaues Hemd und eine weite Hose. Seine Waffe hielt er in der rechten Hand.

Und er war schnell.

Wie ein Wiesel huschte er zwischen den vielen Menschen hindurch. Links, rechts, dann wieder rechts, links.

Er war wendiger als Suko. Außerdem kannte er sich aus.

Doch dann tauchte Kai tak auf.

Er sprang von einem Boot, huschte durch die schmale Gasse zwischen zwei Ständen und stand plötzlich vor dem Mörder.

Der entdeckte Kai tak sofort. Er riss nicht die Waffe hoch, wie Suko schon befürchtet hatte, sondern drehte sich halb und verschwand nach links.

Die schmale Einfahrt zwischen den beiden baufälligen Häusern war kaum zu sehen. Von einem Augenblick zum anderen war der Kerl darin verschwunden.

Suko blieb ihm auf den Fersen.

Hinter ihm schimpften und zeterten die Menschen, doch darum kümmerte sich mein Freund nicht.

Er musste den Killer fassen. Nur er konnte ihn zum Gelben Satan führen.

Die Gasse war so schmal, dass Suko mit seinen Schultern fast die Wände links und rechts berührte. Über sich hörte er plötzlich grelles Kreischen.

Hastig schaute er nach oben und sah in einem großen Käfig drei Papageien sitzen. Der Käfig hing an einem Gerüst von der Hauswand ab.

Wer hatte die Tiere aufgeschreckt?

Suko oder der Mörder?

Mein Freund ging weiter. Er gelangte in einen Hinterhof, der so unübersichtlich war, dass Suko nicht wusste, wohin er zuerst gehen sollte. Barakkenähnliche Anbauten, Treppen, Eingänge, Häuser auf halber Höhe, mit und ohne Dächer. Überall winzige Vorsprünge und kleine Erker. Das Durcheinander war nicht zu durchschauen.

In der Mitte des Hofes befand sich etwas Platz. Suko schritt hin. Langsam und konzentriert. Das Gefühl der Gefahr wurde überdeutlich. Suko merkte, wie sich seine Magenmuskeln zusammenzogen. Der oder die Gegner mussten ganz in der Nähe sein.

Da sah er sie.

Sie stürmten aus ihren Schlupfwinkeln. Sie standen auf den Vorsprüngen, Erkern oder winzigen Balkonen. Vorne, rechts, links und auch hinten.

Und sie waren bewaffnet.

Und etwas hatten sie gemeinsam.

Auf ihren Brustkörben schimmerten gelbe Teufelsfratzen. Die Männer waren die Diener des Gelben Satans.

Zwölf Gegner gegen Suko.

Kai tak war nicht zu sehen …

*

Suko war in der Gasse verschwunden, und Kai tak wollte ihm nach. Doch ein Rikschafahrer versperrte mit seinem Gefährt den Eingang. Der Mann grinste Kai tak unverschämt an.

Der hünenhafte Chinese schob den Knaben kurzerhand zur Seite. Er protestierte noch, aber das kümmerte Kai tak nicht.

Er tauchte in die Gasse ein.

Auch ein Mann wie Kai tak hatte am Rücken keine Augen. Deshalb sah er nicht, wie sich aus der Rikscha eine Gestalt schob, die einen lederüberzogenen Bleiknüppel in der Hand hielt.

Mit lautlosen Sprüngen hetzte der Kerl hinter Kai tak her. Den rechten Arm hielt er schlagbereit erhoben.

Kai tak ahnte die Gefahr, aber es war bereits zu spät, um noch wirkungsvoll zu reagieren.

Er wandte sich um, doch in der Drehung traf ihn der Schlag.

In seinem Kopf schienen tausend Sonnen gleichzeitig zu explodieren. Kai tak machte noch zwei zögernde Schritte und brach dann zusammen. Schwer fiel er auf die knie. Mit seinem festen Willen kämpfte er gegen die herankommende Bewusstlosigkeit an. Der Boden vor seinen Augen verwandelte sich in ein hin und her wogendes Meer. Ein anderer wäre schon längst ohnmächtig geworden, doch Kai tak hatte eine Bombenkondition.

Da traf ihn der zweite Hieb.

Und der löschte sein Bewusstsein auf der Stelle aus.

Er rührte sich nicht mehr. Diesmal war er endgültig ins Reich der Träume eingegangen.

Plötzlich war auch der Rikschafahrer da. Gemeinsam mit dem Schläger schleppte er Kai tak zu der Rikscha und lud ihn ein. Es war ein gehöriges Stück Arbeit, denn Kai tak wog fast zwei Zentner. Aber sie schafften es.

Sekunden später war die Rikscha im Straßenverkehr verschwunden …

*

Das hatte mir gerade noch gefehlt.

Haie!

Die Killer der Meere, sagen die einen. Andere wiederum behaupten, Haie seien harmlos.

Mir fiel der Film »Der weiße Hai« ein. Die Erinnerung daran trug auch nicht gerade dazu bei, meinen Optimismus zu stärken.

Ich verhielt mich erst einmal still. Warf dann einen Blick in die Runde und zählte vier Dreiecksflossen, die wie scharfe Messer die Fluten durchschnitten.

Das Schiff dampfte inzwischen weiter. Aus dem Schornstein stieg eine schwarzgraue Rauchfahne, die vom Wind rasch zerfasert wurde.

Ich musste mich beeilen, wenn ich das Boot noch erreichen wollte. Ich tauchte und schwamm unter Wasser in Richtung des Schiffes. Mit langen Kraulstößen trieb ich meinen Körper voran, tauchte nur zum Luftholen auf und ging wieder unter die Oberfläche.

Bis jetzt hatten die Haie noch nicht angegriffen. Ich hoffte, dass es so blieb. Ich wollte ihnen keinen Grund geben. Ausgehungert schienen sie nicht zu sein, denn sie hielten sich in respektabler Entfernung auf.

Urplötzlich schoss ein Schatten heran.

Ich sah ihn erst, als er dicht neben mir war. Der Hai riss sein Maul auf, und ich sah die gewaltigen Zähne blitzen. Vor Schreck hörte ich auf zu schwimmen und sackte ab.

Der Hai wischte vorbei.

Hastig tauchte ich auf.

Himmel, das war knapp.

Mein Kopf durchstieß die Oberfläche. Schaumkronen blitzten auf den Wellen. Ich war dem Schiff kaum näher gekommen. Wie ein Wilder kraulte ich weiter. Meine Arme schlugen das Wasser. Ich kämpfte gegen die Entfernung und gegen die Dünung des Meeres an – und hatte die gefährlichen Haie im Rücken.

Langsam schmolz die Distanz.

Das Beiboot schaukelte hin und her. Tief tauchte der Bug in das von der Schiffsschraube aufgewirbelte Wasser. Dicht in der Nähe des Bootes sah ich eine der Flossen.

Ein Schauer lief mir über den Rücken.

Der Mond war hinter den Wolkenbänken hervorgekommen. Er warf sein fahles Licht auf das Meer und ließ die Konturen des Schiffes klar und deutlich hervortreten.

Ich schwamm wie ein Berserker.

Dabei schluckte ich Wasser, keuchte und spuckte, mobilisierte letzte Kräfte und feuerte mich selbst an.

Nur nicht aufgeben, nur nicht aufgeben!

Ich war froh, dass meine Handgelenke nicht mehr bluteten. Denn der Blutgeruch hätte die Haie in meiner Nähe verrückt gemacht.

Aber …

Die Krusten platzten. Das Seewasser hatte sie aufgeweicht. Plötzlich bekam ich Angst.

Blut im Wasser.

Und die Haie …

Mein Gott, wenn ich es in den nächsten Sekunden nicht schaffte, das Beiboot zu erreichen, dann war ich verloren.

Dicht am Boot sah ich zwei Flossen. Die anderen waren nicht zu sehen. Aber die beiden Tiere lauerten auf mich.

Dann waren sie plötzlich verschwunden. Kamen die Haie jetzt von unten, um mich zu schnappen?

Fünf Yards noch.

Fünf lächerliche Yards trennten mich von dem rettenden Boot. Ich warf meinen Körper förmlich nach vorn, schleuderte mit den Armen, peitschte die Wellen und geriet in den gefährlichen Sog der Schraube. Es gelang mir tatsächlich, ihm zu entkommen.

Ein rascher Griff, und ich bekam die Kante am Heck des Bootes zu packen.

Hinter mir peitschten zwei Haie das Wasser. Die Tiere waren unruhig geworden.

Raus aus dem Wasser!

Mit letzter Kraft warf ich mich hoch, drehte mich über die Bordwand und zog das linke Bein nach. Es war kaum aus dem Wasser, als der Hai zuschnappte.

Die Zähne verfehlten mich um Haaresbreite.

Erschöpft ließ ich mich in das Boot fallen. Ich landete zwischen den Ruderbänken und war kaum fähig, ein Glied zu rühren, so fertig war ich.

Völlig geschafft und klatschnass lag ich auf dem Rücken. Wie Blasebälge arbeiteten meine Lungen. Dann bekam das Boot einen Stoß. Backbord schrammte etwas an der Bootswand entlang. Die Haie hatten nicht aufgegeben. Spuren meines Blutes mussten sich noch immer im Wasser befinden.

Der Kahn schwankte. Ein zweiter Angriff erfolgte nicht, und das beruhigte mich einigermaßen.

Allmählich kam ich wieder zu Kräften. Ich riskierte einen Blick über die Bordwand und sah die Flossen durch das Wasser schneiden. Aufgegeben hatten die Biester noch nicht.

Aber mich sollten sie nicht bekommen, das schwor ich mir.

Durch die Rettungsaktion hatte ich an die andere Gefahr gar nicht mehr gedacht. Ich erinnerte mich wieder daran, als ich den vertrauten Druck der Beretta spürte.

Völlig wehrlos war ich nicht.

Mein Blick glitt über das Tau, mit dem der Kahn am Heck des Schiffes befestigt war. Mit dem Taschenmesser würde ich das Tau in wenigen Minuten zerschnitten haben.

Die Ruder lagen auch im Boot, und so konnte eigentlich nicht mehr viel schieflaufen.

Dachte ich …

Doch das Schicksal hatte die Karten schlecht verteilt. Als ich einen Blick zum Deck des Schiffes hochwarf, sah ich die beiden Fledermäuse auf der Reling stehen.

Übergroß und drohend hoben sie sich vor dem Schein des Mondes ab. Sie breiteten die Schwingen aus und stießen in die Luft. Sekundenlang verfolgte ich ihren Weg mit meinen Blicken.

Die Vampire flogen über das Schiff hinweg, drehten dann und steuerten das Heck an.

Sie mussten schon völlig blind sein, wenn sie mich nicht bemerkten. Den Haien war ich mit knapper Not entronnen, aber die nächste Gefahr war nicht weniger schlimm …

*

Suko riskierte einen Blick zurück.

Auch hinter ihm standen zwei Kerle. Sie waren mit Schlagstöcken bewaffnet, in ihren Gesichtern regte sich kein Muskel. Auch auf ihren Körpern schimmerten die Fratzen des Gelben Satans.

Es sah verdammt mies aus für Suko.

Noch griff niemand an. Es breitete sich eine beinahe tödliche Stille aus, und Suko verglich sie mit der berühmten Ruhe vor dem Sturm. Selbst die Papageien hatten aufgehört zu lärmen.

Niemand sprach ein Wort. Schweigend setzten sich Sukos Gegner in Bewegung. Den Killer mit seiner Stahlnadelwaffe entdeckte mein Freund nicht. Bestimmt lauerte er irgendwo im verborgenen, um aus dem Hinterhalt einzugreifen.

Suko war bewaffnet. In der Halfter steckte seine Beretta. Aber die wollte er nur als letztes Mittel einsetzen, wenn wirklich nichts mehr ging.

Hinzu kam, dass seine Gegner keine Dämonen waren, sondern Menschen. Irregeleitete Individuen, die vielleicht selbst nicht wussten, was sie taten.

Auf jeden Fall wollten sie Suko ans Leder.

Mein Freund bückte sich und hob eine Holzlatte vom Boden auf. Sie war ziemlich stabil. Damit konnte man sich schon einige Gegner vom Hals halten.

Der Erste griff an.

Er stand erhöht auf einem kleinen Vorbau und ließ sich einfach fallen. Suko sah in seiner Hand eine Messerklinge blitzen.

Mein Freund drehte sich einmal um die eigene Achse.

Gleich zwei Gegner gingen zu Boden. Nicht der Mann mit dem Messer, der war dem Hieb gedankenschnell ausgewichen, sondern die hinterlistigen Kerle, die sich in Sukos Rücken anschlichen. Sie wurden beide von der Holzlatte getroffen.

Die Wucht des Aufpralls warf sie zu Boden, wo sie auch liegen blieben.

Dann aber war der Messerheld heran. Er glitt schlangengleich auf Suko zu und schnellte vor.

Suko machte es wie ein Stabhochspringer. Er ließ die Holzlatte auf dem Boden stehen und stieß sich ab.

Der Diener des Gelben Satans rammte die Klinge in das Holz. Er selbst prallte auch noch dagegen.

Suko gab ihm eine Nuss ä la Bud Spencer.

Daraufhin legte sich der Messerheld schlafen, und für Suko war der Weg nach rechts frei. Er nahm sich noch die Zeit und riss das Messer aus dem Holz.

Den Balken in beiden Fäusten haltend, hetzte er eine Stiege hoch, drehte sich auf der letzten Stufe um, hielt den Balken quer und ließ seine Gegner auflaufen.

Sie purzelten die Stufen hinab und blieben erst einmal liegen.

Suko jagte die Stiege weiter hoch. Sie führte von außen an der Hauswand entlang, besaß nur ein Geländer an der linken Seite, das noch dazu wackelte.

Das jedoch kümmerte Suko nicht.

Sssttt …

Suko hörte das Geräusch und zog den Kopf ein. Dicht neben seinem Ohr jagte eine Stahlnadel in die Wand.

Der Killer schoss wieder.

Suko wandte den Kopf.

Er sah den heimtückischen Mörder auf einem Dach stehen. Sofort ging Suko in die Knie und schleuderte das Messer, das er dem ersten Angreifer abgenommen hatte.

Mein Freund war ein sicherer Messerkämpfer. Die Klinge überschlug sich zweimal in der Luft und zwang den schussbereiten Mörder zu einem gewaltigen Sprung in Deckung.

Suko aber hetzte weiter. Nur noch wenige Yards trennten ihn von dem Dach, das er unbedingt erreichen wollte.

Unter ihm hatten seine Gegner die Verfolgung wieder aufgenommen. Sie kamen aber auch von den Seiten, über die Dächer der übrigen Häuser hinweg. Aufgeben wollten sie auf keinen Fall.

Noch zwei Yards, dann hatte Suko es geschafft.

Da tauchte am Dachrand einer der Kerle auf. Sein Oberkörper war nackt und speckig. Zusätzlich hielt er ein Krummschwert in der rechten Faust. Suko standen die Haare zu Berge, als er in das grimmige Gesicht schaute und sah, wie der bärenstarke Chinese zum Schlag ausholte.

Es gab nur noch eine Möglichkeit. Und die erforderte Sukos ganze Schnelligkeit.

Bevor die scharfe Klinge auf ihn niedersausen konnte, schnellte Sukos rechte Hand vor, und er bekam den linken Knöchel des Mannes zu packen.

Der Kerl schlug.

Suko riss das Bein nach vorn.

»Uaahh …!« Ein gellender Schrei löste sich aus dem Mund des Chinesen. Er verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten, wo er schwer auf das Dach schlug. Seine Waffe machte sich selbstständig. Sie fegte durch die Luft und landete irgendwo auf einem anderen Hausdach.

In zwei Sekunden überwand Suko die Distanz zum Dachrand. Er stand, als sich der Säbelschwinger gerade wieder erhob.

Sukos Tritt kam gezielt. Der Mann verdrehte die Augen und blieb liegen.

Unterhalb des Dachs hörte Suko seine Verfolger lärmen. Er drehte sich um, sah, dass die Leiter am Rand verankert war und hob sie kurzerhand aus der Fassung.

Dann kippte er die Leiter hintenüber.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten fielen die Verfolger übereinander. Suko hatte die Jäger abgeschüttelt – nur von dem heimtückischen Stahlnadelkiller hatte er nichts mehr gesehen.

Mein Freund schaute sich um.

Freie Bahn, auch der Mörder war verschwunden.

Leichtfüßig lief Suko bis zum gegenüberliegenden Rand des Dachs, schaute auf das etwas tiefer liegende nächste Flachdach und sprang. Von dort war es ein Kinderspiel, auf die Straße zu gelangen.

Suko kam gut auf und kümmerte sich nicht um die erstaunten Blicke der Menschen.

Er suchte Kai tak.

Doch von seinem Begleiter war keine Spur zu sehen.

Unruhig schritt Suko hin und her. Ein Junge fiel ihm auf, der am StraBenrand hockte und bettelte.

Neben ihm blieb Suko stehen und spielte auffordernd mit einem Schein. Zehn Hongkong-Dollar waren für den bettelnden Jungen ein Vermögen. Er sah den Schein, und ein gieriges Leuchten trat in seine Augen.

Suko steckte von vornherein die Grenzen fest. »Umsonst bekommst du ihn nicht«, sagte er, »ich möchte erst etwas von dir wissen.«

»Fragen Sie!«

»Siehst du mich jetzt zum ersten Mal?«

»Nein.«

»Du hast mich also schon vorher beobachtet, als ich in der Gasse verschwand.«

»So ist es.«

Der Knabe schien gewitzt zu sein. Suko musste über seine Antworten lächeln. »Dann hast du sicherlich auch meinen Freund gesehen. Den großen Mann.«

»Auch das habe ich.«

Suko ging in die Knie. »Weißt du, was mit meinem Freund geschehen ist? Ich habe ihn nicht mehr gesehen, nachdem ich in die Gasse gegangen bin.«

»Er ist Ihnen gefolgt.«

»Wunderbar. Und dann?«

»Zwei Männer sind ihm ebenfalls gefolgt. Einer davon fuhr eine Rikscha.«

»Und?«

»Als sie zurückkamen, war ihr Freund bewusstlos oder tot. Sie schleiften ihn über die Erde.«

»Was geschah weiter?«

Der Junge schielte auf das Geld, und Suko gab ihm den Schein. Der Bettler antwortete auch prompt. »Sie haben ihn in die Rikscha geschafft und sind abgefahren.«

»Hast du gesehen, wohin?«

»Die Straße hinunter.«

»Damit kann ich nichts anfangen. Kennst du vielleicht die beiden Männer?«

»Ja.«

Suko stieß einen Pfiff aus, obwohl er sich sonst immer sehr in der Gewalt hatte. »Dann weißt du sicherlich, wo sie wohnen, wenn du ihre Namen kennst.«

»Die sind mir nicht bekannt. Aber ich weiß, dass sie für Huang arbeiten.«

»Für den Beerdigungsmann?«

»Ja, für ihn.«

Suko fiel ein Stein vom Herzen. Wenn das keine Spur war, wollte er sein ganzes Leben lang nur Cornflakes essen, die er sowieso nicht mochte.

Suko legte noch einen Schein darauf und bedankte sich bei dem Jungen. Dann hatte er es auf einmal furchtbar eilig. Er erwischte sogar ein freies Taxi und gab Li-Shens Adresse an.

Für Sukos Geschmack rückte der Uhrzeiger jetzt viel zu schnell vor …

*

Falco Faretti machte in Mode!

Es gab von ihm Blusen, Tücher, Jacken, Hosen, zarte Dessous – eigentlich alles, was die Damenwelt sich wünschte. Und er hatte im vergangenen Jahr sogar eine neue Pflegeserie kreiert. Werbespruch: »F – der Duft, der Männer wild macht!«

F stand für Faretti.

Geboren war er in Rom. Allerdings da, wo es mies und dreckig ist. Er hatte schon immer den Hang zum Höheren gehabt, schlug sich auf die Seite der Mafia, doch die »Ehrenwerte Gesellschaft« konnte keine Schlappschwänze gebrauchen. Sie zog Faretti von der Front zurück. Eines Tages erkannte man sein Talent, Kleidungsstücke zu entwerfen. Und sofort entschloss sich die Mafia, aktiv in den Modemarkt einzusteigen.

Dafür war Faretti genau der richtige Mann. Mit dem notwendigen Startkapital im Rücken schaffte er es, sich in zwei Jahren an die Spitze zu setzen.

Faretti war in.

Fünfzig Prozent seines Gewinns flossen wieder in die Kassen seiner Sponsoren, aber der Rest, der ihm blieb, war so gewaltig, dass er sich jeglichen Luxus erlauben konnte.

Zum Beispiel eine Riva-Jacht.

Dieses Schiffchen, aus edlen Hölzern gefertigt, kostete unter Brüdern einige hunderttausend Dollar. Das machte Faretti nicht die Bohne. Er hatte es ja.

Was er nicht besaß, war eine normale Körpergröße. Faretti war ein Zwerg. Er maß gerade einen Meter und sechzig. Auch Spezialschuhe machten ihn nur wenig größer. Ein schöner Mensch war er ebenfalls nicht. Die dicken Augen, das schüttere schwarze Haar und die Tränensäcke im Gesicht ließen bei ihm eher an einen Streuner denken, als an den großen italienischen Modefürsten.

Dabei war er so eitel.

Bonbonfarben waren seine Anzüge. Mal rosa, dann wieder blau oder zartlila. Die Farbe, die im Augenblick in war.

Die Winterkollektion für die neue Saison war bereits vorgestellt worden, und Farettis Geschäfte liefen. Auch seine Duftwässerchen fanden reißenden Absatz.

Und so konnte sich Falco Faretti auf die faule Haut legen. Zwei Monate wollte er ausspannen.

Natürlich nicht allein. Nein, Faretti umgab sich immer mit den schönsten Girls. Er brauchte sich dabei gar nicht mal anzustrengen, die Mädchen kamen zu ihm, und wenn er einer einen Job verschaffte, war die durchaus bereit, beide Augen zuzudrücken und mit ihm ins Bett zu steigen.

So lief das eben.

In diesem Jahr erfüllte sich Faretti einen Jugendtraum. Er wollte mit seiner Jacht eine Asien-Kreuzfahrt machen. Ausgangspunkt Hongkong, das auch wieder Zielhafen sein würde.

Er hatte eine Besatzung angeheuert und auch Gäste eingeladen. Dazu gehörten erst einmal Mädchen. Von der blonden Schwedenmaid bis zur dunkelhäutigen Perle aus Costa Rica. Sechs Girls, drei Männer. Genau die richtige Mischung. Und wenn er die Mädchen leid wurde, würde er sie irgendwo absetzen und ihnen das Geld für den Rückflug und noch ein kleines Trostpflaster in die Hand drücken.

Probleme hatte es da nie gegeben.

Kurz nach Mitternacht lief die Jacht aus. Kurs: Süd, Südost. Zielort: Japan. Von dort sollte es dann weitergehen in Richtung Formosa und dann zu den Philippinen.

Zwei Monate wollte sich Faretti Zeit lassen. Acht Wochen Nichtstun, sich nur mit den Girls beschäftigen.

Wenn das kein Spaß war …

Kabinen gab es genug auf dem Schiff. Und jede einzelne war luxuriös eingerichtet. Mahagoniholz, getäfelte Wände, Bars, Duschen, eine Sauna und natürlich Betten.

Im Augenblick machten sich die Girls für den Abend zurecht. Falco Faretti hatte sich ein wenig zurückgezogen und lag – nur mit seinem seidenen Hausmantel bekleidet – auf dem Bett. In der rechten Hand hielt er ein Whiskyglas.

Faretti war müde. Der vergangene Abend war schwer in die Knochen gegangen, und so war es nicht verwunderlich, dass er einnickte. Dabei kippte das Glas nach links. Faretti merkte nichts, bis ihm der Whisky ins Gesicht lief.

Fluchend fuhr er hoch. Der Alkohol brannte in seinem linken Auge. Er sah auf das leere Glas in seiner Hand und schleuderte es wütend gegen die Wand, wo es zerbrach.

»Shit!«

Falco Faretti hatte es sich angewöhnt, international zu fluchen. Diesmal war die englische Sprache an der Reihe.

Er schwang sich von seinem französischen Bett, presste eine Hand vor das Auge und verschwand im Waschraum. Faretti war ein Weichling. Er konnte alles vertragen, nur keine Schmerzen. Das Brennen im Auge machte ihn fast verrückt.

Die Wasserhähne in seiner Kabine waren vergoldet. Er drehte sie auf, schöpfte Wasser in die hohlen Hände und klatschte es sich ins Gesicht.

Langsam ließ das Brennen nach.

Er sah nicht, dass die Tür geöffnet wurde und die barbusige Sandra ihren schwarzhaarigen Lockenkopf in die Kabine steckte. »Hallo, Falco-Darling, wo steckst du?«

Als Faretti die Stimme hörte, drehte er durch. Er packte einen Zahnputzbecher aus Kunststoff und schleuderte ihn durch den Türspalt in Richtung des Girls.

Sandra bekam den Becher gegen den Kopf.

Sie schrie: »Aua!« Und Faretti brüllte: »Hau ab, du Nutte!«

Ohne ein Wort zu sagen, schloss Sandra die Tür.

Falco Faretti trocknete sich ab und verließ den schmalen Duschraum. Dem Becher gab er einen Tritt, dass er auf das Bett flog.

Als es klopfte, lief Farettis Gesicht rot an. »Wer ist da, zum Teufel?«

»Gordon!«

»Komm rein.«

Gordon Gray war ein Spinner. Er selbst nannte sich ein Genie. Gray malte. Er entwarf die Figuren, die hinterher auf den Modellkleidern des Modezaren zu sehen waren.

Gray behauptete von sich, der Schönste zu sein. Er trug eine hautenge rote Lederhose und die dazu passende Jacke. Auf ein Hemd hatte er verzichtet. Er liebte es, das Leder auf der nackten Haut zu spüren.

»Störe ich?«, fragte er und kämmte mit seinen fünf Fingern der rechten Hand das wellige Blondhaar.

»Kaum.«

Gray kicherte und schloss die Tür. Dann sagte er: »Hier riecht es nach Whisky.«

»Besser als nach …«

Gray lachte. »Hör auf, Falco, ich weiß, was du sagen willst. Aber ich bin ein Kulturmensch, und so etwas stößt mich ab.«

»Meinetwegen.«

Gray nahm Platz. Mit einer weibischen Bewegung schlug er beide Beine übereinander.

»Hör zu, Gray«, sagte Faretti. »Wir machen eine Fahrt mit heißen Girls, und du hast oft genug mit einer Perle rumgemacht. Deshalb wirst du dich auch hier beherrschen oder leben wie ein Eremit.«

Gray schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was du hast, Falco. Es ist doch alles in Ordnung. Was meinst du, wie scharf ich auf die schwarze Sandra bin.«

Falco Faretti lächelte unecht. »Gut, Gordon, dann sind wir uns einig. Und weshalb besuchst du mich?«

Gordon Gray fuhr mit einem Finger seinen schmalen Nasenrücken entlang und ließ die Spitze auf der Unterlippe kleben. Ohne den Finger wegzunehmen, sagte er: »Ich habe mich vorhin zwei Stunden in meiner Kabine eingeschlossen und die Karten gelegt.«

»Hör auf mit dem Mist.« Der Modezar winkte hastig ab.

»Das ist kein Mist.«

»Okay, erzähle schon.«

»Die Karten lagen schlecht. Sogar sehr schlecht. Wie ich sie auch legte und aufdeckte, weißt du, welche zum Schluss immer oben lag?«

»Nein.«

»Der Tod!«, sagte Gordon Gray mit Grabesstimme, und es war ihm furchtbar ernst mit den Worten.

»Was hat der Sensenmann mit uns zu tun?«, fragte Faretti.

»Ja, bist du denn des Wahnsinns, Falco? Wir dürfen nicht mehr weiterfahren. Wir müssen die Reise abbrechen, das ist es. Sofort.«

Falco Faretti nickte. »Wunderbar, Gordon. Du kannst die Reise abbrechen. Spring sofort über Bord, die Haie werden sich freuen, und deine Karten haben recht gehabt.«

Gray rang die Hände. »Du verstehst mich nicht, Falco, oder du willst mich nicht verstehen.«

»Ich verstehe nur, dass du Schiß hast.« Faretti stand auf und trat dicht an Gordon Gray heran. »Weißt du was, mein Lieber, ich ärgere mich jetzt schon, dass ich dich überhaupt mitgenommen habe. Ich hätte wissen sollen, was für eine Memme du bist.«

»Die Karten lügen nicht, Falco.«

Faretti begann zu singen. Es sah lächerlich aus, wie er dabei in der Luxuskabine auf und abschritt. »Wenn dir die Karten einmal bitteres Unheil künden … so heißt es doch in der Oper >Carmen< oder nicht?«

»Du solltest nicht spotten.«

»Und du solltest dir einen hinter die Binde gießen, mein Lieber.« Faretti schlug sich gegen die Stirn. »Da tummeln sich sechs heiße Girls auf dem Schiff herum, die darauf warten, dass man sich mit ihnen beschäftigt. Und was machst du? Du legst dir deine Karten und denkst an den Tod. So etwas ist für mich unbegreiflich. Tut mir leid, Gordon, aber deiner Logik kann ich nicht folgen.«

»Dann fahren wir eben in unser Unglück.« Gordon Gray stand auf. »Sorry, dass ich dich belästigt habe, Falco, aber denke an meine Warnung, wenn es soweit ist. In der nächsten Nacht schon wird der Tod an Bord kommen.«

»Jetzt reicht’s!«, zischte Faretti.

»Okay, ich gehe schon.«

Gordon Gray huschte zur Tür und war rasch verschwunden.

Falco Faretti, der Modezar aus Rom, schickte einen Fluch hinter ihm her. Die ganze Stimmung konnte einem der Kerl verderben. Dann aber dachte er an die Mädchen, und ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Frou Frou aus Costa Rica wartete sicherlich schon.

Falco Faretti trat an das in dar Wand eingelassene Klingelbrett und drückte einen bestimmten Knopf. Für das Girl das Zeichen, sich unverzüglich auf den Weg zu machen.

Zwei Minuten später war Frou Frou da. Nur mit einem beigen weitschwingenden Leinenkleid bekleidet, das wie ein Vorhang ihre Figur umhüllte. Das Kleid war an den Seiten bis zu den Hüften geschlitzt, und Faretti konnte erkennen, dass die schokoladenbraune Schönheit nur die nackte Haut darunter trug.