John Sinclair Großband 7 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 7 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 61 - 70.

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Seitenzahl: 1335

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-7306-6

Jason Dark

John Sinclair Großband 7 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0061Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Kino des Schreckens. Das kleine Mädchen lief auf das Monster zu und lächelte. >>Ich bin da.<< Das Monster nickte. Sein Zyklopenauge glühte. Nebel wirbelte fahrig um seine Gestalt. Von irgendwoher tönte seine Stimme. >>Dir wird nichts geschehen, Kleine, denn du bist die Garantie. Aber die anderen, die noch kommen, sind verloren.<< Das Mädchen nickte, obwohl es nicht verstand, was das Monster meinte. Auch wir begriffen lange Zeit nichts. Bis wir auf der Suche nach Sukos Freundin das Dimensionstor durchbrachen und im Land der Verlorenen landeten ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0062Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Guru der Toten. Kaltes Licht erhellte die Leichenkammer. Harvey Wyner, der Krankenpfleger, wollte eben den Raum verlassen, doch plötzlich stutzte er. Ein dumpfes Stöhnen drang an sein Ohr. Erstaunt sah er sich um, und erblickte das Unfassbare: Eine der mit weißen Laken zugedeckten Leichen bewegte sich. Die bleiche Hand rutschte zuckend unter dem Laken hervor. Sie wanderte zum Kopf des Leichnams. Die steifen Finger krallten sich in das weiße Gewebe. Ein plötzlicher Ruck, das Tuch flog fort ... Und dann erhob sich der Tote! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0063Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Sandra und ihr zweites Ich. Nebelfetzen zogen durch die kahlen Äste, die wie erstarrte Leichenfinger in den grauen Himmel ragten. Regen prasselte gegen die Fenster des alten Hauses. Die dunklen Backsteinmauern schimmerten feucht. Ein loser Fensterladen schwang im Sturm hin und her und schlug monoton gegen die Wand. Dumpf hallten die Schläge durch das Haus. In einem abgedunkelten Zimmer kniete eine betörend schöne Frau vor einem schwarzen Altar. Ihre funkelnden Augen waren auf ein Satansbild gerichtet, ihre Lippen bebten. "Erscheine!", flüsterte sie heiser. "Deine Dienerin Sandra fleht dich an, erscheine!" Ihr Wunsch ging auf schauerliche Weise in Erfüllung ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0064Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der Hexer von Paris. Sie trafen sich in einer grauenhaften, albtraumerfüllten Welt. Noch nie hatte ein Mensch dieses Land gesehen. Es war der Vorhof zur Hölle, das Reich der Dämonen und des absolut Bösen. Hier wurden ihre Gegner für die ewige Verdammnis und für die Hölle vorbereitet. Dieses Land war aber auch eine Tabuzone für feindliche Schwarzblütler. Hier trafen sie sich, wenn sie einen Pakt schließen wollten. Der eine, Belphégor, kam von der Erde, wo er einen Kampf gewonnen hatte. Der andere, der schwarze Tod, herrschte über zahlreiche Dämonenwelten mit grausamer Härte und Strenge. Und beide Dämonen schlossen einen schrecklichen Pakt ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0065Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Gefangen in der Mikrowelt. Wir waren Zwerge! Durch ein teuflisches Gift wurden wir auf die Hälfte unserer Körpergröße zusammengeschrumpft. Auch Sukos Freundin Shao war durch das geheimnisvolle Gift zur Zwergin geworden. Jetzt gehörte sie zu unseren Gegnern, denn sie ging ein Bündnis mit dem Dämon Belphégor ein, der uns in die Mikrowelt verbannt hatte ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0066Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Todesgeister der Sahara. Bizarre Körper mit schwarzen Flügeln erhoben sich von den nackten Felsen. Lautlos schwangen sie sich in den nächtlichen Himmel, dem blutroten Mond entgegen. Sie waren wieder unterwegs, die Todesgeister der Sahara, auf der Suche nach Opfern. In dieser Einöde waren nur die wenigen Beduinen gefährdet, aber die Todesgeister sollten sich bald auf übervölkerte Städte stürzen und sie in riesige Leichenhallen verwandeln ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0067Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Teufelssekte. Bisher hatten mir der Schwarze Tod, Myxin, der Magier, und der Spuk oft lebensgefährlichen Kummer bereitet. Doch der Schwarze Tod hatte in letzter Zeit einige Niederlagen einstecken müssen und an Ansehen bei seinen Helfern verloren. Auch Asmodis, der Höllenfürst, übersah dies nicht. Er wusste, dass die Zeit für ihn arbeitete, und wie ein Komet stieg aus unergründlichen Tiefen der Verdammnis eine neue Gestalt auf. Ein Geschöpf der Hölle wurde geboren. Asmodina, die Tochter des Teufels. Schloss auch sie sich der mysteriösen Teufelssekte an? John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0068Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Todeswalzer. Rhodes ist ein begnadeter Künstler. Seine Bilder verzücken Millionen und erzielen Rekordeinnahmen. Doch dann kommt die Krise. Der Erfolg bleibt aus. Rhodes greift zur Spritze. Er wird heroinsüchtig. Auf seinen Trips will er vergessen. Aber nach wenigen Stunden taucht er zurück in die Wirklichkeit, und seine Schmerzen beginnen von neuem. Da kommt ihm eine Idee. Er beschwört den Teufel und bittet ihn um Heilung. Doch er bietet einen hohen Preis. Seine Seele ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0069Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der unheimliche Bogenschütze. Die Augen des Burgverwalters funkelten böse, als er aus dem Fenster schaute. >>Ich werde es schaffen<<, flüsterte er. >>Ich lasse mir meine Burg nicht zerstören. Und wenn sie es doch versuchen, werden sie es teuer bezahlen. Sie kommen alle an die Reihe. Einer nach dem anderen ...<< Roman Willard nickte zufrieden und rieb sich seine schweißfeuchten Hände, denn er brauchte nicht selbst als Rächer aufzutreten. Dafür hatte er einen anderen. Einen teuflischen Komplizen. Den unheimlichen Bogenschützen! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0070Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Teufelsbraut. Sie sah so hinreißend aus wie eine Schönheitskönigin. Ihr Anblick verzauberte jeden Mann. Wer dem Charme und dem strahlenden Lächeln der Schönen verfiel, war dem Tod geweiht, denn Zsa Zsa war eine Teufelsbraut. Und ihr nächstes Opfer war ich ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumKino des SchreckensVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Kino des Schreckens

Das kleine Mädchen lief auf das Monster zu und lächelte.»Ich bin da.«Das Monster nickte. Sein Zyklopenauge glühte. Nebel wirbelte fahrig um seine Gestalt. Von irgendwoher tönte seine Stimme. »Dir wird nichts geschehen, Kleine, denn du bist die Garantie. Aber die anderen, die noch kommen, sind verloren.« Das Mädchen nickte, obwohl es nicht verstand, was das Monster meinte.Auch wir begriffen lange Zeit nichts. Bis wir auf der Suche nach Sukos Freundin das Dimensionstor durchbrachen und im Land der Verlorenen landeten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2815-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Kino des Schreckens

Das kleine Mädchen lief auf das Monster zu und lächelte.

»Ich bin da!«

Das Monster nickte. Sein Zyklopenauge glühte. Nebel wirbelte fahrig um seine Gestalt. Von irgendwoher drang seine Stimme. »Dir wird nichts geschehen, Kleine, denn du bist die Garantie. Aber die anderen, die noch kommen, sind verloren.«

Das Mädchen nickte, obwohl es nicht verstand, was das Monster meinte. Auch wir begriffen lange Zeit nichts. Bis wir auf der Suche nach Sukos Freundin Shao das Dimensionstor durchbrachen und im Land der Verlorenen landeten …

Die nackte Angst peitschte ihn voran!

Ted Summer taumelte durch die schmale Straße. Er hatte die Hände halb vors Gesicht geschlagen und sie dabei gespreizt. Tränen sickerten durch seine Finger, seine Knie waren weich wie Pudding, und über seinen Körper jagten regelrechte Fieberschauer.

Ted Summer hatte das Grauen gesehen!

Für ihn war es jetzt noch unbegreiflich, aber die Tatsachen sprachen dafür.

Linda war weg.

Linda May, seine Freundin, seine Geliebte – sein alles.

Man hatte sie geholt.

Schwer atmend blieb Summer stehen. Er musste einfach eine Pause einlegen, das Laufen hatte ihn zu sehr angestrengt. Schlimm quälten ihn die Seitenstiche. Seine Lungen arbeiteten wie Blasebälge.

Ted Summer stand kurz vor dem Zusammenbruch.

Wie ein Betrunkener näherte er sich torkelnd der abgeblätterten Fassade einer Hauswand und lehnte sich dagegen. Schwer rang er nach Atem. Sein Puls raste. Unnatürlich weit drangen die Augen aus den Höhlen. Das dunkle Haar klebte ihm schweißnass in der Stirn. Der Magen schien in die Kehle zu steigen und verursachte ein Würgen.

Ein Wagen fuhr durch die Straße.

Der Mann wandte den Kopf. Er schaute in das blendende Licht der beiden grellen Kreise und blickte schnell zu Boden. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich zu verstecken. Wenn sie ihn jetzt holten, dann war es ihm egal. Er würde keinen Widerstand mehr leisten, er war gar nicht dazu in der Lage.

Der Wagen fuhr vorbei.

Summer konnte sich nicht mehr freuen. Er war zu müde.

Allmählich ebbte die Schwäche ab. Seine Kräfte kehrten zurück. Doch die Angst blieb.

Wieder dachte er an Linda, und wieder stieg das heiße Würgen in seiner Kehle hoch. Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Zu schrecklich war alles gewesen.

Er ging weiter.

Schwerfällig, wie ein alter Mann. Seine Füße schlurften über den Boden. Er schaffte es kaum noch, sie anzuheben.

»Polizei«, murmelte er, »ich muss zur Polizei …«

Aber er war nicht mehr in der Lage, diesen Gedanken auch in die Tat umzusetzen.

Und wer würde ihm glauben?

Ted schüttelte den Kopf. Nein, das musste er allein durchstehen. Ihm konnte keiner helfen. Weg aus London, hinaus aufs Land, wo er niemanden sah und wo auch keiner Fragen stellte.

Doch Linda blieb verschwunden.

Und es würden Fragen auftauchen. Und man würde ihn finden. Bestimmt sogar. War es dann nicht besser, wenn er mit den Polizisten redete? Wenn er alles sagte. Von Anfang an erzählte?

Die Begegnung mit der Polizei kam früher, als er erwartete. Er hatte in Gedanken versunken eine Straßenkreuzung erreicht und stieß plötzlich mit den beiden Bobbys zusammen.

»He, wen haben wir denn da«, sagte der Größere der beiden und hielt Ted Summer fest, bevor dieser an ihm vorbeiwischen konnte.

Summer blieb stehen.

Der Bobby hatte einen harten Griff. Er zog den Mann so zu sich heran, dass er ihn genau ansehen konnte.

Aus einer Handbreit Entfernung starrten sie sich ins Gesicht. Der Bobby war schon einige Jahre im Streifendienst tätig. Er wollte keinen anderen Posten, denn hier kam er mit Menschen zusammen, erlebte immer etwas Neues und konnte sich um die großen und kleinen Probleme der Leute kümmern.

Er war zu einem Menschenkenner geworden.

Und bei Ted Summer sah er sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Dieser Mann hatte Angst.

»Bitte, Sir«, stammelte Ted, »lassen Sie mich. Ich …«

Der Bobby schüttelte den Kopf. »Nichts da, Mister. Mit Ihnen stimmt doch etwas nicht.«

»Ich – ich …«

»Also, was ist los?« Der Bobby machte seinem Kollegen ein Zeichen. Der verstand und lief schon auf den Streifenwagen zu, der einige Schritte entfernt mit abgeblendeten Lichtern parkte. »Ich schätze, Sie haben uns einiges zu berichten.«

»Was sollte ich …?«

»Ja, ja, schon gut.« Der Polizist brachte Ted Summer zum Wagen. Sein Kollege hatte schon die Tür aufgestoßen. »Hier redet es sich viel gemütlicher, Mister.«

Ted Summer wurde in das Fahrzeug bugsiert. Die Tür knallte ins Schloss.

»So, nun erzählen Sie mal«, lächelte der großgewachsene Bobby.

Ted holte tief Luft. »Sie ist weg«, sagte er.

»Wer ist weg?«

»Linda.«

»Okay, und wer ist Linda?«

»Meine Freundin, Sir. Ich war – nein, wir waren zusammen im Kino. In einem schrecklichen Film. Einem Horror-Schocker. >Blutige Nächte< lautete der Titel.«

Ted schwieg und schluckte.

»Und dann?«, fragte der Bobby und grinste. »Dann haben Sie sich bestimmt verkracht, und Ihre Freundin ist Ihnen abgehauen. Sie sind ihr hinterhergerannt und wollten sie zurückholen. Dabei sind Sie uns in die Arme gelaufen. So war es doch – oder?«

»Nein, so war es nicht.«

Die Bobbys schauten sich an. »Sind Sie überfallen worden? Mister? Hat man Sie zusammengeschlagen? Was ist? Reden Sie? Weshalb sind Sie so gelaufen? Vor wem haben Sie Angst?«

»Vor dem Skelett«, flüsterte Ted.

»Wie bitte? Ich habe nicht verstanden?«

»Schon gut, Sir. Es – es ist mir nur so herausgerutscht. Glauben Sie mir.«

Da war Ted Summer aber an den Falschen geraten. Wenn dieser Bobby sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann focht er es auch durch. Da ging er jedem Detail nach. Dass hier etwas nicht stimmte, sagte ihm sein Gefühl.

Und hier roch er förmlich, dass es sich um eine faule Sache handelte. Der Mann war nicht normal. Er reagierte auch nicht wie jemand, der überfallen worden war, eher wie einer, der aus der Anstalt entwichen war.

Ja, ein Verrückter.

»Was war im Kino, Mister?«, fragte der Bobby beinahe sanft.

»Sie haben sie geholt.«

»Wer hat sie geholt?«

»Die Monster. Sie waren auf einmal da. Erst nur auf der Leinwand, wissen Sie. Es war ja ein Film.« Ted Summer hob den Kopf. In seinen Augen lag ein irres Funkeln. Seine Hände fanden sich, und die Finger krampften sich ineinander. »Sie kamen!«, stieß er abgehackt hervor. »Die Monster stiegen zu uns. Ich … ich …« Wild schüttelte er den Kopf, sodass die Haare flogen. »Sie haben sie mitgenommen. Geraubt. Der Film … alles ist wahr … das Böse ist da … es ist nah …«

Über den Kopf des Mannes hinweg trafen sich die Blicke der beiden Polizisten. Der Ältere schüttelte den Kopf, und sein Kollege nickte bestätigend.

Der Mann gehört in eine Irrenanstalt. Beide Bobbys dachten das gleiche.

»Fahr ab«, sagte der Ältere.

Sein Kollege setzte sich hinter das Lenkrad.

Als der Motor angelassen wurde, ruckte der Kopf Summers hoch. »Wo schaffen Sie mich hin?«, flüsterte er.

»Dort wo Sie sicher sind, mein Bester.«

»Nein!« Die Stimme des Mannes zitterte. »Wir müssen ihr doch helfen. Wir müssen sie zurückholen. Bitte …«

»Ja, ja. Später, mein Lieber.« Der Bobby schüttelte den Kopf. Er glaubte den Erzählungen des jungen Mannes nicht und hielt ihn für geistesgestört.

Er irrte …

*

Draußen hatte es ein heftiges Gewitter gegeben, aber das störte mich nicht. Es war Freitag, und vor mir lag das Wochenende. Ich kam vom Dienst, schleuderte die Schuhe von den Füßen, ging zum Kühlschrank und nahm mir eine Flasche Bier.

Es zischte, als das kalte Getränk ins Glas rann. Das war Musik in meinen Ohren. Ich wartete, bis sich eine kleine Schaumkrone gebildet hatte, setzte das Glas an die Lippen und trank in langen Schlucken.

Das tat gut.

Mit dem Glas in der Hand schritt ich durch die Wohnung, stellte im Vorbeigehen das Radio ein und trat ans Fenster.

Die Gewitterfront hatte sich verzogen. Sie war in Richtung Westen gewandert, dem Meer entgegen. Über London lag wieder ein strahlend blauer Sommerhimmel. Wir befanden uns mitten in der ersten Hitzeperiode des Jahres, und die Hitze nistete mittlerweile auch in den Wohnungen der Häuser.

Was ich am Wochenende machte, das wusste ich noch nicht. Aber es würde irgendetwas mit Wasser zu tun haben. Ich konnte an die Küste fahren und Jane Collins mitnehmen. Ich würde sie später anrufen, da sie – das wusste ich – noch nicht zu Hause war. Sie hatte einen Versicherungsfall am Hals, der sie ziemlich in Anspruch nahm, jedenfalls hatte sie während der Woche nur einmal angerufen.

Die Conollys waren auch verreist, und Suko hatte mit seiner neuen Freundin Shao alle Hand voll zu tun. Das Girl hatte doch einige Schwierigkeiten, sich in London einzuleben, obwohl sich Suko mit ihr viel Mühe gab.

Beim zweiten Zug war das Glas leer. Ich wischte mir den Schaum von den Lippen und goss noch einmal nach. Der Feierabendschluck war wirklich eine Wohltat.

Im Bad wartete die Dusche auf mich. Ich zog meine verschwitzte Kleidung vom Körper und stellte mich unter die eiskalten Strahlen. Sie hämmerten förmlich auf meine Haut, die langsam eine krebsrote Farbe annahm.

Ich genoss es, unter der Dusche zu stehen, seifte mich ein und spülte meine Haut dann wieder ab.

Plötzlich schellte es.

Es war zum Heulen.

Ich stellte die Dusche ab, wickelte mir ein Handtuch um die Hüften und schritt zur Tür. Zum Glück besaß die Tür ein Guckloch, und ich peilte hindurch.

Im Flur stand Shao.

Das war ein Ding.

Ich öffnete.

Die Chinesin lächelte mich an. Sie trug ein grünes Sommerkleid, das figurbetont geschnitten war und hatte die langen Haare hochgesteckt. In den schrägstehenden Mandelaugen blitzte es, als sie meinen Aufzug sah.

»Ich stand gerade unter der Dusche«, erklärte ich. »Komm rein.«

Shao schritt an mir vorbei. Sie hatte einen sagenhaften Gang. Er war nicht provozierend, aber schön anzusehen.

Suko hatte eine verdammt gute Wahl getroffen. Und dabei wollte Shao ihn damals umbringen. 1 Aber das war vergessen.

Ich schloss die Tür. Shao hatte es sich schon in einem Sessel bequem gemacht.

»Wo ist Suko?«, fragte ich.

»Unten in der Garage. Er putzt seine Maschine.«

Ich nickte. »Möchtest du was trinken?«

»Nein, danke.« Shao schüttelte den Kopf. Sie legte ihre langen Finger gegeneinander. Die Nägel waren grün lackiert, passend zur Farbe des Kleides. »Eigentlich wollten wir dich heute Abend einladen, John.«

»Und wohin?«

»Ins Kino.«

»Ehrlich?«

»Ja.« Sie lächelte. »Suko und ich wollten uns einen Film ansehen. Und da du ja nichts besonderes vorhast, dachten wir, gehen wir zu dritt. Hinterher können wir dann ja noch chinesisch essen gehen. Wird bestimmt ein netter Abend.«

Ich wiegte den Kopf. »Nicht schlecht der Vorschlag.«

»Du gehst also mit?«

»Wie heißt denn der Film?«

»Blutige Nächte.«

»Krimi oder Horror?«

»Horror.«

Das passte mir gar nicht. Ich habe beruflich so viel mit Horror zu tun, dass ich nicht scharf darauf war, mir noch einen Gruselfilm anzusehen.

Shao sah mir an, dass ich nicht vor Begeisterung platzte. »Du hast also Lust?«

»Wer ist denn von euch beiden auf die Idee gekommen?«

»Ich.«

»Und Suko war einverstanden?«, wunderte ich mich.

»Warum nicht.«

Warum auch nicht. Da hatte sie schon recht. Und Suko war verliebt. Da wirft man so manche Vorsätze über Bord, wenn es einen mal gepackt hat. Ich konnte ihn verstehen. Aber ich hatte keine Lust, mir den Schinken anzuschauen. Das chinesische Essen nachher, das war schon etwas anderes.

Das sagte ich Shao auch.

»Okay«, erwiderte sie. »Wie machen wir es dann? Holst du uns vom Kino ab?«

»Meinetwegen. Wir können uns nach der Vorstellung treffen.«

»Na fantastisch.« Sie lächelte.

»Wo wird denn der Schinken gespielt?«

Shaos Gesicht zeigte einen erstaunten Ausdruck. »Das weißt du nicht, John? Der Film ist doch Tagesgespräch in London. >Blutige Nächte, ein Schokker für Nervenstarke.‹ Die Zeitungen überschlagen sich. Den Film sollte sich niemand allein ansehen, so lauten die Slogans. Da ist schon was los.«

»Ja, das glaube ich dir gerne. Aber du musst verstehen, dass ich keine Lust habe, mir noch einen gespielten Horror anzuschauen.«

»Klar. Der Film läuft übrigens im Odeon.«

»In welchem?« Ich fragte bewusst, denn bei uns in London gibt es zahlreiche Filmtheater mit diesem Namen.

»Das in der Noel Street.«

»Soho.«

»Ja.«

»Okay, ich komme. Wann ist die Vorstellung zu Ende?«

Shao erhob sich. »Um zwanzig Uhr fängt sie an. Dann sei mal gegen zweiundzwanzig Uhr da.«

»Abgemacht.«

Shao tippte mir gegen die nackte Brust, auf der noch ein paar Wassertropfen perlten. »Und jetzt zieh dich an, sonst denken die Leute noch wer weiß was.«

»Danke für den Rat.«

Shao lächelte und ging. Sie war in der letzten Zeit viel selbstständiger geworden. Vielleicht fühlte sie sich in London jetzt doch wohler. Es war ihr zu gönnen.

Ich streifte bequeme Kleidung über. Ins Kino gehen wollte ich nun doch nicht. Und vor allen Dingen nicht in einen Horrorfilm.

Obwohl ein chinesisches Essen auf der Liste stand, wollte ich noch einen Bissen zu mir nehmen. Im Kühlschrank fand ich eine Büchse mit Corned Beef, öffnete sie und aß ein paar Scheiben Toast dazu. Das ganze spülte ich mit Kaffee hinunter.

Ein richtiges Junggesellenmahl. Aber es schmeckte. Das war die Hauptsache.

Und dann klingelte das Telefon.

Plötzlich meldete sich der kleine Mann im Ohr. John, das gibt Ärger.

Ich überlegte, ob ich abheben sollte, entschied mich dann dafür und meldete mich nach dem fünften Läuten mit einem forschen: »Sinclair!«

»Oberinspektor Sinclair?« Die Stimme des Anrufers klang sehr förmlich.

»Ja, der bin ich.«

»Mein Name ist Sergeant Walcott. Revier Soho. Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber ihr Vorgesetzter, Superintendent Powell, hat mich an Sie verwiesen.«

Ich nickte höflich. Wie konnte es auch anders sein. »Und worum dreht es sich, Sergeant?«

»Es geht um einen Untersuchungsgefangenen, den wir in der vergangenen Nacht aufgelesen haben. Wir dachten zuerst, es sei ein Verrückter aus der Klinik entwichen, doch diesbezügliche Nachforschungen stellten sich als negativ heraus.«

»Alles gut und schön, Sergeant, aber was habe ich mit der Sache zu tun?«

»Nun, der Mann redete dauernd von Monstern und einem Schwarzen Tod. Außerdem von Skeletten …«

»Sergeant!«, unterbrach ich ihn.

»Sir?«

»Auf welcher Dienststelle sitzen Sie?«

Er gab mir die Anschrift durch.

»Okay, ich bin spätestens in einer halben Stunde bei Ihnen. Und geben Sie auf den Mann acht.«

»Sehr wohl, Sir. Und vielen Dank.«

Ich hatte schon aufgelegt. Der Sergeant hatte einen Namen erwähnt, der mich elektrisierte.

Der Schwarze Tod!

Er war mein Erzfeind Nummer eins. Und sobald ich nur einen Hinweis auf ihn oder auf eine Aktivität seinerseits erfuhr, war ich am Ball. Dieser Erzdämon und die rechte Hand des Satans hatte mir schon verflucht viel Ärger bereitet. Er war darauf programmiert, die Welt zu unterjochen und die Menschheit in seine Gewalt zu bekommen.

Fünf Minuten später war ich abfahrbereit.

Suko wohnte nebenan.

Ich schellte dort, aber niemand öffnete. Er und Shao waren schon weg.

Da war nichts zu ändern. Das chinesische Essen musste wohl ausfallen. Allerdings ahnte ich zu dieser Stunde noch nicht, wie sehr plötzlich die Ereignisse ineinandergriffen und zu einem grauenvollen Drama anwuchsen.

*

»Da scheint wahrhaftig was los zu sein«, sagte Shao und deutete nach vorn.

Suko hatte seine Maschine abgestellt und gesichert. Jetzt hob er den Kopf.

Shao hatte recht. Vor dem Kino drängte sich eine Menschenmenge. Die Reklame leuchtete rot auf und übergoss die Zuschauer mit einem blutig fahlen Schein. Es waren zahlreiche Jugendliche gekommen.

Blutige Nächte zog.

Suko schlenderte mit Shao Hand in Hand näher. Sie waren schon ein seltsames Paar. Beide hatten sich umgezogen und in Leder gekleidet. Suko in schwarzes, Shao in rotes. Dieses Leder machte die Chinesin ungeheuer sexy, und das fand nicht nur Suko, sondern auch einige Rocker.

Sie pöbelten Shao an.

Suko und Shao ließen sie gewähren. Der Chinese wollte keine Schlägerei. Er war hergekommen, um sich zu amüsieren.

Sie reihten sich in die Schlange der Wartenden ein.

»Hätten doch Karten vorbesorgen müssen«, meinte Shao und drängte sich an Suko, der beschützend seinen freien Arm um sie legte. In der anderen Hand hielt er den Helm.

»Hinterher ist man immer schlauer.«

Es ging nur langsam vorwärts. Shao hatte schon Angst, dass das Kino ausverkauft sein würde, bevor sie an die Reihe kamen. Vor ihnen befand sich ein Pärchen, das schon zum drittenmal den Film besuchte. Und die Frau hatte noch immer Angst.

Sie erzählte von einigen Szenen, die Suko nur ein müdes Grinsen entlockten, bei Shao jedoch Schauer verursachten.

»Ich glaube, der Film wird schlimm«, flüsterte sie Suko zu.

Der Chinese hob die Achseln.

Die Frau, die so viel erzählte, hatte die Worte ebenfalls vernommen. Sie drehte sich um. »Und ob der schlimm wird, Miss. Mein Mann und ich gehen bereits zum drittenmal in die Vorstellung. Ich kann Ihnen sagen, wenn dieser …«

»Emma, bitte!«, fiel der Mann ihr ins Wort.

Sie kicherte. »Sorry. Hätte ich Ihnen doch bald die Spannung genommen.«

Suko zeigte seine Zähne. »Das macht doch nichts, Gnädigste.«

Die Frau grinste wie das berühmte Honigkuchenpferd.

Shao und Suko waren der Kasse inzwischen näher gekommen. Sie standen bereits unterdacht. Die Werbeleute hatten sich etwas einfallen lassen. Wo früher kahle Wände gähnten, hingen nun Plakate. Die grellen Farben sprangen dem Betrachter richtig in die Augen.

Es waren bewusst keine Bilder ausgestellt. Man warb mit reißerischen Texten in der Art: Kommen Sie – und erleben Sie den Horror-Film des Jahres.

Suko grinste, als er Shaos Gesicht sah. »Noch kannst du es dir überlegen.«

»Nein.«

»Wie du willst.«

Suko wunderte sich sowieso über seine Freundin. Sie hatte die Idee gehabt, in diesen Film zu gehen. Wie sie darauf gekommen war, wusste Suko nicht. Wahrscheinlich hatte die Werbung sie animiert.

Der Chinese wollte Shao natürlich nicht allein ins Kino lassen, aber mich hatten sie nicht dazu überreden können.

Nur noch wenige Leute waren vor ihnen.

»Welche Reihe nehmen wir?«, fragte Suko. Es war immerhin ihr erster gemeinsamer Kinobesuch.

»Ziemlich weit hinten.«

Suko wiegte den Kopf. »Wenn wir da noch Karten bekommen.«

Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Du wirst es schon schaffen.«

Auf Sukos Gesicht ging die Sonne auf.

Zwei Minuten später war er tatsächlich an der Reihe. Er brauchte nur den Kopf zu heben und sah Schilder mit der Aufschrift >ausverkauft< leuchten.

Nur noch die ersten fünf Reihen waren frei.

»Zweimal Reihe fünf«, sagte Suko.

Die magere Frau in dem Kassenhäuschen grinste mit trockenen Lippen. »Es ist nur noch Reihe eins zu haben.«

»Dann geben Sie mir die«, sagte Suko.

Die Frau riss zwei Karten ab und Suko zahlte einen stolzen Preis, denn der Eintritt war erhöht worden. Wegen Überlänge, hieß es.

Mehrere Glastüren markierten den Kinoeingang. Vier breite Steinstufen führten zu ihnen hinauf. Nur ein Türflügel stand offen. Ein dicker schwitzender Mann riss die Karten ab, bedachte Shao mit einem langen Blick aus seinen Schweineäuglein und reichte Suko und das Mädchen weiter an eine pferdeschwänzige Platzanweiserin, die vor ihnen bis zum Eingang des Kinosaals hertänzelte und dann sagte: »Reihe eins.«

»Das hätten wir sogar ohne Ihre Hilfe gewusst«, erwiderte der Chinese trocken.

Die Platzanweiserin war schon wieder weg.

Zum Glück hatte der Film noch nicht begonnen. Es war so hell, dass Suko und Shao sich gut zurechtfanden, während eine Diawerbung über die Leinwand flimmerte.

Sie schritten den schrägen Seitengang hinunter. Ein Rocker legte provozierend seine Beine in den Gang, und Shao wäre fast darüber gestolpert, hätte Suko sie im letzten Augenblick nicht festgehalten.

Der Rocker grinste. Ein bleiches Milchgesicht leuchtete dem Chinesen entgegen. »Ich habe deine Puppe lieber liegend«, behauptete er und behielt das Grinsen bei.

»Wenn ich dir jetzt die Antwort gebe, die dir zusteht, vergehe ich mich an Kindern«, erwiderte Suko. »Deshalb lasse ich es bleiben. Und nun sei friedlich, Bruder.«

Suko und Shao gingen weiter, als wäre nichts gewesen.

»Diese Rockerplage nimmt langsam ziemliche Missstände an«, beschwerte sich Shao.

»Wenn die Kerle zu frech werden, kriegen sie eins aufs Maul«, sagte Suko.

Sie hatten inzwischen die erste Reihe erreicht. Als sie zu ihren Plätzen schritten, warfen die Köpfe Schatten auf die verhältnismäßig große Leinwand. Suko drückte Shaos Sitzfläche nach unten und ließ sie Platz nehmen.

Die Diawerbung war beendet, und es folgte das Vorprogramm. Ein Kulturfilm, den niemand interessierte. Pfiffe gellten durch das Kino, als irgendein Professor über die alten Römer sprach.

Inzwischen waren auch die letzten Plätze in der ersten Reihe besetzt. Die Platzanweiserin schloss beide Türen zum Vorraum hin. Jetzt stand einer Aufführung des Horror-Films nichts mehr im Wege.

Suko rutschte in seinem Sitz vor und machte die Beine lang. Immer würde er sowieso nicht auf die Leinwand schauen, denn dann bekam er irgendwann Genickstarre.

Drei Gongschläge kündeten den Beginn des Hauptfilms an. Suko wusste aus der Werbung, dass nun niemand mehr das Kino betreten durfte. Es wurde wirklich spannend gemacht.

Langsam teilte sich der Vorhang. Suko und Shao spürten den Luftzug, als er zur Seite glitt. Die verstaubten, künstlichen Blumenblätter am Rand der Bühne zitterten. Shao fasste nach Sukos Arm. »Es geht los«, raunte sie.

Der Chinese nickte nur.

Suko war nicht so recht bei der Sache. Ihn störte etwas. Er wusste nicht genau, was es war, aber irgendwie hatte sich die Luft verändert. Okay, in einem gefüllten Kino ist die Luft nie gut, aber diesmal hatte sie einen Beigeschmack.

Leicht süßlich.

Wie Blut …

Suko räusperte sich. Auf der Leinwand erschien ein riesiger Blutfleck, der plötzlich zerplatzte und zu einer Schrift wurde.

BLUTIGE NÄCHTE.

Dann setzte die Musik ein. Schrill, disharmonisch und ungeheuer mächtig. Schon jetzt schraken die meisten Zuschauer zusammen. Ein junges Mädchen schrie auf. Shao umklammerte Sukos Arm.

Die Chinesin hatte sich in den letzten Wochen sehr geändert. Nichts mehr war von ihrer damaligen Härte zurückgeblieben. In Hongkong hätte sie solch ein Film nicht berührt. Aber nun dachte sie europäischer, und sie fürchtete sich.

Suko konzentrierte sich nicht auf das Leinwandgeschehen, sondern schaute sich um.

Shao saß rechts von ihm. Er blickte an ihr vorbei, sah bleiche Gesichter und weit aufgerissene Augen. Finger hatten sich um die Lehnen gekrallt. Lippen zuckten. Mit offenem Mund saugten die Zuschauer die Luft ein.

Suko runzelte die Stirn. Er spürte auf einmal das leichte Schwindelgefühl, das ihn gepackt hielt.

Er stieß Shao an.

Sie reagierte nicht.

Erst beim zweiten, etwas heftigeren Anstoß wurde sie aufmerksam. »Was ist?« Sie drehte den Kopf, und Suko sah in ihren Augen einen seltsamen Glanz.

Er wurde nachdenklich. »Spürst du nichts?«, fragte er.

»Was?«

Suko lächelte. »Schon gut.«

Mit dieser Antwort hatte er gelogen. Nichts war gut. Etwas stimmte hier nicht.

Nur – was?

Suko drehte sich auf dem Sitz. Er merkte, dass diese Bewegung ihm schwerfiel. Eine innere Stimme wollte ihn davon abhalten, doch der Chinese setzte seinen Willen durch.

Wieder schaute er in Gesichter.

Regungslos saßen die Menschen in ihren Sitzen. Wie Statuen. Sämtliche Köpfe waren erhoben, die Augen hatten sie auf die Leinwand gerichtet. Kein Flüstern, keine leisen Gespräche, wie das sonst üblich war – nur die starren, auf die Leinwand gerichteten Blicke.

Dort lief inzwischen der Vorspann aus.

Die Schrift verschwand.

Der Film begann.

Suko drehte sich wieder um. Auch er schaute jetzt hoch zur Leinwand. Die Musik war leiser geworden, aber sie klang noch immer schrill und disharmonisch, passend zu den filmischen Vorgängen.

Nebel, wie sollte es anders sein. Schemenhaft nur waren die alten Grabsteine zu erkennen. Eine Gestalt, die über den Friedhof schlich, die näherkam.

Ein Kind …

Ein Mädchen. Jung – nicht einmal zehn Jahre. Sie trug ein rotes Kleid, ein Kopftuch und helle Strümpfe. Das Mädchen sang. Glockenhell klang die Stimme.

Die Musik steigerte sich. Das Mädchen ging nichts ahnend weiter. Fröhlich sang sie zu der Melodie.

Doch das Grauen lag schon auf der Lauer. Hinter einem Grabstein tauchte es auf.

Gierig – ein Monster …

Kameraschwenk. Man sah das Mädchen von vorn. Ein Lächeln umspielte den schmalen Mund. Wie ein Frosch hüpfte sie über ein flaches Grab. Irgendwo knisterte es.

Das Mädchen blieb stehen.

Schaute sich um.

Da weiteten sich ihre Augen. Entsetzen, Angst, Grauen – all diese Eigenschaften vereinigten sich in ihrem Blick. Noch sah der Zuschauer nicht, was das Mädchen entdeckt hatte, aber es musste schlimm sein. Die Musik wurde zu einem regelrechten Inferno.

Suko schaute zur Seite.

Die Zuschauer waren gebannt.

Angespannt hockten sie auf ihren Sitzen, die Hände zu Fäusten geballt. Shao erging es nicht anders. Ihre Lippen bewegten sich, sie flüsterten unhörbare Worte.

»Shao!« Suko stieß das Mädchen an.

Sie reagierte nicht.

»Komm zu dir!«, forderte er.

»Lass mich! Das Mädchen, es ist daes lauert. Auch bei uns! Das Böse kommt, das Grauen ist nah …«

Abgehackt stieß Shao die Worte hervor, und Suko konnte ihr nicht einmal widersprechen. Auch er spürte den Odem der Angst. Wie ein schleichendes Gift machte er sich breit, erfüllte den Kinosaal, hüllte die Menschen ein, machte ihn zu seinen Gefangenen.

Grauenhaft …

Kamerastopp.

Dann ein Schwenk – Zeitlupe.

Jetzt sahen auch die Zuschauer, was das Mädchen zuvor entdeckt hatte. Ein peitschender Akkord.

Die Musik war grässlich.

Ebenso grässlich wie das Bild auf der großen Leinwand …

*

Ich fand vor der Polizeistation einen freien Parkplatz. Hier waren immer mehrere Parktaschen für Dienstfahrzeuge reserviert. Mein Bentley rollte in eine hinein.

In diesem Teil von Soho gab es nicht das totale Vergnügen. Hier überwogen die kleinen Geschäfte, Teestuben und Restaurants, sowie Pubs. Man trank hier ein Feierabendbier. Die Touristen bevölkerten die Gegend nur, wenn die Läden geöffnet hatten. Doch um diese Zeit waren die Shops schon geschlossen.

Das Revier lag in einem alten Backsteinbau. Auf dem Dach blitzte eine Antenne im letzten Licht der untergehenden Sonne. Die Strahlen fielen schräg über die Stadt und verzauberten manch schmutzige Ecke in einen romantischen Winkel.

Die unteren Fenster waren vergittert. Außerdem bestanden die Scheiben zur Hälfte aus undurchsichtigem Glas.

Ich klopfte und öffnete sofort die Tür.

Ein großer Raum nahm mich auf. Durch Holzgitter war er in mehrere Teile getrennt. Eine lange Bank an der Wand roch noch nach Farbe. Zwei Streuner saßen dort und warteten darauf, abgeholt zu werden. Bei einem schaute der Flaschenhals aus der Rocktasche.

»Ich möchte einen Sergeant Walcott sprechen«, sagte ich und blieb vor einer Holzbarriere stehen. »Mein Name ist John Sinclair!«

Der grauhaarige Mann spritzte hinter seinem Schreibtisch hoch. »Ich bin Sergeant Walcott«, meldete er und wollte strammstehen, um zu grüßen.

»Lassen Sie den Quatsch«, sagte ich.

Der Penner hinter mir lachte. »Endlich ein normaler Bulle«, gluckste er.

Ich reichte dem Sergeant die Hand. »Wo finden wir denn unseren Freund?«, fragte ich.

»Warten Sie, Sir!« Der Beamte hob eine Klappe und stand neben mir. Wir schritten durch den Gang an der Bank vorbei, wo mich der Penner anschielte. Sein Kollege war eingeschlafen.

Durch eine Eisentür gelangten wir in den Zellentrakt des Untersuchungsgefängnisses. Der Geruch von Bohnerwachs stach mir in die Nase. In dem Linoleum des Zellenbodens konnte man sich spiegeln.

Zur Verfügung standen drei Zellen. Richtige Käfige mit einem Bett, einem kleinen Hocker und einem Waschbekken als Einrichtung.

Nur eine Zelle war besetzt.

Ich schaute den Mann an.

»Das ist Ted Summer«, sagte der Sergeant.

Ich nickte nur.

Summer machte einen deprimierten Eindruck. Er saß auf dem Bett, seine Hände fuhren fahrig über die angewinkelten Knie. Das blauschwarze Haar war zerzaust, der Anzug zerknittert, die Haut fahl. Tief lagen die Augen in den Höhlen. Misstrauen, aber auch Hoffnung glomm mir aus ihnen entgegen.

»Schließen Sie auf«, sagte ich zu meinem Begleiter.

Der Sergeant schaute mich an, sagte aber nichts. Schweigend holte er einen Schlüsselbund hervor und öffnete die Tür.

Ted Summer stand auf. Seine trokkenen Lippen formten eine Frage. »Wer sind Sie?«

Ich lächelte. »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard.«

Summer nickte.

»Setzen Sie sich doch wieder«, sagte ich und nahm auf einem Hocker Platz. Ich holte die Zigaretten hervor. »Rauchen Sie?«

»Ja.«

Ich gab auch eine Runde Feuer. Der Sergeant stand draußen im Gang vor der Zelle in Hab-acht-Stellung. Sollte er.

»Wie ich hörte, hatten Sie Schwierigkeiten, Mr. Summer?«, begann ich die Befragung.

Er hustete trocken. »Schwierigkeiten ist gar kein Ausdruck. Diese dummen Ignoranten wollten mir kein Wort von dem glauben, was ich erlebt hatte.«

Walcott meldete sich. »Ich muss doch sehr bitten.«

»Ist aber wahr!«

»Beruhigen Sie sich, Mr. Summer. Ich bin gekommen, um Sie anzuhören.«

»Danke.« Er sog an der Zigarette. »Am besten fange ich ganz von vorn an. Wir waren im Kino, Linda und ich.«

»Wer ist Linda?«

»Meine Freundin, Linda Long. Schon seit Wochen läuft in Soho ein toller Gruselfilm. Blutige Nächte. Und da Linda für diese Filme schwärmt, bin ich mitgegangen. Wir saßen in der ersten Reihe. Es war schrecklich. Der Film ebenso wie die Ereignisse, die plötzlich von der Leinwand in den Kinoraum hineinprojeziert wurden. Die grauenhaften Gestalten kamen aus der Leinwand auf uns zu.«

»Sie haben da einen Namen erwähnt«, sagte ich. »Der Schwarze Tod.«

»Ja, so nannte sich jemand. Ein schwarzes Skelett mit leuchtend wei-Ben Augen. Es griff auch in das Geschehen ein, kam in eine Nebelwolke gehüllt in den Zuschauerraum und packte Linda.«

»Was geschah mit ihr?«

»Sie wurde in die Leinwand gezogen und verschwand in einer Welt, die es normalerweise gar nicht gibt.«

»Dann ist der Film zu einer grausamen Realität geworden«, sagte ich.

»Genau, Sir.«

»Aber was haben die anderen Zuschauer gesagt?«, fragte ich ihn. »Sie müssen doch etwas bemerkt haben?«

»Nein. Ich weiß auch nicht wieso. Vielleicht war es auch die Luft.«

»Welche Luft?«

»Die aus der Leinwand. Sie roch so komisch. Süßlich, irgendwie. Wie Blut«, flüsterte er.

Ich nickte. »Und was haben Sie gemacht?«

»Gerannt bin ich. Fluchtartig habe ich das Kino verlassen. Ich wollte Hilfe holen. Linda musste doch befreit werden. Sie kann nicht in dieser Leinwand bleiben.«

»Nein, das geht auf keinen Fall.« Ich gab Ted Summer recht.

»Und was wollen Sie machen?«, fragte er mich. »Sie – Sie glauben mir doch – oder?«

»Ja, ich glaube Ihnen. Hieß das Kino Odeon?«

Er nickte.

»Dann werde ich mich in diesem Schuppen einmal umsehen, Mr. Summer.«

»Was geschieht mit mir?« Er sprang auf und schaute mich hoffnungsvoll an.

Ich drehte den Kopf und wandte mich an den Sergeant. »Für mich besteht kein Grund, den Mann noch länger hier zu behalten«, sagte ich.

»Sehr wohl, Sir.«

»Dann entlassen Sie mich?«, fragte Summer.

Der Sergeant nickte.

Summer atmete auf. »Vielleicht sehe ich Linda doch noch wieder«, schluchzte er.

Ich wünschte ihm jedenfalls viel Glück, obwohl ich seine Hoffnung nicht so recht teilen konnte.

»Ich begleite Sie noch hinaus«, sagte Walcott. »Wir regeln dann später alles, Mr. Summer.«

»Aber lassen Sie nicht zu lange auf sich warten.«

»Ja, ja.«

Auf dem Gang fragte mich der Sergeant. »Glauben Sie den Quatsch, den er da erzählt hat?«

»Ich glaube ihn nicht nur, ich halte ihn sogar für sehr wahrscheinlich.«

Der Sergeant wurde blass. »Natürlich, Sir.«

Ich hatte keine Lust, dem Sergeant den Fall noch groß zu erklären, sondern sagte zum Abschied: »Sorgen Sie dafür, dass der Mann schnellstens entlassen wird.«

Dann war ich verschwunden. Was die uniformierten Kollegen über mich dachten, war mir egal.

Mich aber hatten Summers Worte elektrisiert. Dem Kino, von dem er geredet hatte, hätte ich an diesem Abend fast einen Besuch abgestattet und wäre damit mitten im Fall gewesen.

Jetzt saß mir wieder die Zeit im Nacken.

Aber Suko war da. Und damit ein Trumpf-As.

Dass diese Karte im Moment nicht stach, konnte ich wirklich nicht ahnen …

*

Blutbefleckte Pranken schoben sich von der Seite her ins Bild.

Das Mädchen schrie.

Durch die in Mode gekommene neue Tontechnik wurden die Schreie noch mehrfach verstärkt und schnitten grell durch den Kinosaal.

Die Kleine floh.

Das Monster drehte sich.

Ein Aufstöhnen ging durch die Reihen der Zuschauer, als sie den grauen Riesen sahen.

Er hatte nur entfernt menschenähnliche Gestalt. Sein Körper schien von einem ewig wabernden Nebel umhüllt zu sein, aus dem sich nur hin und wieder festere Formen manifestierten, je nachdem, wie sich das Untier bewegte.

Wo der Kopf saß und eigentlich das Gesicht mit all seinen Attributen sein musste, gloste dem Betrachter ein Auge entgegen, das dunkelgrün schimmerte.

Das Monster war ein Zyklop.

Die Kleine hatte inzwischen die Flucht ergriffen. Sie rannte so rasch sie ihre Beine tragen konnten, floh vor diesem entsetzten Abbild des Grauens, das sich umgewandt hatte und nun den entsetzten Zuschauern Angst und Schrecken einjagte.

Die Menschen saßen wie festgeleimt.

Auch Shao. Sie stand unter einer besonderen Spannung. Sie hatte den Oberkörper leicht vorgebeugt, saß dabei jedoch kerzengerade und stützte sich mit beiden Händen an den Sessellehnen ab.

Ihr Blick war starr auf die Leinwand fixiert.

Suko bemerkte es mit Grauen. Er bekam aber auch mit, dass sich die Luft immer mehr verschlechterte, und dann sah er den Grund.

Der Nebel, der im Film wogte oder wogen sollte, existierte als Realität.

Er drang aus der Leinwand in den Kinosaal.

In dicken Schwaden bewegte er sich über den Boden, formte Figuren, verlief wieder, ballte sich zusammen und kroch weiter wie eine riesige Schlange.

Sein Ziel waren die Zuschauer.

Aber auch der graue Riese kam immer näher. Plötzlich wurde Suko klar, dass der Riese es dem Nebel nachmachen und aus der Leinwand klettern würde.

Ausgerechnet jetzt saßen Shao und er in der ersten Reihe. Unwillkürlich fuhr Sukos Hand unter die Achsel, doch eine Silberkugelpistole steckte nicht in der Halfter. Suko war schließlich zum Vergnügen ins Kino gegangen.

Wenn noch etwas zu retten war, dann jetzt.

Sie mussten raus!

Suko drehte sich nach rechts und packte Shaos Arm. »Komm!«, zischte er. »Weg hier!«

Shao wirbelte zu ihm herum. »Nein!«, fauchte sie.

Unwillkürlich zuckte der Chinese zurück. So hatte Shao ihm noch nie geantwortet. So hart und entschlossen, fast feindselig.

Hatte das Böse bereits von ihr Besitz ergriffen?

»Bitte?«

»Du sollst mich in Ruhe lassen!«, knurrte Shao ganz in der Kehle. Die anderen Zuschauer kümmerten sich nicht um die beiden. Sie waren zu sehr von dem Geschehen auf der Leinwand gefesselt.

Und dort tat sich etwas.

Das Monster verließ seinen Standort.

Plötzlich leuchtete das Auge überstark auf. Im nächsten Augenblick zischte ein Blitzstrahl daraus hervor, durchteilte den Nebel wie ein Speer und traf haargenau ins Ziel.

Das Ziel war Shao!

Der Strahl tat ihr nichts. Er fächerte nur auf dem Körper auseinander und hüllte sie ein wie ein übergroßer Poncho.

Suko war im ersten Moment vor Angst und Entsetzen gelähmt. Er konnte es nicht fassen, dass sich dieses Monster seine Shao als Opfer ausgesucht hatte.

Aber Shao freute sich.

Bevor Suko es verhindern konnte, sprang sie auf.

Und ging dem Monster entgegen, das in diesem Augenblick in voller Größe aus der Leinwand stieg.

Sie trafen sich auf halber Strecke. Aus dem Körper des grauen Ungeheuers löste sich etwas, was man mit gutem Willen als zwei Arme bezeichnen konnte.

Wie Tentakel umklammerten sie Shao.

Da griff Suko ein.

Er federte von seinem Sitz hoch, wollte sich auf das Monster stürzen, doch nach zwei Schritten knickten ihm die Beine weg. Der giftige Nebel machte auch ihm zu schaffen.

Verzweifelt schnappte Suko nach Luft. Er hatte das Gefühl, als wären seine Lungen zugenäht.

Der Schwindel wurde stärker.

Auf einmal drehte sich alles vor Sukos Augen. Sein Gesicht verzerrte sich. Er nahm alle Kräfte zusammen, sah, dass Shao an das Monster gepresst dastand und zu diesem grünen Auge hochschaute.

»Shao!«, krächzte Suko und streckte in einer verzweifelten Geste seine Arme aus.

Noch einen Schritt …

Suko fiel.

Schwer schlug er zu Boden. Er rollte sich dabei herum, kam so zu liegen, dass er die in der ersten Reihe sitzenden Zuschauer anblicken konnte und sah, dass der Nebel sie ebenfalls erreicht und in seinen Bann gezogen hatte.

Suko versuchte es ein letztes Mal. Er stemmte sich hoch, schaffte es nur bis zur Hälfte, dann knickten seine Arme ein, als bestünden sie aus weichem Draht.

Schwer fiel der Chinese aufs Gesicht. Den Schmerz spürte er schon nicht mehr, denn eine gnädige Bewusstlosigkeit hielt ihn umfangen. Shao jedoch wurde von dem grauen Monster in die Leinwand hineingezogen und war innerhalb von Sekunden verschwunden.

Der Film lief weiter.

Die nächste Szene zeigte ein lächelndes Kindergesicht …

*

Ich sah Sukos Maschine neben einer Hauswand parken. Die langen Scheinwerferbahnen strichen über das sorgfältig gepflegte Metall und brachen sich dort zu zahlreichen Reflexen.

Ich stoppte. Sacht rollte der Bentley aus. Halb schräg setzte ich ihn auf den Bürgersteig, stieg aus und schloss den Wagen ab. Mit schnellen Schritten näherte ich mich dem Kino.

Die Reklame leuchtete so grell, dass sie schon von Weitem zu sehen war. Ich brauchte nicht einmal eine halbe Minute, um in den großen Vorraum zu gelangen.

In den Schaukästen hingen keine Bilder. Der Boden bestand aus gelbem Stein. Abfall und Zigarettenkippen gaben ihm ein mieses Muster.

Ein paar Spaziergänger schauten auf die bunten, reißerischen Plakate und sprachen über den Film. Ich suchte einen Verantwortlichen. Den Geschäftsführer oder Inhaber.

Ich sah von keinem auch nur einen Hosenzipfel. Dafür verließ eine schon ältere Frau das Kassenhäuschen. Sie hatte eine Geldkassette unter den Arm geklemmt und schaute sich misstrauisch nach allen Seiten hin um.

Diese Frau steuerte ich an.

Als sie mich auf sich zukommen sah, öffnete sich ihr Mund zu einem Schrei. Wahrscheinlich dachte sie, ich wäre ein Dieb oder Mörder, doch das Wort »Polizei!«, ließ sie innehalten.

Unschlüssig blieb sie stehen.

»Guten Abend«, sagte ich ruhig. »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin von Scotland Yard. Ist der Eigentümer oder der Geschäftsführer zu sprechen?«

»Was wollen Sie denn von dem?«

»Das sage ich ihm selbst.«

Die Frau verzog ihre schmalen Mundwinkel. »Auch wenn Sie ’n Bulle sind, haben Sie noch lange nicht das Recht, sich so mies aufzuführen. Merken Sie sich das.«

»Moment, Madam. Ich führe mich nicht mies auf. Ich habe höflich gefragt. Sie haben den unhöflichen Ton in das Gespräch mit hineingebracht.«

Sie hob die Schultern. »Ist auch egal, aber Mr. Potter können Sie jetzt nicht sprechen.«

Die Frau war härter als mancher Ganove. Ich hatte aber keine Lust, mich auf lange Diskussionen mit dieser Frau einzulassen, deshalb drängte ich sie zur Seite und schritt auf die Glastüren des Kinoeingangs zu.

»Bleiben Sie stehen!«, rief sie mir nach. »Da ist abgeschlossen!«

Ich rüttelte an der Tür. Sie war tatsächlich zu.

Die Frau lief mit ihrer Kassette hinter mir vorbei, schimpfte, sodass die anderen Nachtbummler schon aufmerksam wurden.

Aber auch ein anderer wurde aufmerksam.

Plötzlich wurde eine schmale Tür aufgedrückt, die ich bisher nicht gesehen hatte. Heraus trat ein Mann, dessen Gesicht mich an einen Vollmond erinnerte. So rund war es. Und auch die Haut schimmerte leicht gelblich. Die kleinen Schweinsaugen blinzelten tückisch. Der Knabe hatte einen runden Körperbau und trug einen leichten Sommeranzug. Die Haare hatten eine rotblonde Farbe, der Mund war kaum zu sehen, so farblose Lippen besaß er.

»Das ist ein Bulle!«, keifte die Alte. »Sieh dich vor, James.«

Mir entging das Zusammenzucken des Mannes keineswegs. Für mich war der Kerl das personifizierte schlechte Gewissen.

Ich ging ihm entgegen. »Sind Sie Mr. Potter, der Eigentümer oder Pächter des Kinos?«

»Ja, der Eigner. Und Sie?«

Ich stellte mich vor und zeigte auch meinen Ausweis. Die Frau stand an der Tür und belauerte uns.

»Was wollen Sie?«, fragte Potter.

Ich deutete auf die Glastür. »In den Zuschauerraum will ich.«

»Lohnt sich nicht, Mister. Der Hauptfilm hat schon begonnen.«

Ich lächelte. »Das macht nichts. Sie haben doch sicherlich die Freundlichkeit und begleiten mich.«

»Nein.«

»Dann muss ich allein gehen.«

»Da ist abgeschlossen.«

Ich blieb stur. »Öffnen Sie!«

Er rieb sich die fleischige Nase. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«

Den hatte ich nicht. »Nein, Mr. Potter, aber es besteht der Verdacht, dass es, sagen wir mal, in Ihrem Kino nicht mit rechten Dingen zugeht. Und deshalb möchte ich Sie bitten, mich auch ohne Durchsuchungsbefehl hineinzulassen.« Noch blieb ich freundlich, obwohl mir die Zeit auf den Nägeln brannte, denn die Vorstellung war bald beendet.

»Sie kommen hier nicht rein. Außerdem ist abgeschlossen, wie ich Ihnen schon sagte.«

»Damit verstoßen Sie gegen die Sicherheitsbestimmungen«, belehrte ich ihn im scharfen Tonfall.

»Kratzt mich nicht. Ist auch nicht Ihr Bier.«

Nun war ich es leid. Ich spielte ungern meine Kompetenzen aus, aber ich besaß einen vom Innenminister persönlich ausgestellten Ausweis, der mir manche Tür öffnete. Außerdem konnte ich mich auf das Gesetz »Gefahr im Verzug« stützen.

Den Ausweis hielt ich Potter vor die Nase.

Er las, verzog die Lippen, riss mir die Hülle aus den Fingern und schleuderte sie zu Boden. »Da sehen Sie, was ich von Ihrem Mist-Ausweis halte.«

Ich blieb ganz ruhig, obwohl ich innerlich kochte. Ich bückte mich, hob den Ausweis auf und steckte ihn ein. Es lag auf der Hand, dass James Potter etwas zu verbergen hatte. Er wurde unsicher, als ich auf ihn zuschritt, dann vorbeiging und die Tür ansteuerte, durch die er gekommen war.

Hinter mir hörte ich schnelle Schritte. Die Frau an der Tür trat dafür etwas vor.

Dann klatschte eine Hand auf meine Schulter. Ich blieb stehen und wandte mich um.

Wir starrten uns an. »Nehmen Sie Ihre Pranke weg!« Es muss wohl etwas in meiner Stimme gewesen sein, das Potter aufhorchen und vorsichtig werden ließ.

Die Hand fiel nach unten.

»Ich warne Sie das letzte Mal«, sagte ich. »Behindern Sie mich nicht bei meiner Arbeit.«

»Dann gehen Sie.«

Ich schritt auf die Frau zu. Doch sie brauchte mir nicht mehr den Weg freizugeben. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Potter auf die Eingangstür zuging und hastig aufschloss. Es wurde auch Zeit, denn in diesem Moment tauchten die ersten Kinobesucher auf.

Der Film war zu Ende.

Ich machte kehrt und sah nicht das höhnische Grinsen der Frau.

An der linken Seite baute ich mich auf und beobachtete, wer aus dem Kino kam.

Unter den Besuchern waren viele junge Gäste. Der Film musste einen starken Eindruck bei ihnen hinterlassen haben, sie sprachen gar nicht miteinander, wie es sonst Besucher machten, wenn sie das Kino verließen. Sie kamen mir vor wie in Trance.

Ja, Trance, das war es.

Erst in Nähe der Straße fingen sie wieder an zu reden. Irgendetwas war während der letzten neunzig Minuten mit den Besuchern vorgegangen. Da war ich mir sicher.

Welch eine Schau lief hier ab?

Der Zuschauerstrom wurde dünner, und auf Suko und Shao wartete ich vergeblich.

Hatten sie sich den Film etwa gar nicht angesehen? Doch, ich hatte Sukos Harley vor dem Kino gesehen.

James Potter schlich von der Seite her auf mich zu. Soeben verließen die letzten Besucher das Kino.

»Ich will wieder abschließen«, sagte er.

»Nein. Zuerst sehe ich mir den Zuschauerraum an, Mister.«

»Aber das ist ein ganz normaler Saal.«

»Davon möchte ich mich persönlich überzeugen, Mr. Potter. Diesmal werden Sie mich nicht daran hindern.«

»Bitte. Wie Sie wollen. Aber es gibt wirklich nichts Besonderes zu sehen.«

Eine Antwort bekam er nicht. Statt dessen betrat ich den Innenraum des Kinos. Ich konnte wählen. Sowohl rechts als auch links führte ein Weg in den Zuschauerraum.

Was mir auffiel, war der Geruch. Er war nicht der normale Kinomief, der nach einer Vorstellung immer entströmte, dieser Geruch war anders. Ganz anders.

So süßlich – betörend.

Wie Rauschgift …

Sollte in diesem Kino vielleicht Heroin oder irgendein anderes Zeug umgesetzt werden? Möglich war alles. Dealer ließen sich immer etwas Neues einfallen, um an das Geld der Abhängigen zu gelangen.

Ich schlug den Weg nach rechts ein und schritt vorbei an den Verkaufsständen für Süßigkeiten. James Potter folgte mir nicht. Ich sah es, als ich einen raschen Blick über die Schulter warf.

Ein letztes Paar begegnete mir.

Sie gingen Arm in Arm, wobei die Frau sich eng gegen ihren Begleiter drückte und ihm Worte ins Ohr flüsterte, die ich nicht verstand.

Ich blieb vor den beiden stehen.

Sie hoben die Köpfe, schauten mich an, sahen mich aber nicht. Ich war für sie gar nicht vorhanden.

Doch Rauschgift?

Ich trat zur Seite.

Die beiden gingen vorbei.

James Potter hielt sich an der Tür auf. Er hatte eine Hand gegen den Rahmen gestützt und bedachte mich mit nicht gerade freundlichen Blicken.

Ich war Potters Feind.

Aber warum?

Wenn ich den Grund herausfand, hatte ich sicherlich einen überwiegenden Teil des Rätsels gelöst. Sorgen machte ich mir auch um Suko und Shao. Ich hatte die beiden bisher noch nicht gesehen. Wenn sie im Kino gewesen waren, dann hatte man Suko entweder gefangen genommen und irgendwo versteckt oder aber ausgeschaltet.

Und das endgültig.

Bei der letzten Möglichkeit zog sich mir der Magen zusammen, wenn ich daran dachte.

Die Holztür zum Zuschauerraum war geöffnet. Die Luft im Raum selbst roch noch muffiger als die am Eingang. Ich verzog das Gesicht.

Es brannte die Notbeleuchtung. Kleine, rotgelbe Lampen an den holzvertäfelten Seitenwänden. Der Weg zur Leinwand führte bergab. Ein alter, völlig abgetretener Sisalteppich kratzte gegen die Fußsohlen.

Links von mir sah ich die Zuschauerreihen. Ein Mittelgang trennte die Sessel von den Holzstühlen.

Es war noch ein altes Kino.

Ich hatte mich inzwischen an die schlechte Luft und an den Geruch gewöhnt. Spürte jedoch in meinem Schädel eine seltsame Leere. Ich wischte mir über die Stirn und bemerkte, dass mein Handrücken schweißnass war.

Die Luft machte mir zu schaffen!

In diesem Kino stimmte eine ganze Menge nicht. Trotzdem behielt ich einen klaren Kopf. Ich hatte mir vorgenommen, den Zuschauerreihenblock zu umrunden. Fand ich dann keine Spur von Suko und Shao, würde ich jede Reihe einzeln untersuchen und mich anschließend in den anderen Räumen des Kinos umsehen. Zum Beispiel im Vorführraum oder in den Kellern.

Ich erreichte die erste Reihe, machte die Kurye und ging parallel zur Leinwand.

Nach drei Schritten blieb ich abrupt stehen.

Auf dem Boden lag etwas.

Ich lief näher, bückte mich und fühlte unter meinen Händen Kleiderstoff.

Der Mann lag auf der Seite. Als ich ihn herumdrehte, erkannte ich ihn.

Es war Suko!

*

Im ersten Augenblick bekam ich einen Schreck. Sukos Augen waren halb geöffnet. Auch als ich mich näherbeugte, erkannte ich kein Leben in ihnen.

Sollte er …?

Ich fühlte nach dem Puls.

Er schlug.

Dem Himmel sei Dank!

Aber was war mit dem Chinesen geschehen? Und vor allen Dingen, wo befand sich Shao?

Sicherlich konnte mir Suko eine Antwort darauf geben. Mit der flachen Hand schlug ich gegen seine Wangen. Immer noch eines der besten Mittel, jemanden aus der Bewusstlosigkeit zu holen.

Doch bei Suko nützte es nichts. Er ›schlief‹ zu tief und zu fest.

Ich presste die Lippen zusammen. Mir war klar, dass dieser James Potter etwas mit Sukos Zustand zu tun haben musste. Und ich würde Potter ein paar unangenehme Fragen stellen, darauf konnte er sich verlassen. Diesmal kam er mir nicht mit billigen Ausflüchten davon. Darauf konnte er Gift nehmen.

Ich musste Suko leider hier liegen lassen, wenn ich mit Potter redete. Aber mein Freund befand sich meiner Meinung nach nicht in unmittelbarer Gefahr.

Doch ich hatte Potter unterschätzt. Plötzlich hörte ich das Geräusch in meinem Rücken, und noch ehe ich etwas unternehmen konnte, presste sich ein harter kalter Gegenstand in meinen Nacken.

Im gleichen Atemzug hörte ich Potters Stimme. »Sei nur ruhig, Bulle, sonst blase ich dir ein Loch in deinen Schädel …«

*

Ich hätte mich selbst ohrfeigen können. Dieser Kerl hatte mich reingelegt, weil ich ihn nicht ernst nahm.

Selbstverständlich kam ich seinem Befehl nach, weil ich mir keine Kugel einfangen wollte.

Ich blieb also ruhig hocken und stützte die flachen Hände auf den Boden.

Einige Sekunden verstrichen.

»Und jetzt?«, fragte ich. Der Mündungsdruck an meinem Hals war noch immer nicht verschwunden.

Potter lachte. »Ist doch klar, Bulle, dass ich dich umlegen werde«, höhnte er.

Ich schluckte. Diesen Vorsatz nahm ich ihm ohne Weiteres ab. »Haben Sie schon mal einen Menschen getötet?«, fragte ich.

»Nein. Aber irgendwann ist es immer das erste Mal.«

»Eine miese Philosophie«, knirschte ich.

»Besser als gar keine.«

Darauf gab ich keine Antwort. James Potter war ein Verbrecher, und es ist ziemlich schwierig, solche Menschen von der Sinnlosigkeit ihres Tuns zu überzeugen.

Der Druck verschwand.

Ich schöpfte etwas Hoffnung, doch Potter sagte: »Steh auf!«

Langsam erhob ich mich und vermied es dabei, eine zu schnelle Bewegung zu machen. Ich wusste genau, wie nervös dieser Kerl reagierte.

»Umdrehen!«

Ich gehorchte.

Jetzt stand Potter vor mir. Er hielt ein Gewehr mit beiden Fäusten umklammert. Ich erkannte im Zwielicht nicht genau, um was für eine Waffe es sich handelte, aber es konnte ein alter belgischer Militärkarabiner sein.

Ich hob sicherheitshalber die Arme, was Potter zu einem Grinsen veranlasste.

»Du bist ja gut, Bulle. Oder hast du Angst?«

»Ich bin nur nicht lebensmüde«, antwortete ich.

Er lachte.

Ich hatte keine große Lust, die Zeit mit banalen Gesprächen zu vertrödeln. Ich wollte nur wissen, was mit Shao und Suko geschehen war.

Und danach fragte ich auch.

»Ich weiß nicht, was mit dem Gelben los ist«, erwiderte James Potter.

»Er hatte noch eine Frau dabei«, sagte ich. »Ebenfalls eine Chinesin.«

»Ja, ich erinnere mich.«

»Sie ist verschwunden.«

»Schon möglich.« Er grinste widerlich.

Potter fiel mir mit seinen Kaugummiantworten und seinem miesen Grinsen auf den Wecker, aber ich musste mich beherrschen. »Dann wissen Sie also, was mit der Frau geschehen ist.«

»Das habe ich nicht gesagt.«

»Was wird hier eigentlich gespielt? Dieser Geruch im Zuschauerraum ist doch nicht normal. Lassen Sie hier ein Gas einblasen, Mister? Ich habe vor nicht allzu langer Zeit mit einem Mann gesprochen, der ebenfalls in diesem Kino war und sich auch den Film angesehen hat. Dieser Mann stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Er sprach von Monstern, die nicht nur auf der Leinwand existieren. Was, zum Teufel, hat es mit diesem Film auf sich?«