John Sinclair Großband 9 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 9 E-Book

Jason Dark

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 81 - 90.

Jetzt herunterladen und sofort losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1341

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-7308-0

Jason Dark

John Sinclair Großband 9 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0081Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Sensenmann als Hochzeitsgast. Ein Schulbus überfährt im dichten Nebel eine schemenhafte Gestalt. Besorgt steigt der Fahrer aus - und wird auf bestialische Weise vom Schwarzen Tod umgebracht. Nun befinden sich die Schüler und zwei Lehrerinnen in der Gewalt des Superdämons - und ahnen nicht, dass sie nur Teil eines entsetzlichen Racheplans sind. Denn der Bus war auf dem Weg zur Hochzeit von Karin Becker und Will Mallmann! Jason Dark: Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte überhaupt niederschreiben soll. Sie ist so schrecklich und grauenhaft, dass mir manches Mal die richtigen Worte gefehlt haben. Dann sagte ich mir, dass ich es meinen treuen Lesern schuldig war, über die Begebenheiten zu berichten. Und so fühle ich mich dazu verpflichtet, meine Freunde daran teilhaben zu lassen. Die Geschichte handelt von Mord, Grauen und Tod - aber auch von einer unerschütterlichen Liebe ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0082Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Horror-Nacht. Viele hundert Jahre währte seine Blutherrschaft nun schon. Mit immer neuen Angriffen hatte er die Menschheit in Atem gehalten. Viele Menschen hielten das, was man sich über ihn erzählte, für reine Schauermärchen. Doch sie wurden eines Besseren belehrt, als dieser schreckliche Vampir eines Abends wieder aus seiner Gruft stieg, um seinen Bluthunger zu stillen. Es wurde eine wahre Horror-Nacht ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0083Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Spinnendämon. Das Moor warf Blasen. Heiseres Stöhnen und Röcheln drangen aus der Tiefe. Knöcherne Finger griffen in die Luft und ballten sich zur Faust. Ein ausgemergelter Schädel folgte den beiden Armen. Er war bleich und hohl wie ein Totenkopf. Die erloschenen Augen in dem zerstörten Gesicht begannen zu funkeln. Dem Stöhnen folgte dumpfes Lachen. Dann stieg der Unheimliche aus dem stinkenden Moor. Er betrat die Oberwelt, um unschuldige Opfer ins Verderben zu ziehen ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0084Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Das Buch der grausamen Träume. Irgendwann wurde es geschrieben! Niemand kannte den Verfasser genau, aber viele wussten, was es mit diesem Buch auf sich hatte. Die Geheimnisse der Hölle waren darin offenbart. Jedes Kapitel zeigte die Schreckenstaten, zu denen die Hölle fähig war. Es wurde aber auch erklärt, wie man die Macht eines mächtigen Dämons brach und ihn vernichten konnte. Aus diesem Grunde hatte der Schwarze Tod Angst, dass das Buch in die falschen Hände geriet. Doch einer war dem Buch der grausamen Träume bereits auf der Spur. John Sinclair! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0085Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Tigerfrauen greifen an! Damals, vor einem halben Jahr etwa, da war sie mir in letzter Sekunde entwischt. Serena Kyle, die Dienerin der Teufelstochter. Eine Frau, die durch ihre Schönheit blendete, doch im Innern kalt, wie ein Eisblock war. Ein Mensch ohne Herz, aber voller Rachegedanken. Sie hatte nichts vergessen. Nicht die Niederlage und nicht den Mann, der sie ihr eingebracht hatte. Das war ich. Doch Serena Kyle schlug zurück. Diesmal härter und grausamer als jemals zuvor ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0086Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Kreuzfahrt der Skelette. Seit vielen Jahrhunderten machten die Geisterpiraten die Weltmeere unsicher. Doch nun hatte Kapitän Mort Diabello genug von der Seefahrt. Er wollte seine Schreckenstaten an Land fortsetzen. Und er kreuzte bereits vor der Küste Englands. Nichts schien ihn aufhalten zu können, denn er bereitete seinen Sturm auf das Festland gewissenhaft vor... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0087Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Schrei, wenn dich die Schatten fressen! "Sterben!", ächzte Hank Selnick und warf sich auf seiner Pritsche hin und her. "Ich werde sterben, und ich will sterben!" Er lachte plötzlich und war schweißnass. Seine feuchten Hände umklammerten das kleine Buch. Das Buch der Schwarzen Magie. Mit geheimnisvollen Formeln und Beschwörungen. Und einer machte Jagd auf diese Schatten. Der Spuk ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0088Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Friedhof des Schreckens. Es begann alles ganz harmlos. Wir dachten an nichts Böses, als Sheila und Bill Conolly sich das Konzert der Horror-Rock-Band "Hot Devils" ansehen wollten. Doch dann passierten die haarsträubendsten Dinge. Und schließlich sollte sich auch unser aller Schicksal auf dem Friedhof des Schreckens erfüllen ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0089Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Werwolf-Insel. Die Insel lag vor der englischen Küste und hieß Army Island. Dort wurden die härtesten Soldaten der Armee in einer Sondertruppe ausgebildet. England war stolz auf diese Elite, doch niemand ahnte, dass nicht nur Soldaten die Insel bevölkerten. Im Untergrund war ein böser Keim aufgegangen, der seinen dämonischen Einfluss von Tag zu Tag vergrößerte. Werwölfe wurden geboren und sie fanden auf Army Island den idealen Nährboden ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0090Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Jagd auf die Dämonenwölfe. Sei dabei, wenn um Mitternacht Werwölfe ihr schauriges Unwesen treiben. Begleite Bill Conolly, der versucht, seinen Freund John Sinclair aus den Fängen der reißenden Bestien zu befreien. Zwei Menschen kämpfen verzweifelt gegen eine riesige Übermacht teuflischer Sendboten. Haben sie eine Chance, mit dem Leben davonzukommen? John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Sensenmann als HochzeitsgastVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Ein Schulbus überfährt im dichten Nebel eine schemenhafte Gestalt. Besorgt steigt der Fahrer aus - und wird auf bestialische Weise vom Schwarzen Tod umgebracht. Nun befinden sich die Schüler und zwei Lehrerinnen in der Gewalt des Superdämons - und ahnen nicht, dass sie nur Teil eines entsetzlichen Racheplans sind. Denn der Bus war auf dem Weg zur Hochzeit von Karin Becker und Will Mallmann!Jason Dark: Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte überhaupt niederschreiben soll. Sie ist so schrecklich und grauenhaft, dass mir manches Mal die richtigen Worte gefehlt haben.Dann sagte ich mir, dass ich es meinen treuen Lesern schuldig war, über die Begebenheiten zu berichten. Und so fühle ich mich dazu verpflichtet, meine Freunde daran teilhaben zu lassen.Die Geschichte handelt von Mord, Grauen und Tod - aber auch von einer unerschütterlichen Liebe …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2835-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte überhaupt niederschreiben soll. Sie ist so schrecklich und grauenhaft, dass mir manches Mal die richtigen Worte gefehlt haben.

Dann sagte ich mir, dass ich es meinen treuen Lesern schuldig war, über die Begebenheiten zu berichten. Und so fühle ich mich dazu verpflichtet, meine Freunde daran teilhaben zu lassen.

Die Geschichte handelt von Mord, Grauen und Tod – aber auch von einer unerschütterlichen Liebe …

Dabei fing alles so harmlos an.

Der Herbst hatte den Sommer abgelöst. Die Nächte wurden kühler, die Tage kürzer, und vom Westen her blies ein scharfer Wind über die Höhen des Odenwaldes.

Aber nicht umsonst sagt man, dass der Herbst der schönste Maler der Natur ist. Die Blätter der zahlreichen Birken, Eichen, Linden und Kastanien wurden gelb, rot oder braun. Sie schimmerten in zahlreichen Zwischentönen, und wenn die Strahlen einer goldenen Septembersonne in den Herbstwald einfielen und letzte Nebelreste wegdampften, wurde diese Zeit zu einer der schönsten des Jahres.

In den Weinbergen begann die Lese. Der Weingeruch lag förmlich in der Luft, überall sang man auf den Volksfesten, als wollten sich die Leute vor einem langen, kalten Winter noch einmal richtig austoben.

Auf dem Land feierte man Kirchweih, die Jahrmärkte waren in fast jedem Ort zu finden, die Winzerfeste brachten Tausende von Besuchern auf die Beine. Man tanzte, lachte und war fröhlich.

Weinköniginnen wurden gewählt, um Werbung für das Getränk zu machen, von dem zahlreiche Touristenorte längs des Rheins, der Mosel oder der Saar lebten.

Der Herbst – und besonders seine schönen Sonnentage – brachten also zahlreiche Menschen auf die Beine.

Auch Kegelklubs.

Sie kamen zumeist aus West- und Norddeutschland, um hordenartig in die Weinstädte einzufallen. Es gab sogar Reiseunternehmer, die diese Kegelfahrten organisierten und sich eine goldene Nase daran verdienten.

Die Wirte freuten sich. Sie sorgten zusätzlich noch für Stimmung, indem sie Kapellen oder Einmann-Unterhalter engagierten. Die Kegelbrüder- und schwestern wussten dies zu würdigen und zahlten manchen Schein in die Kassen der Wirte.

Auch Erich Gehrmann gehörte zu den Wirten, die in den Monaten September und Oktober das große Geld machten. An und für sich verdiente Gehrmann das ganze Jahr über gut, denn sein Lokal lag günstig in der Nähe von Burg Blankenstein in einem windgeschützten Tal. Vom Gasthaus Schloss-Eck führten herrliche Spazierwege in die bunten Mischwälder des Odenwaldes und bis hinauf zu den Höhen. Im Sommer galt das Lokal als Geheimtip für fußmüde und durstige Wanderer, und es hatte sich auch herumgesprochen, dass man im Schloss-Eck ausgezeichnet essen konnte.

Erich Gehrmann war deshalb zufrieden.

Er galt bei den Gästen als humorvoller Wirt, der gern einen Schluck mittrank.

Zum Personal jedoch hatte er ein weitaus weniger herzliches Verhältnis. Das scheuchte er. Wenn die Mädchen und Kellner nicht so spurten, wie er es wollte, flogen sie raus. Es gab in den umliegenden Dörfern genug Arbeitslose, die sich dann um diese freien Stellen bewarben.

Seine Frau Gisela dachte da ähnlich. Sie hatte die Aufsicht in der Küche und scheuchte die Köche und Gehilfen. Gisela Gehrmann war eine ausgezeichnete Köchin. Sie hatte so manches Gericht selbst erfunden, das jetzt auf der Spezialitätenkarte zu finden war.

Auch an diesem Freitagabend hielt sie sich in der Küche auf, obwohl das Lokal geschlossen hatte. Geöffnet hatte nur die Schenke, die neben den großen Gasträumen lag und gemütlich eingerichtet war. An den Wänden hingen Geweihe der einheimischen Waldtiere, die Tische waren mit bunten Decken dekoriert, und die Gäste fühlten sich wohl in dieser gemütlichen Atmosphäre.

Die Schenke war immer voll. Besonders an einem Freitagabend.

Die vierzigjährige Frau mit den schwarzen Haaren, in denen die ersten Silberfäden schimmerten, schaute überrascht auf, als ihr Mann die Küche betrat.

»Was willst du denn hier?«, fragte Gisela Gehrmann und ließ einen Block sinken. Sie war dabei, den Einkauf für den nächsten Tag vorzubereiten.

Erich schloss die Tür. »Ich muss mal eine Pause einlegen. Am Tresen drängt sich der halbe Fußballverein.«

Gisela lachte. »Freu dich doch, dann läuft das Geschäft.«

»Ja, aber irgendwann möchte ich auch mal Urlaub machen.«

»Im nächsten Jahr.«

Erich winkte ab. »Das sagst du immer.«

»Dann aber bestimmt.«

Erich Gehrmann ließ seinen Blick über die Figur seiner Frau wandern. Nicht, dass er daran etwas auszusetzen gehabt hätte – Gisela war immer noch eine sehr attraktive Frau –, aber in letzter Zeit zeigte ihr Gesicht doch einige Falten mehr, die wahrscheinlich von der vielen Arbeit herrührten. Auch sie brauchte mal eine Pause. Schließlich hatte das Ehepaar Gehrmann einen Sechzehn-Stunden-Tag.

»Ist was?«, fragte sie.

Erich grinste. »Für dich wäre es auch mal gut, drei Wochen Urlaub zu machen.«

»Ich?« Sie zeigte auf sich und lachte. »Willst du den Laden schließen?«

»Das hatte ich vor.«

»Unsinn, dann laufen dir die Gäste weg. Du kannst allein fahren, Erich. Flieg meinetwegen nach Gran Canaria, da wirst du dich bestimmt erholen. Außerdem täte dir etwas Sport gut«, fügte sie noch hinzu und spielte dabei auf Erichs kugeligen Bauch an, der sich gewaltig über dem Gürtel seiner Cordhose spannte.

Erich Gehrmann war fünf Jahre älter als seine Frau, hatte ein rosiges Gesicht, eine Halbglatze und wurde von seinen Gästen Schweinchen genannt. Aber das sagten sie nur, wenn Erich nicht in der Nähe war. Er trank eifrig mit. Meistens Wein. Aus Bier machte er sich nicht viel. Aber auch Wein hat seine Kalorien.

Erich Gehrmann legte beide Hände auf sein Weingeschwür. »Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel«, sagte er. »Hast du das nicht gewusst? Und Dreßman will ich sowieso nicht werden.«

»Dann denk wenigstens an den Herzinfarkt«, mahnte seine Frau.

»Ach, das merke ich schon.«

»Willst du sonst noch was?«, fragte Gisela.

»Sicher.«

»Und was?«

Erich grinste auf eine Art und Weise, die Gisela rot werden ließ. »Verschwinde«, sagte die Frau, »deine Nachtischgedanken kannst du für dich behalten.«

»Himmel, bist du prüde.«

»Erst das Geschäft.«

»Okay, ich gehe ja schon.«

»Und wohin?«, rief Gisela ihrem Mann nach, als er bereits an der Tür war.

»Spazieren. Ich muss frische Luft schnappen.«

»Lass die Gäste nicht zu lange allein.«

»Keine Sorge.«

Erich Gehrmann verließ die Küche durch einen Seitenausgang. Seine Lederjacke hatte er sich bereits übergezogen, denn die Abende waren empfindlich kühl.

Er ging über den Parkplatz, auf dem einige Wagen standen. Das Licht hoher Gartenleuchten schuf helle Inseln. Von den Bäumen waren Blätter gefallen und lagen auf den Wagendächern.

Der Parkplatz war an drei Seiten von einem Weidezaun umgeben. Die vierte Seite diente als Einfahrt. Durch sie verließ Erich Gehrmann das Gelände und wandte sich scharf nach links, da dort ein schmaler Weg begann und in den Wald führte. Er traf auf halber Strecke den Hauptweg, der sich zur Burg hochschlängelte und für Autos gesperrt war. Beide Wege führten durch dichten Mischwald.

Gehrmann kannte sie im Schlaf.

Schon bald umschloss ihn die Dunkelheit. Nicht einmal das Schimmern der Parkplatzleuchten war mehr zu sehen. Der Wirt blieb stehen, reckte seine Arme hoch und saugte die kühle, herbe Waldluft in seine verräucherten Lungen.

Diese Entspannung tat gut, denn vor ihm lag ein heißes Wochenende. Da überstürzten sich die Ereignisse wieder.

Am nächsten Tag kam erstens ein Kegelverein, und zweitens hatte sich noch eine Hochzeitsgesellschaft angesagt.

Das Paar wollte sich in der alten Schlosskirche trauen lassen, um anschließend in der Gaststätte zu feiern.

Das brachte was in die Kasse.

Zusätzliches Personal hatte der Wirt auch schon eingestellt. Er hoffte nur, dass die Leute pünktlich waren.

Gemächlich schlenderte er weiter, wobei er seine Hände in die Hosentaschen bohrte. Der Weg führte bergauf, wurde an manchen Stellen sehr schmal, und aus dem Boden wachsende Wurzeln bildeten regelrechte Stolperfallen.

Bis auf die nächtlichen Geräusche des Waldes war es still um den einsamen Spaziergänger. Der Wirt lauschte auf das Raunen des Windes und horchte dem Rascheln der Blätter nach.

Er liebte diese abendlichen Spaziergänge, ganz im Gegensatz zu seiner Frau, die lieber zu Hause blieb.

Noch zwei Kehren, dann mündete der Pfad in den Hauptweg.

Da sah er das Leuchten.

Abrupt blieb Erich Gehrmann stehen. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel hoch.

Schräg vor ihm schimmerte das rote Licht zwischen den Ästen der Bäume.

Erich Gehrmann wischte sich über die Augen und schluckte. Er dachte sofort an UFOs, an Besucher aus dem Weltraum, die der Erde einen Besuch abstatteten.

Dann war das Licht auf einmal weg.

Von einem Augenblick zum anderen konnte Gehrmann es nicht mehr sehen. Dunkelheit umfing ihn wieder. Seine Augen mussten sich erst wieder darauf einstellen.

Tief atmete er durch. Ein unangenehmes Prickeln rann über seine Rükkenhaut, Schweiß perlte auf seiner Stirn. Angst stieg in ihm hoch. Aber auch Neugierde. Beide Gefühle kämpften miteinander. Schließlich siegte die Neugierde.

Erich Gehrmann wollte dem seltsamen Phänomen auf den Grund gehen und sich dort umschauen, wo er das rote Licht gesehen hatte. Wenn das wirklich Außerirdische waren, dann hatte der Ort seine Sensation. Im Gegenteil zu vielen anderen Menschen glaubte Erich nämlich an Besucher aus dem Kosmos. Er las in seiner knappen Freizeit viel einschlägige Literatur über dieses Thema und tat die Berichte zahlreicher Augenzeugen nicht als Unsinn ab.

Erich wollte sich überzeugen.

Er kannte das Gelände wie seine eigene Westentasche, und deshalb blieb er nicht auf dem normalen Weg. Zielstrebig kletterte er einen Hang hoch, auf dem herabgefallenes Laub einen weichen Humusteppich gelegt hatte und seine Schritte dämpfte.

Der Hang war ziemlich steil, und der Wirt kam ins Schwitzen. Auch machten seine Lungen nicht so mit, wie er wollte. Deshalb blieb er auf halbem Wege stehen und holte erst einmal tief Luft.

Über ihm wand sich ein schmaler Pfad. Er wurde von den Spaziergängern nur selten benutzt, weil er für die meisten zu schwierig war. Der Pfad führte zur Rückseite der Burg hoch.

Erich Gehrmann schaute in die Höhe und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich trotz der nächtlichen Kühle angesammelt hatte.

Auf einmal zuckte er zusammen.

Er hatte Schritte gehört.

Und zwar vom Weg her. Jemand musste dort auf dem schmalen Pfad entlangspazieren.

Gehrmann hielt den Atem an.

War außer ihm noch ein Spaziergänger unterwegs? Vielleicht der alte Burgverwalter? Oder hatten diese Schritte etwas mit dem geheimnisvollen roten Licht zu tun, das er gesehen hatte?

Der Wirt wollte es genau wissen. Er beugte sich etwas vor und krabbelte buchstäblich auf allen vieren weiter, bis er den Punkt erreicht hatte, der ihm günstig erschien.

Erich richtete sich auf. Der Blickwinkel war jetzt so, dass er auf den Weg schauen konnte.

Die Schritte waren lauter geworden. Blätter raschelten, kleinere Zweige knackten. Fahles Mondlicht sickerte durch die Baumwipfel und tauchte gerade jenen Teil des Weges in seinen silbrigen Schein, den Erich überschauen konnte.

Und dann sah er den Spaziergänger.

Erich Gehrmann glaubte, verrückt zu werden.

Über ihm schritt kein Mensch entlang, sondern ein Skelett!

*

Der Wirt hielt den Atem an. Er rührte sich nicht, wurde förmlich zu einem Denkmal, atmete mit offenem Mund und hoffte nur, sich nicht zu verraten.

Das Skelett war völlig schwarz. Da das Mondlicht auf den Weg fiel, erkannte der Wirt die Gestalt. Er sah, dass sie einen langen, dunklen Umhang trug, der beim Gehen hinter ihr herwehte. Der Knochenschädel war leicht vorgestreckt wie bei einem Langstrekkenläufer, und die knochigen Hände umklammerten den Griff einer Sense, deren Schneide im herabfallenden Licht blinkte.

Das Skelett bot einen schaurigen Anblick. Ein wenig drehte es den Kopf nach links. Gehrmann blickte für den Bruchteil einer Sekunde in das schreckliche Gesicht und sah in der Schwärze sehr deutlich die beiden hellen weißen Augen.

Dann war der Spuk vorbei.

Er hatte Erich Gehrmann nicht gesehen.

Unwillkürlich schlug der Wirt ein Kreuzzeichen. Er war kein gläubiger Mensch, doch jetzt betete er. Und danach fühlte er sich sofort erleichtert.

Die Dunkelheit hatte das Skelett verschluckt. Erich Gehrmann hörte noch die letzten Schritte, dann waren auch sie verstummt.

Es wurde still.

Erst jetzt merkte Erich Gehrmann, dass auch die nächtlichen Waldgeräusche verstummt waren. Selbst die Tiere hatten gespürt, dass etwas nicht stimmte.

Sie reagierten oft besser auf Gefahren und auf das Unheimliche, das Unerklärliche.

Der Wirt atmete tief durch. Er konnte keine Erklärung geben für das, was er gesehen hatte. Andere hätten mehr gewusst, aber die waren noch weit entfernt.

Denn Erich Gehrmann hatte keinen geringeren als den Schwarzen Tod gesehen!

*

Und der Schwarze Tod ging weiter.

Er war der Sieger, der Dämon mit der ungeheuren Macht. Er kam aus einem namenlosen Land, in dem das Grauen regierte und der Schrecken zum alltäglichen Dasein gehörte.

Der Schwarze Tod herrschte über Legionen von Dämonenscharen. Er war der Regisseur des Bösen und lenkte die Einsätze seiner zahlreichen Diener.

Manchmal jedoch bemühte er sich selbst auf die Erde. Immer dann, wenn es galt, eine besondere Aufgabe zu erfüllen.

Und die lag jetzt vor ihm.

Sein Knochengesicht verzog sich zu einem grausamen Lächeln, als er daran dachte. Er würde am nächsten Tag zuschlagen. Mit eiserner Hand und ohne Erbarmen. Wieder wollte er ein blutiges Zeichen setzen, um seinen Feinden eine Niederlage zu bereiten.

Aber eine, die tiefer ging, die schmerzen sollte, von der sie sich kaum erholten.

Denn der Schwarze Tod hatte einiges gutzumachen.

Er war nicht der Erste im Reich der Dämonen, sondern nur Satans erster Diener. Und Asmodis, der Höllenfürst, war unzufrieden mit ihm geworden. Der Schwarze Tod und seine Schergen hatten in der letzten Zeit zu viele Niederlagen einstecken müssen. Sie selbst waren kaum dazu gekommen zurückzuschlagen.

So etwas wurmte Asmodis.

Für den Höllenfürst zählte nur der Erfolg. Der Schwarze Tod aber hatte keinen.

Geduld war noch nie die Stärke des Höllenfürsten gewesen. Er gab dem Schwarzen Tod eine Frist. Hielt er sie ein und brachte Siege, war es gut. Hielt er sie nicht ein, wollte Asmodis die Konsequenzen ziehen.

Begonnen hatte er bereits damit.

Asmodina war entstanden. Die Tochter des Teufels. Nur hielt er sie noch im Hintergrund, da sie noch nicht die Erfahrung besaß, um auf Gegner wie John Sinclair oder Professor Zamorra angesetzt zu werden.

Erst sollte der Schwarze Tod noch seine Klasse beweisen. Dann würde Asmodina kommen, entweder gleichberechtigt an seiner Seite oder aber als oberer Dämon.

Das alles wusste der Schwarze Tod. Er sah seine Macht schwinden. Was ihm überhaupt nicht gefiel. Zudem hatte es sich auch bei den anderen Dämonen herumgesprochen, und so sank das Ansehen des Schwarzen Tods. Die Untergebenen brachten ihm nicht mehr den nötigen Respekt entgegen, den er verlangte.

Das sollte anders werden.

Der Schwarze Tod wollte sich wieder rehabilitieren und hatte einen teuflischen Plan erdacht.

Lauthals lachte er auf, als er daran dachte. Dabei schlug er mit seiner Sense auf einen imaginären Gegner ein. Ein blutroter Halbkreis entstand. Er zeichnete genau den Weg nach, den die Klinge genommen hatte.

Rot wie Blut.

Und Blut sollte fließen, das hatte sich der Schwarze Tod fest vorgenommen. Blut war für ihn der Samen des Bösen. Und wenn einer seiner Gegner starb, hatte er gesiegt.

Schiefgehen konnte nichts.

Der Schwarze Tod blieb stehen. Er hatte den Wald verlassen. Er stand jetzt auf der flachen Hügelkuppe, und vor ihm ragten die Mauern des Schlosses empor.

Vom Mondlicht gebadet hoben sie sich deutlich gegen das Schwarz der Nacht ab.

In der Ferne verschwammen die anderen Bergspitzen des Odenwaldes mit der Dunkelheit. Irgendwo im Tal blinkten Lichter. Ruhe lag über dem Land.

Noch …

Der Schwarze Tod rammte seine linke Faust in die Luft und stieß ein schauriges Gelächter aus, das weit über das Land hallte und in der Ferne langsam verebbte.

*

»Freust du dich?«, fragte Will Mallmann.

Karin Becker nickte.

Will lächelte. »Frau Mallmann wirst du bald heißen«, sagte er. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich glaube, ich bin ein Glückspilz.«

Karin Becker lachte. »Warte erst mal ab, bis wir verheiratet sind. Wenn du das nach fünf Jahren auch noch sagst, bin ich zufrieden, Will.«

Kommissar Mallmann strich über sein leicht gelichtetes, dunkles Haar. »Bestimmt sage ich das.«

»Man merkt, dass du noch nicht verheiratet warst.«

»Du etwa?«

»Nein«, erwiderte Karin lachend, »aber ich habe in meinem Bekanntenkreis schon zahlreiche Ehen zerbrechen sehen.«

»Es gibt auch Ausnahmen«, hielt ihr Will Mallmann entgegen. »Und dazu möchte ich zählen.«

»Na denn«, meinte Karin und verließ mit einer Entschuldigung das Zimmer.

Will saß in seinem Sessel und schaute durch das Fenster der Wohnung. Ein nie gekanntes und erlebtes Glücksgefühl durchströmte ihn. Er würde heiraten.

Noch heute.

Und das in einer Schlosskapelle, wie er und Karin es sich immer vorgestellt hatten. Diese Kapelle gehörte zu Burg Blankenstein, einem Schloss, das inmitten des wunderschönen Odenwaldes lag. Mallmann hatte es ausgesucht, nachdem es ihm von einem guten Bekannten empfohlen worden war. In der Nähe, das heißt im Tal, lag ein Gasthof, in dem sie dann feiern würden.

Gäste kamen genug.

Auf einen Polterabend hatten sie verzichtet. Dafür sollte die Hochzeit ein regelrechtes Fest werden. Mallmann hatte zahlreiche Arbeitskollegen eingeladen und seine Freunde aus England: John Sinclair, Jane Collins, Sheila und Bill Conolly, Suko und dessen Freundin Shao.

Sie hatten alle zugesagt.

Sogar John Sinclair, der wirklich einen Job besaß, um den er nicht zu beneiden war.

Etwas Privatleben musste der Mensch jedoch haben.

Und diese Hochzeitsfeier sollte von keinem Dämon gestört werden.

Auch von Karins Seite kamen Bekannte. Verwandte hatte sie kaum noch. Die Eltern waren gestorben, und mit ihren Verwandten im zweiten Glied hatte sie keinen Kontakt mehr. Dafür kamen Kollegen und auch eine Abordnung ihrer Schulkinder, denn Karin Becker war Lehrerin.

Die Kinder wollten Spalier stehen, wenn das Hochzeitspaar die Kirche verließ.

Sehr lange kannten sich Will Mallmann und Karin Becker noch nicht. Vor einigen Monaten erst waren sie sich während eines Urlaubs im Bayerischen Wald begegnet. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie hatten sich sofort verstanden. Leider war der Urlaub dann nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Ein uralter Fluch war in Erfüllung gegangen und hatte die Invasion der Skelette zur Folge gehabt.1

Die Einwohner des Dorfes waren unter den magischen Einflüssen in einen dämonischen Schlaf gefallen, und wäre John Sinclair nicht gewesen, hätte dieser Urlaub sehr böse enden können. Will Mallmann dachte noch mit Schrecken daran.

Er hatte Karin dann aufgeklärt und ihr gesagt, welch einen Beruf er ausübte.

Als Kommissar beim BKA lebte Mallmann normalerweise ziemlich ruhig, doch das Schicksal wollte es, dass er hin und wieder mit Fällen konfrontiert wurde, die in den Bereich des Übersinnlichen hineinspielten. Will Mallmann hatte erleben müssen, dass es Dinge gab, die grausam und böse waren und aus einer anderen Welt kamen. Lebende Tote, Vampire, Werwölfe, er hatte sie erlebt – und sah danach die Welt mit anderen Augen.

Lange hatte er mit Karin Becker darüber gesprochen. Karin hörte ihm zu, und Will scheute nicht davor zurück, sie vor eine Entscheidung zu stellen.

Karin hätte ihn nicht zu heiraten brauchen, wenn ihr sein Job zu gefährlich gewesen wäre. Zurück konnte Will Mallmann nicht, dafür steckte er zu tief in der Sache drin. Wie andere sah auch er es als seine Aufgabe an, das Böse zu bekämpfen.

Einen Tag hatte sich Karin Becker Bedenkzeit erbeten. Dann gab sie ihm die Antwort.

Sie war positiv.

Will Mallmann jubelte, denn nun stand einer Hochzeit nichts mehr im Weg, und er war der glücklichste Mann auf der Welt.

Der Kommissar dachte nicht mehr an Dämonen und finstere Schattenwesen. Für ihn war dieser Herbst ein herrlicher Frühling, ein Neubeginn.

Will Mallmann – ein Ehemann.

Der Kommissar schüttelte den Kopf, als er daran dachte. Vorstellen konnte er sich das kaum, aber es stimmte. Bald würde er, der alte Junggeselle, verheiratet sein. Ihn hatte es voll erwischt. Die Liebe traf ihn wie eine volle Breitseite.

Will wehrte sich nicht dagegen, denn Karin Becker war eine Frau, mit der er sich sofort verstanden hatte.

Sie kam aus Köln, hatte aber schon ihre Versetzung beantragt, um in Wiesbaden an einer Schule zu unterrichten. In dieser Stadt wohnte der Kommissar.

Will schaute auf seine Uhr.

Es war noch früh am Morgen, aber sie hatten auch noch einen Weg vor sich.

Um elf Uhr sollte die Trauung sein. Jetzt war es sieben. Eigentlich wollten sie um sieben schon fahren. Die Gäste aus England würden den Weg allein finden. Will Mallmann hatte seine Freunde erst abholen wollen, doch John war dagegen gewesen. Sie würden von Frankfurt mit zwei Taxis kommen.

Alles war wunderbar geregelt, und eigentlich konnte nichts schiefgehen.

Wills Stimmung steigerte sich noch, als die Tür geöffnet wurde und Karin das Zimmer betrat.

Die Lehrerin sah fabelhaft aus.

Zwar hatte sie ihr weißes Brautkleid noch nicht übergezogen, aber auch das andere Kleid stand ihr ausgezeichnet.

Karin Becker blieb vor der Türschwelle stehen. Sie lächelte.

Will war sprachlos.

»Gefalle ich dir?«, fragte sie.

Der Kommissar nickte.

Karin Becker, mit ihren zweiunddreißig Jahren eine vollerblühte Frau, trug das braunschwarze Haar bis auf die Schultern. Sie hatte sich nur leicht geschminkt, und ihre Pupillen erinnerten Will Mallmann an zwei vollreife Kirschen. Das modische dunkelrote Kleid bestand aus Wildseide und umschmeichelte ihre zauberhafte Figur.

»Gefalle ich dir?«, fragte sie noch einmal und drehte sich im Kreis.

»Ich bin sprachlos«, erwiderte Will. Er stand auf.

»Hoffentlich nicht in der Kirche.«

Will hob beide Hände und drehte die Innenflächen nach außen. »Da werde ich so laut ›Ja‹ rufen, dass es bis weit nach draußen schallt.«

Karin lachte.

»Was ist?«, fragte der Kommissar.

»So kenne ich dich gar nicht, Will. Sonst bist du immer so ernst, aber jetzt …«

»Da ich die schönste Frau der Welt heirate, darf ich mich doch freuen – oder?«

»Die schönste, Will? Wie vielen hast du das schon gesagt?«

»Nur dir.«

Karin Becker lächelte spitzbübisch. »Ich werde dir ausnahmsweise glauben, Will.«

»Du musst mir glauben.«

Will Mallmann hatte sich wirklich verändert. Er, der sonst immer so ernst wirkte, war direkt euphorisch geworden. Seine dunklen Augen strahlten, und das Lächeln auf seinen Lippen zeugte von einer ungeahnten Vorfreude und Ehrlichkeit. Dieser Tag sollte der schönste in Wills Leben werden. Der Kommissar freute sich nicht nur auf seine Hochzeit, sondern auch auf die Gäste.

Alle hatten zugesagt. Daran merkte Will, dass er Freunde besaß. Echte Freunde.

Karin Becker ergriff die Initiative. »Wenn du mich noch lange so anschaust, kommen wir zu spät zu unserer Trauung, Will. Wir kommen zu spät«, bemerkte sie mit einem schnellen Blick auf die Uhr.

»Okay, okay, Frau Lehrerin, ich bin schon fertig. Wo steht dein Koffer?«

»In der Diele.«

Will verließ das Wohnzimmer, in dem besonders die vier hohen Boxen seiner Musikanlage auffielen. Für diese Anlage hatte Will ein kleines Vermögen ausgegeben, aber ein Hobby muss der Mensch haben, sagte er sich immer. Und Will hörte nun mal gern Musik. Von Verdi bis Frank Zappa reichte sein Geschmack. Hauptsache der Musiker oder der Sänger ist gut.

Karin Becker teilte das Hobby. Sie ging vor allen Dingen gern ins Theater, und in letzter Zeit hatten die beiden gemeinsam einige Aufführungen gesehen. Vor allen Dingen Opern und Schauspiele.

Wills silbergrauer Opel Manta GT/E parkte draußen. Schnelle Autos waren das zweite Hobby des Kommissars. Er hätte sich für sein Leben gern einen Porsche gekauft, aber dazu reichte leider sein Gehalt nicht aus.

Der Manta war auch schnell.

Die Sonne ließ den Lack glänzen. Will hatte den Wagen noch einen Tag vorher sorgfältig geputzt und eingewachst. Er öffnete die Kofferraumhaube und stellte das Gepäckstück hinein. Zwei weitere Koffer hatten auch noch Platz gefunden, eine Reisetasche stand auf dem Rücksitz.

Karin Becker trat aus der Haustür.

Will winkte ihr zu. »Steig ein«, rief er und öffnete Karin die Beifahrertür.

Die Lehrerin nahm Platz.

Will lächelte sie an. »Wenn wir in einigen Tagen wieder hier sind, wirst du Karin Mallmann heißen.«

Die Lehrerin schüttelte den Kopf. »Du bist wie ein Primaner, Will«, sagte sie.

»Darf ich mich nicht freuen?«

»Doch.«

Der Kommissar ließ den Motor an. Er warf noch einen Blick auf das Haus, bevor er fuhr. Lange würde er nicht mehr hier wohnen bleiben. Karin besaß einen zuteilungsreifen Bausparvertrag, und sie hatten vor, sich in den nächsten Tagen ein Häuschen anzuschauen.

Die Zukunft sah also gut aus.

Keiner von ihnen rechnete mit dem Schwarzen Tod, der im Hintergrund bereits lauerte …

*

»Wir wollen zu Land ausfahren, wohl über die Fluren weit …« Die acht- bis neunjährigen Schulkinder sangen das Lied mit Begeisterung, und ihre glockenklaren Stimmen erfüllten das Innere des Busses.

Die beiden Lehrerinnen lächelten. Sie freuten sich über die Fröhlichkeit der Kinder, und auch der Fahrer war zufrieden. Er fuhr lieber Sehulkinder als Kegelbrüder.

Sie waren zu zehnt.

Acht Kinder und zwei Lehrerinnen. Für sie war es Ehrensache, Karin Becker auf die Hochzeit zu begleiten. Sogar schulfrei hatte es für diesen Tag gegeben.

Sie waren in Köln auf die Autobahn gefahren. Bereits sehr früh, es wurde gerade hell. Der kleine Bus kam gut durch, und nun befanden sie sich bereits hinter Frankfurt und fuhren in Richtung Karlsruhe.

Schnell war die Zeit vorübergegangen. Die Lehrerinnen hatten sich mit den Kindern beschäftigt. Sie spielten mit ihnen oder sangen Volkslieder.

Die ältere Kollegin hieß Elfriede Kirst, während die jüngere auf den Namen Jutta Mehnert hörte.

Jutta war nicht so streng wie ihre Kollegin und machte noch manchen Streich mit oder heckte ihn sogar selbst aus, während Frau Kirst mehr auf Disziplin achtete.

Jutta war ein modernes Mädchen. Als burschikoser Typ trug sie die Haare kurz und sah in ihren Jeans und dem weiten Pullover wie das Hippie-Mädchen von nebenan aus.

Ihre Kollegin kleidete sich strenger. Sie hatte das Haar zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten gebunden. Die Augen wirkten durch die beiden Brillengläser doppelt so groß, und wenn Frau Kirst ihre Kinder anschaute, dann zogen die Kleinen die Köpfe ein.

Im Bus jedoch hatte sie gute Miene zum lustigen Spiel gemacht und kräftig mitgesungen.

Elfriede Kirst und Jutta Mehnert mochten sich nicht besonders. Doch Jutta zeigte das nicht so sehr wie ihre ältere Kollegin. Sie lachte viel und machte jeden Scherz mit.

Im Moment hatte die Singerei Pause. Die drei Jungen und fünf Mädchen mussten sich erst erholen. Wie erschlagen lagen sie in den Sitzen und spielten die Erschöpften.

Jutta hatte außer ihrem Koffer noch einen Korb mitgebracht. Das bunte Tuch verdeckte die Süßigkeiten, die sie extra für ihre Kinder eingepackt hatte.

»Wer hat Hunger?«, rief sie.

Keine Antwort. Die Kinder schauten sie nur an. Manche lächelten, andere verdrehten »erschöpft« die Augen.

Jutta Mehnert lachte. Sie präzisierte ihre nächste Frage. »Wer hat Hunger auf was Süßes?«

»Hier!«, schrien drei auf einmal.

»Ich, ich!« Plötzlich war niemand mehr müde. Wenn es um Naschereien ging, wollte jedes der Kinder als Erstes am Korb bei der Verteilung sein.

Die junge Lehrerin lachte.

Sie griff in den Korb hinein und förderte mehrere Pakete zutage. Kleine Hände streckten sich ihr entgegen, doch Jutta schüttelte den Kopf.

»So einfach ist das nicht«, sagte sie. »Ihr müsst schon etwas dafür tun.«

»Was denn?«, fragten vier Mädchen.

»Wir machen jetzt eine Rätselstunde, bei der es Preise zu gewinnen gibt.«

Nun hatten die Kinder wieder ihren Spaß. Mit Begeisterung waren sie bei der Sache, sprangen von ihren Sitzen und versuchten sogar, über die Rükkenlehnen zu klettern, nur um in der Nähe ihrer jungen Lehrerin zu sein.

Das gefiel Elfriede Kirst gar nicht. Sie schimpfte, und die Kinder wurden ruhiger.

Jutta begann mit ihrer Rätselstunde.

Auf der linken Seite der Autobahn huschten bereits die ersten Ausläufer des Odenwalds vorbei. Bewaldete Hügel, zwischen denen der Dunst des Morgens lag. Nebel stieg aus den Tälern. Er sah aus wie dicke Dampfwolken, die ein unterirdisches Kraftwerk in den Himmel stieß.

Der Fahrer, er war ein junger Mann und von Jutta Mehnert sehr angetan, griff zum Mikrofon.

»Hier spricht der Fahrer, das große Krümelmonster«, scherzte er. »Bald werden wir von der Autobahn abbiegen, dann noch eine halbe Stunde fahren, und wir sind da.«

Die Kinder waren verstummt und hatten der Stimme des Fahrers gelauscht. Als er das Wort »Ende«, sagte, jubelten sie. Trotz der Spiele und zahlreicher Süßigkeiten waren sie es leid, so lange im Bus herumzusitzen.

Verständlich.

Die nächste Ausfahrt tauchte auf.

Der Fahrer hebelte den Blinker hoch und fuhr über den noch morgenfeuchten Straßenbelag in die Ausfahrt hinein.

Felder und Wiesen rechts und links der Straße verschwanden im Nebeldunst. Bunte Blätter lagen auf dem taunassen Gras. Die Luft schmeckte kühl. Der Herbst kam mit Riesenschritten.

Eine Ampel hielt den Bus auf. Der runde rote Kreis zerfaserte an seinen Rändern.

Auf der Autobahn war der Nebel nicht so schlimm gewesen. Hier lag er manchmal wie dicke Watte. Es gab in der Nähe einige Bäche, die eine Dunstbildung noch förderten.

Der Fahrer musste mit der Geschwindigkeit stark herunter. Er fuhr eine große Kurve, überquerte die Autobahn auf einer Brücke und rollte geradewegs auf die bewaldeten Hügel des Odenwalds zu.

Es war ein tolles Bild.

Nur die Spitzen schauten aus dem Grau der Nebelsuppe, und auf den Gipfeln schien die Morgensonne regelrecht zu explodieren. Die Strahlen sahen aus, als würden sie durch zahlreiche Linsen gebrochen. Die Straße wurde enger. Andere Fahrzeuge kamen dem kleinen Bus entgegen. Die Scheinwerfer tauchten geisterhaft aus dem Nebel auf und wirkten wie verschleierte Augen.

Die Kinder waren ruhig geworden. Zwei Mädchen schliefen sogar. Das frühe Aufstehen hatte sie geschafft.

Jutta Mehnert zündete sich eine Zigarette an, was ihre ältere Kollegin mit einem missbilligenden Blick bemerkte.

Ein kleiner Ort tauchte auf.

Der Bus fuhr bis zum Ende des Dorfes, wo geisterhaft ein Hinweisschild aus dem Nebel auftauchte.

Der Fahrer bremste intervallweise, setzte den Blinker rechts und fuhr in eine schmale Straße, die von zahlreichen Bäumen gesäumt war. Als weiche Schicht lagen die herabgefallenen Blätter im Straßengraben. Sie schimmerten vom hellen Gelb bis hin zum tiefen Rot.

Die Straße wurde enger und kurviger. Hinzu kam der Nebel. Der Fahrer musste mit der Geschwindigkeit herunter. Er ärgerte sich, aber im Herbst musste man eben mit schlechtem Wetter rechnen.

Bald wurde es hügeliger. Der Weg führte bergan. Die ersten Ausläufer der Berge waren erreicht.

Wald begann.

Rechts und links der Fahrbahn wuchsen die Bäume zusammen. Unterholz bildete einen dichten Dschungel.

Eine Kurve löste die nächste ab.

Der Fahrer schaltete herunter.

Die ältere Lehrerin versuchte, so etwas wie Heimatkunde zu machen, doch die Kinder hörten nicht zu.

Jutta Mehnert musste lächeln, als sich ihre Kollegin ärgerte.

»Wann sind wir endlich da?« quengelte ein blondhaariges Mädchen mit Ringelzöpfen.

»Gleich, Uschi. Gleich sind wir da«, erwiderte Jutta. »Und dann siehst du auch Frau Becker.«

»Hat sie wirklich ein weißes Kleid an?«

Jutta nickte.

Uschi riss die kleinen Augen auf. »Dann ist sie ja eine richtige Braut.«

»Und wie.«

»Toll!«, freute sich das Mädchen und klatschte in beide Hände.

Und dann bremste der Fahrer.

Er rammte seinen Fuß auf das Pedal. Ohne Vorwarnung und urplötzlich. Niemand im Bus hatte damit gerechnet. Alle wurden überrascht.

Die Kinder wurden nach vorn katapultiert, rutschten von ihren Plätzen und fielen in den Mittelgang.

Einige weinten.

Auch die ältere Lehrerin erwischte es. Sie schlug mit dem Kinn gegen die Grifflehne des Vordersitzes und sah sekundenlang Sterne aufblitzen.

Jutta Mehnert konnte sich noch fangen. Im letzten Moment erwischte sie einen Griff. Mit der linken Hand umspannte sie ihn, mit der rechten bekam sie gerade noch einen Jungen zu fassen, den sie vor einem Sturz bewahren konnte.

Die Straße war nass. Der Fahrer hatte voll auf die Bremse treten müssen, die Reifen packten nicht gleich, und das Fahrzeug rutschte langsam in den Straßengraben.

Ein Schlag erschütterte den Bus, dann kippte er nach rechts weg und stand.

Stille.

Doch nur für Sekunden. Dann hatten die Kinder ihren ersten Schock überwunden und begannen wieder zu weinen.

Jutta Mehnert hielt nichts mehr in ihrem Sitz. Sie lief nach vorn, um mit dem Fahrer zu reden. Während sie ging, musste sie sich rechts und links abstützen.

»Was ist los?«, fragte sie.

Der junge Fahrer wischte sich über die Stirn. Er hatte die linke Hand schon am Türgriff und deutete mit der anderen nach vorn. »Sehen Sie die Nebelwand?«

»Ja.«

»Deshalb musste ich bremsen.« Der Fahrer schluckte. »Aber das ist nicht alles. Da war etwas in der Wand. Ein – ein Skelett. Riesengroß, unheimlieh …«

Jutta krauste die Stirn. »Spinnen Sie?«

»Nein, ich spinne nicht!«, schrie der Fahrer. »Ich habe es gesehen! Denken Sie, ich setze den Bus ohne Grund in den Graben? Sie haben Nerven.«

»Entschuldigen Sie«, sagte Jutta. »Was wollen Sie denn jetzt machen?«

»Aussteigen und nachschauen.«

»Ich gehe mit«, sagte die Lehrerin.

»Meinetwegen.«

»Fräulein Mehnert«, rief Elfriede Kirst aus dem hinteren Teil des Busses. »Was ist passiert?«

Jutta drehte sich um. »Nicht viel, wir sind nur im Graben gelandet«, erwiderte sie sarkastisch.

Der Fahrer ballte die Fäuste. Er hatte den Spott aus der Stimme herausgehört.

»Ist den Kindern etwas geschehen?«, fragte Jutta.

»Nein, sie sind in Ordnung.«

Der Fahrer hatte inzwischen die Tür geöffnet. Feuchtigkeit und Kühle drangen in das Innere des Fahrzeugs.

»Ich steige mit aus!«, rief Jutta ihrer Kollegin zu. Von dem Skelett erwähnte sie nichts.

Der Fahrer stand schon draußen. Als Jutta das Freie betrat, ging er bereits um die Vorderseite des Busses herum. Er schaute jedoch nicht in den Straßengraben, sondern versuchte, mit seinen Blicken die Nebelwand zu durchdringen.

Es war unmöglich. Man konnte die Hand nicht vor den Augen sehen.

Und der Nebel wurde dichter.

Von Sekunde zu Sekunde nahm er an Intensität zu, wie ein Gas, das sich immer weiter ausbreitet.

»So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte der Mann, stemmte seine Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf.

Jutta Mehnert fröstelte. Ihr war die ganze Sache nicht geheuer. Dieser Nebel konnte doch nicht normal sein. Das widersprach den Naturgesetzen. Normalerweise hätte die Sonne den Dunst wegdampfen müssen, aber das Gegenteil war der Fall.

»Wo – wo haben Sie das Skelett denn gesehen?«, fragte sie.

Der Fahrer deutete in die Nebelwand hinein.

Jutta Mehnert starrte ebenfalls dorthin. So sehr, dass ihre Augen anfingen zu tränen.

Erkennen konnte sie nichts. »Es war vielleicht doch eine Täuschung«, meinte sie.

Der Fahrer fuhr herum. »Nein, verdammt.«

Jutta schwieg. Sie wollte hier keinen Streit anfangen.

»Was ist denn da los?«, ertönte die

Stimme der zweiten Lehrerin. »Schaffen Sie es, den Wagen aus dem Graben zu heben, oder nicht?«

Der Fahrer fühlte sich angesprochen. »Ich bin doch nicht Herkules«, rief er wütend zurück.

Jetzt wurde Elfriede Kirst stocksauer. »Sie haben uns diese Geschichte doch eingebrockt, mein Lieber. Sollen wir vielleicht den Bus da raushieven? Außerdem sind wir für die Kinder verantwortlich. Was meinen Sie, was geschieht, wenn denen etwas passiert?«

»Ja, schon gut.«

Jutta Mehnert hatte sich ein paar Schritte entfernt. Sie wollte in den Graben springen, um sich das gesamte Ausmaß des Schadens anzuschauen.

Dazu kam es nicht.

Urplötzlich verhielt Jutta mitten im Schritt.

Sie hatte etwas gesehen. Vor sich. Eine Bewegung. Inmitten der Nebelwand. Und ein rötliches Schimmern, das auf sie wie eine auslaufende Wolke wirkte.

Juttas Herz klopfte schneller.

Da! Wieder bewegte sich etwas innerhalb des Nebels.

Und es kam näher.

Der Fahrer und ihre ältere Kollegin stritten sich noch immer. Jutta hörte zwar die Stimmen, sie verstand jedoch nicht, was die beiden sagten.

Die junge Lehrerin wurde fasziniert und abgestoßen zur gleichen Zeit von dem, was sie sah.

Denn aus dem dichten Nebel schälten sich die Umrisse einer Gestalt. Eines Monstrums, einer Horror-Vision.

Es war ein Skelett!

Vor Jutta Mehnert stand der Schwarze Tod!

*

Urplötzlich kam die Angst.

Und sie schüttelte die junge Lehrerin regelrecht durch. Jutta Mehnert begann zu zittern. Sie riss weit ihre Augen auf, und auf dem Gesicht malte sich das Entsetzen ab, das sie empfand.

Das Skelett kam näher!

Lautlos, ohne auch nur einen einzigen Ton von sich zu geben. Es schien über dem Boden zu schweben und wurde von den Nebelwolken umwallt. Mit beiden Händen hielt das Skelett den Griff einer gewaltigen Sense umklammert, und als es jetzt damit zum Schlag ausholte, zog die Sense einen blutigen Halbkreis.

Jutta wich zurück.

Einen halben Schritt nur, dann prallte sie mit dem Rücken gegen den Bus.

Plötzlich stand der Unheimliche vor ihr. Sie schaute hoch, sah den schwarzen Totenschädel mit den hellen Augen und das teuflische Grinsen, das der jungen Frau den Tod versprach.

Jutta war wie gelähmt.

Sie klebte auf dem Fleck. Sie konnte sich nicht rühren, und sie wunderte sich, dass die anderen das Skelett nicht sahen.

Doch der Fahrer hatte es auch gesehen.

Elfriede Kirst ebenfalls.

Und auch die Kinder.

Sie alle waren entsetzt. Das Grauen schnürte ihnen die Kehle zu, und sie konnten sich nicht rühren.

Als Erster jedoch erwachte der Fahrer aus seiner Erstarrung. Er holte tief Luft, schüttelte den Kopf, dann ballte er die Hände und stieß einen Stöhnlaut aus.

Im gleichen Moment drehte er durch.

Aus dem Stand sprang er auf das Skelett zu. Er wollte den Höllenspuk mit bloßen Fäusten angreifen, stürzte vor – und lief genau in sein Verderben.

Das Skelett holte aus.

Abermals sauste die Sense durch die Luft. Aber diesmal hatte sie ein Ziel.

Den Busfahrer!

Er sah noch den blutigen Halbkreis, dann das Schimmern des Sensenblattes, und im nächsten Moment durchzuckte ihn ein glühend heißer Schmerz. Dann griffen die dunklen Schatten des Todes nach ihm. Der junge Busfahrer sank blutüberströmt neben dem Fahrzeug zusammen.

Als Jutta Mehnert diese Szene sah, war es mit ihrer Beherrschung vorbei.

Das eben erlebte Grauen hatte sie aus ihrer Erstarrung gerissen. Ihr Mund öffnete sich weit, und ein gelender Schrei drang über ihre Lippen.

Doch dieser Schrei blieb ohne Echo. Sofort wurde er von den dichten Nebelwänden verschluckt.

Jutta schüttelte den Kopf. Sie glaubte, wahnsinnig zu werden. Sie schaute zu dem Skelett hoch, das sie um zwei Körperlängen überragte, machte dann auf dem Absatz kehrt und rannte fluchtartig davon.

Die Kollegin, die Kinder – sie ließ alles im Stich. Jutta sprang über den Graben, landete auf weichem Boden, stolperte, fing sich wieder und hetzte weiter.

Nur weg von diesem Platz des Grauens.

Sie kam genau fünf Meter weit.

Der Schwarze Tod wollte keinen entkommen lassen. Blitzschnell war er hinter ihr, seinen knöchernen Arm streckte er aus, und dann fiel die skelettierte Klaue nach vorn.

Jutta spürte den mörderischen Schlag, schrie gellend auf und wurde zu Boden geschleudert.

Im nächsten Moment riss die Hand sie hoch. Die Lehrerin sah dicht vor ihren Augen das Funkeln der gebogenen Klinge und rechnete mit dem Schlimmsten.

Doch der Schwarze Tod tötete sie nicht.

Er hielt Jutta wie eine Puppe am Kragen gepackt, fauchte ihr seinen heißen Höllenatem ins Gesicht, drehte sich um und schritt mit ihr zurück zum Bus.

Jutta Mehnert wehrte sich nicht, sie schrie nicht, sie weinte nicht. Die junge Lehrerin war starr vor Entsetzen.

Der Schwarze Tod schritt an dem zusammengekrümmt daliegenden Busfahrer vorbei, ohne der Leiche einen Blick zu gönnen. Ihn kümmerte der Tote nicht. Er hätte sich eben nicht gegen ihn stellen sollen. Und Menschen interessierten diesen Dämon sowieso nicht.

Die Fahrertür stand sperrangelweit offen. Niemand hatte sich getraut, den Bus zu verlassen. Der Schwarze Tod trat mit seinem Opfer dicht an die Tür heran und warf Jutta Mehnert kurzerhand in den Bus.

Hart schlug sie auf.

Sekundenlang blieb sie bewegungslos liegen. In ihrem Gehirn schrien die Gedanken.

Warum werde ich nicht ohnmächtig? Warum nicht? Weshalb muss ich das alles miterleben? Was habe ich nur getan? Sie begann zu beten, und einige Verse aus ihrer Kindheit flossen über ihre Lippen.

Sie stemmte sich hoch und hob den Blick.

Die Kinder saßen auf ihren Plätzen. Jutta wunderte sich, dass sie diesen Überfall so gut verkraftet hatten. Besser jedenfalls als ihre Kollegin.

Sie lag quer auf zwei Sitzen. War blass im Gesicht und atmete nur stoßweise. Ihre rechte Hand hatte sie dorthin gelegt, wo das Herz schlägt.

So etwas wie Verantwortungsbewusstsein erwachte in Jutta Mehnert. Sie musste sich um die Kinder kümmern, auch wenn die Situation noch so schlimm war.

Mühselig kam sie hoch.

Jutta blieb im Gang stehen, klammerte sich an den Griffen fest und atmete ein paar Mal tief durch.

Langsam ging es ihr besser.

Vorsichtig schaute sie sich um. Ihr wurde bewusst, dass die Blicke der Kinder an ihr hingen. Die Schüler sahen nur sie, und in ihren Augen stand ein unbeschreibliches Vertrauen.

Aber musste sie die Kinder nicht enttäuschen? Besaß sie überhaupt die Kraft durchzuhalten?

Jutta Mehnert riss sich zusammen, und ein winziges Lächeln umspielte ihre Lippen.

Zu mehr war sie jetzt nicht in der Lage.

Sie warf einen Blick nach draußen. Eine dichte Nebelwolke umschwebte den Bus. Man konnte keinen Meter weit sehen, und der Schatten des Schwarzen Tods geisterte durch den Dunst.

Für einen winzigen Augenblick dachte Jutta an Flucht, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Nein, sie durfte die Kinder nicht im Stich lassen.

Die kleine Uschi fing an zu weinen. »Ich will wieder nach Hause«, schluchzte sie.

Jutta ging neben dem Mädchen in die Knie und streichelte die Hände der Kleinen. »Bald, bald sind wir wieder zu Hause.«

Auch Dirk, ein gleichaltriger Junge, tröstete seine Schulkameradin. »Das ist bestimmt nur ein Spiel«, sagte er und schaute seine Lehrerin dabei gläubig an. »Es ist doch nur ein Spiel – oder?«

»Ja, ja, natürlich«, erwiderte Jutta hastig.

Ein Stöhnen ließ sie herumfahren. Elfriede Kirst hatte es ausgestoßen.

Sofort war Jutta bei ihr. »Was ist los, Frau Kirst?«

»Mein Herz. Mein Gott – es …«

»Kann ich helfen?«

»Ja«, ächzte die Frau. »Die Tropfen. Sie – sie sind in meiner Handtasche.«

Hastig öffnete Jutta den Verschluss. Das braune Fläschchen fand sie sofort. Die ältere Lehrerin öffnete den Mund, während Jutta ihr einige Tropfen auf die Zunge träufelte und die Kinder dabei zuschauten.

Plötzlich knallte die Tür ins Schloss. Es hörte sich an wie ein Pistolenschuss.

Sofort ruckten die Köpfe der Kinder herum. Und auch Jutta schaute zur Tür.

Sie sah den Schwarzen Tod nicht mehr. Dafür spürten sie ihn. Denn plötzlich wurde der Bus angehoben und schwebte im nächsten Moment hinein in die dicke Nebelwolke.

Zurück blieb ein Toter …

*

Da waren wir also!

Jane Collins, Sheila und Bill Conolly, Suko nebst Shao, seiner Freundin, und ich.

Unsere Ohren dröhnten noch vom Düsenlärm, sodass wir den Trubel in der großen Ankunftshalle des Frankfurter Flughafens kaum wahrnahmen.

Wir waren sicher gelandet.

London-Frankfurt im Nonstopflug. Zwischen uns standen die Koffer. Ich hatte nicht viel mit, Suko noch weniger, dafür taten sich die Damen hervor.

Himmel, was die alles mitschleppten. Das kann ich gar nicht alles aufzählen.

Aber auf eins hatte ich nicht verzichtet. Auf meine Waffen. Hätte ich sie zu Hause gelassen, wäre ich mir direkt nackt vorgekommen. So aber fühlte ich mich sicher.

»Und nun?«, fragte Bill.

»Holen wir uns zwei Taxis«, erwiderte ich.

»Die Fahrer werden sich über die Fuhren freuen.«

»Ist anzunehmen«, sagte ich.

Wir nahmen die Koffer hoch. Ehrensache, dass die Frauen nichts trugen. Dafür war Suko doppelt beladen. Ihm machte es nichts aus. Er trug die Koffer, als wären sie leer.

Der Frankfurter Flughafen ist so groß, dass man sich verlaufen kann. Wir mussten suchen, um den Ausgang zu finden, wo die Taxis warteten.

Wir sahen aus wie Touristen.

Taxifahrer haben einen Blick dafür. Wir brauchten erst gar nicht nach Wagen Ausschau zu halten. Die Fahrer winkten uns schon zu.

Zwei Mercedes standen zur Auswahl.

Suko, Shao und ich stiegen in den ersten Wagen, während die anderen sich mit dem zweiten begnügten.

Sheila winkte mir noch zu.

Wie auch Jane Collins und Shao trug sie lockere Reisekleidung. Bequeme Hosen, Blusen und Blazer. Die eleganten Kleidungsstücke lagen im Koffer.

Auch mein Smoking.

Und Suko hatte ebenfalls einen mitgenommen. Schon bei der Anprobe hatte ich gelacht. Wie auch Shao.

»Wo soll’s denn hingehen?«, erkundigte sich der Fahrer.

Ich nannte ihm unser Ziel.

Der Fahrer schaute mich misstrauisch an. »Wirklich?«, fragte er.

»Ja.«

»Mann, wären Sie lieber in einen anderen Wagen gestiegen. Diese weiten Fahrten …«

»Ich dachte immer, die brächten Geld.«

Er winkte ab. »Sehen Sie mal, bald ist Automobilausstellung. Jetzt treffen bereits die ersten Gäste ein. Was meinen Sie, wie viel ich verdienen kann? Flugplatz – Hotel, Flugplatz – Hotel. Das sind Fahrten, die was in die Kasse bringen.«

Er hob die Schultern und fuhr an.

Hinter uns setzte sich der zweite Mercedes in Bewegung. Bill saß wie ich vorn und winkte mir zu.

Wir befanden uns in einer herrlichen Stimmung. Richtig aufgelöst und lokker. Mal keine Dämonen, keine Geister, keine finsteren Mächte. Nur die Hochzeit.

Dachten wir …

Bill Conolly hatte dem guten Kommissar versprochen, eine Torte allein zu essen. Darauf war ich gespannt.

Auch Sheila ging es wieder ausgezeichnet. Sie hatte ihr schreckliches Abenteuer mit den Mörderaugen gut überstanden. Wenn ich daran zurückdachte, dass Sheila beinahe blind geblieben wäre. Nein, nur keine Erinnerung an diesen Fall.2

Die Autobahnverbindungen waren ausgezeichnet. Der Flugplatz lag sehr zentral. Schon bald bogen wir auf die Schnellstraße nach Karlsruhe-Basel ein.

Diese Ecke um Frankfurt war mir gar nicht so unbekannt. Ich hatte mal ein Abenteuer im Spessart hinter mich gebracht, wo mir zum ersten Mal der Schwarze Tod begegnet war. Auch ein Fall, an den ich mich ungern erinnere.

Der Fahrer hatte das Radio eingeschaltet. Hessen 3 brachte Verkehrsdurchsagen. Von einem Geisterfahrer war zum Glück nicht die Rede.

Da hatte ich auch schon meine Erfahrungen auf der Autobahn Köln-Frankfurt gesammelt.3

Die Schnellstraße war ziemlich frei.

Auf der Gegenfahrbahn jedoch lief der Verkehr langsamer. Zahlreiche Pendler fuhren nach Frankfurt zu ihren Arbeitsstellen.

Ich lehnte mich bequem zurück, während sich Suko und Shao in ihrer Heimatsprache unterhielten. Ich verstand kein Wort. Suko hatte mal vorgehabt, mir Chinesisch beizubringen, es dann aber aufgegeben. Ich war wohl zu unbegabt.

Die Fahrt machte mich müde. Hinzu kam die leise Radiomusik, und plötzlich fielen mir die Augen zu.

Weil Suko mir auf die Schulter tippte, wurde ich wach.

»Ist was?«, fragte ich.

»Du schnarchst«, sagte der Chinese.

»Wer im Glashaus sitzt …, und so weiter.«

»Aber ich schlafe nicht im Taxi.«

Der Fahrer verstand wohl Englisch. Er lachte, musste aber dann mit der Geschwindigkeit herunter, da die Abfahrt auftauchte.

Ich schaute aus dem Fenster.

Der Odenwald war schon zu sehen. Langsam stieg der Bodennebel hoch und umhüllte die Gipfel mit einem grauen Kranz.

Unser Fahrer lenkte den Mercedes auf die rechte Seite und hielt an. Er kramte in der Seitentasche der Tür herum und suchte nach einer Straßenkarte.

»Kennen Sie sich nicht aus?«, fragte Suko.

»Ich kann mir doch nicht jedes Kaff merken«, erwiderte der Mann. Mit seinem nikotingelben Zeigefinger fuhr er über die Karte, murmelte hin und wieder ein paar unverständliche Worte und nickte dann zufrieden.

Drei Minuten später fuhren wir weiter.

Mir hatte der Schlaf gutgetan. Ich fühlte mich wieder frisch, ausgeruht und topfit. Und eine gute Kondition brauchte ich in den nächsten Stunden. Die Hochzeit sollte ein sagenhaftes Fest werden. Das hatte mir Will Mallmann am Telefon versprochen.

Wir waren gespannt.

Die Gegend, durch die wir fuhren, gefiel mir. Saubere Straßen, schmucke, kleine Orte, ältere und sehr gepflegte Häuser sowie wenig Autoverkehr.

Wir passierten eine Ortschaft, deren Namen ich vergessen habe. Kurz hinter dem Dorf bogen wir scharf rechts ab.

Auf einer schmalen Landstraße ging es weiter.

Die Sonne stieg immer höher. Langsam verschwand auch der Nebel. Er löste sich unter den warmen Strahlen auf, und mein Blick reichte weit hinüber zu den grünen Hängen des Odenwalds. Die ersten Ausläufer lagen bereits vor uns.

Ich sah zahlreiche Holzschilder, die auf Ausflugslokale hinwiesen. Reklametafeln warben für deftiges Essen, und mir lief das Wasser im Mund zusammen.

Doch auf der Hochzeit würden wir mehr als genug zu essen bekommen.

Dann sah ich die Autoschlange. Auch der Fahrer ging mit der Geschwindigkeit herunter, dann hielt er an.

Über die Wagendächer hinweg sah ich den Widerschein eines Polizeirotlichtes zucken.

»Da ist sicher wieder ein Unfall passiert!«, knurrte der Fahrer. »Ausgerechnet jetzt. Mir bleibt auch nichts erspart.«

Polizisten regelten den Verkehr. Die Wagen aus der Gegenrichtung fuhren an uns vorbei. Ich sah in manch verstörte Gesichter der Insassen. Demnach musste der Unfall schlimm geendet haben.

Es folgten noch drei Lastwagen, dann endlich konnten wir fahren. Die Blechschlange setzte sich langsam in Bewegung. Sie kroch weiter vor. Schließlich erreichten auch wir die Unfallstelle, und ich warf einen Blick aus dem Seitenfenster.

Neben dem Straßengraben lag eine mit einer Decke verhüllte Gestalt. Nur noch die Füße schauten hervor. Auf der Straße jedoch schimmerte eine große Blutlache.

Mir lief ein Schauer über den Rükken. Mehrere Polizisten suchten im Straßengraben nach Spuren. Die Beamten unterhielten sich miteinander und machten zum Teil ratlose Gesichter.

Dann waren wir vorbei.

»Haben Sie gesehen?«, fragte der Fahrer.

Ich nickte.

»Das sind die Raser«, meinte er.

»Ich habe keinen Wagen gesehen, mit dem er gerast sein könnte«, hielt ich ihm entgegen.

Der Mann warf mir einen schnellen Blick zu. »Den haben sie bestimmt schon abtransportiert.«

»Noch vor der Leiche?«

Der Fahrer grinste plötzlich, wobei sich sein Nussknackergesicht in die Breite zog. »Sherlock Holmes im Westentaschenformat, wie?«

»So ähnlich.«

»Mir ist es egal.« Er kratzte sich im Nacken. »Aber wie Sie das gesagt haben, stimmt schon. Ich habe in der Tat keinen Wagen oder ein Motorrad gesehen. Da gibt es nur eine Möglichkeit. Der arme Kerl ist angefahren worden.«

Ich gab dem Mann recht.

Als ich einen Blick nach hinten warf, schaute ich in zwei strahlende Gesichter. Suko hatte seinen Arm um Shao gelegt und grinste mich an.