John Sinclair Sonder-Edition 110 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 110 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Dracula II

Rumänien ‒ seit dem Roman "Dracula" von Bram Stoker bekannt als Land der Vampire! Hier hatte sich ihr neuer Anführer mit seiner blutsaugenden Brut eingenistet ‒ Will Mallmann alias Dracula II!
Doch unser Freund Frantisek Marek, der Pfähler, stöberte ihn dort auf, und auch Suko und ich, der Geisterjäger John Sinclair, begaben uns in die Karpaten, um uns einem unserer schlimmsten Feinde zu stellen! Dann aber gerieten wir in einem Kloster, das zur Festung der Vampire geworden war, in die Todesfalle von Dracula II ...

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Dracula II

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Kiselev Andrey Valerevich; Ron Dale/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8397-3

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.

Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis ist seine Bestimmung.

Dracula II

von Jason Dark

Rumänien – seit dem Roman »Dracula« von Bram Stoker bekannt als Land der Vampire! Hier hatte sich ihr neuer Anführer mit seiner blutsaugenden Brut eingenistet – Will Mallmann alias Dracula II!

Doch unser Freund Frantisek Marek, der Pfähler, stöberte ihn dort auf, und auch Suko und ich, der Geisterjäger John Sinclair, begaben uns in die Karpaten, um uns einem unserer schlimmsten Feinde zu stellen! Dann aber gerieten wir in einem Kloster, das zur Festung der Vampire geworden war, in die Todesfalle von Dracula II …

Rumänien im Spätherbst 1989 –

Wenige Tage vor der Revolution

Sie waren ihm auf den Fersen, aber er sah sie nicht!

Sie waren geschickt, sie waren grausam, man kannte sie, aber man sprach nicht über sie, weil es sie offiziell nicht geben durfte.

Roman Czesny aber wusste es besser. Er hatte sie gesehen und auch einen Beweis für ihre Existenz.

Sie – die Vampire, die Blutsauger, die Untoten, die Monster, die Wiedergänger!

Wenn er es schaffte, Brazov, das ehemalige Kronstadt, zu erreichen, hatte er gewonnen.

Doch davon war er weit entfernt. Ihn trennten noch über hundert Kilometer. Auf einer Autobahn nicht einmal eine Stunde, aber nicht bei dieser Straße, die den Namen teilweise nicht verdiente. Sie war nicht mehr als eine Piste.

Über hundert Kilometer Hölle. Nur gut, dass er eine Sicherung eingebaut hatte. Auf halber Strecke wollte er sich mit einem Mann treffen, der hier in Rumänien eine Kontaktperson für ihn war. Czesny wusste genau, dass er sich auf diesen Mann verlassen konnte. Man hatte ihm die entsprechenden Informationen gegeben.

Rumänien blutete allmählich aus. Das Land wurde von der Clique um Ceausescu beherrscht. Eine korrupte, machtgierige Bande, für die Worte wie Erneuerung und Freizügigkeit fremd waren. Sture Betonköpfe, die ihr Volk bespitzeln ließen und mutige Männer und Frauen in Gefängnisse steckten.

Wer in diesem Land jederzeit über Strom verfügte, konnte sich glücklich schätzen. Immer mehr wurde rationiert, das bekam besonders die Bevölkerung auf dem Land zu spüren.

Roman Czesny hatte selbst einmal zu denen da oben gehört, sich dann entschlossen, sie zu bekämpfen und sich etwas Geld nebenbei zu verdienen. Er hatte seine Verbindungen und arbeitete nun für den Westen. Er wurde finanziell unterstützt, wagte aber nicht, sich einen neuen Wagen zu kaufen, und fuhr immer noch den alten Lada, der schon mehr als zehn Jahre auf der Karosserie hatte.

Doch er hatte ihn umgebaut. Bessere Stoßdämpfer und ein besonderer Unterbodenschutz sorgten dafür, dass er damit auch schlechtere Strecken befahren konnte.

Winter in Rumänien, das bedeutete eisige Temperaturen, viel Schnee, oft Sturm, besonders in diesem Gebiet. Sein Weg führte ihn durch Siebenbürgen, auch Transsilvanien genannt. Die mächtige Kette der Südkarpaten lag rechts von ihm, ein ungemein mächtiger Wall, auf dessen Gipfeln bereits der erste Schnee weiße Hauben bildete.

Schneeregen hatte er schon mitbekommen auf der Fahrt. Ebenso einen kurzen, heftigen Schneesturm. Dicke, graue Wolken klebten an den Berghängen und wallten als Nebel durch die tiefen, menschenfeindlichen Wälder.

Roman Czesny befand sich allein auf der Straße. Nur wenn er in die Nähe einer Ortschaft geriet, kam ihm jemand entgegen. Allerdings kein Wagen, sondern ein Fuhrwerk, gezogen von alten Ackergäulen.

Das Gefühl der Bedrohung wollte einfach nicht verschwinden. Er sah die Blutsauger nicht, denn die Wolken und der Dunst boten ihnen genügend Verstecke, immerhin konnten sich viele von ihnen in Fledermäuse verwandeln.

Als lautlose, tödliche Schatten huschten sie heran, und wenn sie einen bissen, erfolgte den Tod und anschließend die unheilige Rückkehr als Vampir, der nach Blut gierte.

Sehr oft musste der dunkelhaarige Mann mit dem buschigen Schnauzer an diese Kreaturen denken. Oft schaute er in die Seitenspiegel, doch er sah nur die graue Wand, aus der Regen strömte und die auch vor ihm lag.

Ohne Licht konnte er nicht fahren. Nur brachten die Scheinwerfer nicht viel. Das bleiche Leuchten wurde sehr schnell von den Regentropfen verschluckt.

Hier war die Fahrbahn nicht mehr asphaltiert, und der dichte Regen hatte sie aufgeweicht. An manchen Stellen war sie zu einer Rutschbahn geworden.

Er kämpfte sich über die verfluchten Schlaglöcher hinweg, durch enge Kurven, hinein in die Täler, um an der anderen Seite wieder in die Höhe zu klettern.

Einmal überwand er einen Pass. Er hoffte dahinter auf besseres Wetter.

Seine Hoffnung erfüllte sich zwar, aber jetzt kam Nebel auf.

Aus dem Tal trieb er dick in die Höhe. Die gewaltigen Wolken schienen ihn verschlingen zu wollen. Sie hüllten seinen Lada ein und schluckten auch die wilden Flüche des Mannes.

Wenn der Nebel blieb, würde er sein Ziel nicht rechtzeitig erreichen, nicht einmal den Treffpunkt. Letzteres war eine einsam stehende Hütte in einem schmalen Tal, zu dem nur ein Weg hinabführte. Vorbei an dichten Wäldern, an einem kleinen See endend, wo vor langer Zeit einmal ein Kloster gestanden hatte, von dem allerdings nicht einmal mehr Ruinen zu sehen waren.

In seiner linken Brusttasche hatte er den Beweis. Einen furchtbaren Beweis, ein grauenhaftes Foto, das die Welt vor einer gewaltigen Gefahr warnen sollte.

Wenn er ehrlich war, fürchtete er sich davor. Deshalb musste so rasch wie möglich etwas getan werden. Czesny hatte sein Leben riskiert, um an diesen Beweis heranzukommen. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er in die richtigen Hände geriet.

Der Nebel packte ihn voll. Er war unterschiedlich dicht, zeigte manchmal Lücken, die sich allerdings sehr schnell wieder schlossen, sodass Roman auch weiterhin dahinkriechen musste.

Plötzlich war der Schatten da. Vor seinem Wagen tauchte er auf. Er musste von der Seite gekommen sein. Wie ein gewaltiger Vogel mit weiten Schwingen, aber das war er nicht.

Czesny wusste genau, dass es sich bei dem Schatten um eine Fledermaus handelte.

Er wollte erst auf die Bremse treten, doch das unterließ er. Schneller, als er es verantworten konnte, fuhr er weiter. Schon bald schrammte der linke Kotflügel über die feuchte Erde einer Böschung und riss dort einige Grassoden los.

Czesny fluchte, riss das Lenkrad herum, schlug es dann wieder ein. Er musste weiter, eine Pause konnte er sich einfach nicht erlauben. Von ihm hing so verdammt viel ab!

Der Nebel lichtete sich etwas. Sofort hielt Czesny an, um sich die Umgebung zu betrachten.

Der Schatten war verschwunden. Czesny sah Baumkronen, durch die graue Schleier trieben, er entdeckte die langen Hänge, aber er sah keine Häuser und noch weniger Menschen.

Es gab sicherlich Menschen, die hätten diese Landschaft als grandios bezeichnet. Roman dachte da anders. Sie kam ihm verdammt einsam und menschenfeindlich vor. Hier wollte er nicht begraben sein. Sie machte ihm auch Angst. Jede Bergspitze schien ihn auszulachen.

Als er sich eine Zigarette anzündete, zitterten seine Hände. Der Tabak schmeckte nach Stroh und Bahndamm, er rauchte das Zeug trotzdem und fuhr weiter, den Glimmstängel zwischen die Lippen geklemmt.

Seine Augen brannten vom langen Starren. Der Nebel kroch wieder heran, und Czesny wünschte sich den Regen zurück, aber den Gefallen tat ihm das Wetter nicht.

Ein Blick auf die Uhr ließ ihn fluchen. Er hatte zu viel Zeit verloren. Er würde noch über eine Stunde brauchen, um den Treffpunkt zu erreichen. Er musste mit dem Einbruch der Dunkelheit rechnen.

Gas geben, schneller fahren, diesmal nicht so viel Rücksicht nehmen, das war es, was er wollte. Natürlich kannte er das Risiko, aber, verdammt noch mal, das musste er eingehen. Er war eigentlich nie ängstlich gewesen und fragte sich plötzlich, ob er in seinem Lada schneller war als ein Vampir, der flog.

Czesny wollte es nicht darauf ankommen lassen, aber er erhöhte das Tempo. Trotz des guten Reifenprofils geriet der Wagen einige Male ins Rutschen.

Roman Czesny blieb zunächst auf dem Höhenkamm, der ihn immer weiter nach Osten brachte. Menschenleer war die Umgebung der südlichen Karpaten. Dichte Wälder, tiefe Wolken, plötzlicher Regen, der den Nebel vertrieb.

Der Mann erlebte auf wenigen Kilometern ein wahres Wechselspiel der Natur.

Mit zusammengebissenen Zähnen hockte er hinter dem Lenkrad und lachte plötzlich auf, weil aus der Mischung aus Dunst und Regen ein Schild am Straßenrand erschienen war.

Es war so verblichen, dass er den Ortsnamen nicht lesen konnte. Czesny wusste jedoch, dass dieses Dorf Skodar hieß, und in dessen Nähe wollte er sich mit der Kontaktperson treffen.

Der Herzschlag beruhigte sich. Er hatte es noch vor Einbruch der Dunkelheit geschafft, nun brauchte er nur den Weg zur Hütte zu finden. Zum Ort hin musste er rechts abfahren und in einen Talkessel. Auf halber Strecke ungefähr lag die Hütte.

Der Dunst nahm ihm die Sicht auf die Häuser, allerdings nicht auf die Abzweigung. Wieder kurbelte er am Lenkrad, rutschte hinein und fuhr weiter über ein schmales, lehmiges Band, das manchmal so glatt wie Schmierseife war.

Die Wiesen sahen braun aus. Wolken trieben herbei. Sie schienen aus dem Ort zu kommen.

Wie auch den gewaltigen Schatten, der auf einmal da war!

Ein riesiger Vogel, der mit ausgebreiteten Schwingen direkt auf den Wagen zu segelte.

Roman erschrak zutiefst. War es eine Fledermaus, ein verfluchter Blutsauger, der ihm endgültig ans Fell wollte?

Gefährlich nahe kam die Bestie an seinen Wagen heran. Wenn Czesny ihr jetzt noch ausweichen wollte, musste er den Weg verlassen.

Der Hieb traf die Scheibe. Schnell und hart, sodass sich ein Muster auf dem Glas ausbreitete. Die Sicht war auf einmal nicht mehr vorhanden, der Schatten kratzte noch an der linken Seite des Lada entlang, als Czesny den Lada herumriss.

Der Weg war nicht mehr als eine Schneise, die jemand in den Hang hineingefräst hatte. Da gab es nichts, wo sich das Reifenprofil hätte festklammern können, das nasse Gras wurde zu einer Eisbahn, und Roman stellte fest, dass er viel zu schnell gefahren war und noch schneller wurde.

Schräg ging es abwärts!

Er trat auf das Bremspedal, fluchte, weil er vorn nichts sehen konnte, merkte, dass sich der Lada leicht drehte, noch mehr Fahrt bekam, während der Waldrand rasch näher kam. Verschwommen nahm er noch die dunkle Wand wahr.

Er durchbrach sperriges Unterholz. Dahinter standen die Bäume.

Die nahm er voll.

Es sah so aus, als hätte der Lada noch einmal einen Schub bekommen, der ihn hinein in die Lücken und auch gegen die Stämme der Nadelbäume katapultierte. Die Karosserie litt arg darunter.

Czesny kam sich vor wie eine Puppe, die auf dem Sitz hin und her geschleudert wurde, weil er sich nicht angeschnallt hatte. Der Gurt tat es nicht mehr.

Der Wagen keilte sich fest und klebte zwischen zwei hohen Nadelbäumen.

Von seiner Kühlerschnauze war nicht mehr viel übrig, eine Ziehharmonika aus Blech, mehr nicht.

Und Czesny lag schräg auf dem Beifahrersitz. Er stöhnte. Es war für ihn einfach zu schnell gegangen. Die Kräfte hatten mit seinem Körper gespielt. Mit dem Kopf war er gegen einige Hindernisse gestoßen, zuletzt frontal mit der Stirn gegen den inneren Türhebel.

Stöhnend blieb er liegen. Seine Stirn schmerzte. Als er die Hand hob und die Stirn abtastete, spürte er Blut. Es war bereits in Richtung Wange gelaufen.

Aus seiner Perspektive sah der Wagen völlig anders aus. Sein Blick traf die Seitenscheibe an der Fahrerseite, hinter der sich dünne, zittrige Schatten abzeichneten.

Keine Finger, sondern Zweige mit langen Nadeln daran, die vom Wind bewegt wurden.

Er fluchte und stöhnte zugleich. Wie eingeklemmt wie in einem Sarg kam er sich vor.

Dieser Vergleich brachte ihn wieder auf die Vampire und ebenfalls zu dem Schatten, der so plötzlich herangeflogen war und ihm dieses Unglück eingebrockt hatte.

Er holte keuchend Luft, dann stellte er fest, dass auch sein Brustkorb schmerzte. Die Vorstellung, dass vielleicht Benzin auslief und sich entzündete, ließ ihn noch schneller handeln.

Czesny wollte und musste raus. Dazu drehte er sich stöhnend und hoffte, dass die Tür nicht klemmte, als er mit steifen Fingern den Hebel umklammerte und ihn bewegte.

Sie ließ sich öffnen. Zweimal musste er Druck geben, dann konnte er ins Freie rutschen.

Ein weicher, federnder Waldboden fing ihn auf. Wie ein Tier kroch er über das nasse Moos, das Gesicht schnell voller Dreck und Wasser, vermischt mit Blut.

Der Hang führte in die Tiefe. Auf dem Rücken blieb er liegen.

Über sich sah er die dunklen Zweige, durch die Dunstschwaden wie Tücher trieben.

Er lachte scharf auf.

Eigentlich war er hier sicher, in diesen Wald konnten ihm die verfluchten Schatten nicht folgen. Da hatten sie keinen Platz, um ihre Schwingen auszubreiten.

Nur würde er hier die Kontaktperson nicht treffen, und gerade das bereitete ihm Sorgen.

Er musste es einfach schaffen, die Hütte zu erreichen. Alles andere würde sich schon ergeben.

Wer in einem Land wie Rumänien lebte und sich dort relativ gut durchschlug, gehörte zu den zähen Personen. So auch Czesny, ein Mann, der noch nie aufgegeben hatte.

Mit dem Wagen kam er nicht mehr weiter, er benutzte ihn allerdings als Stütze, um sich aufzurichten. Den ersten Schwindelanfall musste er abwarten, den zweiten ebenfalls, dann war er bereit, sich auf den Weg zu machen.

Es war für ihn trotzdem eine Tortur. Der Wald schien aus zahlreichen Armen und Händen zu bestehen. Sie zerrten, sie packten, sie griffen, und manchmal schlugen sie auch zu. Dann peitschten ihre Nadelzweige in sein Gesicht.

Ein paar Mal fiel er hin. Er knickte einfach weg, zumal sein Sichtfeld beeinträchtigt wurde.

Immer wieder kämpfte sich Czesny hoch. Es war genau zu hören, welchen Weg er sich brach. Er kämpfte sich durchs Unterholz, musste manchmal, wenn der Wald zu dicht wurde, unter den Zweigen hinwegkriechen.

»Ich packe es!«, keuchte er. »Verdammt noch mal, ich packe es!«

So machte er sich Mut und erreichte tatsächlich den Waldrand.

Czesny suchte nach dem Eingang. Eine Tür war nicht mehr vorhanden. Stattdessen ein Loch in der Vorderwand, durch das es in die Hütte regnen und schneien konnte.

Er taumelte darauf zu, klammerte sich noch an der Ecke fest, tauchte dann in das Dunkel ein und bekam plötzlich Angst, dass dort die Wiedergänger auf ihn lauerten.

Das war nicht der Fall.

Schon Sekunden später stellte Czesny fest, dass er sich allein in der Hütte befand. An einer Wandseite fand er eine Pritsche, auf die er sich fallen ließ, sich vorbeugte und das Gesicht in den Händen vergrub.

Er hatte es geschafft, wirklich geschafft, auch wenn er aussah, als wäre er gerade aus einer Lehm- und Dreckkuhle entstiegen. Es gab keinen trockenen Flecken mehr an seinem Körper. Feuchtigkeit und Erde hatten einen dunklen Schmier auf Jacke und Hose gelegt. Im Gesicht vermischte sich dies mit dem aus der Wunde rinnenden Blut.

Er lebte, und darüber freute er sich. Wer in Rumänien zu Hause war und nicht zu den Günstlingen des Staatspräsidenten gehörte, der hatte gelernt, mit Schwierigkeiten fertigzuwerden.

Mit beiden Händen tastete Czesny seine Rippen ab und fand sie okay, auch wenn sie beim tiefen Einatmen noch schmerzten.

Plötzlich hörte er Schritte.

Zuerst waren sie nicht als solche zu identifizieren, denn das Geräusch hörte sich an, als würde raues Leder über eine glatte Fläche streifen.

Czesny konnte zwar die Öffnung erkennen, aber nicht die Gestalt sehen, die sich der alten Hütte näherte.

Ob das sein Kontaktmann war?

Fenster gab es nicht. Czesny blieb hocken und wartete ab. Die Schritte waren verstummt. Hatte er sich vielleicht geirrt? Hatte ihm seine überreizte Fantasie einen Streich gespielt?

Er wusste es nicht, wollte jedoch auf Nummer sicher gehen und griff unter seine Jacke, wo die alte deutsche Armeepistole steckte. Sie stammte noch aus dem letzten Krieg, war aber sehr gut von Roman Czesny gepflegt worden.

Die Waffe kam ihm ungewöhnlich schwer vor. Er hielt sie mit beiden Händen und zielte auf die Lücke in der Wand.

Dort erschien der Schatten. Wieder ein Schatten, dachte er. Aber diesmal einer auf zwei Beinen, keine Fledermaus. Ein Mann, so groß, dass er sich bücken musste, um die Hütte betreten zu können.

Czesnys Augen weiteten sich. Er dachte nicht mehr an seine Waffe, er konnte die Erscheinung nur anstarren. »Wer bist du?«, hauchte er.

Ein grausamer Mund zog sich in die Breite, bevor der Eindringling die Antwort gab.

»Ich bin Dracula II!«

Komischerweise tat es der alte VW-Käfer noch immer!

Sein Besitzer konnte selbst nicht sagen, woran das lag. Entweder an den guten oder an den bösen Geistern, eines davon durfte er sich aussuchen.

Von einer Farbe konnte man bei diesem Fahrzeug nicht sprechen. Vielleicht war er mal schwarz, grau oder grün gewesen, jetzt jedenfalls wurde der Wagen praktisch nur durch Rost zusammengehalten, und jeder Tropfen Regenwasser, der ihn erwischte, schien wie Säure zu wirken.

Aber der Käfer fuhr, und sogar die Heizung funktionierte noch mit halber Kraft.

Dennoch schaffte sie es nicht, den Dunstbelag innen von den Scheiben zu vertreiben. Der Fahrer wischte oft genug mit der Hand nach.

Es war eine kräftige Hand. Die Haut zeigte jedoch bereits einige Altersflecke.

In der Tat zählte der Fahrer nicht mehr zu den Jüngsten. Die Sechzig hatte er überschritten, er hatte graue Haare und eine fast ebensolche Haut. Die breiten Lippen wirkten verkniffen.

Im Gegensatz dazu standen die Augen. Sie blickten hell und klar. Zwar strahlte aus ihnen nicht mehr das Feuer der Jugend, aber sie hatten noch einen Glanz, der den Willen dieses Mannes widerspiegelte, wenn es darum ging, etwas in die Tat umzusetzen.

Dieser Mann, der seinen alten VW auf den Ort Skodar zu lenkte, war kein geringerer als Frantisek Marek, der auch als Pfähler bezeichnet wurde. Er war einer der größten Vampirhasser.

Marek hatte es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, die Blutsauger zu jagen, wo immer sie auftauchten. Dafür war das Land Rumänien nahezu prädestiniert.