John Sinclair Sonder-Edition 114 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 114 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Yakuza-Rache

Die Yakuza, die japanische Mafia, streckte ihre gierigen Klauen nach Europa aus! Und sie bediente sich dafür schwarzer Magie! Zwei untote Höllen-Samurai tauchten zuerst in Deutschland auf, auf der "Kö" in Düsseldorf, dann in London, um blutig zu wüten!
Suko und ich griffen ein ‒ und dann erkannten wir, dass noch eine viel gefährlichere Macht hinter diesem teuflischen Treiben steckte: der Dämon Shimada, in dessen Gewalt Suko fiel!
Jetzt musste ich allein den Kampf aufnehmen. Gegen die Yakuza, gegen die Höllen-Samurai, gegen Shimada ‒ und für Sukos Leben!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 164

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Yakuza-Rache

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Vicente Ballestar/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8709-4

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.

Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis ist seine Bestimmung.

Yakuza-Rache

von Jason Dark

Die Yakuza, die japanische Mafia, streckte ihre gierigen Klauen nach Europa aus! Und sie bediente sich dafür schwarzer Magie! Zwei untote Höllen-Samurai tauchten zuerst in Deutschland auf, auf der »Kö« in Düsseldorf, dann in London, um blutig zu wüten!

Suko und ich griffen ein – und dann erkannten wir, dass noch eine viel gefährlichere Macht hinter diesem teuflischen Treiben steckte: der Dämon Shimada, in dessen Gewalt Suko fiel!

Jetzt musste ich allein den Kampf aufnehmen. Gegen die Yakuza, gegen die Höllen-Samurai, gegen Shimada – und für Sukos Leben!

Die Männer schritten durch die Nebelschwaden. Ihre muskulösen Körper steckten in Kimonos. Die dunklen Haare waren kurz geschnitten, und hinter ihnen blieb eine Welt zurück, die aus Macht, Geld, Korruption und Verbrechen bestand, die stärker war als die Mafia und die in Japan mit einem Namen benannt wurde, vor dem viele zitterten.

Yakuza!

Vor ihnen lag das Reich des Todes, der Ort des Vergessens, der Vergänglichkeit. Ein legendenreiches Areal, vom Hauch des Todes umweht, von Geistern und Seelen beschützt und gekennzeichnet durch mehr oder weniger schlichte Gräber.

Der Friedhof lag in den Hügeln, in einer ziemlich feuchten Gegend, wo die Sonne es oft nicht schaffte, den Nebel bis zum Mittag aufzulösen. Aus diesem Grund sah der Friedhof stets aus, als wäre er von Leichentüchern eingehüllt worden.

Wer hier begraben lag, bekam selten Besuch. Die einfachen Menschen aus der Umgebung schlugen einen Bogen um den Totenacker. Wenn mal einer der Bauern an diesem Friedhof vorbeigehen musste, verhüllte er sein Antlitz, um die Ruhe der Geister und der Götter nicht zu stören.

Es war eine unheimliche Gegend, die kaum Vegetation aufwies. Die Ruhe des Todes herrschte in dieser Senke vor.

Die Männer gingen schweigend hintereinander her, manchmal schwer atmend, immer mit gesenkten Köpfen, als wollten sie den feuchten Boden absuchen.

Dann und wann raschelten die kostbaren Seidenkimonos. Sie zeigten Motive wie Drachen oder maskenhaft verzerrte Gesichter, die allesamt Emma-Ho, den Herrn der Hölle, darstellten, diesen Oberteufel, der in verschiedenen Gestalten auftreten konnte und ein Heer von Dienern der schrecklichsten Sorte befehligte.

Die Männer hatten ihre Limousinen zurückgelassen, ausschließlich Karossen aus dem fernen Deutschland, die mit dem Stern. Gepanzert, gesichert und blank poliert wie Spiegel. Für ihre Vorhaben durfte es keine Zeugen geben, sie waren diejenigen, die etwas durchführen wollten, das seit langer Zeit nicht mehr getan worden war, an dem jedoch kein Weg vorbeiging.

Über dem eigentlichen Friedhof lag der Nebel nicht mehr so dick. Es war, als hätte er Mitleid mit denen, die das Totenfeld besuchten, oder als wollte er dafür sorgen, dass sie ihr Ziel so rasch wie möglich fanden.

Keine prunkvollen Gräber warteten auf die drei Yakuza. Schlichte Steine ragten aus dem weichen Untergrund, der zur Mitte hin an Feuchtigkeit zunahm, weil ein schmaler Bach den alten Friedhof teilte. Als die drei Männer auf der alten Holzbrücke über den Bach gingen, lag die unheimlichste Ecke des Friedhofs vor ihnen. Geschützt durch eine Hecke gegen raue Winde, als sollte die Ruhe der Toten auf keinen Fall gestört werden.

Auch die zwei Gräber lagen dort. Von beiden Seiten ragten die weichen Arme der Büsche über die grauen Platten hinweg, auf denen keine Namen zu lesen waren, und das mit Absicht.

Die drei Männer wussten Bescheid.

Am Fußende der Gräber blieben sie stehen und verneigten sich zunächst gemeinsam, dann noch einmal einzeln, um ihre Demut zu zeigen, mit der sie sich dem Ziel genähert hatten.

Der Nebel strich an ihren feucht gewordenen Gesichtern vorbei. In der Hecke krallte er sich fest, stieg manchmal aus ihr hoch, um einem leichten Windstoß entgegenzuwallen, damit dieser ihn zerflattern konnte.

Das alles kümmerte die Männer nicht, die mit einer besonderen Aufgabe gekommen waren.

Die Seide der Kimonos raschelte, als sie vor den Gräbern niederknieten. Ihre Knie verschwanden im nassen Gras. Gemeinsam beugten sie die Körper so weit vor, dass sie mit ihren Stirnen die feuchten Grabsteine berührten.

Nichts rührte sich in den Gesichtern. Kein Lächeln umspielte die zusammengepressten Lippen, als sie die Arme vorstreckten und ihre Handflächen mit den gespreizten Fingern auf das Gestein legten.

Keiner von ihnen hatte noch alle Finger. Bei einem fehlte der Ringfinger, bei dem anderen sogar der Mittel- und Ringfinger, beim dritten der Zeigefinger.

Sie hatten sich die Finger abgehackt, um die Treue zur Organisation zu dokumentieren. Ein Wahnsinn!

So blieben sie sitzen. Stumm, sich anschauend oder die Köpfe senkend, damit sie die beiden Grabplatten ansehen konnten.

Minuten des Schweigens entstanden, denn keiner von ihnen sprach ein Wort. Keiner rührte sich. Die drei Männer schienen selbst zu Stein geworden zu sein. Sie gaben sich den Erinnerungen an die Personen hin, die in der kalten Erde lagen und für die die Zeit der Totenruhe vorbei sein sollte.

Als hätten sie sich gegenseitig abgesprochen, bogen sie die Oberkörper wieder hoch, hielten ihre Augen halb geschlossen und bewegten die Lippen, ohne dass Worte zu hören gewesen wären! Stummes Reden gehörte dazu. Sie beteten, sie beschworen, sie waren völlig versunken in eine Trance, die schon magisch angehaucht war, denn ihr Fallen in eine geistige Tiefe wurde bei ihnen von schlimmen Gedanken begleitet. Gedanken an die schrecklichen Totengötter, an diejenigen, die in den anderen Welten herrschten und die es schafften, den Tod zu überwinden.

Sie lebten in den tiefen Grüften der Dimensionen, aus denen sie hervorgeholt wurden. Nicht nur durch Worte, auch durch Taten.

Gemeinsam griffen die Yakuza in ihre Seitentaschen und holten dort etwas hervor, das sie aus ihren Fäusten rieseln ließen.

Ein sehr feines Pulver, von unterschiedlicher Farbe. Bei einem war es ein schimmerndes Weiß, bei dem zweiten leuchtendes Rot, beim dritten Violett.

Gleichmäßig verteilten sie die drei Pulversorten über die beiden Gräber.

Die Feuchtigkeit sorgte für farbige Flecken. Auf der grüngrauen Erde hoben sie sich sehr deutlich ab. Es entstanden kleine Seen, die dem Erdboden andere Farben gaben und immer tiefer in ihn hineinsickerten.

Der Boden saugte es ein. Er schluckte es, er sorgte dafür, dass es in der Erde arbeiten konnte.

Die drei Männer warteten. Noch knieten sie, diesmal mit aufgerichteten Oberkörpern und starren, unbewegten Gesichtern, in denen nur die Augen nach unten gerichtet waren, denn sie wollten erkennen können, was mit dem Pulver geschah.

Es hatte lange gedauert, um überhaupt an diese magischen Ingredienzien heranzukommen. Es war mit Mühe und Gewalt verbunden gewesen, doch sie hatten es geschafft. Jetzt sollte das magische Totenpulver, aus den getrockneten Körpern von Götzendienern hergestellt, seine Wirkung zeigen.

Sie warteten, und es machte ihnen nichts aus. Jeder von ihnen wusste genau, dass die Zeit für sie arbeitete. Je mehr verstrich, umso größer war die Chance, dass der Tod überwunden werden konnte.

Die drei verschiedenen Pulverarten, fein säuberlich auf beiden Gräbern verteilt, drangen auch in den Boden ein, wo sie ihre eigentliche Kraft ausbreiten konnten, die Kraft, auf die es ihnen ankam.

Die Yakuza wussten nicht, wie lange sie vor den Gräbern hocken bleiben mussten. Das konnte Stunden dauern, vielleicht sogar einen halben Tag und noch mehr. In Betracht kam auch das Gegenteil, eine sehr kurze Zeit. Dass sie es schaffen würden, daran zweifelte keiner von ihnen.

Und so blieben sie hocken …

Die Minuten reihten sich zusammen. Der Nebel bedeckte die Szenerie auf gespenstische Weise und lag über den Köpfen der drei Männer.

In den beiden Gräbern jedoch geschah etwas. Aus der Tiefe drang ein widerlicher Geruch, süßlich und penetrant. Es roch nach verfaultem Fleisch und irgendwelchen Kräutern. Ein betörender Duft, der den drei Männern um die Nasen wehte. Dabei trat auf ihre Gesichter ein anderer Ausdruck. Man konnte sich vorstellen, dass eine fremde Macht von den Gangstern Besitz ergriff.

Noch immer taten sie nichts. Die Japaner waren es gewohnt, trotz ihrer Macht zu dienen. Nicht den Menschen, sondern den Kräften, die sie herlocken wollten.

Das Aroma blieb, es nahm sogar Gestalt an, denn aus den zahlreichen Lücken und Poren im Grasboden quoll ein Nebel hervor, der die Farben des Pulvers angenommen hatte, mit denen die drei Männer die Gräber bestäubt hatten.

Für sie war es eine Bereicherung, denn nun näherten sie sich allmählich dem Ende.

Die Augen hielten sie nicht mehr geschlossen, sondern hatten sie halb geöffnet und den Blick nach unten gerichtet. So nahmen sie all das wahr, was sich bei den Gräbern tat.

Die Erde bekam Risse.

Unsichtbare Hände wühlten sie von unten her auf. Dem Totenpulver war es gelungen, Kräfte zu wecken, die in der Tiefe lauerten, über die Jahrhunderte hinweg, und sie krochen nun geheimnisvoll, dumpf und als eine finstere Botschaft hervor.

Vorboten eines noch schlimmeren Ereignisses, eines schaurigen Finales, gespickt mit dem Grauen der uralten Vergangenheit, einer Zeit, die für die Männer jetzt, in der Gegenwart, wichtig geworden war.

Die Risse blieben nicht nur, sie bekamen auch eine ungewöhnliche Länge und Breite. Die schwere Erde schien losgelöst zu sein. Sie wurde aus der Tiefe hervor aufgerissen. Magie und Kraft bildeten einen Verbund, dem selbst tonnenschwere Erde nichts anhaben konnte.

So öffnete sich das erste Grab.

Die Kraft aus der Tiefe schob etwas in die Höhe. Umrisse waren zu erkennen. Umrisse eines Menschen!

Mit einem Schlag gelang der Durchbruch!

Andere wären aufgesprungen und hätten voller Panik die Flucht ergriffen, nicht aber die Yakuza. Sie blieben unbeweglich sitzen, die Blicke auf die Gräber gerichtet, die Lippen zusammengepresst, und in ihren Gesichtern sah es aus, als würde sich kein Leben mehr dort abzeichnen. Die Männer warteten, und sie hatten nicht umsonst gewartet, denn was dort aus dem Grab stieg, war das Gestalt gewordene Grauen.

Eine lebende Leiche!

Das alte, zerfurchte Gesicht war gelblich-braun und zeigte pupillenlose Augen und einen Mund, dessen Lippen kaum mehr vorhanden waren. Die Kleidung war trotz der langen Zeit unter der Erde noch gut erhalten und bestand auf einem grünen Lederwams und einem dunkelroten Schurz, der über den alten Beinkleidern lag.

Auch der zweite Untote entstieg seinem Grab. Keiner der beiden fürchterlichen Gestalten sprach ein Wort. Schweigend kletterten sie aus ihren Gräbern, aber in den pupillenlosen Augen stand ein Wissen, das erschrecken konnte.

Seit mehr als vierhundert Jahren hatten sie in den kalten Gräbern gelegen. Sie waren nicht verwest und stiegen so aus den Gräbern, wie sie damals begraben worden waren, und sie glichen sich wie ein Ei dem anderen.

Damals waren sie mit ihren beiden Schwertern zu Grabe getragen worden. Noch steckten die Waffen in den alten, hölzernen Scheiden, die aussahen, als wären sie aus Baumrinde gefertigt worden.

Ja, es waren Krieger. Sie hatten damals zu den besten gehört, und für die besten gab es einen Namen.

Samurai!

Kämpfer, die keine Übermacht fürchteten, die jederzeit ihr Leben zu geben bereit waren und sich als kleine Gruppe gegen ganze Armeen gestellt hatten.

Samurai waren eine Legende und gleichzeitig der Traum vieler Japaner, denn es gab nicht wenige, die davon träumten, ein Samurai zu sein.

Vieles von dieser alten Tradition war in das heutige Japan mit hinübergerettet worden, und auch die Yakuza fühlten sich im Prinzip als Samurai.

Kämpfen bis zum Tod, niemals aufgeben, vor keiner Macht ducken, fest verwurzelt in Ehre und Tradition, obwohl die Geschäfte zu achtzig Prozent blutig waren.

Aber über die Leichen sprach man nicht. Man ließ sie verschwinden. In Japan wurde trotz der räumlichen Enge noch immer viel gebaut, und der noch flüssige Beton hatte schon so manches Yakuza-Opfer geschluckt.

Wie zwei Helden aus der Vergangenheit standen sie auf ihren Gräbern, ohne dass sie tief einsanken. Sie schauten auf die Köpfe der mächtigen Syndikatsbosse herab, die es nicht wagten, ihre Blicke zu heben.

Für sie waren diese Minuten so etwas wie heilig. Sie wollten keinen stören, sie durften die beiden Gestalten nicht reizen, denn sie wurden gebraucht.

Es hatte sehr lange gedauert, bis sich die Männer zu den entsprechenden Entschlüssen durchgerungen hatten, aber sie sahen keine andere Möglichkeit mehr, als zu den alten Mitteln zu greifen.

Ein schleifendes Geräusch entstand, als beide Samurai gleichzeitig ihre Kampfschwerter zogen.

Blanke Klingen schimmerten in den feuchten Nebelschwaden. Nichts hatte die lange Zeit in den Gräbern den Waffen anhaben können. Sie waren nach wie vor blank, scharf und tödlich.

Und die Samurai zeigten ihre Künste.

Auf den Gräbern stehend handhabten sie die Waffen mit einer artistischen Geschwindigkeit. Die große Kunst des Schwertfechtens wurde den knienden Yakuza vorgeführt. Sie bekamen einen Einblick dessen, was Gegner dieser beiden erwartete.

Auch als die Klingen um Haaresbreite über ihre Köpfe hinwegfegten, rührten sich die Männer nicht.

Es wäre ein Fehler gewesen, Angst zu zeigen, denn so etwas hätte den Tod bedeuten können.

Sie blieben sitzen, als wären sie innerlich eingefroren, während die blitzenden Klingen tödlich nah an ihren Gesichtern vorbeihuschten. Sie bemerkten den Luftzug, der über ihre feuchte Haut hinwegglitt, und sie nahmen den Geruch des Todes wahr.

Nur wenige Millimeter vor ihnen rammten die beiden Samurai die Schwerter in den weichen Grasboden.

Der zweite Teil des Rituals begann, das wussten auch die drei Yakuza-Chefs.

Der erste beugte sich vor und küsste die Klinge, als wollte er ihr Leben einhauchen, dann überließ er dem zweiten das Schwert. Auch dieser Mann reagierte entsprechend und fühlte sich ebenso erleichtert wie sein Partner. Blieb der dritte.

Er nahm sich das zweite Schwert vor, um es zu küssen. Dabei schloss er die Augen. Durch die Gestalt lief ein Zittern, die Hände zuckten. Bei ihm sah es so aus, als wollte er mit den gespreizten Fingern die Klinge umfassen.

Die untoten Samurai rührten sich nicht. Als der dritte Gangster sich zurücksetzte, rissen sie die Schwerter aus der lehmigen Erde und schlugen zu.

Das geschah blitzschnell. Ein heimlicher Beobachter hätte nur das Blitzen der Klinge gesehen und das danach aus der Wunde quellende Blut der drei Yakuza, die auf ihren Stirnen und den Wangen das Zeichen der Samurai eingeschlitzt bekommen hatten.

Lange Schnittwunden. Von den Stirnen beginnend über die Augenbrauen hinweg und erst an den Wangen endend, wo sie allmählich ausliefen in einem feinen Netz aus Blutfäden.

Die Yakuza-Bosse rührten sich auch jetzt nicht, sie blieben in ihren demütigen Haltungen, für die Mächtigen war dies etwas Unwahrscheinliches, ein Novum, denn sie waren es gewohnt, dass Tausende von Mitgliedern vor ihnen kuschten und nicht umgekehrt.

Hier zahlten sie Tribut, was sie wiederum gern taten, denn sie brauchten die Samurai.

Ihre Pläne beschränkten sich nicht allein auf Japan, sie waren viel weiter gesteckt, bis nach Europa. Dort hatten sie gewisse Aufgaben zu erledigen, eine fürchterliche Rache, die in einem Meer von Blut enden sollte.

Diese Pläne würden auch in die unheimliche Gedankenwelt der Samurai einfahren, um dort so etwas wie einen Befehl auszulösen.

An den Klingen der Schwerter klebte noch das Blut der Menschen.

Die untoten Krieger sahen dies, hoben die Waffen an und leckten das Blut mit ihren Zungen, die aussahen wie grauen Klumpen, ab.

In diesem Augenblick festigte sich ein Band zwischen den Yakuza-Bossen und den beiden untoten Samurai. Sie waren nun bereit, sich dem Willen derjenigen zu beugen, die durch einen geheimnisvollen Totenzauber für ihre Rückkehr aus den Gräbern gesorgt hatten.

Die Japaner standen auf.

Trotz des langen Hockens erhoben sie sich mit geschmeidigen Bewegungen. Sie blieben für einen Moment stehen und schauten in die zerklüfteten Gesichter der fast gleich großen Samurai.

Darin rührte sich nichts. Sie blieben unbewegt wie zerfurchte Masken.

Aber sie ließen es zu, dass Hände sie berührten und an der Haut entlangstreichelten.

Die Yakuza ließen den Kontakt mit den Untoten in den nächsten Sekunden nicht abreißen. Sie wussten genau, wie sie das Band dichter knüpfen konnten, und sie merkten, dass etwas von ihrem Willen und ihren Plänen in die beiden Gestalten aus den Gräbern hineinsickerte.

Die Gedanken der Lebenden wühlte die Leere der Toten auf, erfüllten sie mit Aufträgen, die die Welt das Fürchten lehren sollten.

Als der Kontakt zwischen ihnen abbrach, neigten die Samurai die Köpfe. Ein Beweis dafür, dass sie die Gangster als Herren erkannt hatten und für sie kämpfen würden.

Danach drehten sie sich um. Die Männer taten es mit abgezirkelten Bewegungen, ohne auf die Krieger zu achten, denn sie gingen davon aus, dass diese ihnen folgen würden.

Und sie hatten sich nicht getäuscht.

In einer gewissen Entfernung gingen diese hinter ihnen her und tauchten ein in den wallenden Nebel, der noch immer wie aus feuchten Tüchern zusammenklebte.

Ihre Tritte hinterließen auf dem weichen Boden dumpfe Geräusche. Wieder schritten Gestalten hintereinander her, und wieder wirkten die Gesichter wie in den Nebel hineingezeichnet.

Der Friedhof blieb hinter ihnen zurück. Die Welt des Todes, der Magie. Sie näherten sich der alten Hütte, in der früher einmal die Ernte eines Reisbauern gelagert worden war.

Seit einiger Zeit diente die Hütte als Treffpunkt der Yakuza, wo sie sich zusammenhockten und finstere Pläne schmiedeten. Von außen sah man ihr nicht an, wie sie eingerichtet worden war.

Mit Holz verkleidet und mit elektronischen Geräten versehen bildete sie etwas wie die Filiale eines Hauptquartiers.

Darin warteten die Leibwächter.

Um einen niedrigen Tisch herum hockten die muskelbepackten Männer mit den schweren Waffen unter ihren schwarzen maßgeschneiderten Jacketts. Sie alle gehörten zu den trainierten Kämpfern. Ihre Körper zeigten kunstvolle Tätowierungen, der Beweis, dass sie zur oberen Kaste der Bande gehörten.

Sie waren zu sechst.

Zwei für jeden der Bosse, und sie erhoben sich, als diese eintraten.

Nach dem Verbeugen starrten sie auf die beiden Besucher.

Nichts regte sich in ihren Gesichtern, sie waren zu gut trainiert, um sich eine Blöße zu geben. Aber in den Augen blitzte es schon auf, denn mit diesen beiden Ankömmlingen hatten sie nicht gerechnet. Man hatte sie nicht tief in die Pläne eingeweiht. Es war nur bekannt, dass jemand kommen würde, doch sie hatten bereits erkannt, um wen es sich handelte, denn die japanische Historie war ihnen nicht fremd.

Kein Wort wurde gewechselt. Das Schweigen stand wie eine Mauer zwischen ihnen.

So lange, bis sich einer der Bosse bewegte. Er streckte seinen Daumen aus.

Dessen Nagel zielte auf den links außenstehenden Leibwächter. Der Mann mit dem lackschwarzen gescheitelten Haar nickte und hörte seinem Auftrag zu.

»Geh und warte zehn Schritte vor der Hütte!«

Wieder verbeugte sich der Mann, bevor er dem Befehl nachkam. Er wusste nicht, was sein Boss vorhatte. Es spielte bei ihm auch keine Rolle, er wäre für ihn auch durch die Hölle und in den Tod gegangen.

Und der genau sollte ihn ereilen!

Die zehn Schritte waren exakt abgemessen worden und kein Einziger zu viel. Der Leibwächter hatte sich gedreht. Wer jetzt aus der Hütte trat, dem wandte er sein Gesicht zu.

Die Yakuza-Bosse verließen sie zuerst. Sie sprachen nicht miteinander, jeder von ihnen wusste auch so, was zu tun war. In ihren mit Blut verschmierten Gesichtern rührte sich nichts, als sie eine bestimmte Stelle einnahmen.

Sie warteten auf die Samurai.

Und die verließen Sekunden später die alte Hütte. Schwerfällig und doch geschmeidig gingen sie. Obwohl ihre Füße auf den Boden drückten, sah es beinahe so aus, als würden sie darüber hinwegschweben.

Sie sahen das knappe Nicken der Bosse, drehten sich und schauten den Leibwächter an.

Der Mann stand wie ein Pfahl!

In diesem Augenblick hatte er sein Denken ausgeschaltet. Er war bereit, alles in sich aufzunehmen, er würde nichts und gar nichts Widerstand entgegensetzen.

Die Untoten bewegten sich.

Es war wie bei den Gräbern, als sie die Schwerter gezogen hatten. Nur griffen sie diesmal zu anderen Waffen, die sie in den Falten ihrer Kleidung versteckt gehalten hatten.