John Sinclair Sonder-Edition 134 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 134 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Mythen und Legenden umranken die geheimnisvolle Nebelinsel Avalon. Sie alle haben in Glastonbury ihren Ursprung, dem englischen Jerusalem. Der Gral, die alten Mönche, die Artus-Sage, das Tor der Erinnerung ...
Zum ersten Mal wurde ich damit konfrontiert. Man hatte mich nach Glastonbury bestellt, um einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Was im Weißen Haus in Washington seinen Anfang genommen hatte, spannte sich in einem weiten Bogen bis nach Avalon hinein - und zu einer Person, die dort ihr neues Zuhause gefunden hatte: Nadine Berger!

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Seitenzahl: 182

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Flucht nach Avalon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Montero / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9971-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

Flucht nach Avalon

von Jason Dark

Mythen und Legenden umranken die geheimnisvolle Nebelinsel Avalon. Sie alle haben in Glastonbury ihren Ursprung, dem englischen Jerusalem. Der Gral, die alten Mönche, die Artus-Sage, das Tor der Erinnerung und das Rätsel Avalon-Atlantis.

Zum ersten Mal wurde ich damit konfrontiert. Man hatte mich nach Glastonbury bestellt, um einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Was im Weißen Haus in Washington seinen Anfang genommen hatte, spannte sich in einem weiten Bogen bis nach Avalon hinein, und zu einer Person, die dort ihr neues Zuhause gefunden hatte.

Nadine Berger!

Washington D.C., Weißes Haus. In einem der Nebentrakte, wo die Kommunikationszentrale lag. Abgeschirmt, bombensicher gebaut, aber mit Menschen besetzt. Aufpasser, Überwacher, Männer, die sich auf die sensiblen Alarmsysteme konzentrierten und sie über ihre Computer bewachten.

Auch in der Nacht. Da allerdings mit einer reduzierten Besetzung. Dafür stieg der Umsatz an Kaffee und Säften.

Computer ›sprechen‹ leise, summen nur. Sie sind leicht zu übertönen, besonders von einem Mann mit starker Stimme, wie Colonel Olmos sie hatte.

»Tadlock, ich möchte, dass Sie kommen!«

Der Angesprochene war ein Computer-Freak.

»Sir, was ist?«

Der Colonel fuhr mit seinem Stuhl zurück. »Schauen Sie sich das an, Tadlock.« Er deutete auf den Bildschirm. »Fällt Ihnen da nichts auf?«

Tadlock kannte seinen Chef. Wenn der so sprach, hatte er etwas entdeckt und wartete darauf, dass es ihm seine Mitarbeiter – er sah sie noch als Untergebene an – bestätigten. »Augenblick, Sir.« Tadlock setzte seine Brille auf. Sie ließ ihn durch das schwere Gestell älter aussehen, als er tatsächlich war. Mit der Hand fuhr er durch das Gestrüpp auf dem Kopf, das er Haare nannte.

Dann sah er auf den Bildschirm.

Die Fläche war rechteckig, glatt und hatte einen dunkelgrauen Hintergrund, vor dem sich die Schrift heller und augenfreundlicher abheben konnte. Im Moment war nichts zu sehen, keine Buchstaben, keine Zahlen, auch keine Grafiken.

»Sir, es tut mir leid, aber ich kann nichts feststellen.«

»Ach – wirklich nicht?«

»Nein. Wo liegt das Problem?«

»Zunächst an der Fläche.«

Tadlock räusperte sich. Er wusste, was sein Chef gemeint hatte, den Bildschirm nämlich. »Der ist leer, Sir.«

»Nein, er ist verändert. Zumindest der Hintergrund. Das bereitet mir Sorgen.«

»Ich sehe das Problem nicht.«

»Er ist heller geworden, Tadlock. Verdammt noch mal, sehen Sie das denn nicht?«

»Nein.«

Der Colonel holte tief Luft. »Da läuft etwas aus der Bahn, das sage ich Ihnen. Irgendetwas ist mit dem Gerät nicht in Ordnung, ich weiß es nicht nur, ich spüre es.«

Tadlock schwieg. Er wollte seinem Chef nicht widersprechen, aber feststellen konnte er nichts. Vielleicht ein leichtes Flimmern, die Fläche war nicht so glatt, das stimmte schon, doch mehr war es nicht und vor allen Dingen kein Grund zur Besorgnis.

Er hob die Schultern. »Das Flimmern möglicherweise, Sir. Da könnten Sie recht haben.«

»Danke, Tadlock, aber es ist noch mehr.«

»Und was?«

»Ich schiebe jetzt eine Diskette hinein.«

»Bitte!«

Olmos bewegte sich langsam. Er ließ sich Zeit, als wollte er alles genießen. Die flache Diskette verschwand in der Eingabe, jetzt hätte der Beginn des Programms ablaufen müssen, was aber nicht geschah. Auf dem Bildschirm erschien Schnee wie auf dem eines TV-Apparats, und das ›Rieseln‹ wurde von einem sanft klingenden Rauschen begleitet.

»Was sagen Sie nun, Tadlock?«

Es sah so einfach aus, aber das war es bestimmt nicht, und Tadlock räusperte sich sicherheitshalber. »Ich würde meinen, dass es an der Diskette liegt.«

»Richtig, könnte man. Aber deswegen habe ich Sie nicht kommen lassen. Die Diskette ist in Ordnung, das habe ich an anderen Apparaten schon geprüft. Nur hier funktioniert sie nicht. Hier gibt es Schnee.«

»Dann liegt es am Computer.«

»Dachte ich auch, Tadlock.«

»Aber?«

»Sie werden sehen, gleich erscheint etwas. Es ist aber nicht das Programm, es ist überhaupt kein Programm. Es sind eigentlich nur bestimmte Botschaften oder Signale.«

»Von wem denn, Sir?«

»Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Es ist mir ein absolutes Rätsel.«

»Und wie lange …?«

»Keine Sorge, nur noch wenige Sekunden, schätze ich. Falls es uns nicht im Stich lässt.«

»Wer oder was?«

»Die Botschaft.«

Tadlock schwieg. Ein Spinner war der Colonel nicht. Wenn der ihn rief, dann hatte er seine Gründe, denn allein kam er nicht weiter. Und für normale Vorgänge hätte er Tadlock nicht erst zu warnen brauchen.

Olmos rückte wieder vor. Er sah dabei auf seine Uhr und sprach wie ein Countdowner, der die letzten Sekunden vor dem Start der Rakete abzählt. »Noch vier Sekunden, noch drei, zwei, eine – jetzt!«

Er hatte nicht gelogen.

Auf dem Bildschirm erschienen die ersten Buchstaben. Sie bildeten aber keine waagerechte Reihe, sie tauchten auch nicht in senkrechter Richtung auf, um ein Wort zu bilden, nein, sie fielen und zirkelten durcheinander, purzelten wie die Stücke eines Puzzles über den Bildschirm, führten dabei auch kreisförmige Bewegungen durch und fanden sich schließlich zu einem Satz zusammen.

DAS TOR IST OFFEN.

Hinter den Brillengläsern bewegte Tadlock, der Experte, heftig seine Augen.

Er wiederholte das Geschriebene mit leiser Stimme.

Dann hörte er Olmos lachen. »Ja, Tadlock, so habe ich auch reagiert.«

»Sir, ich fürchte, wir haben es hier mit einem Hackerangriff zu tun.« Tadlock richtete sich auf. Seine Stirn glänzte. Er hatte längst eine Stufe weitergedacht. »Wissen Sie, was das bedeutet, Sir, wenn jemand es geschafft hat, in unsere Computer einzudringen?« Er schluckte. »Das ist … das ist …«

»Fatal, Tadlock.«

»Mehr als das.«

»Ein Hacker im Computer des Weißen Hauses. Himmel, dann bewahrheiten sich böse Zukunftsvisionen. Man hat doch Filme gedreht, man hat Geschichten über diese Vorgänge geschrieben. Es ist auch schon passiert, dass falsche Alarme gegeben wurden, dass die Bomber beinahe gestartet worden wären, um ihre tödliche Fracht auf Städte im Osten abzuwerfen. Die Rechner haben da nicht richtig funktioniert oder die Menschen, die sie bedienten.« Er deutete auf den Bildschirm. »Das ist natürlich Wahnsinn.«

»Und noch nicht das Ende, Tadlock!«

»Was meinen Sie, Sir?«

»Es geht noch weiter.« Der Colonel lachte freundlos, dann räusperte er sich. »Diese Botschaft bleibt zunächst einmal auf dem Schirm, um dann von einer anderen abgelöst zu werden, die mir ebenfalls ein Rätsel ist. Sie sollten sich einen Stuhl holen, Tadlock.«

»Danke, Sir!«

Er schob einen heran. Diese Ecke, wo sich die beiden Männer befanden, war kaum einsehbar.

Eine veränderbare Faltwand schützte sie vor neugierigen Blicken.

Tadlock setzte sich, sah wieder hin und fand den Bildschirm leer vor. Nur das Flimmern auf der Fläche, dieses leichte Rieseln, das wie Schnee aussah.

»Wie lange dauert es, Sir?«

Der Colonel knetete seine Nase. »Ich habe die Sekunden nicht gezählt. Es wird bald erscheinen.«

»Gut.«

Beide Männer warteten. Tadlock hätte gern den Inhalt der zweiten Botschaft erfahren, beherrschte sich aber und lauerte voller Spannung darauf.

»Eigentlich müsste es gleich geschehen, wenn mich mein Zeitgefühl nicht trügt.«

Tadlock nickte. Er wollte noch etwas fragen. Doch die nächste Botschaft war schneller. Ein Flimmern, Buchstaben erschienen, kollerten durcheinander, kippten ab, drehten sich wieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Satz endlich stand.

WIR SIND UNTERWEGS

Olmos und Tadlock schwiegen. Sie sahen sich nur an. Beide schwitzten jetzt stärker. Der Colonel hatte sich gespannt nach vorn gebeugt. Er nickte einige Male. »Darauf habe ich gewartet, Tadlock, genau auf diesen einen Satz. Was sagen Sie dazu?«

Tadlock hatte schon überlegt. Durch seinen Kopf waren verrückte Gedanken gezuckt. Er schluckte einige Male, räusperte sich und flüsterte dann: »Sir, wollen Sie wirklich wissen, was mir vorhin durch den Kopf gegangen ist, als ich die zweite Botschaft las?«

»Ja, möglicherweise stimmen unsere Vermutungen überein.«

»Ich … ich dachte da an eine Nachricht, die nicht von Hackern stammt. Nicht unbedingt, meine ich.«

»Außerirdische?«

Tadlock schrak zusammen. Er duckte sich dabei, als wäre er geschlagen worden. »Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund, Sir. Ich … ich habe tatsächlich daran gedacht.«

»Fein, ich ebenfalls.«

»Danke.«

»Wofür?«

»Dass Sie mich nicht auslachen.«

Olmos lachte trotzdem. Es klang wiederum bitter. »Nein, Tadlock, mir ist das Lachen vergangen. Was wir hier erleben, das kratzt an unser System der Sicherheit, verstehen Sie? Das können wir einfach nicht hinnehmen. Das ist zu … verdammt, mir fehlen die Worte. Das ist einfach nicht erklärbar.«

»Wie oft hat es diesen Vorfall denn schon gegeben, Sir?«

Olmos fuhr über sein glattes, kurz geschnittenes, schwarzes Haar. »Es ist die zweite Nacht. Ich erlebte es gestern zum ersten Mal. Da hielt ich es noch für einen unwichtigen Defekt. Heute sehe ich es anders.«

»Das meine ich auch.« Tadlock deutete auf den Schirm. »Ist das die letzte Botschaft gewesen?«

»Überhaupt nicht.«

»Wie viele erscheinen noch?«

»Eine, Tadlock. Eine Botschaft und ein Name. Ob Sie es glauben oder nicht, es erscheint ein Name.«

»Dann hätten wir ja eine Spur.«

»Warten Sie erst einmal ab. Sicher bin ich mir da nicht.« Der Colonel winkte mit beiden Händen ab. »Ich habe nämlich mit dem Namen nichts anfangen können und bin natürlich gespannt darauf, wie es Ihnen ergeht. Sie kennen sich ja auch aus.«

»Natürlich.« Tadlock hatte es nur so gesagt, überzeugt davon war er jedoch nicht.

Wieder begann das Warten. Der letzte Satz blieb noch auf dem Monitor, als wollte er die beiden Männer ärgern und sie gleichzeitig noch stärker verunsichern.

WIR SIND UNTERWEGS

Tadlock ließ die drei Worte auf sich einwirken. Er fragte sich natürlich, wer unterwegs war, und darin unterschied er sich nicht von seinem Vorgesetzten, der die Frage sogar leise aussprach, als hätte er Furcht davor, von einem Dritten gehört zu werden.

Das kalte Licht ließ die Gesichter der hier arbeitenden Personen noch blasser erscheinen. Hinzu kam die Instrumentenbeleuchtung, sodass manche Haut wirkte wie die von alten Wasserleichen. Gesund war dieses Licht nicht.

Da freute man sich sogar auf einen grauen Regentag, nur um diesen Keller verlassen zu können.

Plötzlich löste sich die Nachricht auf. Das ging blitzartig, und zwei Augenpaare sahen auf den leeren Schirm.

»Jetzt bin ich auf die dritte Nachricht gespannt, Sir!«

»Ich auch, Tadlock, ich auch. Obwohl ich ja weiß, was da erscheinen wird. Es ist ein Name.«

»Nur? Oder …«

»Vor- und Nachname.«

Tadlock nieste. »Das wird eine Sache. Wäre doch irre, wenn uns die geheimnisvollen Botschaftssender erklären würden, wer sie wirklich sind. Meinen Sie nicht?«

»Ich glaube kaum, dass dieser Name damit etwas zu tun hat. Er ist einfach zu irdisch.«

»Tatsächlich?«

»Sie werden es sehen, und Sie werden sich bestimmt wundern, mein lieber Tadlock. Vielleicht haben wir ja Glück, und Sie kennen die Person. Sie sind ja sehr kommunikativ.«

»Aber nicht auf diese Art und Weise.«

Der Colonel hob die Schultern. »Abwarten.«

»Soll ich uns einen Kaffee holen? Haben wir so viel Zeit?«

»Nein, nicht mehr. Wenn wir später etwas trinken, wird es wohl ein Whisky sein.«

Tadlock sagte nichts. Er sah den Colonel nur von der Seite her an. Das hatte er noch nie erlebt, nicht bei ihm, der stets auf Zucht und Ordnung hielt. Da schien er doch einige Vorsätze über Bord geworfen zu haben.

Noch blieb der Bildschirm dunkel, aber nicht sehr lange. Plötzlich erschienen wieder die Buchstaben und führten vor den angespannten Blicken der Männer ihren Tanz auf.

Sie formierten sich, bildeten wieder eine lesbare Botschaft. Diesmal nur einen Namen.

NADINE BERGER

Keiner von ihnen bewegte sich. Stumm blickte sie auf den Namen, und es war der Colonel, der den Kopf schüttelte, bevor er sich zur Seite drehte und seinen Untergebenen ansah.

Tadlock schwieg, ohne dabei den Bildschirm aus den Augen zu lassen.

»Nun?«

»Ich kenne den Namen nicht, ich kenne die Person nicht. Ich lese nur, dass es eine Frau ist.«

»Sehr gut.«

Tadlock sagte etwas, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. »Unter Umständen liegt es doch an der Diskette, Sir.«

»Nein, die ist in Ordnung. Ich habe sie längst durchchecken lassen. Tut mir leid.«

»Das ist natürlich schlecht.«

»Würde ich sagen. Aber ich kann mit dem Namen ebenfalls nichts anfangen, Tadlock.«

»Das glaube ich Ihnen.« Tadlock lächelte. »Aber ich glaube Ihnen nicht, dass Sie nicht längst Nachforschungen angestellt haben, was eben diesen Namen betrifft.«

»Das habe ich.«

»Was ist dabei herausgekommen?«

»Zunächst einmal nichts, gar nichts. Alle Versuche endeten negativ. Es war vergebens.«

»Wo haben Sie nachgeforscht?«

»Also nicht beim FBI. Mehr in unseren Regionen, wenn Sie verstehen. CIA, Einwanderungsbehörde, also da, wo ich Zugang habe.«

Tadlock versuchte es mit einem Witz, über den der Colonel nicht einmal grinsen konnte. »Die Dienste sind zwar gut, aber die Namen von Außerirdischen sind nicht dabei.«

»Nein!«, knurrte Olmos.

Tadlock schwieg. Er sah, dass sich sein Vorgesetzter Gedanken machte. Was hier geschehen war, durfte einfach nicht sein. Ein offenes Tor, dann welche, die unterwegs waren, also Unbekannte, das ging bis dicht an die Grenze. Das überschritt sie sogar, denn hier stand – es war nicht übertrieben – die Sicherheit der Nation auf dem Spiel.

»Sollen wir eine höhere Behörde einschalten, Sir?«, erkundigte sich Tadlock.

»Nein, noch nicht.« Der Colonel stieß den Atem aus. »Wir müssen erst allein versuchen, das Problem zu lösen. Die Nacht ist noch lang. Da können wir arbeiten.«

»Und eine vierte Nachricht gibt es nicht?«

»Bisher erschien keine. Sie werden sehen, dass auch der Name gleich verschwindet. Dann bleibt der Bildschirm leer. Es tut sich überhaupt nichts mehr. Wie abgeschnitten.«

»Das begreife ich nicht, Sir.«

»Haben Sie denn überhaupt eine Erklärung für dieses Phänomen, Tadlock?«

»Ja und nein.«

»Lassen Sie trotzdem hören.«

»Ich habe den Eindruck, dass wir manipuliert worden sind. Wer auch immer daran mitarbeitet, er hat es verstanden, unser Programm zu stören. Er hat es verändert. Ich sehe schon die Konsequenzen vor mir. Sie werden sich ausdehnen. Ich wiederhole mich nicht gern, aber in diesem Fall steht möglicherweise die nationale Sicherheit auf dem Spiel. Egal, was noch geschieht, wir werden morgen wohl Meldung erstatten und eine höhere Instanz einschalten müssen.«

»Oh Gott, das gibt Ärger!«

»Zumindest wieder Untersuchungen.«

»Und jetzt ist die Botschaft weg.«

Olmos hob die Schultern.

»So war es immer.« Er nahm die Diskette aus dem Apparat und steckte sie ein. »Ich werde sie später in den Panzerschrank legen.«

»Was ist es denn für eine Diskette?«

»Es ist die TC 17.«

Tadlock nickte. »Ja, ich weiß schon. »Berechnungen und Vorgabe um das äußere Sicherheitssystem.«

»Genau.«

Tadlock presste seine Finger gegen die Stirn. »Wie wir es auch drehen und wenden, so kommen wir nicht weiter. Ich habe schon Hacker aufgespürt, aber so etwas wie hier ist mir noch nie passiert. Da kann man fast an einen Computerteufel glauben.«

Der Colonel schob den Stuhl zurück und stand auf. Er warf noch einen letzten Blick auf die Stirn. Die dünne Haut um seinen Mund herum zitterte. Er wusste nicht, was er mit diesen für ihn schon unheimlichen und unerklärlichen Botschaften anfangen sollte.

»Gehen wir in mein Büro, Tadlock!«

»Gut, Sir.«

Sie nahmen den Weg links um die künstliche Abtrennung herum. Vor ihnen lag der große Raum, der mit zwei breiten Computerkonsolen gefüllt war. An den Wänden standen die Schreibtische der Mitarbeiter und auch die Telefondesks.

Niemand sah offiziell hin, als Olmos und Tadlock den Raum verließen. Im Gang blieben die beiden Männer stehen und atmeten zunächst tief durch.

»Bleibt es bei dem Whisky, Sir?«

»Ja, den können wir wohl vertragen. Den haben wir uns redlich verdient, finde ich.«

Tadlock widersprach nicht.

Der Gang war wie ein kahler Tunnel mit Türen an den Seiten, die wie Fluchtwege oder Notausstiege erschienen. Irgendwo unter der Decke flackerte eine Lampe, die ausgewechselt wurde. Das Zucken irritierte, deshalb sah auch niemand hin.

Olmos' Büro lag auf der linken Seite. Nur die höheren Offiziere hatten eigene Räume, und der Colonel gehörte zu diesen Privilegierten. Er ging vor und schloss die Tür auf.

Tadlock folgte ihm.

Auch hier sah er einen Rechner, einen Schreibtisch, dahinter einen Schrank, der abgeschlossen werden konnte und aus mit Kunststoff überzogenem Stahlblech bestand.

»Nehmen Sie sich einen Stuhl«, sagte Olmos, als er die Tür schloss. Er selbst nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch ein, seufzte schwer, beugte sich dann zur Seite und holte aus einer Schublade eine volle Flasche Bourbon hervor.

Gläser waren ebenfalls vorhanden. Olmos schenkte ein, reichte Tadlock eines der Gläser.

»Nun?«

»Sir, ich weiß es nicht.«

Olmos drehte sein Glas. Er lachte, als wollte er sich amüsieren. »Ich suche gerade nach einem Trinkspruch, aber mir fällt keiner ein, zum Henker! Ihnen denn?«

»Ja und nein.«

»Kommen Sie.«

»Vielleicht sollten wir wirklich auf die Außerirdischen trinken, auf die Begegnung der dritten Art, die möglicherweise bald stattfinden wird. Finden Sie nicht auch?«

Olmos verzog das Gesicht. »Ehrlich gesagt, ich finde den Trinkspruch etwas unpassend. Er bereitet mir Unbehagen. Bisher war die Sache mit den Außerirdischen Theorie. Wir haben oft Möglichkeiten durchgespielt, wie wir uns verhalten, wenn es uns gelingt, den einen oder anderen zu sehen, nun aber finde ich das gar nicht so lustig.«

»Ich auch nicht, Sir, wenn ich ehrlich sein soll. Ich habe sogar leichte Beklemmungen.«

»Da können wir uns ja die Hand reichen.«

Das taten sie nicht, dafür stießen sie an und lauschten dem Klang der Gläser. Tadlock gehörte nicht unbedingt zu den Whiskytrinkern, aber in diesem Fall wollte er sich nicht drücken.

Leer stellte der Colonel das Glas auf den Schreibtisch. Bei Tadlock war es noch zur Hälfte gefüllt. Aber auch er hatte es wieder abgestellt und starrte ins Leere.

»Worüber denken Sie nach?«

»Mir gehen die Botschaften nicht aus dem Kopf. Sie haben etwas zu sagen, sie wollen uns darauf aufmerksam machen, dass bald etwas eintritt. Sie sind anders als wir, und wir kennen sie nicht. Aber sie sind da, auch wenn wir sie nicht sehen, und das bedrückt mich.«

»Und jemand von ihnen hat einen Namen, der sich verdammt menschlich anhört«, sagte der Colonel. »Nadine Berger. Ich werde es noch einmal versuchen und mich dann mit dem FBI in Verbindung setzen. Zum Glück kenne ich einen der Chefs, da wird es kaum Ärger geben.«

»Das wäre nicht schlecht.«

»Aber nicht in dieser Nacht. Wir warten bis zum nächsten Morgen.«

»Sir«, sagte Tadlock und blickte auf sein Glas. »Ich will nicht unken oder den Teufel an die Wand malen, aber können Sie sich vorstellen, dass bis Sonnenaufgang noch etwas geschieht? Dass all diese Voraussagungen eintreffen werden?«

»Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören, Tadlock?«

»Ja, Sir!«

Colonel Olmos nickte sehr langsam. »Ja, ich kann mir vorstellen, dass noch etwas passiert. Da könnte einiges auf uns zukommen.«

»Dann wird es gefährlich.«

»Damit rechne ich auch.«

Tadlock lächelte schmal. »Wenn diese Person namens Nadine Berger in der Lage ist, sich über unseren Computer zu melden, müsste es ihr eigentlich nicht schwerfallen, trotz der Sicherheitsbestimmungen, hier bei uns einzudringen.«

»Da haben Sie recht.«

»Und dann riecht es nach Gewalt.«

»Könnte auch sein.«

»Wollen Sie die Wachtposten schon vorsorglich in Alarmbereitschaft versetzen lassen?«

Olmos wiegte den Kopf. »Daran habe ich gedacht. Ich habe es mir sogar vorgenommen, aber ich möchte keine Pferde scheu machen. Ich will erst abwarten und hoffe noch immer auf einen Irrtum.«

»Das wäre wünschenswert, Sir, scheint mir in diesem Fall aber nicht sehr realistisch zu sein.«

»Leider.«

Der Colonel griff zur Flasche. Er wollte sich einen zweiten Drink gönnen. Tadlock legte sicherheitshalber seine Hand auf das Glas. Er hatte es nicht einmal leer getrunken.

Auch der Colonel kam nicht dazu, den Drink zu nehmen. Etwas anderes passierte völlig unvorbereitet und wie aus der Luft gegriffen. Erst flackerte das Licht kurz auf, dann stärker, und einen Moment später erlosch es völlig.

Die beiden Männer saßen im Finstern!

Es war so dunkel, dass sie sich nicht einmal sehen konnten. Sie hörten nur, wie sie atmeten, und Tadlock vernahm, dass sein Vorgesetzter die Flasche mit einem dumpfen Laut auf den Schreibtisch zurückstellte. Danach war es wieder still.

Sie warteten ab.

Die Dunkelheit und die Stille wirkten ätzend auf sie. Bleiern lag sie über ihnen. Sie spürten beide das Unbehagen, das sich mit jeder Sekunde, die verstrich, bei ihnen verstärkte und zu einem Gefühl der beklemmenden Furcht anwuchs.

Niemand sprach.

Sie konnten sich aber auch nicht mit den Gegebenheiten abfinden, und es war Tadlock, der die Stille schließlich mit einer leise gestellten Frage unterbrach: »Ich erwarte zwar keine Antwort, Sir, aber verstehen Sie, was hier vorgeht?«

»Fast. Das Licht ist ausgefallen.«

»Überall?«

»Stehen Sie auf und schauen Sie nach.«

»Im Gang draußen schon. Ich sehe keinen Lichtstreifen unter der Tür herfallen.«

»Schließt sie nicht fugendicht?«

»Nein, Sir.«

Olmos bewegte sich. »Okay, Sie bleiben hier. Ich werde aufstehen und nachschauen.«

Tadlock hatte noch einen Einwand. »Das Licht scheint nicht überall ausgefallen zu sein. Nur lokal, sehr begrenzt und …«

»Seien Sie ruhig.«

Im Dunkeln war der Colonel auf die Tür zugegangen, aber einige Schritte davor stehen geblieben. Er hatte seinen Kopf schräg gelegt und lauschte.

Auch Tadlock spitzte die Ohren. Er konnte sich vorstellen, dass der Colonel etwas in Erfahrung gebracht hatte, und wollte ebenfalls nicht hocken bleiben.

Er hatte sich schon halb erhoben, ließ sich dann wieder nieder, denn nun hörte er es auch.

Schritte!

Nicht im Büro, sondern auf dem Gang, und auch nicht normal, denn sie klangen komisch, seltsam, als würde derjenige, der dort herging, das Laufen erst noch üben.

Dazwischen klangen andere Geräusche durch. Sie hatten einen metallenen Klang, da streifte oder schepperte Blech über Blech. Die Schritte näherten sich zudem der Tür.

Olmos hatte sein Feuerzeug hervorgeholt und entzündete die Flamme. Sie warf einen bläulichen Lichtschimmer in die Dunkelheit, der nicht einmal die Tür erreichte.

»Gehen Sie lieber zurück, Sir!«, flüsterte Tadlock, der ebenso wie der Colonel gehört hatte, dass die Schritte genau vor der Bürotür verstummt waren.

»Noch nicht.«

Dann musste Olmos zurück. Etwas prallte dumpf gegen die Tür, im nächsten Augenblick bewegte sich der Knauf, noch ein wuchtiger Stoß, und die Tür stand offen.

Im Gang brannte wieder das Licht. Es verschaffte sich auch seine freie Bahn in das Büro, indem es an der Gestalt vorbeiglitt, die sich auf der Schwelle abzeichnete.