John Sinclair Sonder-Edition 185 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 185 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Vor zwölftausend Jahren hatte die Gegenwart begonnen! Als der Wissenschaftler Walter Hogland uns mit diesem Forschungsergebnis konfrontierte, schien uns das zunächst ebenso zweifelhaft wie Hoglands Erlebnis mit einer Frau, die angeblich ebenfalls viele tausend Jahre alt war. Dass die Liebesnacht mit Fatima, so der Name dieser Frau, den Forscher zudem angeblich in Augenblicken um etwa zehn Jahre hatte altern lassen, machte die ganze Sache besonders pikant.
In Kairo aber begegneten auch Suko und ich dem Succubus, diesem weiblichen Teufel, der es nun ausgerechnet auf mich und meine Lebenssäfte abgesehen hatte. Ob ich wollte oder nicht - in der geheimnisumwitterten Stadt am Nil würde sich mein Kismet erfüllen ...


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Seitenzahl: 187

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Kismet in Kairo

Vorschau

Impressum

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

Kismet in Kairo

von Jason Dark

Vor zwölftausend Jahren hatte die Gegenwart begonnen! Als der Wissenschaftler Walter Hogland uns mit diesem Forschungsergebnis konfrontierte, schien uns das zunächst ebenso zweifelhaft wie Hoglands Erlebnis mit einer Frau, die angeblich ebenfalls viele tausend Jahre alt war. Dass die Liebesnacht mit Fatima, so der Name dieser Frau, den Forscher zudem in Augenblicken um etwa zehn Jahre hatte altern lassen sollen, machte die ganze Sache besonders pikant.

In Kairo aber begegneten auch Suko und ich dem Succubus, diesem weiblichen Teufel, der es nun ausgerechnet auf mich und meine Lebenssäfte abgesehen hatte. Ob ich wollte oder nicht – in der geheimnisumwitterten Stadt am Nil würde sich mein Kismet erfüllen ...

Sie hörte das ferne Singen und wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Aber ihr wurde klar, dass sie es nicht ignorieren durfte. Tief in ihrem Gedächtnis hatte sich dieser Funke entzündet und war zu einer gewaltigen Flamme geworden, die wie ein Gespenst die Bilder umtanzte.

Bilder einer besonderen Art. Bilder des Vergessens. Märchenhaft, geheimnisvoll. Zahlreiche Rätsel verbergend. Bilder an der Nahtstelle zwischen der Urzeit und dem Beginn der Zivilisation.

Szenen der Welt. Der Verschiebungen auf den Kontinenten, Szenen der großen Entdeckungen und des Vergessens.

Fatima wusste, dass sie eine Erbin war. Das ferne Singen galt einzig und allein ihr. Es war eine Botschaft, und sie durfte diese auf keinen Fall überhören.

Sie war ausersehen.

Und so stand sie auf.

Die Welt hatte sich verändert, aber die Welt wartete auch auf sie, das stand fest. Fatima war bereit, Zeichen zu setzen. Sie wollte die Menschen an ihre Ursprünge erinnern und dem Wort Kismet eine ganz besondere Bedeutung geben ...

Walter Hogland röchelte. In seinem Rachen hatte sich Schleim gesammelt. Er kam mit dem, was er in den vergangenen Nächten durchgemacht hatte, nicht mehr zurecht. Es war so schrecklich gewesen, so grauenhaft und nicht erklärbar.

Aber in dieser Nacht war es besonders schlimm. Träumte er? Oder lag er wach? Oder befand er sich gar in einem Zwischenstadium?

Er wusste es nicht, denn es war alles anders geworden. Das war kein normaler Schlaf, das war auch kein normaler Traum, bei ihm mischten sich Realität, Fiktion und ein erotischer Alptraum.

Was stimmte?

Alles stimmte.

Hogland hielt die Augen weit offen. Er wollte sehen, wer oder was dort zu ihm gekommen war. Er spürte den leichten Luftzug, der durch das offene Fenster drang und dabei mit den feinen Gardinen spielte, die wie Geister in den Raum geweht wurden. Es war still in diesem großen Hotel in Kairo, aber er hörte trotzdem oder gerade deshalb die Geräusche.

Wo? Was? Wie?

Die Fragen nagelten sich in seinem Kopf fest. Er lag auf dem breiten Bett und wusste nicht mal, ob er die Augen offen oder geschlossen hatte.

In seiner Umgebung hatte sich nichts verändert, und doch war alles anders geworden.

Ich bin wach.

Nein, ich schlafe!

Er kam nicht mehr zurecht. Über seinem Bett bewegte sich etwas. Es erinnerte ihn an eine Spirale, die sich wie Nebel über ihn legte. Schon in den vergangenen Nächten hatte Walter sie erlebt, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie war überall an seinem Körper gewesen.

Sie hatte ihn gestreichelt, sie hatte ihn liebkost. Sie hatte mit ihm Dinge getan, die er sich nicht erklären konnte, und er hatte sich nach dem Aufwachen so matt und erledigt gefühlt. Die Decke neben ihm war feucht gewesen. Nicht allein von seinem Schweiß, auch von seiner Ejakulation.

Jemand hatte sich mit ihm beschäftigt. Immer wieder in den letzten Nächten, und er wusste nicht, wer da an sein Bett herangetreten war, weil er selbst den Zustand zwischen Traum und Wachsein nicht lösen und sich für die eine oder andere Seite entscheiden konnte. Gesehen hatte er niemanden, keine Gestalt mit festem Körper, und trotzdem war es ihm vorgekommen, als hätte ihn jemand gefordert, wie in einer anstrengenden Liebesnacht.

Hogland fürchtete sich. Er machte sich Vorwürfe, nicht schon früher abgereist zu sein. Allerdings das wäre schlecht möglich gewesen, hätte er mit einer vorzeitigen Abreise seine ägyptischen Kollegen doch vor den Kopf gestoßen.

Also war er geblieben. Nur noch bis morgen, nein, bis heute, denn Mitternacht war vorbei. In wenigen Stunden würde er zum Flughafen fahren und in die Maschine nach London steigen.

Das Hotel, in dem er wohnte, lag zwar mitten in Kairo, aber trotzdem ruhig. Ein großer Park schützte den Bau vor dem Lärm, der in Kairo auch in der Nacht nicht abriss. Er hörte sogar das Plätschern des Wassers im Hotelpark, wo zahlreiche Brunnen Kühle brachten.

Nicht aber in sein Zimmer.

Es war stickig geworden. Die Klimaanlage hatte er abgestellt. Im Winter brauchte er sie nicht – hatte er gedacht. Ein Irrtum. Jetzt schwitzte er. Nur musste sich Walter Hogland eingestehen, dass das Schwitzen nicht allein von der Wärme herrührte. Es lag an ihm selbst. In seinem Innern fühlte er den Vulkan. Er brodelte. Die Hitze schoss in Wellen durch seinen Körper. Zudem machte ihm das Wissen zu schaffen, nicht mehr allein zu sein.

Es war niemand zu sehen.

Er spürte es nur. Dieses Gefährliche, das aus großer Tiefe an die Oberfläche gekrochen war, um ihn zu malträtieren. Es geisterte durch sein Hotelzimmer. Hin und wieder hatte er es riechen können in den vergangenen Nächten, doch er konnte den Geruch nicht einordnen.

Er wusste nicht, ob es sich um den Duft eines Parfüms handelte oder um den eines Öls, mit dem vor Jahrtausenden die Körper der Pharaonen konserviert worden waren. Zwar kannte er sich in den Totenkammern der meisten Pyramiden aus – in ihnen allen hatte er bestimmte Gerüche entdeckt –, doch dieser neue war ihm fremd.

Der Geruch umschwebte sein Bett, war ebenso unsichtbar wie diejenige Person oder derjenige Geist, mit dessen Besuch er rechnete. Das Fremde ließ sich Zeit. Es blieb, das konnte der einsame Mann spüren, aber das Wissen um eine Gefahr tauchte bei ihm immer stärker ab, sodass die Mattheit überwog.

Er war müde geworden. Der vergangene Tag und auch die vergangene Nacht forderten ihren Tribut. Auf seinen Lidern schienen schwere Gewichte zu lasten, die sie zudrückten. So versuchte er auch gar nicht, sich dagegen zu sträuben. Für ihn war der Schlaf wichtig.

Hogland sackte weg!

Es war wie ein Fall in die Tiefe, der durch nichts aufgehalten wurde. Keine Hände waren da, die ihn hielten. Er war hineingeglitten in die andere Welt, aber nicht hinein in das große Nichts, denn auch diese Welt hatte ihre Botschaft.

Und wieder kehrte der Traum zurück.

Wirklich ein Traum?

Oder lag er wach?

Etwas bewegte sich dicht über seinem Bett, ohne Hogland zu berühren. Es war ein Schatten, den er sehen konnte, obwohl er die Augen geschlossen hielt.

Weibliche Umrisse, ein Körper, eine Frau. Genau die Frau, die Schönheit, die schon in den vergangenen Nächten zu ihm gekommen war, um ihre Akzente zu setzen.

Er konnte sie sehr gut sehen, und sie sah einfach wunderbar aus. Lange, blonde und auch leicht grünlich schimmernde Haare umrahmten ein Gesicht mit sehr feinen, beinahe schon mädchenhaften Zügen.

Die Frau trug einen Umhang, der allerdings nicht ihren gesamten Körper bedeckte, sodass die linke Brust frei lag.

Sie beugte leicht ihren Kopf vor. Der Schläfer glaubte, dass die Person über ihm kniete, und er hörte ihre flüsternde Stimme. »Hast du schon auf mich gewartet?«

Traum oder nicht?

»Hast du schon auf mich gewartet, Walter?«

»Ja ...«

Bin ich es, der geantwortet hat?, überlegte der Mann. Bin ich es tatsächlich?

»Ich habe mich auch gefreut, zu dir kommen zu dürfen. Du bist einer, der viel Glück gehabt hat, denn du hast den Schlüssel gefunden, etwas sehr Wichtiges für die Menschheit zu begreifen. Kismet in Kairo, Freund. Diese Stadt ist zu deinem Schicksal geworden, und ich bin erwacht.«

»Wer bist du?«

Habe ich gesprochen? War es meine Stimme?

Die Frage beantwortete ihm die schöne, rätselhafte Frau. »Ich bin Fatima. Merk dir diesen Namen. Ich bin Fatima, und ich will meine Schönheit und meine Jugend behalten ...«

Warum sagt sie das? Was habe ich damit zu tun? Warum erzählt sie mir so etwas?

»Jugend und Schönheit ...«

Auch die Wiederholung der beiden Worte brachte den Mann nicht auf den richtigen Weg, obgleich er wusste, dass es da etwas gab. Er hätte lange überlegen müssen, um auf die Lösung zu kommen, doch er befand sich in diesem Tal zwischen Traum und Wachsein. Da verwischte nicht nur die Realität, auch das Wissen oder die Erinnerungen konnte er nicht mehr abrufen.

Er schwamm dahin, und die schöne Frau in seiner Nähe kristallisierte sich immer stärker hervor. War ihre Gestalt noch vor kurzem durchscheinend gewesen, so zeigte sie sich nun als echte und berührbare Weiblichkeit, die auch ihn anfasste.

Er kannte das bereits von den Nächten zuvor. Die Hände fuhren sanft über seine Schlafanzugjacke. Walter wusste schon, wie es weitergehen würde. Geschickt würde die Frau die Knöpfe seiner Jacke öffnen.

Ihre Finger waren leicht und sanft wie Federn. Sie drückten die beiden Hälften des Oberteils zur Seite. Die behaarte Brust des Mannes lag frei.

Der Mann konnte nicht anders. Er stöhnte, als ihre Finger tiefer glitten. Die Streicheleinheiten machten ihn willenlos. Er genoss es und ging voll in dem Liebesspiel auf.

Hockte sie auf ihm, schwebte sie über ihm? Jedenfalls beugte sie sich über ihn.

Das Haar geriet dabei in Bewegung. Es wehte ihm entgegen, und sehr bald strichen die Spitzen der Strähnen über seine nackte Haut hinweg. Die Berührungen hinterließen ein wunderbares Gefühl in seinem Körper. Es steigerte sich sogar noch weiter.

Die wunderschöne Frau beugte sich tiefer. Ihre Lippen berührten seine nackte Haut. Sanft strichen sie darüber hinweg. Ein Hauch, mehr nicht, aber er brachte das Kribbeln in ihm zurück. Das Blut rauschte schneller durch seinen Körper. Er spürte seine Erektion, während sich die Frau auf ihm bewegte.

Mit leichten Bewegungen streifte sie das Gewand ab und blieb dabei auf ihm sitzen. Ihr Lächeln vertiefte sich. Die Augen bekamen einen anderen Ausdruck, aber zugleich auch eine andere Farbe. Die Pupillen erstrahlten jetzt in einem türkisfarbenen Licht.

Der Mann wusste nichts mehr. Er gab sich ihren Händen hin, erlebte, wie sie ihm die Hose auszog.

Traum oder nicht?

Gedanken hämmerten durch seinen Kopf. Sie waren wie Speere, aber sie störten ihn nicht. Walter ließ alles mit sich geschehen, denn es war einfach wunderbar.

Er fühlte, dass er in sie hineinglitt. Es war so warm und herrlich. Ihn überkam das Gefühl der Geborgenheit. Die fremde Schöne saß wieder auf ihm.

Sie schaute ihn nur nicht mehr an, denn sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, während ihre flachen Hände an seinen Lenden entlangglitten.

Dieses Streicheln und die rhythmischen Bewegungen der wunderschönen Person machten ihn fast wahnsinnig.

Fatima war ihr Name!

Flüsterte er ihn? Hatte er ihn nur gedacht! Wieder wusste er nicht Bescheid, und sein gesamtes Dasein verschwamm in einem Reich zwischen Traum und Realität.

Das ist verrückt, das ist Wahnsinn! Das wird mir niemand glauben, dachte er, als sie immer lauter und wie um die Wette stöhnten.

Die Laute der Frau wurden heftiger. Ebenfalls ihre Bewegungen. Sie verkrampfte, drückte ihm die Fingernägel ins Fleisch. Ekstase.

Er stöhnte jetzt lauter, bäumte sich auf. Sie ging bis zum letzten, zum allerletzten. Er wusste es.

Walter hörte die Schreie der schönen Fremden, und er hörte sein heftiges Keuchen.

Irgendetwas zerfloss. Er löste sich auf, er schwamm weg.

Ein kühler Wind strich über seinen nackten Oberkörper hinweg. Walter hielt die Augen weit offen, aber er wusste noch immer nicht, in welch einem Zustand er sich befand.

Da spürte er wieder den Griff. Er zerrte an ihm, er holte ihn zurück in das Reich des Schlafs, des Vergessens. Der Ort, der ihm nach diesem erschöpfenden Intermezzo am wichtigsten war.

Über ihn aber strich jemand hinweg. Leicht wie ein Tuch. Lippen bewegten sich und schickten dem Schlafsuchenden eine Botschaft.

»Kismet – Kismet in Kairo ...«

Es war der letzte Gruß der schönen Fatima, denn Sekunden später hatte sie das Hotelzimmer verlassen ...

Ein Traum!

Ein böser und zugleich herrlicher Traum, der trotzdem wie ein schweres Stück Eisen auf Walters Brust zu liegen schien und auch an seinen Nerven zerrte.

Er war wach. Aber er stand noch nicht auf. Auf dem Rücken blieb er liegen, den Blick zur Decke gerichtet. Ein alter Trick, der es ihm erlaubte, seine Gedanken und Empfindungen zu sammeln und zu ordnen. Schon als Kind hatte er das getan, und jetzt, mit vierzig, tat er es immer noch.

Diesmal war es anders, das setzte er zunächst voraus. Er glaubte nicht so sehr an Gedanken und Empfindungen, auch wenn diese vorhanden waren. Die Erlebnisse der vergangenen Nacht entsprachen der Realität, und das wiederum machte ihm zu schaffen. Er wollte daran nicht glauben, doch die Beweise sprachen dagegen.

Zum Beispiel der kühle Luftzug, der durch das Fenster drang und seinen nackten Oberkörper streichelte. Gerade der Begriff streicheln hinterließ bei ihm eine Erinnerung an die Nacht, denn da war er auch gestreichelt worden, allerdings nicht vom Wind. Hände waren es gewesen – Frauenhände, mal sanft, mal kräftig. Diese Hände hatten auch seine Jacke aufgeknöpft und ihm die Hose ausgezogen.

Als ihm dieser Gedanke kam, da spürte er so etwas wie ein Schamgefühl in sich hochsteigen. Er wurde rot im Gesicht. Er war kein Heiliger, aber diese fremde Frau, die sich in sein Zimmer geschlichen und mit ihm Sex gemacht hatte, während er so völlig inaktiv gewesen war, war ihm schon ein Rätsel.

Zudem war dies nicht zum ersten Mal geschehen. Auch in den Nächten zuvor hatte er diesen Besuch bekommen, und der Gedanke daran schüttelte ihn durch wie ein frostiger Schauer.

Hastig und verschämt zog er die Hose wieder hoch.

Das Laken unter ihm war feucht, an einer Stelle sogar klebrig, und Walter Hogland musste schlucken, als er es fühlte. Das Schamgefühl nahm zu. Er befürchtete, beobachtet zu werden, doch er befand sich allein in seinem Hotelzimmer.

Seine Erinnerung beschäftigte sich mit der Frau, einer wahren Traumfrau, die trotzdem existierte. Im Traum und zugleich in der Realität. Damit kam er nicht zurecht, und er musste an die alten Geschichten denken, die man sich im Orient erzählte.

An die Geister, die schönen Frauen, die mutigen Männer, die unheimlichen Dämonen und Zauberer. An die Welten jenseits der sichtbaren Welt. All das kam in den Geschichten vor, das wusste der einsame Mann, doch er hätte nie für mich möglich gehalten, dass sich diese auch bewahrheiten würden. Geschichten und ...

Nein, es stimmte. Keine Geschichten. Er hatte dies alles in erlebt und durchlitten, und er war jedes Mal aufgewacht wie jemand, der harte Arbeit hinter sich hatte.

Völlig kaputt, geschwächt, einfach von der Rolle. Wie jemand, der überhaupt nicht hatte einschlafen können. Gewisse Regeln waren aus dem Lot geraten. Er befand sich in einem nicht sehr guten Zustand. Er wusste von einer Bedrohung, aber auch von einer wunderschönen Frau, die mit ihm Sex gemacht hatte.

Er atmete ein.

Keine Kraft mehr.

Nur diese Mattigkeit!

Wie tot blieb er liegen. An diesem Morgen empfand Walter Hogland es als besonders schlimm. Er fühlte sich auch nicht mehr als Wissenschaftler, sondern nur noch als ein Mensch, der auf seine Urform reduziert worden war. Matt, wie vor den Kopf geschlagen, ausgewrungen, wobei er ahnte, dass es auch ein Motiv für die nächtlichen Besuche gab.

Es ging nicht darum, den reinen Sex zu bekommen. Das hätte die geheimnisvolle Person auch anders haben können. Nein, da musste er schon nach einem anderen Motiv suchen.

Es ging um ihn. Um ihn allein. Sie hätte jeden anderen besuchen können, aber sie hatte es nicht getan. Fatima war zu ihm gekommen, sie hatte ihn gewollt.

»Fatima ...« Er murmelte den Namen vor sich hin. Er sprach ihn noch einige Male aus und fing an zu lächeln. Walter Hogland mochte den Namen. Er hatte etwas Besonderes. Schon als Kind, als er damit begonnen hatte, sich für die frühe Geschichte zu interessieren, war ihm der Name Fatima immer wieder begegnet. Er hatte sich auch Gedanken über ihn gemacht und festgestellt, dass sich in ihm alles vereinigte, was man sich nur denken konnte.

Eine Welt voller Rätsel, Sehnsucht, Exotik und auch Erotik. Und jetzt hatte ihn ausgerechnet eine Fatima mehrmals hintereinander besucht und mit ihm einen harten, fordernden Sex betrieben.

Walter bildete sich nichts darauf ein. Er war kein schöner Mann. Nicht so jung, um interessant für schöne Frauen zu sein. Kein Dressman, keiner mit der Figur eines Fitness-Freaks, er war mehr ein Grübler, dessen Haare sich bereits deutlich lichteten. Er war kein Aufreißer, eher einer, der über die Welt und deren Rätsel nachdachte.

Hogland hatte es geschafft, auf seinem Gebiet anerkannt zu werden, obwohl manche Kollegen den neuen Weg, den er eingeschlagen hatte, nicht nachvollziehen wollten.

Hoglands Theorien waren für sie nur Spinnereien. Nicht mal die Beweise, die er gesammelt hatte, wollten sie anerkennen. Aber Walter wusste genau, was er tat, und er würde weitermachen, trotz der unheimlichen Vorgänge, die er in den vergangenen Nächten erlebt hatte.

Manche hätten sich darüber gefreut. Er weniger. Sein Sinnen und Trachten galt einzig und allein der Forschung, deswegen war er auch in dieses Land geflogen. Dort konnte er tief in der Vergangenheit herumwühlen. Dabei war er auf wahnsinnig interessante Entdeckungen gestoßen, die er später im Institut veröffentlichen wollte.

Das aber hatte Zeit.

Zunächst einmal musste er sich um sich selbst kümmern.

In seinem konkreten Fall bedeutete das, dass er sich erheben musste. Aufstehen und duschen, sich dann anziehen und alles für seine Abfahrt vorbereiten.

Wenn er nur nicht so kaputt gewesen wäre.

Matt, völlig erschöpft. Als hätte ihm jemand die Kraft aus den Knochen gesaugt. Schlimmer als in den Morgenstunden zuvor, das gab er sich selbst gegenüber zu.

Es kostete ihn schon Überwindung, sich herumzuwälzen. Walter blieb an der Bettkante liegen und schaute auf den hellen Teppich, der vor seinen Augen verschwamm.

Aus Walters Mund drang ein leises Stöhnen. Er riss sich zusammen. Dabei bewegte er sich wie ein alter Mann, der große Mühe hatte, von einem Zustand in den anderen zu gelangen.

Wieder brach ihm der Schweiß aus. Auf der Bettkante blieb er zunächst sitzen, starrte vor sich hin und versuchte, seinen unangenehmen Zustand zu überwinden.

»Ich bin doch kein Greis!«, flüsterte er vor sich hin. »Warum bin ich so fertig?«

Eine Krankheit konnte es nicht sein. Er kannte diese morgendlichen Zustände ja, aber es war irgendwie alles anders geworden. So schrecklich fremd, so schlimm, so bedrückend.

Mit einer großen Kraftanstrengung erhob sich Walter. Auf recht wackligen Beinen blieb er stehen. Der Gesichtsausdruck des Mannes wirkte gequält, als hätte er unter einer Folter gelitten.

Unsicher waren die ersten Schritte. Walter musste sich festhalten, um nicht umzufallen.

Die Welt um ihn herum war völlig normal, dennoch kam sie ihm anders vor. Sie schwankte und drehte sich. Mal sauste sie in die Höhe, dann wieder sackte sie ab. Sie war in einer ständigen Wellenbewegung, die auch die Möblierung des Zimmers mit einschloss.

Er ging weiter. Sein Ziel war das Bad. Ein großzügig angelegter Raum, in dem man sich als Gast wohl fühlen konnte. Noch immer schwitzte er, aber er spürte zugleich auch den kalten Schauer, der über seinen Rücken rann. Da trafen die beiden unterschiedlichen Ströme zusammen. Kälte und Hitze.

Das flaue Gefühl im Magen blieb. Er merkte, dass er pausieren musste und stützte sich an der Wand mit der beigefarbenen Tapete ab. Dicht neben ihm hing ein Bild, das eine Pyramide im Licht der untergehenden Sonne zeigte. Etwas Schöneres gab es kaum auf dieser Welt, aber dafür hatte der Mann jetzt keinen Blick.

Er kannte die Pyramiden. Er war hineingekrochen. Er war durch die Gänge gehuscht oder gerobbt. Man hatte ihn an geheimnisvolle Orte geführt, die die normalen Touristen nicht zu sehen bekamen, und er war beeindruckt gewesen.

An diesen bestimmten Stellen hatte ihn der Hauch der Frühgeschichte umweht, aber mit seinen Forschungen war er so recht nicht weitergekommen. Er hatte wissen wollen, was damals, vor den ersten Dynastien, passiert war. Da hatte es dieses Land schon gegeben und die Menschen ebenfalls.

Nur – welche Menschen?

Walter Hogland hatte bestimmte Vorstellungen, über die er schon geschrieben hatte. Und er besaß einen so gut wie hundertprozentigen Beweis, der von seinen Kollegen allerdings mit Skepsis betrachtet wurde.

Hogland machte weiter. Er hoffte zumindest, weitermachen zu können, denn jetzt, auf dem Weg ins Bad, fühlte er sich wie ein Greis. Er schlurfte den Rest der Strecke, stieß die Tür mit der Schulter auf und fand sehr schnell den Lichtschalter.

Sicherlich gab es prächtigere Bäder, dieses aber gefiel ihm gut. Die Wanne, die Dusche, die hellen Fliesen mit den orientalischen Ornamenten darauf. Jede einzelne Fliese schien ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Der Raum empfing ihn mit einem warmen Licht und einer Wärme, die sich überall verteilt hatte. Der große goldgerahmte Spiegel über dem breiten Waschbecken reflektierte das Sonnenlicht.

Wie ein unendlich müder Mensch bewegte er sich auf den Spiegel zu. Er wollte sich darin betrachten. Wie starrte sich jemand an, der in der Nacht ein Erlebnis gehabt hatte, das ihm kaum jemand glauben würde?

Der Spiegel war da: Er war gnadenlos und zeigte alles, kaschierte nichts.

Walter Hogland klammerte sich am Waschbeckenrand fest. Er musste es tun, sonst wäre er in die Knie gesackt und zu Boden gefallen. Was er da sah, war kaum zu fassen. Dort starrte ihm eine Person entgegen, die in der vergangenen Nacht nicht nur ihrer männlichen Kraft beraubt worden war. Auch sein Gesicht störte ihn, sein Aussehen. So sah niemand aus, der ein paar Tage auf Schlaf hatte verzichten müssen.

Nein.

Walter Hogland war um Jahre gealtert!

»Das bin ich nicht!«, flüsterte der Mann. »Verdammt noch mal, das bin ich nicht!« Er spürte, wie es in ihm hochstieg. Die Übelkeit raubte ihm die Luft. Walter musste sich nach vorn beugen, er röchelte und spie aus. Mehrmals. Dann schmerzte ihn plötzlich der Magen, aber Walter richtete sich nicht auf, sondern drehte das Wasser an.

Der Mann beugte sich noch weiter vor und trank hastig ein paar Schlucke, nachdem er den Mund ausgespült hatte.

Nach einer Weile richtete er sich wieder auf. Viel besser ging es ihm nicht, aber es ließ sich ertragen. Durch den offenen Mund holte er Luft. Zwar schaute er dabei in den Spiegel, nur zeichnete sich sein eigenes Bild dort verschwommen ab, als wollte ihn die Gnade des Schicksals vor dem Anblick bewahren.

Es lag nicht am Spiegel, sondern an seinen Augen, in denen sich das Wasser gesammelt hatte und für den trüben Blick sorgte. Einige Male stöhnte er auf und hatte doch den Mut, weiterhin in den Spiegel zu schauen.