John Sinclair Sonder-Edition 193 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 193 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Carlita Moreno war eine schöne Frau mit einem schaurigen Hobby: Sie sammelte die Köpfe ihrer Liebhaber.
Sieben Köpfe hatte sie schon beisammen, als mich der Hilferuf eines spanischen Kollegen erreichte. An der Sonnenküste lernte ich Carlita kennen und sollte erfahren, dass sie genau acht Köpfe brauchte, um unsterblich zu werden. Ein ganz bestimmter Kopf fehlte noch in ihrer Sammlung. Und dieser Kopf war meiner!


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Seitenzahl: 194

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

KÖPFE FÜR CARLITA

Vorschau

Impressum

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

KÖPFE FÜR CARLITA

von Jason Dark

Carlita Moreno war eine schöne Frau mit einem schaurigen Hobby: Sie sammelte die Köpfe ihrer Liebhaber.

Sieben Köpfe hatte sie schon beisammen, als mich der Hilferuf eines spanischen Kollegen erreichte. An der Sonnenküste lernte ich Carlita kennen und sollte erfahren, dass sie genau acht Köpfe brauchte, um unsterblich zu werden. Ein ganz bestimmter Kopf fehlte noch in ihrer Sammlung. Und dieser Kopf war meiner!

Kerzen verteilten ihr Licht in dem großen, schon saalartigen Raum und huschten auch über den viereckigen Tisch hinweg, auf dem nur ein Gegenstand lag, ein altes Schwert!

Der Schein fand sich auf der Klinge wieder, auf einigen dann hell aufblitzenden Flecken, während der Rest dunkel blieb, als sei das das Omen einer furchtbaren Tat.

Niemand bewegte das Schwert, es lag ruhig und bewegungslos da, aber die Person, der es gehörte, wusste genau, weshalb sie es auf den Tisch gelegt hatte.

Noch hatte sie Zeit. Noch war es nicht so weit. Sie konnte sich für den Abend vorbereiten und tat dies sehr gründlich. Da sie allein in dem großen Herrenhaus an der Costa Dorada lebte, standen ihr zahlreiche Räume zur Verfügung, von denen sie jedoch nur die wenigsten benutzte. Wichtig für sie war das geräumige Bad, dessen Wände mit wahren Meisterwerken aus Mosaiken verschönert worden waren.

Ein Motiv zeigte eine Frau, die die Arme erhoben hatte und den Körper streckte. Den Kopf hielt sie so gedreht, dass die angedeuteten Augen Blickkontakt zu einer Frau auf der gegenüberliegenden Wand hatten, die der ersten beinahe aufs Haar glich, die sich aber nicht so entspannt zeigte, denn sie umklammerte mit der rechten Hand den Griff eines Schwerts und mit der linken den Haarschopf eines Kopfes, der vom Körper abgetrennt worden war.

Ein unheimliches Bild. Schaurig und abstoßend, das Gegenteil des ersten. Dazwischen stand die große Badewanne, deren grüngefärbtes Wasser durch den Abfluss gurgelte.

Wer sich in der Wanne aufhielt, konnte beide Motivwände betrachten, die zwei Gegenpole: einmal die Schönheit dieser Welt, zum anderen die hässliche Fratze des Todes.

Das hatte die Frau auch ausgiebig getan. Sie hatte das Bad genossen, wie sie es immer tat, bevor sie Besuch von einem Mann bekam. Dieses Bad war ihr Reich und Refugium zugleich. Keiner fremden Person erlaubte sie es, den Raum zu betreten, auch ihren Liebhabern nicht.

Carlita Moreno hatte sich nach dem Verlassen der Wanne abgetrocknet, den Körper anschließend mit einem besonderen Öl eingerieben und dabei keine Stelle ausgelassen. Danach war sie in den hellen Bademantel geschlüpft, hatte ihn nur lose geschlossen und stand nun vor dem breiten, beleuchteten Spiegel.

Zwar zeichnete sich im großen Spiegel ihr Oberkörper bis zur Hüfte hin ab, aber Carlita hatte nur Augen für ihr Gesicht, denn das war am wichtigsten.

Sie war ein Narziss, sie liebte ihren Körper, aber ihr Gesicht mochte sie am liebsten, und sie geriet beinahe in Panik, wenn sie eine Unregelmäßigkeit entdeckte. Es war die schreckliche Angst vor dem Älterwerden, die sich in ihr festgefressen hatte. Kein Mensch wurde jünger oder blieb gleich jung, das wusste auch Carlita Moreno, aber sie wollte es nicht akzeptieren, denn schließlich war sie etwas Besonderes und hob sich so von anderen Frauen sehr deutlich ab.

Carlita neigte ihren Oberkörper so weit vor, bis sie mit den Oberschenkeln gegen den Rand des breiten Waschbeckens stieß, das unter dem Spiegel seinen Platz gefunden hatte. Sie kontrollierte ihr Gesicht genau und suchte die sonnenbraune Haut nach Pickeln und Falten ab, aber sie fand keine.

Deshalb lächelte sie auch. Sie schwang sich mit einer leichten Bewegung zurück und betrachtete sich jetzt aus einer gewissen Distanz. Das Gesicht gehörte einer achtunddreißigjährigen Frau, aber sie sah um mehr als zehn Jahre jünger aus. Sie war Spanierin, aber irgendwo in der Ahnenreihe war eine dunkelhäutige Person aufgetaucht. Möglicherweise stammten daher die etwas zu dicken Lippen, die sie aber nicht störten und noch weniger die Männer, denn oft genug hatten sie sich an ihren Lippen festgesaugt wie Ertrinkende.

Die kleine Nase und die herrlichen dunklen Pupillen erinnerten an vollreife Kirschen.

Die schmale und nicht zu lange Nase verbreiterte sich an ihrem Ende, sodass die Nasenflügel etwas abstanden und vibrierten, wenn Carlita es wollte.

Ihre Stirn war ebenfalls glatt, und das Haar, noch leicht nass vom Waschen, zeigte nicht einen grauen Faden. Es war schwarz wie die Nacht. Dazu lockig von Natur aus, und es umrahmte ihren Kopf und verlieh ihr ein mädchenhaftes Aussehen.

Sie lächelte wieder. Eine ebenmäßige, perlweiße Zahnreihe schimmerte auf. Dann drückte sie den Kopf nach unten, beobachtete dabei ihren Hals, wo sich durch die Haltung zwangsläufig Falten bildeten, die allerdings sofort wieder verschwanden, als sie den Kopf hob.

Es war alles an ihr normal. Nein, verbesserte sie sich in Gedanken, das war nicht normal, es war besser, und es würde immer so bleiben, das wusste sie.

Der weiße Bademantel, mit dem Signet einer deutschen Mode-Designerin, war ein flauschiger Traum in Weiß. Locker zusammengeschlungen bedeckten die beiden Hälften beinahe ihren gesamten Körper.

Carlita löste den Knoten mit einer lässigen Bewegung, die wie einstudiert wirkte und es auch war.

Sie betrachtete ihren nackten Körper, die Hüften, die Brüste, die Schultern, und sie war zufrieden, denn sie sah keine knochige Person, sondern eine junge Frau mit den Kurven genau an den richtigen Stellen. Sie lächelte, als sie daran dachte, dass ihre dunklen Brustwarzen die Männer verrückt machten, weil sie stets vorstanden, was unter einer dünnen Bluse oder einem Hauch von Pullover einen besonders erotischen Reiz ausmachte.

Etwa eine Minute lang schaute Carlita ihr Ebenbild an. Dann nickte sie und schloss den Bademantel wieder.

Sie ging zum Fenster und öffnete es. Der Blick fiel auf das Meer und auf die Küste, wo die langen Wellen gegen die Felsen anrannten, gebremst wurden, aber in ihrer Wildheit nicht nachließen und immer wieder neue Versuche unternahmen, die Felsen zu zerstören.

Carlita liebte dieses Schauspiel. Da war sie wie ein Raubtier, und ab und zu verglich sie sich mit diesen Wellen, weil auch sie nicht zu zähmen war, obwohl es schon viele Männer versucht hatten und es auch immer wieder versuchten – wie derjenige, den sie am heutigen Abend erwartete.

Sie lächelte, als sie an Juan Perez dachte. Es war jedoch kein freudiges oder erwartungsvolles Lächeln einer verliebten Frau. Dieses Lächeln war hintergründig, wissend und lauernd. Aber auch düster wie die Felsen tief unter dem Haus.

Sie wohnte einsam. Natürlich gab es Nachbarn, aber deren Häuser standen weiter entfernt, sodass jeder das Gefühl haben konnte, in der Felsenlandschaft für sich allein zu sein. Zudem sorgten Gewächse und künstlich angelegte Hecken für den nötigen Sichtschutz. Man war in dieser Gegend ungestört, war sicher auch vor Touristen, die diesen Küstenstreifen mieden, denn er lud nicht gerade zum Baden ein.

Carlita schloss das Fenster. Das Brausen des Wassers verstummte. Der Wind war auch nicht mehr zu spüren, und sie nahm nur noch den Geruch des Bade-Gels wahr.

Juan war pünktlich. Er hatte sich noch nie verspätet. Zumindest nicht bei den beiden zurückliegenden Treffen.

Heute würde es das dritte Date werden, und Carlita hatte ihm den Himmel auf Erden versprochen. Sie lachte girrend, als sie daran dachte. Juan glaubte noch an diesen Himmel, den er eher im Körper der Frau sah, aber er sollte sich geirrt haben. Er war nicht der erste, und er würde auch nicht der letzte sein.

Sie hatte noch viel Platz ...

Mit beschwingten Schritten verließ Carlita ihr Bad. Der Hausperle hatte sie freigegeben. Sie würde erst am nächsten Morgen zurückkehren und ihre Arbeit machen.

Dazwischen lag noch die lange Nacht, die Carlita für sich nutzen wollte.

Sie ging durch den breiten Flur und erreichte die offenstehende Wohnzimmertür.

Der Eingang war sehr breit, und die Tür zeigte einen Kupferbeschlag. Auf der Schwelle blieb die Frau stehen. Wie so oft genoss sie den Blick in diesen großen Raum hinein, in dem nur die Kerzen brannten und ihn durch ihr Licht zu einer Liebeshöhle machten.

Die Sitzgelegenheiten standen auf bunten Teppichen. Es waren schwere Möbel, aber mit hellen Stoffen bezogen, damit sie nicht zu wuchtig wirkten. Gold und Rot wechselten sich ab, und alles passte harmonisch zusammen.

In das große Wohnzimmer passten sie prima, wie auch der viereckige Tisch, den die Frau ansteuerte. Dabei schaute sie über die Glasplatte hinweg durch das breite Fenster. Und wieder fiel der Blick zuerst in ihren Garten, in dem sich die Natur mit verschwenderischer Fülle ausbreiten konnte bis zum Meer hinaus, wo der Schein der sinkenden Sonne bereits die ersten Streifen auf dem Wasser hinterlassen hatte. Bald würde sie untergehen und das Meer in einen Blutsee verwandeln.

Der Vergleich gefiel ihr.

Blut war wichtig.

Sie mochte es. Sie liebte diese Farbe, sie liebte den Geschmack und auch den Geruch. An ihr hätte sich mancher Vampir ein Beispiel nehmen können.

Carlita lachte, als ihr dieser Gedanke kam. Dann steuerte sie mit beschwingten Schritten den Tisch an, blieb dicht vor ihm stehen und berührte den Rand der Platte.

Sie neigte den Kopf und auch den Oberkörper etwas vor. Ihre Augen bekamen beinahe den gleichen Glanz, den auch die Klinge des auf dem Tisch liegenden Schwerts abgab, obwohl auf ihr noch der Widerschein und das Licht der Kerzen tanzte.

Es war ihr Schwert. Sie liebte es über alles. Sie kam sich vor, als sei sie nicht mit der Flasche großgezogen worden, sondern mit dem Schwert. Ein verzücktes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die schwere Waffe anhob. Die schien überhaupt kein Gewicht zu haben. Carlita drehte sich, hob die Arme an, behielt den Griff nach wie vor umklammert und schaute an der scharfen Schneide entlang, deren Spitze zu Boden wies.

»Du bist mein Freund«, flüsterte sie. »Mein einziger Freund.« Sie hob die Waffe an, um sie zu küssen. Das kalte Metall tat ihren warmen Lippen gut, und so wiederholte Carlita den Kuss noch einmal.

Auf dem Weg zum Schrank behielt sie die Waffe in der Hand. Die Wände waren mit hellem Rauputz bedeckt, und vor einer dieser Wände stand ein Schrank aus schwerer Eiche. In dem alten, dunklen Schloss steckte ein großer Schlüssel, den die Frau einmal herumdrehte und dabei dem Knarren lauschte, das einfach dazugehörte. Mit der freien Hand zog sie die schwere und breite Schranktür auf.

Das Möbelstück war so groß, dass sie in den Schrank hineinsteigen konnte, was sie auch tat.

Carlita stemmte die Schwertspitze gegen das Holz. Mit der linken Hand hielt sie die Waffe fest. Die rechte bewegte sich auf einen kleinen Schalter zu. Sie drückte auf den Stift, und unter der Schrankdecke flammte eine Lampe auf.

Carlita schob noch einige Kleidungsstücke nach links, bevor sie sich um die Rückwand des Möbelstücks kümmerte. Mit dem rechten Fuß, der, ebenso wie der linke, in einem flauschigen Badeschuh steckte, drückte sie gegen einen winzigen Kontakt, den nur sie kannte.

Eine schmale Tür öffnete sich und schabte dabei über den Boden, aber das störte die Frau nicht.

Auch nicht die kalte und feuchte Luft, die ihr entgegenwehte. Carlita duckte sich mit dem Schwert durch die Tür, sah eine Steintreppe vor sich, die sie aber jetzt nicht interessierte. Auf der engen Fläche drehte sich Carlita nach rechts, hob das Schwert an und steckte es in die Metallhalterung.

Es war nicht die einzige Waffe, die dort ihren Platz gefunden hatte. Daneben stand noch ein mächtiges Beil mit einem sehr langen Griff. Es war wirklich ein Beil der besonderen Art, eine furchtbare Waffe. Die breite Klinge abgerundet wie ein Pendel und an zwei verschiedenen Stellen durch Eisenringe mit dem Griff verbunden.

Carlita Moreno leckte ihre Lippen blank, als sie beide Waffen betrachtete. Sie konnte sich nicht entscheiden, welche sie nehmen sollte. Die eine war so gut wie die andere, und beide warteten darauf, aktiv werden zu können.

Schließlich nahm sie das Beil.

Damit verließ sie den Schrank. Sie schloss ihn ab, aber sie ließ die hintere Tür offen.

Das Beil hielt sie mit beiden Händen fest, als sie das Wohnzimmer durchquerte. Im Licht der Kerzen wirkte ihre Gestalt mehr wie ein Schatten, der sich durch den Raum bewegte, und auch das mörderische Beil sah noch größer aus, als es dies in Wirklichkeit war.

Dem Schrank gegenüber war der Kamin aus Natursteinen gebaut worden. Auch er warf einen Schatten. Carlita entschloss sich für die linke Ecke, wo die Mauer des Kamins mit der Wand zusammentraf.

Genau da stellte sie das Beil ab.

Sie pfiff durch die Zähne. Mit einem guten Gefühl betrachtete sie ihr Werk. Aber es wurde auch Zeit für sie, sich umzuziehen, denn Juan war pünktlich ...

Juan Perez fuhr einen dieser alten englischen Spitfire in knallroter Farbe. Es bereitete ihm stets ein besonderes Vergnügen, mit diesem Wagen unterwegs zu sein, vor allen Dingen dann, wenn er über irgendwelche Serpentinen fahren und die guten Kurveneigenschaften des Oldtimers dabei ausnutzen konnte.

Und natürlich fuhr er damit gern zu den Frauen.

Sie waren in seinem Leben schon immer das Wichtigste gewesen. Vor drei Monaten war er fünfzig geworden, und an diesem Tag hatte er sich vorgenommen, noch mehr auf den Putz zu hauen. Es wuchsen immer wieder zu viele schöne Frauen nach, als dass man an ihnen vorbeigehen konnte. Dafür war das Leben einfach zu kurz. Und wenn man, wie er, Geld hatte, war das tolle Leben kein Problem.

Die Firma, eine Fischfabrik für Fastfood am Stadtrand von Barcelona, wurde von seinem Bruder betreut, der nicht nur acht Jahre jünger war als er, sondern auch noch gern arbeitete und sogar drei Kinder großzog.

Nein, das war kein Leben für Juan. Da hielt er es schon eher mit dem guten alten Don Juan, dem großen Frauenhelden. Nur wollte er nicht in den Bleikammern von Venedig enden wie der berühmte Namensvetter. Die gab es nur noch als schaurige Touristenattraktion. Dort starb niemand mehr, und auch Juan brauchte sich keine Sorgen zu machen.

Sorgen gab es für ihn sowieso nicht. Sogar den Haarausfall hatte er gut überwunden und sich von einem Spezialisten ein Toupet anfertigen lassen. Das machte ihn um zehn Jahre jünger. Jetzt sollten wieder Action, Spaß und die Frauen leben.

Frauen.

Er lachte gegen den Fahrtwind an, denn er stellte sich vor, wie Carlita Morena in den folgenden Stunden schwach werden würde. Sie war wirklich ein Superweib, bei ihr hatte es sich tatsächlich gelohnt, bis zum dritten Treffen zu warten. Ansonsten war er nicht so nachgiebig, da wollte er seinen Spaß sofort haben.

Noch drei Kurven, und Perez war am Ziel. Er hatte sich den Weg von Carlita zuvor genau beschreiben lassen und die Kurven auch genau mitgezählt. Die Straße war in die Uferfelsen hineingebaut worden. Zumeist hatten die dort lebenden Bewohner mitbezahlt und die zu ihren Häusern führenden Stichstraßen sowieso als reines Privatvergnügen anlegen lassen.

Carlita Morenas Haus lag am höchsten. Der beste Platz, der die beste Sicht bot. Perez hatte es sich erklären lassen und war begeistert gewesen. Er fragte sich auch, woher diese Frau das Geld nahm, um ein derartiges Haus zu bauen. Sie musste schon ziemlich vermögend sein, und das war gar nicht schlecht.

Nicht, dass er auf das Geld der Frauen scharf gewesen wäre, nein, davon besaß er selbst genug, aber er liebte auch die Frauen, die finanziell unabhängig waren, ansonsten glich sein Gehabe mehr dem eines Machos.

In den oberen Felsregionen wurden Straße und Kurven schmaler. Am Gestein wuchsen Büsche und blühende Blumenrabatten. Jetzt, wo sich die Sonne allmählich verabschiedete, warfen die Felsen bereits Schatten. Sie lagen wie blaugraue Fahnen auf der Straße und wurden vom Licht der Scheinwerfer zerrissen.

Hin und wieder schimmerte an der linken Seite das Metall der Leitplanken. Hier musste man schon auf Nummer Sicher gehen, denn nicht alle Fahrer fuhren vorsichtig.

Rechts lagen die Häuser.

Verteilt, mit großen Grundstücken. Wege oder Treppen führten zu ihnen hoch. Hecken schirmten sie vor den Nachbarn ab. Oft waren von der Straße aus nur die Dächer zu sehen oder Teile der hellen Mauern. Mal glitzerte auch das Wasser eines Pools.

Perez lächelte. Er pfiff vor sich hin. Aus dem Radio strömten die sanften Lieder eines Julio Iglesias. Genau die richtige Musik für ein Schäferstündchen, und so manche Melodien summte der Mann mit.

Er freute sich. Die Frau war eine Wucht. Sie würde ihm eine unvergessliche Nacht bereiten. Er überlegte jetzt schon, in welchem Outfit sie ihn wohl empfing.

Egal, was Carlita trug. Sie gehörte zu den Frauen, die immer gut aussahen.

Noch eine Kurve. Er musste vom Gas. Der Weg führte nach rechts und war ziemlich eng. Dabei jaulten die Reifen über den glatten Asphalt, aber der rote Spitfire brach mit dem Heck nicht aus.

Dann sah er die Lichter. Weich wehten sie in die Dunkelheit hinein. Sie drangen durch die breiten Scheiben des Hauses wie eine helle Flut und verteilten sich im Garten oder flossen über die Felsen hinweg. Der Geruch von Jasmin umwehte seine Nase. Perez sah im Licht der Scheinwerfer ein breites Tor, vor dem der Weg endete. Auch er musste stoppen und bekam Zeit, einen ersten Blick in den Garten zu werfen, der terrassenförmig angelegt war. Ein Weg durchschnitt die von einem Gärtner gestaltete Landschaft.

Perez hatte den Motor nicht abgestellt. Er wartete darauf, dass sich das Tor öffnete. Sicherlich war seine Ankunft schon beobachtet worden, und doch dauerte es seine Zeit, bis sich das Tor in der Führung unten zur Seite schob.

Er hatte freie Bahn.

Mit einem satten Lächeln auf den Lippen startete Juan Perez. Als er das Tor passiert hatte, musste er daran denken, dass es für ihn so etwas wie die Pforte ins Himmelreich war. Dem Ziel seiner Wünsche war er zum Greifen nahe. Er brauchte nur mehr einen Halbbogen zu fahren.

Begleitet von einer mit Pflanzen und wilden Blumen bewachsenen Stützmauer näherte er sich dem Parkplatz des Anwesens, wo das breite Tor auf eine Doppelgarage hindeutete. Kein Wagen stand davor, so hatte er genügend Platz, seinen roten Flitzer dort abzustellen.

Er löschte die Scheinwerfer, stellte den Motor ab und genoss zunächst die Stille und den Duft der Blumen, die für ihn einem Aphrodisiakum gleichkamen, denn seine Erregung nahm zu.

Der Abend war lau, einfach wunderbar, und Perez lächelte unentwegt. Er stieg aus und vergaß nicht den großen Blumenstrauß, den er während der Fahrt auf dem Beifahrersitz transportiert hatte. Mit der freien Hand strich er über sein dunkles Haar. Ja, das Toupet saß gut, dennoch blieb immer eine leichte Unsicherheit bei ihm zurück.

Um das Haus zu erreichen, brauchte er keine Treppen zu gehen. Der Weg führte direkt hin. Dabei stieg er leicht an. Zu beiden Seiten sah er schmale Rinnen, durch die das Regenwasser ablaufen konnte.

Das Haus selbst stand auf der Kuppe des Felsens und war sehr schlicht gebaut. Ein großer Bungalow mit Pool davor, dessen Wasser schon die Farbe des dunkelrot werdenden Himmels angenommen hatte.

Die Tür war noch geschlossen. Perez zupfte sein weißes Jackett zurecht, das er zur schwarzen Hose trug. Er hatte sich auch für ein Hemd in dunkler Farbe entschieden und es am Hals nicht geschlossen. Die Eingangstür war breit und mit Kupfer beschlagen. Fenster rahmten sie ein.

Die Tür öffnete sich, ohne dass Perez hätte klingeln müssen. Sie schwang langsam nach innen, und schon bei der ersten Bewegung war der Mann stehengeblieben. Er hob den dicken Blumenstrauß an. Seine Augen leuchteten, als er in das Haus hineinschaute und schon jetzt einen Eindruck von der Größe der Diele bekam, die von einem weichen und schmeichelnden Licht erhellt wurde.

Dann kam sie.

Perez atmete tief durch. Sein Hals war trocken, und sein Herz schlug plötzlich schneller. Er ärgerte sich darüber, dass ihm so etwas noch mit seinen fünfzig Jahren passierte, aber Carlita war einfach eine Wucht und übertraf all seine Erwartungen.

Sie trug das kleine Schwarze!

Viele Frauen kleideten sich so, aber es gab doch immer wieder Unterschiede, denn wie sie es trug, das war schon super, einfach phänomenal. Die Augen des Mannes leuchteten. Er trat näher, hörte das Lachen zur Begrüßung, setzte seinen Fuß über die Schwelle und reichte Carlita die Blumen.

Sie umarmte den Strauß förmlich. »Meine Güte, sind die schön! Danke, Juan, sie sind das Schönste hier im Haus.«

»Nein«, sülzte er, »das Schönste bist du. Das musst du mir glauben.«

Carlita lachte. »Du bist ein Schmeichler.«

»Aber nur, weil du es wert bist.«

»Komm rein, bitte. Ich stelle die Blumen nur oben in eine Vase, dann bin ich wieder zurück.«

»Okay, aber bleib nicht zu lange.«

Carlita warf ihm beim Gehen einen Blick über die Schulter zu. »Keine Sorge, Juan, wir werden noch viel voneinander haben.«

Das hoffe ich auch, dachte er und schaute Carlita nach. Er sah das Kleid, dessen Stoff sich eng um den Körper der Frau schmiegte, und er fragte sich, ob sie darunter überhaupt etwas trug. Zumindest keinen BH, das kleine Schwarze wurde auch nur von zwei sehr dünnen Trägern gehalten. Und wenn sie überhaupt einen Slip übergestreift hatte, dann konnte es nur ein Hauch von Stoff sein, ein Supertanga.

Er schaute sich um.

Das geräumige Entree war nicht überladen. Kleine Möbel standen geschickt verteilt, und sie alle stammten aus den zurückliegenden Jahrhunderten. Harmonierten gut mit den schmalen Teppichen und auch den Gemälden an den Wänden, die ebenfalls nicht protzig wirkten.

Das Haus gefiel ihm. Er fragte sich, wer dies alles ausgesucht hatte. Wenn es Carlita Moreno gewesen war, dann musste man ihr einen erlesenen Geschmack zugestehen.

Sie kehrte zurück. »So, die Blumen stehen in der Vase. Ich habe sie in mein Schlafzimmer gestellt, denn ich schlafe gern mit Blumen, obwohl viele dagegen sind.«

»Gibt es einen besseren Platz?« Juan breitete die Arme aus, und Carlita wusste genau, was sie zu tun hatte. Sie kam auf ihn zu, schmiegte sich an ihn, küsste ihn leicht auf die Lippen und bewegte dabei ihren Körper, damit Juan die Brustwarzen unter dem dünnen Stoff auf seiner Brust spüren konnte.

Er war schon jetzt verrückt nach ihr und wollte sie nicht mehr loslassen. Bevor er jedoch einen Angriff starten konnte, lachte Carlita hell auf und rutschte aus seinem Griff. »Später«, sagte sie. »Du weißt doch, die Vorfreude ist immer die schönste Freude.«

»Das mag sein«, gab Juan zu. »Aber ich habe schon zu lange von der Vorfreude leben müssen.«

»Dann wird es dir später umso besser gefallen.«

Juan hielt ihre Hände noch fest. »Das glaube ich sogar. Wir sehen uns jetzt zum dritten Mal, und aller guten Dinge sind drei.«

»Wie recht du hast – komm.« Carlita übernahm die Initiative, fasste ihn an der Hand, um ihn dorthin zu ziehen, wo sie alles vorbereitet hatte. Für Perez war es neu. Er sah die Durchgänge zu den anderen Räumen und Zimmern. Es war alles so offen und frei, als hätte man nichts zu verbergen, und er wunderte sich wieder darüber, dass eine Frau dieses Haus allein bewohnte.

»Ich hatte mir gedacht, dass wir uns in den Wohnraum begeben. Dort haben wir den besten Ausblick.«

»Wie du willst.« Juan ahnte, wo dieses Zimmer lag, denn er hörte bereits die Musik, die ihm entgegenwehte. Sanfte Melodien, zum Träumen und zum Tanzen.

Die Gastgeberin hatte auch für die entsprechende Beleuchtung gesorgt. Steh- und Wandlampen gaben ihr Licht ab, waren aber heruntergedimmt worden, dass ihr Licht weder störte noch blendete, sondern als weicher Fluss den großen Raum erfüllte und auch den Blick auf das breite Fenster freiließ.