John Sinclair Sonder-Edition 203 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 203 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Es war unglaublich, aber wahr!
Chronos, Zeit-Vampir und Blut-Mythos zugleich, versuchte mich, John Sinclair, als Leibwächter zu gewinnen, denn Chronos hatte Angst. Nicht vor den Menschen allgemein. Er fürchtete um seine Macht, denn ein anderer war ihm schon seit Langem auf der Spur.
Will Mallmann alias Dracula II gab nicht auf. Er wollte noch mächtiger werden und Chronos das Geheimnis der Zeitsprünge entlocken.
Ich nahm den Fall an, mit dem Hintergedanken zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen - Chronos und Dracula II ...


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Seitenzahl: 183

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Der Blut-Mythos

Vorschau

Impressum

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

Der Blut-Mythos

von Jason Dark

Es war unglaublich, aber wahr!

Chronos, Zeit-Vampir und Blut-Mythos zugleich, versuchte mich, John Sinclair, als Leibwächter zu gewinnen, denn Chronos hatte Angst. Nicht vor den Menschen allgemein. Er fürchtete um seine Macht, denn ein anderer war ihm schon seit Langem auf der Spur.

Will Mallmann alias Dracula II gab nicht auf. Er wollte noch mächtiger werden und Chronos das Geheimnis der Zeitsprünge entlocken.

Ich nahm den Fall an, mit dem Hintergedanken zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – Chronos und Dracula II ...

Die Teenager vor mir kreischten wie aufgescheuchte Papageien, als zwei Zombies auf sie zu jagten, im letzten Augenblick aber stoppten und wieder in ihren hochkant aufgestellten Särgen verschwanden.

Einen Moment später raste die Knochenfaust auf die beiden Mädchen zu, die sich sofort duckten. Deshalb huschte die Faust, von einem dröhnenden Lachen begleitet, über ihre Köpfe hinweg!

Dann war ich an der Reihe!

Mich konnten keine Zombies erschrecken und auch keine Knochenfäuste, aber den jungen Leuten machte eine Fahrt auf der Geisterbahn noch immer schaurigen Spaß. Trotz der modernen Unterhaltung, trotz Computer und dem Eintauchen in virtuelle Welten.

Hier war es eben anders, realistischer. Hier kam der Schrecken geballt. Zudem schlug er immer dann zu, wenn man es eigentlich nicht erwartete.

Mein Wagen ruckte. Dann blieb er stehen. Finsternis fiel über mich.

Einen Moment später geriet ich in einen Kreisel. Das kleine Fahrzeug drehte sich auf der Stelle! Das Kreischen der Teenager verhallte, aber ich drehte mich weiterhin und verlor die Orientierung.

Hatte das der geheimnisvolle Unbekannte gewollt, der mich in die Geisterbahn bestellt hatte? Er hatte mir exakt mitgeteilt, welche Fahrgeschäfte ich auf dem Rummel besuchen sollte. Da stand die Geisterbahn an zweiter Stelle, aber auch andere Attraktionen waren aufgeführt worden.

Irgendwann, so hatte es in der Nachricht geheißen, würde dann Kontakt mit mir aufgenommen werden.

Normalerweise hätte ich mich um diese Botschaft nicht gekümmert, aber in ihr steckte auch eine Warnung, die mich schon hatte heiß und kribbelig werden lassen.

Es ging um Dracula II, einen meiner Todfeinde. Einen ehemaligen BKA-Mann namens Will Mallmann, der durch unglückselige Umstände zum Vampir geworden war und sich nun als Herrscher der Blutsauger betrachtete. Er hatte es sogar vermocht, seine eigene Vampirwelt zu schaffen, und von dort steuerte er zumeist seine Aktionen.

So sahen die Dinge aus, und sie hatten mich natürlich neugierig gemacht. Wer der Schreiber dieser schlichten Botschaft gewesen war, das wusste ich nicht. Zwar hatte ich mir den Kopf zerbrochen und auch lange mit Suko darüber diskutiert, aber mehr als ein Achselzucken war dabei nicht herausgekommen.

»Geh hin, dann wirst du es selbst erleben!« Diesen Ratschlag hatte ich befolgt. Die Geisterbahn war bereits meine zweite Station, zuvor hatte ich mich von einer Achterbahn, die sich ›Wild Mouse‹ nannte, durchschaukeln lassen.

Zu einer Kontaktaufnahme war es bisher jedoch nicht gekommen.

Suko und Shao befanden sich ebenfalls auf dem Gelände. Sie hatten die Aufgabe bekommen, mich zu beobachten, ohne dass es groß auffiel. Es konnte durchaus sein, dass sie in einem der Wagen hinter mir saßen. Die Fahrt mit der ›Wilden Maus‹ jedenfalls hatten sie schon mitgemacht.

Das Kreiseln endete. Abrupt. Ich war etwas benommen und hatte die Orientierung verloren. Hinzu kam die dichte Dunkelheit, in der ich nicht mal die eigene Hand vor Augen sehen konnte.

Ich konnte mich ausruhen.

Für die Dauer einiger Sekunden passierte gar nichts. Zeit für den Besucher, sich von diesem Taumel zu erholen.

Plötzlich ging es weiter, ruckartig. Ich wurde für einen Moment in den Sitz hineingepresst und rechnete damit, in einen Abgrund zu rasen. Das aber kam nicht. Stattdessen ging es bergauf. Ziemlich gemütlich sogar, nur umgeben von heulenden Lauten, als würde der Wind durch die Lücken eines alten Hauses blasen.

Auch die Dunkelheit verschwand. Schwache Glühbirnen flackerten immer wieder auf, und der Fahrgast hatte den Eindruck, in eine Welt der grauen Gespenster zu fahren.

Das alles dauerte ziemlich lange, trotzdem war ich aufmerksam. Ich hatte die Worte des Unbekannten nicht vergessen und konnte mir vorstellen, dass dieser Tunnel auch gut für einen Kontakt war.

Noch höher ...

Ratternd ging es jetzt weiter. Zu beiden Seiten waren schwarze Tücher erschienen. Hinter ihnen mussten sich Windmaschinen befinden, denn die Tücher flatterten wie unruhige Geister. Automatisch wurden wandernde Schatten produziert, die sich gegenseitig einzuholen schienen.

Man musste schon die Augen schließen, um sich von diesen wandernden Schatten nicht zu sehr ablenken zu lassen. Ich glaubte plötzlich, dass mich die Schatten aus dem Wagen ziehen wollten. Eine wirklich perfekte optische Täuschung. Automatisch hielt ich mich an den Griffen fest und spürte den Schweißfilm auf den Innenflächen der Hände.

Schatten oder Wirklichkeit?

Auf einmal war die Stimme da. Dicht an meinem rechten Ohr. Ich hörte nur einen Satz.

»Sinclair, ich bin da!«

Die Schrecksekunde hatte ich rasch überwunden. »Wo steckst du?«

»Ich bin da, aber die anderen auch. Vorsicht!«

Mehr sagte der Unbekannte nicht. Auch als ich ruckartig den Kopf drehte, war nichts zu sehen. Innerhalb der Schatten schien er sich aufgelöst zu haben, und mir wurde auch nichts mehr gesagt. Ich war wieder allein. Der Besucher musste sich in die Schatten hineingedrückt haben und war zusammen mit ihnen verschwunden.

So sehr ich mich auch bemühte, ich bekam ihn nicht mehr zu Gesicht. Er war einfach abgetaucht, und ich musste erst einmal durchatmen.

In den letzten Sekunden hatte ich eine Gänsehaut bekommen, die nur langsam wich. Eines hatte dieser Besuch gezeigt: die Botschaft war keine Finte gewesen. Auf diesem Rummel wartete jemand auf mich!

Die erste schnelle Begegnung war leider zu flüchtig gewesen. Ich hatte nichts sehen können, aber die Fahrt ging weiter. Nun nicht mehr in die Höhe, sondern auf einer Geraden. Ich überfuhr einen Kontakt, und vor mir leuchtete plötzlich die Umgebung einer Tür auf, gegen die der kleine Wagen fuhr. Er rammte die Tür auf, und ich erlebte die nächste Überraschung, denn mein Wagen erreichte ein düsteres Gewölbe. Perfekt nachgemacht. Ein alter Stollen mit Holzstreben an Wänden und Decke. Der Wagen schien ein altes Bergwerk erreicht zu haben.

Insgesamt waren es fünf Wagen, die abgebremst wurden und einen Halbkreis bildeten. Vor mir sah ich auch die Köpfe der beiden Teenager. Keines der Mädchen schrie mehr. Auch in den anderen Wagen wurde sich nur flüsternd unterhalten, denn niemand wusste so recht, was folgen würde.

Aus irgendwelchen Ritzen sickerte Licht hervor. Ein unheimlicher Schein, der unsere Gesichter blassdüster erscheinen ließ.

Ich saß allein in einem Wagen und konnte mich ungehindert umschauen. Natürlich ging mir die Begegnung mit dem Fremden nicht aus dem Kopf. Ich konnte mir gut vorstellen, ihn auch hier auftauchen zu sehen, aber das musste man zunächst einmal abwarten.

Zunächst geschah nichts.

Man wartete einige Sekunden, bis auch der letzte Wagen am Ziel eintraf.

Ich war im letzten gewesen. Plötzlich hörten wir alle das schaurige Lachen, das uns zusammenzucken ließ. Selbst ich war davon unangenehm berührt. Während das Lachen allmählich abflaute, schwang eine Stimme hinein, die sich dem Laut angepasst hatte und ebenfalls aus einer tiefen Gruft hätte stammen können.

Sie sprach mit düsteren Worten und verbreitete eine ebenso düstere Botschaft, die uns erschrecken sollte.

»Ihr seid in die Gruft des Todes hineingefahren!«, sagte die Stimme. »Damit wisst ihr aber noch nicht, was ihr euch angetan habt. In dieser alten Gruft lauert ein noch älterer Mythos. Eine unheimliche Gestalt auf der Suche nach Menschenblut und Menschenfleisch. Sie kann nie genug davon bekommen und ist unersättlich! Schon viele haben versucht, sie satt zu bekommen, aber keinem ist es gelungen. Dieser Blut-Mythos wird alle fressen – wirklich alle!«

Es war eine düstere Ankündigung, die auch auf fruchtbaren Boden traf, denn einige der zumeist jungen Fahrgäste zeigten sich leicht geschockt und stöhnten auf.

Noch hatte sich optisch nichts getan. Weiterhin blieb die graue Düsternis wie ein Gespenst über uns liegen. Es gab auch einen Mittelpunkt, und es gab die alten Wände und die Decke.

Von dort aus klangen die ersten Geräusche auf. Ein düsteres, unheimliches Knirschen, als würden die Wände einstürzen. Auch von der Decke klangen die Geräusche herab und waren wirklich perfekt nachgeahmt, sodass man wirklich Angst bekommen konnte. Besonders in dieser grauen Düsternis.

Es gab nicht einen, der sich nicht bewegt hätte. Auch ich bildete keine Ausnahme. Ich schaute mich um und sah, wie sich die Wände und letztendlich auch die Decke auf mich zubewegten. Von den beiden Breitseiten her rückten die Wände näher zusammen, und auch die Decke senkte sich allmählich tiefer.

Das Geräusch zog sich dabei etwas zurück, damit die düstere Grabesstimme deutlicher gehört werden konnte. »Aus dieser Gruft ist noch niemand entkommen. Immer wieder hat sie die Menschen gefressen. Sie mag das Blut, sie mag das Fleisch. Sie wird es aufsaugen, sie frisst die Menschen und kann sich durch sie erneuern. Ihr seid zu mutig gewesen«, erklärte die Stimme, die plötzlich in einem düsteren Lachanfall endete.

Nur das Knirschen war noch zu hören. Aber es fiel kein Staub von der Decke. Dafür erschien plötzlich ein Licht, ebenfalls düster. Es baute sich wie ein viereckiger Käfig aus Glas inmitten der Schreckenskammer auf.

Ein im Raum schwebendes Hologramm, erzeugt durch Laserlicht. Wirklich perfekt gemacht.

Der Unhold war unter uns!

Ich war derjenige, der nicht aufschrie, aber die anderen Fahrgäste in ihren Wagen konnten die Laute nicht unterdrücken. Das Hologramm sah einfach zu schrecklich aus. Ob dieser alte Blut-Mythos nun mit dem Boden Kontakt gehabt hatte oder über ihm schwebte, war von keinem von uns zu erkennen. Ich musste mir eingestehen, dass er auch mich in seinen Bann gezogen hatte, denn dieses Gesicht sah einfach schrecklich aus.

Es wirkte wie in Stein gehauen. Eine grauweiße Farbe, dabei uralt mit hellen Bartfetzen im Gesicht. Düstere Augen, in denen sich sogar Blut gesammelt hatte. Dazu eine breite Nase, die zu dem breiten Maul passte, das geöffnet war. Die Zahnreihen waren zu erkennen.

Dazwischen befanden sich auch spitze Zähne. Zwei unten und zwei oben. So etwas wie ein Vampir mit doppeltem Gebiss.

Der Körper war nackt. Die Gestalt kniete in einer schrägen Haltung, und sie drehte sich im Licht, sodass jeder angeschaut werden konnte.

Ich sah den Blick als erster auf mich gerichtet, und ich hielt ihm stand. Dabei wusste ich nicht, ob das Erscheinen dieser Gestalt zu meiner persönlichen Botschaft gehörte oder ob es zur Show gehörte.

Die Augen bewegten sich nicht. Sie waren mit Blutstropfen gesprenkelt, und Blut sickerte auch aus dem Mundwinkel, so gut gemacht, dass es schon wie echt aussah.

Der böse Blick.

Er stierte mich an. Er war wie eine düstere Ankündigung, dass auch ich bald an der Reihe sein würde, bevor sich die Gestalt langsam weiterdrehte und die nächsten Fahrgäste anschaute.

Gut gemacht, dachte ich. Man ließ sich also auch etwas einfallen, um die Leute zu locken.

Während ich den geflüsterten Kommentaren der anderen Fahrgäste mit einem Ohr lauschte, dachte ich wieder an die Begegnung mit dem echten Unheimlichen auf der Fahrt hierher.

Gab es eine Verbindung zwischen ihm und diesem Hologramm?

Äußerlich nicht. Ich musste mich da auf Vermutungen verlassen. Vorstellen konnte ich es mir nicht so recht. Das hier war Illusion, das andere nicht.

Etwas störte mich.

Gefühl, Ahnung? So genau wusste ich es nicht, aber es war jemand in meiner Nähe.

Ich schielte nach rechts und nach links, ohne etwas entdecken zu können. Nur wollte das Gefühl nicht weichen, einfach nicht mehr allein zu sein. So gut wie möglich bewegte ich mich in dem engen Fahrzeug und schaffte es auch, mich zu drehen.

Hinter mir hatte jemand gestanden.

Jetzt stand er vor mir! Mein Herzschlag raste plötzlich, als ich die Erscheinung aus der Nähe sah.

Es war das Hologramm!

Aber nicht mehr als durch Laser geschaffene Fiktion. Ich sah den Blut-Mythos in echt!

Sekundenlang war es mir nicht möglich, darauf zu reagieren. Die Gestalt hielt sich nahe der Tür auf, um, wenn nötig, so schnell wie möglich wieder verschwinden zu können. Nur schien das nicht Sinn der Sache zu sein, denn es blieb stehen, als hätte es darauf gewartet, von mir angeschaut zu werden.

Er stand da wie festgewachsen. Auch er sah alt, aber trotzdem alterslos aus. Wie jemand, der jahrhundertelang in einem tiefen Schlaf gelegen hatte und plötzlich wieder erwacht war.

Die Gestalt tat nichts. Sie wartete nur ab. Die anderen sahen sie nicht, denn sie wurden von dem Hologramm abgelenkt. Nur ich konnte sie sehen und mich auf sie konzentrieren. Sie wollte etwas von mir, das stand fest, aber sie traute sich noch nicht heran. Einmal schon hatte sie mit mir gesprochen, jetzt nickte sie mir zu, als wollte sie eine Botschaft loswerden.

Ich hatte meine erste Überraschung überwunden und stemmte mich im Wagen hoch. Es war eine günstige Gelegenheit, weil niemand im Moment auf mich achtete, aber die Gestalt wollte nicht oder noch nicht, denn sie schüttelte den Kopf, trat zurück bis zur Tür. Dann war sie weg!

Ich hatte mich nicht gesetzt, denn so einfach wollte ich sie nicht entkommen lassen. Dabei war es mir egal, ob ich die anderen störte. Jedenfalls kletterte ich aus dem Wagen und hatte mit wenigen Schritten die Tür erreicht.

Von dieser Seite her war sie schwerer zu öffnen. Nach einigen Rucken hatte ich sie so weit offen, dass ich in den Tunnel schauen konnte, den ich hochgefahren war.

Er war leer. Nur das graue Licht und die düsteren Vorhänge an den Seiten bewegten sich dort. Von einer nach unten eilenden Gestalt war nichts zu sehen.

Pech gehabt.

Der zweite Kontakt jedenfalls war schon intensiver gewesen als der erste. Ich setzte mich wieder in meinen Wagen und schaute auf das vor mir schwebende Hologramm.

Da war nichts passiert. Abgesehen von der Tatsache, dass die Drehung beendet war.

Wie auch unser Aufenthalt im Stollen. Dann wieder erklang die düstere Stimme, die uns erklärte, dass wir noch einmal Glück gehabt hätten und flüchten sollten, bevor uns der alte Mythos fressen würde.

Das tat er nicht, denn er zog sich zurück. Das graugrüne Licht verschwand intervallweise, und die Gestalt löste sich allmählich auf. Sie wurde eins mit ihrer Umgebung, ohne dass irgendwelche Geräusche zu hören waren. Die Decke und die Wände hatten sich so gut wie lautlos wieder zurück in ihre Ausgangsposition begeben, sodass für uns der Weg frei war.

Endlich frei!

Erleichterung machte sich bei den Gästen breit. Man sprach wieder, wenn auch flüsternd. Das erste Gelächter war zu hören, aber auch Worte wie super und echt stark. Dann fuhr der erste Wagen an. Ein kurzer Ruck, ein paar Meter auf der Schiene, wieder rammte er gegen eine Tür, und danach musste irgendetwas passieren, denn ich hörte wieder die Schreie der beiden noch jungen Fahrgäste.

Die anderen Wagen fuhren ebenfalls los; ich war und blieb der letzte in der Reihe. So hatte ich noch Zeit, mich ein wenig umzuschauen, aber es war nichts mehr zu sehen, und auch die Gestalt ließ sich nicht mehr blicken.

War sie tatsächlich echt gewesen oder nur eine Täuschung? Allmählich kamen mir Zweifel. Dann allerdings dachte ich daran, dass ich sogar mit Namen angesprochen worden war. Irgendetwas war also faul an dieser Sache.

Die Luft war schlecht, irgendwie abgestanden. Es war kühl und trotzdem schwül. Für die Schwüle sorgte wohl das Sommerwetter, das uns bereits seit vierzehn Tagen verwöhnte, mir jedoch allmählich auf die Nerven ging.

Die Vorderseite meines Wagens rammt die Tür auf. Locker schwang sie zurück. Über die Schiene glitt ich hinaus aus dem Stollen und wieder hinein in die Dunkelheit.

Es ging steil bergab. Wie bei einer dieser Wasserbahnen. Und das Tempo war enorm.

Endlich wurde der Wagen abgebremst. Es ging normal weiter, wieder hinein in eine Höhle mit furchteinflößenden Gestalten.

Die unheimlichsten Wesen aus allen Gruselkabinetten der Welt hatten sich hier zusammengefunden. Sie schrien, sie tobten. Sie waren einfach schlimm oder auch lächerlich. Es kam ganz darauf an, wie man die Dinge betrachtete. Zum Schluss wurde jeder Fahrgast noch von einer Stimme verabschiedet. »Ihr habt Glück gehabt, Leute, großes Glück!«

Mit dem letzten Wort öffnete sich auch die Tür, und mein Wagen glitt ins Freie. Hinein in die laute Welt des Rummelplatzes. Hinein in den Taumel aus Musik, Stimmen und Geschrei, der auf einem Jahrmarkt nie enden wollte.

Es war noch nicht dunkel. Dennoch waren bereits die Lichter eingeschaltet worden. Sie blinken und blitzten in allen Farben und beherrschten die Szenerie mit ihrer Atmosphäre.

Mit etwas steifen Bewegungen stieg ich aus und ging auf den Ausgang zu. Diese Wagen waren für mich zu eng. Mit ein paar dezenten Lockerungsübungen versuchte ich einen Ausgleich zu schaffen.

Die kleine Treppe ging ich dann hinab und blieb zunächst einmal stehen, um mich umzuschauen.

Auf dem Rummel herrschte Action. Es war Samstag, und ein arbeitsfreier Tag zog die Massen noch stärker an. Es würden bei Einbruch der Dunkelheit noch mehr werden.

Die großen Fahrgeschäfte überragten alle anderen. Wie künstliche Gestirne reckten sie sich in die Höhe, schickten ihre farbigen und blinkenden Lichtsignale über den Rummel hinweg, als wollten sie diese Botschaften endlich loswerden, um noch mehr Menschen anzulocken.

Auf der anderen Seite gab es genügend Buden und Stände, an denen man nicht nur spielen und gewinnen konnte, sondern auch essen. Da gab es von der Tüte mit Fish & Chips über Sandwiches bis hin zu asiatischen Gerichten ziemlich viel Auswahl. Selbstverständlich durften auch Hamburger und Hot Dogs nicht fehlen.

Die Gerüche dieser Fressbuden vermischten sich mit dem Schweiß oder dem Deo der Menschen.

Ich suchte meine Freunde.

Wir hatten abgemacht, dass Shao und Suko mich nicht aus den Augen verlieren sollten. Wie ich sie kannte, hatten sie die Fahrt mit der Geisterbahn abgewartet und würden jetzt irgendwo stehen und mich beobachten.

Wenn wir zusammentrafen, dann sollte es wie rein zufällig aussehen. Dazu eigneten sich am besten die Fressbuden, die sowieso immer umlagert waren.

Ich konnte sie mir aussuchen, und einen dieser Stände steuerte ich an. Ich ging nicht schnell, das war bei dem Betrieb sowieso nicht möglich, sondern schlenderte herum, die Augen stets offen, da mir der unheimliche Gast nicht aus dem Sinn ging.

Er steckte irgendwo, das wusste ich. Aber wo er sich aufhielt, war nicht so leicht festzustellen. Es herrschte einfach zu viel Betrieb. Menschen aller Hautfarben umgaben mich. Viele Nationen waren auf diesem Riesenrummel vertreten und hatten ihren Spaß. Ob jung oder alt, sie leckten Eis, kauten Zuckerwatte und waren mit Gewinnen bepackt. Viele trugen große Saurier nach Hause, denn der Film ›Lost World‹ hatte wieder für einen Dino-Aufschwung gesorgt.

Großen Hunger verspürte ich zwar nicht, aber eine Kleinigkeit konnte ich schon vertragen.

Fisch wollte ich bei dieser Hitze nicht zu mir nehmen. So suchte ich nach einem großen Karree, an dem deutsches Fast-Food verkauft wurde. Das hatte ich auch noch nicht erlebt.

Der Stand war umlagert. Viele Wurstarten wurden angeboten, aber auch Brötchen mit Spießbraten. Das hatte ich einmal in Deutschland gegessen, und bei dem Anblick lief mir schon das Wasser im Mund zusammen.

Ich stellte mich in die Reihe. Die Verkäufer schufteten wie die Berserker, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Es wurden auch Getränke verkauft, und ich entschied mich für ein deutsches Bier. Gut gekühlt.

Mit Bier und Spießbraten suchte ich mir einen Platz an einem der Stehtische. Von hier hatte ich einen recht guten Überblick und konnte auch selbst gesehen werden. Neben mir stand noch eine Familie mit zwei Kindern. Sie aßen Sauerkraut und dazu kleine Bratwürste. Bis auf den Vater. Der versuchte sich an einer scharfen Currywurst und grinste mir hin und wieder zu.

Lange befand ich mich nicht in der Gesellschaft. Als das Spießbraten-Brötchen in meinem Magen verschwunden war, zog auch die Familie ab. Ich blieb noch stehen und wollte mich meiner Bierdose widmen.

Jemand trat an meinen Tisch heran. Fast unhörbar war die Person erschienen.

Es war Shao!

Sie zwinkerte mir zu und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Suko kommt gleich«, sagte sie und rückte nicht zu nahe an mich heran, denn unser Zusammentreffen sollte ja rein zufällig aussehen.

»Ist schon okay.«

Er kam. Zwei Bratwürste lagen auf dem Tablett. »Thüringer«, sagte er. »Sehr gut.«

»Ja, ich weiß.«

Ich hatte meine Antwort mit Gesten unterstrichen, die darauf hinwiesen, dass wir uns über das Essen unterhalten wollten. So konnte auch ein Beobachter nichts Auffälliges entdecken. Zudem stellte sich noch ein etwa dreizehnjähriger Junge zu uns an den Tisch, der sich seine mit Ketchup bedeckten Pommes schmecken ließ.

»Schon Kontakt?«, fragte Suko, während er in eine andere Richtung blickte.

»Ja.«

»Und?«

»Er ist mir ein Rätsel. Ein Blut-Mythos, den ich sogar zweimal gesehen habe. Zum einen als Hologramm, zum anderen wohl als echte Person.«

»War er ein Vampir?«

»Irgendwo schon.« Ich gab Suko eine genaue Beschreibung mit wenigen Worten, und auch Shao hörte zu. Allerdings nicht der Junge. Dem schien die Musik auf dem Rummel nicht zu gefallen. Er hatte Kopfhörer auf und hörte wohl seine Musik.

»Aber schlauer bist du auch nicht?«

»Nein, Suko. Ich habe nur den Eindruck, dass die dritte Begegnung zwischen uns anders ablaufen wird.«

»Wie kommst du darauf?«

»Weil das hier nur eine kurze Kontaktaufnahme war. Dieser Typ will doch mehr.«

»Typ ist gut.«

»Ja, Vampir. Wie du willst.«

»Ein alter Mythos, John.«

»Richtig.«

»Dann frage ich mich, was der mit uns oder mit dir zu tun hat. Warum hat er gerade dich ausgesucht?«

»Ich denke da mehr an Mallmann. Dracula II muss ein Feind sein. Der andere Namenlose muss ihn fürchten. Das jedenfalls habe ich mir ausgedacht. Ob es stimmt, ist fraglich.«

»Sehr sogar.«

Ich trank Bier. »Jedenfalls werde ich gleich wieder losgehen und mich wie ein normaler Mensch zwischen die Massen drücken. Dann werde ich ja sehen, ob dieser andere noch einmal auftaucht. Angekündigt hat er sich zumindest, das ist immerhin etwas.«

»Ich weiß nicht.« Suko schaute in eine andere Richtung, als er den Kopf wiegte. »Irgendwie komme ich mir verarscht vor.«

»Er muss eben vorsichtig sein.«

»Ich will da nicht widersprechen, denn du kennst ihn besser«, erwiderte mein Freund.