John Sinclair Sonder-Edition 213 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 213 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Als ich Isaak Lambert kennenlernte, dachte ich an einen skurrilen, etwas vertrottelten Alten. Allerdings nur so lange, bis ich von der Satanskrone hörte, ein Erbe des toten Magiers Aleister Crowley.
"Die Krone ist wieder da, Mr. Sinclair! Wir müssen sie finden, bevor eine Katastrophe geschieht!"
Mahnende Worte, denen Suko und ich glaubten. Wir suchten die Krone, die demjenigen, der sich ihrer würdig zeigte, eine ungeheure Macht verlieh. Wir fanden sie auch. Da aber steckten wir bereits in einer Falle, aus der es kaum einen Ausweg gab ...


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Seitenzahl: 198

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Satanskrone

Vorschau

Impressum

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

Satanskrone

von Jason Dark

Als ich Isaak Lambert kennenlernte, dachte ich an einen skurrilen, etwas vertrottelten Alten. Allerdings nur so lange, bis ich von der Satanskrone hörte, ein Erbe des toten Magiers Aleister Crowley.

»Die Krone ist wieder da, Mr. Sinclair! Wir müssen sie finden, bevor eine Katastrophe geschieht!«

Mahnende Worte, denen Suko und ich glaubten. Wir suchten die Krone, die demjenigen, der sich ihrer würdig zeigte, eine ungeheure Macht verlieh. Wir fanden sie auch. Da aber steckten wir bereits in einer Falle, aus der es kaum einen Ausweg gab ...

Ich musste schon lächeln, als ich den Mann sah und auch seine Frage gehört hatte.

»Haben Sie in Ihrem Büro auch einen guten Schluck für mich, Mr. Sinclair?«

»Wenn es sein muss, schon.«

Er hob die Augenbrauen an. »Es muss sein. Ich rate Ihnen, sich selbst ebenfalls einen Drink zu gönnen, denn ich denke mir, dass Sie ihn brauchen werden.«

»Meinen Sie?«

»Bestimmt.« Der Besucher zog seinen Sommermantel aus, hängte ihn über Sukos leeren Bürostuhl, zupfte sein Jackett zurecht, das aus leichtem Kord gewebt worden war, und nahm schließlich auf dem Besucherstuhl Platz. Von dort aus schaute er sich um. Einer, der jedes Detail im Büro erkunden wollte.

Während ich den Whisky aus dem Schreibtisch holte, zwei Gläser ebenfalls, wobei Flasche und Gläser verstaubt waren, öffnete sich vorsichtig die Tür und Glenda warf einen Blick durch den Spalt. Sie hatte den Besucher schließlich empfangen und hatte sich auch bestimmt über ihn gewundert. In ihrem Gesicht stand ein ›Fragezeichen‹. Dazu passten auch die großen Augen. Ich hob nur die Schultern. Für Glenda stand damit fest, dass ich noch nichts wusste. Sie zog sich deshalb wieder zurück.

Es war zwar nicht meine Art, schon am Vormittag Whisky zu trinken, in diesem Fall allerdings machte ich eine Ausnahme. Ich füllte mir auch nur einen kleinen Schluck ein, während ich dem Besucher schon einen Doppelten gönnte. Er war wirklich ein außergewöhnlicher Mensch und hieß Isaak Lambert. Sehr schottisch, wie er am Telefon betont hatte, als er um ein Treffen mit mir gebeten hatte.

Es war zu einigen terminlichen Verzögerungen gekommen, aber jetzt war die Sache erledigt. Wir hatten uns auf diesen Termin einigen können, und Lambert war gekommen.

Ein skurriler Typ. Ein Original. Zwar trug er keinen Kilt, doch ich hätte ihn mir gut darin vorstellen können. Er war hager, hoch aufgeschossen, hatte graues Haar, das relativ lang an den Seiten bis über die Ohren wuchs, und sein Gesicht sah aus, als wäre es einmal normal gewesen, dann jedoch von jemandem in die Länge gezogen worden. Die Stirn war höher, die Nase länger, der Mund breiter, das Kinn spitzer als normal. So wirkte er etwas arrogant, vielleicht auch distinguiert, es kam auf die Sichtweise an. Dass seine Mundwinkel etwas nach unten hingen, dafür konnte er nichts und sicherlich auch nichts für die kleinen Tränensäcke unter den Augen. Er trug einen dünnen, grüngrauen Cordanzug, ein beigefarbenes Hemd mit ebenfalls einem Grünstich und eine unifarbene Krawatte, in der die Farbe Grün auch nicht fehlen durfte.

Ich stellte die Gläser hin. Er schaute auf seines, dann auf meins und gab sich verwundert. Bevor Lambert eine Bemerkung loslassen konnte, wies ich ihn darauf hin, dass ich schließlich Polizist war und mich im Dienst befand.

»Ach ja, sorry.« Seine Stirn zuckte. »Darf ich trotzdem mit Ihnen anstoßen, Mr. Sinclair?«

Ich musste mir ein Grinsen verbeißen. »Sie dürfen, Mr. Lambert.«

Er hob das Glas an und sah wenig amüsiert aus. »Trinken wir darauf, dass es uns weiterhin gutgeht und wir alles überstehen.«

Ein ungewöhnlicher Trinkspruch, den ich nicht weiter kommentierte und nickend hinnahm.

Ich nippte am Whisky, Lambert nicht. Er probierte ihn, schmatzte sogar dabei, wiegte den Kopf und kritisierte ihn dann. »Es gibt besseren, Mr. Sinclair.«

»Ich weiß.«

»Wenn Sie Schotte sind, sollten Sie sich einen exzellenteren Whisky zulegen.«

»Ich bin nur schottischer Abstammung, wie mein Name sagt. Ansonsten bin ich Beamter. Sie wissen ja, dass man sich da nicht das Beste erlauben kann, Mr. Lambert.«

Er hob einen Zeigefinger. »Aber bitte nicht an der falschen Stelle sparen. Beim Whisky auf keinen Fall. Dafür ist das Getränk viel zu edel. Sollten wir die Sache lebend überstehen, werde ich Ihnen einige Tipps geben, wo sie die besten Sorten kaufen können.«

Diesmal runzelte ich die Stirn. »Die Sache überstehen?«, fragte ich. »Sie haben mich neugierig gemacht.«

»Das sollten Sie auch werden. Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen. Ich habe nämlich von Ihnen gehört.«

»Sehr schön.«

»Sagen Sie das nicht. Lassen Sie es mich erklären. Ich weiß, womit Sie sich beschäftigen, und ich finde es sehr ehrenhaft, dass Sie sich um Dinge und Fälle kümmern, die von den normalen Menschen als lächerlich abgetan werden. Wir beide wissen, dass es Dinge gibt, die einfach furchtbar sind, obwohl man sie nicht akzeptiert, denn auch ich beschäftige mich mit ungewöhnlichen Vorfällen, die sich auf die Vergangenheit und auf die Gegenwart beziehen.«

»Sie machen mich neugierig.«

»Nun ja, so schlimm ist es nicht. Es gibt einen Unterschied zwischen uns. Während Sie der Praktiker sind, bin ich mehr der Theoretiker, obgleich es Momente gibt, in denen Theorie und Praxis ineinanderfließen. Ich bezeichne mich selbst als Forscher. Allerdings lehre ich an keiner Universität, sondern forsche für mich und habe schon einige Dinge veröffentlicht.«

»Was denn?«

»Aufsätze. Berichte.« Er trank sein Glas leer und hielt es mir dann hin. »Nachschenken, bitte.«

Ich griente in mich hinein. Dieser Isaak Lambert war wirklich ein Original. Er hatte zwar bei seinen Erklärungen gewisse Dinge anklingen lassen, die auch mich interessieren konnten, aber zum Kern des Problems war er noch nicht vorgedrungen.

Das würde sicherlich noch kommen, und so bekam er einen zweiten Drink, den er auch dankbar nickend zur Kenntnis nahm. Wieder trank er das Glas zur Hälfte leer und stellte es zur Seite. So schlecht schien der Stoff nun doch nicht zu sein.

»So, Mr. Sinclair, dann werde ich mal zur Sache kommen.«

»Das wäre nett.«

Nach dieser Antwort blickte er mich etwas düpiert an, ließ sich allerdings nicht aus dem Konzept bringen und sagte mit halblauter Stimme und wohlgesetzten Worten: »Wie ich Ihnen schon erklärt habe, bin ich Forscher. Ich interessiere mich für das Okkulte in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Ich gehe davon aus, dass alles, was einmal geschehen ist, noch nicht ganz tot ist, obwohl es oft genug totgeschwiegen wird. Verstehen Sie, Mr. Sinclair?«

»Sagen wir, ich denke noch nach.«

»Sehr gut. Dann komme ich damit zum eigentlichen Grund meines Besuches. In der letzten Zeit habe ich meine Forschungen auf eine bestimmte Person konzentriert. Es ist ein Mann, und nicht wenige bezeichnen ihn nicht zu Unrecht als den größten Magier unseres Jahrhunderts. Wissen Sie, wen ich meine?«

Ich räusperte mich. »Im Moment bin ich überfragt, wenn ich ehrlich sein soll. Helfen Sie mir auf die Sprünge.«

Lambert grinste etwas kantig. »Dieser Mann ist tot, und trotzdem lebt er irgendwie weiter. Er hat auch noch seine Anhänger, das weiß ich. Wenn ich Ihnen jetzt den Namen sage, werden auch Sie aufmerksam zuhören und sich Ihre Gedanken machen. Ich spreche von einem gewissen Aleister Crowley ...«

Ja, Lambert hatte den Namen gesagt, und plötzlich war mir das Grinsen vergangen. Es wurde ernst, und auch meine Gesichtszüge zeigten nicht mehr die gleiche Entspannung.

Das war Isaak Lambert nicht entgangen. Und er nickte mir zu. »Sehen Sie, Mr. Sinclair, ich habe ins Schwarze getroffen, das sehe ich Ihnen an.«

»In der Tat, Mr. Lambert«, gab ich zu. »Sie haben mich schon damit überrascht.«

»Sehr schön.« Er nahm wieder einen Schluck, ließ aber noch einen Rest im Glas.

»Aber Crowley ist tot!«

Lambert riss den Mund auf und lachte wie eine Comic-Figur. »Ja, er ist tot. Er starb am ersten Dezember 1947 friedlich in einer Pension in Hastings, einem Ort an der Kanalküste.«

Ich fragte: »Wo liegt das Problem?«

»Das kann ich Ihnen sagen. In seinem Erbe.«

»Das gibt es.«

Beinahe böse schaute er mich an. »Tun Sie doch nicht so, Mr. Sinclair, gerade Sie müssten das wissen. Natürlich existieren noch immer zahlreiche Menschen, die Crowley für einen Gott halten. Keiner hat so geschickt die Werbetrommel für sich gerührt wie dieser Mann, der sich mit dem Pseudonym Great Beast –Großes Tier – bezeichnete. Er hatte die Presse für sich und seine Lehren eingespannt. Das ging so weit, dass er aus drei Ländern ausgewiesen wurde. Er war schon in jungen Jahren Okkultist und trat dem Orden der goldenen Morgenröte bei. Dort wollte er Karriere machen, was ihm nicht gelang. Man stieß ihn aus, und er gründete seine Geheimgesellschaft Astrum Argentinum, silberner Stern. Dort konnte er sich dann ausleben und seinem Hobby, der Sexualmagie, frönen. Nun ja, es gab genügend Anhänger, denn die Gesellschaft war es leid, sich vom falschen Puritanismus der viktorianischen Zeit noch weiterhin unterdrücken zu lassen. Jedenfalls erhielt er Macht. Was da alles getrieben wurde, hat die Presse mal mit unaussprechlichen Orgien betitelt, doch darauf möchte ich nicht hinaus. Crowley war immer auf der Suche nach Antworten. Er hat mal gesagt, dass er alle kennt, aber keine befriedigt ihn. Er hat sich auf allen Gebieten versucht, und er wollte natürlich nicht nur den Draht zur Hölle haben, sondern auch deren Insignien. Crowley ist viel gereist, und auf einer dieser Reisen schrieb er auch sein Buch des Gesetzes. Angeblich wurde ihm der Text von seinem Schutzengel Aiwaz diktiert, einem Abgesandten des ägyptischen Gottes Hoor-pa-Kraat. Das Buch ist verdammt schwer zu lesen, aber das Prinzip ist leicht zu erkennen. Es heißt: Tu, was du willst, soll das ganze Gesetz sein. Und das lässt tief blicken, Mr. Sinclair.«

»Stimmt.«

Isaak Lambert schaute mich starr an. Er hatte tatsächlich auch grüne Augen. »Kennen Sie Crowley?«

»Natürlich.«

»Sehr gut. Deshalb meine nächste Frage. Haben Sie schon mit ihm oder mit seinem Erbe zu tun gehabt?«

Ich nickte. »Ja, das habe ich leider. In Germany. Es war ein schlimmer Fall, und ich weiß auch, dass Crowleys Jünger oder Anhänger fast ebenso schlimm sind wie er.«

»Das ist sehr gut, Mr. Sinclair. Wirklich, ich freue mich, dass Sie es so sehen.«

»Aber Crowley ist tot«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was Sie noch mit ihm zu tun haben.«

»Gehen wir mal davon aus, dass ich Crowley-Forscher bin. In dieser Eigenschaft habe ich mich nicht nur mit seiner Person beschäftigt, sondern auch mit seinem Umfeld, das bis heute noch nicht verschwunden ist. Er hakt nach, verstehen Sie? Aus dem Grab heraus, als Verfaulter, Vermoderter oder auch nicht – bei ihm weiß man ja nie – ist es ihm möglich, die Fäden zu ziehen. Denken Sie nur nicht, Mr. Sinclair, dass mit seinem Ableben alles vorbei war. Nein, das auf keinen Fall. Crowley ist noch immer gefährlich. Und wie jeder bedeutende Mensch, ob positiv oder negativ, hat auch er ein Erbe hinterlassen. Oder mehrere Erbstücke, so genau steht das nicht fest.«

»Verstehe«, sagte ich, als er eine kleine Pause einlegte. »Ihnen geht es also um seine Erbstücke.«

Er saß schräg und schaute mich aus seiner gebückten Haltung heraus an. »Ja, Mr. Sinclair, um die Erbstücke. Oder um ein Erbstück, das besonders schlimm ist. Deshalb bin ich auch zu Ihnen gekommen, weil wir uns gemeinsam auf den Weg machen sollten, um es zu finden und um großes Unheil zu verhindern.«

»Was ist das für ein Erbe?«, erkundigte ich mich.

Diesmal trank er das Glas vor seiner Antwort leer. »Es ist die Satanskrone.«

Ich saß zunächst einmal unbeweglich und dachte über den Begriff nach. Harmlos hatte er nicht eben geklungen, wobei ich überlegte, ob mir dieser Begriff schon einmal untergekommen war. Erinnern konnte ich mich daran nicht.

Lambert gestattete sich ein leises Lachen. »Sie schauen recht ungläubig, Mr. Sinclair.«

»Das bin ich auch, ehrlich gesagt.«

»Dann ist Ihnen die Satanskrone kein Begriff?«

»Nein.«

»Es wundert mich.«

Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zog mit Daumen und Zeigefinger die Gesichtsfalten nach. »Schade, Mr. Sinclair. Ich hatte gedacht, auf einen Fachmann zu treffen.«

»Tut mir leid, wenn ich Sie enttäuscht habe. Ist Ihr Besuch damit beendet?«

»Nein«, erwiderte er fast staunend. »Wo denken Sie denn hin. Das ist er auf keinen Fall. Auch wenn Sie bisher noch nichts darüber gehört haben, kann ich Sie nicht laufen lassen. Wir werden gemeinsam etwas tun müssen.«

»Heißt das, wir sollen losziehen, um die Satanskrone zu finden?«

»Genau das.«

»Alle Achtung. Da bin ich aber froh, dass Sie zu mir gekommen sind, Mr. Lambert.«

»Wieso?«

»Von allein hätte ich die Krone nie gefunden, denke ich mal.«

»Da haben Sie wieder recht, Mr. Sinclair. Ich weiß ja, dass es sie gibt, aber ich weiß nicht, wo man sie finden kann. Sie ist wieder verschwunden.«

»Dann wissen Sie auch nicht, wer sie hat?«

»Nein.«

»Was wissen Sie überhaupt?«

Isaak Lambert schaute mich bedeutungsvoll an. »Ich weiß wenig, aber trotzdem eine Menge. Da ich Forscher bin, habe ich mich um alles gekümmert, was auch am Rande ablief. Aleister Crowley hat viele Spuren hinterlassen, unter anderem die Satanskrone. Ich kenne zwar ihr Versteck nicht, aber ich weiß, wie sie aussieht.«

»Ausgezeichnet. Haben Sie eine Zeichnung erhalten, eine Beschreibung oder ...«

»Pardon, Mr. Sinclair, viel besser als oder. Ich habe sie sogar gesehen.«

»Wo?«

»Auf einem alten Film.«

Dieser Isaak Lambert überraschte mich immer mehr. »Das müssen Sie mir erklären.«

Er deutete auf seine alte Aktentasche, die er neben seinen Stuhl gestellt hatte. »Dort habe ich den Beweis. Aber ich möchte etwas ausholen, wir müssen uns da einfach Zeit nehmen. Wie Sie wissen, bin ich Crowley-Forscher. Ich habe wirklich alles gelesen, was es über ihn zu lesen gab. Ich habe mich um viele Dinge gekümmert, und es ist mir tatsächlich gelungen, einen Menschen aufzustöbern, der Crowley gekannt hat. Ich habe ihn in einem Altenheim gefunden, wo man ihn abseits der normalen Bewohner regelrecht gefangen gehalten hatte. In einem Loch, das sich Zimmer nennt. Aber man hatte ihm gestattet, persönliche Dinge mitzunehmen. Sie glauben gar nicht, welche Mühe es mich gekostet hat, diesen Mann zu finden. Aber ich bin zäh. Habe ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt, dann führe ich es auch durch. Ich durfte auch mit diesem Hank Thonball sprechen, der zu Crowleys Kreis gehört hatte. Er war wirklich live dabei, wie man so schön sagt, aber er hat es nicht richtig verkraftet. Es war zu viel für ihn.« Lambert wischte mit der ausgestreckten Hand vor der Stirn hin und her. »Sein Geist wurde verwirrt. Er verwechselte Wunschdenken mit der Realität. Er wollte Sex und den Tod zugleich. Auf Einzelheiten will ich verzichten. Jedenfalls hat man ihn eingesperrt. Ich komme jetzt darauf zurück, dass man ihm einige persönliche Dinge gelassen hat. Als ich ihm gegenübersaß – er sah schlimm aus –, da gelang es mir tatsächlich, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er war überrascht, wie gut ich über den Meister Bescheid wusste. Seine Erinnerungen an ihn waren so stark, dass er sie wieder hervorholen konnte und mir Einzelheiten berichtete, die mich in Staunen versetzten. Wir haben stundenlang miteinander gesprochen, und da kam das Thema auch auf die Satanskrone.«

»Dann haben Sie die Informationen von ihm?«

»So ist es, Mr. Sinclair.«

Ich lächelte milde. »Bei allem, was recht ist, Mr. Lambert, aber haben Sie dem Mann geglaubt?«

»Ja, das habe ich.«

Ich blieb weiterhin skeptisch. »Einem Verwirrten?«

»Ha, ha, wenn Sie sich da nicht mal irren. So verwirrt war er nicht mehr. Schließlich ging es um das Thema, mit dem er sich Jahre seines Lebens beschäftigt hat. Dazu gehörte auch die Satanskrone. Sie ist sehr wichtig für ihn gewesen.«

»Aber davon haben wir nichts.«

»Doch, Mr. Sinclair, haben wir.«

Er hatte die Antwort mit einer derartigen Sicherheit gegeben, dass ich mich wunderte. Ich war auch umgeschwenkt. Hatte ich zuvor Lamberts Ausführungen noch etwas amüsiert und auch leicht ungläubig gelauscht, so sah ich sie jetzt mit anderen Augen an. Er hatte anscheinend tatsächlich etwas herausgefunden.

»Ich höre.«

»Sein Vertrauen zu mir wurde während unserer Unterhaltung so groß, dass er mir seinen größten Schatz überlassen hat. Ich erwähnte ja bereits sein Eigentum.«

»Das er mitgenommen hat.«

»Genau. Und darunter befand sich der Schatz, der jetzt in meiner Aktentasche steckt. Es ist ein alter Super-Acht-Film aus den Dreißigern oder Anfang der vierziger Jahre gewesen. Auf diesem Film war die Satanskrone zu sehen.«

Jetzt horchte ich noch mehr auf und leistete Lambert Abbitte. Dieser Mann war zwar ein Original, aber er wusste genau, was er tat. Dumm war er bestimmt nicht.

»Was sagen Sie jetzt, Mr. Sinclair?«

»Haben Sie den Film mitgebracht?«

»Nein«, erwiderte er und sah den Ausdruck der Enttäuschung auf meinem Gesicht. »Nicht den Film. Den alten, meine ich. Wir leben in einer anderen Zeit, die auch an mir nicht spurlos vorübergegangen ist. Ich habe diesen Film einem Fachmann überlassen, und er hat ihn mir auf eine Video-Kassette umgespult. Sie habe ich als Beweis mitgebracht. Ich nehme an, dass ich Sie neugierig gemacht habe, damit wir beide uns den Film gemeinsam anschauen können.«

»Das haben Sie in der Tat, Mr. Lambert.«

»Wunderbar. Nur dürfen Sie sich nicht an der Qualität stören. Er ist nicht so perfekt wie die heutigen Filme, aber das macht nichts. Man kann genug darauf erkennen.«

»Ausgezeichnet, Mr. Lambert. Haben Sie denn noch mal Kontakt mit diesem Hank gehabt?«

»Nein, leider nicht. Ich habe gehört, dass er gestorben ist. Kurz nachdem ich bei ihm gewesen bin. Sein Tod war den Leuten ein Rätsel. Man hatte ihm den Kehlkopf eingedrückt. Kann auch sein, dass er es selbst getan hat. Da ist sich niemand sicher. Die Untersuchungen Ihrer Kollegen sind auch bald eingestellt worden.«

»Schade.«

»Ja, das finde ich auch.«

Ich blies die Luft aus. »Sie denken also, dass wir uns den Streifen heute anschauen.«

»Dafür wäre ich. Und zwar sofort. Sie werden doch hier einen Film- oder Videoraum haben.«

»Das versteht sich.«

»Fein.« Isaak Lambert lächelte. »Sollten wir uns dann nicht auf den Weg machen?«

Der Mann hatte Power, das musste ich ihm zugestehen, und ich war auch einverstanden. Zugleich standen wir auf. »Kann ich den Mantel hier bei Ihnen im Büro lassen, Mr. Sinclair?«

»Kein Problem.«

Die Aktentasche nahm er mit. Er hatte kaum die Tür zum Vorzimmer geöffnet, als Suko erschien. Beide blieben stehen, weil sie überrascht waren. Lambert fing sich als erster. »Ah, das ist wohl ihr Freund und Kollege Suko.«

»Sehr richtig.«

»Ihn hatte ich schon vermisst.«

Suko schüttelte den Kopf. »Kann mir mal einer sagen, um was es hier eigentlich geht?«

»Wir wollen uns eine Video-Kassette anschauen.«

»Wie schön. Darf ich auch?«

»Es wäre mir sogar sehr recht«, erklärte Lambert und streckte Suko seine Hand entgegen. »Gestatten Sie, mein Name ist Isaak Lambert, ich bin Forscher.«

Suko drückte die Hand zwar, schaute allerdings mich dabei an, schüttelte leicht den Kopf, etwas irritiert über Lamberts Verhalten und vielleicht auch wegen meines Grinsens.

»Ich erkläre dir alles unterwegs«, sagte ich.

»Wohin gehen wir denn?«

»Kino gucken«, sagte ich.

Suko schüttelte nur den Kopf. Enthielt sich allerdings einer Bemerkung und schloss sich uns an.

Zuerst hatte ich Isaak Lambert ja nicht so richtig für voll genommen. Nun dachte ich anders über ihn. Auch deshalb, weil mir mein Gefühl sagte, dass da einiges auf uns zukommen konnte. Dieser Aleister Crowley war zu seinen Lebzeiten schlimmer als ein Tier gewesen, das wusste ich auch. Sollte es tatsächlich so etwas wie ein Erbe geben, dann musste es vernichtet werden ...

Wir hatten den Kinoraum betreten und auch alles vorbereitet. Wir waren und wir blieben zu dritt. Niemand würde uns stören. Lambert hatte mir die Kassette überreicht, die ich in den Recorder einlegte. Er und Suko hatten sich bereits auf die Stühle der ersten Reihe gesetzt. Es war kein normaler Fernseher, auf dem wir die Bilder sehen würden. An der Wand hing einer dieser großen Bildschirme, die beinahe schon einer Kinoleinwand gleichkamen. Ich nahm neben Lambert Platz und hielt die Fernbedienung fest. »Muss ich den Film erst zurückspulen?«

»Nein, das ist nicht nötig, das habe ich alles schon für Sie erledigt.«

»Sehr gut.«

»Wir können beginnen.«

Das Licht war gedimmt worden, und ich schaltete auf Start. Keiner von uns lehnte sich entspannt zurück. Zu sehr standen wir unter Strom und waren gespannt, ob Isaak Lambert keine Märchen erzählt hatte. So wie ich ihn einschätzte, war das nicht der Fall. Er war zwar ein seltsamer Vogel, aber nicht dumm. Er wusste genau, was er tat und was nicht. Zunächst war auf dem Bildschirm ein Flimmern zu sehen. Klar, dass der Film nicht in Farbe gedreht worden war, sondern in einem, wenn auch schlechten, Schwarzweiß. Das Flimmern verschwand. Das erste Bild erschien. Eine einsame Gegend irgendwo in England. Ein Kirchturm, der von Vögeln umkreist wurde, dann ein altes, windschiefes Steinhaus mit einem verwilderten Garten, der auf der Vorder- und auf der Rückseite gleich aussah.

Ich wollte schon fragen, ob der Film ohne Ton ablief, als ich die ersten Geräusche hörte. Zunächst waren sie nicht zu identifizieren, bis ich herausfand, dass es das schwere Atmen eines Menschen war, den wir nicht sahen, der allerdings um das Haus herumschlich und von einer Kamera beobachtet wurde.

»Gleich geht es los!«, flüsterte Lambert uns zu. »Denken Sie immer daran, dass alles, was Sie hier zu sehen bekommen, kein normales Kino ist, sondern die Realität. Alles, was Sie zu sehen bekommen, entspricht den Tatsachen ...«

Wir nahmen es hin. Zumindest ich hatte mir vorgenommen, locker zu bleiben, was ich allerdings nicht schaffte, denn es gelang dem Film tatsächlich, mich in seinen Bann zu ziehen. Sein Inhalt kam einem Gruselstreifen sehr nahe, mehr noch, er entwickelte sich zu einem reinen Horrorfilm ...

Der Mann hatte das Haus erreicht. Schleichend hatte er die Wildnis des Vorgartens überwunden und stand nun vor der alten Tür. Beide Hände hatte die männliche Person, die ungefähr in meinem Alter war, gegen das Holz gedrückt. Es musste Sommer sein, denn der Mann trug nur ein Hemd und eine Hose.

Noch trat er nicht ein und drehte den Kopf. Sein Gesicht war angespannt und verzerrt. In den Augen lag kein Leuchten, doch die Furcht in seinem Blick war nicht zu übersehen.

Er schaute noch einmal zurück. Etwas heftig oder noch heftiger, bis er sich einen Ruck gab und die Tür nach innen drückte. Dabei entstanden fürchterliche Geräusche. Ein Ächzen oder Knarzen. Zudem schleifte die alte Tür noch über den Boden, und vor dem Mann öffnete sich ein halbdunkles Loch.

Er trat über die Schwelle. Es gab keinen Flur oder Vorraum. Schon nach einem Schritt blieb er stehen, schaute sich um und holte eine Taschenlampe aus der rechten Hosentasche. Seine Hand zitterte. Der Strahl ebenfalls, der suchend wie ein langer heller Finger durch den einzigen Raum der Hütte strich.

Viel Mobiliar gab es dort nicht. Eine Bank, ein Tisch, ein ziemlich primitiver Kamin. Ein Fußboden, der aufgerissen war und entsprechende Löcher zeigte. Bewohnt sah die Hütte nicht aus.

Der Mann ließ sich Zeit. Er hatte seinen Atem beruhigen können, es war nur noch ein Schnaufen zu hören, auch ein Beweis, wie sehr er unter dem Stress litt. Der Strahl hatte die Hütte zweimal durchwandert. Beim dritten Mal ging der Eindringling vor. Sein rechter Fuß wurde hart und hörbar aufgesetzt, und der rechte Arm bewegte sich wieder, bis der Lampenstrahl ein bestimmtes Ziel gefunden hatte.

Es war eine Kiste, eine Truhe, wie auch immer. Jedenfalls lag darauf eine dicke Staubschicht, die in Wölkchen in die Höhe quoll, als der Mann mit der flachen Hand darüber hinwegstrich.

Er hatte sein Ziel mit drei Schritten erreicht, stand gebückt davor und atmete wieder heftiger. Er war noch unruhiger geworden, aber er bekam seine Furcht in den Griff. Die Truhe besaß einen Deckel. Mit einer Hand versuchte der Mann, ihn hochzuheben, was ihm nicht gelang. So klemmte er die Lampe in seinen Hosengürtel und packte dann zu.

Der Deckel schwang hoch.

Der Man lachte.