John Sinclair Sonder-Edition 240 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 240 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Liebe auf den ersten Klick! Craig Wilson suchte und fand im Internet sein großes Glück. Die Traumfrau hieß Angelina. Mit ihr verabredete sich Craig in einer Bar.
Er ahnte nicht, wer Angelina wirklich war. Nicht ihm gehörte sie, sondern Belial, dem Engel der Lügen. Er hatte sie zu seiner Braut gemacht.
Auch John Sinclair rutschte in die Falle hinein, als ein alter Priester ihn um Rat bat, zu dem sich ein Mann geflüchtet hatte, dessen Gesicht auf den Rücken gedreht worden war. Dass Belial und seine Braut dahintersteckten, merkte der Geisterjäger zu spät. Da sollte ihn das gleiche Schicksal ereilen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 196

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Belials Braut

Vorschau

Impressum

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

Belials Braut

von Jason Dark

Liebe auf den ersten Klick! Craig Wilson suchte und fand im Internet sein großes Glück. Seine Traumfrau hieß Angelina. Mit ihr verabredete sich Craig in einer Bar.

Er ahnte nicht, wer Angelina wirklich war. Nicht ihm gehörte sie, sondern Belial, dem Engel der Lügen. Er hatte sie zu seiner Braut gemacht.

Auch John Sinclair rutschte in die Falle hinein, als ein alter Priester ihn um Rat bat, zu dem sich ein Mann geflüchtet hatte, dessen Gesicht auf den Rücken gedreht worden war. Dass Belial und seine Braut dahintersteckten, merkte der Geisterjäger zu spät. Da sollte ihn das gleiche Schicksal ereilen ...

Craig Wilson starrte auf den Monitor.

»Komm schon!«, flüsterte er heiser. »Komm schon. Du hast es versprochen ...«

Nervös leckte er über seine Lippen. Er war erregt. Er fuhr mit den schweißnassen Händen über die Hosenbeine hinweg. Er spürte Kälte und Wärme zugleich und fragte sich, ob das zum Verliebtsein gehört. Er wusste es nicht, konnte nicht einmal genau sagen, ob er überhaupt verliebt war. Wahrscheinlich gab es für seinen Zustand einen anderen Ausdruck.

Verrückt!

Ja, verrückt nach ihr. Sie würde sich melden und ihre E-Mail schicken. Das hatte sie ihm versprochen. Das hatte sie auch getan. Abend für Abend. Manchmal sogar am Tag, wenn er nicht damit gerechnet hatte. Für heute hatte sie ihm eine Botschaft versprochen. Verbunden mit einer Nachricht, die alles verändern sollte.

Hart trommelten die Regentropfen gegen die Scheibe. Das war ihm alles egal. Das Wetter spielte überhaupt keine Rolle. Ob die Sonne schien oder der Regen fiel, dem Computer machte das nichts aus, ihm ebenfalls nicht. Wenn er mit Angelina Kontakt bekam, waren die äußeren Umstände zweitrangig.

Wilson kannte sie nicht. Sie ihn schon, denn er hatte ihr auf die Homepage ein Foto von sich gescannt. Das war schon ein verfluchter Augenblick gewesen. Voller Spannung hatte er gewartet, gezittert und gebebt, aber sie hatte ihn nicht fallen lassen, obwohl er – das gestand er sich selbst ein – alles andere als eine Schönheit war und bestimmt nicht zu den attraktivsten Männern zählte.

Wie sah sie aus?

Genau diese Frage beschäftigte ihn. Und sie hatte versprochen, ihm die Antwort zu schicken. Am frühen Abend sollte sie ihn erreichen. Endlich ein Bild von ihr.

Craig hatte sich schon die tollsten Vorstellungen gemacht. Attraktiv zu sein ist keine Schande. Er liebte die Schönheit der Frauen. Er war ein Mensch, der oft ins Kino ging oder vor der Glotze die entsprechenden Video-Filme sah. Schöne Frauen spielten immer die Hauptrollen. Seine Ideale vom Aussehen einer Frau hatte er sich von der Leinwand geholt. Es wäre ein Traum gewesen, wenn sie tatsächlich dem nahe kommen würde. Er konnte sich nicht vorstellen, was er dann tun würde.

Craig musste warten. Eine Zeit hatten sie nicht abgemacht. Je mehr Minuten vergingen, umso nervöser wurde er. Am frühen Abend hatte sie sich immer gemeldet, der war jetzt angebrochen. Aber sie hatte sich nie auf eine Uhrzeit festlegen lassen. Sie wollte ihre Selbstständigkeit behalten.

Wenn er sich im Spiegel anschaute, dann musste er oft genug tief durchatmen. Es war schlimm. Er war schon zum Lachen. Von einem attraktiven Menschen konnte nicht die Rede sein. Er sah wild aus, auch älter. Das lag an seinem Haar, das sich an der vorderen Seite bereits stark verflüchtigt hatte. So etwas nannte man eine Stirnglatze. Dazu gehörte das runde Gesicht mit den zu dicken Lippen und den ständig geröteten Wangen, als wäre er immer aufgeregt.

Er schnaufte. Der Schweiß von seinen Händen wollte nicht weichen. Wilson wartete auf das leise Klingeln, das ihm die E-Mail ankündigte. Dieses Geräusch war für ihn das Schönste auf der Welt.

Der Regen trommelte nicht mehr so stark. Gut, da war es ruhiger in der Dachwohnung. Draußen hatte der Herbst seine Fühler ausgestreckt. Die Temperaturen waren gesunken. Sie bewegten sich bereits in den kühleren Bereichen. Dennoch war es in Wilsons vier Wänden warm. Er empfand die Luft sogar als stickig. Selbst der Computer schien ihm eine gewisse Wärme entgegen zu strahlen.

Sie kam. Sie würde kommen. Sie musste kommen. Wäre er gläubig gewesen, dann hätte er gebetet. Aber er war es nicht. Er glaubte nur an das, was er sah. Und sie würde er sehen. Sie war so herrlich. Zumindest stellte er es sich vor und ...

Ein Gong!

Nicht sehr laut, aber auch nicht zu überhören. Genau das Zeichen, auf das er gewartet hatte. Er bekam eine Mail, und er wusste, dass nur sie die Botschaft schicken konnte.

»Angelina«, flüsterte und merkte, dass ihm ein Schauer über den Rücken rieselte. »Angelina – das kam von Engel, und er konnte sich vorstellen, ein engelsgleiches Wesen zu sehen. Wie die Models, die über die Laufstege schritten. Einige von ihnen waren für Craig das Synonym für Schönheit.

Er starrte auf den Text.

»Wir werden uns sehen«, flüsterte er die Worte mit. »Wir werden uns heute noch sehen, und du wirst mich auch erkennen.«

Mehr hatte sie ihm nicht gemailt. Aber schon diese wenigen Worte hatten ihn glücklich gemacht. Sein Herz schlug schneller. Er hatte das Gefühl, von einer gewaltigen Kraft gepackt worden zu sein. Craig wusste auch, dass sie nicht log.

Dann sah er sie!

Plötzlich erschien ihr Foto auf dem Schirm. Wie bestellt und von Zauberhand eingetroffen. Craig riss die Augen auf. Ihm stockte der Atem, denn was er sah, das war Wahnsinn ...

Es war Angelina. Ja, das war sie. Er glaubte nicht, dass sie ihm eine falsche Aufnahme zugeschickt hatte. Sie war es und keine andere. Und sie war schöner, als er es sich je hätte träumen lassen. Angelina war wunderbar.

Das Foto war einfach super. Craig konnte es nicht fassen. Es war für ihn ein kleines Wunder. Er sah das Gesicht, und er sah es ein wenig verschwommen, was an seinen Augen lag, denn die Aufregung hatte seinen Blick stark getrübt.

Welch ein Gesicht!

Sie hieß Angelina. Der Name hatte etwas mit Engeln zu tun, und engelsgleich kam sie ihm auch vor. Ein Wunder der Natur. Er sah das lange Haar, das wie Gefieder wirkte. Es stand von beiden Seiten des Kopfes ab und erinnerte ihm im Prinzip an Schwingen. Dazwischen sah er das Gesicht. Auch etwas unscharf, was ihm in diesem Fall nichts ausmachte. Er sah es nicht nur als schön, sondern sogar als wunderschön an. Die helle Haut, die kleine Nase, der wunderbare Mund, und natürlich die Augen. Sie schimmerten und glänzten, und sie gaben ein Leuchten ab, das er sich bestimmt nicht einbildete. Diese Augen hatten für ihn etwas Wunderbares und Geheimnisvolles. Aus dem Blick strömten ihm Lockung und Verheißung entgegen, aber auch ein Versprechen, das einzig und allein ihm galt. Er war es, der sich auf dieses Gesicht, nein, auf den gesamten Menschen freuen konnte. Der Anblick übertraf all die Vorstellungen, die er sich von Angelina gemacht hatte.

Craig war völlig aus dem Häuschen. Er schwitzte jetzt noch mehr. Er wusste, dass Angelina eine Antwort erwartete, doch der Dreißigjährige war so durcheinander, dass es ihm nicht gelang, sie zu formulieren. Durch seinen Kopf huschten alle möglichen Gedanken und Vermutungen, nur konnte er sie nicht in eine Richtung drücken, um sich auf die Person zu konzentrieren.

Er zitterte. Keine Nachricht für sie? Worte und Satzfragmente schwirrten ihm durch den Kopf, zugleich mit dem Blut, das hart gegen seine Schläfen drückte. Er hörte es auch klopfen. Er spürte, dass er völlig von der Rolle war.

Die Mail verschwand wie von Zauberhand. Zugleich zog sich auch das Bild zurück. Es sah aus, als würde es in den Schirm hineinkriechen und nie mehr wieder auftauchen.

Aber er hatte es behalten. In seiner Erinnerung war es nicht mehr zu löschen. Wie zu Stein geworden saß Craig Wilson auf seinem Platz und glotzte die graue Fläche an.

In der Herzgegend spürte er Stiche. Das Atmen fiel ihm schwer. Wenn er die Luft einsaugte, drang ein leises Stöhnen aus seinem Mund. Er wünschte sich so sehr das Bild zurück. Der Anblick hatte seine Sehnsucht nur noch stärker angestachelt.

Es kam nicht ...

Craig hatte das Versprechen nicht vergessen. Wir werden uns sehen, das hatte sie ihm gemailt. Er glaubte fest daran. Wenn jemand so aussah wie sie, dann war man keine Lügnerin. Nicht mit dem wunderbaren Engelsgesicht.

Lügnerinnen, das waren immer nur die anderen, aber keine Frauen wie Angelina.

Reglos blieb Craig auf seinem Platz sitzen. Er lauschte dem eigenen Atem, der aus seinen Nasenlöchern floss. Er spürte ihn über seine Lippen gleiten, und er merkte auch, dass seine Kehle trocken geworden war.

Der Herzschlag pumpte. Er schüttelte sich. Er wollte aufstehen, um sich etwas zu trinken zu holen, doch das verkniff er sich. Es konnte ja sein, dass in der Zwischenzeit, wenn er den Schirm verlassen hatte, etwas passierte.

Plötzlich riss er die Augen weit auf. Ja, sie hatte sich wieder gemeldet. Es war so weit. Sie wollte sich mit ihm treffen. In großen Buchstaben war der Treffpunkt auf dem Schirm zu lesen.

Craig Wilson las ihn mehrere Male, bis er sicher sein konnte, sich nicht geirrt zu haben. Das war einfach einmalig und sogar mehr, als er sich vorgestellt hatte.

Sie wollte ihn sehen. Nicht erst in ein oder zwei Tagen, sondern an diesem Abend.

Endlich fühlte sich Craig Wilson in der Lage, eine Antwort zurückzuschicken.

»Ja«, mailte er und sprach dabei jedes einzelne Wort mit. »Ja, ich werde kommen und pünktlich sein ...«

Gewittriger Regen peitschte auf die Erde nieder. Heftige Windstöße blähten die Wasserfahnen auf, orgelten heulend heran und rüttelten am Geäst der Bäume, um deren noch vorhandene Stärke auszuprobieren. Die Welt war in einem Chaos aus Wasser und Sturm versunken, als wollte sich der Sommer mit dieser mächtigen Schau von den Menschen verabschieden, um Platz für den Herbst zu schaffen.

Immer wieder gab es Gewitter. Gab es Regengüsse wie Sintfluten und kleine Natur-Katastrophen. Inselartig wanderten sie weiter über das Land, um sich irgendwann aufzulösen.

Bei diesem Wetter jagte man keinen Hund nach draußen. Wer eben konnte, der blieb in den Wohnungen und Häusern.

Verzweifelt stemmte sich die Natur gegen diese Unbilden an, ohne allerdings immer Sieger zu bleiben. Nicht zu fest sitzende Zweige und Äste flogen wie Spielzeug durch die Luft, um irgendwo weit von ihrem Ursprungsort zu landen.

Zumindest außerhalb der Orte waren die Straßen leer. Und in den einsamen Gegenden fuhr kaum ein Fahrzeug.

Leere Straßen?

Nicht ganz. Auf einer rollte ein Rover in den anbrechenden Abend und auch in das Gewitter hinein. Manchmal wurde der Wagen so hart von irgendwelchen Windstößen getroffen, dass er ins Schaukeln geriet und der Mann das Lenkrad hart festhalten musste.

Der Mann war ich!

Ich gehörte zu den Personen, die sich tatsächlich aus dem Haus in das Wetter hineingewagt hatten. Das war verrückt, doch beim Wegfahren hatte es das Unwetter noch nicht gegeben. Ich konnte auch nicht sagen, dass es mich urplötzlich überrascht hatte. Im Wetterbericht war davon gesprochen worden, aber danach hatte ich mich noch nie gerichtet. Ich war losgefahren, denn ein Versprechen musste gehalten werden. Zudem saß ich allein im Wagen. Suko war in der Wohnung geblieben. Der Pfarrer wollte mich allein treffen, und er lebte außerhalb von London. Er war schon alt. Er hielt keine Messe mehr ab. Aber er war noch sehr flott im Kopf. So hatte er mit dem Bistum seine Verbindungen aufgebaut und arbeitete dafür. Da brauchte er sich nicht mit seinen alten Beinen auf die Kanzel zu schleppen. Das überließ er jüngeren Kollegen. Er war mal im Kloster gewesen. Aus dieser Zeit stammte wohl noch sein Name Dominik.

Viel mehr wusste ich auch nicht über ihn. Aber er wollte mich sprechen, und das so schnell wie möglich. Er hatte sich dabei auf meinen alten Freund Father Ignatius berufen. Für mich war es demnach eine Ehrensache, dem Wunsch zu folgen.

Das kleine Haus lag außerhalb von London. Es war ein Pfarrhaus, das ebenfalls dem Bistum gehörte. Zu groß für eine Person, die zudem in der Praxis nicht mehr tätig war. Deshalb musste sich Dominik das Haus auch mit zwei anderen Kollegen teilen, die allerdings nur dann dort wohnten, wenn sie nicht als Missionare unterwegs waren. Genau das war in diesem Fall so. So würde ich den Pfarrer nur allein antreffen. Das war mir bereits mitgeteilt worden.

Ich kämpfte mich mit dem Rover durch den Regen. Es schüttete wirklich wie aus Eimern. Das Zentrum des Gewitters war inzwischen weitergezogen. Den Sturm hatte es nicht mitgenommen. Er heulte nach wie vor über das flache Land hinweg und jaulte als schaurige Musik in meinen Ohren nach.

Ich hatte das Fernlicht eingeschaltet, das jedoch auch nicht viel brachte. Manchmal war der Regen so stark, dass die hellen Strahlen ihn kaum durchdringen konnten. Auch mein Fluchen half nicht viel. Ich dachte zudem nicht daran, umzukehren, aber über mir am Himmel tobten sich die Wolken aus.

Da brodelte und kochte es, und wenn wieder ein Blitz die Luft spaltete und dabei in die Wolken hineinfuhr, dann schimmerten sie an ihren Rändern silbrig auf.

Es war eine Hölle, von der Natur geschaffen, und ich kämpfte mich hindurch. Manchmal hatte ich fliegende Äste oder Zweige gesehen. Getroffen worden war der Rover noch nicht, und die Natur hatte ihn auch noch nicht zur Seite geschleudert.

Es ging weiter. Gerade Strecken wechselten sich mit Kurven ab. Büsche wurden durchgeschüttelt. Sie beugten sich der Straßenmitte entgegen, als wollten sie mich begrüßen.

Manchmal duckte ich mich sogar, wenn mich ein Donnerschlag erreichte. Im Rover war ich sicher. Außerdem sah ich die Blitze nur noch in der Ferne.

Die Fahrt ging weiter. Es war nicht mehr weit, und ich war es gewohnt, mein Versprechen zu halten. Das war ich schon allein meinem Freund Father Ignatius schuldig.

Er mobilisierte mich nicht grundlos, aber von Dominik hatte ich keine Vorstellung. Nur lehrte mich die Erfahrung, dass manche Pfarrer schon mit sehr offenen Augen durch die Welt liefen und mich hin und wieder schon auf einen Fall gestoßen hatten.

Irgendwann musste ich links abbiegen. Das alte Pfarrhaus stand nicht zu einsam in der Gegend. Es gehörte zu einer Ansammlung weniger Häuser, zwischen denen es allerdings viel Platz gab, wie ich mir vorstellen konnte.

London lag zwar in unmittelbarer Nähe, doch vom Lichterglanz der Stadt war nichts zu sehen. Die Dunkelheit und das Gewitter machten es unmöglich.

Natürlich hatte ich mir meine Gedanken gemacht, was der gute Pfarrer Dominik von mir wissen wollte. Zum einem Ergebnis war ich nicht gekommen.

Das Nachdenken hatte nur meine Spannung erhöht.

Der Boden war an verschiedenen Stellen eine einzige Pfütze, die nicht aufhören wollte. Deshalb geriet ich mit dem Rover auch hin und wieder ins Schwimmen, aber ich kam nicht vom Weg ab und rollte dem Ziel entgegen. Es versteckte sich hinter einer Mauer. Das hatte man mir gesagt. Die Mauer gehörte zu einem Grundstück, über das die Kirche verfügte, und ich würde irgendwo ein Tor finden, das hoffentlich für mich geöffnet war.

Die Mauer war ein regennasses Bollwerk, über dessen Rand die Zweige eines Gestrüpps hinwegwuchsen. Unter den schweren Windstößen bewegten sie sich hin und her. Blätter lösten sich und klatschten gegen die nasse Karosserie.

Hin und wieder schleuderten die Reifen Wasserfontänen zu den Seiten hin weg, und plötzlich spürte ich den Schock, der mich unerwartet erwischte.

Ich hatte etwas gesehen.

Meine Reflexe funktionierten noch.

Ich trat auf das Bremspedal, der Wagen schlingerte etwas, weil er die Bodenhaftung verlor, stand aber dann völlig normal und nicht zu einer Seite hin weggedreht.

Das Fernlicht brannte noch immer. Trotz der miesen Sichtverhältnisse war ich davon überzeugt, mich nicht geirrt zu haben. Da war etwas gewesen. Kein Tier und auch kein vom Baum abgerissener Ast.

Eine Gestalt.

Ein Mensch?

Daran glaubte ich. Für einen winzigen Moment nur war die Gestalt erschienen und dann sofort wieder verschwunden, als hätte der Regen sie einfach aufgelöst.

Ich blieb zunächst stehen, ohne etwas zu unternehmen, und suchte die unmittelbare Umgehung ab, weil ich damit rechnete, dass sich die Gestalt wieder zeigte.

Ich hatte Pech. Sie ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich wollte sie es auch nicht. Wer immer es gewesen war, eines stand für mich fest.

Der Pfarrer hatte sich hier draußen nicht aufgehalten. Was hätte es auch für einen Sinn gehabt, wenn er wieder so plötzlich verschwunden wäre? Schließlich hatte er mit mir reden wollen.

Wenn nicht er, wer war es dann gewesen?

Ich hatte nicht mal erkannt, ob es sich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte. Ich wusste nur, dass es kein Tier gewesen war, aber damit kam ich nicht viel weiter.

War die Person noch in der Nähe?

Wäre es hell gewesen, hätte ich mein Fahrzeug verlassen. Jetzt war es dunkel, und es goss in Strömen. Da wurde einem viel vorgegaukelt, und trotzdem war ich überzeugt, innerhalb der Regenschnüre eine Gestalt gesehen zu haben.

Sie hatte dort gestanden wie auf der dunklen Bühne und umgeben von einem Vorhang, der in mehrere kleine Teile zerschnitten worden war. Es war nicht still um mich herum. Der Regen trommelte auf das Dach, das Licht schuf eine Insel, in der die einzelnen Tropfen wie Diamanten wirkten. Sie platschten auf den Boden, sprangen wieder hoch und fielen zurück.

Es war ein ewiges Spiel, aus einer Laune der Natur geschaffen, das ich mir nicht länger anschauen wollte. Der Pfarrer wartete sicher auf mich, und ich hatte versprochen, so schnell wie möglich bei ihm zu sein. Meine Hand näherte sich bereits dem Zündschlüssel, um den Motor wieder anzustellen, da fiel mir ein, dass der Pfarrer mich gebeten hatte, unbedingt zu kommen, weil er mir etwas zeigen wollte. Er hatte nicht gesagt, was es war, obwohl ich ihn schon intensiv befragt hatte.

Das musste er wissen.

Aber ich sah Licht am Ende des Tunnels, denn die harten Echos der Tropfen hörten allmählich auf. Der Regen ließ nach, und der Himmel hatte mit mir ein Einsehen.

Es konnte nur besser werden.

Es wurde nicht besser, und ich kam auch wieder nicht dazu, den Wagen zu starten.

Ein Wärmestoß huschte über meine Brust.

Das Kreuz!

Und plötzlich saß ich wie auf heißen Kohlen!

Geirrt hatte ich mich nicht. Das Kreuz hatte sich gemeldet, und das passierte niemals grundlos. Es musste etwas in der Nähe sein, das meinen Talisman gestört hatte.

Da gab es nur eine Möglichkeit. Etwas Böses, Dämonisches und Unheimliches.

Ich spähte angespannt in das Licht hinein, wo sich nichts abspielte und immer noch der Regen fiel.

Dann schielte ich in den Innen- und wenig später auch in die beiden Rückspiegel.

Auch da nahm ich keine Bewegung wahr. Es gab keinen Fremden, der sich heranschlich. Zumindest sah ich niemanden. Aber das Kreuz hatte sich nicht geirrt. Das war nie der Fall. Ich kannte mich da bestens aus, und so wartete ich nicht nur ab, ich fasste auch nach meinem Schutz, der unter dem hellgrauen Wollhemd hing, und die Wärme verteilte sich auf meinen Fingerspitzen.

Also doch. Alles stimmte. Es gab einen Gegner. Nur war ich nicht in der Lage, ihn zu sehen. Ich saß im Wagen und um mich herum baute sich eine feindliche Umwelt auf.

Nachdem eine gewisse Zeitspanne verstrichen war und sich nichts tat, kühlte auch mein Kreuz wieder ab. Das Böse war verschwunden, ohne dass es mir gelungen wäre, es zu Gesicht zu bekommen. Sicherheitshalber warte ich noch ab, fühlte auch noch mal nach und war zufrieden, dass sich das Metall wieder normal präsentierte.

Mir ging der Vorfall nicht aus dem Kopf, als der Rover wieder anfuhr. Das hatte etwas zu bedeuten gehabt und mir zudem erklärt, dass sich Pfarrer Dominik nicht geirrt hatte. Er war hier auf eine Spur gestoßen, die für mich der Beginn eines neuen Falls sein konnte.

Wieder rollten die Reifen durch das Wasser. Sie schleuderten es in die Höhe. Ich hielt mich an der linken Seite und wurde noch immer von der Mauer begleitet.

Es gab nichts zu sehen. Abgesehen von der normalen Umgebung. Trotzdem, irgendwo lauerte etwas. Ein dämonisches Wesen, das möglicherweise auch auf mich gewartet hatte.

Die Mauer schien kein Ende nehmen zu wollen. An einigen Stellen war sie mit Stacheldraht bedeckt, auch das fiel mir auf. Er war ziemlich neu und schimmerte hell.

Etwas trommelte auf das Autodach. Zuerst dachte ich an einen anderen stärkeren Regenguss und wenig später daran, dass irgendein abgerissener Ast den Wagen erwischt hatte.

Das war nicht der Fall.

Es blieb nicht bei dem einen Schlag. Immer wieder, mal stark, mal weniger kräftig trommelte jemand auf dem Autodach herum, als wollte er mich auf diese Art und Weise zum Anhalten zwingen.

Das erreichte er auch.

Das Tor der Einfahrt war schon in Sichtweite, als ich den Rover noch einmal stoppte.

Prompt verstummte das Trommeln!

Die plötzliche Stille empfand ich als tief und beklemmend. Etwas presste meine Brust zusammen wie von starken Händen. Das Wasser rann an der Scheibe hinab und zeichnete verschiedene Tropfenmuster auf das Glas.

Noch immer wusste ich nicht, wer da getrommelt hatte, aber ich wollte es herausfinden. Es brachte auch nichts ein, wenn ich zu den Seiten schielte. Niemand hielt sich in der Nähe meines Rovers auf. Außerdem hatten die Schläge das Dach getroffen. Wer immer es getan hatte, er hatte sich über mir befunden.

Es gab einen kleinen Vorteil. Der Regen hatte nachgelassen. Auf mein Kreuz achtete ich ebenfalls, aber es hielt sich mit einer Warnung zurück.

Losgeschnallt hatte ich mich schon und öffnete jetzt die Tür. Kühle Luft, Nässeschwaden und erste Regentropfen erwischten mich. Sehr vorsichtig stieg ich an der rechten Seite aus dem Wagen. Eine Hand befand sich in der Nähe der Beretta, aber ich konnte die Pistole stecken lassen. Es war niemand da, der etwas von mir wollte. Auch auf dem Dach hockte kein Untier oder Dämon, der sich daran festkrallte.

Ich schraubte mich nur langsam in die Höhe. Den Regen bekam ich voll mit. Da der Sturm ebenfalls nicht mehr so stark war, fielen die Tropfen beinahe in geraden Bahnen vom Himmel herab. Sie waren ziemlich kalt, und ich schloss die Tür.

Dann schaute ich mir das Dach an.

Es war leider zu dunkel, sodass ich beim ersten Hinsehen nichts erkennen konnte. Beim zweiten ebenfalls nicht, und so musste ich schon mit den Händen ausprobieren, ob das Dach an bestimmten Stellen Dellen aufwies.

Das war tatsächlich der Fall!

Etwa in der Mitte, wo auch die Trommelschläge aufgeklungen waren, gab es die beiden Einbuchtungen. Dort war etwas auf das Blech geschlagen. Ich war mir sicher, dass es kein Vogel gewesen war. Gehagelt hatte es auch nicht. Außerdem hinterließen Hagelkörner keine so breiten Mulden.

Ich holte tief Luft. Aber wohl war mir nicht zumute. Ich stand zwischen Rover und Mauer. Dabei schaute ich über das Dach des Fahrzeugs hinweg und in die Dunkelheit hinein.

Die Regenfäden fielen aus den Wolken. Ich hörte die Aufschläge der Tropfen, aber es waren keine so harten Schläge, die Beulen im Blech hätten hinterlassen können.

Es lagen auch keine großen Äste in meiner Umgebung – und das Kreuz erwärmte sich plötzlich.

Diesmal sogar sehr heftig. Ich war alarmiert und hörte hinter mir ein ungewöhnliches Geräusch. Da brauste ein Windstoß über die Mauer hinweg, erwischte mich, sodass ich mir vorkam wie von mehreren Händen gepackt. Ich wurde angehoben, durchgeschüttelt. Ich hörte meinen eigenen Schrei, und dann wuchtete mich eine Kraft gegen den Rover. Es geschah so schnell, dass ich nichts unternehmen konnte. Nur das Gesicht hielt ich durch die rasch hochgerissenen Hände geschützt, aber das war auch alles.

Ich schlug auf das Dach.

Ich wurde wieder zurückgerissen.

Der nächste Schlag folgte.