John Sinclair Sonder-Edition 257 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 257 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Die Einladung landete ohne Vorwarnung auf meinem Schreibtisch, wie ein Vorbote von etwas, das mein Leben verändern würde. Glenda Perkins hatte sie mir wortlos hingelegt - eine Einladung von einer gewissen Tabea Ryder. Ihr Name sagte mir nichts, ebenso wenig der Grund für ihre Einladung in ein abgelegenes Landhotel. Am liebsten hätte ich die Einladung einfach ignoriert. Nur weil mein Kreuz mir ein bestimmtes Zeichen gab, machte ich mich auf den Weg. Als ich das Hotel erreichte, erwartete mich eine Überraschung: Ich traf auf eine alte Freundin, die Tierärztin Maxine Wells. Doch bevor wir herausfinden konnten, was wirklich hinter der Einladung steckte, gerieten wir ins Zentrum eines perfiden Racheplans. Die geheimnisvolle Madame Mystique hatte nur ein Ziel - uns zu töten ...


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Seitenzahl: 203

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Madame Mystique

Vorschau

Impressum

John Sinclair ist der Sohn des Lichts.Der Kampf gegen die Mächte derFinsternis ist seine Bestimmung.

Madame Mystique

von Jason Dark

Die Einladung landete ohne Vorwarnung auf meinem Schreibtisch, wie ein Vorbote von etwas, das mein Leben verändern würde. Glenda Perkins hatte sie mir wortlos hingelegt – eine Einladung von einer gewissen Tabea Ryder. Ihr Name sagte mir nichts, ebenso wenig der Grund für ihre Einladung in ein abgelegenes Landhotel.

Am liebsten hätte ich die Einladung einfach ignoriert. Nur weil mein Kreuz mir ein bestimmtes Zeichen gab, machte ich mich auf den Weg.

Als ich das Hotel erreichte, erwartete mich eine Überraschung: Ich traf auf eine alte Freundin, die Tierärztin Maxine Wells. Doch bevor wir herausfinden konnten, was wirklich hinter der Einladung steckte, gerieten wir ins Zentrum eines perfiden Racheplans. Die geheimnisvolle Madame Mystique hatte nur ein Ziel – uns zu töten ...

Es gibt Fälle, die fangen so harmlos an, dass selbst der misstrauischste Mensch nichts Böses ahnt.

So erging es mir, als ich die Einladung an einem Donnerstag erhielt. Übergeben wurde sie mir von Glenda Perkins. Mit sehr spitzen Fingern, einem entsprechenden Ausdruck im Gesicht, und ich konnte zuschauen, wie der Brief auf meinen Schreibtisch flatterte.

»Für dich!« Mehr sagte sie nicht, aber wie sie das sagte, das sorgte bei mir beinahe für ein schlechtes Gewissen.

»Na und?«

»Ja, für dich!«

Ich hob die Schultern. »Bitte, dagegen habe ich nichts.« Nach dieser Antwort begann ich zu schnüffeln. Gleichzeitig runzelte ich die Stirn. »Benutzt du ein neues Parfüm, Glenda?«

»Nein, das nicht. Aber du hast recht, wenn du schon deine Nase hochziehst. Man hat den Briefumschlag parfümiert.«

»Aha.« Endlich kam ich dazu, nach ihm zu greifen. Ich hielt den Kopf bewusst gesenkt, damit Glenda mein Grinsen nicht sah. In der Tat stieg vom Umschlag her ein gewisser Duft in die Höhe, der aber nicht unangenehm roch, sondern eher frisch und fruchtig.

Glenda überreichte mir sogar den Brieföffner. Sie selbst aber blieb stehen und bewegte sich keinen Zentimeter vom Fleck weg, und ich traute mich auch nicht, mich so zu drehen, dass sie nichts mitbekam.

Ich schlitzte den Umschlag auf und zog eine Karte hervor, sie war bedruckt und bestand aus feinstem Büttenpapier. Wer so etwas verschickt, der hat schon Stil.

Glenda bekam einen langen Hals, weil sie mitlesen wollte. Ich sagte nichts dazu und las den Text ebenfalls.

Es war eine Einladung zur einer Party. Zu einem Fest. Mit sehr netten Worten wurde ich gebeten, mich am übernächsten Tag in einem Landhotel einzufinden, um dort an einer Party teilzunehmen, die eine Verbindung zwischen Mensch und Tier schaffen sollte.

Unterschrieben war die Einladung von einer Frau namens Tabea Ryder.

»Was sagst du?«, fragte Glenda.

»Hier, lies selbst!«

Sie nahm die Karte an sich, roch daran, als wollte sie das Parfüm überprüfen, schüttelte den Kopf und meinte, während die Einladung wieder auf meinen Schreibtisch flatterte: »Das ist dein Ding, John. Du musst dich entscheiden.«

»Richtig.«

Glenda sagte zunächst nichts. Auch spöttische Bemerkungen verschluckte sie. Dafür schaute sie mich kritisch an und hielt den Kopf dabei gesenkt und etwas zur Seite gedreht.

»Wer ist diese Tabea Ryder?«

»Wenn ich das wüsste.«

Glenda bemühte sich, ein Lachen zu unterdrücken. »Jetzt sag nicht, dass du sie nicht kennst.«

»Genau das ist es. Ich kenne sie nicht. Sie ist mir ein Rätsel. Ich habe ihren Namen noch nie zuvor gehört.«

Glenda schürzte die Lippen. »Klingt reichlich mysteriös. Findest du nicht auch?«

»Das finde ich nicht nur, das ist auch mysteriös. Ich weiß wirklich nicht, was ich damit anfangen soll. Tabea Ryder«, wiederholte ich. »Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.«

»Und trotzdem hat sie dich eingeladen. Aufs Land, in ein Hotel und zu einer Party. Macht das Sinn?«

»Für sie schon.«

»Und für dich?«

»Bisher nicht.«

Glenda deutete mit dem Zeigefinger auf mich. »Ich finde, das ist jetzt dein Bier, John. Du musst dich entscheiden, ob du hingehen willst oder nicht.«

Diesmal schaute ich sie von der Seite an.

»Wie würdest du dich denn verhalten?«

»Bitte, das ist nicht meine Angelegenheit. Ich habe die Einladung nicht bekommen. So etwas ist allein deine Sache.«

»Klar, Glenda, so meine ich das auch nicht. Aber seltsam ist es schon. Ich habe dich auch nicht angelogen. Dieser Name sagt mir nichts. Ich kenne sie nicht, aber sie kennt mich, und ich weiß nicht mal, woher sie mich kennt. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, mich zu einer Party einzuladen. Das muss man einfach so sehen.«

»Für dich nicht. Für sie schon.« Glenda lächelte breit und unecht. »Du bist eben ein bekannter Mensch. Das musst du inzwischen einsehen. Stehst an exponierter Stelle.«

Ich winkte ab. »Ja, ja, das weiß ich alles. Auf den Arm nehmen kann ich mich alleine.«

»Was willst du tun?«

Ich rollte mit dem Stuhl zurück. »Ich weiß noch nicht, ob ich hingehen soll. Es gibt ja keine Antwortkarte. Darauf legt sie wohl keinen Wert, sage ich mal.«

»Aber sie rechnet damit, dass du kommst.«

»Ja, das schon.«

»Dann würde ich auch hingehen. Du fährst aufs Land. Sicherlich ist schon ein Zimmer für dich reserviert. Ist doch alles easy. Ich würde mir das nicht entgehen lassen.«

»So gesehen hast du recht.« Ich schnickte mit den Fingern. »Was hältst du davon, wenn ich dich mitnehme?«

Glenda hob ihr Kinn an. »Nichts, gar nichts. Die Einladung hast du bekommen und nicht ich. Sie gilt für eine Person. Wie sähe das aus, wenn ich jetzt auch ankommen würde? Das wäre doch der Hammer. Nein, nein, da halte ich mich raus. Das ist dein Job, und das ist auch deine Sache. Ich mache da nicht mit.«

»Schade.«

»Hör auf, das sagst du nur so. Aber«, sprach sie weiter, »wenn du daran denkst, dass man dir eine Falle gestellt haben könnte, dann würde ich doch vorschlagen, dass du erst recht hinfährst und immer daran denkst. Du musst auf der Hut sein.«

»Daran habe ich tatsächlich gedacht, Glenda. Eine mit List und Tücke aufgestellte Falle, die sich zudem noch meine Neugierde zu Nutze macht und darauf setzt, dass ich komme.«

»Dann fahr hin.«

»Ich dachte auch an Suko.«

»Musst du wissen, aber die Einladung gilt dir allein, John. Da würde ich auch allein hinfahren.«

Ich schaute auf die Uhr. Es war bereits später Nachmittag, und so fragte ich: »Mit der Post ist sie nicht gekommen – oder? Ich meine, nicht mit der normalen Post.«

»So sieht es aus.«

»Wie kam sie dann?«

»Sie muss unten von einem Boten abgegeben worden sein. Etwas anderes kann auch ich mir nicht vorstellen.«

»Ja«, sagte ich und lehnte mich auf dem Stuhl zurück. Die Hände verschränkte ich im Nacken. Glenda beobachtete mich spöttisch. Ich ahnte, was in ihrem Kopf vorging. »Du freust dich, wie?«

»Kann ich nicht abstreiten.«

»Und was macht dir so einen Spaß?«

»Deine Zwickmühle.«

»Wäre es umgekehrt, würde ich mich nicht so freuen.«

»Ach. Und warum nicht?«

Ich ließ die Arme wieder sinken. »Weil diese Einladung durchaus eine Falle sein kann.«

»Super, John. Denkst du jetzt auch schon so weit? Ich wundere mich darüber, dass du erst jetzt darauf gekommen bist. Daran habe ich schon die ganze Zeit gedacht.«

»Ich denke eben nicht so schlecht.«

»Ha, ha, ha – ausgerechnet du. Nein, nein, John. Das wollen wir mal ganz schön zur Seite lassen. Ich kann mir schon vorstellen, dass du an eine Falle gedacht hast. Ist ja auch nicht schlimm. Ist alles möglich bei deinem Job.«

»Dann werde ich fahren.«

»Ja.« Glenda deutete zum Fenster. »Wir haben zwar offiziell noch Winter, aber diese Temperaturen passen mehr in den Frühling hinein. Ich an deiner Stelle würde fahren. Wenn du hier in London bleibst, würdest du mich enttäuschen. Und ich würde denken, dass du alt wirst. Das ist eben meine Meinung.«

»Okay.« Ich schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. »Es ist gebongt, ich werde fahren.«

»Dann darf ich dir schon jetzt viel Spaß wünschen ...«

Ich war mir nicht sicher, ob aus dem Spaß etwas werden würde. Eine direkte Gefahr erkannte ich nicht, aber diese Einladung der Unbekannten war schon recht mysteriös, denn den Namen hatte ich noch nie in meinem Leben gehört. An ihn hätte ich mich bestimmt erinnert, denn für meinen Geschmack war er recht ausgefallen.

Tabea Ryder ...

Dahinter konnte man wer weiß was vermuten. Jedenfalls wuchsen die Rätsel weiter, und auch Suko konnte mir nicht bei der Lösung helfen, als ich ihn auf den Weg nach Hause darauf ansprach.

»Nein, nie gehört.«

»Dann möchte ich mal Shao fragen.«

»Wenn sie da ist.«

»Wieso?«

»Sie wollte ins Fitness-Center Winterspeck abtrainieren. Hat sie jedenfalls behauptet.«

»Und? Hat sie zugenommen?«

»Das kann ich dir nicht sagen. Sie selbst behauptet es.« Suko lenkte den Rover in die Tiefgarage hinein. »Du kennst ja die Frauen, John. Sie sehen immer dort etwas, wo wir nichts sehen. Das ist nun mal so.« Wir rollten in die Parktasche hinein und stiegen aus.

Der muffige Geruch war aus der unterirdischen Garage nicht zu vertreiben. Wie immer schaute ich mich beim Aussteigen sehr genau um, aber es war kein Gegner zu entdecken. Oft genug hatte man uns hier unten aufgelauert.

An diesem Tag war alles normal. Überhaupt hatte ich keine Probleme bekommen. Wir hatten uns im Büro herumgetrieben und uns mit der Ablage beschäftigt. Wir wurden automatisch informiert, wenn sich etwas in London und auch in unserem Land ereignete, was auch in unseren Bereich fallen könnte. Aber es war Ruhe. Keine Probleme, keinen Ärger, und draußen schien sogar eine blasse Februar-Sonne, die die winterlichen Temperaturen gar nicht mehr winterlich aussehen ließ.

»Komm direkt mit, John.«

Suko schloss auf, rief Shaos Namen und erhielt keine normale Antwort. Als wir das Wohnzimmer fast betreten hatten, hörten wir das Rauschen der Dusche, denn Shao hatte die Tür zum Bad nicht geschlossen.

Suko ging hin, während ich mich in einen Sessel haute und an die Einladung dachte, die mir natürlich nicht aus dem Kopf wollte. Ich glaubte auch nicht wirklich daran, dass der Name Shao etwas sagte, aber man greift eben nach jedem Strohhalm. Wenn sie mir nicht weiterhelfen konnte, würde ich es bei meinem Freund Bill Conolly versuchen, denn er war jemand, der Gott und die Welt kannte.

In einen weißen Bademantel gehüllt, betrat Shao das Wohnzimmer. Sie rubbelte noch ihr dunkles Haar und ließ das Handtuch auf dem Kopf, als sie sich setzte.

»Hi, John.«

»Ich will auch nicht lange stören, Shao. Es kann sein, dass Suko dir etwas gesagt hat und ...«

»Habe ich nicht, John«, wandte Suko ein. »Das geht mich im Prinzip nichts an. Du bist angesprochen.«

»Okay, dann werde ich dich fragen, Shao. Kannst du mit dem Namen Tabea Ryder etwas anfangen?«

Sie hatte mich gehört, sie schaute mich an, und schon ihrem Blick entnahm ich, dass sie damit nichts am Hut hatte. Trotzdem ließ sie sich Zeit und dachte nach.

»Nein, John, das kann ich nicht. Den Namen habe ich nie gehört. Tut mir leid.«

»War auch nur eine Frage.«

»Worum geht es denn, wenn ich mal fragen darf?«

Ich erklärte es ihr, und Shao fand die Einladung schon sehr rätselhaft.

»Aber du willst hin – oder?«

»Klar, du kennst mich doch. Ich möchte diese Tabea Ryder gern kennenlernen.«

»Hätte ich auch an deiner Stelle so gemacht.«

Ich stand auf. »Dann werde ich euch jetzt allein lassen und mich zurückziehen. Kann ja durchaus sein, dass mir noch ein Blitzgedanke kommt und ich Bescheid weiß.«

»Wenn es dir einfällt, lass es uns wissen«, sagte Suko, der mich zur Tür brachte. Im Wohnzimmer rubbelte Shao ihre Haare weiter.

Ich ging nach nebenan und betrat die Wohnung nicht so locker wie sonst. Wachsam schaute ich mich um, lauschte auch, aber es war so gut wie nichts zu hören. Zumindest keine fremden Laute. Nur der Verkehrslärm wehte durch ein auf Kippe gestelltes Fenster in meine Wohnung hinein.

Ich schaute trotzdem in allen Räumen nach, fand sie clean und schnappte mir das Telefon, um meinen Freund Bill Conolly anzurufen.

Als er sich meldete, hörte ich an seiner Stimme, dass er den Mund voll hatte.

»Du isst gerade.«

»Genau. Willst du kommen und mitessen? Wir können die Hähnchenschenkel warm halten. Sheila hat dazu eine scharfe Soße gezaubert, die einfach göttlich ist.«

»Nein, nein, iss sie mal selbst.« Ich sagte es wider meine Überzeugung, denn mir lief das Wasser im Mund zusammen. »Ich wollte dich nur etwas fragen.«

»Lass hören.«

»Sagt dir der Name Tabea Ryder etwas?«

Bill sagte zunächst mal nichts. Er räusperte sich nur. Nach einer Weile hörte ich seine Stimme erneut. »Auch wenn es dich enttäuscht, John, der Name sagt mir nichts. Wirklich nicht. Da stehe ich auf dem Schlauch.«

»Danke.«

»War das alles?«

»Im Moment schon.«

»Was ist denn mit dieser Person?«

Ich weihte ihn auch ein. Bill sah die Sache natürlich ebenso wie ich und sprach von einer Falle.

»Kann sein, muss aber nicht sein.«

»Versuch es mal im Internet.«

»Das hatte ich als Nächstes vor.«

»Sagst du dann Bescheid?«

»Nur wenn es wichtig ist.« Ich lachte. »Außerdem kenne ich dich. Du wirst ebenso nachschauen wie ich.«

»Das kann ich nicht leugnen.«

»Dann iss zu Ende und gib deiner Frau mindestens einen Kuss von mir. Wir hören und sehen uns.«

»Klar. Wie immer.«

In meiner Wohnung gab es zwar keinen Computer als Blickfang, aber ich hatte mir einen Laptop zugelegt. Es war kein Problem, ins Internet zu gehen, und als die Verbindung stand, tippte ich den Namen ein, und die Suchmaschine tat ihre Pflicht.

Und ich hatte Glück.

Zuerst wollte ich es kaum glauben, aber es gab den Namen Tabea Ryder tatsächlich, und es gab ihn nur einmal, was natürlich noch idealer war. Viel erfuhr ich nicht über diese Frau, aber das Wenige reichte schon aus, auch wenn es mich nicht viel schlauer machte.

Tabea Ryder hatte Bücher geschrieben, deren Inhalt sich um Tierpsychologie drehte. Sie war keine Pferdeflüsterin, aber auch nicht weit davon entfernt. Sie gab Ratschläge, wie man am besten mit Tieren umging, und das bezog sich wohl auf viele unterschiedliche Tiere, wie die Titel ihrer drei Bücher verrieten.

Haustiere, Pferde und Wildtiere, die allerdings in Mitteleuropa lebten.

Ich schob den Stuhl etwas zurück, schaute auf den Bildschirm, wo die Titelseiten der Bücher abgebildet worden waren, und schüttelte leicht den Kopf.

Die Bücher sagten mir nichts. Sie waren nicht mein Metier. Mit Tieren hatte ich nicht viel am Hut, und trotzdem war ich von ihr zu einer Party eingeladen worden.

Nach einem Bild der Autorin suchte ich vergebens. Nur die Bücher waren wichtig. Sie selbst hielt sich zurück. Da gab es andere Autoren, die das nicht taten.

Ich war nicht enttäuscht. Zumindest hatte ich so etwas wie einen Hinweis, aber ich hatte noch nicht herausgefunden, wie sie an meinen Namen gelangt war. Auch nach einer E-Mail-Adresse suchte ich vergebens. Tabea Ryder war wirklich jemand, die sich im Hintergrund hielt und sich nicht nach vorn drängte.

Die neuen Erfahrungen hatten mich noch neugieriger gemacht. Jetzt spürte ich den innerlichen Drang, hinfahren zu müssen. Das Gelesene hatte meine letzten Zweifel beseitigt.

Und schon meldete sich das Telefon. Freund Bill Conolly war dran. »Ich habe etwas gefunden, John. Diese Tabea Ryder ist eine Autorin, die Bücher über ...«

»... Tiere geschrieben hat«, vollendete ich.

»He, das stimmt.«

»So weit bin ich auch schon.«

»Und?«

»Ich fahre hin zu dieser Party.«

»Allein?«

»Ja. Oder willst du mit?«

Die Antwort erfolgte prompt. »Im Prinzip hätte ich nichts dagegen. Und so schlecht ist das Wetter auch nicht ...«

»Die Einladung gilt nur für mich. Von einem Begleiter oder einer Begleiterin steht nichts darauf.«

»Alles klar. Ich habe schon verstanden. Schäm dich, und so etwas will ein Freund sein.«

»Jeder hat seinen Job, Alter.«

»Ja, ja, mach mich ruhig fertig. Okay, und wenn du zurückkommst, bist du der englische Pferdeflüsterer.«

»So ähnlich.«

Wir beendeten die Unterhaltung, und ich legte die Füße hoch. So ruhig wie der Tag angefangen und sich auch weiterhin entwickelt hatte, ich hatte trotzdem den Eindruck, dass es von nun an mit der Ruhe vorbei war und dass auch keine normale Party vor mir lag. Irgendwo musste es eine Verbindung zwischen Tabea Ryder und mir geben, aber ich konnte mir nicht vorstellen, welche das war. Ich kannte sie nicht. Den Namen hatte ich nie in meinem Leben gehört, mit Tieren hatte ich auch nichts zu tun, und trotzdem schickte man mir diese Einladung zu einer Party.

Warum?

Ich blieb weiterhin im Sessel hocken, grübelte darüber nach und kam nicht auf die Lösung. Die würde mir allerdings der nächste Tag bringen, davon war ich überzeugt.

Um etwas zu tun zu haben, packte ich schon meine Tasche und haute mich dann vor die Glotze. Ich wollte mir einen ruhigen Abend machen. Im Kühlschrank hatte ich noch eine Dose mit Fisch gefunden, aß dazu Brot, trank Bier und zappte durch die Programme. Es gab nichts, was mich vom Hocker gerissen hätte, und so trat das ein, was jeden Tag sehr viele Menschen erlebten. Ich schlief vor dem Fernseher ein ...

Auf einmal waren die Träume da. Ich sah nicht viel, nur Schatten, aber ich hörte etwas – Schreie, Stimmen. Helles Frauenlachen. Ich sah einen Wald, eine Wiese, ich sah Tiere über sie hinweglaufen. Stolze Pferde, deren Ungezügeltheit faszinierte. Sie hetzten über das Gras hinweg, vor ihren Mäulern dampfte der Atem. Schweißflocken huschten über die Planken hinweg, und plötzlich erschien wie aus dem Nichts eine rätselhafte Gestalt, die einen langen grünen Umhang trug und mich mit ihrem ernsten Gesicht direkt anschaute.

Ich hatte sie nie zuvor gesehen, und ich sah sie auch nicht lange, denn sie entschwand meinen Träumen, aber ich sah trotzdem, das mit ihr etwas geschah, denn das linke Auge entsprach nicht mehr dem rechten. Es hatte eine andere Farbe angenommen und schillerte in einem dunklen, aber auch klaren Grün.

Das Gesicht war nur für einen Moment zu sehen, dann zog es sich zurück.

Noch einen letzten Blick hatte ich hineingeworfen, und mir war auch nicht das Mal oder Zeichen auf ihrer Stirn entgangen, das durchaus ein Tattoo sein konnte.

Das Gesicht verschwand. Mit der Umgebung passierte das Gleiche, und auch meine Träume endeten.

Ich schreckte hoch.

Meine Überraschung war so groß, dass ich mich zunächst umschauen musste, um herauszufinden, wo ich mich überhaupt befand. Sekunden später stellte ich fest, dass es meine eigene Wohnung war und ich die Glotze nicht abgeschaltet hatte, denn über den Schirm flimmerten Szenen aus einem Action-Film, in dem Jackie Chan als perfekter Kämpfer seine Feinde reihenweise ausschaltete.

Ich war eingeschlafen, hatte geträumt, und ich wusste, dass dieser Traum verdammt deutlich gewesen war. Er hatte mir nicht nur die Tiere gezeigt, sondern auch das Gesicht einer rätselhaften Frau, an das ich mich nur schemenhaft erinnerte. Meiner Ansicht nach allerdings hatte es etwas Orientalisches an sich gehabt. Es wirkte geheimnisvoll und sehr rätselhaft. Auch deshalb, weil die Farbe der Augen verschieden war.

Das linke Auge hatte grün geschimmert. Und das rechte? Ich hatte keine Ahnung, aber es war doch recht normal gewesen. Zumindest war mir die Farbe nicht aufgefallen.

Im Kopf spürte ich einen leichten Druck. Den allerdings überging ich, weil ich auch noch etwas anderes merkte, was mich schon aufmerksam werden ließ. Es hing mit meinem Kreuz zusammen, das vor der Brust hing. Hatte es sich erwärmt? Bildete ich mir das ein?

Ich wollte es genau wissen und zog es hervor. Mit dem Daumen strich ich darüber hinweg, bis ich die Mitte erreichte, wo sich die beiden Balken trafen.

Genau dort war es wärmer als in der übrigen Umgebung. Dort befand sich der Druidenstern, der von einigen Buchstaben und Zeichen umgeben war. Sie waren in der letzten Zeit nicht mehr wichtig gewesen. Früher einmal waren sie mir von der mächtigen Lilith »gestohlen« worden. Das Kreuz hatte sie zurückbekommen, und nun musste es eine Verbindung zwischen ihm und dieser mysteriösen Traumgestalt geben.

Man hatte mir eine schriftliche Einladung zu dieser Party geschickt, und nun war ich davon überzeugt, die Gastgeberin im Traum gesehen zu haben. Ja, das war es doch. Sie war mir im Traum erschienen. Es gab zwischen ihr und mir eine Verbindung über das Kreuz hinweg. Genau das konnte der Grund sein, weshalb man mich eingeladen hatte.

Damit hatte ich den Fall zwar nicht gelöst, aber ich war jetzt sicher, dass ich am nächsten Tag hinfahren würde, um bei dem abendlichen Fest dabei zu sein.

Und noch etwa stand für mich fest. Ich würde allein zu dieser Ryder fahren, denn das war eine Sache, die nur uns beide etwas anging ...

Maxine Wells, die Tierärztin, war froh gewesen, die lange Fahrt hinter sich gelassen und das kleine Landhotel erreicht zu haben, in dem man sich wirklich wohl fühlen konnte. Es wurde von einem Park umgeben, es lag einsam inmitten einer Landschaft aus sanften Hügeln, Weiden und auch Wäldern im Hintergrund.

Für den Wagen gab es einen Parkplatz, und das Gepäck wurde von einem älteren, aber kräftigen Mann ins Zimmer gebracht, dessen Einrichtung recht rustikal, aber nicht zu dunkel war. Durch Balken war der Wohnbereich von dem des Schlafens abgetrennt worden, und wenn der Gast frische Luft schnappen wollte, dann konnte er eine schmale Tür öffnen und hinaus auf den Balkon treten.

Genau das tat Maxine Wells, nachdem sie dem Träger ein Trinkgeld gegeben hatte.

Noch war es hell, und so konnte sie ihre Blicke durch die nahe Umgebung schweifen lassen. Sie schaute auf eine leicht gewellte Rasenfläche, und wenn sie den Kopf drehte, dann sah sie einen Waldrand in der Nähe, der einen dunklen Schatten bot, obwohl die Bäume das Blattwerk längst verloren hatten.

Zu warm für diese Jahreszeit, war in jedem Wetterbericht gesagt worden, und das merkte die Frau auch hier auf dem Balkon. Der Wind fuhr weich gegen ihre Gestalt und hätte mehr zum Frühling gepasst als zum Winter.

Direkt vor ihr lag der kleine Hotelgarten. Eisenbänke brauchten im Winter nicht eingeräumt zu werden. Sie standen zwischen den starken Bäumen auf recht gepflegten Wegen, von denen sogar das alte Laub weggekehrt worden war.

Es war eine Gegend, in der man Ruhe und Entspannung finden konnte. Die Hektik der Großstadt schien so weit entfernt wie der Mond zu sein. Hier kam man kaum auf den Gedanken, dass es überhaupt große Städte geben konnte.

Die Anstrengungen der Reise waren vergessen. Maxine Wells fühlte sich wohl. Sie demonstrierte es auch, indem sie ihre Arme ausbreitete und ein paar Mal tief durchatmete.

Es war noch hell, es war auch Zeit genug, und sie würde noch einen Spaziergang machen, bevor sie sich in das kleine Restaurant setzte, um etwas zu essen.

Die Einladung war schon etwas ungewöhnlich. Maxine wunderte sich, weil gerade sie ausgesucht worden war. Wegen ihrer langen Anreise war sie schon einen Tag früher erschienen, und sie hatte auch ohne Umschweife zugesagt, denn die Gastgeberin war eine Frau, die Maxine bewunderte, ohne sie persönlich zu kennen. Sie hatte sie auch nicht bei der Ankunft begrüßt, aber sie war von den Mitarbeitern wie eine gute Freundin behandelt worden.

Wer sich näher mit Tieren und mit deren Verhalten beschäftigte, kam einfach an Tabea Ryder nicht vorbei. Nicht an ihr persönlich, sondern an ihren Büchern, denn darin hatte sie ihre Erfahrungen niedergeschrieben und damit praktisch Standardwerke geschaffen. Jeder Mensch, der sich mit Tieren beschäftigte und denen Tiere etwas bedeuteten, musste die Werke einfach gelesen haben. Sie gehörten dazu. Sie waren so sensibel geschrieben worden, und im Endeffekt hatte der Leser das Gefühl, dass Tiere eben auch nur Menschen sind.

Maxine Wells liebte Tiere. Nicht umsonst hatte die den Beruf einer Tierärztin gewählt. Selbst in ihrem Garten hatte sie Gehege für Tiere angelegt, die sie gesund pflegte, um sie anschließend wieder in die Freiheit zu entlassen.

Weil das alles so war, fühlte sie sich auch an die Scholle gebunden, sodass Reisen, die in entferntere Gegenden führten, nicht eben zu ihrem Programm gehörten.

Wenn allerdings eine Koryphäe wie Tabea Ryder sie zu einer Party bat, sah die Sache schon ganz anders aus. Das war eine Ehre. Da musste sie einfach hin. Sie kannten sich zwar nicht persönlich, aber Maxine hatte sich das eine oder andere Mal bei Tabea Rat geholt und auch etwas mehr von sich preisgegeben, sodass die Autorin wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Beide Frauen hatten zudem ihre Seelenverwandtschaft gespürt. So freute sich Maxine Wells darauf, Tabea endlich persönlich kennen zu lernen, und das in einer Umgebung, die ihr gefiel.

Sie würde ja nicht lange bleiben. Trotzdem hatte sie irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ihr Schützling Carlotta, das Vogelmädchen, zurückgeblieben war.