John Sinclair Sonder-Edition 40 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 40 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Dämonen in Russland!

Unmöglich, das durfte es nicht geben. Und doch war es eine Tatsache. Als die ersten Zombies auf dem Roten Platz auftauchten, da konnten es auch die offiziellen Stellen nicht mehr totschweigen.

Was war geschehen? Niemand wusste Bescheid. Zwischen Moskau und London glühten die Telefondrähte.

Suko und ich bekamen den Auftrag, uns um die Zombies zu kümmern. In Moskau und Sibirien erlebten wir einen Kampf, wie er mörderischer nicht sein konnte.

Als wir glaubten, die Zombies endlich besiegt zu haben, besetzten sie ein Atomkraftwerk ...

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Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Zombies auf dem Roten Platz

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ballestar/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4129-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts. Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis ist seine Bestimmung. Als Oberinspektor bei Scotland Yard tritt er Woche für Woche gegen Zombies, Werwölfe, Vampire und andere Höllenwesen an und begeistert weltweit eine treue Fangemeinde.

Mit der John Sinclair Sonder-Edition werden die Taschenbücher, die der Bastei Verlag in Ergänzung zu der Heftromanserie ab 1981 veröffentlichte, endlich wieder zugänglich. Die Romane, in denen es John vor allem mit so bekannten Gegnern wie Asmodina, Dr. Tod oder der Mordliga zu tun bekommt, erscheinen in chronologischer Reihenfolge alle zwei Wochen.

Lesen Sie in diesem Band:

Zombies auf dem Roten Platz

von Jason Dark

Der Kreml ist das Herz Moskaus, denn hier begann im 12. Jahrhundert die Geschichte der Stadt. 1147 gilt als Gründungsjahr Moskaus. Bis zum Jahr 1712 regierten hier die Zaren, bevor sie ihre Residenz nach Petersburg verlegten.

Erst 1917 zog Lenin mit der neuen Sowjet-Regierung wieder in den Kreml ein. Hinter den bis zu zwanzig Metern hohen und bis zu acht Meter dicken Mauern fallen seither alle wichtigen politischen Entscheidungen der Sowjetunion.

Der Kreml wird im Süden durch die Moskwa, im Westen durch den Alexander-Garten und im Osten durch den Roten Platz begrenzt.

Dort befindet sich das Leninmausoleum, vor dem zu jeder vollen Stunde die Wachablösung der Ehrenwache stattfindet. In der Grabkammer ruht der einbalsamierte Leichnam des Begründers der Sowjetunion.

Täglich bilden sich lange Menschenschlangen vor dem Eingang des Mausoleums. Russen, die aus den entlegensten Winkeln des riesigen Landes kommen, wollen Lenin die letzte Ehre erweisen. Auch Touristen aus dem übrigen Europa und aus Übersee reihen sich geduldig in die Schlange der Wartenden ein.

Es hatte nie große Schwierigkeiten gegeben. Höchstens im Sommer, wenn die Sonne zu heiß brannte und Schwächeanfälle auslöste.

Aber diese Vorkommnisse waren relativ harmlos. Zudem gab es in der Nähe genügend Wachposten und Ärzte.

Es lief also alles glatt. Bis zu einem Tag im März, an dem die Ruhe auf dem Roten Platz brutal gestört wurde und bei einigen hohen Funktionären das große Kopfzerbrechen begann.

Denn auch die Sowjets hatten ihre Zombies!

***

Der Winter hatte schon früh eingesetzt und war hart gewesen. Aus dem Osten waren Kälte und Schnee gekommen. Im März jedoch begannen die ersten Bürger aufzuatmen. Ein Hauch von Frühling wehte an manchen Tagen über die Stadt, ließ die nahende Wärme erahnen und damit das Ende der kalten Jahreszeit.

Zwar trugen die Menschen nach wie vor ihre Pelzmützen und gefütterten Mäntel, aber über die sonst mürrischen Gesichter glitt schon wieder ein erstes Lächeln, die Hoffnung auf den kommenden Frühling und die blühenden Bäume im Kreml-Park.

Auch an diesem Mittwoch kündigte der Lenz seine Ankunft an. Es war wärmer geworden. Der Wind wehte aus südlicher Richtung, hatte viel Schnee weggetaut und den Himmel von dicken, grauen Wolken befreit.

Die Sonne besaß noch keine rechte Kraft, aber so mancher Strahl verirrte sich auf die Gesichter der Menschen, die auf dem Roten Platz in der langen Schlange standen und darauf warteten, das Mausoleum betreten zu können.

Männer, Frauen und Kinder vertrieben sich die Zeit mit mancherlei Späßen oder mit Essen und Trinken.

Während die Kinder Tee bekamen, hielten sich die Männer an Wodka. So manche Flasche wurde geleert. Unter den Besuchern gab es einige aus dem Westen.

Die hatten sich ähnliche Warmmacher mitgebracht: Whisky und Kognak. Amerikanischer oder schottischer Whisky war bei den Russen sehr beliebt.

Zwei Amerikaner bildeten das Ende der Schlange, und sie verstanden sich mit den beiden vor ihnen stehenden Einheimischen prima. Die Männer stammten aus dem fernen Sibirien und wollten ihren Besuch in der Hauptstadt mit der Besichtigung des Leninmausoleums krönen.

Zuerst waren sie ziemlich schweigsam gewesen. Doch als sie sahen, dass die Amerikaner Whisky besaßen und amerikanische Zigaretten, drehten sie sich immer häufiger um.

Das merkten die beiden Männer aus den Staaten. Einer von ihnen sprach ein paar Brocken Russisch. Er bot den Soldaten zuerst eine Zigarette an.

»Hier, Towaritsch, nimm dir eine! Das ist besser als Machorka.«

Der junge Russe grinste und nickte. Er schaute seinen Freund an, der hob die Schultern, anschließend griffen beide zu.

Es blieb nicht bei den Zigaretten, auch Whisky wurde getrunken, und Lenin geriet ein wenig in Vergessenheit.

»Sollen wir uns den alten Knaben überhaupt ansehen?«, fragte irgendwann einer der Amerikaner.

Obwohl die beiden russischen Soldaten schon leicht angetrunken waren, muckten sie auf. »Es ist unser letzter Tag hier. Wir haben versprochen, den Genossen Lenin zu sehen. Das Versprechen halten wir.«

»Ja, ja, schon gut …«

Die vier Männer standen immer noch als Letzte in der Schlange, denn nach ihnen sollte Schluss sein. Die später eingetroffenen Besucher mussten sich bis zum nächsten Tag gedulden.

Umso mehr wunderte es die vier, dass sich zwei Gestalten näherten. Es war später Nachmittag, die Sonne hatte sich verzogen, und das Grau der Dämmerung kroch allmählich heran.

Auf der anderen Seite des Roten Platzes lag das berühmte Kaufhaus GUM, und aus dieser Richtung kamen die beiden Gestalten. Es hatte sich seltsamerweise niemand um sie gekümmert, vielleicht war ihnen eine Lücke im System aufgefallen, die sie ausgenutzt hatten. Sie bewegten sich mit unsicheren Schritten.

Einer von ihnen trug einen Mantel, der andere war mit einem kittelähnlichen Anzug bekleidet, sehr dünn für die kalte Jahreszeit. Die Farbe des Kittels war ebenso grau wie die des Mantels, und der Mantelträger hatte beide Hände in die Außentaschen gesteckt.

»Was sind das denn für Typen?« Einer der Amerikaner hatte die Frage gestellt, bekam aber von den Russen keine Antwort, weil die soeben einen kräftigen Schluck Whisky nahmen.

Die Leute vor den vier Männern kümmerten sich nicht um die Neuankömmlinge. Möglicherweise hatten sie diese gar nicht gesehen.

Mittlerweile waren die beiden so nah herangekommen, dass die Amis sie fast berühren konnten. Der Mantelträger stoppte nicht rechtzeitig und rempelte gegen den Mann aus Amerika.

»He, du Schluckspecht. Mann, hast du den Kragen voll.« Der Amerikaner drückte ihn weg und betrachtete das Gesicht des anderen aus der Nähe.

Der Besucher aus den Staaten bekam einen Schreck.

So einen Typen hatte er noch nie gesehen. Der glich einem Monstrum aus einem Zombie-Film.

Seine Haut war aufgedunsen und schimmerte gelblich. Die Augen in den tiefen Höhlen wirkten wie zwei Steine. Ohne Leben und völlig leer. Auch der Mund stand offen. Aus ihm drang ein fauler, nach Grab riechender Geruch.

»Mann, ich bin doch keine Lehne!«, beschwerte sich der Amerikaner und stieß den anderen erneut weg. Er hatte wohl zu viel Kraft eingesetzt, denn der Russe konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel rücklings zu Boden.

Die Männer hörten das dumpfe Geräusch, als der Unheimliche mit dem Kopf auf den Beton prallte.

Das hatte noch gefehlt. Ein Schwerverletzter oder womöglich Toter in Moskau, und ein Amerikaner trug die Schuld daran. So etwas war Wasser auf die Mühlen der Behörden, denn seit einiger Zeit gab es starke Spannungen zwischen den beiden Ländern.

Der Mann aus Amerika wurde blass und gleichzeitig stocknüchtern. Er stieß seinen Kumpel an.

»Verdammt, wenn der tot ist, Steve, dann sind wir …«, flüsterte er.

Steve hörte nicht zu. Er konzentrierte sich auf den Mann im Kittel. Und der griff nach ihm.

So schnell konnte der Besucher aus Amerika nicht reagieren. Plötzlich spürte er am Hals zehn kalte Finger, die zudrückten.

Steve röchelte, während der andere Zombie ihn umwarf und mit ihm zu Boden ging.

Steve blieb unter ihm liegen und trommelte mit beiden Fäuste auf den Körper ein, ohne jedoch etwas zu erreichen.

Jetzt reagierten auch die Russen.

Sie hatten schon zu viel getrunken, ihre Gedankengänge waren langsamer. Sie beschwerten sich lautstark, bückten sich schwerfällig, um den Mann im Kittel wegzureißen.

Der zweite Amerikaner bekam große Augen, denn der Mann erhob sich. Dort, wo er mit dem Hinterkopf auf den harten Grund gefallen war, hatte sein Schädel nicht nur einen Riss, sondern eine Kerbe. Aus der Wunde strömte kein einziger Tropfen Blut.

Inzwischen waren die anderen Besucher aufmerksam geworden. Sie sahen, dass Steve abermals angegriffen wurde, sich aber durch eine schnelle Drehung aus der Gefahrenzone brachte. Der Angreifer griff ins Leere, stürzte in die Warteschlange hinein und riss zwei Kinder und eine Frau um.

Die Kinder waren flinker, kamen schneller weg, die Frau aber blieb schreiend liegen.

Ihre Schreie wurden gehört.

Wenn es irgendwo in Moskau Soldaten gab, dann in der Nähe des Kremls. Und plötzlich erschienen einige von ihnen mit schussbereiten Maschinenpistolen.

Es wurde Zeit, denn die beiden angetrunkenen Russen schafften es nicht, ihren neuen Freund von dem Angreifer zu befreien. Steves Bewegungen waren deutlich langsamer geworden. Er bekam die Arme kaum hoch, denn der andere lag auf ihm wie ein Stein.

Scharfe Kommandos erklangen, als die Soldaten heranstürmten. Ihre genagelten Absätze hämmerten auf den Asphalt, und die Russen verstanden die Worte.

Sie machten Platz.

Noch schossen die Soldaten nicht, aber sie sahen Steve in Bedrängnis und griffen radikal durch.

Mit den Kolben der Maschinenpistolen schlugen sie zu.

Steve, der schon mit dem Leben abgeschlossen hatte, merkte, dass sich der Druck an seinem Hals plötzlich lockerte und er wieder Luft bekam. Gleichzeitig kippte der Körper des anderen zur Seite.

Sechs Soldaten waren gekommen. Für jeden blieben drei Männer.

Eine gelbe Hand grapschte nach dem Bein der Frau, bekam den Knöchel zu fassen und hielt ihn eisern fest.

Die Frau schrie gellend auf. Die Pelzmütze war ihr vom Kopf gerutscht. Zwischen den grauschwarzen Haaren schimmerte das Blut wie ein Klecks roter Farbe.

Diesmal traten und schlugen die Soldaten der Wache zu. Normalerweise hätte der Mann bewusstlos werden müssen, doch er steckte die Attacken gut weg. Zum Glück ließ er die Frau los.

Drei Soldaten stürzten sich auf ihn. Sie rissen ihn auf die Füße und schleuderten ihn zur Seite.

Die Zuschauer konnten meinen, eine Puppe würde durch die Luft fliegen. Der Mann bewegte sich nicht, deshalb konnte er den Sturz nicht abfangen und machte Anstalten, abermals auf die Füße zu kommen.

Er kam hoch. Einige Schläge hatten sein Gesicht getroffen und die Haut aufgerissen. Blut war nicht zu sehen, und der Mann stand schwankend da wie ein Schilfrohr im Wind.

Die Soldaten richteten die Mündungen der Maschinenpistolen auf ihn. Ein Befehl ertönte.

Wahrscheinlich sollte der andere die Arme hochheben, das tat er nicht. Er ging auf den Soldaten zu.

Blitzschnell wurden die Maschinenpistolen auf Einzelfeuer umgestellt. Wieder erklang ein Befehl.

Jetzt schossen die Männer.

Sie wollten ihn nicht töten, zielten auf Beine und Schultern. Die Schüsse zerrissen die Stille über dem Roten Platz. Kugeln trafen, der Mann knickte ein, während die Wucht der Geschosse ihn gleichzeitig zurückschleuderte.

Beruhigt ließen die Soldaten ihre Waffen sinken, um sie einen Atemzug später wieder in die Höhe zu reißen. Sie und zahlreiche Besucher glaubten, ihren Augen nicht zu trauen.

Der Getroffene stand wieder auf!

Keiner hatte eine Erklärung, bis auf Steve, der mit bleichem Gesicht zuschaute und sich den Hals rieb.

»Verdammt, ein Zombie, das ist ein Zombie!« Er schrie das letzte Wort und wurde fassungslos angestarrt. Mit dem Begriff »Zombie« konnten die Russen nichts anfangen.

Auch der zweite regte sich wieder. Bisher hatte er im Griff der Soldaten gehangen. Sie waren unvorsichtig geworden, weil sie sich auf ihre Kollegen konzentriert hatten.

Mit einer kräftigen Drehbewegung riss sich der Zombie los, und es gelang ihm, eine der Maschinenpistolen an sich zu nehmen.

Urplötzlich hatte sich die Gefahr verdoppelt.

Die beiden Amerikaner wussten, wie sie zu reagieren hatten, und warfen sich sofort zu Boden.

Der Zombie mit der MP starrte auf die Waffe und hob sie höher. Sein Zeigefinger näherte sich dem Abzug.

Da schossen die Soldaten!

Der Zombie stand wie auf dem Präsentierteller. Er fiel um und rührte sich nicht mehr, weil ihn zwei Geschosse in den Kopf getroffen hatten.

Er war endgültig vernichtet.

Nicht der andere. Trotz der Kugeln, die in seinem Körper steckten, hatte er sich wieder aufgerafft und suchte ein neues Ziel.

Die Menschen!

Er wankte herbei!

Seine Arme standen vom Körper ab. Bei jedem Schritt bewegten sie sich mit.

Die Soldaten hatten verstanden.

Sie feuerten gezielt. Diesmal ließen sie der Gestalt keine Chance. Sie würde nie wieder Menschen angreifen.

Sekundenlang herrschte Stille auf dem Platz. Dann begannen die Sirenen zu heulen. Die unheimlichen Laute wehten über den Platz und verursachten bei den meisten einen Schauer des Schreckens.

Ein Großteil der Besucher hatte nicht mitbekommen, in welch einer Gefahr sie geschwebt hatten, erst als die Sirenen ertönt waren, war ihnen klargeworden, dass etwas schiefgelaufen war.

Wenig später wimmelte es von Polizei und Miliz.

Steve und sein Freund Ernie waren davon nicht begeistert. Von russischen Gefängnissen und Verhören hatten sie gehört und waren nicht erpicht darauf, die Praxis zu erleben.

Steve hielt immer noch seinen Hals fest.

»Verdrücken wir uns?«, fragte Ernie.

»Klar!« Mehr als ein Krächzen drang nicht aus dem Mund des Mannes. Vielleicht hätten sie es in den Staaten geschafft, aber nicht in Russland und zudem in unmittelbarer Nähe des »Heiligtums« Kreml. Wenn der russische Bär einmal geweckt war, war er gründlich. Das merkten die beiden Amerikaner schnell.

Nach wenigen Schritten wurden sie von den Läufen zweier Gewehre gestoppt. Hart drückte der Stahl gegen ihre Oberkörper.

Ernie und Steve hoben die Arme.

»Das war wohl nichts«, sagte Ernie und schielte hoch.

Die Soldaten waren baumlang. Unter den Schirmmützen wirkten die Gesichter wie Holzschnitte.

»Weißt du, was ich jetzt am liebsten machen möchte?«, flüsterte Ernie.

»Nein.«

»Im heißen Grand Canyon sein. Dort wäre mir wohler als auf dem Roten Platz.«

»Mir ebenfalls.«

Sie wurden barsch angefahren. Wahrscheinlich mochten es die Soldaten nicht, wenn sie redeten. Deshalb hielten die Besucher aus den Staaten den Mund.

Es dauerte eine Viertelstunde, dann hatte man die Lage voll unter Kontrolle. Ein LKW rollte näher, der aussah wie ein Gefängniswagen.

Die Amerikaner fanden sich mit den beiden angetrunkenen Russen darin wieder.

Ernie holte seine Zigaretten hervor und reichte die Schachtel herum. Die Russen lehnten ab. Sie trauten sich nicht zu rauchen. Anders die Amerikaner.

Sie hatten den ersten Schock überwunden und nahmen es gelassen. Auch die schlechte Federung des ausbruchsicheren Wagens und die harten Sitzbänke.

»Was denkst du?«, fragte Steve.

Ernie blies den Rauch nach oben. »Die werden uns durch die Verhörmühle drehen.«

»Und dann?«

»Landen wir in Sibirien.«

Steve wurde bleich. Er schüttelte seinen Freund an der Schulter. »Was sollen wir denn da?«

»Arbeiten. Im Bleibergwerk. Da gibt es keine Arbeitslosen. Im Gegenteil, sie suchen nach wie vor. Haben eine hohe Ausfallquote.«

»Du bist verrückt, Mensch. Die können doch nicht einfach …«

Ernie lachte. »Was meinst du, was die alles können. Du bist hier nicht in den Staaten.«

»Wäre ich mal zu Hause geblieben.«

»Da sagst du was.«

Die Russen hockten ihnen gegenüber. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich keine Gefühle. Sie hatten einen stoischen Ausdruck angenommen. Anscheinend kannten sich die beiden aus. Sie wussten, wann sie verloren hatten und den Mund halten mussten.

So wie jetzt zum Beispiel. Der Wagen fuhr in eine Kurve. Die Männer hatten Mühe, sich festzuhalten. Kaum saßen sie wieder, als der LKW stoppte.

Ernie trat den Glimmstängel aus und schaute zur Tür.

»Wirf noch einen letzten Blick auf den Himmel, Junge«, sagte er zu seinem Freund. »Danach wirst du …«

Das Öffnen der Tür unterbrach ihn. Die finsteren Gesichter mehrerer Bewacher starrten die vier Männer an. Zuerst mussten die Russen den Gefängniswagen verlassen. Sie gingen auf wackligen Beinen, kletterten nach draußen und wurden abgeführt.

Danach waren Ernie und Steve an der Reihe. Um ihre Verlegenheit zu überbrücken, grinsten die Amerikaner ihre Bewacher an, die dafür kein Verständnis zeigten, im Gegenteil: Sie verzogen keinen Gesichtsmuskel. Waffen hielt man nicht mehr auf die Männer gerichtet. Es war auch nicht nötig, denn sie befanden sich jetzt auf einem Innenhof, der von hohen Mauern umgeben war. Das sah nach Kaserne oder Gefängnis aus.

Sie wurden in das Gebäude geführt, schritten durch lange Gänge, erreichten einen abgeteilten Raum und wurden dort durchsucht. Man nahm ihnen alles ab, bevor es zum Verhör ging.

Das fand in einem kalten Zimmer statt. Drei hohe Funktionäre saßen hinter einem Tisch. Die Uniformen waren mit Orden und Ehrenzeichen behängt.

Dann gerieten Ernie und Steve in die Mühle. Zu Beginn hielten sie sich gut, doch die Fragen kamen immer härter. Die geschulten Verhörspezialisten verstanden es, die beiden Amerikaner in die Enge zu treiben, sodass sie sich schon bald schuldig vorkamen.

Ernie verlor irgendwann die Nerven. »Wir haben nichts getan«, brüllte er und sprang auf.

Als er in die kalt lächelnden Gesichter der drei Russen blickte, drehte er durch. Bevor ihn sein Freund davon abhalten konnte, kippte er den Tisch um und erwischte einen der Verhörspezialisten.

Ernies Faustschlag war wie eine Erleichterung. Darin steckte alles, was sich aufgestaut hatte und freie Bahn verschaffen musste.

Der Russe hatte nicht damit gerechnet. Die Knöchel zertrümmerten seine Nase.

Danach hatten die Amerikaner nichts mehr zu lachen. Soldaten bearbeiteten sie mit Gewehrkolben. Irgendwann landeten Ernie und Steve in einer schmutzigen Zelle, hockten stöhnend am Boden und hielten sich die Köpfe. Es gab keine Stelle an ihrem Körper, die nicht schmerzte.

»Und das alles, weil du dich nicht beherrschen konntest«, beschwerte sich Steve.

»Die hätten uns auch so fertiggemacht.«

»Nein.«

»Das ist doch egal«, sagte Ernie. »Ich frage mich nur, was mit uns geschieht. Ob die uns verrecken lassen wollen?«

»Hast du etwas anderes angenommen?«

»Dann lieber Bleibergwerk«, stöhnte Ernie.

***

Die Russen waren ebenfalls verunsichert. Über die Aussagen der einzelnen Zeugen wurden akribische Protokolle angefertigt, und seltsamerweise stimmten die Zeugenberichte alle überein.

Da waren zwei »Personen« aufgetaucht, die man durch Schüsse nicht hatte stoppen können. Es sei denn, man zielte auf den Kopf.

Das wollte keiner glauben. Und da es keiner glauben wollte, machte man sich auf der mittleren Ebene nicht die Mühe, den Fall zu klären, sondern reichte ihn eine Etage höher, wo die Bonzen saßen. Unter anderem Leute vom KGB, dem einflussreichen Geheimdienst.

Die Berichte wurden aufs Genaueste gelesen und anschließend computermäßig analysiert.

Man konnte dem KGB vieles nachsagen. Jedoch nicht, dass er nicht informiert war. Der wusste immer Bescheid. Was in der Welt geschah, und lag das Land noch so fern, er hatte stets seine Finger dazwischen und bekam heraus, was er wollte.

Wie in diesem Fall.

»Das sind Zombies«, sagte ein junger Genosse, der auf der Karriereleiter schon einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht und fünf Jahre Westerfahrung hatte. Die Staaten und besonders England eingeschlossen.

Sein Vorgesetzter war ein Oberst. Dessen Eltern hatten noch mit ihren Haustieren zusammen auf der Ofenbank geschlafen und deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg bekämpft.

»Was sind Zombies, Genosse Golenkow?«

»Lebende Leichen, Genosse Oberst.«

Der breitschultrige Mann mit dem Kirgisengesicht lief rot an. Golenkow kannte seinen Vorgesetzten. Der fühlte sich auf den Arm genommen und stand dicht vor einer Explosion.

»Lebende Leichen gibt es nicht«, sagte er gefährlich leise. »Das sind Erfindungen aus dem dekadenten Westen. Haben Sie verstanden?«

»Ja, Genosse Oberst. Aber es waren lebende Leichen.«

Der Oberst schoss von seinem Bürostuhl hoch. Sein Kirgisentemperament ging mit ihm durch. »Nein, verdammt! So etwas ist nicht wahr.«

Golenkow ließ ihn toben. Er kannte die Wutausbrüche. Sie fanden immer dann statt, wenn der Oberst nicht mehr weiterwusste. Nach zwei Minuten setzte er sich wieder. Der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht.

»Bleiben Sie bei Ihrer Meinung, Golenkow?«

Der drahtige Mann nickte.

»Und was tut man dagegen?«

»Weiß ich nicht genau.«

»Wie schön, dass auch Sie mal ratlos sind. Freut mich direkt. Das gibt einen Minuspunkt.«

Golenkow wollte dies nicht auf sich sitzen lassen. »Ich bin zwar ratlos, dennoch wüsste ich einen Ausweg.«

»Aha.«

»Man müsste sie bekämpfen.«

»Soll das heißen …«, der Oberst kniff die Augen zusammen, »dass wir damit rechnen müssen …?« Er winkte ab. »Es gibt also mehr von diesen Gestalten?«

»Davon gehe ich aus.«

»Und wo kommen sie her?«

»Das, Genosse Oberst, müssen wir herausfinden.«

»Sie übernehmen das!«

»Zu Befehl.« Golenkow hatte während seiner Zeit im Westen die Augen stets offengehalten. Besonders in den letzten drei Jahren in England. Durch die Botschaft hatte er seine Beziehungen ausgebaut, und ihm waren die Namen gewisser Leute bekannt, die sich beruflich mit Zombies und ähnlichen Gestalten beschäftigten. Er suchte nur nach einer Möglichkeit, es seinem Vorgesetzten beizubringen.