John Sinclair Sonder-Edition 47 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 47 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Sie hatten mir eine Falle gestellt, die Waffen abgenommen, mich gefesselt und wehrlos gemacht.

Vier Gangster standen gegen mich. Mir blieb keine Chance.

Ich wartete auf den Tod, doch der Boss erklärte mir, dass er etwas anderes von mir haben wollte.

"Was?", fragte ich.

"Blut, Sinclair", erwiderte er flüsternd. "Dein Blut für den Teufel ..."

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EPUB
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Seitenzahl: 170

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Mein Blut für den Teufel

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ballestar/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4466-0

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts. Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis ist seine Bestimmung. Als Oberinspektor bei Scotland Yard tritt er Woche für Woche gegen Zombies, Werwölfe, Vampire und andere Höllenwesen an und begeistert weltweit eine treue Fangemeinde.

Mit der John Sinclair Sonder-Edition werden die Taschenbücher, die der Bastei Verlag in Ergänzung zu der Heftromanserie ab 1981 veröffentlichte, endlich wieder zugänglich. Die Romane, in denen es John vor allem mit so bekannten Gegnern wie Asmodina, Dr. Tod oder der Mordliga zu tun bekommt, erscheinen in chronologischer Reihenfolge alle zwei Wochen.

Lesen Sie in diesem Band:

Mein Blut für den Teufel

von Jason Dark

Der alte Dämon lag im Sterben!

Er, der geglaubt hatte, ewig zu leben, spürte, dass sein schwarzmagisches Leben allmählich aus seinem Körper rann und wie Wasser im heißen Sand der Wüste versickerte.

Seine Stunde würde kommen, er spürte es genau, nur wusste er nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb. Einst hatte er über ein gewaltiges Reich geherrscht, war der König in einer schrecklichen Dimension gewesen, doch die Ereignisse hatten ihn einfach überrollt. Andere waren groß geworden und hatten ihn vergessen.

Wenn er nicht mehr war, dann brach auch sein Reich zusammen. Andere lauerten schon, sie waren gierig darauf, es zu übernehmen, aber noch steckte ein wenig von der alten Kraft in ihm.

Eingehüllt in den Netzen seiner gläsernen Spinnen lag er in der nicht messbaren Weite der Unendlichkeit und dachte darüber nach, wie er sein Leben verlängern konnte.

Es gab eine Möglichkeit!

Er brauchte Blut. Aber nicht irgendein Blut, sondern das eines Gerechten. Dieser Lebenssaft würde ihm die Kraft geben, weiterhin zu existieren, und er würde denen zu Dank verpflichtet sein, die ihm dabei halfen.

So hallte sein Schrei nach Hilfe durch die Unendlichkeit der Dimensionen, wurde gehört, aber seine Brüder reagierten kaum. Sie hatten längst erkannt, dass er zu schwach war.

Noch pumpten die gläsernen Spinnen ihren Lebenssaft in seinen Körper und hielten den Dämon am Leben. Noch konnte er seinen Schrei wiederholt in die Weite schicken, und dann war doch einer da, der auf ihn reagierte.

Asmodis, auch der Teufel genannt!

Er erschien, tauchte in einer feurigen Lohe und laut lachend vor dem Sterbenden auf und weidete sich an dessen Qualen.

»Weshalb hast du mich gerufen, Elender?«

Der Dämon hob den Schädel. Früher, da hatte er wie rotes Glas ausgesehen, doch nun wirkte er spröde und vertrocknet.

»Ich werde sterben, aber ich will es nicht.«

Asmodis lachte. Er blähte dabei sein Gesicht auf, sodass nur noch seine dreieckige Fratze innerhalb des Feuerscheins zu sehen war. »Das sagen viele. Sie wollen alle nicht sterben, aber deine Stunde ist nun mal gekommen. Du kannst dich nicht mehr regenerieren, auch deine gläsernen Spinnen schaffen es nicht. Ihr Blut ist zu alt …«

»Das weiß ich«, erwiderte der Sterbende mit schwacher Stimme. »Das weiß ich alles.«

»Und weshalb hast du mich gerufen? Wäre es nicht besser für dich gewesen, allein zu sterben, ohne die anderen mit hineinzuziehen? Wie mich, zum Beispiel?«

»Ich will nicht sterben«, erwiderte der Dämon im Netz.

»Das will keiner von uns.« Der Teufel lachte. »Ich bin ja unsterblich, im Gegensatz zu dir.«

»Aber auch du hast Feinde, Asmodis, ich weiß es. Die Zeiten haben sich geändert, andere Dämonen warten darauf, dir deinen Platz streitig zu machen.«

Der Teufel wurde ärgerlich, wenn man ihn darauf ansprach. Er wusste selbst, dass seine Machtposition nicht mehr so stark war wie früher, und er fragte: »Was soll das alles, und was hat das mit dir und deinem Ableben zu tun?«

»Ich will nicht sterben.«

»Das hast du schon mal gesagt. Du wiederholst dich.«

»Aber ich weiß, dass es eine Möglichkeit für mich gibt, dies zu verhindern«, erklärte der Dämon.

»Ach ja?« Der Teufel begann leise zu lachen. In seinen roten Augen tanzten Funken. »Welche denn?«

»Ich brauche Blut!«

Wieder amüsierte sich Asmodis köstlich. »Blut, das brauchen wir alle. Ich ebenfalls.« Asmodis deutete auf die gläsernen Spinnen, in deren Innern eine Blutblase steckte, die den roten Lebenssaft abgab. »Das sind deine Blutspender.«

»Ja, aber sie nützen mir nichts mehr. Ihr Blut ist nicht mehr gut.«

»Dann hole dir anderes.«

»Bei meiner Schwäche?«

»Menschen sind noch schwächer.«

»Das stimmt, aber ich brauche das Blut eines bestimmten Menschen.«

»So ist das also.« Die Stimme des Teufels wurde lauernd. »Und dabei soll ich dir also helfen?«

»Du oder ein anderer«, lautete die schwache Antwort. »Aber du bist gekommen. Die anderen warten nur darauf, mein Reich zu übernehmen. Sie sind wie …«

»Ja, ich bin gekommen«, unterbrach Asmodis ihn. »Jetzt möchte ich von dir wissen, was du genau willst.«

»Hol mir das Blut.«

»Und dann?«

»Werde ich weiterleben können.«

Asmodis lachte. »Welchen Grund könnte ich haben, dich weiter am Leben zu lassen?« Er wippte an dem Spinnennetz, das aussah wie aus Glasfasern hergestellt. Der sterbende Dämon geriet in schaukelnde Bewegungen, wie auch die die gläsernen Spinnen, die ihn am Leben hielten. »Vielleicht gehöre auch ich zu den Personen, die nur darauf warten, dass du stirbst, um dein Reich zu übernehmen.«

»Ich brauche das Blut eines Gerechten!«, flüsterte der Dämon. »Ich brauche es. Bitte, hilf mir!«

»Und was bekomme ich dafür?«

»Du kannst mein Reich haben, auch wenn ich nicht sterbe. Du weißt mich an deiner Seite, ich kann dich unterstützen, denn auch du hast Feinde, auch wenn du es nicht gern zugibst.«

Der Teufel überlegte. In der Tat hatte der Sterbende einen schwachen Punkt bei ihm berührt. Asmodis sah sich von Feinden umkreist. Sie lauerten nur darauf, dass er eine Schwäche zeigte. Wenn er es sich recht überlegte, war es nicht so übel, Verbündete zu bekommen. Nur dass er etwas dafür tun musste, passte ihm nicht so recht.

»Das Blut eines Gerechten also«, sagte er. »Hast du da an eine bestimmte Person gedacht? Ich meine, es gibt nicht viele Gerechte.«

»Vielleicht ist der Ausdruck falsch«, erwiderte der Sterbende. »Vielleicht ist alles ganz anders. Aber es steht geschrieben, dass der Lebenssaft eines Feindes Dämonen wieder die Kraft gibt, die sie benötigen, um weiterleben zu können. Schau nach links, dann siehst du die Sanduhr. Sie ist leer, aber du sollst sie mitnehmen und in ihr das Blut des Feindes einfüllen.«

»Ja, ich habe sie schon gesehen«, antwortete Asmodis, der allmählich ungeduldig wurde. »Kommen wir wieder auf deinen Feind zurück …«

»Es ist nicht nur mein Feind, es ist unser aller Gegner.«

»Gut, dann sage mir den Namen der Person, deren Blut ich dir besorgen soll. Ich bin gespannt, ob du die gleiche meinst wie ich.«

»Es ist ein Mensch«, flüsterte der Dämon. »Ein Mann. Und er heißt John Sinclair.«

Nach diesen Worten lachte der Teufel schallend auf. »Ja!«, schrie er plötzlich. »John Sinclair! Ich weiß Bescheid. An ihn hatte ich auch gedacht. Es ist gut, ich besorge dir das Blut dieses Mannes.«

»Danke, Asmodis. Und noch etwas. Schaffe ihn in mein Reich! Hast du gehört?«

»Ich habe gute Ohren. Mal sehen, was ich für dich tun kann …«

Im nächsten Augenblick verschwand Asmodis in einer stinkenden Wolke aus Feuer, Rauch und Schwefel …

***

Im Polizeibericht stand, dass sie ihn dreimal umgebracht hatten. Hinter diesem kurzen Satz verbarg sich ein Schrecken, der unbegreiflich war.

Und ich hatte den Mann gekannt, der auf so schlimme Art und Weise ums Leben gekommen war. Ein Kollege von mir, eingesetzt gegen Rauschgifthändler, eingeschleust in eine Bande und dann getötet. Zudem hatte man ihn noch in einer finsteren Regennacht vor dem Eingang des Yard Buildings aus einem fahrenden Wagen geworfen.

In meinem Alter war der Kollege gewesen, und seine Beerdigung, auf der ich mich befand, ging mir nahe. Der Kollege war sehr beliebt gewesen. Eine dementsprechend große Menschenmenge hatte sich zu seiner Beisetzung eingefunden.

Ich stand nicht in den vorderen Reihen, sondern im Schatten einiger Ulmen. Aus guten Gründen hatte ich mich nach hinten orientiert, denn es ging das Gerücht um, dass sich für den Tod des Mannes letztendlich der große Gangsterfürst und Mafiaboss Logan Costello verantwortlich zeigte. Er kontrollierte das Rauschgiftgeschäft in London, und er war mein ganz besonderer Freund. Wenn ich nur den Hauch einer Chance sah, ihn zu erwischen, war ich zur Stelle.

Wie hier.

Ich konnte mir gut vorstellen, dass Costello seine Spitzel geschickt hatte. Er war ja wieder im Rennen. Sogar schwarzmagische Kräfte hatten sich wieder seiner bedient.

Der Pfarrer sprach. Dünn drang seine Stimme zu mir.

Einige Leute, die sich auf dem Friedhof versammelt hatten, kannte ich nicht. Besonders genau schaute ich mir die Männer unter ihnen an, aber bekannte Mafia-Gesichter entdeckte ich nicht dazwischen.

Suko war nicht mitgekommen und im Büro geblieben. Er hatte den Mann kaum gekannt, doch Glenda Perkins befand sich unter den Trauergästen. Meine Sekretärin hielt sich allerdings nicht bei mir auf, sie stand zusammen mit den anderen weiblichen Kollegen näher am Grab, wo der Pfarrer noch immer redete.

Dann wurde der Sarg in die Erde gelassen. Die Menschen falteten die Hände, senkten die Köpfe, und auch ich gedachte des toten Kollegen.

Hier und da räusperte sich jemand, dann geriet Bewegung in die nahe dem Grab stehenden Kollegen, die den Sarg getragen hatten. Sie gingen zurück.

Der Tote, er hieß Peter Monkfort, war nicht verheiratet gewesen. Seine Eltern lebten beide noch, sie würden die Beileidsbekundungen entgegennehmen.

Es dauerte eine Weile, bis ich an die Reihe kam. Mrs Monkfort trug einen Schleier vor dem Gesicht. Freunde des Verstorbenen stützten sie. Hinter dem Schleier schimmerte ihre Haut weiß.

Sprechen konnte sie nicht, auch mir fielen die Worte unendlich schwer. Man weiß nie, was man Menschen in der Stunde des großen Schmerzes als Trost sagen soll.

»Ich danke Ihnen, Mister Sinclair«, sagte der Vater des Toten, als ich ihm die Hand drückte.

Über Planken schritt ich dorthin, wo sich die anderen Trauergäste befanden. Die Gruppe würde sich bald auflösen und den Friedhof verlassen. Ich ging mit gesenktem Kopf und sah, dass ein blasses Gesicht vor mir auftauchte.

Glenda Perkins hielt mich an.

»John«, sagte sie und zerknüllte ein Taschentuch. »Ich werde mit den anderen fahren. Willst du mit uns kommen? Die Eltern haben noch zum Kaffee eingeladen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Sei mir nicht böse, Glenda, ich möchte zurück.«

Sie nickte, und ich sah ihre verweinten Augen. Glenda trug dunkle Kleidung, wie fast alle Frauen.

»Aber du kannst mit den anderen fahren, wirklich. Ich habe wirklich nichts dagegen.«

»Dann sagst du Sir James Bescheid?«

»Gern.«

Besonders eilig hatte ich es nicht, nahm mir dementsprechend Zeit und schwamm im Strom der Trauergäste weiter. Der Tote hatte in Paddington gewohnt, er war auch in diesem Stadtteil beerdigt worden. Der kleine Friedhof lag im Schatten des Bahnhofs.

Ich hatte meinen Bentley in einer kleinen Seitenstraße abgestellt.

Nahe der Leichenhalle sah ich Glenda noch einmal wieder. Sie winkte mir aus der Ferne zu, ich grüßte zurück.

Von Costellos Leuten hatte ich bisher keinen gesehen. Zwar hatte ich nichts mit der Aufklärung des schlimmen Mordes zu tun, dennoch war mein Interesse an Costello groß. Schließlich paktierte er mit der schwarzmagischen Seite.

Ich holte den Schlüssel hervor, als ich das silbergraue Dach des Bentley sah. Vor ihm parkte ein roter Fiat, dahinter war ein Platz frei.

Ich blieb neben dem geparkten Fahrzeug stehen, wollte die Schlüssel ins Schloss stecken und wunderte mich plötzlich darüber, dass ich so gut über das Dach hinwegschauen konnte.

Ich sah immer darüber hinweg, nur kam es mir heute besonders tief vor.

Ich ließ erst noch ein Auto passieren, trat dann einen Schritt zurück und bückte mich.

Da sah ich das Malheur!

Vier Reifen waren platt!

Jemand hatte sämtliche Reifen zerstochen. Kopfschüttelnd erhob ich mich wieder.

Im Moment brachte ich diese Tatsache nicht mit meinem Besuch auf dem Friedhof in Verbindung und schaute mir die anderen Wagen an. Sie parkten unbeschadet in der Nähe.

Voller Wut presste ich die Lippen zusammen. Jetzt begann das ganze Abschlepptheater, ich konnte mir ein Taxi nehmen, zum Yard fahren und einen Abholdienst beauftragen.

Zunächst einmal musste ich Dinge aus dem Fahrzeug holen, die ich nicht gern liegen lassen wollte. Ich schloss die Fahrertür auf und entnahm dem Handschuhfach meine Ersatz-Beretta. Dabei fiel mir noch etwas auf. Obwohl der Wagen abgeschlossen gewesen war, hatte sich jemand Zutritt verschafft.

Eine Erklärung dafür hatte ich nicht. Es war der andere Geruch, der mich störte. Ein wenig streng, so anders, und ich dachte darüber nach, ob nicht etwa Schwarzblüter meinem Bentley einen Besuch abgestattet hatten.

Das würde sich noch herausstellen. Wütend schlug ich die Tür wieder zu. Neben dem Bentley blieb ich stehen und zündete mir eine Zigarette an. Wer immer an dem Bentley manipuliert hatte, er war gut informiert, wo er mich fand. Also hatte ich unter Beobachtung gestanden.

Logan Costello?

Trotz meines Ärgers war ich gespannt, wie es weitergehen würde.

Zunächst brauchte ich ein Taxi. In Groß-London gibt es über achtzigtausend davon. Ausgerechnet jetzt war keines in der Nähe. Allmählich wurde ich wütend. Auch die meisten Kollegen waren schon abgefahren. Es hätte keinen Sinn gehabt, zurück zum Friedhof zu gehen.

Endlich kam ein Wagen.

Bevor ihn mir ein anderer wegschnappen konnte, stellte ich mich auf die Straße und winkte.

Das Taxi rollte heran. Es gehörte nicht zu den altmodischen Wagen. Ein Ford stoppte neben mir. Ich setzte mich nicht neben den Fahrer, sondern in den Fond. Der Mann am Steuer trug eine Schirmmütze, die er tief in die Stirn gezogen hatte, um sich gegen die blendende Sonne zu schützen.

Als ich die Tür zuschlug, fragte er mich: »Wohin darf ich Sie fahren, Sir?«

Ich wunderte mich über die Höflichkeit des Mannes. Oft genug sind Londoner Taxifahrer als mürrisch verschrien. Dieser hier schien von einer anderen Sorte zu sein.

»Scotland Yard.«

Er lächelte und nickte dann. »Soll ich die Strecke durch den Hyde Park nehmen, Sir?«

»Das ist mir egal.«

»Ich frage nur, weil manche nicht wollen, dass man durch den Park fährt, wissen Sie.«

»Fahren Sie schon. Ich habe es eilig.«

»Natürlich, Sir.«

Es gibt eine Straße, die den großen Park teilt. Sie heißt The Ring und führt auch über einen See hinweg. Meine Gedanken beschäftigten sich während der Fahrt mit dem Anschlag auf den Bentley. Ich rätselte, was die andere Seite damit bezweckt haben konnte. Okay, sie wollte mich aus dem Rennen haben, und das war ihr gelungen. An Rache wollte ich nicht denken, für mich sah das nach einem abgekarteten Spiel aus.

Vor einer Ampel mussten wir halten. Vor uns befand sich bereits die grüne Wand der nördlichen Hyde Park-Grenze.

Der Fahrer hatte das Radio eingeschaltet. Ein Sprecher brachte die Weltnachrichten. Ich hörte nicht hin, sah den Menschen zu, die in Richtung Park strömten, und schaute auf die Ampel, die umsprang.

Alles war normal.

Jedem konnten einmal die Reifen seines Autos durchstochen werden, dachte ich, das sollte kein Grund zur Panik sein, höchstens ein Ärgernis. Aber bei mir konnten schon Kleinigkeiten große Wirkungen auslösen. Oft begann ein Fall relativ harmlos, bis er dann eskalierte.

Hinzu kam mein Gefühl. Auch jetzt hatte es sich gemeldet. Da lag wieder etwas in der Luft.

Wir würden sehen …

Mittlerweile hatten wir den Park erreicht und auch die Straße, die ihn von Nord nach Süd teilte. Der Verkehr hielt sich in Grenzen.

Im Innern des Wagens war es warm geworden. Nicht nur ich schwitzte, der Fahrer ebenfalls, und ich sah in seinem Nacken die kleinen Schweißperlen.

Ein Fenster hatte er nicht geöffnet. Das Gebläse sorgte für warme Luft.

Ich sah bereits den großen See, »The Serpentine« genannt. Hin und wieder schimmerte die grüne Fläche durch das Laub der Bäume. Bunte Boote fuhren auf dem Wasser.

Ein friedliches Bild, und ich dachte über Logan Costello nach. Schräg hatte ich mich hingesetzt, die Augen halb geschlossen. Irgendwie war ich müde geworden. Die Beerdigung schien sich mir auf den Magen geschlagen zu haben.

Der Fahrer beschleunigte plötzlich.

Zuerst dachte ich an eine normale Reaktion, vielleicht wollte er jemanden überholen, dann kam er von der Straße ab, und im nächsten Augenblick peitschten schon Zweige gegen die Karosserie.

Mir wurde bewusst, dass wir in einen kleinen Seitenweg eingefahren waren, und einen Augenblick später flog die Fahrertür auf.

Ich sah den Taxifahrer geduckt aus dem Wagen hechten, der steuerlos weiterfuhr und vor dessen Kühlerschnauze ein gewaltiger Baumstamm in die Höhe wuchs.

Eine Kollision war nicht zu vermeiden, und ich würde nicht schnell genug diesem Blechgefängnis entkommen. Um nicht bei dem Aufprall wie eine Puppe durch den Ford geschleudert zu werden, tat ich meiner Ansicht nach das einzig Richtige.

Ich rollte mich zusammen und ließ mich dabei in den Raum zwischen Fond und Vordersitze fallen. Dort kauerte ich wie eine Katze, darauf gefasst, den Aufprall zu erleben.

Er kam.

Es war ein gewaltiger Stoß, ein Schütteln, ein Krachen und das dumpfe Schreien von sich verbiegendem Blech.

Scheiben zerplatzten, als hätte jemand mit dem Hammer dagegen geschlagen. Ich hatte mein Gesicht in den angewinkelten Armen vergraben, damit mir die Splitter nicht die Haut aufrissen.

Zwar wurde ich in dem Raum hin und her gestoßen, mehr geschah nicht. Der übertourig heulende Motor verstummte. Die nachfolgende Stille kam mir drückend und unnatürlich vor.

Ich holte einige Male tief Luft, schüttelte den Kopf und dachte an den Fahrer, der meine Gedankenlosigkeit ausgenutzt und mich in die Falle gelockt hatte.

Weshalb?

Den Grund würde ich bald erfahren, da war ich mir sicher. Zunächst einmal musste ich dieser Rattenfalle entkommen und hoffte, dass sich die Türen noch öffnen ließen.

An der rechten Seite klemmte sie. Also kroch ich auf die linke und versuchte es da.

Zuerst bekam ich auch sie nicht auf. Erst als ich mit der Schulter nachdrückte, gelang es mir.

Zur Hälfte schwang die Tür auf, und ich zwängte mich aus dem zerstörten Taxi.

Ich kroch über den Boden und suchte nach einer Deckung.

Das Geräusch des Schusses war kaum zu hören. Dafür vernahm ich den Luftzug dicht an meiner rechten Kopfseite und auch den Einschlag hinter mir in der Tür.

Ein Warnschuss?

Ich blieb einen Moment liegen und hörte Schritte. Sie schleiften durch das Gras, aber sie drangen nicht nur aus einer Richtung an meinen Gehörgang, sondern aus vier verschiedenen.

Da wusste ich Bescheid!

Ohne jemanden gesehen zu haben, blieb ich liegen und hörte auch einen Befehl.

»Es ist gut, wenn du so reagierst, Sinclair! Rühr dich nicht, sonst pumpen wir dich voll Blei! Und jetzt weg mit der Kanone!«

Ich bewegte mein rechtes Handgelenk und gab die Beretta ab. Etwa zwei Schrittlängen von mir entfernt blieb sie liegen. Jemand bückte sich, eine Hand geriet in mein Gesichtsfeld, dann wurde die Beretta weggenommen.

»Kannst aufstehen, Bulle!«

Die Stimme kam mir bekannt vor. Der Taxifahrer hatte gesprochen. Ich kam langsam in die Höhe, schüttelte dabei den Kopf und gab mich niedergeschlagener, als ich es tatsächlich war. Eine Chance hatte ich trotzdem nicht. Sie waren zu viert, ich nur allein. Und sie standen in einem Halbkreis vor mir, hielten ihre schallgedämpften Waffen so in der Hand, dass die Mündungen auf meinen Körper wiesen. Wenn ich eine falsche Bewegung machte, würden sie mich durchlöchern, das stand fest.

»Soll ich auch die Arme heben?«, erkundigte ich mich.

»Nein!«

Die Antwort bewies mir, wie sicher sie sich fühlten. Ich fragte mich, wer sie waren und wer ihnen den Befehl gegeben hatte.

Ich schaute sie mir genauer an. Sie hatten es nicht einmal für nötig gehalten, sich zu maskieren. Harte Gesichter, ebenso harte Augen. Drei von ihnen hatten dunkles Haar.

Das roch nach Mafia!

Wieder dachte ich an Costello. Hatte er zum großen Schlag gegen mich ausgeholt? Ich war zu leichtsinnig gewesen. Ein Mann wie er gab nie auf, auch wenn er fast ein Jahr gewartet hatte, bis er wieder zuschlug.

In meiner Kehle wurde es eng, auf den Handflächen sammelte sich der Schweiß. Mein Blick wechselte zwischen ihren harten Gesichtern und den Mündungen der Waffen. Ich las in ihren Augen den Willen, mich zu erledigen.

Dass der Fahrer seinen Revolver wegsteckte, erhöhte meine Chancen auch nicht. Seine drei Kollegen wurden umso wachsamer. Dafür holte der Fahrer eine Spritze hervor.

»Du bist jetzt ganz ruhig, Bulle«, sagte er und befahl mir, einen Schritt zur Seite zu gehen. »Bei der geringsten falschen Bewegung werden meine Freunde schießen.«