John Sinclair Sonder-Edition 53 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 53 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Viele hatten schon vom Hexenstein gehört, aber nur wenigen war bekannt, wo er verborgen lag. Auch Asmodis wollte ihn haben.
Er sandte die Hexenschwestern aus, um den Stein zu finden. Noch eine dritte machte sich auf den Weg. Jane Collins!
Als Joker in diesem Spiel traten Suko und ich auf. Und wir mischten mit beim Duell der Hexen ...

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EPUB

Seitenzahl: 185

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Duell der Hexen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ballestar/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4908-5

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts. Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis ist seine Bestimmung. Als Oberinspektor bei Scotland Yard tritt er Woche für Woche gegen Zombies, Werwölfe, Vampire und andere Höllenwesen an und begeistert weltweit eine treue Fangemeinde.

Mit der John Sinclair Sonder-Edition werden die Taschenbücher, die der Bastei Verlag in Ergänzung zu der Heftromanserie ab 1981 veröffentlichte, endlich wieder zugänglich. Die Romane, in denen es John vor allem mit so bekannten Gegnern wie Asmodina, Dr. Tod oder der Mordliga zu tun bekommt, erscheinen in chronologischer Reihenfolge alle zwei Wochen.

Lesen Sie in diesem Band:

Das Duell der Hexen

von Jason Dark

Hautnah war sie dem Tod. Dennoch sah sie etwas, um das sie so mancher beneidet hätte.

Es war die herrliche nächtliche Kulisse der gigantischen Küstenstadt San Francisco. Für einen Moment vergaß Jane Collins die Schmerzen und schaute in die Tiefe.

Selbst die Kühle der Nacht hatte die laue Frühlingsluft des Tages nicht vertreiben können. Der Geruch von Blüten drang in ihre Nase und schien aus dem bunten Lichtermeer der Millionenstadt zu steigen, das wie ein riesiges, von einem Künstler geschaffenes Mosaik wirkte.

Wie helle Sternenbahnen glänzten die Peitschenleuchten auf den breiten Avenues und Boulevards, und der hinter dem Lichtermeer liegende Ozean sah aus wie eine blaue Schicht, auf der einige Lichter tanzten, die wie ein Gruß aus einer fernen, geheimnisvollen Welt wirkten.

Einer Welt, die jenseits allen Irdischen lag.

Irdisch war jedoch der Schmerz in ihren Armen. Janes Handgelenke steckten in einem eisernen Ring, der das Ende eines aus einem Fenster ragenden galgenartigen Flaschenzugs bildete.

Sie ließen Jane leiden.

Wie Tiere waren sie über sie hergefallen, hatten sie an den Flaschenzug gebunden und aus dem Fenster dicht an der Hauswand hängen lassen!

Der Teufel hatte die Jagd auf die ehemalige Hexe freigegeben und zum tödlichen Halali geblasen. Diese Tatsache hatte Jane Collins in den letzten Tagen und Wochen zu spüren bekommen. Frisco war für sie zu einem großen Gefängnis geworden.

Aber sie hatte es nicht anders gewollt. Aus freien Stücken hatte sie sich von John Sinclair getrennt, weil sie ihren Weg allein gehen wollte. Die Warnungen des Geisterjägers hatte sie in den Wind geschlagen, und sie wollte auch nicht mehr an ihren Feind, den Teufel, denken.

Er war ihr Feind geworden, nachdem sie ihm lange gedient hatte. Ebenso wie die Oberhexe Wikka, aber das war vergangen. Es gab keine Wikka mehr, sie war, in einer magischen Feuerschlinge hängend, verbrannt, und der Teufel hatte Jane Collins die Schuld an Wikkas Ende gegeben.

Er hatte sie gnadenlos gejagt und durch einen seiner Diener in Paris erwischt. Ihr, der ehemaligen Dienerin der Hölle, war zur Strafe das Herz entfernt worden.

Jane lebte trotzdem weiter, denn sie hatte den Würfel des Unheils an sich nehmen können, diesen geheimnisvollen, mit magischer Energie geladenen Quader, um den es so viele Kämpfe gegeben hatte.

Der Würfel hatte ihr dann ein Weiterleben ohne Herz erlaubt! Jane Collins wollte aber nicht ewig von dem Würfel abhängig sein. Deshalb ließ sie sich ein Kunstherz einpflanzen.

Das hatte funktioniert, trotz mörderischer Störmanöver aus der Hölle. Jane konnte weiterleben, mit einem Herzen aus Aluminium, und sie war wieder ein normaler Mensch.

War sie das wirklich?

Wie oft hatte sie an den Abend zurückgedacht, als sie John Sinclair in dem kleinen Lokal gegenübersaß und ihm erklärte, dass sie sich von ihm trennen wollte.

Sie musste einfach weg. Zu viel war in der Zwischenzeit geschehen. John war seinen Weg gegangen, sie ihren, und es konnte nicht mehr so werden, wie es einmal gewesen war.

Das hatte der Geisterjäger einsehen müssen, und sie war gegangen, trotz seiner Winke, denn Sinclair rechnete fest damit, dass der Teufel nach wie vor Rachegedanken hegte. Wer ihn verriet, den verfolgte er bis ans Lebensende. Er würde ihn quälen, martern und langsam töten, das wusste Jane inzwischen sehr gut.

Zudem hatte sie einen Fehler gemacht, wie sie sich im Nachhinein eingestand. Sie hätte sich jede Stadt in der Welt aussuchen können, aber sie war in diesem Schmelztiegel Frisco geblieben, wo zahlreiche Sonderlinge wohnten und sich im Untergrund hin und wieder eine gefährliche Subkultur bildete.

Frisco war eine magische Stadt. Eine Stadt der Rituale. Ost und West verschmolzen miteinander. Eine jede Philosophie hatte ihre Spuren hinterlassen, und im Verborgenen blühten extreme Auswüchse. Die Zeit der Blumenkinder war vorbei, ein neues Gefühl breitete sich aus. Zwar flüchtete man immer noch in den Drogenrausch, aber gefragt waren keine Blumen, sondern Magie.

Jane Collins, die ehemalige Hexe, hatte gespürt, dass sie in einem wahren Hexenkessel gelandet war. Überall sah, entdeckte und entdeckte sie Anzeichen dieser magischen Entladung. Egal, wo sie hinging. Ob Jane durch die alten Gassen des Chinesenviertels strich oder in die Kolonien der Hippies und Minderheiten spazierte, nie vergaß sie die Blicke, die ihr manche Frauen zuwarfen, wenn sie an ihnen vorbeiging.

Das war wie ein Funke, der hin und wieder übersprang, und Jane hatte gewusst, wer mit den schwarzmagischen Kräften paktierte und wer »sauber« war.

Trotzdem hatte sie die Stadt nicht verlassen.

Einen Grund konnte sie nicht nennen. Sie schwebte in permanenter Gefahr, und ihr war klar gewesen, dass sich diese Gefahr weiter verdichtete, bis es zur Eskalation kam und Jane Collins in die Falle lief. Es waren die weißen Hexen von Frisco!

Weiß deshalb, weil sie ihre Gesichter so hell schminkten und die Konturen ihrer Augen mit Menschenblut nachzeichneten. Diesen Hexen, die ihre Spioninnen über ganz Frisco verteilt hatten, entkam niemand. Auch Jane hatte es nicht geschafft. Sie war gefangen genommen und in dieses einsam stehende Haus geschleppt worden, wo sie leiden sollte.

Man hatte sie nicht gefoltert, denn damit hatte sie gerechnet, als man ihr die Kleider vom Leib riss und Jirica, die Anführerin der weißen Hexen, sie so gnadenlos aus ihren mit Blut umzeichneten Augen angeschaut hatte.

»Nein«, hatte sie dann gesprochen, »wir machen es anders, ganz anders.«

Jetzt hing Jane aus dem Fenster und am Galgengerüst des Flaschenzugs. Der warme Wind strich über ihren nackten Körper und erzeugte dennoch auf der Haut einen Schauer. Unter ihr befand sich eine Tiefe, die von einer blauschwarzen Dunkelheit verhüllt war und deshalb so bodenlos wirkte. Was sich auf dem Grund befand, konnte Jane nicht erkennen. Vielleicht war es eine Schlucht, in der die Gebeine der Hexenopfer allmählich bleichten.

Über dem Galgenfenster befand sich eine kleine Luke. Kaum so groß, dass jemand hindurch klettern konnte, aber Jane hatte hin und wieder die Stimme gehört, die mit ihr sprach.

Man verhöhnte und verfluchte sie. Man sprach von den Qualen des Teufels, von der ewigen Verdammnis und von einer schlimmen körperlichen Marter.

Wie lange Jane Collins bereits in den Fesseln hing, wusste sie nicht zu sagen. Über dem Kopf lagen die Hände zusammen und bildeten den Abschluss eines spitzen Dreiecks. Das Ziehen in ihren Armen hatte sich zu einem beißenden Schmerz gesteigert, den sie nicht mehr ignorieren konnte, und sie musste hin und wieder aufstöhnen, um sich ein wenig Linderung zu verschaffen.

Wie lange wollten die anderen sie so hängen lassen? Die Nacht über? Das würde sie kaum überstehen.

Es hatte keinen Sinn, sich weitere Vorwürfe zu machen. An ihrem Dilemma war sie selbst schuld.

Sie kam sich jetzt schon wie tot vor, während unter ihr in der Stadt das Leben pulsierte, die Lichter in ihrer bunten Vielfalt glühten und sich die Menschen auf verschiedene Arten amüsierten.

Frisco war etwas Besonderes.

Für die einen der Himmel auf Erden, für die anderen wurde diese Stadt zu einer Hölle.

»Hallo, Jane.«

Die blonde Frau zuckte nicht einmal zusammen, als sie die Stimme vernahm, die über ihr aus der Fensterluke erklungen war. Jane wusste, wer gesprochen hatte.

Es war Jirica, die Chefin des Hexenklans. Ihre leicht kratzende und gleichzeitig sinnliche Stimme war unverwechselbar. Jirica gehorchten alle, denn die übrigen wussten, dass sie schon mit dem Satan gebuhlt hatte. Und er war es auch gewesen, der ihrem Körper eine nahezu überirdische Schönheit gegeben hatte, die allerdings so falsch und vergänglich wie Katzengold war, wenn der Teufel sie nicht mehr benötigte.

Auf die Schönheit kam es nicht an, sondern auf den Menschen. Das jedoch hatte die Hölle noch nie interessiert.

»Hast du mich nicht gehört, Jane?«

»Doch …« Sie musste krächzen, da es ihr schwerfiel, überhaupt ein Wort über die Lippen zu bringen.

Jirica lachte, als sie das vernahm. »Ja, es geht dir schlecht. Das sehe und höre ich. Aber denk daran, dass du selbst die Schuld an deinem Schicksal trägst.«

»Ich habe euch nichts getan.«

»Oh, wie kannst du das nur sagen? Du hast Wikka verraten und damit unseren Meister, den Teufel. Er hatte Wikka als Führerin der Hexen eingesetzt. Er wollte alle auf der Welt lebenden Hexenschwestern vereinigen, du hast ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, und so etwas verlangt nach Rache.«

Jane Collins war fast am Ende. Nur deshalb stieß sie den nächsten Satz hervor. »Dann tötet mich doch!«

»Nein, das werden wir noch nicht!«

»Wollt ihr mich länger quälen?«

»Es kommt auf dich an.«

Abermals fuhr ein Windstoß herbei und strich über Janes nackten Körper. Sie hatte das Gefühl, von zärtlichen Fingerkuppen berührt zu werden.

»Wie hast du die letzte Antwort gemeint?«, fragte sie.

Jirica lachte leise. Dieses Lachen war so typisch für sie. Es klang wissend, siegessicher und gleichzeitig hämisch. »Wir wollen nur von dir eine Auskunft, ehemalige Schwester.«

»Ich weiß nichts!«

Obwohl Jane nicht wusste, um was es ging, lehnte sie von vorneherein ab. Sie hatte festgestellt, dass ihre Lage doch nicht so schlecht war, denn die anderen wollten etwas von ihr.

»Natürlich weißt du etwas«, hielt man ihr entgegen. »Du weißt sogar sehr viel.« Die raue Stimme schien von oben her auf den Kopf der Detektivin zu fallen.

»Was wollt ihr von mir?«, fragte sie.

»Den Stein!«

Mit dieser Antwort hatte Jane nicht gerechnet. »Von welchem Stein ist die Rede?« Es fiel der blonden Frau immer schwerer, sich zu konzentrieren. Der Schmerz in ihren Schultergelenken wurde unerträglich. Zudem hatte sie das Gefühl, Druck in den Achselhöhlen zu bekommen, und ihr war klar, dass sie das Gespräch irgendwann beenden musste, sonst hielt sie es nicht mehr aus.

»Erinnere dich an den Hexenstein!«

Nur diesen einen Satz sagte die Chefin der weißen Hexen, und Jane wusste augenblicklich Bescheid. Der Fall lag schon etwas länger zurück und hatte sie in den Sumpf und die alte Ruine des Schlosses Blackmoor geführt. Damals hatte sie gemeinsam mit Wikka den geheimnisvollen Hexenstein gefunden, nur war er anschließend wieder in den Sumpf geworfen worden. Der Stein galt als gefährliche Waffe. Wer ihn besaß, der wurde mächtig, denn er konnte Energien aus dem Stein schöpfen und sie anschließend umsetzen.

Wikka hätte den Stein gern zurückgehabt. Es war stets ihr großer Wunsch gewesen, aber er lag tief im Sumpf, und freiwillig würde das Moor ihn nicht hergeben, das stand fest. Wikka war nicht mehr dazu gekommen, sich auf die Suche nach dem Stein zu machen, die feurige Schlinge hatte ihrer Existenz ein Ende gesetzt, doch das Wissen um den Stein geisterte nach wie vor durch die Köpfe der Hexen, und auch Jirica hatte davon erfahren. Asmodis musste ihr dies eingeflüstert haben, denn er wusste, dass Jane Collins damals dabei gewesen war, als der Stein im Sumpf verschwand.

Vieles war seitdem geschehen. Sie befand sich Tausende von Meilen vom Ort des Geschehens entfernt. Wie sollte sie je an den Stein herankommen?

»Du überlegst?«, fragte Jirica.

»Ja«, ächzte Jane.

»Das zeigt mir, dass du über ihn Bescheid weißt. Du wirst mir jetzt genau sagen, wie ich den Stein finden kann! Weigerst du dich, vernichten wir dich.«

»Der Stein befindet sich nicht in meiner Hand.«

»Das weiß ich selbst. Wo ist er? Wie kommen wir an ihn heran?«

Jane sah ihre Chance. »Gut, ich kann euch etwas erzählen, aber lass mich frei!«

»Frei?« Jirica wiederholte das Wort und fügte ein hämisches Lachen hinzu. »Wie käme ich dazu, dich freizulassen? Nein, du wirst mir alles berichten, während du in der Schlinge hängst …«

»Das werde ich nicht tun.«

Jirica ließ sich nicht beirren. »Es ist mir egal, ob du das tun willst. Ich gehe keine Kompromisse ein. Weißt du eigentlich, wie man uns Hexen im ausgehenden Mittelalter behandelt hat? Wie man uns folterte, quälte? Welche widerlichen Methoden sich die Menschen ausdachten?«

»Ich kenne das.«

»Dennoch will ich über eine Methode mit dir reden. Du kennst das Teeren und Federn. Ich kann darauf zurückgreifen. Dir wird es nicht gefallen, von dem heißen Pech übergossen zu werden. Zwei Hexenschwestern rühren das Pech an. Es dampft bereits!«

»Dann wirst du nie etwas erfahren.«

»Das glaubst du nur. Wenn ich dir den ersten Guss über den Körper schütte, sieht alles anders aus. Du wirst schreien und jammern. Du wirst mich anflehen, dir zuzuhören, und du wirst alles über den Hexenstein berichten. Wenn man dir den kleinen Finger reicht, nimmst du gleich die ganze Hand. Das wissen wir. Aus diesem Grund lassen wir dich hängen. Warte eine Minute. So lange hast du Zeit, es dir zu überlegen.«

Die Stimme verstummte. Jane Collins war wieder mit sich und ihren Gedanken allein. Sie hing in der Schlinge, ihre Arme waren so gut wie nicht mehr zu spüren. Auch hatte sie das Gefühl, keine Schultern mehr zu besitzen, sondern schmerzende Inseln, die den wütenden Schmerz abstrahlten. Sie wollte ihn zurückdrängen und sich auf die Probleme konzentrieren, die vor ihr lagen, doch das war nicht möglich.

Der Hexenstein und alles, was mit ihm zusammenhing, waren plötzlich uninteressant geworden. Jane dachte nur noch an ihr eigenes Leid.

Selbst wenn sie geredet hätte, viel konnte sie der anderen nicht sagen. Der Stein lag im Sumpf. Er war verschwunden, verschluckt, versunken, aber er besaß eine gewaltige Machtfülle. Wer ihn holen wollte, musste es mit Magie versuchen, und selbst der Teufel schien dabei zu scheitern, denn der Stein war unberechenbar. An Wikkas magischen Verbrennungen trug er Schuld.

Jirica kehrte zurück. Jane sah und hörte sie nicht, sie roch nur etwas.

Es war ein ätzender und rauer Gestank, den der Wind ihr entgegenwehte. Jirica hatte nicht gelogen. Tatsächlich war es heißes Pech, das diesen Gestank verbreitete.

»Es ist so weit, Jane! Willst du reden?«

»Ich weiß nichts …«

Jiricas Lachen unterbrach sie. »Tut mir leid, kleine, ehemalige Freundin. Jetzt greifen wir zu härteren Mitteln …«

***

Yakup Yalcinkaya hatte dem Geisterjäger John Sinclair versprechen müssen, in San Francisco ein Auge auf die ehemalige Hexe zu halten, und das war verdammt schwer gewesen. Zudem hatte Yakup noch andere Dinge zu erledigen. Er musste sich um den Innenausbau des Klosters kümmern, das er leitete.

Selbst der junge Türke sah ein, dass ihn diese Aufgabe überfordert hatte, und so gab es für ihn eigentlich nur eine Lösung.

Um dem Job gerecht zu werden, musste er einen Helfer einspannen. Und den fand er in einem fünfzehnjährigen Waisenkind aus Marokko. Der Junge hieß Ali, war ein cleverer und lernbegieriger Lehrling, der sich in den letzten Wochen bereits zu einem Helfer entwickelt hatte, auf den man sich verlassen konnte.

Nicht allein das. Es war auch möglich, ihn mit anderen Aufgaben zu betreuen.

So hatte er es übernommen, Jane Collins im Auge zu behalten. Er wusste, wo sich die blonde Frau ein Zimmer genommen hatte. Häufig überwachte er sie, schlich ihr nach, wenn sie spazieren ging, und hatte die Entführung trotzdem nicht verhindern können. Aber er hatte den Wagen gesehen, in dem Jane abtransportiert worden war.

Ein knallroter Mustang!

Damit hatte Ali etwas anfangen können. Telefonisch gab er Yakup Bescheid, der ebenfalls nicht faul war und die Leute alarmierte, die er kannte. Es gab in Frisco genügend Spitzel, die er einsetzen konnte. Die Mönche des Klosters hatten zu zahlreichen Asiaten Kontakt, und deren Augen waren nicht nur gut, sondern überall. Wenn sie wollten, blieb ihnen nichts verborgen. Ein roter Ford Mustang musste gefunden werden.

Er wurde auch gefunden. Am Stadtrand, wo die Häuser der Wohlhabenden standen.

Natürlich war zwischen der Entführung und der Entdeckung des Wagens Zeit vergangen. Die anderen hätten Jane ohne Weiteres töten können, doch daran wollte Yakup nicht so recht glauben. Er hatte keine Beweise, handelte rein gefühlsmäßig.

Und er wollte Jane rausholen.

Nur Ali hatte er mitgenommen. Der Junge sollte im Geländewagen warten und so rasch wie möglich wegfahren, wenn es nötig wurde. Autofahren konnte Ali ganz gut.

»Mach ich, Yakup.«

Der Türke, ein Meister der Kampfsportarten, verließ das Fahrzeug und tauchte sofort in den dunklen Schatten einer Mauer, wo er stehen blieb und sich geschmeidig in die Höhe schwang. Schon bald lag er auf der Mauerkrone. Er machte sich klein, zog Arme und Beine an, sodass er wie eine Katze wirkte, die sich zum Sprung geduckt hatte.

Im nächsten Moment war er verschwunden. Weich landete er auf der anderen Mauerseite. Seine Füße versanken in der weichen Gartenerde. Blütenduft wehte ihm entgegen.

Yakup bewegte sich durch den verwilderten Garten. Er gehörte zu dem Haus, in dem Jane Collins gefangen gehalten wurde und das jenseits des Gartens lag, am Rand der Klippen. Nicht das Meer lag dahinter, sondern eine tiefe Schlucht, denn dort hatte die Natur aus einer Laune heraus einen Canyon gebildet.

Yakup trug keine Kampfkleidung. Er hatte bewusst darauf verzichtet, denn nicht als Ninja war er unterwegs, sondern als gewöhnlicher junger Mann, der jemanden retten wollte.

Trotzdem hatte er sich gut ausgerüstet. Auf Schusswaffen konnte er verzichten. Pistolen, Revolver, Gewehre oder Maschinenpistolen waren nichts für ihn. Er verließ sich auf seine Fäuste und die Waffen, die es schon im Altertum gegeben hatte:

Schwerter, Lanzen, Messer, Wurfsterne …

Damit konnte Yakup hervorragend umgehen, aber er setzte sie nur in Notwehr ein, denn das hatte man ihm anerzogen. Waffen waren da, um sich zu verteidigen.

Diesmal hatte er etwas Besonderes mitgenommen. Ein dünnes, aber sehr strapazierfähiges Seil, das er sich um die Schulter gehängt hatte.

Seine Schritte waren kaum zu hören, als er den Garten durchquerte. Stets musste er bergauf laufen und sich durch manchmal dichte, dschungelartige Büsche schlagen.

Yakup war ein vorsichtiger und misstrauischer Mann, sonst hätte er nicht überleben können. Er achtete auf Fallen, denn in diesem Gelände ließen sie sich prima verstecken, dass sie nicht oder erst zu sehen waren, wenn es zu spät war.

Stolperdrähte, Fangeisen, Minen, Yakup rechnete mit allem und war froh, bisher nichts gefunden zu haben.

Kein Licht brannte. Dennoch war es nicht zu dunkel, da die Gestirne am Himmel ihren blassen Schein auf die Erde warfen. Yakup erlebte eine wunderschöne Frühlingsnacht, aber er wusste auch, wie schnell sich das ändern konnte und die Ruhe der Nacht von einem höllischen Inferno aufgerissen wurde.

Da er sich bei Tageslicht den Garten nicht richtig hatte ansehen können, musste er sich auf sein Glück verlassen. Und das blieb ihm hold. Der junge Türke hatte sich nach links gewandt. Er wollte von der Seite her an das Haus heran und war überrascht, als er plötzlich vor einer breiten Treppe stand, die in einem nach rechts geschwungenen Halbkreis hochführte.

Wieso?

Yakup stand geduckt vor der untersten Stufe und konzentrierte sich. Die Treppe kam ihm nicht geheuer vor. Sie konnte durchaus eine Falle sein, deshalb diese Vorsicht. Er war nicht langsam, Yakup konnte von einem Augenblick zum anderen buchstäblich explodieren, doch er hielt sich zurück, wenn er eine Falle witterte.

Zu erkennen war er kaum. Es musste schon jemand genau hinschauen, um seinen geduckten Körper zu entdecken, der neben einem Hibiskusstrauch mit dem Schatten eine Einheit bildete.

Es war alles normal.

Zwar umgab ihn keine Stille, nach wie vor zirpten Grillen, aber er hatte ein Rascheln vernommen, das ihm nicht geheuer war. Dieses Geräusch konnte von einem Tier oder einem Menschen stammen. Diese Ungewissheit gefiel dem Türken nicht.

Schlich noch jemand außer ihm durch den Garten?

Nach einer Minute konzentrierten Lauschens hatte er nach wie vor keine Gewissheit bekommen, aber er wollte seine Aufgabe zu Ende bringen und löste sich aus der Strauchdeckung.

Wieder ging er federnd voran. Kaum ein Geräusch verursachte er. Dieses lautlose Gehen musste man lernen, und Yakup beherrschte es.

Die Treppe bestand aus Stein. Sie passte in ihren Ausmaßen zu einem hochherrschaftlichen Gebäude, dessen Umrisse der Türke erst sah, nachdem er einige Stufen gegangen war.

Ein kompaktes Gebäude, das weißlich schimmerte sowie von dichtem Pflanzenwuchs umgeben war.

Geschmeidig lief er höher. Er schien bei jedem Schritt die Stufen kaum zu berühren, so elegant ließ er die Treppe hinter sich.

Dabei lauschte er, konzentrierte seine Sinne, und das war gut so, denn wieder vernahm er das Geräusch.

Diesmal war es nicht weit entfernt, allerdings über ihm, und er hatte es identifizieren können.

Es war ein Tappen gewesen.

Das Tappen von Pfoten …

Yakup blieb erst stehen, nachdem er den Halbbogen der Treppe überwunden hatte und nur mehr wenige Stufen vor ihm lagen.

Die Treppe mündete vor dem Haus auf einem kleinen freien Platz. Von dort aus waren es bis zur Tür nur wenige Schritte.

An der rechten Seite wurde der Platz von einer Mauer aus dichten Büschen eingerahmt, deren Blätter sich im durchstreichenden Nachtwind zitternd bewegten und manchmal wie silberne Taler glänzten, wenn sie vom Mondlicht getroffen wurden.

Etwas störte den Türken.

Es war das kalte bewegungslose Glänzen, das zwischen den Büschen zu erkennen war. Schräg stehend und gelblich schimmernd. Zwei gefährliche Punkte, die an Augen erinnerten. An die Augen einer Katze.

Yakup Yalcinkaya dachte an das Tappen der Pfoten. Hatte ihn tatsächlich eine Katze verfolgt?

Es war eine, eine verdammt große, denn mit einem anmutig wirkenden Satz verließ das Tier seine Deckung und stand plötzlich vor der obersten Stufe.

Ein großer schwarzer Körper mit einem Kopf, der wesentlich größer als der einer Katze war.

Panther besaßen einen solchen Schädel.

Und genau das war es.

Vor Yakup stand als Wächter ein schwarzer Panther!