John Sinclair Sonder-Edition 93 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Sonder-Edition 93 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Er kam aus dem Nichts und schlug voll zu. Im Feuer der Hölle gestählt, schwang er sich auf zum Chef der Horror-Uni. Er lehrte die geheimen Wissenschaften. New Age, Teufelsbeschwörung, Hexenmagie, das alles stand auf dem Stundenplan. Wer beim Dekan Diavolo die Prüfung ablegte war für sein Leben gezeichnet.
Eines Tages bekam die Horror-Uni einen besonderen Schüler. Mich - John Sinclair!

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Dekan Diavolo

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: J Walters; Baimieng/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7494-0

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

John Sinclair ist der Sohn des Lichts. Der Kampf gegen die Mächte der Finsternis ist seine Bestimmung. Als Oberinspektor bei Scotland Yard tritt er Woche für Woche gegen Zombies, Werwölfe, Vampire und andere Höllenwesen an und begeistert weltweit eine treue Fangemeinde.

Mit der John Sinclair Sonder-Edition werden die Taschenbücher, die der Bastei Verlag in Ergänzung zu der Heftromanserie ab 1981 veröffentlichte, endlich wieder zugänglich. Die Romane, in denen es John vor allem mit so bekannten Gegnern wie Asmodina, Dr. Tod oder der Mordliga zu tun bekommt, erscheinen in chronologischer Reihenfolge alle zwei Wochen.

Lesen Sie in diesem Band:

Dekan Diavolo

von Jason Dark

Vorwort

In Zagreb hatten sie sich zu einer Bande zusammengefunden, die sich die Finsteren nannte.

Sie gehorchten ihrem Meister, dem Dekan Diavolo, der wiederum die Irrlehren des indischen Philosophen Ramis verbreitete und dafür sorgte, dass zahlreiche junge Menschen Selbstmord begingen.

Suko und ich waren damals nach Zagreb gefahren, um das Grauen in der Stadt zu stoppen.

Wir hatten es nicht geschafft und eine unserer größten Niederlagen erlitten.

Der Dekan Diavolo sann trotzdem auf Rache. Monate später hatte er einen mörderischen Plan gefasst, der unter einer Prämisse stand:

TOD DEN BEIDEN GEISTERJÄGERN!

»Es kann sein, dass sie dich töten will, John«, sagte Kommissar Mallmann zu mir. »Es kann aber auch sein, dass sie dich verführen will.«

»Hm«, machte ich, bevor ich grinste. »Ehrlich gesagt, die zweite Möglichkeit ist mir lieber.«

Will hob warnend einen Zeigefinger. »Ich weiß nicht so recht. Schau sie dir erst mal an. Jedenfalls ist sie von den Umständen her schon außergewöhnlich.«

Ich grinste weiter. »So etwas liebe ich.«

Mallmann hob die Schultern. Er schaute zu, wie ich die Beifahrertür seines alten Manta aufdrückte und in die warme Nacht hinaustrat, die einen sehr dunklen Himmel zeigte, über den träge dicke Berge aus Wolken trieben.

Worum es genau ging, das wusste ich nicht. Jedenfalls war der Fall mehr als ungewöhnlich. Und so konnte man auch die Behausung der Person bezeichnen, um die es mir ging.

Die Frau wohnte in einer Scheune. Einem alten Gebäude. Es stand auf einer freien Fläche und wurde an der Rückseite durch den dunklen Waldsaum vor neugierigen Blicken abgeschirmt. Zur Scheune führte ein Pfad. Er war zugewuchert und deshalb fast nicht zu erkennen.

In dieser Scheune wohnte eine Person, die mich suchte. Sie hatte mich nicht angerufen, ich wusste nicht einmal, wie sie mit Namen hieß. Sie hatte die Suchmeldung mit einem D unterschrieben.

Die eigentliche Meldung hatte sie als Annonce aufgegeben. Die Anzeige war in zahlreichen auflagestarken Zeitschriften Deutschlands erschienen. Ich hätte sie nie entdeckt, doch mein Freund Will Mallmann, gleichzeitig Kommissar bei BKA, hatte eine Nase für diese Dinge. Ihm war die Anzeige sofort aufgefallen.

Er hatte mich sofort angerufen. Es gab sicherlich mehr als einen John Sinclair auf der Welt, aber wir waren beide davon ausgegangen, dass die Suchmeldung mir galt.

Die Anzeige war mit einer Chiffre-Kennziffer versehen worden, auf die ich geschrieben hatte. Die Antwort kam relativ schnell. Eine gewisse D schlug als Treffpunkt diese alte Scheune vor. Sie lag in Deutschland, im Bayrischen Wald, eine Steinwurfweite von der Grenze zur CSSR entfernt.

Natürlich war ich zu Will Mallmann gefahren und hatte mit ihm über den Fall gesprochen.

Der Kommissar riet mir, nicht allein hinzufahren, sondern in seiner Begleitung und in seinem alten Manta, der mittlerweile schon Sammlerwert besaß, wie Will mir glaubhaft versicherte. Entschieden, welches Modell er sich als Nachfolger für den Wagen kaufen wollte, hatte er sich noch nicht.

Zu einer Entscheidung war er noch nicht gekommen.

Ich ging allein auf die Scheune zu. Will hockte im Manta. Der flache Wagen fiel im hohen Gras kaum auf. Wo wir uns genau befanden, wusste ich nicht. Jedenfalls waren wir relativ hoch gefahren, und diese weite Ebene erinnerte mich an ein Hochtal.

Zum Norden hin schirmten es Berge ab, im Osten stand der Wald wie ein stummer Zeuge.

Wir hatten Sommer. Der Himmel war bedeckt. Am frühen Abend hatte es noch einen kurzen, aber heftigen Schauer gegeben. Das Gras, durch das ich schritt, schimmerte noch feucht.

Je näher ich der Scheune kam, umso mächtiger wurde sie. Das Gebäude schien einfach zu wachsen. Vor mir sah ich eine der Schmalseiten, wo sich auch das Scheunentor befand.

Es war sehr breit und auch hoch. Darüber bestand die Wand aus zusammengenagelten Brettern. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand in diesem Bau sein Leben verbrachte.

Licht sah ich nicht. Ich hörte auch keine menschlichen Stimmen, niemand rief nach mir, nur die Geräusche der Nacht umgaben mich. Das Zirpen der Grillen im hohen Gras, das Summen der tanzenden Mücken, all das gehörte einfach dazu.

Noch fünf Schritte musste ich laufen, um die Scheune zu erreichen. Ihr Dach ragte an allen vier Seiten etwas vor. Ich hatte die kleine Bleistiftleuchte eingeschaltet und ließ den Kreis über die Außenwand wandern. Wind und Wetter hatten dem Gebäude ihren Stempel aufgedrückt. Das Holz schimmerte an zahlreichen Stellen blank. Einige Bretter sahen aus, als hätte jemand versucht, sie an bestimmten Stellen aus dem Gefüge zu reißen, so sehr standen sie vor.

Ich schaute mir das Tor genau an. Eine Klinke besaß es nicht, dafür einen breiten Riegel, schon mehr ein Balken, der allerdings zur Seite geschoben worden war, damit ich das Tor ohne große Mühe würde öffnen können. Ich musste an Wills Warnung denken.

Verführen oder töten – das waren für ihn die Alternativen. Wie er darauf kam, wusste ich auch nicht. Ich gab mich allerdings optimistisch und dachte daran, dass die Unbekannte vielleicht nur mit mir reden wollte.

Wer war diese D?

Ich hatte hin und her überlegt, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Mädchen oder Frauen mit dem Vornamen D kannte ich wohl, aber sie fielen mir nicht ein. Zu viele Menschen waren mir im Laufe der Jahre begegnet, da konnte ich nicht jeden Namen behalten.

Das Tor hatte einen Griff aus Metall. Durch ihn wurde auch der Riegel geschoben.

Sicherheitshalber umfasste ich den Griff mit beiden Händen. Ich zog, stemmte mich mit den Hacken in den weichen Untergrund, hörte das Protestieren des Holzes, auch ein gewisses Ächzen. Das Tor schleifte über den Boden!

Mir reichte ein Spalt, um mich hindurchschieben zu können. Den hatte ich nach dem dritten Kraftakt geschafft. Ich war in der Scheune.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergangen wäre, Freunde, aber mich überkam das Zielscheibengefühl. Ich stand für einen Moment im Spalt, starrte in die tiefe Dunkelheit und dachte daran, dass man mich mit einem Schuss leicht hätte töten können.

Das Gefühl verschwand, als ich nach links wegtauchte und mich in den Schutz der Dunkelheit begab.

Mit dem Rücken die Wand berührend, blieb ich zunächst stehen, schaute in das Dunkel vor mir und versuchte, ein wenig von der Atmosphäre zu schnuppern, die in der Scheune herrschte.

Sie war völlig normal.

Ich roch das Heu, auch das Holz und den feinen Staub, der in der Luft lag. Er setzte sich klebrig in meiner Nase fest. Es würde bestimmt nicht lange dauern, dann musste ich niesen.

Noch hielt ich die Lampe fest, schaltete sie wieder ein und ließ den Strahl durch die Scheune wandern.

Sie war völlig normal. Natürlich konnte ich mich nicht als Experte für diese Gebäude bezeichnen, aber ich sah das Stroh auf dem Boden und auch unter dem Dach der Scheune, der Tenne. Sie wurde durch dicke Balken gestützt, wo Spinnweben im Licht der Halogenleuchte silbrig wertvoll schimmerten.

Zwischen zwei Balken stand eine massiv wirkende Holzleiter. Sie war nicht bearbeitet worden. Die dunkle Baumrinde lag wie festgeklebt auf den Sprossen und den Rändern.

Die Leiter lockte mich. Ich konnte mir vorstellen, dass mich die unbekannte Person oben auf der Tenne erwartete. Aber weshalb meldete sie sich dann nicht?

Mit der leuchtenden Lampe ging ich einen Schritt vor, dann den nächsten und hatte bereits das rechte Bein angehoben, um auch den dritten Schritt zu gehen, als ich die Stimme horte.

»Bleib stehen!«

Tatsächlich! Da hatte eine Frau oder ein junges Mädchen zu mir gesprochen. Ich lauschte dem Klang der Stimme nach, der sich ungewöhnlich angehört hatte.

Schon die beiden Worte hatten ausgereicht, um erkennen zu lassen, dass diese Person keine Deutsche war. Ihre Aussprache hatte sehr hart geklungen, wie bei Menschen, die aus dem Osten kamen.

Ich ging nicht weiter, breitete die Arme aus und fragte: »Was soll ich jetzt machen?«

»Lösch die Lampe!«

»Hast du es nicht gern hell, Unbekannte?«

»Schalte sie aus!«

Wenn sie es wollte – okay. Im Dunkeln wartete ich wieder ab, gespannt darauf, wie es nun weitergehen würde.

Zunächst verstrichen die Sekunden. Ich atmete nur sehr flach, damit ich mich auf die übrigen Geräusche konzentrieren konnte. Die Unbekannte und ich waren nicht die einzigen Lebewesen in der Scheune. Auch Vierbeiner lebten hier. Ich hörte das Rascheln, wenn sie durch das Stroh glitten, bestimmt handelte es sich bei ihnen um Mäuse, die im Heu und Stroh ihre besten Verstecke fanden.

Schließlich war ich es leid. »Wer sind Sie denn?«, rief ich laut. »Ich bin den langen Weg gefahren, um mich mit einer mir unbekannten Person inmitten einer dunklen Scheune zu unterhalten. Da müssten Sie eigentlich meine Neugier verstehen.«

Meine Stimme verklang, auf die Antwort konnte ich warten. Wahrscheinlich wollte mich die Unbekannte nervös machen. Erst nach einer geraumen Weile hörte ich wieder ihre Stimme. »Du kennst mich sicher, Sinclair.«

So sicher war ich mir da nicht. Ich hatte nur eins herausgefunden. Die Sprecherin befand sich zwar vor mir, aber sie hockte irgendwo oben in guter Deckung auf der Tenne.

»Willst du mir denn deinen Namen nicht sagen?«

»Später.«

»Wie nett.« Ich hustete mir den Staub aus der Kehle. »Und was geschieht bis dahin?«

»Du kannst jetzt vorkommen. Aber nur zwei Schritte, verstehst du?«

»Ich mache ja alles für dich.« Bewusst gab ich mich locker. Die erste Gefahr war erst einmal überstanden, und irgendwie musste es ja weitergehen. Zudem hatte ich mit Will Mallmann genau abgesprochen, wie es weitergehen sollte.

Der Kommissar wollte mir den Rücken frei halten. Sicherlich hatte er seinen Wagen schon verlassen und befand sich ebenfalls auf dem Weg zum Ziel. Allerdings hatten wir abgemacht, dass er so schnell nicht eingriff. Bei diesem Ziel war ich zunächst einmal gefordert worden. Dicht vor meinen Fußspitzen huschte eine Maus entlang. Sie verschwand irgendwo in einem Versteck, dann war es wieder still. Nicht sehr lange. Die etwas dumpfen Echos der Tritte erreichten meine Ohren. Bestimmt hatte sich die Unbekannte oben auf der Tenne vorbewegt. Blieb sie weiterhin in der Dunkelheit?

Das war die große Frage, auf die ich sehr schnell eine Antwort bekam, denn ich sah für einen Moment die Flamme eines Zündholzes flackern. Alles durfte man tun, nur kein Feuer in der Scheune brennen lassen.

Die Flamme diente nur dazu, einen Docht anzuzünden. Er gehörte zu einer Lampe, die an einem Balken hing. Der Docht fing Feuer, und die Flamme schuf auf der Tenne eine Insel aus Licht. Zum ersten Mal sah ich die Balken, die wuchtig unter dem Dach herliefen und als mächtiges Gebilde alles stützten.

Heu lagerte noch nicht in der Tenne. Überall sahen wir Staub, auch in der Luft. In trägen Wolken trieb er durch den Lichtschein.

Mich beschlich ein unbehagliches Gefühl. Nicht wegen der Unbekannten, mir bereitete einfach das Licht Sorgen. Die Petroleumleuchte mit ihrem Glaszylinder hing von einem Querbalken. Sie sah sehr zerbrechlich aus. Wenn jemand dagegen stieß, konnte sie leicht kippen, zerbrechen und die heruntergekommene Scheune in eine Flammenhölle verwandeln.

Leider hielt sich die Unbekannte versteckt. Sie stand tiefer in der Tenne, wo der Lichtschein sie nicht erreichte. Sie sprach auch nicht mehr, ließ das Licht wirken und konnte ebenso die langen Schatten sehen wie ich.

Sie machte es spannend. Ich allerdings hatte keine Lust, noch länger zu warten und sprach sie an.

»Hören Sie mal, Fräulein Unbekannt! Wie lange soll ich hier noch stehen? Ich kann die Stunden der Nacht auch anders herumbekommen, das können Sie mir glauben.«

»Du wirst mich gleich schon sehen.«

»Das hoffe ich auch. Schließlich haben Sie sich mit der Anzeige sehr viel Mühe gegeben.«

»Jetzt habe ich dich gefunden!«

»Das bestreite ich auch nicht.«

Sie schwieg, aber ich sah, dass sich etwas tat. Zwar hörte ich die Schritte nicht, sie ging einfach zu langsam, doch auf dem Tennenboden veränderte sich ein Schatten. Er wanderte auf die Grenze der Tenne zu und erreichte auch den Lichtschein.

Ich schaute sehr genau hin. Die Gestalt der Frau war noch nicht so deutlich zu sehen, dass ich sie hätte identifizieren können, aber sie kam näher.

In mir wuchs die Spannung.

Wer konnte das sein?

Wieder wanderte ihr Schatten, erreichte bereits den Rand und sah so aus, als wollte er darüber hinwegkriechen. Ich schluckte den Staub, räusperte mich wieder, bis sich plötzlich der Schatten zurückzog und die Person in die Höhe wuchs.

Direkt vor der Leiter blieb sie im rötlich-gelben Licht der Lampe stehen, ich konnte sie trotzdem nicht genau sehen.

War sie eine Bekannte?

»Nun, Sinclair?« Ihre Stimme schallte zu mir herunter. »Was ist? Erinnerst du dich?«

»Tut mir leid, aber …«

»Bist du denn so dumm?«

»Wahrscheinlich.«

Jetzt lachte sie. »Ich werde dir meinen Namen sagen«, erklärte sie. »Ja, ich bin so frei. Die Anzeige in den Zeitungen habe ich mit einem D unterschrieben. So beginnt mein Vorname, mit einem D, Sinclair.«

»Damit beginnen viele Namen. Ich brauche sie dir wohl nicht erst aufzuzählen.«

»Das ist nicht nötig.« Sie ging noch weiter vor und stand jetzt am Ende oder Beginn der Leiter. Das Licht floss über sie, ich sah sie genauer und wunderte mich darüber, dass sie ganz in Schwarz gekleidet war.

Eine schwarze Hose, ein schwarzer Pullover, auch das Haar glänzte tiefschwarz. Nur das Gesicht sah heller aus, obwohl es auch einen grauen Schimmer bekommen hatte, als hätte sie es mit Asche gepudert. Normal jedenfalls war das nicht …

»Also – wie war das mit dem D?«

»Gut, ich sage es dir. Ich heiße Dunja!«

Jetzt war es heraus. Ich veränderte meine Haltung etwas und verlagerte mein Gewicht nach links. Dunja, dachte ich. Meine Güte, ich kannte keine Dunja, hatte mit ihr noch nie etwas zu tun gehabt und sagte dies auch. »Tut mir leid, aber …«

»Bist du tatsächlich so vergesslich, Sinclair?« Ihre Stimme hatte an Schärfe zugenommen. »Erinnerst du dich nicht an mich – oder wenigstens an uns?«, höhnte sie.

»Wer seid ihr denn?«

Sie lachte scharf. »Denk einmal zurück. Einige Monate nur, mehr nicht. Wie war das noch, als du und dein Freund den Auftrag bekommen haben, die Finsteren oder die Darker zu jagen? Na, Sinclair …?«

Plötzlich wurde mir eiskalt. Diese Dunja hatte genau das richtige Stichwort gegeben.

Die Darker, die Finsteren, die Sekte des Dekan Diavolo, die in Zagreb das Grauen verbreitet hatte und in junge Menschen die Todessehnsucht einpflanzte, damit sie schließlich Selbstmord begingen und durch den schwarzen Schwan auf den Weg ins Jenseits begleitet wurden. Dieser Fall hatte die Presse in Europa beschäftigt. Wir waren nach Zagreb gereist, um das Grauen zu stoppen. Es war uns nicht gelungen. Wir hatten diesen Fall als große Niederlage abhaken müssen, und ich dachte daran, dass der jugoslawische Kollege Michael Mitic zuerst seine Tochter und anschließend seine Frau verloren hatte.

Die Tochter durch Selbstmord, die Frau durch Mord. Sie war von einer Frau umgebracht worden, die damit ihren Blutschwur erfüllen wollte, den sie dem Dekan Diavolo gegeben hatte.

Ich kannte sogar den Namen der Mörderin.

Dunja!

Und sie stand jetzt vor mir!

Plötzlich sah ich klar und musste ehrlich gestehen, dass es mich nicht gerade freute. Die jungen Menschen, meist Studenten oder Studentinnen, kannten kein Pardon. Sie hatten sich völlig in die Hand des Dekans Diavolo begeben, der sie wiederum mit den Irrlehren des indischen Philosophen Ramis bekannt machte.

Wer diesen Thesen folgte, für den war der Tod unausweichlich. Deshalb auch die Selbstmorde, denen wir auf den Grund hatten gehen wollen. Es war uns gelungen, das Hauptquartier der Sekte zu finden, mehr auch nicht.

Sämtliche Mitglieder waren entkommen, der Dekan Diavolo auch, und wir hatten wieder abreisen müssen.

Dunja, die Mörderin!

Ich spürte, wie die kalte, unsichtbare Hand über meinen Rücken strich. Dunja war in die Wohnung unseres Kollegen eingebrochen und hatte dessen Frau eiskalt getötet.

Innerlich kochte ich, nach außen hin blieb ich gelassen. Verändert hatte sich die Mörderin nicht. Ganz in Schwarz gekleidet und das etwas puppenhafte Gesicht ebenfalls mit grauschwarzer Asche bestrichen.

»Du sagst nichts?«, rief sie mir entgegen.

»Es war die Erinnerung.«

Ihr Lachen hallte durch die Scheune. »Das kann ich mir vorstellen, Sinclair. Ihr hattet alles versucht, aber wir waren stärker. Man kann den Dekan nicht fassen.«

»Dessen bin ich mir nicht sicher. Außerdem haben wir nicht mehr nach ihm gesucht.«

»Das wussten wir.«

»Aber du willst mich, nicht wahr?«

»Sicher, Sinclair, sicher, denn zwischen uns steht noch eine Rechnung offen. Du hast versucht, uns zu zerstören, so etwas vergessen wir nicht. Es geht weiter.«

Ich nickte. »Das habe ich mittlerweile auch feststellen können. Nur frage ich mich, wo es weitergeht?«

»Hier.«

»Und dann?«

»Auf dem Weg ins Jenseits. Ich habe beschlossen, die Scheune zu deinem Grab zu machen. Wir wollen nicht, dass du es noch einmal versuchst. Du musst uns in Ruhe lassen, du sollst uns in Ruhe lassen, und du wirst auch nicht aus dem Jenseits zurückkehren. Erinnerst du dich noch an unsere Zeichen, die schwarzen Rosen?«

»Und ob.«

»Ich habe sie dir mitgebracht«, erklärte sie. »Gewissermaßen als eine Erinnerung.«

Ihren Worten folgte eine Pause. Ich konnte mir nichts unter dem Geschenk vorstellen, es sei denn, es handelte sich dabei tatsächlich um eine Rose.

Danach fragte ich auch.

Im Schein der Lampe sah ich ihr Nicken. »Ja, die Rose!«, flüsterte sie, »es ist die Rose. So schwarz, wie sie von uns geliebt wird. Sie ist etwas Besonderes, das weißt du inzwischen.«

Ich blieb nicht mehr länger stehen. Es sah gemächlich aus, wie ich auf die Leiter zuschlenderte, das allerdings täuschte. Innerlich war ich hellwach und auch bereit, sofort die Waffe zu ziehen, wenn sie mich angriff. Dunja, die Mörderin, ließ mich näherkommen. Eigentlich wirkte sie harmlos, bieder, nett, aber das täuschte gewaltig.

Sie war gefährlich, sie scheute sich nicht, einen Menschen umzubringen. Die Irrlehren des indischen Philosophen Ramis hatten sich in ihrer Seele festgesetzt.

Ich stoppte, als ich mich ungefähr eine Körperlänge von der Leiter entfernt befand. So war der Sichtwinkel noch günstig. Mein Blick glitt an den Sprossen hoch und blieb an ihrer Gestalt haften. Durch die ungewöhnliche Perspektive kam sie mir sehr groß vor. In der schwarzen Kleidung wirkte sie unheimlich.

Wir schauten uns gegenseitig an.

Durch die graue Schminke wirkte ihr Gesicht wie eine harte Maske. Auch die Lippen bewegten sich nicht. Auf ihrem Kinn und auf den Wangen blieb die Haut glatt.

Ich sah ihre Hände und auch einen Teil ihrer Arme nicht. Beides hielt sie hinter dem Rücken verborgen. Sie musste dort etwas versteckt halten. Die Rosen vielleicht?

»Was war mit der Rose?«, erinnerte ich sie.

Dunja zog die Lippen in die Breite. »Du wirst sie noch früh genug bekommen. Nicht nur die eine. Ich habe mir für dich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Vielmehr der Meister.«

»Dekan Diavolo?«

Ihre Augen bekamen einen ungewöhnlichen Glanz, als ich den Namen aussprach. »So ist es, Sinclair. Dekan Dibbuk oder auch Diavolo genannt.«