Jolle und ich (2). Die eisigste Ermittlung, seit es Pinguine gibt - Katja Frixe - E-Book

Jolle und ich (2). Die eisigste Ermittlung, seit es Pinguine gibt E-Book

Katja Frixe

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Beschreibung

Ein sprechender Pinguin auf Verbrecherjagd - ein frech-chaotisches Abenteuer für alle Tierfans. Seit der sprechende Pinguin Jolle eingezogen ist, ist in Theas Familie immer was los! Seine neueste Leidenschaft: Verbrecher jagen und kniffelige Kriminalfälle lösen. Die neugierige Nachbarin Schmittke hat gerade eindeutig ihr Schoßhündchen erpresst! Und dieser verdächtige Besucher will doch bestimmt nicht nur einen Liebesbrief für Theas große Schwester unter der Türmatte verstecken! Zuerst lacht Thea über Jolles Hobby, aber dann fühlt sie sich auf dem Heimweg vom Schwimm­training plötzlich verfolgt. Ob der selbsternannte Pinguin-Detektiv doch recht hat? Und dann verschwindet auch noch Theas Badeanzug. Ob jemand ihre Teilnahme an den Wassermeisterschaften verhindern will? Gemeinsam mit Jolle nimmt sie eiskalte Ermittlungen auf. Und so wird Jolle zum echten Krimihelden! Bestseller-Autorin Katja Frixe schafft beste Familien-Unterhaltung mit den turbulenten Abenteuern von Pinguin Jolle. Mit witzigen, zweifarbigen Illustrationen von Stefanie Jeschke. Für alle Fans der Känguru-Chroniken!

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Seitenzahl: 137

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Katja Frixe

wuchs in einem kleinen Dorf in Niedersachsen auf, in dem es keinen einzigen Pinguin gab. Später studierte sie fernab der Antarktis Erziehungswissenschaften und arbeitete als Lektorin in verschiedenen Kinder- und Jugendbuchverlagen, bis sie sich als Autorin selbstständig machte. Als Jolle in ihr Leben gewatschelt kam, konnte sie ihr Glück kaum fassen und beschloss, seine Geschichte aufzuschreiben. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern wieder in dem kleinen Dorf, in dem alles begann. Jetzt ist dort auch ein Pinguin zu Hause.

Von Katja Frixe ebenfalls im Arena Verlag erschienen:

Jolle und ich. Der Tag, an dem ein Pinguin bei uns einzog

Ich bin (d)ein Buch, hol mich hier raus!

Ich bin (d)ein Buch, pack mich aus!

Stefanie Jeschke

studierte Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität in Weimar. Seit 2012 arbeitet sie als freiberufliche Illustratorin in ihrem eigenen »Atelier für Illustratives« in der Kleinstadt Treuenbrietzen mitten in Brandenburg. Dort malt, zeichnet, spinnt und erfindet sie tiefgefrorenen Fisch, Pfeile in Fischgrätform, Pinguine in Badewannen und alles, was im Kinder- und Jugendbuchbereich so gebraucht wird.

Ein Verlag in der Westermann Gruppe

1. Auflage 2023

© 2023 Arena Verlag Würzburg GmbH

Rottendorfer Str. 16, 97074 Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Text © 2023 Katja Frixe

Cover und Innenillustrationen: Stefanie Jeschke

Für den Haupttitel wurde eine Schrift von Markus Spang verwendet.

Umschlagtypografie: Juliane Lindemann

Lektorat: Johanna Prediger

Layout und Satz: Manja Hellpap, Berlin

E-Book ISBN 978-3-401-81037-9

Besuche den Arena Verlag im Netz:

www.arena-verlag.de

Für Cathrin, Jolle-Fander ersten Stunde – K. F.

Für die cleverste 3-jährigeForscherin, die ich kenne. – S. J.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Ein eiskalter Ermittler

Kapitel 2

Koloniezeit

Kapitel 3

Startschuss zum Rekord

Kapitel 4

Jagd auf die Seegurke

Kapitel 5

Eisige Stimmung am Abendbrottisch

Kapitel 6

Jolles Spezialtraining

Kapitel 7

Ein Pinguin im Stadtbad

Kapitel 8

Ein ganz normaler Chaos-Tag

Kapitel 9

Ein ungebetener Gast

Kapitel 10

Frau Schmittke greift ein

Kapitel 11

Rieke verbreitet gute Laune

Kapitel 12

Ein Badeanzug sorgt für Wirbel

Kapitel 13

Die Verfolgungsjagd

Kapitel 14

Jede Menge Neuigkeiten

Kapitel 15

Die Glücksgräte

Jolle

ist ein ziemlich verfressener, liebens werter und gut gelaunter Kaiser pinguin, der sich bei Theas Familie häuslich eingerichtet hat.

Er mag: Fisch

Er mag nicht: fehlenden Zusammenhalt in der Kolonie

Thea

ist 12 Jahre alt und fährt gerne Skateboard. Sie ist aufgeschlossen, fröhlich und hat ein großes Herz nicht nur für Pinguine!

Sie mag: Jolles Scherze

Sie mag nicht: die Launen ihrer Schwester

Rieke

ist 15, steckt mitten in der Pubertät und findet einen Pinguin als Mitbewohner megapeinlich.

Sie mag: ihr Handy

Sie mag nicht: Peinlichkeiten aller Art ihrer Schwester

Maria

ist Theas und Riekes Mutter, arbeitet in einer Friedhofsgärtnerei und hat darüber hinaus unendlich viele weitere Verpflichtungen.

Sie mag: Herausforderungen aller Art

Sie mag nicht: untätig herumsitzen

Hannes

ist Theas und Riekes Vater und Inhaber von Fit mit Witt. Er schreibt Pläne aller Art, vergisst aber, sich selbst daran zu halten.

Er mag: Sport

Er mag nicht: wenn etwas nicht nach Plan läuft

Mattis

ist Theas bester Freund. Er ist tierlieb und verrückt nach Fußball.

Er mag: Pinguine mit Badekappe

Er mag nicht: Ärger mit dem Schwimmmeister

Frau Schmittke

ist die Nachbarin von Thea und ihrer Familie. Beobachtet das Geschehen auf dem Grundstück nebenan, schreitet ein oder ruft Ordnungshüter zu Hilfe.

Sie mag: ihren Hund Johnny

Sie mag nicht: Pinguine auf dem Nachbargrundstück

Johnny

ist Frau Schmittkes Hund und wird von ihr verhätschelt und in Watte gepackt. Dabei würde er so gerne mal ein echtes Abenteuer erleben!

Er mag: Streicheleinheiten von Frauchen

Er mag nicht: Pinguin-Chaos

Kapitel 1

Ein eiskalter Ermittler

Es war ein golden schimmernder Oktobernachmittag und ich rollte auf meinem Skateboard die Straße entlang. Als ich in die Einfahrt zu unserem Haus bog, entdeckte ich, verborgen zwischen den kahlen Sträuchern, unseren Pinguin, der mit gerecktem Hals zum Nachbargrundstück hinüberblickte.

»Hey, Jolle«, rief ich. »Was machst du denn da?«

Erst jetzt erkannte ich, dass ihm mein altes grünes Kinderfernglas um den Hals baumelte.

»Pst«, machte Jolle und legte eine Flosse an seinen Schnabel. »Sei leise! Du störst mich bei meinen Ermittlungen!«

»Ermittlungen?«, fragte ich. »Was denn für Ermittlungen?« Ich nahm das Skateboard hoch und stellte es in die Garage. Dann ging ich zu Jolle, baute mich neben ihm auf und versuchte herauszufinden, wen oder was er in Frau Schmittkes Garten entdeckt hatte. »Da ist doch gar nichts!«

»Ich verwette einen Kabeljau darauf, dass gleich etwas passiert«, wisperte Jolle. »Und dann bin ich zur Stelle!« Er klopfte sich auf seinen Schal, den er zu einem Beutel zusammengeknotet und sich vor den Bauch gehängt hatte.

»Was ist denn dadrin?« Ich ertappte mich dabei, dass ich ebenfalls flüsterte, obwohl niemand zu sehen war.

Jolle öffnete den Beutel, sodass ich einen Blick hineinwerfen konnte. »Alles, was ein guter Ermittler braucht.«

Zuerst fiel mir das alte Walkie-Talkie meiner Schwester Rieke ins Auge, mit dem sie früher immer durch die Gegend gezogen war. In der Tasche waren außerdem Papas Diktiergerät, eine Lupe, ein Notizbuch, Stifte, Absperrband, das Fingerabdruckset aus der Kinderzeitschrift, die Mama ihm neulich im Supermarkt gekauft hatte, und ein … »Ihhhh, Jolle, das ist eklig«, entfuhr es mir, als ich den wabbeligen alten Fisch entdeckte. Früher hatte ich mich nicht besonders gut mit Meeresbewohnern ausgekannt, doch seit Jolle bei uns lebte, wusste ich, dass es sich hierbei um einen Kabeljau handelte. Der hatte bis vor Kurzem wahrscheinlich noch ahnungslos mit seinen Kumpanen in unserem Tiefkühlfach in der Küche gelegen.

»Wer weiß, wie lange das hier dauert«, sagte Jolle. »Nicht, dass ich mich am Ende noch durch einen knurrenden Magen verrate. Das wäre sehr unprofessionell.«

»Aber ein Ermittler, der eine stinkende Fischfahne hinter sich herzieht, ist doch auch nicht viel professioneller, oder?«, gab ich zu bedenken.

»Stimmt«, sagte Jolle. »Ich könnte schon eine Kleinigkeit vertragen.«

Schneller, als ich gucken konnte, tauchte er seinen Kopf in den Beutel und klapperte mit dem Schnabel. Ich drehte mich weg, weil ich Angst hatte, dass er gleich einen seiner ekligen Fischrülpser ausstieß. Dass noch niemand davon in Ohnmacht gefallen war, wunderte mich immer wieder.

»Ah, das tat gut«, schmatzte er, als er fertig war, und rieb sich den Bauch. »Jetzt sind meine Sinne wieder hundertprozentig geschärft!«

»Was erhoffst du dir eigentlich? Glaubst du, dass Frau Schmittke …«

»Pst«, machte Jolle wieder. »Es tut sich was!«

Ich reckte meinen Kopf, um zu sehen, was auf der anderen Seite des Zauns los war.

Unsere Nachbarin war aus der Haustür getreten, die wir von hier aus super im Blick hatten. »Ja fein, mein Johnnylein!«, säuselte sie und tätschelte ihrem Hündchen den Kopf. Das war nichts Ungewöhnliches, denn so redete sie immer mit ihm. Auch dass Johnny einen kleinen kuscheligen Hundemantel trug, war normal. Gerade jetzt im Herbst, wo es kälter wurde, war er eigentlich nie ohne Kleidung zu sehen.

»Guten Tag, Frau Schmittke!«, rief mein Vater, der gerade auf unser Grundstück gejoggt kam. »Ein herrlicher Herbsttag, oder?«

»Mensch, Papa«, murrte Jolle leise.

»Ein herrlicher Tag, um mal wieder das Laub auf Ihrem Grundstück zusammenzukehren«, gab unsere Nachbarin zurück. »Die Blätter von Ihrem Baum«, sie deutete auf die Birke in unserem Garten, »fliegen alle zu mir herüber und ich habe dann die Arbeit! Meine Biotonne quillt schon über von Ihrem Unrat!« Sie schüttelte den Kopf. »Und in der Zeit, in der ich Ihre Blätter auflesen muss, kann ich mich nicht um meinen kleinen schnuckeligen Johnny kümmern.«

Papa sprang locker auf der Stelle auf und ab. »Ach, Frau Schmittke«, schnaufte er, »Sie wissen doch: Regelmäßige Bewegung hält Geist und Körper fit. Nichts für ungut!«

Dann winkte er und joggte weiter in unsere Richtung. Er war von Beruf Fitnesstrainer und nutzte jede Gelegenheit, sich sportlich zu betätigen. »Thea!«, japste er überrascht, als er uns im Gebüsch entdeckte. »Jolle!«

Unser Pinguin gab ihm mit der Flosse ein Zeichen, still zu sein, woraufhin sich Papa neben uns hockte und ebenfalls über den Zaun zu unserer Nachbarin blickte. »Hab ich was verpasst?«

»Jolle ist einem Verbrechen auf der Spur«, erklärte ich. »Aber er weiß noch nicht, welchem.«

»Hast wohl zu viele Krimis geguckt, was?« Papa tätschelte unserem Pinguin den Kopf.

»Ha, ha«, machte Jolle. »Warum kümmert ihr euch nicht um euren eigenen Lachs? Lasst mich doch hier in Ruhe meine Arbeit erledigen.«

Als der Pinguin vor ein paar Wochen in unserem Garten aufgetaucht und zu dem Entschluss gekommen war, bei uns zu wohnen, hatte niemand ahnen können, dass sein größtes Hobby Fernsehgucken werden würde. Klar, er fuhr auch gerne Skateboard oder kam mit zum Einkaufen – aber seit er das erste Mal einen Krimi gesehen hatte, war er ganz verrückt danach.

»Zum Glück findet er den Homeshopping-Kanal inzwischen langweilig«, raunte ich Papa zu.

»Hör mir auf«, sagte der. »Ich habe immer noch die 5-Kilo-Dose ›Ingwerkapseln für das allgemeine Wohlbefinden‹ in meinem Büro stehen, von denen Jolle leider Sodbrennen bekommt. Und ein Zehnerpack Mundspray, das ihm zu scharf ist. Ach ja, die Heizdecke nicht zu vergessen – wirklich elementar wichtig für einen Pinguin.« Er verdrehte die Augen.

»Ha!«, rief Jolle plötzlich. »Habt ihr das gehört? Na los, sagt schon!«

»Wovon redest du?«, fragte Papa.

Jolle deutete mit der Flosse in Frau Schmittkes Richtung. »Erpressung!«, zischte er. »Das war Erpressung, und das ist nicht erlaubt.«

Ich sah, wie unsere Nachbarin auf ihr Fahrrad stieg und mit Johnny im Körbchen davonfuhr.

»Was denn für eine Erpressung?«, erkundigte ich mich.

»Johnny«, antwortete Jolle. »Sie hat gesagt: ›Komm, steig in das Körbchen, sonst kriegst du heute kein Leckerli!‹ Eindeutiger geht es ja wohl nicht!«

»Also, so was«, sagte Papa und ich sah, dass er ein Lachen unterdrückte. »Das sollten wir sofort der Polizei melden. Vielleicht kannst du die beiden Herren anrufen, mit denen wir schon einmal Bekanntschaft gemacht haben.«

Kurz nach Jolles Ankunft hatten zwei Beamte bei uns nach dem Rechten gesehen, da sie von Frau Schmittke über unseren Familienzuwachs informiert worden waren.

»Ich halte erst mal alle Vorkommnisse fest und werde sie der Polizei dann gesammelt zur weiteren Bearbeitung überlassen.«

Jolle wühlte in seinem Beutel und holte das Diktiergerät heraus. Fachmännisch hielt er es sich vor den Schnabel, drückte den Aufnahmeknopf und schilderte, was er gerade beobachtet hatte.

»Darf ich mir mal anhören, was du schon ermittelt hast?«, fragte ich, als er das Diktiergerät wieder in den Beutel warf.

Jolle schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, Thea. Als Ermittler muss man vertrauenswürdig sein, weißt du? Und das geht nicht, wenn man alles ausplaudert. Wer anderen ein Eisloch hackt, fällt selbst hinein!«

»Ja, klar«, antwortete ich.

»Wer kennt es nicht, dieses schöne Sprichwort«, sagte Papa mit einem Glucksen. Dann blickte er auf die Uhr. »Oh, gleich 16 Uhr! Da hat sich die Kolonie zum Kaffeetrinken verabredet!« Er schob ein paar Äste beiseite und ließ uns aus dem Gebüsch kriechen.

»Wenn das so weitergeht, muss ich bald ein Detektivbüro eröffnen«, erklärte Jolle. »Dann würde ich allerdings nicht mehr ins Blaue hinein ermitteln, sondern könnte konkrete Aufträge annehmen.«

Ich lachte. »Und wir hängen ein Schild an die Tür, auf dem dann steht Jolle von der Scholle – Ihr eiskalter Ermittler.«

Jolle klatschte begeistert in die Flossen. »Und darunter: Mir geht jeder Fisch ins Netz. Oder Ich stecke meinen Schnabel in alle Angelegenheiten.«

»Ja, das ist super!«, sagte ich. »Da fällt uns bestimmt etwas richtig Gutes ein.«

»Aber so gut wie Fit mit Witt wird’s sicher kein zweites Mal.« Papa deutete auf das Schild, das bereits an unserem Haus hing.

»Natürlich nicht«, gab ich zurück, während ich meine Hose von Gebüschresten befreite.

»Ah, da kommt ja Mama!« Jolle watschelte mit ausgebreiteten Flossen auf sie zu. »Soll ich dir beim Tragen helfen?«

»Hallöchen, Wasserflöhchen!«, juchzte meine Mutter, die mit einem Armvoll Grünzeug die Straße überquerte. »Danke, es geht schon. Ich musste etwas Arbeit mit nach Hause nehmen, aber dafür bin ich pünktlich.« In ihrer Stimme schwang Stolz mit.

Bevor Jolle zu uns gezogen war, hatte sie oft Überstunden gemacht oder nach der Arbeit noch irgendwem bei irgendetwas geholfen. Jetzt verabredeten wir uns als Familie zu festen Terminen und bisher schafften es tatsächlich alle, sie einzuhalten.

»Dann fehlt ja nur noch eine«, sagte Papa mit Blick auf seine Uhr.

»Dahinten kommt sie«, bemerkte ich. Und ich erkannte schon aus hundert Metern Entfernung, dass meine Schwester schlechte Laune hatte. Ihrem stampfenden Schritt nach zu urteilen, sogar sehr schlechte.

Kapitel 2

Koloniezeit

Warum guckst du denn wie ein grimmiger Seehecht?«, erkundigte sich Jolle und stieß meiner Schwester sanft in die Seite.

»Aua!«, rief sie übertrieben. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du nicht mit deinem doofen Schnabel auf mich einhacken sollst!«

»Also, Rieke«, sagte Mama.

»Also, Rieke«, äffte Rieke meine Mutter nach.

Papa klopfte mit dem Zeigefinger auf seine Uhr. »Wir haben nur eine halbe Stunde. Dann muss ich los zu meiner Walkinggruppe. Ich würde vorschlagen, dass wir unsere Koloniezeit nicht mit Streitereien verbringen, sondern reingehen und darüber sprechen, wie unser Tag war. Rieke? Möchtest du vielleicht anfangen und uns erzählen, was dir so die Laune verhagelt hat?«

Drinnen setzte sich Jolle neben meine Schwester an den Esstisch und legte beruhigend seine Flosse auf ihre Hand.

»Lass mich«, fauchte sie und zog die Hand mit ihrem typischen angewiderten Blick weg. An Papa gewandt sagte sie: »Mein Tag war richtig bescheuert und ich möchte nicht darüber reden. Der Nächste bitte.«

»Oh, oh«, murmelte Jolle. »Mit Rieke ist heute nicht gut Kabeljau essen.«

Ich musste aufpassen, dass ich nicht losprustete, denn ich wusste schon, dass Rieke dann richtig an die Decke gehen würde. Sie war 15 und in einem schwierigen Alter, wie Papa immer sagte. An manchen Tagen war sie total lustig und lachte sich über alles Mögliche schlapp, an manchen Tagen hockte sie nur in ihrem Zimmer und redete kein Wort und an manchen Tagen hatte sie ultraschlechte Laune und fand alles einfach nur blöd. So wie heute.

Als Nächstes war Jolle dran. »Mein Tag war bisher sehr erfreulich«, begann er. »Nachdem ihr zur Schule gegangen seid, bin ich erst mal in den Teich gehüpft und habe ein paar kleine Runden gedreht.«

»Ist es dafür nicht langsam zu kalt?«, fragte meine Mutter mit besorgtem Unterton. »Nicht, dass du dir einen Schnupfen einfängst bei diesen Temperaturen!«

»Mama«, sagte ich. »Er ist ein Pinguin.«

Meine Mutter schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Aber natürlich! Manchmal vergesse ich das schlichtweg. Also, entschuldige bitte die Unterbrechung. Was hast du heute noch gemacht?«

»Ich habe Papa in der Küche geholfen«, berichtete Jolle. »Er hat mir gezeigt, wie man gesunde Kekse backt. Mit vielen Körnern und anderen wertvollen Zutaten.« Er blickte sich in der Küche um. »Wo sind sie überhaupt? Wollen wir die nicht mal probieren? Etwas zu futtern, macht die Koloniezeit doch noch angenehmer!«

»O ja, richtig«, sagte Papa und sprang auf. Er stellte ein Schälchen auf den Tisch und bis auf Rieke langten alle sofort zu. Ich biss von meinem Keks ab und – bäh – verzog das Gesicht. Wie eklig war das denn? Kein bisschen knusprig, sondern eher wabbelig-schleimig. Papa probierte häufiger mal irgendwelche extragesunden Sachen aus und meistens schmeckten sie gar nicht mal so schlecht. Aber das hier war …

»Also Hannes!«, schimpfte meine Mutter und spuckte den Keks in ihre Hand. »Das ist wirklich widerlich!«

Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.

»Maria!« Papa klang entrüstet. »Was soll das denn? Jolle und ich haben uns so viel Mühe gegeben! Das finde ich sehr respektlos von dir.«

Er stopfte sich seinen Keks in den Mund, hielt kurz inne, riss die Augen auf und spuckte ihn dann ebenfalls aus. Der Einzige, der inzwischen schon zum dritten Mal in das Schälchen griff, war unser Pinguin. Er schloss die Augen, während der Keks in seinen Schnabel wanderte. Dann seufzte er genussvoll. »Ich habe schon lange nicht mehr so etwas Köstliches in die Flossen bekommen.«

Wir starrten Jolle entgeistert an.

»Was ist denn?«, erkundigte er sich, als er die Augen wieder geöffnet hatte.

»WAS – HAST – DU – MIT – DEN – KEKSEN – GEMACHT?«, fragte Papa.

»Du hast gesagt, man kann sie mit allem verfeinern, was einem guttut. Und mir tut nun einmal Fisch gut. Als du rausgegangen bist, um zu telefonieren, habe ich ein paar kleine Stückchen in den Teig gerührt. Prima Idee, oder? Ich finde, das passt hervorragend zu den anderen Zutaten.«