JOYA auf Nordkurs - Verena Schwarzer-Zaugg - E-Book

JOYA auf Nordkurs E-Book

Verena Schwarzer-Zaugg

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die abenteuerliche Fahrt mit dem selbstgebauten Motorkatamaran von Basel den Rhein hinab, durch die Kanäle Deutschlands bis nach Hamburg, über die Ostsee, das Kattegat, die Schären nach Schweden, den Götakanal und zurück über das diesmal sturmgepeitschte Kattegat und dem hochwasserführenden Rhein hinauf nach Koblenz und bis Winningen an der Mosel zeigt in eindrücklicher und humorvoller Weise auf, welche Hindernisse, Tücken und Essensgewohnheiten in diesen fünf Monaten zu bewältigen waren. Ein Muss für alle Bootsbesitzer, individuelle Selbstbauer, Yachties, naturbegeisterte Wassersportler, Törnplaner und zukünftige Bootsbegeisterte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 272

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Impressum

Vorwort

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2015 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99048-034-2

ISBN e-book: 978-3-99048-035-9

Lektorat: Pia Euteneuer, MA

Umschlagfoto: Verena Schwarzer-Zaugg

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

„Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume.“

(Quelle unbekannt)

Dieser Satz hat uns vor Jahren schon gefesselt und nicht mehr losgelassen.

Jörg, der mit dem Element Wasser aufgewachsen und ein mit vielen Medaillen ausgezeichneter Kanu-Regattasportler und Wildwasserfahrer ist, verfolgte stets die neusten Material- und Verarbeitungstechniken im Kanubau. Seine Wildwasserboote fertigte er sich selber. Eines Tages begann er in der Freizeit Regattapaddel aus Kohlefaser herzustellen und war damit sehr erfolgreich. Die Sportler rissen ihm diese Paddel buchstäblich aus der Hand. Sie waren ultraleicht und sehr stoßfest, was damals kaum auf dem Markt zu finden war.

Im Hinterkopf hatte er schon lange eine grandiose Idee:

Er wollte sich seinen eigenen seetüchtigen Motor-Katamaran bauen, der auch auf die Bedürfnisse der Schleusenbreiten und Brückenhöhen der Binnenkanäle angepasst ist. In Frankreich beispielsweise sind die Schleusen zum Teil nur 5,10 m breit. Die Brücken haben in der Regel eine Höhe von 3,50 m.

Unsere gemeinsame Leidenschaft ist seit vielen Jahren das „böötlen“ (Boot fahren). Für die Pläne meines Mannes konnte ich mich daher sofort begeistern. Ich unterstützte ihn bei seinen Vorbereitungen und dem Planen so gut ich konnte. Mein zukünftiges, eher einfaches Leben an Bord als Smutje (Köchin) und Matrose zu verbringen, konnte ich mir sehr gut vorstellen. Da ich ebenfalls im Besitz des Sportboot-Führerscheins bin, könnte ich bei Bedarf die „JOYA“ auch als Käpt’n steuern.

Die Idee ließ unser Projekt entstehen: Zunächst waren es nur Entwürfe, die immer wieder abgeändert wurden bis zur definitiven Planzeichnung. Über zehn Jahre dauerten Planung und Zeichnung nach unseren Vorstellungen und Bedürfnissen.

Dann erfolgte der Bau des Kaskos (der Schale) in einer kleinen Werft an der Schlei. Auf dem Landweg kam der Rohbau Weihnachten 2010 in die Schweiz. Drei Jahre fertigte Jörg praktisch den gesamten Innenausbau in unzähligen mühevollen und schweißtreibenden Arbeitsstunden während seiner Freizeit. Ich durfte meine Ideen und Wünsche, vor allem die Küche betreffend, mit einbringen.

Im November 2013 war es so weit, unser Katamaran „JOYA“ wurde eingewassert! Nach einigen Monaten Testphase auf dem Bodensee und der Abnahme durch die Behörden wurde die 14 m lange und 5 m breite „JOYA“ mit einer eindrücklichen Feier getauft. Der Name bedeutet Freude oder Schmuckstück. Kurz vor Ostern 2014 konnte sie auf einen Tieflader verladen und nach Basel transportiert werden. Das Abenteuer begann!

KAPITEL 1

Ostermontag, 21. 04. 2014

Wir, beide etwas über 60 Jahre alt, haben unser Haus in der Heimat verkauft und sind mit Hund, Sack und Pack auf die „JOYA“ gezogen.

Als Jungrentner und noch ohne Altersrente müssen wir von unserem Ersparten leben. Wir sind gut vorbereitet, und nachdem wir unsere Vorräte für eine längere Zeit im geräumigen Schiff verstaut haben, kann es losgehen.

Ankunft mit unserem Chauffeur Hans in Grenzach-Wyhlen/D im Bootshafen Hörnle bei Basel. Die „JOYA“ liegt gut vertäut am Außensteg. Nachdem wir unser Gepäck verstaut und uns wohnlich eingerichtet haben, wird es Zeit, uns von Hans zu verabschieden. Einige Zeit später treffen wir auf Heinz und Gerda von der „Bacchus“ und sitzen ein paar gemütliche Stunden zusammen. Unsere erste Nacht verbringen wir hier im Hörnle Hafen. Es ist ein tolles Gefühl!

22. 04. 2014

Frühstück um 07.30 Uhr mit unserer Tochter Kathrin und deren Freund Thomas, die sich verabschieden kommen.

Erste Schleuse Birsfelden. Durchfahrt um ca. 10.00 Uhr. Wetter kühl, bewölkt. Anmelden bei den Schleusen ist Pflicht, entweder per Funk oder per Telefon. Wer immer schön freundlich anfragt, der muss selten lange warten. Wir durchfahren heute fünf Schleusen bis Breisach. Ankunft ca. 16.00 Uhr.

Am Außensteg vom Hafen Breisach machen wir fest, obwohl für uns drinnen Platz gewesen wäre. Aber so sind wir ungestörter und unser Labrador Fiiny kann gut über die Gangbords rein und raus.

Das Wetter macht mit, es ist herrlich warm! Wir kaufen im Städtchen ein, wechseln Geld. Letzteres wird zum Spießrutenlauf. In der Sparkasse wird nicht gewechselt, weil wir kein Konto haben. Das kann ja heiter werden, denke ich. Auf der Postbank wechseln sie kein Geld. So finden wir schlussendlich beim Bahnhof die Volksbank, die uns mit einer Gebühr von 5 € wechselt.

Einkauf von Sockenwolle – Vreni beginnt Socken zu stricken! Jörg lacht laut. „Weißt du überhaupt noch, wie das geht?“, fragt er mich. „Klar doch, Elvira hat mir eine genaue Anleitung mit auf die Reise gegeben.“

Wir bleiben 2 Nächte in Breisach. Liegegebühren pro Nacht 19,50 € inkl. Strom. Es ist schön hier.

24. 04. 2014

Abfahrt um 11.15 Uhr, drei Schleusen problemlos passiert. Einfahrt im Jachthafen Lahr bei Nonnenweier. Wir werden herzlich empfangen und bekommen einen schönen Innenplatz im Hafen. Viele Hände helfen festmachen. Dies ist ein sehr ruhiger Hafen.

Anderntags Einkauf im Bauernhofladen FRENK. Frisches Holzofenbrot, eigene Butter, eigenes Fleisch und frischer Spargel sowie Eier von Hofhühnern. Herrlich! Liegegebühren pro Nacht 16€ mit Strom.

Am Samstagabend Verpflegung im Clubschiff: frischer Spargel, Brägele und viel Fleisch! Wir lernen hier mehrere nette Yachties kennen, die uns alle beneiden.

27. 04. 2014.

Am Sonntagmorgen machen wir bei schönstem Wetter die Leinen los und fahren weiter.

Ankunft nach drei Schleusen im Jachthafen Greffern. Wir bekommen einen feudalen Platz von einem sehr netten Hafenmeister sowie einem anwesenden Vorstandsmitglied zugewiesen. Sie helfen beim Festmachen. Liegegebühren 13 € mit Strom.

Rolf und Seraina kommen am Abend vorbei. Er ist Redaktor der Zeitschrift „Mobilität“ und berichtet über spektakuläre Transporte. So auch über unseren Transport der „JOYA“ von Stein am Rhein nach Basel. Nach einem feinen Nachtessen im Clubhaus beginnt sein nicht enden wollendes Interview. Um 23.30 Uhr kommen wir ins Bett.

Am Montag kann ich mir dann endlich Turnschuhe kaufen. Zwar nichts Gescheites, aber sie sind auch billig und jetzt kann ich trockenen Fußes unterwegs sein. Meine alten Bootsschuhe machen vorne schon das Maul auf und hinten, vor dem Absatz, ist die Sohle gebrochen. Ich bringe jedes Mal ganze Kiesladungen darin heim. Nun werden sie entsorgt, ich bin trotzdem dankbar für die gemeinsame Zeit.

Zum ersten Mal ist Fiiny neben dem Velo hergetrabt. Das geht schon ganz gut ohne Leine. Aber nur, wenn keine Spaziergänger mit Hunden unterwegs sind. Seit Sonntag nieselt es ständig und die Sonne zeigt sich kaum. Kurze trockene Phasen gibt es auch.

Dienstag: Jörg geht zur naheliegenden Werft und ersteht zwei gebrauchte Kugelfender, die wir dringend zum Schleusen benötigen. Zudem braucht er PVC, um noch irgendwelche Schwellen im Duschraum abzudichten.

Mittwoch: Heute müssen wir in einer Bank Geld wechseln, da morgen Tanken ansteht. Das kostet doch glatt mal 1800 €! Das sprengt unseren ganzen Euro-Geldvorrat.

30. 04. 2014

Abfahrt vom MYC Greffern um ca. 11.00 Uhr mit Ziel Speyer. Wetter warm und schön. Eintreffen um ca. 15.30 Uhr im mondänen Jachtclub von Speyer. Wir werden willkommen geheißen und liegen wunderbar ruhig weitab vom Straßenlärm inmitten herrlicher Natur! Wir zahlen pro Nacht 20 €. Das ist es wert. Wir werden eingeladen, an der 1. Mai-Feier mit „Anfahrt“ mitzumachen. Doch das ist nicht unsere Welt. Alle sind herausgeputzt, weißes Hemd, Krawatte, Blazer etc. Wir lehnen dankend ab und fahren am Morgen des 01. 05. 14 weiter.

KAPITEL 2

01. 05. 2014

Abfahrt bei strömendem Regen, vorbei an den Industrieorten Mannheim, Ludwigshafen (BASF), Worms bis Oppenheim. Kurz vor Oppenheim, wo wir tanken wollen, fällt uns die Steuerbordsteuerung aus. Was nun? Mit Motorenhilfe bringen wir die „JOYA“ bis zum Hafen Oppenheim. Tanken werden wir anderntags. Zuerst muss der Schaden behoben werden. Jörg steigt in seinen Blaumann und schaut bei den Motoren nach. Wir haben großes Glück, dass dieser Schaden nicht beim Bingerloch oder bei der Loreley passiert ist. Das wäre fatal gewesen. Jörg kann die Steuerung flicken. Morgen fahren wir zum Tanken und dann weiter bis Schierstein. Liegeplatz in diesem hier nicht gerade schönen Hafen pro Nacht 15 €.

02. 05. 2014

09.30 Uhr Tanken. Die Wasserschutzpolizei kommt auch und legt an. Wir plaudern eine Weile. Sie sind von Mainz und machen hier jeweils Pause. Nachdem einer der Polizisten unseren Hund ausgiebig gestreichelt hat, fahren sie wieder los. Es dauert eine Weile, bis wir vollgetankt haben. Insgesamt 992 Liter Diesel. Jetzt sind beide Tanks mit je 800 Litern voll.

Um 11.00 Uhr fahren wir endlich los zu unserem heutigen Etappenziel Schierstein. Es ist bewölkt und kühl. Drei Jachtclubs sind hier im Hafen. Wir machen am Gästemeldesteg fest. Jörg bekommt einen angenehmen Platz zugewiesen in einer engen Gasse. Aber es kostet ihn etwelche Mühe und Schweiss, ohne irgendwo anzustossen in diese Gasse hineinzufahren. Kosten 45 € für zwei Übernachtungen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, das eigene Brot im Ofen, telefoniert uns die Dame von der Rezeption und sagt, wir müssten den Platz wieder räumen. Ein Clubmitglied möchte den uns zugewiesenen Platz haben. Wir könnten am Gästemeldesteg anlegen. So blöd! Was glauben die eigentlich? Jörg geht rauf zur Dame, verlangt das Geld zurück und wir fahren wieder aus diesem ungastlichen Hafen.

Kurz vor Rüdesheim, in einem Rheinseitenarm hinter einer Sandbank, liegt der Hafen Winkel. Hier werden wir freundlich aufgenommen und liegen nahe beim Städtchen. Kosten pro Nacht 16 €. Als wir den Strom einstecken wollen, bemerkt Jörg das Fehlen des blauen Steckers. Ich habe in Schierstein das Stromkabel abgenommen und den Verbindungsstecker nicht mitgenommen. Ja, jetzt muss dieser Stecker geholt werden. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich aufs Fahrrad zu schwingen und die 30 km unter die Räder zu nehmen. Zum Glück muss ich nirgends auf eine von Autos befahrene Straße. Der Radweg führt entlang des Rheins bis zu meinem Ziel. Nie mehr werde ich den blauen Stecker irgendwo vergessen!

Ziemlich geschafft komme ich zurück. In Eltville habe ich an einem Bauernmarkt noch Chorizobrot, Alpkäse und gebrannte Mandeln erstanden. Vorsichtshalber hatte ich vor der Abfahrt ein paar Euros eingesteckt. Nach einer erfrischenden Dusche geht’s nun ans Kochen: Tomatenrisotto und Filet Mignons mit Salat. Diesmal ohne Gemüse. Dazu habe ich keinen Bock mehr. Heute gehe ich früh ins Bett, ich bin fix und fertig!

Anderntags machen wir die Städtchenbesichtigung. Das Wetter ist angenehm warm. An jeder Ecke gibt es Weinbauhöfe, die ihre Tore bis spät in die Nacht geöffnet haben. Wir können nicht widerstehen und probieren uns durch die vielen Weißweinsorten nebst einem riesengroßen Flammkuchen. Obwohl es abends noch recht kühl ist, sitzen die meisten Leute im Freien in den Innenhöfen der Schenken. Die Stimmung ist richtig schön! Wir spüren jedoch beide bereits die Wirkung des Weines und nehmen alsbald den Heimweg unter die Beine.

04. 05. 2014

Wir fahren um 10.30 Uhr weiter bis Koblenz und biegen dann in die Mosel ein. Heute wollen wir in die Marina Winningen. Diese liegt wunderschön; hier gibt es alles, inkl. Lebensmittel und Bootszubehör. Allerdings ist dies die teuerste Marina bis jetzt – 25 € pro Nacht plus Strom.

Heute treffen wir hier den Schweizer Peter mit seiner Frau Ursi sowie Heidi und Ernst, deren Tochter mit mir in der Steelband spielte. Beide sind auch mit ihren Booten unterwegs. Zusammen gehen wir morgen nach Winningen zur Weinprobe. Das wird bestimmt wieder lustig.

05. 05. 2014

Wunderbares Wetter verleitet uns, die nähere Umgebung zu erkunden. Hoch über den Rebbergen liegt ein Flugplatz. Wir können kleine Flugzeuge an- und wegfliegen sehen. Schöne Spazierwege führen an den Rebhängen entlang und wir haben eine tolle Aussicht auf die Mosel.

Gegen 16.00 Uhr treffen wir uns mit den anderen, bereit für die Weinprobe. Der Fußweg bis zum Winzer des Domgartenhofs führt durch das Dorf Winningen, an den Rand eines Rebberges.

In lustiger Runde probieren wir die verschiedenen Weine unseres Gastgebers. Dazu wird Brot und Käse gereicht. Die Moselweine haben sich in den letzten Jahren sehr gemacht! Wir können auch die Kellerei besichtigen. Natürlich kaufen wir ein paar Flaschen des Rebensaftes ein, zudem Oskar (Sekt) und Trester (Grappa). Das Gekaufte wird uns morgen zum Hafen gebracht. Gegen 19.30 Uhr kommen wir vom Domgartenhof und der Weinprobe zurück, alle ziemlich besäuselt! Es war eine sehr interessante Degustation. Spontan lade ich die vier zum Nachtessen zu uns auf die „JOYA“ ein. Es gibt einfach das, was ich noch habe: 6 Lammkotlettlis, 2 Pouletbrüstli, Salat, Peperonigemüse. Heidi bringt ihre 3 Schweinssteaks mit und kocht ein feines Risotto. Peter spendiert zwei Flaschen edlen französischen Wein. Der reicht natürlich nicht den ganzen Abend lang und so holen wir aus unserem Vorrat noch zwei Flaschen italienischen Ripasso. Zuletzt einen Kaffee und ein paar Makrönli.

So sind doch noch alle satt geworden. Dann ist es langsam Zeit, in die Kojen zu kriechen. Aber Halt! Zusammen machen Jörg und ich noch den Abwasch. Danach fallen wir um 00.30 Uhr in die Kojen.

06. 05. 2014

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Brötli und Buttergipfeli sowie 3-Minuten-Ei packen wir alles wieder zusammen und machen uns reisefertig. Wir verabschieden uns von den beiden Schweizer Paaren, deren Ziel die Umgebung von Berlin ist. Um ca. 10.30 Uhr fahren wir wieder los, zurück zum Rhein und dann Richtung Bonn. Im Hafen Oberwinter legen wir für eine Nacht an. (1 € pro Meter Boot, Strom separat). Da es in diesem Hafen eine Waschmaschine und einen Tumbler gibt, nutze ich die Gelegenheit und starte eine 60° Wäsche. Kosten 4€. Es ist sehr windig und ich hänge alles über die Reling. Die ganze Wäsche ist sehr schnell trocken und riecht wieder frisch und sauber. An diesem Liegeplatz ist es leider sehr laut, da Straße und Bahn gleich nebenan liegen. Aber mit genug Wein intus hören wir diese Geräusche kaum noch. Bettruhe ist diesmal etwas früher.

07. 05. 2014

Abfahrt um 09.30 Uhr – eine lange Fahrt liegt vor uns. Vorbei wiederum an Schlössern, Burgruinen und schönen Dörfern gelangen wir an Bad Godesberg und Bonn vorbei. Es beginnt wieder zu regnen und zu stürmen. Der Wind reißt uns beinahe das Verdeck runter. Jörg, immer noch barfuß und in kurzen Hosen, beschließt, Socken und lange Hosen anzuziehen. Das will was heißen! Es ist wirklich saukalt geworden. Nun fahren wir vorbei an den Vororten von Köln. Die alten Fabriken mussten Neubauten für Büros und modernen Wohnungen weichen. Fragt nicht, was die kosten! In nächster Nähe tuckern wir am Kölner Dom vorbei. Unser Ziel ist es heute, den Jachthafen von Hitdorf zu erreichen. Um 14.30 Uhr treffen wir dort ein und werden wie meistens sehr freundlich empfangen. Wir haben einen wunderschönen und ruhigen Liegeplatz und ins Städtchen sind es nur zwei Minuten. Fiiny hat hier auch genügend Auslauf, denn es hat gepflegte Parkanlagen entlang des Rheins. Kosten pro Nacht 16,80 €, mit Strom 2 € mehr. Regen–Sonne–Wind–Regen; so geht’s auch den ganzen nächsten Tag zu.

Am ersten Abend stecken wir unsern beim Bauern gekauften und einige Tage marinierten Schweinsbraten ins Ofenrohr und nach guten 2,5 Stunden ist dieser gar und bereit zum Essen. Natürlich können wir nicht den ganzen Braten auf einmal essen. Er schmeckt auch kalt vorzüglich. Diesmal machen wir nur Gemüse und vorgängig einen Salat dazu. Mittlerweile haben wir Rotwein in 3 Liter Packungen gefunden und gekauft. Das ist einfacher; man muss keine Flaschen entsorgen und für den Alltag ist dieser Wein gut genug.

9. 05. 2014

Bei starkem Wind verlassen wir diese Marina um 09.45 Uhr in Richtung Holzhafen Duisburg, der nach Düsseldorf in einem schmalen Flussarm liegt. Es regnet fast den ganzen Tag. Hohe Wellen und böige Winde verlangen verstärkte Konzentration. Der Profi-Frachtverkehr ist enorm heute. Vorbei an Dormagen, Kaiserswerth, Krefeld und an den Vororten von Düsseldorf. Und schon kommt der Hafen Düsseldorf in Sicht. Hier liegen alle beliebten Ausflugsschiffe vor Anker. Wir aber fahren weiter, da wir die Stadt schon von unseren jahrelangen Besuchen der Messe „BOOT Düsseldorf“ kennen. Der Wind ist leider bei unserem Anlegemanöver in der Marina Duisburg nicht weniger geworden. Wir haben einige Mühe, die „JOYA“ an den Steg zu bringen. Die böigen Winde machen das Manövrieren nicht leicht. Aber der Hafenmeister fängt meine Leine auf und gemeinsam schaffen wir es. Wir liegen wiederum sehr ruhig und in nächster Nähe zu den Großeinkaufsläden und der Altstadt von Duisburg. Der Regen lässt sich wieder ein und ein Gewitter nach dem anderen löst sich hier ab. Selbst vor Hagel bleiben wir nicht verschont. Dafür gibt’s einen wunderschönen Regenbogen zu sehen. Heute kochen wir ganz einfach, nur Rösti und Salat.

Nach einer ruhigen Nacht und ausgiebigem Frühstück treffen wir Udo N. und seine Frau. Sie kommen aus Dortmund und wollen unbedingt unsere „JOYA“ besichtigen. Udo möchte selber einen Katamaran bauen. Sie sind übers Internet auf uns aufmerksam geworden. Wir werden sie noch einmal treffen, damit sie ein Stück mitfahren und die Fahreigenschaften der „JOYA“ testen können. Heute Abend gehen wir wieder mal auswärts essen. Heidi und Ernst sowie Peter und Ursi, die beiden Schweizer Paare, sind heute Mittag auch hier mit ihren Booten eingetroffen. Heidi und Ernst laden zum Apéro auf ihr Schiff ein. Abends gehen wir mit Ursi und Peter Essen im Drei-Giebelhaus, einem der ältesten Gasthäuser in der Altstadt und nur 2 Min. zu Fuß entfernt. Das Essen ist ausgezeichnet, das Preis/Leistungsverhältnis stimmt für uns. Allerdings ist das Glas Wein eher teuer mit knapp 5 €.

Nach einer ruhigen Nacht weckt mich in der Frühe abrupt ein lautes Motorengeräusch fast direkt neben mir. Ich schrecke hoch und sehe, wie eine „Pedro“ mit finnischer Flagge bei starken Windböen 10 m vor uns festmachen will. Es ist schwierig, aber sie schaffen es.

Der Wetterbericht ist eher schlecht, starke Böen sind angekündigt, mindestens bis Dienstag. Die anderen Schweizer Boote warten noch ein bis zwei Tage, bis das Wetter besser wird.

10. 05. 2014

Wir legen heute wieder ab und machen uns auf die Fahrt zum Wesel-Dattelnkanal. Ach ja, heute ist Muttertag und ich denke an meine Mutter, wie es ihr im Altersheim wohl gehen mag. Sie wird zunehmend dement und schwächer. Seit wir fort sind, ist ihr Zustand unverändert. Meine Schwester sagt mir am Telefon, sie sei sehr müde und schlafe viel. Unsere Kinder schreiben mir zum Muttertag SMS, dass ich doch die beste Mami sei. Sie würden mich vermissen. Oh, wie gut tut das doch! Ich vermisse sie auch.

Heute ist aber nicht unser Tag. Nachdem wir zwei Schleusen mit den Frachtern „Micanto“ und „Mercator“ sowie einem anderen Sportboot geschleust haben, wollen wir an den Liegestellen Datteln-Altstadt übernachten. Wir sind bis anhin immer hinter dem Frachter „Mercator“ zugefahren, schön langsam. Höchstgeschwindigkeit 12 km/h. Als Jörg eine gerade und übersichtliche Strecke vor sich sieht, überholt er die „Mercator“. Dann nähern wir uns langsam dem Frachter „Micanto“. Zum Überholen haben wir genug Platz. Als unsere Bugspitzen auf Höhe des Steuerhauses der „Micanto“ sind, bemerkt Jörg, dass der Frachter vorne zumacht. Jörg lässt sich sofort zurückfallen, da ein Durchkommen nicht mehr möglich ist. Die Heckwelle des Frachters erfasst unser Boot, sodass wir steuerbords, mit dem Bug, den Frachter touchieren. Es gibt einen Knall und wir ahnen Schlimmes. Die „Micanto“ fährt einfach weiter. Wir avisieren die Wasserschutzpolizei, legen in Dorsten-Altstadt an und warten auf die Polizei. Viel Ärger um nichts! Der Fahrer des Frachters streitet alles ab, er will uns nicht gesehen haben. Unser Schaden ist nicht groß, Reparaturkosten ca. 600 €geschätzt. Wir werden morgen mehr erfahren, wenn wir in Datteln sind. Die Polizei nimmt mit uns nochmals Kontakt auf.

12. 05. 2014

Nach einer unruhigen Nacht an der Liegestelle Dorsten-Altstadt werden wir um 07.00 Uhr unsanft durch Lärm von der hinter der Uferpromenade liegenden Baustelle geweckt. Dafür kommt Fiiny in den Genuss eines frühen Morgenspaziergangs. Ca. 30 Wildhasen tummeln sich auf der Wiese und buddeln neue Löcher. In Fiiny ist der Jagdtrieb erwacht und sie spurtet los. Ja, wo sind denn all die Hasen geblieben? Plötzlich ist keiner mehr zu sehen!

Die Polizei hat uns persönlich informiert, dass wir am besten die ganze Sache vom vorherigen Tag vergessen sollen. Der Frachter streite alles ab und der dahinterfahrende Frachter (Zeuge) habe ausgesagt, dass er an dieser Stelle nie überholt hätte. Wenn wir auf einer Anzeige beharren, gäbe dies eine langwierige Streiterei. Was soll’s, wir haben unsere Lehre daraus gezogen, und wenn es wärmer wird, kann Jörg den Riss mal flicken.

Gegen 09.30 Uhr fahren wir weiter Richtung Datteln. Petrus öffnet sämtliche Schleusen für uns – wir sind den ganzen Tag am Fahren und werden nass bis auf die Haut. Langsam frieren wir auch in den nassen Klamotten. In der Schleuse Ahsen müssen wir 1½Stunden warten bei Bindfadenregen. Heute ist nun wirklich so ein Tag, der einem das Bootfahren verleiden könnte! Dafür geht’s bei der nächsten Schleuse ruck zuck. Dort treffen wir auf den Frachter „Pandur“. Ein älteres deutsches Ehepaar mit zwei Velos an Bord (kein Auto) transportieren Schwarzkohle. Auch sie haben das nasse Wetter satt. Sie wollen jetzt mal eine Pause machen und was essen.

In Datteln biegen wir in den Dortmund-Ems-Kanal ein. Wir fahren noch bis zum Kilometer 39,8, wo wir um 17.00 Uhr in der alten Fahrt Lüdinghausen-Berenbrock im kleinen, aber feinen Jachtclub Kanalstadt Datteln anlegen. Der Hafenmeister ist sehr freundlich. Ich nehme eine lange heiße Dusche im Clubhaus für 50 Cent. Das wärmt mich wieder auf und jetzt meldet sich der Hunger. Ich mache Salat und mit Bolosoße gefüllte große Teigwarenmuscheln. Und die warme Stube gibt mir dann den Rest! Oder ist es der Rotwein?

13. 05. 2014

Nach einem gemütlichen Frühstück dürfen wir mit dem Hafenmeister Jürgen nach Lüdinghausen zum Einkaufen fahren. Wir brauchen wieder Eier, Butter, Wurst, Fleisch, Salat und Gemüse sowie Äpfel für den Hund. Ja, für den Hund: Fiiny frisst pro Tag 2 Äpfel, geschnetzelt mit ihrem Trockenfutter. Der nette Hafenmeister wartet vor dem Laden und meint noch, wir sollen uns Zeit lassen, er habe keine Eile. Er hüte derweil unseren Hund. Dieser sitzt zufrieden hinten im Kofferraum. Schwer beladen fährt uns Jürgen in den Hafen zurück. Das alles reicht jetzt für eine Woche! Der heutige Ruhetag tut uns gut. Alle gewaschene und nasse Wäsche ist mittlerweile trocken, die Sonne scheint seit heute Mittag und wir planen die morgige Weiterfahrt. ZumZnacht* gibt’s nochmals frischen Spargel, neue Kartöffelchen und Sauce Hollandaise. Zum Dessert frische Erdbeeren.

*Nachtessen

14. 05. 2014

Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber ich konnte vergangene Nacht nicht einschlafen. Die Vögel gaben ein Konzert zum Besten, so was habe ich noch nie gehört und das bis 01.30 Uhr! Leider konnte ich das nicht aufnehmen. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen und heute Morgen scheint tatsächlich wieder mal die Sonne! Aber es ist bitterkalt, denn wir hatten ja Vollmond. Der Hafenmeister meint, das Vogelkonzert sei von den hier gehäuft vorkommenden Nachtigallen gewesen.

Jörg richtet alles für die Weiterfahrt. Heute steigen Udo N. und seine Frau zu und fahren ein Stück mit uns. Keine 10 Kilometer später, wir fahren gerade durch eine Baustelle mit 8 km/h, beginnt es wieder zu schütten. Hört das nie auf? Die WAPO (Wasserschutzpolizei) überholt uns mit überhöhter Geschwindigkeit. Sie winken uns zu und sprinten weiter. Ca. 3 km weiter oben ist ein Unfall passiert. Wir vermuten, dass beim Abladen eines Frachters jemand ins Wasser gefallen ist. Die Feuerwehr und ein Krankenwagen sind vor Ort. Wir fahren langsam weiter. Durch Münster – erneute Baustellen – bis zur letzten Schleuse im Dortmund-Emskanal. Herr und Frau N. haben wir nach einigen Kilometern wieder an Land abgesetzt.

Diesmal können wir mit dem Frachter „INSPE“ mitschleusen und haben keine Wartezeit. Nicht mehr lange und wir biegen in den Mittelland-Kanal ein. Auf der ganzen Fahrt nur Regen, Regen, Regen. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir unseren Liegeplatz in ruhiger Natur und ich beginne, Bohnen zu fädeln. Heute gibt’s Salat, Speck, Bohnen und Kartoffeln. Nochmals zeigt sich die Sonne, bevor wir ganz mit dem Essen fertig sind. Ich freue mich auf eine ruhige Nacht!

15. 05. 2014

Der Regen hat nachgelassen und wir hoffen auf einen trockenen Tag. Durch die grüne Natur des Mittellandkanals tuckern wir stetig unseren Weg. Eigentlich ein langweiliger Kanal, da man außer ein paar Bauernhöfen und unzähligen Weiden nicht viel sieht. Doch, einige Frachter kreuzen uns – jedes Schiff hat einen Namen. Manchmal sehr kurlige Namen wie „Fridorius“, „Amadeus“, „Frieda die Zweite“ und so fort.

Nach einem langen Tag legen wir trocken an einer schönen Liegestelle an, unweit des Restaurants „Zum fröhlichen Ankerplatz“. Wir spazieren mit dem Hund mal dahin und finden nicht nur Beiz, sondern auch Schiffsbedarf und Lebensmittelladen, alles in einem. Als wir eintreten erwartet uns das reine Chaos. Hier kaufe ich nichts ein! Jörg braucht noch Taue, also kauft er 15 m ein. Ein alter Mann, der alles hier führt mit seiner Tochter (eine Ehefrau ist nicht zu sehen), beginnt, uns seine Lebensgeschichte zu erzählen und er hört nicht mehr auf. 1945, als Kind, sei er in Polen mit seiner ganzen Familie vertrieben worden; sie hätten alles verloren. Sein Vater sei trotz diesen Widrigkeiten erst mit 104 Jahren gestorben. Zum Kindermädchen von damals, das in Danzig lebe, habe er immer noch gute Kontakte. Hier in diesem kleinen Nest seien sie damals ansässig geworden und hätten 1955 das Anwesen kaufen können (doch nicht alles verloren, reime ich mir so zusammen). Wir genehmigen uns noch einen Apéro in der schmuddeligen Beiz und machen dann, dass wir wegkommen.

Auf dem Rückweg sehe ich kurz vor unserem Boot am Wegrand je ein Töpfchen Schnittlauch undPeterli*. Welcher Jachtie hat die wohl hier vergessen? Der Smutje wollte sie wahrscheinlich bei dem Regen vom Vortag draußen begießen lassen. Schade, jetzt hebt jeder Hund, der hier vorbei geht, sein Bein (und es gibt viele Hunde hier!).

*Petersilie

16. 05. 2014

Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir unser Frühstück. Wir haben entspannt geschlafen in dieser Ruhe hier. Ich traue meinen Augen nicht. Da kommt ein alter Mann mit einem E-Bike des Weges und durchwühlt sämtliche Abfalltonnen entlang des Uferwegs. Die Tonne in unserer Nähe ist besonders voll, da wir sie eben noch mit unserem ganzen Abfall gefüllt haben. Igitt, der Mann macht jedes Hygienesäckli auf, wühlt in Küchenresten und stopft für ihn noch Brauchbares in seine Taschen auf dem Velo. Ich gebe ihm 2 leere Bierflaschen mit, die er dankend nimmt. Er ist Pole und dürfte Kriegserlebnisse mit Hunger gehabt haben.

Wir fahren zeitig los, denn heute möchten wir ein gutes Stück vorwärts kommen.

Bei schönem Wetter kommen wir nach einer kurzen Wartezeit bei der Schachtschleuse in Minden gut durch. Auch die restlichen drei passieren wir ohne Probleme. Wir sind jetzt in der Weser, in einer sehr schönen, natürlichen Landschaft. Man sieht viele Entenarten, Wasservögel und sogar einen Eisvogel. Aber bis ich mit dem Fotoapparat parat bin, ist der Vogel weg – schade!

Um 17.45 Uhr erreichen wir den wunderschön gelegenen Anleger des Wassersportvereins Landesbergen. Ein anwesendes Clubmitglied begrüßt uns herzlich. Pro Kopf kostet die Uebernachtung 5 €. Wir beschließen zwei Tage hier zu bleiben, obwohl in der Nähe ein Kohlenkraftwerk steht. Das stört uns nicht. Der Weg ins Dorf ist nicht weit und wir können Fiiny hier frei rennen lassen.

Am zweiten Tag kaufen wir direkt vom Hof frischen weißen Spargel und neue Kartoffeln. Auf dieses Nachtessen freuen wir uns den ganzen Tag. Während der Spargelzeit könnten wir jeden Tag davon essen.

18. 04. 2014

Nur ungern verlassen wir diesen freundlichen und ruhigen Ort, doch wir müssen weiter. Nach dem Frühstück tuckern wir nordwärts auf der Weser. Nach rund 50 Kilometern und einigen Schleusen erreichen wir die Aller. Gegen 16.30 Uhr treffen wir im Hafen von Verden ein. Pro Meter Schiff 1 € Liegegebühren; Strom kommt extra dazu. Hier wollen wir Freunde aus der Schweiz treffen. Dörte und Edi erwarten uns bereits am Steg und helfen beim Festmachen. Wir duschen noch schnell, dabei merke ich, dass kaum noch Wasser fliesst, obwohl der Tank voll ist. Danach werden wir mit dem Auto an den Wohnort der beiden nach Langwedel gefahren. Es braut sich ein Gewitter zusammen – wir wollten doch grillieren. Dörte meint, das komme nicht so schnell, essen könnten wir alleweil noch draußen. So ist es dann auch, ein kurzer Spritzer, dann wieder trocken und kaum gegessen, geht’s los mit dem Regen. Dörte und Edi laden uns bei sich zu Hause zu einem feinen Grillznacht ein. Herzlichen Dank – ihr habt gut gekocht! Dörte hat feine Salate zubereitet und Edi ist der Grillmeister. Sie bringen uns später an den Hafen zurück. Mit vollen Bäuchen sinken wir nicht allzu spät in die Kojen.

19. 05. 2014

Heute fahre ich mit Dörte und ihrem Auto nach Verden, um diverse Sachen einzukaufen. Ganz in der Nähe gibt es eine Storchenstation. Man kann überall Störche sehen. In der Station werden verletzte oder kranke Störche wieder aufgepäppelt und später fliegen sie weiter. Jörg baut in der Zwischenzeit mit Edi die von ihm geschenkte Schiffshupe ein. Jetzt hört uns aber bestimmt jeder Frachter! Nun trinken wir noch zusammen Kaffee und essen Kuchen. Gegen 16.00 Uhr verabschieden sich die beiden. Ich hänge meine Wäsche an der Reling auf, die wunderbar trocknet, bis auf mein Nachthemd. Das lasse ich noch etwas im Wind flattern. Nach unserem einfachen Nachtessen möchte ich mein nun trockenes Nachthemd herein holen, aber nach dem Lösen der Klammern fällt es runter ins Wasser. Meine Reaktion ist leider viel zu langsam. Jörg sitzt hinten in der Plicht und ich rufe ihm zu: „Mein Nachthemd, bitte fisch es raus!“, da die Strömung es nach hinten treibt. Aber nach zwei Metern verschwindet es in der braunen Brühe auf Nimmerwiedersehen! So ein Frust und ich hatte mich schon auf mein frisch duftendes Nachthemd gefreut! So muss jetzt ein ausrangiertes T-Shirt als Oberteil herhalten. Der normale Pyjama ist mir einfach zu warm. Den nehme ich dann wieder, wenn es kälter wird.

20.–22. 05. 2014

Am nächsten Morgen, kurz vor 09.00 Uhr, holt uns Dörte ab und bringt uns zu Hertz (Mietwagenverleihung). Wir fahren gleich los in die Heimat, da wir am 21. 05. an einer Eigentümerversammlung teilnehmen. Wir verwalten noch eine kleine Eigentumswohnung. Es gibt wichtige Entscheide zu treffen. Am Donnerstag werden wir jedoch schon wieder zurück nach Verden fahren und unsere Reise Richtung Schlei bzw. Schweden bald fortsetzen.

Es herrscht ein Wahnsinnsverkehr auf den deutschen Autobahnen!

22. 05. 2014

In der Munotstadt Schaffhausen hat alles zu unserer besten Zufriedenheit geklappt. Kurzer Besuch bei Mutter. Hab das Gefühl, es geht langsam, aber sicher bergab mit ihr. Sie hat nicht gut ausgesehen, aber uns sofort erkannt und beim Namen genannt. Über unsere Ansichtskarten hat sie sich gefreut.

Hans St. fährt mit uns zurück nach Verden und verbringt ein paar Tage mit uns zusammen auf der „JOYA“. Die Fahrt ist kurzweilig dank Hans’ witzigen Sprüchen! Kurz vor Verden blitzt uns doch tatsächlich so ein grauer Kasten an! Oje, nun ist uns noch eine Geldbuße gewiss! Aber lieber eine Buße als ein Unfall!

Als wir nach guten 7 Stunden Fahrt wieder beim Schiff ankommen, ist es dermaßen „tüppig“*, dass wir alle zuerst duschen möchten. Jörg hat noch keine Zeit gefunden, den Duschkopf auseinanderzuschrauben. Daher fließt das Wasser immer noch spärlich. In der „JOYA“ ist es so heiß wie in einem Backofen. Wir reißen sämtliche Fenster auf und machen Durchzug. Die Solarzellen haben das Boot über diese Tage mit Strom versorgt. Jetzt lechzen wir alle nach einem kühlen Bierchen! Unterwegs haben wir noch eingekauft. Wir grillieren heute Abend. Das wird gemütlich und Hans gefällt’s! Ein Gewitter braut sich zusammen und rund um uns herum flammen Blitze auf. Doch das tut unserer Stimmung keinen Abbruch!

*schwül

23. 05. 2014

Nachts hat es geregnet und auf 16° abgekühlt. Jetzt ist es wieder angenehm. Hans hat wunderbar geschlafen und wir frühstücken ausgiebig. Um 10.00 Uhr geben wir den Mietwagen ab. Edi holt uns bei Hertz ab, dann picken wir Dörte beim Fitnessstudio auf und fahren zusammen zum Boot zurück. Hans hat mit Fiiny in der Zwischenzeit einen langen Spaziergang gemacht. Tolle Begrüßung für Hans durch die beiden Nordlichter. Wir plaudern noch ein wenig, dann machen sich Edi und Dörte wieder auf den Heimweg. Wir gehen heute Abend alle zusammen essen und sie kommen uns abholen.

Das Wetter ist durchzogen, mal scheint die Sonne, mal regnet es. Doch die Temperatur ist angenehm. Ich leg mich zwei Stunden zum Schlafen hin, Hans und Jörg ebenso. Um 16.00 Uhr sind Jörg und Hans dabei, die Filter zu putzen. Nun ist alles wieder sauber. Die Fäkalientanks werden ebenfalls geleert, denn es kommt demnächst wieder ein längerer Regenguss. Vorher schneide ich Jörg noch die Haare. Nein, ich bin keine Coiffeuse – ich nehme den Kahlrasierer dazu.

Nach dem feinen Nachtessen im „Borsteler Hof“ werden wir durch Edi und Dörte wieder zum Schiff zurückgebracht. Während Jörg und Hans noch bis nach Mitternacht draußen in der Plicht dem spanischen Syrah verfallen und von alten Zeiten sprechen, möchte ich mir mal in aller Ruhe einen guten Kriegsfilm im TV reinziehen. Im Dunkeln greife ich nach dem On-Schalter, schnappe mir das Zapper-Kästlein und los geht’s. Aber es ist alles gestreift! Was ist los? Ich rufe Jörg, ob etwas mit der Satelliten-Schüssel nicht in Ordnung sei. Jörg kann es nicht fassen! „Hans, komm schnell, das musst du dir ansehen“, ruft er. Als er Licht macht, sehe auch ich, warum der Bildschirm gestreift ist: Das gestreifte Tüechli liegt noch als Schutz über dem Bildschirm! Sie lachen sich einen Schranz weg und ich versinke vor Scham im Boden! Ich hab es wirklich nicht gesehen.