Julia Extra Band 260 - Susan Stephens - E-Book

Julia Extra Band 260 E-Book

Susan Stephens

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Beschreibung

Die Liebe trifft Vanessa wie der Blitz, als sie in Paris dem umwerfend attraktiven Millionär Markos begegnet. Aber wird sie für ihn jemals mehr sein als nur die perfekte Geliebte?

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Julia James

Eine Liebe in Paris

Der attraktive Millionär Markos ist Vanessas große Liebe. Doch schon bald muss sie entdecken, dass er in ihr nicht mehr zu sehen scheint als eine perfekte Geliebte …

Miranda Lee

Sehnsucht nach deinen Küssen

Zwischen Leah und Jason liegt vom ersten Moment an erotisches Prickeln in der Luft. Aber auch wenn sie ihn heiß begehrt, bleibt er immer noch ihr Chef. Und Liebe im Büro ist für sie tabu …

Susan Stephens

Nur ein kurzer Traum vom Glück?

Mirandas sehnlichster Traum geht in Erfüllung, als sie den faszinierenden griechischen Milliardär Theo Savakis heiratet. Doch schon bald ziehen dunkle Wolken am Liebeshimmel herauf …

Trish Wylie

Die irische Braut

Je stärker Maggie den aufregenden Iren Sean begehrt, desto mehr fürchtet sie plötzlich, nicht die Richtige für ihn zu sein …

IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint vierwöchentlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49 (040) 60 09 09 – 361

Fax: +49 (040) 60 09 09 – 469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Cheflektorat:

Ilse Bröhl (verantw. f. d. Inhalt i. S. d. P.)

Lektorat/Textredaktion:

Sarah Sporer

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Poppe (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

Anzeigen:

Kerstin von Appen

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2006 by Julia James

Originaltitel: „For Pleasure … Or Marriage?“

erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Kara Wiendieck

© 2006 by Miranda Lee

Originaltitel: „The Billionaire Boss’s Forbidden Mistress“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Alexa Christ

© 2006 by Susan Stephens

Originaltitel: „The Greek’s Bridal Purchase“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Trixi de Vries

© 2006 by Trish Wylie

Originaltitel: „O’Reilly’s Bride“

erschienen bei:Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: TENDER ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

Übersetzung: Cathrin Bieler

Fotos: RJB Photo Library / gettyimages

Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-077-5

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA

Band 260 (1) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

www.cora.de

Julia James

Eine Liebe in Paris

Vanessa ist die perfekte Frau für den attraktiven Millionär Markos: Sie ist wunderschön, begehrenswert und immer für ihn da, wenn er Sehnsucht nach ihr verspürt. In ihren Armen erfährt er nie gekanntes Glück – bis sie plötzlich von Heirat spricht … Um keinen Preis will Markos seine Freiheit aufgeben! Erst als Vanessa ihn verlässt, merkt er: Sie bedeutet ihm viel mehr, als er jemals wahrhaben wollte. Gibt es doch etwas, das man mit allem Geld der Welt nicht kaufen kann: die wahre Liebe?

1. KAPITEL

Gemächlich schlenderte Markos Makarios über den Vorplatz von Notre Dame. Die vielen Touristen, die die berühmte Kathedrale am südlichen Ende des Platzes besuchten, störten ihn nicht. Manchmal war es gut, sich unter Menschen zu begeben. Nicht, dass seine Leibwächter sonderlich glücklich darüber waren. Taki und Stelios folgten ihm in diskretem Abstand und würden sich erst entspannen, wenn er wieder sicher in der Limousine saß.

Aber der warme Septembertag war viel zu schön, um in einer Limousine zu sitzen, Paris durch getönte Scheiben zu betrachten und dabei die aktuellen Kommuniqués seiner Manager aus ganz Europa zu lesen. Es war richtig gewesen, auf der Île de la Cité auszusteigen. Außerdem war der Verkehr so dicht, dass er sein Ziel, die Île St Louis, zu Fuß wahrscheinlich schneller erreichte.

Allerdings hatte er es auch nicht eilig, seinen Termin einzuhalten. Der Lunch mit dem Generaldirektor der französischen Firma, mit dem er im Moment in Verhandlungen stand, würde eine weitschweifige und ermüdende Angelegenheit werden.

Ein Gefühl von Langeweile stieg in ihm auf. Dieses Gefühl verspürte er in letzter Zeit immer häufiger, was ihn ebenso ärgerte wie das bevorstehende Essen. Gab es doch keinen Grund, sich zu langweilen. Überhaupt keinen. Er stand in der Blüte seines Lebens, war bei bester Gesundheit und führte mit seinen dreiunddreißig Jahren ein Leben, um das ihn jeder andere Mann beneidet hätte.

Markos besaß alles, was er sich wünschen konnte: Geld, Immobilien in allen Teilen der Welt, eine Yacht im Mittelmeer, eine weitere in der Karibik, einen eigenen Jet, Luxuswagen und natürlich so viele wunderschöne Frauen, wie er wollte. Nur auf eine Sache in seinem Leben hatte er frustrierenderweise keinen Einfluss: auf die konstanten Aufforderungen seines Vaters, endlich zu heiraten, Kinder zu zeugen und die Makarios-Dynastie fortzusetzen.

Trotzdem langweilte er sich.

Dieses Gefühl musste er vertreiben. Mit welchen Mitteln auch immer. Und sei es mit einem Spaziergang über einen der berühmtesten Plätze von Paris – wie ein ganz gewöhnlicher Tourist. Vor ihm erhoben sich die beiden Kirchtürme, darunter das Fenster mit der Rosette und die gotischen Bögen der Eingänge. Um ihn herum unterhielten sich Menschen in den verschiedensten Sprachen, Kameras blitzten, und Reiseführer machten die Runde.

„Lassen Sie mich jetzt endlich in Ruhe?!“

Die zornige Stimme rechts von ihm erweckte seine Aufmerksamkeit. Während er den Kopf wandte, bemerkte er zwei Dinge. Die Sprecherin hatte englisch gesprochen und nicht französisch, und sie war die atemberaubendste Frau, die er seit langem gesehen hatte.

Zuerst fielen ihm ihre Haare auf. Wunderbare lange rotgoldene Locken – fast bis zur Hüfte. Einen Moment war er wie geblendet. Dann wanderte sein Blick zu ihrem Gesicht.

Sie hätte einem Gemälde von Raffael entstiegen sein können. Ein ovales Gesicht, helle Haut, glänzende Augen und ein sinnlicher Mund. Aber in ihren Zügen lag nicht die ruhige Gelassenheit eines Gemäldes. Markos’ Mundwinkel zuckten amüsiert – ruhig und gelassen waren die letzten Worte, die im Augenblick zu ihr passten.

Sie bebte vor Zorn, und ihre braunen Augen blitzten.

Und er wusste auch, warum.

Zwei junge Männer blockierten ihren Weg und blinzelten einander verschwörerisch zu. Einer von ihnen sprach in gebrochenem Englisch auf sie ein und versuchte, sie zu einem Drink zu überreden.

„Nein!“, entgegnete die Rothaarige wütend. „Lassen Sie mich in Ruhe.“

Stattdessen ergriff der andere Mann ihr Handgelenk. Als sie sich befreien wollte, lachte er nur und wiederholte die ungebetene Einladung.

Ganz automatisch ging Markos auf die Gruppe zu. Hart und autoritär stieß er einige Sätze auf Französisch aus, woraufhin die beiden jungen Männer erstarrten. Markos fügte ein weiteres einsilbiges Wort hinzu und lächelte. Ein völlig humorloses Lächeln.

Augenblicklich ließ der Mann das Handgelenk der Frau los. Ohne weitere Umstände verschwanden die zwei in der Menschenmenge.

„Merci, monsieur.“

„Gern geschehen“, erwiderte Markos auf Englisch. Dank seiner britischen Mutter sprach er ohne Akzent, ein Umstand, der überhaupt nicht zu seinem südländischen Äußeren passte.

Dass die Frau diese Unstimmigkeit registrierte, war nicht zu übersehen.

Und er sah, dass sie noch etwas anderes wahrnahm. Etwas, bei dem er tiefe Befriedigung empfand. Er wartete einen Moment, dann murmelte er: „Ich fürchte, das waren nicht die Letzten, die Sie behelligen werden.“

„Warum können die mich nicht in Ruhe lassen?“, rief sie verärgert.

Markos lachte. Diesmal aufrichtig. „Weil dies Paris ist. Und hier verfolgen Männer wunderschöne Frauen nun einmal.“

„Das ist so lästig“, sagte sie. „Und dumm. Welcher Mann glaubt ernsthaft, eine Frau würde sich auf so ein Angebot einlassen?“

„Was Sie brauchen“, erwiderte er sanft, „ist ein Leibwächter.“

Ihr Blick ruhte auf ihm. In ihren Augen lag Unsicherheit, nicht Verärgerung. Und noch etwas anderes.

Die Unsicherheit gewann die Oberhand.

„Guten Tag, monsieur. Ich danke Ihnen für das, was Sie für mich getan haben.“ Damit wandte sie sich um und ging.

Markos sah ihr nach. Sie kam ungefähr zwanzig Meter weit, bevor ein hagerer Skandinavier mit einem Reiseführer in der Hand sie aufhielt, etwas fragte und dann einladend auf die Kathedrale deutete. Kopfschüttelnd ging sie um den Skandinavier herum und kreuzte den Weg eines Nordafrikaners, der nun seinerseits die Richtung änderte, neben ihr herging und ihre ablehnenden Gesten komplett ignorierte.

Ohne seinen gemächlichen Gang zu beschleunigen, schlenderte Markos ihr hinterher. Das Gefühl der Langeweile war verschwunden. Komplett.

Es war einfach unerträglich! Gleich an ihrem ersten Tag in Paris wurde sie ununterbrochen belästigt. Dabei wollte sie sich lediglich einen seit Jahren gehegten Traum erfüllen: die schönste Stadt Europas besichtigen.

„Verschwinden Sie“, fauchte sie denjenigen an, der sie gerade ansprach.

„Eenglische?“, fragte der Mann und grinste. „Ich zeige dir gute Zeit.“

Hinter ihr erklang eine neue Stimme. Auch wenn sie die Sprache nicht kannte, die Stimme erkannte sie sofort.

Es war wieder dieser Mann. Der die beiden Franzosen vertrieben hatte. Der gesagt hatte, dass sie in Paris sei und damit rechnen müsste, belästigt zu werden. Und dass sie einen Leibwächter bräuchte.

Groß und muskulös, bewegte er sich mit einer Eleganz, die etwas Sinnliches an sich hatte. Seine Haare waren dunkel, die Haut gebräunt. Welcher Nationalität er angehörte, konnte sie nicht sagen. Mit ihr hatte er englisch gesprochen, französisch mit den beiden Kerlen von vorhin und gerade wieder eine andere Sprache.

Wo auch immer er herkam, er raubte ihr den Atem. Nie zuvor hatte sie einen attraktiveren Mann gesehen.

Doch sie durfte nicht etwas so Dummes tun wie auf sein Äußeres reagieren. Einen Mann, selbst einen gut aussehenden Mann, auf irgendeine Art zu ermutigen, hätte fatale Folgen.

Der Nordafrikaner war mittlerweile verschwunden.

„Vielen Dank“, sagte sie so steif sie konnte zu ihrem Retter.

Aber ihre Reserviertheit beeindruckte ihn nicht im Geringsten. „Sie brauchen wirklich einen Leibwächter“, stellte er fest. „Diese ausländischen Strolche sind wahre Teufel.“ Dabei funkelten seine Augen belustigt.

Sie lächelte. „Möchten Sie damit sagen, Sie wären kein ‚ausländischer Strolch‘?“

„Ich bin wahrscheinlich mehr Engländer als Sie“, erwiderte er.

„Wie bitte?“, fragte sie überrascht.

„Nur Kelten haben rote Haare.“

„Meine Großmutter stammt aus Schottland“, gestand Vanessa.

Irgendetwas an ihrer Stimme war falsch. Sie klang atemlos, mit einem höheren Tonfall als sonst. Selbst wenn der Fremde sie zweimal vor ungewollten Bewunderern gerettet hatte, durfte sie nicht hier stehen und sich mit ihm unterhalten.

„Wissen Sie“, fuhr er fort, als hätte er ihre Gedanken gelesen, „es gibt keinen Grund, misstrauisch zu sein. Ich bin wirklich sehr anständig. Und falls Sie es mir erlauben“, in seine Stimme hatte sich wieder diese sanfte Note geschlichen, die ein seltsames Kribbeln in ihrem Magen auslöste, „wäre ich mehr als glücklich, mit Ihnen Notre Dame zu besichtigen und Sie zu beschützen.“

In seinem Lächeln konnte Vanessa außer Höflichkeit nichts entdecken. Einen Augenblick war sie enttäuscht.

Sie biss sich auf die Lippen und wandte den Blick ab. Deshalb sah sie nicht, wie seine grauen Augen aufblitzten. Als sie ihn wieder ansah, war seine Miene gleichmütig.

Er ist ein Geschäftsmann, dachte sie. Er trägt einen Anzug. Sehr elegant. Sehr formell. Sehr anständig.

Er hat mir nur einen Spaziergang angeboten. Das ist alles. Er hat nicht um eine leidenschaftliche Nacht gebeten! Und er hat bewiesen, dass er zudringliche Kerle von dir fernhalten kann …

Nach einem tiefen Luftzug hob sie das Kinn.

„Vielen Dank“, sagte sie. „Das wäre sehr freundlich.“

Markos beobachtete, wie sich die Rothaarige von ihm abwandte und auf das konzentrierte, was die Stimme aus dem Kopfhörer ihr beschrieb. Mit etwas anderem um die Aufmerksamkeit einer Frau konkurrieren zu müssen, war neu für ihn. Doch andererseits erlaubte ihm ihre Versunkenheit, sich auf ihre Schönheit zu konzentrieren.

Und die war bemerkenswert.

Alles an ihr – von den fantastischen roten Haaren über ihren zierlichen Hals, die hohen Wangenknochen und die helle Haut, bis zu der Anmut ihres schlanken, aber wohlproportionierten Körpers – war außergewöhnlich. Und dass sie sich ihrer Attraktivität nicht bewusst zu sein schien, machte sie noch verführerischer. Ein kleines Lächeln umspielte Markos’ Lippen.

Bewundernd betrachtete er ihren schlanken Körper, die Rundungen ihrer Brüste, die schmale Taille und die langen Beine. Selbst in dem nichtssagenden Kleid, das sie trug, sah sie hervorragend aus. Markos ließ seiner Fantasie freien Lauf und stellte sich vor, wie ihre Schönheit durch Haute-Couture-Mode erst richtig zur Geltung käme.

Und natürlich Schmuck. In Paris gab es einige der besten Juweliere der Welt. Doch wenn er etwas wirklich Besonderes für sie haben wollte, wusste er, an wen er sich wenden musste. Seinem Cousin Leo Makarios war es gerade gelungen, die berühmte, aber lange verschollene Levantsky-Kollektion der russischen Zarenfamilie zu erwerben.

Was ihr wohl besser stehen würde? Saphire oder Smaragde? Oder beides?

So oder so wäre es ein großes Vergnügen, das herauszufinden.

Von dem Vergnügen, ihre Schönheit in seinem Bett zu erforschen, gar nicht erst zu sprechen.

Befriedigung und Vorfreude durchströmten ihn. Plötzlich war das Leben viel interessanter geworden.

Damit sie das in allen Regenbogenfarben schillernde Licht, das durch die Zwischenräume des Rosenfensters in die Kathedrale drang, besser sehen konnte, legte Vanessa den Kopf zurück. Die Stimme aus dem Kopfhörer informierte sie über Daten, Könige und die Techniken, mit denen im Mittelalter Glas hergestellt wurde. Trotz all seiner interessanten Details musste der Audioführer mit einer sehr ernstzunehmenden Ablenkung konkurrieren.

Einer Ablenkung, die ihre Blicke wie magisch anzog. Doch so groß die Versuchung auch war, sie zwang sich zu widerstehen. Sie war hier, um Paris zu sehen, und nichts anderes.

Als ihr Großvater im Frühling gestorben war, hatte sie sich diese Reise geradezu verordnet. Drei Jahre zuvor war seine Frau ganz unerwartet verstorben, und seitdem war es mit seiner Gesundheit bergab gegangen.

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall ihrer Eltern hatten ihre Großeltern sie großgezogen. An ihre richtigen Eltern hatte sie keine Erinnerungen mehr. Ihre Großeltern hatten sich liebevoll, jedoch auch überfürsorglich um sie gekümmert. Als Kind hatten ihre Großeltern ihr Leben und ihre Sicherheit bedeutet. Doch als sie älter geworden war, hatte sich das Verhältnis umgekehrt und sie plötzlich für ihre Großeltern gesorgt.

Deshalb hatte sie auch leichten Herzens auf das verzichtet, was die meisten Mädchen in ihrem Alter sich wünschten. Sie war zufrieden damit, am örtlichen College Bibliothekswissenschaften zu studieren, anstatt Kunst oder Sprachen an einer Universität im Ausland. So konnte sie zusammen mit ihren Großeltern in dem gemütlichen viktorianischen Haus in der netten Kleinstadt im Süden Englands wohnen bleiben. Und anstatt in den Ferien die Welt mit Zelt und Rucksack zu erkunden, arbeitete sie in der öffentlichen Bibliothek und las in Büchern von fernen Ländern. Statt auf Partys zu gehen und sich zu verlieben, besuchte sie mit ihren Großeltern Theater und Konzerte für klassische Musik.

Lange führte sie ein Leben, das nicht unbedingt zu ihrem Alter passte, ruhig und eingeschränkt, aber sie hatte es nie bedauert. War sie sich doch immer schmerzhaft bewusst, dass es nicht von Dauer sein würde.

Und nun waren ihre Großeltern tot. Vanessa hatte alle Zeit der Welt für sich. Sie empfand ein Gefühl von Freiheit, gemischt mit Traurigkeit, weil sie keine Familie mehr hatte und niemand irgendwo auf sie wartete.

Aber trotz aller Traurigkeit war sie seit ihrer Ankunft am Pariser Flughafen vor wenigen Stunden auch aufgeregt. Alles erschien ihr wunderbar, bezaubernd und spannend – mit der Metro zu fahren, ihre Französischkenntnisse an echten Franzosen auszuprobieren, mit vor Staunen offenem Mund und dem Koffer in der Hand durch die Straßen zu der kleinen Pension, in der sie ein Zimmer reserviert hatte, zu schlendern. Sie wollte sich so viel wie nur möglich ansehen.

Notre Dame war ihr erstes Ziel. Schon aus der Ferne hatte sie die große Kathedrale, die wie ein Schiff auf der Île de la Cité in der Seine lag, gesehen und sich auf dem kürzesten Weg dorthin gemacht.

So wie jeder Mann in Paris sich offensichtlich auf dem kürzesten Weg zu ihr gemacht hatte.

Warum können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen, dachte sie verärgert. Auch wenn sie nicht im Geringsten interessiert war, ließen sich die Männer nicht abschütteln!

Ihr Blick löste sich von den Deckenschnitzereien, über die der Audioführer gerade sprach.

Jetzt wurde sie nicht belästigt. Der Mann an ihrer Seite kümmerte sich darum. Und er selbst belästigte sie glücklicherweise auch nicht.

Und wenn er es täte, wäre es dann eine Belästigung?

Frech wanderte dieser Gedanke in ihrem Kopf herum. Vanessa drängte ihn zurück, aber der Schaden war bereits angerichtet.

Aus welchem Land mag er wohl kommen?

Verstohlen sah sie noch einmal zu ihm hinüber. Gerade betrachtete er die Kanzel vor dem Altar und bemerkte nicht, dass sie ihn ansah.

Ihr heimlicher Blick gab ihr keine weiteren Informationen als den Mittelmeerraum preis. Nun, seine Herkunft ging sie aber auch gar nichts an, denn bald wäre die Führung beendet, sie würde sich höflich bei ihm bedanken, und er würde gehen, da seine gute Tat des Tages getan war.

Sie würde ihn nie wiedersehen.

„Fertig?“

Vanessa nahm die Kopfhörer ab, schaltete den Audioführer aus und nickte.

„Ja. Ist Notre Dame nicht ein fantastisches Bauwerk?“ Ihre Stimme klang atemlos, und ihre Augen funkelten. Wie zwei goldene Seen, dachte er.

„Dabei hatte ich Angst, es wäre gar nicht so wundervoll, wie alle behaupten“, fuhr Vanessa fort, „aber das ist es! Das Rosenfenster ist einfach unglaublich! Und die Deckengemälde! Aber bestimmt haben Sie das schon oft gesehen …“

Beschämt über ihren Redeschwall, hielt sie inne.

„Seit vielen Jahren nicht mehr. Und was ich noch nie getan habe“, meinte er, und sein Tonfall bekam einen nachdenklichen Klang, „ist, die Türme zu besichtigen. Ich hatte es immer vor.“ Ganz kurz trafen sich ihre Blicke, auf ihrem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. Markos lächelte. „Hatten Sie vor hinaufzusteigen?“

„Ja“, erwiderte sie zögernd.

Wieder durchströmte Markos Befriedigung. Mochte sie auch die letzte halbe Stunde in ihren Audioführer vertieft gewesen sein, jetzt galt ihre Aufmerksamkeit allein ihm.

„Gut“, sagte er sanft. „Worauf warten wir noch? Der Eingang zu den Türmen ist draußen, auf der anderen Seite, glaube ich.“

Kaum waren sie wieder im warmen Sonnenschein, blieb sie stehen und wandte sich zu ihm um. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, würde sie jetzt gleich etwas sehr Britisches sagen, sehr höflich, sehr ablehnend.

Also gab er ihr gar nicht erst die Chance dazu.

„Hier entlang“, meinte er und lächelte. Das höfliche Lächeln, das er für ältere Damen reserviert hatte.

Es hatte den beabsichtigten Effekt. Ihr Widerstand schmolz.

Vor dem Eingang zu den Türmen auf der Nordseite der Kathedrale stand bereits eine kleine Schlange. Markos führte Vanessa auf den letzten Platz und stellte sich hinter sie.

„Das sollte nicht allzu lange dauern“, sagte er und schenkte ihr ein weiteres höfliches Lächeln. „Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment.“

Aus den Augenwinkeln sah er Taki und Stelios, die ihm in der Kathedrale wie Schatten gefolgt waren. Er holte sein Mobiltelefon aus der Jacketttasche, wählte Takis Nummer und befahl ihm auf Griechisch, seinen Lunchtermin mit einer mustergültigen Entschuldigung abzusagen. Dann unterbrach er die Verbindung und steckte das Telefon wieder ein.

Neugierig sah Vanessa ihn an.

„Griechisch“, erklärte Markos.

„Ich habe mich schon gefragt, was Ihre andere Hälfte ist.“

Er lächelte. Diesmal war es nicht das Lächeln für ältere Damen.

„Griechischer Vater, englische Mutter“, verkündete er.

„Sie sehen überhaupt nicht britisch aus. Aus welchem Teil Griechenlands kommen Sie?“

Markos dachte an die vielen Orte, an denen er als Kind gelebt hatte. Die Hälfte davon in England und die andere über das restliche Europa verstreut. Bis er neun Jahre geworden war, hatte er bei seiner Mutter gelebt, danach, als der hässliche Scheidungskrieg seiner Eltern beendet war, in Griechenland und der Schweiz. Zu Hause hatte er sich nirgends gefühlt.

Deshalb gab er die Antwort, die er immer gab.

„Ursprünglich stammt meine Familie aus der Türkei, aus einer der vielen griechischen Siedlungen dort. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich mein Großvater in Athen niedergelassen. Aber ich bin heimatlos. Ah, die Schlange bewegt sich.“

Er war froh, das Thema wechseln zu können. Zu Hause war kein Wort, das eine Bedeutung für ihn hatte.

„Noch einen Kaffee?“

Vanessa schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank. Ich sollte jetzt wirklich gehen.“

In der Nähe von Notre Dame saß sie unter einem Sonnenschirm auf der Terrasse eines Restaurants. Wie sie hier hergekommen war, wusste sie immer noch nicht genau. Es scheint einfach passiert zu sein, dachte sie verwirrt.

Markos Makarios. So lautete sein Name. Auf der Spitze des Turms, Paris zu ihren Füßen, hatte er sich vorgestellt.

„Jetzt werden Sie mich immer mit dem Glöckner von Notre Dame assoziieren“, hatte er lächelnd gesagt, und in seinen grauen Augen war ein heller Schimmer erschienen. Diese Augen … in denen sie so gern versinken wollte, aber genau wusste, dass sie es nicht durfte.

Genauso wenig, wie sie ihm ihren Namen hätte verraten oder seine Hand mit spöttischer Feierlichkeit auf dem Dach von Notre Dame, im warmen Sonnenschein des Septembertags, hätte schütteln sollen.

Und ganz bestimmt hätte sie nicht zulassen dürfen, dass er auf dem Weg nach unten ihren Ellenbogen ergriff, als wäre das die natürlichste Sache der Welt. Vor der Kathedrale hatte er sie über den Platz geführt und verkündet, es sei Zeit für den Lunch.

Doch irgendwie hatte sie all das zugelassen.

„Auf Paris und darauf, dass Ihnen die Stadt gefällt!“ Markos hob sein Glas, und sie erwiderte sein Lächeln. Einen Augenblick funkelte etwas in seinen Augen, und ein Schauer durchlief sie, der nichts mit dem Wunder zu tun hatte, dass sie tatsächlich endlich in Paris war.

Aber dann war das Funkeln verschwunden, und ihr Erschauern entsprang nur noch dem Wunder, in Paris zu sein.

Es hatte nichts mit dem Mann zu tun, der aus irgendeinem Grund, den sie sich nicht erklären konnte, mit ihr zu Mittag aß.

Es ist nur Lunch. Er ist nur höflich. Nett. Freundlich. Und hat Mitleid mit einer englischen Touristin, die zum ersten Mal in Paris ist.

Und die noch einen vollen Tagesplan vor sich hat, dachte sie energisch, nahm ihren Rucksack auf den Schoß und kramte nach ihrem Portemonnaie.

„Könnten Sie um getrennte Rechnungen bitten?“, fragte sie.

Markos starrte sie an. Hatte er sich nicht etwas Neues, Unbekanntes gewünscht? Jetzt hatte er es bekommen. Bisher hatte keine Frau jemals auch nur die geringsten Einwände erhoben, wenn er ihr Essen bezahlt hatte … oder andere Dinge.

„Ich werde mich darum kümmern“, sagte er und winkte dem Kellner. Normalerweise hätte er so weltliche Dinge wie Restaurantrechnungen Taki oder Stelios überlassen, aber die waren in ihre Zeitungen vertieft. Vanessa hatte die beiden noch gar nicht bemerkt.

Vanessa. Insgeheim flüsterte er ihren Namen. Sie hatte ihn nennen müssen, nachdem er sich vorgestellt hatte. Auch das war etwas Neues. Normalerweise waren Frauen stets sehr darauf bedacht, ihm so schnell wie möglich ihre Vornamen zu nennen – in der Hoffnung auf mehr. Aber die Schönheit ihm gegenüber hatte gezögert, ihm ihren Namen zu sagen.

Und doch war sie mit ihm in dieses Restaurant gegangen. Ihre Miene spiegelte die ganze Zeit über eine gewisse Verwirrung wider, als sei sie nicht sicher, wie es dazu hatte kommen können. Das amüsierte ihn und gefiel ihm gleichermaßen.

Vanessa Ovington war in der Tat eine Rarität.

Eine, die er genießen würde.

Als der Kellner an ihren Tisch trat, reichte Markos ihm eine seiner Kreditkarten. Hastig zog Vanessa einige Geldscheine hervor und legte sie auf den Tisch.

„Ich denke, das sollte für meinen Anteil reichen“, meinte sie.

Verblüfft sah Markos sie an. Ein Funkeln lag in ihren goldenen Augen. Er musste lächeln.

„Vielen Dank“, sagte er und nahm die Geldscheine. „Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um besser springen zu können.“

Jetzt war es an ihr, ihn verdutzt anzusehen. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, warum er das gesagt hatte.

Aber das störte Markos nicht. Ganz und gar nicht.

Er hatte ein klares Ziel vor Augen, und dass die rothaarige Schönheit noch nichts davon mitbekommen hatte, gab der Angelegenheit eine pikante Note, die ebenso vergnüglich wie neu war.

„Und“, sagte er im Plauderton, „wohin gehen wir jetzt? Zum Invalidendom oder ins Rodinmuseum?“

Und Vanessa ging mit ihm – fand aber nie wirklich heraus, warum, obwohl sie später wieder und wieder darüber nachdachte.

2. KAPITEL

Erst nach einer Woche schaffte Markos es, sie in sein Bett zu locken. Allerdings war er auch nicht in Eile. Tatsächlich genoss er das Neue an ihrer Gesellschaft so sehr, dass er eine langsameVerführung bevorzugte. Nicht, dass sie sich dessen bewusst war –, und das verlieh seinem Vorhaben einen besonderen Reiz.

An jenem ersten Nachmittag hatte er sie zum Rodinmuseum geführt. Auf dem Museumsvorplatz stand Rodins berühmte Statue – Der Denker. Voller Bewunderung betrachtete Vanessa das Meisterwerk und war ganz in diesen Anblick versunken.

Das Sonnenlicht brachte ihre rotgoldenen Haare zum Leuchten. Kein Bildhauer kann diesen Anblick einfangen, dachte er. Und selbst ein Gemälde würde daneben steif und tot wirken. Ihr Haar wirkte so lebendig; er wollte mit den Fingern durch die Locken streichen, ihren Kopf neigen, ihren Mund an seinen ziehen, ihre geöffneten Lippen schmecken …

Von einem der umstehenden Bäume segelte ein Blatt herunter und verfing sich in ihren Haaren.

„Halten Sie still“, befahl er sanft.

Bewegungslos blieb sie stehen, ihm den Kopf halb zugewandt. Geschickt befreite er das Blatt, ließ sie aber noch nicht los. Eine Hand ruhte auf ihrer Schulter, die andere berührte immer noch ihr Haar. Einen endlosen Moment genoss er die Art und Weise, wie sie zu ihm aufschaute.

In ihren goldenen Augen spiegelten sich die unterschiedlichsten Gefühle – Angst, Faszination, Erstaunen. Die Zeit setzte plötzlich aus. Am Rande von Markos’ Bewusstsein regte sich etwas. Etwas Fremdes.

Von dem er nicht wusste, was es war.

Was er aber wusste, war, dass er kurz davor stand, eine Affäre zu beginnen, die seine Langeweile sehr, sehr effektiv vertreiben würde.

Je weiter der Tag fortschritt, desto klarer wurde dieses Wissen. Vanessa war anders als alle Frauen, die er jemals verführt hatte. Nicht nur, weil sie überhaupt nicht bemerkte, dass sie verführt wurde, nicht nur, weil sie sich tatsächlich für die Sehenswürdigkeiten von Paris interessierte, zu denen er sie begleitete – vom Eiffelturm über den Arc de Triomphe, von Versailles bis zu Sacré-Cœur und allem, was dazwischen lag. Auch nicht, weil sie weiterhin darauf bestand, ihre Tickets und Restaurantrechnungen selbst zu bezahlen, was ihn so sehr amüsierte, dass er Taki und Stelios weiterhin verbannte und anstatt seiner Limousine Taxen benutzte. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit führte er sie nicht zu den bekannten Pariser Haute-Couture- Geschäften, um dort seinen Reichtum zur Schau zu stellen, den sie offenbar weder bemerkte noch interessant fand. Sie war anders, weil … weil …

Es war etwas, das er nicht in Worte fassen konnte. Vanessa war anders, das war alles – und das faszinierte ihn so sehr, wie ihn ihre Schönheit berauschte.

Und in der Nacht, in der er endlich den unvermeidlichen Triumph seiner Verführung feiern konnte, entdeckte er noch etwas an ihr, was sie zu einer einzigartigen Frau machte.

Bereitwillig war sie seiner Einladung in sein Apartment gefolgt und hatte voller Erstaunen die kostbare Einrichtung bewundert. Doch sie sagte nichts, was Markos nicht überraschte. In der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, hatte sie nicht den leisesten Versuch unternommen, etwas über seinen Reichtum herauszufinden. Für sie war er einfach ein Geschäftsmann – wie sein Geschäft aussah und ob es lukrativ war, hatte sie nie gefragt. Ihre einzige Frage bei ihrem ersten Dinner hatte sie eher aus Höflichkeit denn Interesse gestellt. Und als er „Import und Export“ murmelte, nickte sie bloß und beließ es dabei. Von der milliardenschweren Makarios Corporation hatte sie offensichtlich noch nie gehört.

Ihre Augen weiteten sich, als sie das impressionistische Gemälde an der Wand entdeckte – und offensichtlich annahm, wie Markos amüsiert feststellte, es handele sich um eine Kopie und nicht um das unbezahlbare Original, das es tatsächlich war. Er schlenderte zu dem Schrank aus dem achtzehnten Jahrhundert, dessen Innenleben zu einer Bar umfunktioniert worden war, und nahm eine Flasche eisgekühlten Champagner heraus.

„Oh“, hauchte sie, als er mit zwei perlenden Gläsern auf sie zuging. Zögernd nahm sie ein Glas in die Hand.

„Ich habe bereits Wein zum Abendessen getrunken“, meinte sie unsicher.

„Von Champagner wird man nicht betrunken.“ Markos lächelte.

Immer noch unsicher sah sie ihn an. In diesem Moment stieß er mit seinem Glas sanft gegen ihres, dann hob er den Kelch an seine Lippen.

„Auf uns, Vanessa!“

Aber sie trank nicht, sondern stand einfach nur da. Wie lodernde Flammen fielen die wundervollen Haare über ihre nackten Schultern, die das hellgrüne Abendkleid nicht bedeckte.

Sie sagte auch nichts. Doch ihre Augen teilten ihm viel wortreicher, als ihre Stimme es gekonnt hätte, mit, dass sie heute Nacht ihm gehörte.

„Genießen Sie den Champagner, Vanessa“, forderte er sie auf.

Erst jetzt hob sie gehorsam das Glas an die Lippen und trank einen winzigen Schluck.

„Und jetzt, genieß mich“, flüsterte er, senkte den Kopf, und endlich, nach so vielen Tagen, tat er das, was er schon seit dem ersten Moment hatte tun wollen.

Ihre Lippen erzitterten unter seinem zärtlichen Ansturm, dann erwiderte sie seinen Kuss voller Hingabe. Als er mit der Zungenspitze in ihren Mund eindrang, erbebte ihr gesamter Körper, und ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle.

„Vanessa“, wisperte er, und während er die Lippen öffnete, um ihren Namen zu flüstern, öffnete auch sie ihren Mund.

Lang und tief und erfahren küsste er sie. Ließ die Zunge in ihren Mund gleiten und erforschte die seidige Höhle.

Widerstandslos überließ sie ihm ihr Champagnerglas, das er zusammen mit seinem auf dem kleinen Beistelltisch abstellte, bevor er Vanessa an sich zog.

Als ihre Brüste sich gegen seinen Körper drängten, schüttelte ein lustvoller Schauer seinen Körper.

Er vertiefte den Kuss noch weiter, wandelte Liebkosung inVerlangen.

Zärtlich streichelte er ihren Rücken. Wieder stöhnte sie leise und schmiegte sich enger an ihn.

Längst war er für sie bereit. Aber sie war es noch nicht für ihn, das wusste er intuitiv. An der Verwirrung, die sich in ihren Augen spiegelte, sah er, dass sie nicht genau verstand, was mit ihr geschah, was er mit ihr tat.

Markos löste sich ein wenig von ihr und sah sie an. Ihre Lippen, süß und reif wie Erdbeeren, waren leicht geöffnet, ihre Pupillen geweitet.

Mit einem Finger streichelte er über ihre Wange, fühlte, wie sie erzitterte. Dass sie seinen Berührungen so hilflos ausgeliefert war, erfüllte ihn mit tiefer Freude.

Er streifte mit dem Finger über ihren Mund, ihren Hals, ihre Brust und zog dabei den Ausschnitt ihres Kleides nach unten. Als er ihre wohlgerundeten Brüste entblößte, lauschte er verzückt ihrem scharfen Atem.

Griechische Worte für Vollendung, Perfektion und Schönheit entrangen sich seiner Kehle. Einen Moment betrachtete er einfach nur ihre wundervollen Brüste, dann schloss er die Augen und neigte den Kopf.

In seinem Mund verhärtete sich die Knospe. Noch während Vanessa wieder das tiefe, verwirrte, hilflose Stöhnen ausstieß, fühlte er, wie sie die Hand hob und mit zitternden Fingern durch sein Haar strich. Auf zärtliche Küsse ließ er ein ebenso zärtliches Knabbern mit den Zähnen folgen, was Wogen der Lust durch ihren Körper sandte und sie wieder und wieder aufstöhnen ließ.

Schließlich gab er sie frei und hob sie in seine Arme.

„Markos …“ Ihre Stimme klang tief, atemlos, und immer noch lag Verwirrung in ihren Augen. Aber da war noch etwas anderes … eine Sehnsucht, die sie nicht länger verbergen konnte.

Er trug sie in sein Schlafzimmer, legte sie behutsam auf die seidenen Laken seines Bettes, zog sich mit geübten Bewegungen aus und legte sich neben sie. Ihre Brüste waren entblößt, ihr Kleid über die Beine hochgeschoben.

Ihm stockte der Atem. Sie war so wunderschön – und das personifizierte Verlangen.

Aber nicht in einem anrüchigen Sinne, sondern unschuldig und sinnlich.

„Ist das ein Traum?“, fragte sie ungläubig.

Er lächelte.

„Kein Traum“, versicherte er.

Noch einmal kostete er die Süße ihres Mundes, und dann, mit unendlicher Geduld, mit unendlichem Vergnügen küsste er den Rest ihres Körpers, ihre fast weißen Brüste, die steil aufgerichteten Knospen, die er mit Lippen, Zunge und Zähnen liebkoste, die zarte Haut an ihrem Bauch. Vorsichtig glitt er zwischen ihre Schenkel, streichelte sie aufreizend, bis Vanessa sich stöhnend unter ihm wand und ihr Körper erbebte. Jetzt, jetzt hieß sie ihn mit ihrem ganzen Körper willkommen, jetzt würde sich sein lang ersehntes Verlangen erfüllen, und er schob seinen Körper auf ihren.

Und noch einen letzten kostbaren Moment versagte er sich die Erfüllung.

Langsam drang er in sie ein.

Und entdeckte erst jetzt, da es viel zu spät war, zu spät für etwas anderes, als die Ekstase zu genießen, die ihm diese betörende Frau verhieß, dass er der Erste war, der dieses Geheimnis ergründen durfte.

„Bist … bist du wütend auf mich?“

Wie schüchtern ihre Stimme klang, während ihre Miene sich verdüsterte. „Ich hätte es dir sagen sollen“, meinte sie leise.

Etwas in ihrer Stimme, der Ausdruck in ihren Augen, versetzte ihm einen kleinen Stich. Wenn ihn vor zehn Minuten jemand gefragt hätte, ob er eine Jungfrau mit in sein Bett nehmen wolle, hätte er eine kurze einsilbige Antwort gegeben. Nein.

Aber jetzt …

Er schaute sie an. Sie war so wunderschön.

Doch da war mehr an ihr als nur Schönheit. In den großen Augen schimmerte etwas, das eine Wirkung auf ihn ausübte. Und plötzlich wusste er mit absoluter Sicherheit, dass es ihm gleichgültig war, ob sie Jungfrau war. Es war nicht wichtig. Wichtig war nur, dass sie sich von den anderen Frauen, mit denen er geschlafen hatte, so sehr unterschied wie glitzernde Diamanten von einer verborgenen Perle. Das war ihr Zauber: dass sie anders war als alle anderen Frauen.

Denn als sich ihre Körper nach dem Schock über ihre Unberührtheit in einem gemeinsamen Rhythmus bewegt hatten und endlich die letzte Festung des Bewusstseins in den Wogen der Ekstase fortgespült worden war, als er die plötzliche Anspannung ihres Körpers gespürt, ihren lauten Aufschrei gehört hatte, empfand er eine so intensive, so außergewöhnliche Verzückung wie noch nie in seinem Leben.

Und jetzt, da sie erschöpft nebeneinanderlagen, verspürte er wieder dieses seltsame Gefühl. Er zog sie enger an sich und küsste sie zärtlich auf Mund und Augen.

„Du bist perfekt“, sagte er mit einer tiefen und rauen Stimme. „Absolut perfekt.“

Als er den Kopf hob, um ihr in die Augen zu schauen, sah er, wie ihre Miene sich aufhellte und ihre Augen leuchteten, als schiene die Sonne in ihnen.

Das gefiel ihm.

Gefiel ihm sehr.

3. KAPITEL

Der Schnee knirschte unter Vanessas Winterschuhen, die Bergluft schmerzte in ihren Lungen. Vom Fuß der Piste aus blickte sie ängstlich den steilen Berghang hinauf, während die ersten Schatten das Ende des Wintertages in den Alpen ankündigten. Ein kleiner Punkt bewegte sich in dramatischen Kurven den Berg hinunter.

Vor Furcht fast gelähmt, musste sie sich zwingen, ruhig zu bleiben. Markos war ein hervorragender Skifahrer, das wusste sie, und er kam auch mit gefährlichen Abfahrten bestens zurecht. Aber mit den Augen der Anfängerin sah sie nur die tiefen Spalten, die herausstehenden Felsen und die schwierigen Wendungen.

Wenn Markos irgendetwas zustieße, würde sie sterben.

Während sie mit angehaltenem Atem beobachtete, wie er näher kam, überlegte sie wieder einmal, wie es eigentlich zu diesem Wunder hatte kommen können.

Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass sich von ihrem ersten Tag in Paris an ihr Leben für immer ändern würde. Und tatsächlich hatte sie es nicht gleich am ersten Tag gemerkt, auch nicht an den folgenden Tagen, sondern erst nach der unglaublich märchenhaften Nacht, in der sie sich geliebt hatten.

Aber seitdem wusste sie es, sicher und absolut.

Sie war verliebt.

Verliebt in den wunderbarsten Mann der Welt.

Noch nie zuvor war sie verliebt gewesen. Wie auch? Sie hatte ein ruhiges und beschauliches Leben geführt, war hin und wieder mit einem ihrer Arbeitskollegen oder mit Freunden ausgegangen – mit Männern, bei denen ihre Großeltern keine Angst um ihre Enkelin hatten haben müssen. Natürlich hatte sie ein paar Küsse ausgetauscht, aber mehr nicht. Nichts, um sich nach mehr zu sehnen, nichts, um sie wie Eis in der Hitze schmelzen zu lassen, wie Markos’ Küsse und Berührungen es getan und ein Feuer in ihrem Inneren entzündet hatten, wie seine Blicke sie liebkost, seine Arme sie gehalten, sein Körper sie in Besitz genommen hatte.

Er hat mich gewählt – von allen Frauen hat er sich für mich entschieden!

Warum, verstand sie immer noch nicht genau. Und jetzt, da sie seinen Lebensstil kannte und wusste, dass er alles und jeden haben konnte, wenn er wollte, wunderte sie es noch mehr, dass er mit ihr glücklich war.

Aber sie war glücklich, mit ihm zusammen sein zu dürfen. Mehr wollte sie nicht. Die Vergangenheit hatte aufgehört zu existieren, genau wie die Zukunft.

Nichts anderes existierte mehr.

Nur Markos – und sein Verlangen nach ihr und ihre Liebe zu ihm.

Er war ihre Welt. Und das war genug – mehr als genug.

Jetzt kam er Schnee aufspritzend vor ihr zum Stehen, stemmte seine Skistöcke tief in den Boden und schob das Visier seines Helms hoch.

„Dachtest du, ich würde mich umbringen?“, fragte er grinsend.

Sie nickte, unendlich erleichtert, dass er die Schwarze Piste sicher gemeistert hatte.

„Bald wirst du selbst die Schwarze Piste fahren“, meinte er lachend und nahm den Helm ab.

Vanessa wurde blass.

„Oh nein, das kann ich nicht.“

Immer noch lachend reichte er Taki seinen Helm.

„Wie war deine Unterrichtsstunde?“

Leicht gequält verzog sie das Gesicht. „Der arme Christian war sehr höflich, aber er weiß, dass ich unfähig bin.“

„Möchtest du einen anderen Lehrer?“

„Es liegt nicht am Lehrer, ich fürchte, die Schülerin ist das Problem“, erwiderte sie bedauernd.

Wieder lachte er, während er sich bückte, um die Bindungen zu lösen. Er ließ die Skier liegen, damit Taki sich darum kümmerte, ging zu Vanessa und umarmte sie.

„Vielleicht sollte ich dich unterrichten. Immerhin war ich in anderen Fächern ein sehr guter Lehrer, nicht wahr?“

Bei seinem verführerischen Tonfall errötete sie. Und dieser Anblick begeisterte Markos noch immer. Obwohl sie seit fünf Monaten zusammen waren, war sie immer noch erstaunlich zurückhaltend. Selbst ein harmloser Kommentar wie, sie daran zu erinnern, wie viel er sie über sexuelles Vergnügen gelehrt hatte, brachte ihre Schüchternheit zumVorschein. Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte. Es war einer der Gründe, warum ihr Reiz noch nicht erloschen war.

Und es gab auch keine Anzeichen, dass es bald so weit wäre.

Mit Vanessa in seinem Arm ging er auf den wartenden Jeep zu. Wegen der dicken Skijacken war ihr Körper frustrierend weit weg von seinem. Die gefährliche Abfahrt hatte Spaß gemacht, und er wusste genau, was er als Nächstes wollte. Die zwanzigminütige Rückfahrt zum Schloss Herzogstein würde schmerzhaft lange dauern.

Dort angekommen, würde er Vanessa in seine Suite führen, ihr die verdammte Skijacke vom Leib reißen und dem großen Himmelbett zu seiner Existenzberechtigung verhelfen.

Als er hinter Vanessa in den Jeep stieg, schüttelte er den Kopf. Sein Cousin Leo musste verrückt gewesen sein, dieses Schloss zu kaufen! Er hatte ein Vermögen in die Renovierung investiert, aber anstatt das alte Gemäuer in ein Hotel zu verwandeln, erklärte er es zu seiner Privatresidenz. Doch das entsprach genau Leos Stil – er liebte große Gesten, so wie die, die Schönen, Reichen und Berühmten zur exklusiven Juwelenpräsentation auf ein mittelalterliches Schloss einzuladen.

Wieder wanderten Markos Blicke zuVanessa. Sie hatte die Kapuze ihrer Skijacke zurückgeschlagen und den Reißverschluss geöffnet. Ihre Schönheit raubte ihm immer noch den Atem.

Perfekt hatte er sie genannt – und das war sie. Absolut perfekt für ihn. Ohne die geringsten Einwände, ohne zu zögern, hatte sie mit ihm geschlafen, war in seiner Umarmung weich geworden und hatte sich seinen Liebkosungen und Küssen atemlos hingegeben.

Selbst jetzt, nach fünf Monaten, leuchteten ihre Augen, wenn er zu ihr kam. Jedes Mal. Mochte Leo so zynische Bemerkungen machen, wie er wollte, was bedeutete das schon? Ein spöttisches Lächeln umspielte Markos Lippen, als er Vanessa mit der schwarzhaarigen Schönheit verglich, auf die Leo gerade ein Auge geworfen hatte, die sich aber partout nicht von ihm verführen lassen wollte. Doch das war Leos Problem. In seinem eigenen Leben lief momentan alles großartig. Und dass Vanessa bewundernd zu ihm aufsah, gab ihm ein sehr, sehr gutes Gefühl.

Mittlerweile hatte Taki die Skier auf dem Dachgepäckträger verstaut und neben Stelios auf dem Fahrersitz Platz genommen. Er ließ den Motor an und steuerte den Wagen langsam über die verschneite Straße.

„Ist das Fotoshooting endlich zu Ende?“, fragte Markos Vanessa.

„Ja, Gott sei Dank.“

„Hat es dir keinen Spaß gemacht?“

In seinem Tonfall schwang eine wachsame Note mit, und Vanessa biss sich auf die Lippen. Schließlich war das Ganze Markos’ Idee gewesen. Sie sollte die Rolle des vierten Models für die Präsentation der Juwelenkollektion seines Cousins übernehmen. Ihren Einwand, dass sie noch nie in ihrem Leben gemodelt hatte, ließ Markos nicht gelten. Ebenso wenig wie ihre Bedenken, dass der Fotograf vielleicht lieber mit einem Profi statt einer Amateurin arbeitete.

Bei dem Gespräch hatten die beiden Cousins sie mit derselben verständnislosen Miene angesehen. Mittlerweile wusste sie, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Die bloße Idee, die persönlichen Vorlieben von jemand, der für die Makarios Corporation arbeitete, zu berücksichtigen, war für beide Cousins vollkommen absurd. Diese Einstellung hatte sie zunächst verwundert.

Aber dann war ihr wieder eingefallen, in wen sie sich verliebt hatte. Wann ihr das klar geworden war, wusste sie noch ganz genau. Am Nachmittag nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Nachdem sie fast den ganzen Tag im Bett verbracht hatten, hatte Markos ihr am Nachmittag gesagt, sie solle sich anziehen, da sie in die Oper gehen würden.

„Ist es Wagner?“, fragte sie, denn Richard Wagner hatte ihres Wissens die einzigen Opern geschrieben, die so lang waren, dass sie bereits nachmittags anfingen.

Doch er schüttelte nur lachend den Kopf.

„Viel romantischer“, beruhigte er sie.

Und es war romantisch gewesen, allerdings hatte ihr der Opernbesuch gleichzeitig auf verstörende Weise die Augen geöffnet.

Als sie aus dem Badezimmer kam, standen unzählige Menschen im Schlafzimmer, die munter auf Französisch miteinander plauderten. Man schnitt ihre Haare, manikürte ihre Nägel, schminkte ihr Gesicht, nahm ihre Körpermaße und steckte sie in ein unglaubliches Abendkleid nach dem anderen. Als sie endlich fertig war, verwirrt und attraktiver als je zuvor, in einem goldenen Kleid mit einem einfachen goldenen Reifen um den Hals, kam Markos ins Zimmer geschlendert. Er trug einen Anzug, und als er lächelte, stockte ihr der Atem.

„Komm“, sagte er. „Deine Kutsche wartet auf dich, Cinderella.“

Die Kutsche war ein Privatjet, der sie nach Mailand brachte, um La Bohème in der Scala zu sehen. In dem Moment hatte Vanessa erkannt, dass sie sich nicht in einen gewöhnlichen Geschäftsmann verliebt hatte.

Markos war einer der reichsten Männer Europas.

Aber das brachte auch Probleme mit sich. Denn die Reichen waren wirklich anders, wie sie schnell herausfand. Markos war niemals unhöflich, strahlte aber trotzdem eine gewisse Härte aus. Was er wollte, bekam er auch. Nicht durch Forderungen oder Launen oder schlechtes Benehmen. Er bekam es, weil … nun, weil er Markos Makarios war. Menschen taten, was er wollte. Mitarbeiter, Bedienstete – jeder.

Sogar sie.

Plötzlich war ihr unbehaglich zumute. Nein, dachte sie, ich tue, was Markos will, weil ich es will. Wie könnte ich etwas anderes wollen? Ich liebe ihn.

Und jetzt, da er mit zusammengezogenen Brauen seine Verärgerung darüber ausdrückte, dass es ihr offenbar nicht gefallen hatte, Model zu sein, wusste sie, dass er sie nie zu etwas zwingen würde, was sie nicht wollte. Ganz im Gegenteil! Er hatte sie reich beschenkt. Aber er hatte ihr viel, viel mehr gegeben als seinen Reichtum.

Sich selbst.

Das war es, was ihr Herz so glühend erwärmte. Dass er seine Zeit mit ihr verbrachte, sie mitnahm, wohin auch immer er ging, ihr all die Orte auf der Welt zeigte, von denen sie bislang nur geträumt hatte, und sie Tag und Nacht an seiner Seite behielt, außer wenn er arbeiten musste, was unweigerlich hin und wieder vorkam; schließlich leitete er die eine Hälfte der Makarios Corporation.

„Wir haben die Firma aufgeteilt“, erklärte er ihr. „Leos Vater ist gestorben, und mein Vater hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen.“

„Gibt es nie Streit?“, hatte sie interessiert gefragt.

Aber Markos hatte nur mit den Schultern gezuckt und gelächelt. „Leo gefällt sich bei dem Gedanken, er würde seinen Willen durchsetzen, aber wenn es sein muss, weise ich ihn in seine Schranken.“

Als Vanessa Leo kennenlernte, erkannte sie, dass die Beziehung der beiden Cousins ausgezeichnet funktionierte. Markos war der kühlere Kopf, Leo besaß das aufbrausendere Temperament. Markos war berechnender, Leo impulsiver. Und obwohl Leo seinen Cousin gern darauf hinwies, dass er älter war, herrschte Respekt und Zuneigung zwischen ihnen.

Sie runzelte die Stirn. Gestern Abend, auf der Galaparty zur Präsentation der Juwelen, hatte Leo Anna, eines der Models, nicht von seiner Seite gelassen. Darüber schien Anna nicht gerade glücklich gewesen zu sein, allerdings hatte sie während des gesamten Shootings nicht sonderlich glücklich gewirkt. Vorher, während der Fotoaufnahmen war sie mit dem furchtbaren Fotografen aneinandergeraten, der den ganzen Tag über nichts anderes getan hatte, als die Models anzuschreien.

Jetzt, da das Shooting endlich vorüber war, konnte sie Markos die Wahrheit sagen.

„Nein, es hat mir keinen Spaß gemacht“, gestand sie. „Ich glaube nicht, dass Modeln etwas für mich ist.“

„Aber du hast fantastisch ausgesehen.“

„Es ist härtere Arbeit, als du denkst“, erwiderte sie. „In fabelhaften Kleidern posieren und großartigen Schmuck präsentieren, ist unendlich anstrengend. Und Signor Embrutti hat sehr viel von uns verlangt, um nicht zu sagen, er war sehr unhöflich.“

Sofort verfinsterte sich Markos Miene. „Zu dir? Du hättest sofort gehen sollen.“

„Nein! Zu mir war er weit weniger unhöflich als zu den anderen Mädchen. Schließlich weiß jeder, dass du und ich …“

„Das ist auch gut so“, meinte er wütend und ergriff ihre Hand.

„Wann hast du Skifahren gelernt?“, fragte sie in dem Versuch, die Atmosphäre zwischen ihnen wieder etwas aufzulockern.

„Das ist lange her“, sagte er und lehnte sich zurück. „Meine Mutter hat mich immer in die Berge mitgenommen.“

„Hat sie es dir beigebracht?“ Bei dem Gedanken, wie seine liebende Mutter Markos als Kind beigebracht hatte, wie man Ski fährt, musste Vanessa lächeln. Nur selten erhaschte sie einen Blick auf den Mann hinter dem Liebhaber.

„Nein, sie hat einen Lehrer angestellt.“

Ihm Skifahren beizubringen, wäre wirklich das Letzte gewesen, worum sich seine Mutter gekümmert hätte. Zum einen war sie viel zu beschäftigt mit ihrem jeweils aktuellen Liebhaber. Zum anderen hatte sie ihren Sohn nur mitgenommen, weil er ihr Kapital im Kampf um das Geld ihres Ehemannes war.

Als Vanessa seine verschlossene Miene sah, wechselte sie noch einmal das Thema. Sie wusste, dass sie nicht gekränkt sein durfte. Markos sprach nie über seine Familie – außer mit Leo –, und sie respektierte seine Privatsphäre. Schließlich sprach er auch nicht über ihre Familie. Von ihr wusste er nur, dass ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen waren, als sie noch sehr jung gewesen war, und dass ihre Großeltern, bei denen sie aufgewachsen war, mittlerweile ebenfalls verstorben waren. Also war sie ganz allein auf der Welt. „Nicht mehr, Vanessa“, hatte er mit einem zärtlichen Lächeln gesagt, sie lange geküsst und damit ihre Gedanken sehr nachhaltig von allem anderen abgelenkt.

„Ist das da vorn ein Dorf?“, fragte sie auf der Suche nach einem unverfänglichen Thema. „Ich kann Lichter durch die Bäume sehen.“

Auch Markos sah aus dem Fenster. „Vielleicht. Gott allein weiß, welcher Teufel Leo geritten hat, dieses Schloss zu kaufen! Nur gut, dass er es nicht mit Firmengeldern finanziert hat, sonst hätte ich ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpasst!“

„Es ist sehr groß“, gab Vanessa zu.

Ein Funkeln erhellte Markos’ Augen, dessen Bedeutung sie nur zu gut kannte. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf den Mund.

„Noch besser ist, dass die Betten auch groß sind, hmm?“

Seine Stimme war weich und rau zugleich. Plötzlich hatte sie es genauso eilig wie er, ins Schloss zurückzukehren.

Behaglich rekelte Vanessa sich unter der weichen Decke. Vor dem Bett stand Markos und zog sich an. Sie setzte sich auf, lehnte sich gegen einige Kissen und schob ihre Haare zurück. Dabei geriet die Decke ins Rutschen und entblößte eine ihrer Brüste. Automatisch verhüllte sie sich gleich wieder.

„Das ist zwar schade, aber vielleicht auch besser so“, sagte Markos, und seine grauen Augen funkelten. „So leid es mir tut, heute habe ich keine Zeit zum Spielen.“

„Fliegen wir zurück nach London?“, fragte Vanessa schläfrig. Die Party auf dem Schloss war vorüber, die Gäste abgereist, und selbst Leo war bereits aufgebrochen. Offensichtlich hatte sein Charme schlussendlich doch noch auf die zögernde Anna gewirkt, denn die beiden waren gemeinsam in die Karibik geflogen. Vanessa wünschte ihr alles Gute. Tatsächlich wünschte sie der ganzen Welt alles Gute. Das war es, was ihre Liebe zu Markos bewirkte – sie war beschwingt von Freude und Großzügigkeit, die sie mit der ganzen Welt teilen wollte.

Wie habe ich mir ein Leben ohne Markos nur jemals vorstellen können?

Ursprünglich hatte sie geplant, eine Woche in Paris zu bleiben, dann nach England zurückzukehren, ihre letzten Angelegenheiten zu klären und das Haus ihrer Großeltern zu verkaufen. Von dem Geld wollte sie sich ihren Traum erfüllen und durch Europa reisen.

Jetzt schien das alles einem anderen Universum zu entstammen. Alles, was für sie noch existierte, war Markos. Markos, Markos, Markos.

Wohin er auch ging, sie würde ihm folgen. Bis ans Ende der Welt.

Was die Zukunft ihr bringen würde, wusste sie nicht – und sie brachte es einfach nicht über sich, daran zu denken. Sie war mit Markos zusammen, das war genug.

Wie sehr sie es liebte, ihn anzusehen! Selbst jetzt, während er sich anzog, im Licht der Lampen an einem dunklen Wintermorgen, sein Körper groß und schlank, während er sein Hemd zuknöpfte, nach der Krawatte griff und sie mit geschickten Bewegungen zu einem Knoten band, stockte ihr der Atem, und ihr Herz schlug schneller.

„London für dich, ja“, beantwortete er ihre Frage. „Aber ich …“, missbilligend verzog er das Gesicht, „… ich muss nach Athen. Es tut mir leid, aber ich kann die Reise nicht aufschieben.“

Am liebsten hätte sie ihn gebeten, sie mitzunehmen, aber sie wusste, dass sie das nicht durfte. Wenn Markos geschäftlich nach Athen musste, hätte er keine Zeit für sie. Deshalb würde sie in seinem großen luxuriösen Apartment in London geduldig auf ihn warten und die Stunden bis zu seiner Rückkehr zählen.

„Natürlich“, sagte sie tapfer. „Wie … wie lange wirst du in Athen bleiben?“

Hoffentlich klang das nicht quengelig. Kein Mann mochte quengelige Frauen. Vor allem ein Mann wie Markos Makarios nicht.

Schulterzuckend griff er nach seinem Jackett. „Ein paar Tage, vielleicht eine Woche. Ich weiß es nicht.“

Sie nickte. „Ich wünsche dir alles Gute bei deinen Geschäften.“

Jetzt war es an Markos zu nicken. Nicht die Geschäfte riefen ihn nach Athen, sondern sein Vater. Weihnachten und Silvester hatte er mit Vanessa auf Mauritius verbracht, was viel vergnüglicher gewesen war, als seinen ewig nörgelnden Vater zu besuchen. Natürlich hatte sein Vater es herausgefunden – nichts, was der Sohn tat, blieb dem alten Mann verborgen –, aber der Tadel würde persönlich, nicht per Telefon erfolgen. Aus diesem Grund musste er nach Athen.

Markos wusste genau, was passieren würde. Sein Vater war alt, sein einziger Sohn schwach, respektlos und selbstsüchtig und hielt nichts von seiner Verpflichtung gegenüber dem Namen Makarios. Hatte sein Vater nicht genug Leid durch seine Ehefrau ertragen müssen? Hatte er es nicht verdient, die letzten Jahre seines Lebens ohne Ängste und Sorgen zu verbringen? Endlich seine Enkelkinder um sich zu scharen, statt die dummen Ausflüchte seines Sohnes zu hören? Und wusste sein sturer Sohn denn nicht, dass er eine griechische Frau heiraten musste, um eben jene Enkelkinder zu zeugen? Eine gute Frau, eine loyale Frau, eine griechische Frau, die treu und aufrichtig sein würde, und nicht untreu und falsch. Eine Frau, die ihre Pflicht kannte: ihrem Ehemann Söhne und dem Schwiegervater Enkel zu schenken.

Aber nein, Markos war selbstsüchtig und respektlos. Er verschwendete seine Zeit mit Flittchen und Huren wie derjenigen, mit der er Weihnachten in der Karibik verbracht hatte, anstatt nach Hause zu kommen und sich eine Frau zu nehmen. Eine aus dem Dutzend, das sein Vater bereits für ihn ausgesucht hatte …

In seinem Kopf ließ Markos die Eisentür zufallen, die die endlose Litanei seines Vaters zum Verstummen brachte. Thee mou, er wollte nicht nach Athen! Er wollte nicht mit zusammengebissenen Zähnen die Tiraden seines Vaters über sich ergehen lassen. Aber er musste es tun. Und nachdem es getan war, konnte er wieder flüchten – zurück in das Leben, das er für sich gewählt hatte. Ein Leben, in dem es wunderschöne Frauen gab – wie die, mit der er gerade das Bett teilte, die ihm alles gab, was er wollte. Alles, was er brauchte.

Frauen, die in einer Million Jahren nicht ans Heiraten dachten.

Oder an Kinder.

Oder daran, sich zu verlieben.

4. KAPITEL

Trübsinnig sah Vanessa hinaus in die Nacht. Zwanzig Stockwerke unter ihr schimmerte dunkel die Themse. Sie fröstelte, und das lag nicht am britischen Winter. Die Kälte saß in ihr.

Weil Markos nicht bei ihr war.

Er war länger fort, als sie gedacht hatte – schon über eine Woche.

Sie vermisste ihn. In ihr herrschte eine Leere, die sie rastlos machte und sie trotz der Kälte und der späten Stunde auf die Dachterrasse des Apartments in Chelsea trieb. Denn mit einem Mal war ihr die wohlige Wärme des Penthouses viel zu heiß und das flaue Gefühl, das sie seit der Rückkehr aus Österreich und der Trennung von Markos verspürte, noch stärker.

Lange blieb sie draußen stehen, die Arme eng um den Körper geschlungen. Oh Markos, warum bist du so lange fort? Bitte komm bald zurück! Bitte. Ich vermisse dich so sehr!

Wieder und wieder gingen ihr die Worte durch den Kopf.

Sie konnte ihn noch nicht einmal anrufen. Denn mit dem Handy, das er ihr gegeben hatte, konnte man nur Anrufe empfangen, aber nicht selbst anrufen. Außerdem hätte er sich gemeldet, wenn er mit ihr sprechen wollte. Doch seit sie in London angekommen war, hatte sie nichts von ihm gehört.

Quälend langsam vergingen die Tage. Tagsüber ging sie einkaufen oder besichtigte Museen. Abends besuchte sie Konzerte, ging ins Kino oder ins Theater. Heute hatte sie einen Film im Kino gesehen, eine traurige Liebesgeschichte, die sie nur deprimiert hatte. Dazu kam, dass es keinen Spaß machte, allein auszugehen, und sie kannte niemanden in London.

Natürlich hatte sie in den letzten Monaten einige von Markos’ Bekannten kennengelernt, aber die kamen nicht auf die Idee, sie ohne Markos einzuladen. Was Vanessa allerdings nicht störte, denn sie fühlte sich bei diesen Menschen, die einfach einer anderen sozialen Schicht entstammten, nicht richtig wohl.

Unentwegt starrte sie auf den kalten dunklen Fluss hinunter und wartete auf den Mann, den sie liebte.

Damit sie wieder anfangen konnte zu leben.

Auch Markos war in einer grässlichen Stimmung. Der Flug hatte Verspätung, und die zehn Tage in Athen hatten einem Fegefeuer geglichen. Mit jeder Rüge, die man sich nur vorstellen konnte, hatte sein Vater ihn bedacht. Aber damit nicht genug. Der alte Mann hatte zudem eine Dinnerparty inszeniert, zu der er die aktuelle Favoritin der guten griechischen Frau für seinen Herumtreiber von Sohn einlud.

Apollonia Dimistris entsprach genau der Art Frau, die sein Vater für ihn wählen würde. Sie war teuer gekleidet, allerdings ohne sich dabei zu bemühen, attraktiv zu sein. Und sie war so sittsam, dass sie fast gar nichts sagte. Dafür war ihre Mutter umso glücklicher, die Lücken in dem Gespräch füllen zu dürfen. Insgeheim verfluchte Markos seinen Vater, vor allem, als der einige unerträglich plumpe Bemerkungen über sein Alter, seinen Gesundheitszustand und seine Sehnsucht nach der nächsten Makariosgeneration äußerte. Dabei sah ihn Apollonias Mutter Constantia verständnisvoll lächelnd an, was Markos vollends zur Weißglut trieb.

Jetzt besserte sich seine Laune zum ersten Mal seit zehn Tagen.

Zum Glück war er Athen entkommen. Zum Glück war er weit weg von seinem Vater. Und zu seinem größten Glück unterschied sich die Frau, die ihn in seinem Apartment erwartete, von Apollonia wie ein saftiger Pfirsich von einer unreifen Pflaume!

Als er sich das Bild der Frau in Erinnerung rief, die sich als ein so hervorragendes Mittel erwiesen hatte, um die Langweile zu vertreiben, die ihn in Paris überfallen hatte, spürte er, wie sich sein Körper regte.

Während der Wagen durch die Straßen von London fuhr, lehnte er sich in den weichen Ledersitz, entspannte seine Muskeln und lockerte die Krawatte.

Denn er wollte keine weiteren Verzögerungen, sobald er das Apartment betrat.

„Markos!“, rief Vanessa ungläubig. Einen endlosen Moment blieb sie reglos auf der Terrasse stehen und starrte auf die Silhouette, die sich hinter der Schiebetür abzeichnete.

„Oh, Markos!“

Dann erst lief sie auf ihn zu und schloss in fest in ihre Arme.

„Hast du mich vermisst?“, fragte er sanft, umfasste mit den Händen ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen.

„Die Zeit ohne dich war schrecklich!“, platzte sie wahrheitsgemäß heraus.

Erfreut über ihre Antwort, lachte er leise und zog sie enger an sich.

Dann küsste er sie, hungrig, sinnlich und fordernd. Sofort öffnete Vanessa ihre Lippen, um mit ihrer Zungenspitze seine Sinne aufs Herrlichste noch weiter zu reizen.

Zehn lange qualvolle Tage war er fort gewesen, und jetzt war er so unerwartet zurückgekommen und erfüllte die bitterkalte Winternacht mit pulsierender Hitze.

„Thee mou, ich will dich.“

Seine Stimme klang rau, und er streichelte mit einer Hand über ihren Rücken, umfasste ihren wunderbar gerundeten Po, presste sie fest an sich, so dass Vanessa genau spürte, wie sehr er sie begehrte.

Ohne den Kuss zu unterbrechen, dirigierte er sie ins Schlafzimmer. Sie fühlte, wie sie auf das Bett sank, spürte sein Gewicht auf sich.

In Sekunden und ohne dass sie wusste, wie, landete ihre Kleidung auf dem Boden. Aber das war unwichtig; wichtig war allein ihr Hunger und ihre Sehnsucht nach ihm. Mit seinen Beinen spreizte er ihre, fand die richtige Position für seine Hüften, ergriff mit einer Hand ihre Handgelenke und zog ihre Arme hinter ihren Kopf zurück, während er mit der anderen ihre bebende Brust umfasste.

Einladend bog sie sich ihm entgegen, hob ihre Hüften leicht an, fühlte seine Männlichkeit zwischen ihren Beinen. Noch einmal stemmte er sich von ihr ab, nur um dann, in einer einzigen gleitenden Bewegung, in sie einzudringen.

Vanessa schrie auf, bog ihren Rücken noch weiter durch und spannte die Arme hinter ihrem Kopf an.

Er zog sich zurück, drang wieder in sie ein, wieder und wieder, und jedes Mal schrie sie auf, immer atemloser, während die wildesten Empfindungen, die seine Stöße in ihr auslösten, durch ihren Körper jagten.

Woge um Woge brach über ihr zusammen, unaufhaltsam, und mit jeder seiner rhythmischen Bewegungen breitete sich ein hell loderndes Feuer weiter in ihr aus.

„Oh Gott, Markos … Markos!“

Und endlich, endlich bäumte sich ihr Körper auf, und die Wellen unendlicher Lust rissen sie mit sich.

Markos folgte ihr im selben Moment, als ob er nur darauf gewartet hätte, dass sie das Paradies erreichte, bevor er seinem eigenen Verlangen nachgab.

Zusammen erklommen sie den Gipfel der Lust, keuchend, die Körper in gemeinsamer Ekstase vereint.

Dann, als die unvermeidlich folgende Erschöpfung ihren Tribut forderte, sank er auf sie, sein Körper mit Schweiß bedeckt.

Auch Vanessa wurde von der Mattigkeit eingeholt. Unfähig, etwas anderes zu tun, als mit geschlossenen Augen still liegen zu bleiben, lauschte sie ihren sich langsam beruhigenden Atemzügen.

„Dafür“, murmelte er und streifte ihre Lippen mit den seinen, „hat es sich gelohnt zurückzukommen.“

Er gab ihren Mund frei und bettete seinen Kopf auf das Kissen. Sie fühlte die Schwere seines Körpers auf sich, hörte, wie seine Atmung sich verlangsamte, spürte, wie seine Muskeln sich entspannten.

Markos war eingeschlafen.

Unter ihm lag Vanessa, die Beine noch immer leicht gespreizt, die Hände auf seinem Rücken und mit Trägheit, Zufriedenheit und tiefer, tiefer Dankbarkeit erfüllt.

Unter der Dusche genoss Markos, wie die Wasserstrahlen auf seinen Körper prasselten. Er fühlte sich fantastisch. Nach diesem unglaublichen Sex war seine gute Laune komplett wiederhergestellt. Er versuchte sich an eine Frau zu erinnern, die ihm ebensolche Freude bereitet hatte, und scheiterte. Wen kümmerte es, ob eine seiner früheren Geliebten genauso gut gewesen war? Die, die jetzt in seinem Bett lag, war genau, was er wollte.

Außerdem war Vanessa die einfachste Geliebte, die er je gehabt hatte. Sie stellte keine Ansprüche, forderte keine Kleider, keine Juwelen, keine Geschenke. Mehr noch: Sie machte keine Anspielungen, belästigte ihn nicht, rief ihn nicht an, fragte ihn nicht, wohin er ging und was er tat. Und was andere Männer anging – nun, die existierten für sie einfach nicht. Selbst Leo, dessen Charme legendär war, hatte keine Wirkung auf sie. Eines Abends hatte er sie gefragt, ob sie seinen Cousin attraktiv fand, und sie hatte ihn angesehen, als wäre er verrückt geworden.