Julia Extra Band 330 - Chantelle Shaw - E-Book

Julia Extra Band 330 E-Book

Chantelle Shaw

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Beschreibung

Entführt ins Glück von SHAW, CHANTELLE
Libby ist entsetzt: Als der attraktive Milliardär Raul Carducci sie in seine luxuriöse Villa in Italien entführt, weckt er ungeahnt prickelnde Gefühle in ihr. Dabei droht er, Libby das Wichtigste in ihrem Leben zu nehmen! Auf keinen Fall darf sie seinem Werben nachgeben, oder?

Süße Sünde von JAMES, JULIA
Libby ist entsetzt: Als der attraktive Milliardär Raul Carducci sie in seine luxuriöse Villa in Italien entführt, weckt er ungeahnt prickelnde Gefühle in ihr. Dabei droht er, Libby das Wichtigste in ihrem Leben zu nehmen! Auf keinen Fall darf sie seinem Werben nachgeben, oder?

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IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint vierwöchentlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49(040)600909-361

Fax: +49(040)600909-469

E-Mail: [email protected]

CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Sarah Hielscher

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2010 by Chantelle Shaw

Originaltitel: „Untouched Until Marriage“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Anike Pahl

© 2010 by Julia James

Originaltitel: „Penniless And Purchased“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Anike Pahl

© 2010 by Fiona Harper

Originaltitel: „Housekeeper’s Happy-Ever-After“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Rita Hummel

© 2010 by Trish Morey

Originaltitel: „His Prisoner In Paradise“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Anike Pahl

Fotos: mauritius images_gettyimages

Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA EXTRA

Band 330 (5) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-856-6

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA EXTRA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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www.cora.de

Chantelle Shaw

Entführt ins Glück

1. KAPITEL

Laut dem Detektiv, den er engagiert hatte, sollte er die Geliebte seines Vaters genau hier finden. Raul Carducci stieg aus seiner Limousine und sah den Kai des kleinen englischen Fischerdörfchens hinunter. Nature’s Way – Natürliche Lebensmittel und Kräuterheilkunde. Das Geschäft lag zwischen einer Eisdiele und einem winzigen Geschenkladen, die beide geschlossen hatten. Und dem äußeren Anschein nach würden sie auch bis zum Beginn der Sommersaison geschlossen bleiben …

Vom bleigrauen Himmel nieselte es unablässig herab, und Raul schlug sich mit grimmiger Miene den Mantelkragen hoch. Je eher er nach Italien zurückkehren konnte, wo die Frühlingssonne bereits das tiefblaue Wasser des Lago Bracciano erwärmte, desto besser. Aber er war nach Pennmar gekommen, um Pietro Carduccis letzten Willen zu erfüllen. Darum lenkte er seine Schritte entschlossen in Richtung der einzigen Ladenfassade, die für den Publikumsverkehr geöffnet zu sein schien.

Libby war so in die Jahresbilanz von Nature’s Way vertieft, dass es einige Sekunden dauerte, bis das zarte Klimpern des Windspiels über der Tür an ihr Ohr drang.

Ein eher seltenes Geräusch in der Winterzeit, dachte sie mit leichtem Bedauern und betrachtete die roten Zahlen auf den Abrechnungsbögen. Nach der letzten Saison hatten die Gäste Pennmar recht frühzeitig verlassen, und mittlerweile war das kleine Reformhaus nahezu bankrott.

Einen Laden dieser Art in einem Dorf an Cornwalls Küste zu eröffnen, war eine der haarsträubendsten Ideen von Libbys Mutter gewesen. Das kleine Erbe der Großmutter war schnell aufgebraucht. Libbys Mutter aber hatte standhaft an den Erfolg ihres Geschäfts geglaubt.

Der Gedanke an Liz verursachte den vertrauten, ziehenden Schmerz in Libbys Brust. Aber für Melancholie blieb keine Zeit. Ein Kunde wartete auf sie, also schob sie energisch den Vorhang zur Seite, der den kleinen Büroraum vom Rest der unteren Etage abtrennte.

Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr, und seine breiten Schultern kamen in dem edlen hellen Mantel auffallend gut zur Geltung. Er ließ seinen Blick rastlos über die Auslagen schweifen, und bei jedem seiner Schritte befürchtete Libby, er würde mit dem Kopf gegen die niedrige Decke stoßen.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, erkundigte sie sich fröhlich, doch ihr Lächeln verschwand, als der Fremde sich auf dem Absatz umdrehte und sie finster anblickte. Sofort begriff sie, dass hier kein gewöhnlicher Tourist vor ihr stand. Um genau zu sein, war nichts an dieser maskulinen Erscheinung gewöhnlich!

Seine zurückgekämmten Haare waren so pechschwarz wie die Flügel eines Raben, und die bronzefarbene Haut glänzte im gedämpften Licht des Ladens wie Seide. Fasziniert musterte Libby seine Gesichtszüge: eine hohe Stirn, ausgeprägte Wangenknochen, ein energisches Kinn und sinnlich geschwungene Lippen. Er war ohne Übertreibung der umwerfendste Mann, den sie jemals zu Gesicht bekommen hatte.

Libby konnte den Blick gar nicht mehr von ihm abwenden und errötete, als seine Augen sich verengten und er seinerseits ihre Erscheinung abschätzend musterte. Ein purpurner, gemusterter Rock und ein giftgrünes Top schienen nicht zu seinen bevorzugten modischen Kombinationen zu gehören – der Fremde schüttelte sich praktisch innerlich vor Abscheu. Jedenfalls war das Libbys Eindruck.

Und sie lag vollkommen richtig. Raul bevorzugte tatsächlich stilvolle, elegante Frauen und hatte für exzentrischen Hippieschick nicht das Geringste übrig. Allerdings war das Mädchen, das hinter dem Verkaufstisch stand, ausgesprochen hübsch. Ihr zartes, strahlend schönes Gesicht wurde von einer leuchtend roten Lockenmähne umrahmt, und Nase und Wangen zierten hübsche kleine Sommersprossen.

Doch am meisten beeindruckten ihn die strahlenden blaugrünen Augen, von langen, dunklen Wimpern umrahmt, die ihn intelligent und aufmerksam ansahen. Ihr rosaroter Kussmund war leicht geschürzt, so als fragte sie sich im Stillen, warum Raul sich wohl in ihren Laden verirrt hatte.

Solche Lippen muss man küssen, dachte er automatisch und wunderte sich über seine eigenen Gedanken. Wahrscheinlich erfasste er nur, wie attraktiv diese junge Frau aussehen könnte, würde sie ein vernünftiges Designerkleid tragen.

Raul biss die Zähne zusammen. Er musste sich mit der Geliebten seines Vaters beschäftigen, nicht mit diesem fremden Mädchen. Ganz gleich, wie einladend ihr Schmollmund auf ihn wirkte! „Ich bin auf der Suche nach Elizabeth Maynard“, erklärte er knapp.

Die Stimme des Mannes klang angenehm tief, etwas rau und so sexy wie dunkle, geschmolzene Schokolade auf nackter Haut! An seinem Akzent erkannte Libby die unverkennbar italienische Herkunft. Es passierte nicht jeden Tag, dass ein so hinreißender Frauenmagnet ihr Geschäft betrat. Heute war er sogar der allererste Kunde überhaupt.

Die Höflichkeit gebot, ihm umgehend zu antworten. Andererseits war sie Fremden gegenüber extrem misstrauisch und äußerst vorsichtig. Immerhin hatte sie ihre unkonventionelle Kindheit damit verbracht, sich vor Kredithaien zu verstecken oder aber mit Gläubigern nur durch den Briefschlitz zu sprechen, während ihre Mutter durch das Badezimmerfenster floh.

Und wenn er nun wegen Gino hier ist? überlegte sie erschrocken und kämpfte mit aufsteigender Panik.

„Wer sind Sie?“, wollte Libby wissen, und ihr Tonfall war wesentlich schärfer als gewöhnlich.

Verärgert zog Raul die Stirn in Falten. Die meiste Zeit seines Lebens hatten Angestellte sich darum bemüht, seine Wünsche und Anordnungen bedingungslos auszuführen. Er sah keine Veranlassung, einer Verkäuferin gegenüber seine Motive offenzulegen. Bei dem Versuch, seine wachsende Ungeduld zu verbergen, kniff er die Augen leicht zusammen.

„Mein Name ist Raul Carducci.“

Die junge Frau sog scharf den Atem ein, und ihre Augen wirkten plötzlich unnatürlich groß. „Pietro Carduccis Sohn?“, stieß sie hervor.

Bei dieser Frage erstarrte Raul vor Wut. Hatte die Mätresse seines Vaters etwa mit ihren Angestellten über seine Familie geredet? Hatte sie damit angegeben, eine Affäre mit einem reichen italienischen Aristokraten zu haben, und es vor dem ganzen Dorf breitgetreten?

Er warf einen Seitenblick auf den schweren Vorhang und überlegte, ob Elizabeth Maynard sich wohl dahinter verbarg. Vor dem Stoff hingen unzählige klirrende Perlenketten herab.

„Si, Pietro Carducci war mein Vater“, sagte er achselzuckend. „Und ich muss mit Miss Maynard sprechen. Also wenn Sie ihr bitte umgehend mitteilen würden, dass ich hier bin?“ Seine Stimme wurde zunehmend schärfer. Es gelang Raul nicht, die Bitterkeit zu verbergen, die er seit der Testamentseröffnung verspürte. „Zweifellos wird sie begeistert sein zu hören, dass es ihr eine lebenslange Essensmarke eingebracht hat, den illegitimen Sohn meines Vaters auszutragen. Sie wird nicht länger am Hungertuch nagen müssen, indem sie sich mit einer Bruchbude wie dieser hier abmüht.“ Abfällig betrachtete er die Auslagen mit Bioprodukten, Kräutertees, Duftkerzen und Räucherstäbchen. „Sie, Signorina, werden sich allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit einen neuen Job suchen müssen.“

Schweigend starrte Libby Raul Carducci an. Ihre Mutter hatte zwar von Pietros Sohn gewusst, aber die Affäre mit dem heißblütigen Italiener war nur von kurzer Dauer gewesen. Libbys Mutter hatte nicht einmal geahnt, dass ihm die weltberühmte Firma Carducci Cosmetics gehörte, bis sie zufällig einen Artikel über ihn las.

Liz hatte damals mit sich gerungen, ob sie ihrem ehemaligen Liebhaber überhaupt von der Schwangerschaft erzählen sollte. Als sie Pietro schließlich darüber informierte, dass sie sein Kind zur Welt gebracht hatte, meldete sich dieser nicht einmal.

Doch auch wenn Pietro Carducci seinen illegitimen Nachwuchs nicht anerkannte, musste er offenbar seinem älteren Sohn von Gino erzählt haben. Bei diesem Gedanken wurde Libby schlecht, und sie versuchte, in Rauls Gesicht abzulesen, wie er zu dieser Tatsache stand. Erfreut war er sicherlich nicht. Doch bevor Libby Näheres erfahren konnte, erklang das Windspiel über der Tür.

Raul drehte den Kopf und sah eine Frau hereinkommen, die einen Buggy vor sich herschob. „Da sind wir, Gino, wieder zurück im Warmen“, sagte sie vergnügt und übertönte damit die Schreie des Kindes, das kurz darauf unter einer durchsichtigen Regenhaube zum Vorschein kam. „Schon gut, mein Süßer! Gleich habe ich dich aus deiner Karre befreit.“

Ein beklemmendes Gefühl überfiel Raul, als er die getönte Haut und die schwarzen Locken des Jungen sah. Die Frau hatte ihn Gino genannt, und auch wenn der Kleine noch kein Jahr alt war, war die verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Vater unverkennbar. Das machte jeden DNA-Test überflüssig!

Dann fiel Rauls Blick auf die ältere Dame, auf die geröteten Wangen, die wüsten braunen Haare und ihre kräftige Figur. Kaum zu glauben, dass Pietro, der als Liebhaber ausgesuchter klassischer Schönheit gegolten hatte, diese Frau zu seiner Geliebten gemacht hatte. Noch unwahrscheinlicher, dass sie tatsächlich in einem Stripclub gearbeitet haben sollte!

Mit finsterer Miene rief er sich den Termin mit dem Anwalt und Testamentsvollstrecker seines Vaters in Erinnerung …

„Dies ist das Testament und der letzte Wille von Pietro Gregorio Carducci“, hatte Signor Orsini laut verlesen. „Es ist mein Wunsch, dass die Kontrolle über meine Firma Carducci Cosmetics zu gleich großen Teilen an meinen Adoptivsohn Raul Carducci und an meinen kleinen Sohn und einzigen Blutsverwandten Gino Maynard übertragen wird.“ Dem Juristen entging nicht, wie sehr die Nachricht von einem weiteren Kind Raul erschütterte. „Ich vermache meinen beiden Söhnen Raul und Gino zu gleichen Teilen die Villa Giulietta. Es ist mein ausdrücklicher Wunsch, dass Gino im Haus seiner Familie aufwächst. Seine Anteile am Unternehmen und an der Villa werden bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr von einem Treuhänder verwaltet. Und bis zu seiner Volljährigkeit soll seine Mutter Elizabeth Maynard mit ihm zusammen in der Villa leben und seine Interessen bei CC vertreten.“

Beinahe sein ganzes Leben lang hatte Raul sich darauf vorbereitet, die Firma seines Adoptivvaters eines Tages zu übernehmen – und nun sollte sie nicht ihm allein gehören. Aber das Wort Blutsverwandter schmerzte ihn noch viel mehr als der materielle Verlust.

Mit sieben Jahren war er von Pietro und Eleonora Carducci aus einem Waisenhaus in Neapel adoptiert worden und hatte seitdem mit ihnen in der Villa Giulietta gelebt. Pietro bestand darauf, dass Raul sein rechtmäßiger Erbe sei und eines Tages Carducci Cosmetics übernehmen würde. Vater und Sohn standen sich immer sehr nahe, und ihre Verbindung war nach Eleonoras Tod vor zehn Jahren nur noch inniger geworden.

Gerade deshalb war das Doppelleben seines Vaters für Raul auch so unbegreiflich. Der Mann, den er Papa genannt und dessen Tod er beweint und betrauert hatte, war plötzlich zu einem verlogenen Fremden geworden.

„Im Testament Ihres Vaters befindet sich eine Klausel, die für Sie interessant sein dürfte“, hatte Signor Orsini gemurmelt. „Pietro hat festgelegt, dass Ginos Anteile bis zu seiner Volljährigkeit in Ihren Händen liegen, sollte Miss Maynard vor dem achtzehnten Geburtstag ihres Sohnes heiraten. Mit diesem Schachzug soll wohl das Unternehmen geschützt werden, für den Fall, dass Miss Maynard in Bezug auf einen Ehemann eine schlechte Wahl trifft.“

„CC wird jeden möglichen Schutz brauchen, wenn ich die Geschäfte Seite an Seite mit einer Stripteasetänzerin führen soll“, hatte Raul gereizt erwidert. „Mein Vater muss den Verstand verloren haben.“

Darauf hatte Bernardo Orsini den Kopf geschüttelt. „Trotz der Tatsache, dass man bei Ihrem Vater einen aggressiven Hirntumor diagnostiziert hat, bin ich absolut sicher, dass er dieses Testament im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte verfasst hat. Er war ernsthaft besorgt um seinen kleinen Sohn.“

Mühsam lenkte Raul seine Gedanken zurück in die Gegenwart und starrte die Frau an, die gerade erst den Laden betreten hatte. Der Anwalt behauptete, Elizabeth Maynard hätte als Tänzerin in dem Club Purple Pussy Cat gearbeitet, sei aber vor sechs Monaten aus ihrer Londoner Wohnung verschwunden, obwohl sie dem Vermieter noch mehrere tausend Pfund Miete schuldete.

In Rauls Geist hatte sich das Bild einer gefärbten Blondine geformt, das nicht das Geringste mit dieser vom Regen durchnässten Dame zu tun hatte. Er hasste die Vorstellung, dass sie in die Villa einziehen würde, obwohl er die Aussicht, sie in die Firmenpolitik miteinbeziehen zu müssen, fast amüsant fand. Wenn er nur nicht immer noch so enttäuscht und wütend über den Schachzug seines Vaters wäre!

„Ich wusste, er hört sofort auf zu weinen, sobald er seine Mummy sieht“, flötete die Frau plötzlich, und Raul fühlte sich, als wäre er vom Blitz getroffen worden. Die Frau legte der rothaarigen Verkäuferin das Baby in die Arme.

„Sie sind Elizabeth Maynard?“, fragte er verblüfft.

Nachdem sie dem Kind einen herzhaften Kuss gegeben hatte, hob sie den Kopf und sah Raul direkt an. „Das bin ich. Obwohl die meisten Menschen mich Libby nennen.“

Ihm war völlig egal, wie die meisten Leute sie nannten. Unfassbar, dass dieses junge Ding die Geliebte seines Vaters gewesen sein sollte! Sie konnte höchstens Anfang zwanzig sein, und Pietro war Mitte sechzig gewesen.

Ekel schnürte ihm die Kehle zu – nein, es war kein Ekel. Vielmehr empfand er Neid und Eifersucht. Raul war über seine eigene Reaktion entsetzt.

Dio!

Kein Wunder, dass sein Vater diese rothaarige verführerische Sirene streng unter Verschluss gehalten hatte. Diese Schönheit konnte Raul sich sehr gut in einem erstklassigen Stripclub vorstellen. Mit neu erwachtem Interesse ließ er den Blick über die Kurven unter ihrem eng anliegenden Top gleiten und stellte sich unwillkürlich vor, wie sie in einem knappen Kostüm und mit offenen Haaren auf der Bühne wirken würde. Wie sie mit beiden Händen hinter ihren Rücken griff, um den BH zu lösen, wie sie sich dann aufreizend die Träger von den Schultern streifte und ihre …

Sein Körper heizte sich unangenehm auf, und er unterdrückte einen Fluch. „Du bist also Ginos Mutter?“ Er wollte klare Verhältnisse schaffen, und angesichts ihres Alters sah er keine Veranlassung für übertriebene Höflichkeiten.

Libby zögerte. Margaret war übertrieben damit beschäftigt, nach irgendetwas in ihrer Handtasche zu kramen, aber ihre stumme Neugier war nicht zu übersehen. Die ältere Dame war Libbys Nachbarin und eine ausgesprochen freundliche Person, die regelmäßig auf den kleinen Gino aufpasste. Aber sie war auch eine Klatschbase, die jedes neue Gerücht in Windeseile durch das gesamte Dorf trug. Aber niemand hier in Pennmar durfte wissen, dass Libby nicht Ginos Mutter, sondern lediglich seine Schwester war!

Sie dachte an die ersten schrecklichen Tage nach dem Tod ihrer Mutter zurück. Als Liz zusammengebrochen war und anschließend nicht wieder das Bewusstsein erlangte, hatten sie gemeinsam in London gelebt und gerade den Umzug nach Cornwall vorbereitet.

Damals war Gino erst drei Monate alt gewesen, und Libby stand einerseits wegen ihrer Trauer regelrecht unter Schock, musste sich aber andererseits um ihren kleinen Bruder kümmern. Ihre Freundin Alice, eine angehende Juristin, war ihr eine unschätzbare Hilfe gewesen. Aber sie hatte Libby auch vor den Problemen gewarnt, die Liz’ Tod mit sich brachte.

„Wenn deine Mutter kein Testament hinterlassen hat, in dem du ausdrücklich als Ginos Vormund eingetragen bist, fällt das Sorgerecht für ihn automatisch an den Staat und damit an das zuständige Jugendamt“, erklärte Alice. „Und nur weil du seine Halbschwester bist, werden sie nicht automatisch dich als Pflegemutter auswählen, selbst wenn du darum kämpfst.“

Liz war an einer Thrombose gestorben, und Libby hatte sich nicht einmal von ihr verabschieden können. Darum existierte auch keine Verfügung, wer sich im Todesfall um den Kleinen kümmern sollte. So entschied Libby in ihrer Not, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Eine Woche nach der Beerdigung zog sie in das kleine Pennmar und übernahm dort den Laden, den Liz und sie kurz zuvor mit dem Erbe der Großmutter eingerichtet hatten. Jeder im Dorf hielt Gino für Libbys Sohn, und wegen Alices Warnung stellte Libby dieses Missverständnis niemals klar. Deshalb brachte sie es auch nicht über sich, vor Margaret die Wahrheit zuzugeben.

Ich erkläre einfach später, wie die Dinge liegen, nahm sie sich vor und straffte die Schultern. Rauls Blick, der unablässig auf ihr ruhte, war eiskalt.

„Ja, ich bin Ginos Mutter“, entgegnete sie ruhig, doch die Lüge verursachte einen säuerlichen Geschmack auf ihrer Zunge. Oder war es die Abscheu, die sich in seinen Augen spiegelte? Mit Scham dachte sie daran, dass ihr Top von der Wohlfahrt stammte und der Rock aus einem alten Vorhang genäht war.

„Du bist viel jünger, als ich erwartet habe“, gab er unumwunden zu. „Da fragt man sich doch, was du an meinem steinreichen, fünfundsechzigjährigen Vater eigentlich so anziehend gefunden hast, oder?“

Sein Sarkasmus traf ins Schwarze, und Libbys Gesicht lief dunkelrot an. Aber sie konnte sich in Gegenwart von Margaret, die noch immer vorgab, etwas in ihrer Handtasche zu suchen, unmöglich verteidigen.

„Entschuldigung“, entgegnete sie darum kühl, „aber ich denke nicht, dass dich meine Beziehung zu deinem Vater etwas angeht.“ Arroganter Mistkerl! setzte sie im Stillen hinzu.

Weil sie spürte, dass Margaret vor Neugier zu platzen drohte, wandte sie sich ihr lächelnd zu. „Vielen Dank, dass du mit Gino spazieren warst. Der Kinderarzt hat mir noch einmal versichert, wie gut die Seeluft für seine Lunge ist.“

„Jederzeit wieder gern“, sagte die ältere Dame eifrig und warf dem unbekannten Besucher einen kritischen Seitenblick zu. „Ich könnte mich auch jetzt um ihn kümmern, falls du mit diesem Herrn etwas Wichtiges zu besprechen hast?“

Damit die Geschichte im Dorf die Runde macht und man mir Gino wegnimmt? dachte Libby. „Danke, aber ich muss ihn jetzt ohnehin erst füttern. Außerdem will ich nicht noch mehr deiner Zeit in Anspruch nehmen. Drehst du bitte das Öffnungsschild um, wenn du gehst?“

Obwohl Libby diesen Rauswurf so elegant wie möglich formulierte, sah Margaret etwas betroffen aus. Sie trat hinaus auf den Bürgersteig und schloss fest die Tür hinter sich.

„Bevor du noch irgendetwas sagst, möchte ich erklären, warum …“ Libby wurde von Ginos lautem Geheule unterbrochen.

Trotz seiner zehn Monate konnte der Kleine schon recht kräftig zappeln, und Libby musste sich anstrengen, um ihn sicher auf dem Arm zu halten. Ein heftiger Hustenanfall schüttelte den zierlichen Körper, und Libbys Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem geplagten Kind.

„Entschuldige mich, er muss etwas trinken“, murmelte sie und verschwand ohne ein weiteres Wort mit Gino hinter dem Vorhang.

Nur leider hustete ihr kleiner Bruder so stark, dass sie ihm unmöglich etwas zu trinken geben konnte. Außerdem trug er noch seinen dicken Regenanzug und fing allmählich an, furchtbar zu schwitzen. Sein Kopf lief rot an, und Libby versuchte mit einer Hand, den Reißverschluss zu öffnen. Dabei bemerkte sie, dass Raul ihr ins Hinterzimmer gefolgt war und sie beobachtete.

„Lass mich ihn halten, während du ihn ausziehst“, bot er spontan an und nahm ihr das Baby ab, bevor sie Einwände erheben konnte.

Der Unbekannte überraschte Gino so sehr, dass zumindest sein Weinen nachließ. Das Kind fremdelte zurzeit, und Libby wunderte sich darüber, dass Gino Raul mit Interesse und nicht mit Angst begegnete.

„Du musst magische Hände haben“, meinte sie. „Normalerweise schreit er sich um Kopf und Kragen, wenn ihn jemand auf den Arm nimmt, den er noch nicht gut kennt.“ Ohne Raul anzusehen, streifte sie ihrem Bruder den viel zu warmen Anzug ab. „Aber Gino ist Zwilling, und Menschen mit diesem Sternzeichen sind ausgesprochen intuitiv“, fuhr sie mit ernstem Tonfall fort. „Bestimmt spürt er die familiäre Bindung zu dir. Schließlich seid ihr Brüder.“ Als sie Rauls hochgezogene Augenbraue sah, setzte sie hinzu: „Nun ja, dann eben Halbbrüder.“

„Es besteht keinerlei Blutsverwandtschaft zwischen uns“, informierte er Libby trocken. „Pietro war mein Adoptivvater.“ Er bemerkte die Überraschung in ihren Augen und fragte sich selbst, warum er diese Tatsache unbedingt sofort klarstellen musste. Ihn widerte die Vorstellung an, dass Libby mit seinem Vater …

Schnell verdrängte er den Gedanken, nur um sich dabei zu erwischen, wie sein Blick wieder auf ihre wohlgerundeten Brüste fiel. Elizabeth Maynard war die Geliebte seines Vaters gewesen, und es war wohl mehr als unpassend, sich sexuell von ihr angezogen zu fühlen.

Entschlossen hob er den Kopf. „Wahrscheinlich hat der Kleine so geweint, weil er Angst hatte, dass du ihn fallen lässt.“

„So ein Quatsch!“, erwiderte sie und schüttelte den Kopf über so viel Unwissenheit. Dann runzelte sie die Stirn und horchte an der Brust des Babys, in der es leicht rasselte. „Ich muss ihn nach oben bringen und ihm sein Antibiotikum geben.“

Als sie Raul ansah, bemerkte sie, wie er ungeniert die Bilanzen von Nature’s Way studierte. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und schlug die Geschäftsbücher zu.

„Warum bist du eigentlich hier?“, wollte sie wissen. „Ich habe aus der Zeitung von Pietros Tod erfahren, allerdings schon vor sechs Monaten. Seitdem ist niemand aus deiner Familie hergekommen, um Kontakt aufzunehmen.“

Hocherhobenen Hauptes sah er auf sie hinunter. „Das ist wohl kaum meine Schuld. Schließlich bist du aus London verschwunden, ohne deine Miete zu bezahlen, und es hat eine ganze Weile gedauert, dich ausfindig zu machen. Freiwillig bin ich nicht hier, so viel kann ich dir versichern.“ Sein Ton wurde schneidend. „Aber mein Vater hat testamentarisch festgelegt, dass sein Sohn zu Hause in Latium aufwachsen soll. Ich bin also hier, um Gino mit nach Italien zu nehmen.“

2. KAPITEL

Zuerst war Libby zu verblüfft, um ihre Stimme wiederzufinden. Die Warnungen ihrer Freundin Alice schossen ihr erneut durch den Kopf.

Hätte Liz mit ihrem Tod gerechnet, wäre es selbstverständlich ihr Wunsch gewesen, Libby als Vormund für Gino einzusetzen. Nur leider gab es dafür keine stichhaltigen Beweise. Welch eine Ironie, dass ausgerechnet Pietro Carducci, der seinen Sohn nicht einmal anerkannt hatte, für dessen Zukunft vorsorgen wollte …

Und Raul glaubte, Gino wäre Libbys Sohn. Ganz offensichtlich war ihm nicht bekannt, dass es zwei Elizabeth Maynards gab und die Geliebte seines Vaters bereits verstorben war. Jetzt hielt er sie natürlich für ein geldgieriges Flittchen, aber das war immer noch leichter zu ertragen, als Gino zu verlieren.

„Warum glaubst du, wir … ich hätte in London meine Miete nicht gezahlt?“, wollte sie wissen. „Natürlich habe ich dort alle Rechnungen beglichen, bevor ich hierhergezogen bin.“

Ihm gefiel ihr selbstbewusster Tonfall nicht. Raul war Unterwürfigkeit, Dienstleistungsbereitschaft und Bewunderung gewohnt – aber ganz sicher keine klaren Ansprachen auf Augenhöhe. Noch dazu von einer solchen …

Die Rolle einer Frau beschränkte sich darauf, einen Mann nach einem harten Arbeitstag mit leichtem Small Talk abzulenken und ihm und sich beim Sex gegenseitige Befriedigung zu verschaffen. Natürlich ohne emotionale Bindungen oder Verpflichtungen!

Und diese Libby, wie sie sich nannte, kam mit ihren sturmfarbenen Augen und den leuchtend roten Locken nicht einmal dafür infrage. Wütend betrachtete Raul ihren leicht geöffneten Schmollmund, der förmlich dazu einlud, mit der Zunge geteilt zu werden. Dio!

Sie war Pietros Spielzeug gewesen, und als sein Sohn würde er sicherlich nicht die Fehler des Vaters wiederholen.

„Dein Vermieter behauptet, du wärst ständig in Zahlungsverzug gewesen und hättest ihn auf einer Rechnung über mehrere tausend Pfund sitzen lassen“, erklärte er kalt. „Warum sollte der Mann lügen?“

„Vermutlich, um mir eins auszuwischen, weil ich nicht mit ihm ins Bett hüpfen wollte“, konterte sie verbittert. „Er ist ein widerwärtiger alter Bock. Immer wenn ich ihm sein Geld gebracht habe, hat er keine Gelegenheit ausgelassen, mich zu bedrängen oder zu begrapschen. Er hat mir sogar direkt angeboten, die Miete zu reduzieren, wenn ich ihn auf andere Weise bezahlen würde.“

„Und das hat dich nicht gereizt?“, erkundigte Raul sich sarkastisch. „Ich dachte, es wäre eine Angewohnheit von dir, für deinen finanziellen Vorteil mit alten Kerlen ins Bett zu steigen. Bei meinem Vater bist du jedenfalls auf eine echte Goldmine gestoßen“, fügte er hinzu. „Sein Kind zu bekommen, war ein cleverer Zug von dir. Pietro hat dir und dem Kind nicht nur ein Wohnrecht in der Villa meiner Familie garantiert, sondern auch noch die Kontrolle über die Hälfte der Firmenanteile von Carducci Cosmetics. Zumindest bis zu Ginos achtzehntem Geburtstag.“

Als Libby ihn fassungslos anblickte, stieß er ein abfälliges Lachen aus. Dann griff er in seine Manteltasche und holte ein paar Papiere hervor. „Herzlichen Glückwunsch, das ist der Jackpot!“ Damit knallte er den Stapel auf ihren Schreibtisch.

Nach einigen Schrecksekunden löste Libby sich aus ihrer Starre und sah sich die Dokumente an. Gründlich las sie sich das Testament durch und konnte kaum begreifen, was sein Inhalt für ihr Leben bedeutete.

„Du möchtest also, dass Gino und ich bei dir in Italien leben?“, fragte sie lahm und verspürte eine grenzenlose Erleichterung. Demnach war Raul nicht gekommen, um ihr das Baby einfach wegzunehmen. Nicht, dass sie es zugelassen hätte!

„Ich könnte mir auf Anhieb nichts vorstellen, was ich weniger wollen würde“, erwiderte er abweisend und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. „Doch unglücklicherweise habe ich in diesem Punkt keinerlei Entscheidungsgewalt. Mein Vater hat seinen letzten Willen klar und deutlich formuliert. Er hat verlangt, dass Gino und seine Mutter in der Villa wohnen.“

Libby sah ihren kleinen Bruder an, und ihr Herz öffnete sich, als Gino sie mit ernsten, nussbraunen Augen aufmerksam betrachtete. Sein Aussehen verriet die italienische Herkunft, aber das Lächeln hatte er von seiner Mutter geerbt. Libby liebte das Kind wie einen eigenen Sohn, und es tat ihr unendlich leid, dass er seine leibliche Mutter niemals wirklich kennenlernen würde.

Aber war es wirklich das Beste für ihren geliebten Kleinen, nach Italien zu ziehen und bei seinem Halbbruder zu leben?

„Wir müssen eine Menge klären“, begann sie zögernd. „Vielleicht können wir uns in ein oder zwei Tagen treffen?“

Ungeduldig runzelte er die Stirn. „Ich kann es mir nicht leisten, hier tagelang meine Zeit zu verschwenden. Außerdem, was gibt es da groß zu besprechen? Mein Vater hat Gino als Erben eingesetzt, und ich glaube kaum, dass du dir diese einmalige Gelegenheit durch die Lappen gehen lässt. Wahrscheinlich war deine Schwangerschaft sowieso beabsichtigt, um irgendwann an das Geld meines Vaters zu kommen?“

„Blödsinn!“, wehrte Libby sich wütend. Unwissentlich beleidigte Raul ihre Mutter und nicht sie, und am liebsten hätte sie ihm dafür eine Ohrfeige verpasst. Liz war damals aus allen Wolken gefallen, als sich herausstellte, dass ihre Urlaubsaffäre mit dem heißblütigen Italiener Folgen haben würde. „Aber auch wenn die Schwangerschaft nicht geplant war, Gino ist ein absolutes Wunschkind! Dein Vater ist über seine Geburt informiert worden, hat seinen Sohn allerdings nicht anerkannt. Und ich habe nie irgendetwas von ihm erwartet.“

Das kaufte Raul ihr nicht ab. „Mein Vater war ein Ehrenmann, der seinem eigenen Kind niemals den Rücken zugekehrt hätte.“ Nachdenklich sah er sie an. „Wann ist der Kleine genau geboren?“

„Am siebten Juni. Er ist jetzt zehn Monate alt.“

„Pietro war letztes Jahr im Juni schwer krank, im August ist er verstorben“, erklärte Raul. „Ein inoperabler Hirntumor, der erst im Oktober davor diagnostiziert wurde und ziemlich schnell gewachsen ist. Hast du etwa von seiner Krankheit gewusst?“, fragte er plötzlich scharf.

Libby schüttelte den Kopf. Pietro musste kurz nach der Kreuzfahrt krank geworden sein, die ihre Mutter gewonnen hatte. Auf dem Schiff hatte Liz sich ernsthaft in den faszinierenden Italiener verliebt. Sie entschuldigte sich sogar bei ihrer Tochter dafür, jahrelang behauptet zu haben, dass Männer unzuverlässig seien und man niemals sein Herz an einen verlieren dürfe.

Als sie nichts mehr von Pietro hörte, war Liz am Boden zerstört gewesen – vor allem, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr. „Ich habe es schon wieder getan, Libby“, hatte sie geschluchzt und das Teststäbchen in die Höhe gehalten. „Ich habe einem Mann vertraut, und nun sitze ich allein mit seinem Baby da. Genau wie bei deinem verfluchten Vater! Allmählich sollte ich doch wohl begriffen haben, dass alle Kerle selbstsüchtige Bastarde sind, oder etwa nicht?“

Bis zum heutigen Tag hatte Libby Pietro für sein Verhalten verachtet, aber offensichtlich hatte der ältere Mann unmittelbar nach der Kreuzfahrt erfahren, wie unheilbar krank er war. Jeder Mensch ging anders mit einem solchen Schicksal um. Und als Liz ihm endlich schrieb, hatte er möglicherweise nicht mehr die Kraft für eine entsprechende Antwort. Immerhin hatte er aber noch verfügt, dass für Liz und Gino gesorgt war.

Lange hatte Gino ruhig auf dem Arm seiner Schwester gesessen, doch nun fing er wieder an zu husten. Sie gab Raul ein Zeichen, ihr zu folgen, und ging die Treppe hinauf in den ersten Stock, um Ginos Medizin zu holen.

„Was hat er eigentlich?“, fragte Raul direkt hinter ihr, als sie ihre Hand gerade auf die Klinke der Wohnzimmertür legte.

„Er hatte eine Bronchitis, die sich leider zu einer ausgewachsenen Lungenentzündung entwickelt hat“, erklärte Libby über die Schulter. „Es ging ihm sehr schlecht, er musste zwei Wochen im Krankenhaus verbringen. Und jetzt werden wir diesen schrecklichen Husten nicht mehr los. Der Arzt meint, die feuchten, schimmeligen Wände in diesem Haus würden alles nur noch schlimmer machen.“

Mit dem Fuß stieß sie die Tür zum Wohnzimmer ganz auf und zuckte heftig zusammen. Bei all den Überraschungen hatte sie völlig vergessen, was für ein Drama sich am Vortag abgespielt hatte. Ein Teil des Dachs hatte nachgegeben, und Regenwasser war ins Schlafzimmer eingedrungen.

Zum Glück war ihr guter Freund Tony zur Stelle gewesen – buchstäblich als Retter in der Not. Er war vorbeigekommen, um mit Libby eine Flasche Wein zu teilen und ihre finanzielle Notlage zu besprechen. Gemeinsam hatten sie die zum Teil durchweichten Sachen ins Wohnzimmer verfrachtet, und Tony hatte das Loch in der Decke notdürftig zugestopft. Dabei war er allerdings klatschnass geworden und musste seine Sportsachen aus dem Auto holen und sich umziehen.

Ihre Bilder lehnten am Sofa, und die Kleider lagen in Stapeln und Bergen auf dem Fußboden. Zu ihrem Entsetzen lag die Unterwäsche ganz obenauf. Auch Raul fielen zuerst die vielen knallbunten Baumwollhöschen auf. Libby wäre am liebsten im Erdboden versunken.

Sein Blick wanderte über die teilweise abgeblätterte Tapete und die dunklen Stockflecken an der Fensterseite, die sich auch mit Schimmelreiniger nicht dauerhaft vermeiden ließen. Dabei wuchs seine Verachtung von Minute zu Minute.

Als Liz und Libby im vergangenen Jahr Geschäft und Wohnung besichtigt hatten, waren die Räume hell, sauber und trocken gewesen. Doch nach dem nassen Winter konnte man eine grauenhaft schlechte Bausubstanz nicht mehr leugnen, und Libby kämpfte hier regelrecht gegen Windmühlen. Die Feuchtigkeit saß in den Wänden fest und ließ sich durch nichts und niemand wirksam bekämpfen.

„Entschuldige das ganze Chaos“, murmelte sie peinlich berührt. „Mein Schlafzimmer stand letzte Nacht plötzlich unter Wasser, und da mussten wir meinen ganzen Kram hier hereinschaffen.“

„Wir?“

„Mein Freund Tony war zum Glück da.“ Sie folgte seinem Blick zu dem niedrigen Beistelltisch, auf dem drei leere Weinflaschen und zwei benutzte Gläser standen.

„Sieht ja nach einer anständigen Party aus“, knurrte Raul abfällig.

Er glaubt doch wohl nicht, wir hätten drei Flaschen getrunken? ging es ihr durch den Kopf. „Tony arbeitet in einer Bar und bringt mir manchmal alte Weinflaschen mit, die ich dann dekoriere und auf Kunsthandwerkmärkten verkaufe. Wir sind beide Künstler“, fügte sie hinzu, als eine Antwort von Raul ausblieb. Warum fühlte sie sich bemüßigt, sich vor diesem überheblichen Fremden zu rechtfertigen?

Gino begann zu zappeln und wollte abgesetzt werden. Behutsam bückte Libby sich und gab den Kleinen frei. Ihre Arme schmerzten bereits von der Anstrengung, ihn zu tragen, und sie schüttelte auf dem Weg in die Küche ihre Hände aus.

Zielstrebig krabbelte das Baby auf den Beistelltisch zu und streckte sich, um eine der Glasflaschen zu erreichen. In letzter Sekunde griff Raul ein und stellte alle zerbrechlichen Gegenstände außer Reichweite. Kaum zu glauben, was für eine Bruchbude voller Gefahrenquellen diese Behausung war! Und dieser schimmelige Geruch!

Was dachte sich Elizabeth Maynard eigentlich dabei, hier ein Kind großziehen zu wollen? Ein paar Männerjeans hingen zum Trocknen über einer Stuhllehne, vermutlich die Kleidung von dem ominösen Barmann/Künstler Tony, der vergangene Nacht hier gewesen war! War er ihr fester Freund und Liebhaber? Und wenn dem so war, welche Rolle spielte er in Ginos Leben? Stiefvater, oder hatte der Kleine eine Reihe freundlicher Onkel, die mit seiner Mutter gut bekannt waren?

Dieser Gedanke gefiel Raul überhaupt nicht. Ratlos sah er auf den Jungen hinab und erkannte wieder die starke Ähnlichkeit mit seinem Vater. Die gleichen goldenen Sprenkel in den riesigen nussbraunen Augen. Pietro hätte den Kleinen vergöttert. Raul verstand nicht, warum sein Vater sich ihm nicht anvertraut hatte.

Ein Jammer, dass auch die Mutter im Testament vorkam. Raul seufzte verärgert. Offensichtlich hatte Libby keine Ahnung, wie man sich um ein Baby kümmerte. Gino sah eine Weile aus dem Fenster, dann drehte er sich zu Raul um und entblößte strahlend zwei schneeweiße Zähnchen.

Der Junge war süß, keine Frage. Raul ertappte sich dabei, wie er breit zurückgrinste, und in seiner Brust erwachte ein starker Beschützerinstinkt für seinen kleinen Halbbruder. In diesem Moment wusste er, dass er Gino versorgen und lieben wollte, so wie sein Vater es getan hätte, wenn er noch leben würde.

Auf diese Weise konnte Raul seinem Adoptivvater zurückgeben, was er ihm alles verdankte. Gino würde nicht nur materiell versorgt sein, Raul wollte eine Vaterfigur für ihn sein – und sich bedeutend besser um ihn kümmern als seine verantwortungslose Mutter. Das schwor er sich.

Libby kehrte aus der Küche zurück. „Könntest du ihn kurz halten, während ich ihm die Medizin gebe? Er ist nicht gerade begeistert davon.“ Sie schüttelte das kleine Fläschchen, füllte etwas Flüssigkeit in einen Messbecher und begriff plötzlich, dass sie Raul extrem nahe kommen musste, um Gino seine Medizin zu verabreichen.

Doch es gab kein Zurück mehr, und Libby bemühte sich, nicht zu auffällig zu zögern. Rauls Rasierwasser duftete verführerisch und drohte, ihre Sinne zu benebeln. Heimlich atmete sie es tief ein und stellte sich dabei vor, mit dem Kopf an seiner nackten Brust zu liegen. Woher kam dieser Gedanke nur?

Erschrocken richtete sie sich wieder auf. „Braver Junge“, stammelte sie leise und setzte Gino in seinen Hochstuhl.

Raul riss seinen Blick von den kleinen Spitzen los, die sich in Brusthöhe auf Libbys Top abzeichneten. „Wann kannst du abreisefertig sein?“, fragte er.

In Panik sah sie zu ihm hoch. Offenbar blieb ihr kaum Zeit zu entscheiden, wie sie sich verhalten sollte. Das Land verlassen? Sich weiterhin als Ginos Mutter ausgeben? Wie sollte sie auf Dauer mit einer so massiven Lüge leben? Ratlos starrte sie in Raul Carduccis kalte Augen und fasste spontan einen Entschluss.

„Ich weiß nicht genau“, erwiderte sie. „Ich muss meinen Mietvertrag kündigen und versuchen, den Bestand irgendwie zu veräußern. Und natürlich muss ich alle meine Sachen zusammenpacken.“ Dieser Punkt auf der Agenda würde allerdings nicht allzu lange dauern: ihre Kunstmaterialien, ihre Bilder, ein paar Kleider und einige Erinnerungsstücke ihrer Mutter. „Ich denke, ich könnte Gino Ende des Monats nach Italien bringen.“

„Ich habe von Tagen gesprochen, nicht von Wochen“, unterbrach er sie. „Meine Angestellten werden sich um die Auflösung des Geschäfts kümmern und deine Habseligkeiten nach Italien schicken lassen. Du selbst brauchst lediglich ein paar Sachen für dich und Gino einzupacken. Das sollte nicht länger als eine Stunde dauern.“ Er warf einen gelangweilten Blick auf seine goldene Armbanduhr. „Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum wir nicht gleich heute Nachmittag abreisen sollten.“

„Heute Nachmittag?“, wiederholte sie entsetzt. „Das kann doch wohl kaum dein Ernst sein? Ich muss noch eine Million Dinge regeln, bevor ich mit Gino in einem anderen Land ein neues Leben anfangen kann.“ Ein anderes Land. Ein neues Leben. Das klang auch in Libbys Ohren völlig unreal. „Warum diese Eile?“

Anstatt ihr zu antworten, begutachtete Raul die vielen Landschaftsbilder, die im Wohnzimmer verteilt herumstanden. „Sind das deine Arbeiten?“, wollte er wissen.

„Ja. Meine bevorzugten Materialien sind Ölfarben und Kohle.“

Landschaftsmotive oder auch Stillleben von außergewöhnlichen Pflanzen, Terrassenecken, Strandbilder, Meeresperspektiven … Man hatte das Gefühl, in den farbenfrohen, lebendigen Bildern das Wasser rauschen zu hören oder die duftenden Blumen anfassen zu können. „Verkaufst du viele davon?“

Sein skeptischer Ton gefiel ihr nicht. „Einige. Aber hauptsächlich im Sommer, wenn es hier von Touristen nur so wimmelt. Ich stelle sie im Laden aus, aber im Winter hat das alles keinen Zweck.“

„Du wirst dich um deinen Lebensunterhalt nicht mehr kümmern müssen, sobald du in der Villa Giulietta wohnst“, bemerkte er kühl. „Vor allem musst du nicht länger als Stripteasetänzerin auftreten.“

„Was für ein Glück, denn ich bin noch nie als Stripteasetänzerin aufgetreten“, konterte Libby und wurde rot, als Rauls Blick absichtlich an ihren Brüsten hängenblieb.

„Der Purple Pussy Cat Club?“, erinnerte er sie.

Ihre Wangen brannten noch heißer als zuvor. Er hatte also von dem Club gehört, in dem sie und Liz früher gearbeitet hatten, und hielt sie nun für eine Tänzerin. Das waren die Nachteile, wenn sie sich als ihre Mutter ausgab! „Ich war keine Tänzerin“, erklärte sie zögernd. „Ich habe an der Bar gearbeitet, das ist alles.“

Ihr Traum, einmal die Kunsthochschule zu besuchen, war an der Realität gescheitert. Wegen des unsteten Lebens ihrer Mutter hatte Libby nur eine sehr lückenhafte, unvollständige Schulbildung genossen. Nach dem relativ schlechten Abschluss musste sie als Putzfrau und Bedienung in einem Imbiss jobben, bis Liz ihrer Tochter schließlich die Stelle als Bardame vermittelte – eben in dem Nachtclub, in dem Liz als Tänzerin arbeitete.

Es war der einzige Job gewesen, den Liz bekommen konnte, nachdem sie einige Jahre auf Ibiza gelebt hatte und dann nach England zurückgekehrt war. Sie hatte ihn zwar gehasst, aber sie und ihre Tochter brauchten dringend Geld. Und alles war besser, als beim Sozialamt Schlange zu stehen und am Existenzminimum zu leben. Liz war sehr unkonventionell gewesen und oft auch unverantwortlich, aber sie hatte ihren Stolz gehabt.

Noch immer sah Raul sie erwartungsvoll an, und irgendetwas in seinem Blick fand Libby zutiefst erotisch. Sie konnte sich nicht von ihm abwenden, so als würde sie in seinem Bann stehen und von den mitternachtsschwarzen Augen hypnotisiert werden.

Er kam auf sie zu und streckte – beinahe widerwillig – eine Hand aus, um eine der feuerroten Locken mit den Fingerspitzen zu berühren. „Du bist also keine Stripperin?“

„Nein!“

„Schade“, brummte er kaum hörbar. „Ich hätte dich für eine private Vorstellung gebucht.“

„Tja, das wäre pure Geldverschwendung“, gab sie schnippisch zurück und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen sich und Raul. „Hör mal, ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Wenn du solche Dinge sagst, kann ich mir nicht vorstellen, mit Gino nach Italien zu kommen. Schon gar nicht von jetzt auf gleich!“ Sie nahm den Kleinen aus seinem Hochstuhl und presste ihn schützend an sich. „Außerdem hat Gino nächste Woche einen wichtigen Arzttermin wegen seiner Atembeschwerden.“

Gedankenverloren stand Raul am Fenster und blickte in den Regen hinaus. „Selbstverständlich werdet ihr mit mir kommen. Du wirst dir doch nicht die Chance entgehen lassen, ein Leben im Luxus zu führen?“ Angewidert von sich selbst spürte er, wie sich Verlangen in seiner Lendengegend regte. Ganz offensichtlich hatte er schon zu lange keine Frau mehr in den Armen gehalten. Ein Umstand, den er ändern würde, sobald er wieder zu Hause war!

Doch zuerst musste er Elizabeth Maynard davon überzeugen, ihn augenblicklich nach Italien zu begleiten. Immerhin hielt sie fünfzig Prozent seines Unternehmens in ihrer Kontrolle, und ohne sie konnte er seine Geschäfte nicht weiterführen.

„Wenn wir in Italien ankommen, werde ich Gino sofort von einem Spezialisten untersuchen lassen“, versicherte er ihr. „Schließlich ist er ein Carducci, und sein Vater hätte ganz bestimmt nur das Beste für ihn gewollt.“

Meine Mutter ebenfalls, dachte Libby traurig und sah sich in der heruntergekommenen Wohnung um.

„Wie könntest du Gino um sein Geburtsrecht bringen?“ Raul beschloss, seine Taktik zu ändern. „Die Frühlingssonne in Latium wärmt schon jetzt den See neben der Villa Giulietta, und das Klima dort wird dem Kleinen guttun. Er kann sich in dem großen Haus und auf dem riesigen Grundstück nach Herzenslust austoben, in den Orangenhainen spielen und später auf dem lago segeln lernen.“ Er selbst würde es ihm beibringen, so wie sein Adoptivvater es ihm gezeigt hatte! Das nahm Raul sich fest vor.

Plötzlich kam ihm ein störender Gedanke. „Gino hat doch wohl einen Pass?“, wollte er wissen.

„Ja, den hat er.“ Obwohl Liz ein ziemlich chaotisches Leben geführt hatte, war es ihr doch wichtig gewesen, kurz nach Ginos Geburt einen Pass für ihn zu beantragen. Vermutlich hoffte sie, Pietro würde früher oder später nach seinem Sohn fragen und ihn nach Italien einladen.

Offenbar mag Raul seinen Halbbruder, dachte Libby erleichtert. Und Liz hätte bestimmt gewollt, dass Gino in einem großen Haus und nicht in dieser verschimmelten Wohnung aufwächst.

Sie dachte daran, wie hartnäckig sich die Bank weigerte, ihren Dispositionskredit zu erweitern. Und daran, wie viele schlaflose Nächte sie damit verbrachte, sich um die Miete für den nächsten Monat zu sorgen. Sie war pleite, um ehrlich zu sein. Und in absehbarer Zeit würden sie und Gino ohnehin kein Dach mehr über dem Kopf haben.

Da kam Pietro Carduccis Testament wie ein Wunder aus heiterem Himmel. Es könnte für Libby der rettende Anker in der Not sein. Finanzielle Sicherheit für Gino bis ans Ende seines Lebens! Und Raul hatte es auf den Punkt gebracht: Sie durfte ihrem kleinen Bruder sein Geburtsrecht nicht verwehren. Zudem die Aussicht, den Jungen von einem Facharzt untersuchen zu lassen …

„In Ordnung“, stimmte sie mit klopfendem Herzen zu und hatte das unwirkliche Gefühl, sich offenen Auges in den Abgrund zu stürzen – in ein besseres, unbekanntes Leben voller Fremdkontrolle. „Wir kommen heute noch mit dir mit.“

„Gut.“ Er hatte nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass das Vermögen seiner Familie Libby nach Italien locken würde. Entschlossen nahm er ihr Gino aus den Armen. „Ich kümmere mich um ihn, während du eure Sachen zusammenpackst. Mein Privatjet wartet in Newquay am Flughafen. Ich werde den Piloten anweisen, in etwa zwei Stunden startbereit zu sein.“

3. KAPITEL

„Wir sind in wenigen Minuten da“, verkündete Raul.

Libby war in die vorbeiziehende italienische Landschaft vertieft, aber beim Klang seiner Stimme horchte sie auf, und in ihrem Magen begann es zu kribbeln, als sie in sein schönes Gesicht blickte. Seine subtile Erotik wirkte extrem anziehend auf Libby, und sie fragte sich ernsthaft, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. War er ein zärtlicher oder eher ein fordernder Liebhaber?

Ihre Wangen brannten, und sie hoffte inständig, er möge ihre Gedanken nicht erraten. Wie konnte sie sich zu einem Mann hingezogen fühlen, den sie kaum kannte und auf den ersten Blick unsympathisch fand? Offenbar führte ihr Körper ein höchst unwillkommenes Eigenleben.

Er ist so furchtbar ernst und konservativ, dachte Libby. Und dabei vermutlich nicht älter als Mitte dreißig!

Seine arrogante Haltung ihr gegenüber war nervtötend. Noch in Cornwall hatte Raul von ihr wissen wollen, ob sie wirklich alle Farben des Regenbogens in ihrer Garderobe vereinigen musste. Ihr orangefarbener Lackregenmantel gefiel ihm ganz eindeutig nicht besonders.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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