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Marie Schmidt ist 26, eine durchschnittliche Studentin aus Düsseldorf. Als sie eines Tages die Kündigung ihres Nebenjobs erhält, sieht sie sich gezwungen, auf einem anderen Weg an Geld zu kommen. Durch Zufall stößt Marie auf ein Experiment, bei dem Probanden für eine Injektion gesucht werden. Angeblich soll diese den Prozess der Zell-Alterung im Körper anhalten. Ohne große Überlegungen meldet Marie sich an. Wenig später findet sie sich als eine der ersten unsterblichen Personen vor. Doch nicht alle sind von dem geglückten Experiment begeistert. Die Gesellschaft spaltet sich immer weiter in die Extreme. Die Politik gerät ins Wanken. Mit der Zeit wird Marie klar - sie hat einen großen Fehler begangen. Was sie jedoch noch nicht ahnt: Von dem Institut gehen noch schlimmere Gefahren aus als sie es zu dem Zeitpunkt weiß. Denn jemand beobachtet sie schon lange - sehr lange.
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Seitenzahl: 570
Veröffentlichungsjahr: 2022
© 2022 Linda Friese
ISBN Softcover: 978-3-347-77879-5 ISBN E-Book: 978-3-347-77880-1
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
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Jung bist du am schönsten
Ein Thriller von Linda Friese
Prolog
Marie - Tag X
„Nutze jeden Tag, als wäre es dein letzter. Denn wir alle haben nur dieses eine Leben. Diesen Satz haben wir alle schon so oft gehört, oder? Von unseren Freunden auf einer Party kurz vor dem nächsten Shot Tequila. Von unserem Yoga-Guru, der uns zu mehr Dankbarkeit ermutigen möchte. Oder damals von unserem Lieblingslehrer in der Schule, der uns einschärfen will, dass wir alles erreichen können, solange wir nur fest daran glauben. Und das Prinzip macht Sinn: Wer möchte schon eines Tages mit über 90 Jahren auf dem Sterbebett liegen und darüber nachdenken, was wir noch alles hätten erleben können? Hättest du damals doch nochmal studiert, hättest du deinen Kindern öfter gesagt, dass du sie liebst, wärst du nach Japan gereist oder hättest du noch den Fallschirmsprung gemacht, welcher schon immer dein innigster Wunsch war. Fakt ist: Du hast es nicht gemacht.
Und die Message dahinter ist überall die gleiche. Niemand möchte eines Tages so auf sein Leben zurückblicken - in Gedanken an die ungenutzten Chancen und Möglichkeiten. Aber was wäre, wenn alles, was wir immer für wahr geglaubt haben, auf einmal hinfällig wäre? Wenn alles, an das wir jemals geglaubt haben, von heute auf morgen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt? Was wäre, wenn wir nie wieder morgens aufwachen und ein graues Haar auf dem Kopf oder eine neue Falte auf der Stirn finden würden? Was wäre, wenn die Welt auf einmal stehen bliebe? Wenn wir niemals sterben müssten? Würden wir dann die Chance nutzen und all unsere Träume und Ziele verwirklichen? Eine Zeit lang dachte ich mir: Ja, ich würde genau das machen. Zu 100%. Meine Träume verwirklichen, dankbar sein und alles realisieren, was auf meiner persönlichen Bucketliste steht. Eine Zeit lang dachte ich auch: Ist doch geil, wenn ich für immer aussehe wie Mitte 20! Denn ist das nicht die vollendete Perfektion, nach der wir uns alle sehnen? Für immer jung sein und alle Zeit der Welt haben. Es klingt geradezu paradiesisch. Nahezu göttlich. Zumindest in der Theorie.
Aber die Praxis ist wie so oft eine ganz andere Realität. Denn jetzt, wo wir bereits seit 20 Jahren diesen Traum leben, kann ich euch sagen, dass der Gedanke nur eine Illusion war. Eine Illusion, von der auch ich mir wünschte, dass sie wahr wäre. Denn das würde alles so verdammt einfach machen. Aber irgendwann bin ich aufgewacht und nun sehe ich, was wir erschaffen haben. Unser Traum war nie der Traum für den wir ihn gehalten haben. Vielmehr haben wir einen Alptraum gefertigt und ihn in glitzernde Hüllen gelegt, sodass er uns alle mit der Strahlkraft die Sicht verblendet hat. Die Unsterblichkeit ist kein Segen. Sie wird uns alle zerstören. Früher oder später. Auch wenn manche von euch es noch nicht sehen oder weiterhin leugnen. Wir setzen uns Grenzen bei der Fortpflanzung. Wir drohen in eine Rentenkrise zu rutschen. Jeden Tag stehe ich auf und höre im Radio und den sozialen Medien, wie es wieder und wieder zu Gewalt und Auseinandersetzungen gekommen ist. Wir reden verdammt nochmal von einem festgelegten Datum um zu morden! Sind wir doch mal ehrlich zu uns selbst. Es ist kein Todesdatum. Es ist ein Datum, an dem wir unsterbliche Menschen ermorden wollen. Wir sind dabei all unsere Menschlichkeit zu verlieren. Spielen uns dabei wie eine höhere Macht auf und setzen uns über Naturgesetze hinweg. Aber dabei sehen wir nicht, dass wir auf dem besten Weg sind, die komplette Kontrolle zu verlieren. Wir drohen in einen Graben zu rutschen, aus dem wir uns nicht mehr selbst hinausziehen können. Und weil wir für immer da sind, werden wir eines Tages die kalte Dunkelheit des Grabens um uns herum für immer und ewig ertragen müssen. Sofern uns nicht vorher eine Kugel durch den Kopf gejagt wird. Ich will das alles nicht mehr. Ich will nicht mehr morgens aufstehen müssen und von Konflikt und Gewalt umgeben sein. Ich möchte nicht mehr mit klopfendem Herzen neuen Gesetzen lauschen müssen, die uns weiter und weiter in die Spaltung treiben. Wollt ihr wirklich erst dann merken was wir hier anrichten, wenn es bereits zu spät ist? Wir müssen jetzt handeln und retten, was noch zu retten ist. Denn nichts ist für die Ewigkeit bestimmt. Kein Menschenleben dieser Welt.“
Marie legte eine Pause ein. Ihr Blick glitt durch die Reihen. Das Adrenalin hatte sie beflügelt. Sie spürte, wie der Rausch der Anspannung sie selbstbewusst und überzeugend wirken ließ. Erleichterung mischte sich in ihre Anspannung. Tatsächlich hatten sich die meisten Gespräche und das Klirren der Weingläser in der Menschenmenge zu ihren Füßen eingestellt. Auf dem Platz herrschte eine Totenstille. Tausende Augenpaare starrten nun erwartungsvoll nach oben zu ihr. Was wohl hinter der Fassade in den Köpfen der Menschen vorging? Natürlich wusste sie es nicht. Aber sie würde ihre Mission durchziehen und ihre Rede zu Ende bringen. Komme was wolle. Und wenn sie damit nur einen einzigen Menschen zum Nachdenken anregen konnte, dann war es für sie schon ein erster Erfolg. Marie senkte den Blick wieder auf das Pult. Bestimmt strich sie das letzte Blatt ihrer Rede glatt. Dann holte sie tief Luft. Jetzt zählte jede Sekunde. Pausen waren gut. Aber auch nicht zu lange. Sie durfte die Aufmerksamkeit des Publikums nicht abreißen lassen. Doch gerade als sie zum nächsten Wort ansetzen wollte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Irgendwas war ruckartig nach oben gezuckt. Reflexartig löste sich Maries Aufmerksamkeit von dem Papier. Ein Mann aus der dritten Reihe war von seinem Stuhl aufgesprungen. Jetzt lass dich nicht ablenken. Sprich einfach weiter. Marie versuchte ihre Aufmerksamkeit wieder nach unten zu zwingen. Doch ihre Augen gehorchten ihr nicht mehr. Sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Feuchtigkeit sammelte sich in ihren Handflächen. Die Alarmsirenen in ihrem Inneren liefen auf Hochtouren. Und auf einmal ging alles wahnsinnig schnell. Der aufgesprungene Kerl zuckte mit seiner Hand Richtung Gürtel. Einen Bruchteil später riss er einen länglichen Gegenstand heraus. Maries Kopf brauchte einen Moment um zu schalten, was der Fremde in seinen Händen hielt. Als die Erkenntnis sie erreichte, hielt sie wie ferngesteuert die Luft an. Mit dem starren Blick auf die Pistole klammerte sie sich an das Rednerpult. Als könne ihr der Tisch Sicherheit geben. Sie vor der Waffe beschützen. Inzwischen starrten auch die Augen aller anderen Gäste auf den Mann in der dritten Reihe. Die Totenstille schien ewig anzudauern. Mit eiskalter Miene visierte er Marie. Obwohl er einige Meter von ihr entfernt war, konnte Marie seine Augen ganz genau erkennen, die sich zu wütenden Schlitzen geformt hatten. Gerade laut genug, dass sie es hören konnte, fauchte er: „Du kleine Schlampe, ich bring dich um.“
1
Marie – 20 Jahre vor Tag X
“Sehr geehrte Frau Schmidt, mit großem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen auf Grund notwendiger Sparmaßnahmen in Zukunft keine Angebote mehr als Messe-Hostess offerieren können. Wir bitten um Ihr Verständnis, bedanken uns herzlichst für die bisherige Zusammenarbeit und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute für die Zukunft. Kontaktieren Sie uns gerne, sofern Sie ein Empfehlungsschreiben für neue Nebentätigkeiten benötigen sollten. Mit freundlichen Grüßen, Silvia Maier.“
“Geil. Von einem Alles Gute für die Zukunft kann ich aber nicht meine Miete bezahlen“, schnaubte Marie ironisch. Wütend zerknüllte sie den Brief von ihrer Chefin, den sie noch vor wenigen Minuten unten aus dem Briefkasten gefischt hatte. Sie hatte sich sogar gefreut, als sie ihren Arbeitgeber als Adressat auf dem Briefumschlag erspäht hatte. Vielleicht war es eine etwas verfrühte Gehaltsabrechnung oder eine Einladung zum nächsten Teamevent. Marie hatte mit einigem gerechnet. Wovon sie aber nicht ausgegangen war, war von einer Kündigung. Es war nicht so, dass sie den Job als MesseHostess allzu sehr geliebt hätte. Aber die Bezahlung war für sie als Studentin nicht schlecht. Und wenn man von den teils sexistischen Kommentaren älterer Männer auf den Motormessen absah, hatte ihr die Arbeit in den Messehallen meistens Spaß gemacht. Zumindest gab es schlimmere Nebenjobs, fand Marie. Und am entspanntesten war gewesen, dass sie mit ein paar Tagen Hände schütteln und Getränke anbieten, neben dem Studium genug Geld verdienen konnte, um sich ihr 1-Zimmer-Apartment am Rand von Düsseldorf leisten zu können. Zumindest bis jetzt.
Frustriert ließ sich Marie mit einem Seufzer auf ihr weiß-rosa Himmelbett fallen. Die Daunen gaben unter ihr nach. Seidenweich glitt ihr Körper auf die Matratze. Das Gefühl der Decke unter Maries Rücken war wie Zuckerwatte. Süß und sorgenfrei. Anders als ihre derzeitige Stimmung. Maries Blick strich über das Bettgestell. Normalerweise war sie keine kitschige Frau, die die komplette Wohnung in rosa Farben streichen würde und in jeder Ecke einen Spiegel, Glitzer oder – noch schlimmer – Katzenfigürchen aufstellen würde. Aber dieses Bett hatte es ihr angetan. Als sie vor drei Jahren aus ihrem Kinderzimmer mitten im Sauerland raus in die weite Welt zog -wie ihre Eltern die Landeshauptstadt liebevoll nannten - hatte sie das Himmelbett damals in einem Düsseldorfer Möbelhaus entdeckt. Sie hatte sich sofort verliebt. Bis heute hatte sich die Liebe zu dem Möbelstück nicht geändert. Das Bett war für Marie zu ihrem eigenen, kleinen Rückzugsort geworden. Und mit ein bisschen Fantasie sah es sogar wie ein echter Himmel aus, über den sanfte Wolken zogen, wenn man auf dem Rücken lag und nach oben schaute. Für einen kurzen Moment schloss Marie die Augen und schaffte es, den Brief mit der Kündigung aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie schmunzelte. Ihre Schwester meinte damals, als sie Marie das erste Mal in ihrem neuen Apartment besucht hatte, dass sie das Himmelbett an einen Sonnenuntergang in einem Barbie-Film erinnerte. Dieses Bild war ihr bis heute im Kopf geblieben. Aber leider war Barbies Welt, in der niemand arbeiten gehen musste, nicht die Realität. Zu schade. Marie öffnete die Augen und seufzte. Wenn sie ihr Apartment samt Himmelbett behalten wollte, dann brauchte sie einen neuen Job. So viel stand fest.
Marie rollte sich auf den Bauch und schnappte sich ihren Laptop, der auf ihrem Kopfkissen lag. Sie klappte das Gerät auf. Klickte auf den InternetBrowser. Den Laptop hatte sie fast immer im Standby-Modus. Es war praktischer, wenn man nicht darauf warten musste, bis die Technik erstmal hochgefahren war. Obwohl die heutigen Geräte dafür kaum mehr als ein paar Sekunden brauchten. Trotzdem. Der Standby-Modus war Maries bester Freund. Wenig zum Verständnis ihres Vaters. Regelmäßig regte er sich darüber auf. Seiner Meinung nach mussten Laptops und Computer regelmäßig ausgeschaltet werden, um sich komplett zu erholen. Marie sah das etwas lockerer. Trotzdem hinderte es ihren Vater nicht daran, regelmäßig seinen Unmut über ihren Umgang mit ihrer Elektronik zu äußern. Typisch Väter eben. Aber hey, er wollte schließlich nur helfen. Nicht ganz so locker war allerdings Maries frisch gewonnene Arbeitslosigkeit. Das war ihr bewusst. Aber sie würde etwas anderes finden, da war sie sich sicher. Vielleicht sogar etwas mit einer besseren Bezahlung. Maries Frustration mischte sich mit neuer Energie. Schließlich brachte es ihr nichts, jetzt Trübsal zu blasen. Wie ihre Mutter schon damals immer zu ihr gesagt hatte: „Wenn das Leben dir Butter schenkt, dann zögere nicht lange und mache einen Kuchen daraus, bevor sie vergeht.“ Maries Lippen umspielte ein Lächeln. Das selbst erfundene Sprichwort ihrer Mutter machte für normale Menschen absolut keinen Sinn. Aber das war ihr egal. Und irgendwo zeichnete genau das Maries Mutter aus. Sie war Spezialistin für selbst erfundene Lebensweisheiten. Und das war liebenswert. „Na, dann backe ich mir mal einen Kuchen“, murmelte Marie und tippte Jobs für Studenten Düsseldorf in die Suchzeile des Browsers ein. Enter. Google zeigte ihre wenige Augenblicke später eine lange Liste mit diversen Suchergebnissen an. „Promoterin auf 450 Euro Basis… Kurzfristiger Studentenjob als Zählerableser… Aushilfe im Supermarkt,“ las Marie vor und blies Luft aus ihren Wangen. Wirklich ansprechend fand sie keine der angezeigten Stellen. Sie klickte auf die zweite Seite der Suchliste und scrollte langsam erneut von oben nach unten. „Umzugshelfer? Meinen Rücken brauche ich die nächsten Jahre noch. DJ für HipHop-Club. Das wäre zwar witzig, aber bei meinem Rhythmusgefühl eher peinlich als erfolgsversprechend“, grinste Marie bei dem Gedanken daran, dass sie vor einer riesigen Menschenmenge die Bässe zum Beben brachte. Also weiter. Sie überflog die nächsten ausgeschriebenen Stellen: „Reinigungskraft für Fast-Food-Kette. Hm, eher nicht“, murmelte sie. Inzwischen weniger euphorisch. Ihre optimistischen Pläne etwas cooleres als Messe-Hostess zu finden, schienen ihr von Minute zu Minute utopischer zu werden. Die Aussichten auf dem Arbeits-Markt waren mau. Das zeichnete sich ziemlich schnell ab. Na toll. Trotzdem wühlte sich Marie durch ein Job-Angebot nach dem nächsten.
Weitere 15 Minuten und bestimmt 50 Studenten- und Aushilfs-Jobs später, gab sie schließlich auf. Das Problem mit der Arbeitslosigkeit sollte Marie wohl heute nicht mehr lösen können. Vielleicht würde sie heute Abend nochmal den Rechner anschmeißen und weitersuchen. Sie zückte ihr Handy, dass sie neben den Laptop auf das Kopfkissen gelegt hatte und schaute auf den Sperrbildschirm. Es war kurz nach 16 Uhr. Wenn sie jetzt losgehen würde, dann sollte sie es noch rechtzeitig ins Fitessstudio schaffen, bevor sie sich später mit einer Kommilitonin zum Abendessen traf. Das war zwar kein neuer Job, aber immerhin würde sie den Rest des Tages noch produktiv nutzen. Ein kleiner Trost, aber besser als nichts. Mit einem kleinen Seufzer griff Marie nach der oberen Kante ihres Laptops, um den Bildschirm wieder zuzuklappen. Kurz bevor die beiden Seiten des Gerätes sich berührten und das Licht erlosch, sprang ihr jedoch aus dem Augenwinkel eine Anzeige entgegen. Marie zögerte kurz, klappte den halb geschlossenen Laptop dann aber doch wieder auf. Schließlich wollte sie keine Chance verpassen und durch einmal kurz Nachschauen würde sie es trotzdem noch rechtzeitig zum Sport schaffen. Marie sah auf den Bildschirm. Die Anzeige hob sich schon allein von dem Design der restlichen Inserate ab: 10.000 Euro in drei Tagen verdienen – Probanden für medizinische Studie gesucht. „Aha, ein Versuchskaninchen also. Und vor allen Dingen ein verdammt gut bezahltes. Was die da wohl mit einem machen wollen? Testen, wie es sich so ohne eine Niere lebt?“, Marie lachte über ihre eigene Albernheit, runzelte dann aber die Stirn und las sich konzentriert den Text unter der Stellenanzeige durch. Eine seriöse wissenschaftliche Einrichtung würde wohl kaum für ein ungefährliches Experiment so eine hohe Gage anbieten. Trotz des mulmigen Gefühls, was sich in ihrer Magengegend bildete, war Marie auch neugierig. Sie klickte auf die Überschrift mit dem Vorschautext und in einem neuen Fenster öffnete sich die gesamte Stellenausschreibung. Auf den ersten Blick wirkte die Seite wie aus einem Hochglanzmagazin für Luxusmarken. Das Farbzusammenspiel aus Weiß und Gold wirkte edel und erinnerte sie in vieler Hinsicht an eine Schönheitsklinik oder an ein High Society Maklerbüro. IF stand in verschnörkelten Buchstaben oben auf der Webseite. „Interessantes Design“, murmeltes Marie vor sich hin. Im Studium hatte sie erst letztes Semester einen Kurs zu verschiedenen Design-Arten belegt, weswegen sie seitdem unterbewusst – oder bewusst - auf Designs jeglicher Art achtete. „Und was genau soll hier jetzt getestet werden?“ Sie rückte näher vor ihren Bildschirm und scrollte nach unten: Ewige Jugend – Probanden für innovatives Anti-Aging Experiment gesucht. Marie lief ein kleiner Schauer über den Rücken. Das Ganze hört sich nicht koscher an. Ein Teil ihres Körpers schien der gleichen Meinung zu sein. Trotzdem überlegte Marie. 10.000 Euro waren für sie als Studentin wirklich eine Menge Geld. Mit dieser Gage könnte sie locker mehrere Monate leben und sich in der Zeit etwas entspannter nach einem neuen regelmäßigen Einkommen umschauen. Aber Anti-Aging war in vielerlei Hinsicht interpretierbar. Und die Anzeige sah zwar edel aus, verriet aber nicht die genauen Inhalte des Experiments. Vertrauenswürdig sah anders aus. Aber auf der anderen Seite hatte Marie bis dato auch wenige bis gar keine Alternativen. Grübelnd saß sie vor dem Laptop und überflog wieder und wieder die Ausschreibung des Experiments. Das ungute Gefühl blieb. Aber Marie hatte Zeit sich mit dem Gedanken anzufreunden. Einen Rückzieher machen konnte sie schließlich immer noch. Sie straffte ihre Schultern und zuckte die Schultern: „Anmelden kostet ja erstmal nichts. Solange ich nichts unterschrieben habe, kann ich immer noch absagen“, versuchte Marie sich selbst zu überzeugen. Wer nichts wagt, der nicht gewinnt, hieß es doch so schön, oder? Außerdem konnte sie sich das Fitnessstudio abschminken, wenn sie noch ewig hier sitzen und mit sich selbst debattieren würde. Entschlossen nahm Marie einen tiefen Atemzug und klickte auf Anmelden.
2
Doktor
„Marie Schmidt hat sich als Probandin bei IF registriert.“ Da steht es. Schwarz auf weiß. Endlich. Der Moment ist gekommen. Es fühlt sich an, als ob eine ganze Bombe an Glücksgefühlen in meinem Bauch explodiert. Ich weiß, dass ich strahle, wie ein kleines Kind, welches erfahren hat, dass es morgen ins Disney Land fahren darf. Nur noch 100 Mal mehr. Denn so viel Freude wie ich in diesem Moment fühle, kann kein normales Kind jemals in sich tragen. Da bin ich mir sicher. Ich sperre den Bildschirm meines Prepaid-Telefons, auf dem ich vor wenigen Sekunden die Benachrichtigung erhalten habe, dass du dich als Probandin registriert hast. Mein Grinsen fühlt sich an, als sei es mir ins Gesicht gemeißelt. Ich kann nicht aufhören zu strahlen. Und das, obwohl ich normalerweise wenig für große Emotionen übrig habe. Aber diesmal überwältigt es mich. So viele Jahre habe ich darauf gewartet, dass du dich für diesen Schritt entscheidest. So lange habe ich gewartet, dass der Tag endlich kommt, an dem das Projekt weit genug fortgeschritten ist und ich dich mit auf meine Reise nehmen kann. Natürlich wurde ich nie von ernsthaft tiefen Zweifeln geplagt. Aber insgeheim gab es doch ein kleines Restrisiko, ob die Google Ad nun auf deinem Bildschirm auftauchen würde oder nicht und du damit deine ganz persönliche Einladung erhalten würdest. Schließlich hatte ich mich dabei auf die Fähigkeiten meiner IT-Helferin verlassen müssen. Und so gut kenne ich sie nun auch nicht. Hätte ich unter Eid schwören sollen, dass sie die Mission erfolgreich erledigen würde, dann hätte ich es nicht mit vollem Selbstvertrauen tun können. Aber selbst wenn sie gescheitert wäre, dann hätte ich einen Plan B gehabt. Ich habe immer einen Plan B, Marie. Denn auch nur eine Kleinigkeit dem Zufall zu überlassen wäre zu riskant gewesen. Dafür habe ich zu lange an all dem hier gearbeitet. Und du hast nicht mal den Hauch einer Ahnung, wie lange ich nun schon dabei bin, die ersten Schritte für dieses Imperium zu legen. Es hat Spaß gemacht. Gleichzeitig war es kräftezehrend. Was du auch noch nicht weißt: Ich habe es nur für dich getan. Das alles ist nur für dich, meine Kleine. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich dir auch das zehnfache des Geldes für die Teilnahme an dem Experiment bezahlt. Aber es durfte nicht zu auffällig sein. Ich darf meine Begeisterung nicht Überhand nehmen lassen. Auch wenn ich in diesem Moment bei dem Gedanken an deinen wunderschönen Körper und dein entzückendes Gesicht vor Freude und Erregung beinahe platze. So wie jedes Mal, wenn ich an dich denke. Aber das muss warten. Denn ab jetzt wirst du mir nicht mehr davonlaufen. Und Geduld habe ich. Das konnte ich mir selbst in den letzten Jahren wieder und wieder auf‘s Neue beweisen. Glaub mir Marie, kein Mann dieser Welt hat so eine Ausdauer, wenn er um die wahre Liebe seines Lebens kämpft. Zu deinem Glück bin ich nicht wie alle anderen Männer. Du kannst dich glücklich schätzen. Wirklich. Du wirst es noch früh genug sehen. Aber eins nach dem anderen. Ich darf mich selbst nicht in Komplikationen stürzen. Meine Mission erfordert ohnehin schon ausreichend Fingerspitzengefühl und akribische Planung.
Deine Chefin zu überreden dich zu entlassen, war hingegen ein einfaches Kinderspiel. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie käuflich Menschen doch sind. Und noch erstaunlicher ist, welch geringen Preis manch einer fordert. Die einen begnügen sich mit ein paar hundert Euro, die anderen sehnen sich nach einem guten Fick von einem erfolgreichen Mann in den besten Jahren. Es ist überaus faszinierend. Im Falle deiner Chefin musste ich mit beidem herhalten. Auch wenn ältere Fotzen nicht zu meinen Lieblingsdingen gehören, habe ich es natürlich gerne getan. Denn das Ergebnis ist das, was für mich zählt. Letztendlich habe ich es für dich getan, meine zarte Blume. Und da nach einem Bündel Scheine und einer halben Stunde Gestöhne deiner wabbeligen Chefin bei dir die Kündigung im Briefkasten lag, hat es sich gelohnt. Und jetzt bist du registriert. Für ein Experiment, dass dein Leben für immer verändern wird. Ich kann es immer noch nicht fassen, in welcher Vollkommenheit der heutige Tag erstrahlt. Und nun darf ich keine Zeit verlieren. Ich ziehe mein Prepaid-Handy erneut aus meiner Hosentasche und tippe eine kurze SMS an die Praxis: „Kandidatin 26 einladen. ASAP.“
3
Marie
Marie klappte ihren Laptop zu und ließ sich mit einem Seufzen erneut in die Kissen fallen. Die Teilnahme an einer Studie war zwar kein neuer Job und wer weiß, worauf sie sich da einließ, aber mit den 10.000€ müsste sie sich eine Zeit lang erstmal keine finanziellen Sorgen machen. Und Abenteuer taten dem Leben ab und zu gut. Sie war überrascht, wie gut sie sich selbst hatte überzeugen konnte. Oder vielleicht war sie auch einfach nicht mehr ganz dicht. Sie würde es wohl früh genug herausfinden. Mit einer gekonnten Wende drehte Marie sich auf die Seite und griff erneut nach ihrem Handy, um es in die Sporttasche zu packen. In der gleichen Sekunde zuckte sie zusammen. Das Handy vibrierte. Auf dem Display zeichnete sich ein eingehender Anruf ab. Sie hatte die Nummer nicht in ihren Kontakten eingespeichert, erkannte aber, dass die Vorwahl aus Düsseldorf kam. „Also wenn das die Praxis von der Studie ist, dann sind die auf jeden Fall mehr als schnell unterwegs“, runzelte Marie die Stirn. Oder sie sind einfach verzweifelt auf der Suche nach Probanden, weil sich kaum jemand auf dieses Experiment einlassen will? Ansonsten rief sie kaum jemand über eine Festnetznummer an. Marie schüttelte die warnende Stimme, die ihr ins Ohr flüsterte, mit einem Kopfschütteln weg, erhob sich aus dem Himmelbett und drücke auf Anruf annehmen.
„Schönen guten Tag, Frau Schmidt! Mein Name ist Cornelia Lorenz aus dem medizinischen Institut IF, sie hatten sich für unsere Studie beworben. Ich hoffe ich rufe nicht zu einem unangenehmen Zeitpunkt an?“, zwitscherte eine liebliche Frauenstimme Marie ins Ohr. Also doch das Institut. Sie schätzte die Dame auf etwa Mitte oder Anfang 40 und stellte sich eine Arzthelferin mit blonden, langen Haaren vor, die zu ihren besten Zeiten von Männern jeder Art umschwärmt wurde. „Hallo, ja Marie Schmidt am Apparat. Sie stören nicht, ich habe mich ja gerade erst registriert“, lachte Marie. „Wir freuen uns immer über Teilnehmer, die perfekt in unser Portfolio passen und Sie scheinen ideal geeignet zu sein.“ Marie vermutete, dass dies eine Erklärung für den schnelle Anruf sein sollte. Mehr Zeit darüber nachzudenken hatte sie nicht, denn die Mitarbeiterin fuhr direkt fort: „Darf ich fragen, ob Sie irgendwelche Vorerkrankungen habe, von denen wir wissen sollten?“, flötete Cornelia Lorenz munter in ihrem engelsgleichen Ton weiter. Marie fiel auf, dass die Frau sicherlich auch gut mit Kindern oder alten Menschen arbeiten konnte. Selbst über das Telefon klang ihre strahlende Freundlichkeit nicht aufgesetzt oder ungeduldig. „Nein, keine Vorerkrankungen, ich bin komplett gesund“, antwortete Marie wahrheitsgetreu. „Wundervoll!“, entgegnete Frau Lorenz begeistert. „Ich würde Sie dann bitten, sich kommende Woche Mittwoch um 10 Uhr an der Markgrafenstraße in unserer Praxis einzufinden. Dort gehen wir dann gemeinsame mit den anderen Probanden nochmal alle Sicherheitsvorkehrungen durch und erläutern Ihnen, was auf Sie zukommt. Das Vertragliche regeln wir dann auch, sofern Sie nach der Sicherheitseinführung weiterhin am Experiment teilnehmen wollen. Also keine Sorge, Sie haben vor Ort immer noch die Möglichkeit einen Rückzieher zu machen, wenn wir Sie über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt haben. Klingt das gut für Sie, Frau Schmidt?“. „Das klingt gut, danke. Dann sehen wir uns nächste Woche. Ich danke Ihnen für den schnellen Anruf!“, entgegnete Marie mit einem Lächeln auf den Lippen. Bemüht mit der Freundlichkeit von Frau Lorenz mitzuhalten. „Dann bis nächste Woche, wir freuen uns Sie bei IF begrüßen zu dürfen!“, hörte Marie Frau Lorenz in den Hörer sprechen. Dann ertönte ein leises Klicken und das Freizeichen drang aus dem Telefon. Verdutzt schaute Marie auf das Display ihres Handys. Dass sich dieses Institut binnen weniger Minuten zurückrufen würde, hätte sie bei bestem Willen nicht gedacht. Sie schienen auf jeden Fall schnell zur Sache kommen zu wollen. Marie fühlte sich ein wenig überrumpelt. So schnell hatte sie nicht damit gerechnet, sich wieder mit der Studie zu befassen. Aber sei es drum. Immerhin war diese Frau nett gewesen. Das musste sie zugeben. Das mulmige Gefühl in ihrer Magengrube blieb trotzdem bestehen.
Marie legte das Handy in ihre Sporttasche und machte einen Schritt weg von ihrem Bett, hin zu ihrem Ganzkörper-Spiele, der an der rechten Wand ihres Apartments hing. Sie tastete an ihrem Gesicht entlang und fuhr dann mit den Händen langsam über ihren Körper. „Anti-Aging-Experiment… Was wäre das Schlimmste, was passieren kann?“, redete Marie leise vor sich hin. Sie könnte sicherlich einen Ausschlag oder eine allergische Reaktion bekommen. Aber sterben würde sie davon sicherlich nicht, oder? Vielleicht ging es auch um einen operativen Eingriff. Eine Straffung oder ähnliches. Marie kniff sich in die Wangen und versuchte ihre Backen ein Stück weit nach hinten zu ziehen. Es sah affig aus, wie ein Windhund im Windkanal. Sie lachte. Obwohl sie inzwischen 26 war, war ihre Haut noch jung und straff. Vermutlich hatte sie das ihren guten Genen zu verdanken. Ihre Eltern waren bereits beide Anfang 60. Trotzdem hatten beide verhältnismäßig wenig Falten oder Altersflecken. Bei Marie gab es also wenig, was operativ gestretcht oder weggeschnibbelt werden könnte. Und auch wenn: Für 10.000€ würde sich Marie vermutlich auch einer kleinen Operation unterziehen. So riskant konnte die Sache wohl kaum sein. Oh man, klang das traurig. Aber das Leben als Studentin war eben kein Zuckerschlecken. Wer sich bilden will, muss leiden, oder wie war das noch gleich. Marie kicherte. Wenn sie in ein paar Jahren mehr Geld verdienen sollte, würde sie wahrscheinlich über diese Situation lachen.
Mit einem letzten Blick auf ihren Körper wandte sich Marie wieder vom Spiegel ab. Sie würde es früh genug erfahren, was es mit diesem Experiment auf sich hatte. Und bis dahin würde sie versuchen, sich nicht allzu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Diese Frau Lorenz hatte schließlich gesagt, dass Marie immer noch gehen könnte, wenn sie sich nächste Woche dabei nicht wohl führen würde. Gespannt war sie natürlich trotzdem, was in einer Woche auf sie zukommen würde. Mit diesem Gedanken schnappte sich Marie ihre Sporttasche und griff nach ihren Turnschuhen, die neben dem Bett im Schuhregal standen. Jetzt würde sie sich erstmal einen freien Kopf beim Training machen und heute Abend gab es dann ein leckeres Curry. Für weitere Grübeleien über das Experiment hatte sie in den nächsten Tagen noch genug Zeit.
4
Doktor
Kurz nachdem du aufgelegt und dich vor deinem Spiegel betrachtet hast, vibriert es erneut in meiner Hosentasche. Ein eingegangene SMS auf dem Prepaid-Handy: „Kandidatin 26 ist erfolgreich eingeladen worden. Damit haben wir die 10 Teilnehmer zusammen.“ Ich lächele zufrieden. Meine treuen Schäfchen waren eine gute Wahl. Das erweist sich jetzt in dieser Phase der Umsetzung. „Sehr gut“, rede ich mit mir selbst und tippe dann eine Antwort in das Handy: „Startet nächste Woche wie geplant. Ihr wisst, wie die nächsten Schritte aussehen.“ Ich schicke die Nachricht an die Praxis ab. Wenige Sekunden später kommt eine kurze Bestätigung. Exzellent. Glücklich lasse ich mich in den Schreibtisch-Sessel sinken. Ich drücke auf die Zurückspul-Taste meiner Tastatur bis zu der Stelle, an der ich dich sehen kann, wie du vor wenigen Minuten noch auf dem Himmelbett gelegen und durch die Stellenanzeigen gescrollt hast. Ich schaue ich dich an, wie du da liegst und deinen zarten Po nach oben hebst. Beinahe als wüsstest du, dass ich dich sehen kann und du mir eine kleine Show bieten willst. Aber das hast du gar nicht nötig, meine Kleine. Du siehst auch so wunderschön aus, wie du umgeben von rosa Kissen in den Laken liegst. Auch ohne sinnliche Bewegungen. Zugleich habe ich natürlich nichts dagegen, wenn du dich für mich auf und ab bewegen willst. Meine Fantasie noch mehr anheizt. Ich werde mich nicht beschweren, wenn du mir deinen Körper vorführen möchtest. Beinahe bildlich kann mir vorstellen, wie dein süßer Duft mich umhüllt, während du in meinen Armen liegst. Wie ich dich küsse und mit den Fingern zärtlich an deiner Hüfte nach unten gleite. So schön das Kopfkino auch ist, gerade kann ich es mir nicht leisten ewig vor den Apartment-Aufnahmen zu versacken. Ich habe alle Hände voll zu tun. Bald geht es in die heiße Phase. Und dafür muss alles perfekt vorbereitet sein. Zwar habe ich bis nächste Woche noch genügend Zeit, aber verschwenden will ich sie nun auch wieder nicht. Ich schnappe mir mein Handy und schließe mit der anderen Hand wehmütig die Aufnahme von dir. Vielleicht werde ich mir später nochmal die Bilder von dir anschauen, wie du so sinnlich auf deinem Schlafplatz liegst. Theoretisch brauche ich die Kameras in deiner Wohnung ab der nächsten Woche nicht mehr. Denn sobald du die Türen zum IF Institut durchquerst und deine Unterschrift auf den Vertrag setzt, gehörst du mir. Auf der anderen Seite will ich mich nicht auf die wenigen Tage beschränken, an denen du die Hallen meiner Praxis betrittst, um dich zu sehen. Vielleicht sollte ich die Kamera über deinem Bett installiert lassen. Nur für alle Fälle. Sie wieder zu entfernen wäre zudem riskanter, als sie einfach dort zu lassen. Und so kann ich dich ständig im Blick behalten. Ich möchte schließlich nicht, dass dir irgendetwas passiert. Mein kleines Mädchen muss ich schließlich beschützen. Und wenn das jemand kann, dann wohl am ehesten der Mensch, der dich schon seit Jahren über alles liebt.
5
Marie
Eine Woche später stand Marie pünktlich um 9:50 Uhr vormittags vor der Praxis in der Markgrafenstraße in Düsseldorf. Das IF Institut, von dem Cornelia Lorenz gesprochen hatte, hatte wenig mit einer typischen Arztpraxis, einem Labor oder etwas ähnlichem Medizinischen zu tun. Zumindest optisch hatte Marie etwas anderes erwartet. Sie hatte vielmehr den Eindruck vor einer pompösen Villa zu stehen, welche von oben bis unten in ein glänzendes Weiß getaucht war. In der Sonne des Frühsommers schien die Fassade beinahe zu glitzern. Ebenso eindrucksvoll, wie das gesamte Gebäude, war auch die Eingangstür, welche sich vor Marie auftürmte. Sie musste mindestens drei Meter hoch sein, vermutete sie. Über drei Stufen konnte man die gewaltige Doppeltür erreichen. Auf gewisse Art und Weise hatte es etwas Königliches an sich. Marie ließ den Blick weiter nach oben wandern. Auf der Fassade war ein geschnörkeltes Logo eingraviert, was die Buchstaben I und F beinhaltete. Staunend blieb Marie noch einen kleinen Moment vor dem Praxis-Gebäude stehen. Sie war so fasziniert von dem gigantischen Anwesen, dass sie nicht mitbekam, dass sich hinter ihr eine Person mit kleinen Schritten näherte.
„Ganz schön beeindruckend, oder? Ich hatte eher mit einer kleinen, zwielichtigen Arztpraxis gerechnet.“ Erschrocken fuhr Marie herum. Kurz darauf blickte sie in das grinsende Gesicht einer jungen Frau. Sie war etwas größer als Marie, musste aber ungefähr im selben Alter sein. Ihr Haar war schulterlang und feuerrot und ihre Augen umspielten kleine Lachfalten. Ohne dass sie es rational erklären konnte, spürte Marie sofort, dass ihr diese Frau sympathisches war. „Kann man wohl so sagen“, lachte Marie. „Machst du auch bei der Studie mit?“ „Ja, mache ich. Warum sollte ich denn sonst hier rumstehen und mir diese halbe Villa anschauen?“ Marie grinste verlegen. Gute Frage. Die Rothaarige lachte über ihren eigenen Witz. Dann streckte sie die Hand in Maries Richtung aus. „Ich bin übrigens Antoinette, aber du kannst mich auch gerne Toni nennen.“ „Freut mich Toni. Ich bin Marie.“ Sie erwiderte Antoinettes Händedruck. Ein außergewöhnlicher Name, stellte sie fest. Den hörte man nicht alle Tage. Antoinette wie von der französischen Revolution, kam ihr in den Sinn. Moment, die hieß Marie Antoinette, dachte Marie. Wenn das mal kein Zeichen ist. Sie lächelte. Antoinette wirkte locker und unbefangen. Eine angenehme Art, bemerkte Marie sofort. „Sollen wir es wagen?“, fragte Antoinette und unterbrach damit Maries Gedankengang. „Bevor wir es uns noch anders überlegen“, fügte sie hinzu und beide grinsten einander an, obwohl zugegeben eine Menge Wahrheit in dieser Aussage steckte. Marie nickte und straffte ihre Schultern. Nebeneinanderher gingen sie den Pfad zum Eingang entlang und stiegen wenig später die kleinen Stufen nach oben zur Flügeltür. Noch bevor Marie auch nur die Hand Richtung Klingelschild erheben konnte, öffnete sich diese schwungvoll von innen.
„Frau Marie Schmidt, Frau Antoinette Hoppe, schön, dass Sie da sind! Das IF Team heißt Sie ganz herzlich willkommen“, strahlte Marie und Antoinette eine blonde, zierliche Frau entgegen. Sie stand in der offenen Eingangstür, ging dann einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Bewegung mit dem Arm ins Innere des Gebäudes. „Cornelia Lorenz?“, fragte Marie vorsichtig und erwiderte das Lächeln der Frau. Antoinette trat bereits an ihr vorbei nach Drinnen und Marie folgte ihrem Beispiel. „Korrekt!“, säuselte Frau Lorenz in ihrem gewohnt engelhaften Ton, den Marie von ihrem Telefonat letzte Woche wiedererkannte. „Wir hatten telefoniert, Frau Schmidt, falls Sie sich erinnern.“ „Ja, das weiß ich noch“, nickte Marie der Mitarbeiterin zu. Frau Lorenz strahlte begeistert und ergänzte dann an Antoinette gewandt: „Sie haben mit meiner Kollegin Samira Pfeiffer gesprochen, Frau Hoppe.“ „Ja, genau ich habe mich auch an eine andere Stimme erinnert. Sie kamen mir jetzt doch etwas lieblicher vor und nicht so rauchig“, lachte Antoinette. Sie sagte, was ihr auf dem Herzen lag. Das war nicht zu übersehen. Marie fand es erfrischend. Antoinette wirkte echt – besonders im Vergleich zu der pompös inszenierten Eingangshalle. „Setzen Sie sich gerne in den Wartebereich zu den anderen Teilnehmern. Wir sollten in wenigen Minuten anfangen können. Darf ich Ihnen so lange etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Latte Macchiato?“. Frau Lorenz legte den Kopf zur Seite und strahlte die beiden Frauen weiterhin an, als seien sie das Beste, was ihr seit langem begegnet war. Marie wunderte sich, dass ihr nicht langsam die Gesichtsmuskeln vom ganzen Lächeln weh taten. „Latte Macchiato klingt gut, danke.“, bejahte Marie die Frage und auch Antoinette schloss sich dem Angebot zu einem Heißgetränk an. Frau Lorenz nickte: „Kommt sofort. Bitte nehmen Sie doch in der Zwischenzeit Platz.“ In engelsgleicher Haltung tippelte sie in leisen Schritten einen Gang hinunter, wo sich wohl die Kaffeemaschine befand. Bis hierhin konnte Marie noch nichts Unbedenkliches entdecken. Trotzdem fühlte sie sich immer noch angespannt und das flaue Gefühl in ihrem Magen, dass sie seit heute Morgen spürte, wollte einfach nicht verschwinden.
„Ich glaube, das sollte der Warteraum sein.“ Antoinettes Stimme holte Marie wieder in das Hier und Jetzt. Ihre Experiments-Genossin zeigte auf die gläserne Tür am Ende der Eingangshalle. Dahinter ließen sich mehrere Stühle erahnen, auf denen bereits Menschen saßen. „Sieht ganz danach aus“, nickte Marie. Gemeinsam durchquerten sie die Eingangshalle bis sie beim Warteraum angelangt war. Mit zwei großen Schritten gingen sie durch die breite Tür. Marie schaute sich um. In dem sogenannten Wartebereich befanden sich insgesamt elf Stühle, von denen acht bereits besetzt waren. Wobei Stühle in diesem Fall maßlos untertrieben war, wenn man bedachte, dass es sich hierbei um eine medizinische Praxis halten sollte. Jeder Stuhl war mit Samt überzeugen und einem goldenen Rahmen verziert. In der Mitte des Wartebereichs stand ein großzügiger Tisch mit Wasser und einem gigantischen Blumenbouquet. Es sah majestätisch aus. Irgendwie albern oder zumindest ziemlich übertrieben, dachte Marie. Etwas unbeholfen nickte sie in die Runde der anderen Teilnehmer, die die Ankunft von ihr und ihrer rothaarigen Bekanntschaft neugierig beobachtet hatten. Deutlich weniger unbeholfen, verhielt sich Antoinette. „Hallo zusammen! Das ist echt verrückt was wir hier machen, oder?“, rief sielachend in die Runde. Das Wort schüchtern schien ihr fremd zu sein. Maries Wangen erröteten. Sie war kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt stand. Eine junge Frau am Ende des Raums schmunzelte. Sie sah nochmal deutlich jünger aus, als sie selbst und Toni. Die übrigen Anwesenden waren, was das Alter und Geschlecht angingen, sehr heterogen. Während Antoinette sich direkt auf den nächstbesten Platz plumpsen ließ, musterte Marie die anderen noch einen Moment möglichst unauffällig. Ein älterer Mann mit Schnäuzer saß neben dem Mädchen am Fenster. Daneben saß ein Mann, der wie ein Nerd aus dem Bilderbuch wirkte. Er trug eine Nickelbrille, hatte blasse Haut, die so weiß wie die Wand war und trug eine ausgebeulten Jeans. Eine Businessfrau, ein durchschnittlicher Familienvater, eine ältere Dame, die sicherlich kurz vor dem Ruhestand war, sowie ein Mann, wie aus der Düsseldorfer Schickeria entnommen, besetzten die weiteren Plätze. Zwischen ihm und einem weiteren jungen Mann war der letzte Sitzplatz im Raum frei. Denn der Stuhl an der Öffnung des Halbkreises sah aus, als ob ihn gleich ein Arzt für den Vortrag benutzen würde. Soweit zumindest Maries Vermutung. Sie blickt auf den freien Stuhl an der Wand, als sie eine Stimme hörte.
„Wenn du magst, kannst du dich gerne hierhin setzen“, lächelte sie der Mann zwei Plätze neben dem Schickeria-Kerl an. Laut genug, dass Marie ihn auf die Entfernung verstehen konnte, aber dennoch nicht so laut, dass sich alle nach ihm umsahen. „Gerne! Danke für das Angebot“, lächelte Marie verlegen und begab sich umständlich quer durch den Raum auf den Weg zu dem freien Stuhl. Unbeholfen ließ Marie sich auf den Stuhl sinken und streifte dabei kurz den Blick ihres Sitznachbarn. Von Nahem fiel ihr erst auf, wie gut er aussah. Der Stuhl neben ihr wurde von einem Mann mit sportlicher, schlanker Figur besetzt. Sein markantes Gesicht wirkte männlich. Gleichzeitig hatten seine braune Locken etwas verwildertes, nahezu wie ein kleiner Junge. Süß. Es war die Art und Weise von Haarstyling, die gepflegt, aber nicht nach Eitelkeit aussah. Er war mit Sicherheit ein paar Jahre älter als sie selbst, überlegte Marie. Maximal 35 vielleicht. Oder vielleicht doch jünger. Als hätte ihr Sitznachbar ihre Analyse bemerkt, beugte der Mann sich nun leicht zu ihr hinüber: „Ich bin übrigens Christian. Und zugegeben ein bisschen nervös, was hier gleich auf uns zukommt“, lächelte er verlegen und streckte ihr höflich seine Hand entgegen. Marie fühlte sich ertappt. Hoffentlich hatte er ihren prüfenden Blick nicht bemerkt. Vermutlich war er aber in Gedanken bei dem Experiment und nicht beim Verhalten seiner Sitznachbarin. Marie hatte nicht damit gerechnet, dass ein Mann wie er, genauso angespannt in dieser Situation war, wie sie selbst. „Geht mir genauso“, lachte Marie etwas hilflos und entgegnete Christians Händedruck. So viele neue Kontakte an einem Tag. Für ihre Verhältnisse war das beinahe rekordverdächtig. „Ich heiße Marie.“ „Freut mich dich kennenzulernen, Marie. Kommst du hier aus Düsseldorf?“ Wollte er bloß höflichen Smalltalk machen oder hatte er ehrliches Interesse an ihr? Schwer zu sagen. „Ich wohne ein wenig außerhalb, aber es zählt noch zu Düsseldorf, also ja. Und du?“, antwortete Marie. „Ich wohne auch etwas außerhalb, es zählt aber nicht mehr zu Düsseldorf. In Hilden, falls dir das etwas sagt. Aber ich studiere hier in der Stadt. Lehramt im Master. Ich war vorher handwerklich unterwegs. Nur dass du dich nicht wunderst, wieso ich in dem Alter noch studiere“, lachte Christian und Marie hörte die Verlegenheit in seiner Stimme. Es machte ihren Sitznachbarn neben gutaussehend auch noch sympathisch. Er hatte eine Bescheidenheit an sich, die ihr gefiel und ihn gleichzeitig auch nochmal attraktiver machte. „Heutzutage fangen doch viele nochmal später ein Studium an, das ist doch nichts Schlimmes“, beschwichtigte Marie Christian. Und meinte es auch so. Sie war nie eine Frau gewesen, der Karriere oder Geld bei einem Mann wichtig war. Hauptsache er war zufrieden mit dem, was er aus seinem Leben machte. Das war das Wichtigste. Aus Neugier schob sie hinterher: „Wie alt bist du denn?“ „Ich bin 33 und du?“ „Das ist doch gar nicht so alt!“, entgegnete Marie und im gleichen Moment viel ihr auf, wie das klang. „Na vielen Dank, jetzt fühle ich mich schon viel besser“, lachte Christian ironisch. „So war das nicht gemeint“, lachte Marie ebenfalls und fühlte, wie ihre Wangen erneut erröteten. „Ich bin 26 und studiere auch noch. Und ich habe vorher nur gekellnert und als Messe-Hostess gearbeitet. Also bist du fast noch besser dran, als ich“, gab Marie zu und strich sich eine braune Haarsträhne hinter die Ohren. „Ist doch völlig in Ordnung. Hauptsache du bist glücklich“, lächelte Christian sie aufmunternd an. Ganz meine Worte, fügte Marie gedanklich hinzu. „Und außerdem bist du sehr hübsch“, ergänzte er mit einem zögerlichen Lächeln. Das Blut schoss Marie erneut in die Wangen. Sie musste wie eine Tomate aussehen. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Oh, Dankeschön! Das ist sehr lieb von dir.“ Mit großer Mühe versuchte sie ihre Gesichtsfarbe wieder in den Griff zu bekommen. „Okay, das hatte nichts mit dem Studium zu tun und war vermutlich ziemlich plump“, lachte Christian. Auch seine Wangen füllten sich mit roter Farbe. Er war wirklich sympathisch. Da war dieser attraktive Mann, der Marie jetzt auch noch ein Kompliment machte und sich dafür entschuldigte sie zu sehr anzubaggern. Und gleichzeitig befand sie sich in einer Praxis, die wie ein Schloss aussah. Gleich würde sie bei einem Experiment mitmachen, wo sie sich auf wer weiß was einlassen würde. Wie perfekt und verrückt konnte eine Situation gleichzeitig sein? „Ich bin eigentlich nicht so offen, aber ich muss dich fragen, sonst bereue ich es“, riss Marie Christians Stimme wieder aus ihren Gedanken. Neugierig schaute sie ihn an. „Wenn du Lust hast - und vorausgesetzt wir überleben diese Anti-Aging-Geschichte - würde ich dich die Tage gerne mal auf einen Kaffee einladen, wenn du magst.“ Er grinste sie mit glühenden Wangen an. Mehr als überrascht schaute Marie Christian an. Wow, jetzt wollte er es wirklich wissen. Aber wie sagte ihre Mutter doch gleich: Zeit, um aus einer neuen Butter einen Kuchen zu machen. Mit einem zaghaften Lächeln nickte sie ihm zu. Dieser Tag war ohnehin schon außergewöhnlich. Warum sollte sie nicht auch noch die Date-Einladung von einem fast Fremden annehmen? „Das klingt gut“, lächelte sie. Und meinte es auch so.
6
Marie
Gerade in dem Moment, als Marie ihre Nummer in Christians Handy eingetippt hatte, wurde die Tür zum Wartebereich schwungvoll geöffnet. Cornelia Lorenz stolzierte mit einem kleinen Servier-wagen herein, auf dem sich diverse Kaffee-Getränke befanden. Hinter ihr betrat eine weitere Frau in dem Raum. Sie war ebenfalls in weiß gekleidet und hatte lange blonde Haare. Vielleicht ein Einstellungskriterium? Marie schmunzelte. Der Blick der zweiten Frau wirkte freundlich und ruhig. Gleichzeit strahlte sie Kompetenz und Stärke aus. Im Gegensatz zu Frau Lorenz zeichneten weniger liebevolle und strahlende Züge ihr Gesicht. Aber schließlich war dies auch eine medizinische Praxis und kein Sympathie-Wettbewerb. Marie sah aus dem Augenwinkel, wie Christian sein Handy mit ihrer Nummer zurück in seine Hosentasche steckte. Er lächelte ihr aus dem Augenwinkel zu. Sie erwiderte den Blickkontakt für einen flüchtigen Moment. Dann richtete Maries Aufmerksamkeit sich wieder nach vorne. Die andere Arzthelferin stellte sich kurz und förmlich als Frau Stötte vor und nahm vor der Gruppe auf dem freien Stuhl Platz. Ohne viele Worte zu verlieren, zückte sie eine Fernbedienung, mit der sie einen Beamer in Betrieb setzte. Er war an der Decke platziert und fiel nicht auf, wenn man den Kopf nicht gerade in den Nacken legte. Während Cornelia Lorenz noch hastig die restlichen Kaffee-Tassen verteilte – und dabei selbstverständlich nie ihr professionelles, strahlendes Lächeln verlor – erschien auf der Leinwand hinter Frau Stötte das Titelbild einer Präsentation. Sicherheitseinweisung zur Durchführung des Experiments IF Injektion. Jetzt wurde es Ernst. Ein Schauer lief über Maries Arme. „Sieht beinahe aus, wie eine Vorlesung in der Uni“, kicherte Antoinette auf ihrem Platz am Fenster ein wenig zu laut als angebracht. Die sitzende Arzthelferin schenkte ihr einen ruhigen Blick, ohne dabei erkennbar zu machen, ob sie Antoinettes Bemerkung witzig fand oder genervt war. Sie hatte ihre Mimik perfekt im Griff. Das stand fest. Der Rest der Teilnehmer saß, genau wie Marie auch, gespannt auf ihren Stühlen und wartete, dass Frau Stötte anfing zu sprechen.
Cornelia Lorenz hatte währenddessen alle Getränke an die Anwesenden verteilt. Stehend nahm sie neben Frau Stötte an der Öffnung des Halbkreises Platz. Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen setzte sie zu einer Begrüßung an: „Guten Morgen alle zusammen! Die meisten von Ihnen durfte ich bereits vor ein paar Minuten kennenlernen.“ Frau Lorenz schaute Marie und den anderen Teilnehmern nacheinander in die Augen und lächelte aufrichtig. Dann fuhr sie fort: „Mein Name ist Cornelia Lorenz und das ist meine Kollegin Katharina Stötte. Wir übernehmen die Leitung der medizinischen Fachangestellten in der Schönheitspraxis IF in Düsseldorf und sind heute für die Durchführung der Studie zuständig. Wir freuen uns wahnsinnig, dass Sie sich zur Teilnahme an unserem Experiment entschieden haben und dass Sie heute hier bei uns zu Gast sind! Meine Kollegin Frau Stötte wird nun mit Ihnen alle aufklärenden Schritte durchgehen und wir sehen uns dann gleich zur Durchführung. Gibt es bis dahin Fragen?“, auffordernd strahlte Frau Lorenz in die Menge. Marie schüttelte den Kopf. Soweit war alles klar. Seltsam, dass sich der leitende Arzt oder die leitende Ärztin nicht auch der Gruppe vorstellt. Aber vielleicht würde das noch später bei der Durchführung passieren, versuchte Marie die innere Stimme in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen. „Alles verstanden bisher“, brummte der Schnäuzer-Träger von der Seite und auch der Rest der Gruppe nickte einverstanden. „Fabelhaft! Dann bis gleich“, flötete Frau Lorenz. Wie eine Gazelle huschte sie aus dem Wartebereich in die Eingangshalle, wobei sie die gläserne Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
Katharina Stötte erhob sich von ihrem Stuhl und drückte eine Taste auf der Beamer-Fernbedienung. Das Bild wechselte zur nächsten Folie. Inhalte des Forschungsexperiments, stand darauf in der bekannten schnörkeligen Schrift geschrieben. Die gleiche wie auf der Webseite, erinnerte sich Marie. „Auch ein herzliches Willkommen meinerseits“, sagte Frau Stötte in einem wesentlich weniger beherzten, dafür äußerst professionellem Tonfall. „Sie haben sich in den letzten Tagen sicherlich gefragt, bei welchem Experiment Sie uns heute als Probanden behilflich sind. Das möchte ich Ihnen nun endlich erklären.“ Sie legte eine Kunstpause ein. „Wie Sie vielleicht bereits wissen, befasst sich die IF Klinik mit der Forschung rund um den Alterungsprozess des menschlichen Körpers. Dabei geht es uns nicht nur um das optische Erscheinungsbild, der sich durch die natürliche Alterung verändert, sondern ebenfalls um die innere Alterung des Körpers. Jahrelang haben wir unsere Zeit damit verbracht ein Mittel zu entwickeln, was den Alterungsprozess beendet – und dies ist uns jetzt gelungen.“ Stille nahm den Raum ein. Krass. Marie hätte mit vielem gerechnet. Damit aber ganz sicher nicht. Den anderen schien es ähnlich zu ergehen. Nie wieder altern? War das überhaupt möglich? Im ersten Moment klang es mehr nach einem Science-Fiction-Film, als nach einer reellen Situation.
„Das heißt, wir wären für immer so alt, wie wir es jetzt sind?“, plärrte die Business-Frau ungeduldig dazwischen. Frau Stötte ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Korrekt, das haben Sie richtig verstanden. Das Ganze funktioniert aus der medizinischen Sicht ungefähr wie folgt: Wir werden Ihnen in der nächsten Stunde eine Injektion des künstlich hergestellten Moleküls CGK733 verabreichen. Dieses Molekül ist im Stande alle Enzyme zu blockieren, die E-MAIL-Schäden in Säugerzellen aufspüren und daraufhin den Alterungsprozess einleiten. Das heißt, die Verabreichung von CGK733 wird Ihre Alterung in wenigen Stunden komplett anhalten, sodass es Ihnen möglich sein wird, die jetzige Verfassung Ihres Körpers, Ihrer Optik, Ihrer Organe und alles weitere beizubehalten. Die finalen Resultate über den Erfolg können wir jedoch erst nach fünf Jahren mit Sicherheit rekapitulieren.“ Marie betrachtete Antoinette, die fasziniert, aber auch etwas skeptisch auf Frau Stötte schaute. Die anderen Teilnehmer sahen ähnlich aus. Es schien, als wusste niemand so recht, ob er oder sie das Gehörte glauben sollten. Schließlich regte sich die erste in der Runde. „Und wie lange soll diese Wirkung anhalten?“, fragte die junge Frau neben Antoinette zögerlich, die ihre Hand gehoben hatte. Frau Stötte schaute erst ihr und dann den anderen neun Teilnehmern fest in die Augen und antwortete dann ohne mit der Wimper zu zucken: „Für immer.“
7
Marie – Ein Tag vor Tag X
Es war kurz vor 22 Uhr und Marie saß bereits drei Stunden an ihrer Rede. „Ich glaube ich packe das nicht Toni, das ist zu heftig“, schnaubte sie verzweifelt in Richtung ihrer besten Freundin. „Doch, natürlich kannst du das, Mariechen! Ich bin doch hier für die seelische Unterstützung und morgen komme ich mit und stehe dir bei“, versuchte Antoinette Marie zu beruhigen und klopfte ihr schwesterlich auf die Schulter. „Ich stehe zu 100% auf deiner Seite und ich supporte dich morgen aus der Ferne. Komm schon, wir sind quasi die letzte Hoffnung der Menschheit“, scherzte sie. Marie rang sich ein Lächeln ab und nickte erschöpft. Da war was dran. „Ja ich weiß, du hast ja Recht. Vor allem jetzt wo diese Todesdatum-Debatte für alle Unsterblichen abgeht… Das ist einfach nur noch krank.“ In den letzten Jahren waren so viele Gesetze ins Leben gerufen worden, dass Marie beinahe nicht mehr hinterherkam, welche Auflagen für unsterbliche Menschen alles galten und welche Privilegien ins Leben gerufen worden waren. Der Infinity Club hatte so viel verändert. Aber dass es nun eventuell ein festgelegtes Todesdatum geben sollte, an dem Mitglieder des Clubs umgebracht werden - das war abseits von jedem normalen Menschenverstand. Natürlich war die drohende Überbevölkerung eine Sache, die man ernst nehmen musste. Aber dafür aktiv Menschenleben beenden? Das war der helle Wahnsinn. Und selbst das traf es nicht mal annähernd. Augenblicklich setzten Maries Kopfschmerzen wieder ein. Dieses Gedankenkarussell machte sie noch verrückt. Ja, sie musste etwas unternehmen, bevor es zu spät war. Eigentlich war sie schon viel zu spät dran.
„Das nenne ich die richtige Einstellung!“, rief Antoinette euphorisch. Marie war ihr dankbar für den Ehrgeiz und Elan, den sie an den Tag legte. In den Momenten, wo ihr in den letzten Jahren manchmal der Mut gefehlt hatte, war Toni immer da gewesen, wenn Marie sie gebraucht hatte. Und ihre strahlende, jugendliche Art beeindruckte Marie noch heute. „Okay, okay überzeugt. Also gut, bringen wir es zu Ende“, seufzte Marie lächelnd und widmete sich wieder ihrem Laptop, während Antoinette sich zurücklehnte und einen Schluck Tee schlürfte. Komm schon, du schaffst das. Maries Finger berührten die Tasten, als sie im selben Moment die Türklingel erschrocken zusammenzucken ließ. „Wer klingelt denn noch um so eine Uhrzeit bei euch?“, fragte Antoinette verwundert. „Keine Ahnung.“ Marie merkte, wie sich ihr Magen verkrampfte, als sie die Außenkamera von der Tür auf ihrem Handy aufrief. Ein Gefühl, dass sie inzwischen nur allzu gut kannte. „Scheiße, das ist schon wieder Simon“, flüsterte Marie panisch. Mit dem mulmigen Gefühl im Bauch ließ sie ihren Laptop stehen und tapste an Toni vorbei in den Flur zur Haustür.
„Was macht dieser Kerl schon wieder hier?“, zischte Antoinette hinter Marie, die hinter ihr her in den Flur zur Haustür gelaufen kam. „Was weiß ich? Der Typ macht mir schon seit Monaten ein schlechtes Gewissen, dass ich die falsche Entscheidung treffen würde und dass ja alles gut so sei, wie es gerade ist“, knurrte Marie sichtlich gereizt bei dem Gedanken an die unangenehmen Gespräche, die sie inzwischen fast wöchentlich mit ihrem Nachbarn gehabt hatte. „Vielleicht ist er einfach wirklich ein kleiner Spinner, der in dich verliebt ist“, scherzte Antoinette glucksend. „Haha, sehr witzig Toni“, Marie verdrehte die Augen. Es war kein Zeitpunkt für Albernheiten. Der Typ machte ihr Angst. Und in dem ohnehin erschöpften Zustand, in dem Marie sich befand, konnte sie keine weitere Diskussion mit ihrem unheimlichen Nachbarn gebrauchen. „Im Ernst Toni, der Typ ist mir absolut nicht geheuer. Irgendwas stimmt bei dem nicht. Irgend so ein reicher Kerl, der in Bitcoin investiert hat und heute in Geld schwimmt. Und natürlich als einer der ersten im Infinity Club. Wie es sich für den reichen Mann mit Statussymbolen so gehört. Selbst, wenn man wie ein nerdiger Gamer-Boy aussieht. Und anscheinend hat er nichts Besseres zu tun, als mich in den Wahnsinn zu treiben. Aber irgendwas sagt mir, dass nicht alles, was der von sich gibt, stimmt. Ich weiß auch nicht, ist einfach ein Gefühl…“ Marie zuckte zusammen und stockte in ihrem Monolog, als die Klingel erneut läutete. „Marie verdammt, mach auf, ich will nur mit dir reden!“, hörte sie Simons flehende Stimme durch die Tür. „Bedrohlich klingt er eher nicht“, überlegte Antoinette laut. „Eher wie ein verlorener Welpe. Willst du aufmachen?“, fragend sah Toni Marie an. Resigniert antwortete sie mit einem Schulterzucken und signalisierte: „Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.“ Sie hoffte nur, dass Simon sie heute mit seinen behelligenden Theorien in Ruhe ließ und sich vielleicht zur Abwechslung einfach nur Milch ausborgen wollte. Trotzdem fühlte sie die innere Anspannung, die ihr die Anwesenheit ihres Nachbarn bescherte. Langsam drückte Marie die Klinke der Haustür nach unten, in der Erwartungshaltung gleich überfallen zu werden. Man wusste schließlich nie, was auf einen zukam. Zumindest wenn es um merkwürdige Nachbarn ging. Das hatte sie in den letzten Jahren gelernt. Und außerdem wurde sie seit Tagen das Gefühl nicht los, dass ihr etwas Schlimmes zustoßen würde. Sie konnte es sich zwar nicht erklären, aber ihr Bauchgefühl täuschte sie selten. Schon damals vor 20 Jahren nicht und auch heute nicht.
Anstelle eines Überfalls erwartete sie aber etwas anderes vor der Tür. Marie erschrak beinahe bei dem Anblick von Simons nassem Mantel. Wie ein begossener Pudel stand er an die Tür gelehnt und fiel bei dem wegfallenden Widerstand fast in Maries Arme. Der schlaksige Nerd hatte rote Haare, die ihm wie nasse Nudeln ins Gesicht hingen. Seine Brille war mit Tropfen übersäht, als hätte er sich einmal in den Pool in seinen Garten geschmissen. Erst da fiel Marie auf, dass es draußen wie aus Eimern schüttete. Das erklärte wohl auch den nassen Zustand ihres Nachbarn. Wäre er nicht so unheimlich und nerdig, könnte man Simon sogar für einen attraktiven Mann halten, fiel ihr im gleichen Moment aus heiterem Himmel auf. „Danke, dass du aufgemacht hast“, keuchte er und wandte sich neben Antoinette und Marie in den Hausflur. „Ich weiß, du hast gesagt ich soll dich nicht mehr nerven, was IF angeht, aber es geht diesmal um etwas anderes. Zumindest so mehr oder weniger.“ Marie runzelte die Stirn. Zwar nervte sie Simon mit fast jedem Vortrag, den er ihr in der letzten Zeit zu IF halten wollte. Und jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war, breitete sich ein kalter Angstschauer über ihren Rücken aus. Aber dieses Mal konnte Marie in seinem Blick eine Erregung erkennen, die sie aufmerksam werden ließ. Auch Antoinette betrachtete neugierig das Spektakel und schien ebenso gespannt auf die Neuigkeiten zu warten. „Worum geht es denn?“, fragte Marie leise. Sie merkte nicht, dass sie vor Angst flüsterte. „Ich habe etwas herausgefunden, was sowohl für dich als auch alle anderen Menschen eine wahnsinnig wichtige Info sein könnte. Du fragst dich doch auch seit dem ersten Tag, wer den Infinity Club gegründet hat und wer der Arzt hinter der IF Praxis ist, oder?“ „Das ist so ziemlich eine von 100 Fragen, die ich mir täglich stelle“, gab Marie seufzend zu. „Ich denke das fragen wir uns wirklich alle“, pflichtete Antoinette ihr bei. Simon grinste triumphierend, wobei ihm ein Regentropfen von seiner Nasenspitze auf die Lippen lief. „Ich habe etwas über ihn herausgefunden.“ Simons Augen glänzten nun geradezu vor Aufregung. Er schien der Moment der Stille zu genießen, da er die beiden Frauen sichtlich auf die Folter spannte. Spuck es doch endlich aus, dachte Marie ungeduldig. Was auch immer es war, sie spürte, dass es wichtig war. Simon legte den Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite, als ob er sich für einen wichtigen Boxkampf bereit machte. Wie eine Ewigkeit zog sich die Stille in die Länge. Marie hätte schwören können, dass sie in dieser Situation im wahrsten Sinne des Wortes, das Gras im Garten wachsen hören hätte können. Schließlich holte Simon Luft und sagte endlich, was er zu sagen hatte: „Der Gründer vom IF Institut kommt aus dieser Stadt.“
8
Marie – 20 Jahre vor Tag X
Ein Raunen ging durch den Raum. Die Teilnehmer fingen leises Getuschel untereinander an. Die Worte von Frau Stötte zeigten Nachhall. „Das heißt in anderen Worten, wir wären ab jetzt unsterblich?“, fragte der Schickeria-Typ, der sich nicht sonderlich viel Mühe gab, den Zynismus in seiner Stimme zu verstecken. Gekonnt ignorierte Frau Stötte seinen Unterton und beantwortete in der gleichen Professionalität die Frage des Probanden: „Theoretisch ja, Sie altern nie wieder. Sterblich sind Sie aber natürlich trotzdem. Wenn Sie beispielsweise jemand erschießt oder Sie von einem Hochhaus springen, dann helfen Ihnen junge Zellen nicht sonderlich beim Überleben.“ „Hmm“, grummelte Mister Schickeria. Marie sah, dass diese Antwort ein unwohles Gefühl bei ihm auslöste – und bei ihr auch. „Das ist echt verrückt, oder?“, flüsterte sie Christian unsicher zu. „Und wie! Stell dir mal vor, dass funktioniert wirklich. Das würde ja die ganze Welt verändern.“ Mit einem Nicken pflichtete Marie ihm bei.
„Ich werde Ihnen nun die möglichen Nebenwirkungen mit der Einverständniserklärung geben. Diese können Sie sich dann in Ruhe durchlesen und wie versprochen das Experiment an dieser Stelle beenden, sofern Sie nicht bereit sind, weiterhin Teil des Experiments zu sein. Auf dem Blatt finden Sie ebenfalls Informationen zu den weiteren Schritten, sowie einen NDA, der bis zur finalen Abschlussuntersuchung gültig ist. Die Handhabung der Vergütung bekommen Sie in dem Zuge auch.“ Mit den letzten Worten erhob sich Katharina Stötte von ihrem Platz, auf den sie sich gerade erst niedergelassen hatte und hob den Stapel Papier vom gläsernen Tisch in der Mitte des Warteraums auf. Sie ging zu jedem Teilnehmer und drückte ihm einen dreiseitigen Bogen in die Hand. Als Marie ihren erhielt, überflog sie neugierig die erste Seite. Mögliche Nebenwirkungen der Injektion mit dem MolekülCGK733: Übelkeit, Schwindel, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Wesensveränderungen, kurzzeitiger Verlust der Sehkraft… „Kurzfristiger Verlust der Sehkraft?“, stockte Marie, als sie über die Liste der Nebenwirkungen las. „Das ist sehr unwahrscheinlich. Guck mal da unten in die Legende“, deutete Christian auf die Tabelle am unteren Seitenrand. Ein wenig beschwichtigt atmete Marie aus. „Aber gruselig ist das trotzdem, oder?“, fragte sie ihren braunhaarigen Sitznachbarn. „Auf jeden Fall!“, stimmte ihr Christian zu. „Aber bisher steht da noch nichts von plötzlichem Tod oder sowas. Das ist doch schonmal was“, lachte er schüchtern. Marie schmunzelte. Überzeugt war sie aber nicht.
„Wenn ich noch etwas ergänzen darf“, erhob Frau Stötte erneut das Wort, als sie sich wieder vorne auf ihrem Platz eingefunden hatte. „Das weitere Vorgehen sieht so aus, dass wir Ihnen empfehlen sich nach ihrer Einverständniserklärung und der anschließenden Injektion, heute körperlich zu schonen. Der Prozess der Zellstagnation kann dem Körper einiges an Kraft abverlangen. Wir werden Sie anschließend in zwei Wochen wiedersehen, um zu überprüfen, ob Sie die Verabreichung gut verkraftet haben. Anschließend sehen wir Sie einmal im Jahr für insgesamt fünfJahre, um den Zustand ihres körperlichen Alterszustands und damit die Wirksamkeit des Medikaments zu dokumentieren. Bis dahin sind Sie zum Stillschweigen über die genauen Inhalte dieses Experiments mit Dritten verpflichtet.“ „Warum? Damit man Sie nicht verklagen kann, falls wir draufgehen?“, rief der Schnurrbart-Träger verärgert der medizinischen Fachangestellten zu. „Mir kommt diese ganze Veranstaltung hier ganz und gar nicht koscher vor!“ Schnaubend schaute er wieder auf sein Blatt. „Ich kann Ihnen versichern, dass das Non-Disclosure-Agreement lediglich dazu dient, unser wissenschaftliches Vorgehen so lange zu schützen, bis wir die genauen Auswertungsdaten vorliegen haben. Mit der abgeschlossenen Untersuchung nach fünf Jahren werden wir die Presse sowie die Branche der Medizin über den Erfolg informieren. Ab diesem Zeitpunkt ist der NDA auch für Sie als Probanden aufgehoben.“