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Ein Antiquitätenfälscher wird Tod in seinem Büro aufgefunden. Wer erhofft sich einen Vorteil? Der beliebte Buchhändler ist Tod. War es trotzdem Hass? Liegt das Motiv in der Vergangenheit?
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Seitenzahl: 246
Veröffentlichungsjahr: 2021
Lutz LEOPOLD
Jürgens Mordfälle 6
Tod vorm Aktenschrank
Tod in der Buchhandlung
© 2021 Lutz LEOPOLD
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-08703-3
Hardcover:
978-3-347-08704-0
e-Book:
978-3-347-08705-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Personen, Firmen, Orte und Handlungen in den Kriminalfällen „Jürgens Mordfälle“ sind frei erfunden. Es gibt keinerlei realen Zusammenhang mit lebenden Personen. Ortsbeschreibungen und Namen sind rein zufällig gewählt.
Inhalt
Tod vorm Aktenschrank
1 Freitag
2 Samstag
3 Sonntag
4 Montag
5 Dienstag
6 Mittwoch
7 Donnerstag
8 Freitag
Danach
Tod in der Buchhandlung
1 Dienstag
2 Mittwoch
3 Donnerstag
4 Freitag
5 Samstag
6 Sonntag
7 Montag
Tod vorm Aktenschrank
1 Freitag
Es ist einer jener typischen Dezembertage. Kühl, nebelig, ein leichter Nieselregen. In London ging an solchen Tagen „Jack the Ripper“ seinen mörderischen Vergnügungen nach. In einer Werkstatt in Meidling, arbeiten sie, in ihrem üblichen düsteren Trott. Zwei Gesellen unterstützen den Meister. Ein 17-Jähriger Lehrling kehrt, wie immer kurz vor Arbeitsschluss, den Raum. Die Arbeiten sind vielfältig, Reparaturen, Renovierungen und Restaurierungen. Viel Geld ist nicht vorhanden. Über das Geld, das immer irgendwie auftaucht, gibt es Gerüchte. Nur es gibt immer Gerüchte. Der Meister, ein alter Hagestolz ist trotz seiner 42 Jahre noch immer Single und lebt im Hinterhaus über der Werkstatt, in der Mansarde. Auch darüber gibt es Gerüchte. Eben es gibt immer Gerüchte.
Da schreit Roman, einer der Gesellen auf: „Wer hat meine Börse! Wer hat sie genommen?“
Gerhard, der Lehrling schluchzt ebenfalls auf, „mein Geld ist auch weg.“
Er bekommt auf Wunsch seiner Eltern das Geld wöchentlich am Freitag, bar auf die Hand. Gerhard ist, was Geld betrifft sehr leichtsinnig. Er ist in seiner Entwicklung überhaupt etwas zurück. Wenn man ihn sieht, gibt man dem Jungen höchstens 15 Jahre.
„Er soll lernen mit Geld umzugehen. Ein Konto das schafft er nicht“, erklärte Gerhards Mutter dem Meister. Ihre Dominanz ist eigentlich Schuld dass Gerhart unselbstständig ist und sich um nichts kümmert.
Der Meister Kurt Goldmann, ein großer schlanker Mann mit einer frühzeitig ergrauten Mähne, kommt aus seinem Büro. „Was ist passiert?“ Der Lärm hat ihn angelockt.
Roman brüllt, „ich wurde bestohlen! Aus meiner Lade ist die Geldbörse weg.“
Johann der zweite Geselle geht zu seinem Arbeitstisch. „Bei mir fehlt nichts.“
„Hast du dafür Zuviel bei dir?“ Roman sieht rot.
„Das reicht. Du suchst ständig einen Grund zum Streit“, faucht Johann.
Schon länger streiten die zwei Gesellen bei jeder Gelegenheit. Jeder hält sich für den besseren Kunstverständigen.
Kurt geht dazwischen. „Ruhe, verdammt nochmal. Schaut zuerst nach was wirklich fehlt. Was hast du Gerhard? Weshalb weinst du?“
Gerhard lehnt an seinem Besenstil und schluchzt. „Mein Geld ist auch weg. Ich hab es auf das Bord gelegt.“
Das ist Kurt nun Zuviel. „Lasst eure Späße. Wenn ihr euch gegenseitig an die Gurgel geht, von mir aus, aber den Jungen lasst in Ruhe.“
Johann, den alle böse anstarren, faucht wütend, „glaubt ihr wirklich ich bestehle meine Kollegen? Kommt her schaut nach. Ich habe euer Geld nicht genommen.“
Roman, ein sturer 28-Jähriger Bursche mit Tätowierungen und einem Nasenring, geht zu Johanns Spind und durchsucht ihn. Johann steht höhnisch grinsend dabei. „Na hast schon was gefunden?“
„Du hast es wahrscheinlich eingesteckt.“ Roman schlägt die Blechtüre des Spinds, in dem Johann seine Pinsel und Schabmesser aufbewahrt, krachend zu.
„Na komm du Schwulchen, greif mir halt an die Eier“, kichert Johann boshaft auf.
„Schluss jetzt! Wer war heute Vormittag hier?“ Kurt sieht ein, Johann wird zu Unrecht verdächtigt. Wenn Geld fehlt, war es einer der Kunden.
„Fridolin und Knut hast du ja, am Vormittag, selbst bedient. Später waren dieser verrückte Ami und Paul, dein Sponsor hier.“ Johann erwähnt Paul höhnisch. Mit dem hat, seiner Meinung nach, Kurt mehr als nur eine Geschäftsbeziehung.
„Der Ami?“ Kurt schaut verwundert Johann an. „Was wollte er? Zu meinen Kunden gehört kein Ami.“
„Der Kerl hat sich umgeschaut und bei Gerhard gegrabscht.“
„Gerhard kränk dich nicht. Ich gebe dir das Geld nochmals“, beruhigt Kurt den 17-Jährigen.
Für Gerhard ist Kurt wie ein zweiter Vater‚ oder Onkel, den er jetzt dankbar ansieht.
„Und was ist mit meinem Geld?“, schreit Roman auf.
„Du bist alt genug. um besser darauf aufzupassen.“ Für Kurt ist die Sache erledigt.
„Ach ja, mit mir könnt ihrs ja machen“, faucht Roman wütend.
„Wenn meine Holzarbeiten nicht wären, schaute es hier finster aus.“
„Beruhig dich und halt vor allem die Goschen.“ Jetzt ist es Kurt der zornig wird.
„Warum soll ich mich beruhigen. Ich will auch mehr von dem Kuchen. Der Ami hat mir gestern ein Angebot gemacht!“, schreit Roman aufgebracht dass sein Nasenring hüpft.
Kurt bricht in ein schallendes Gelächter aus. „Will er dich vernaschen? Wieviel zahlt er dafür?“
Der dicke weichliche Roman weiß wie unvorteilhaft er trotz der Tätowierungen die er um männlicher auszusehen machen ließ aussieht. Dass Kurt es anspricht empört ihn.
Nun brüllt er: „Dich wird noch einer umbringen.“
„Sicher! Für Heute machen wir Schluss. Ich erwarte noch zwei VIP-Kunden.“
Schmollend ziehen Roman und Johann ab. Sie würden gerne diese VIP-Kunden kennenlernen. Gerhard verabschiedet sich fröhlich. Er hat sein Geld und ein Dat
2 Samstag
Es ist noch kälter geworden, obwohl der Nebel weg ist und die Sonne ihre schwachen Strahlen in den Hinterhof, des herunter gekommenen Zinshauses, sendet. Die Werkstatt wirkt ruhig und verlassen. Das elektrische Licht im Büro, das matt durch die schmutzigen Scheiben schimmert, macht den Hausmeister Josef stutzig.
„Es ist Samstag und bereits Mittag. Was treibt der Goldmann noch hier?“
Er geht nachschauen. Die Türe zum Büro ist offen. Josef geht hinein und prallt zurück. Vor dem Aktenschrank, einen Hefter in der Hand kauert, nach vorn gesunken, Kurt Goldmann am Boden.
Josef beugt sich zu ihm und stellt entsetzt fest, „der ist Tod.“
Unsicher starrt er auf den Aktenschrank. Vieles scheint daraus zu fehlen. Einiges liegt am Boden. Warum hält Kurt den Schnellhefter so fest umklammert?
Nachdem Josef sich etwas beruhigt hat will er die Schreibtischlade mit der Kasse aufziehen. Er weiß wo Kurt sein Geld aufbewahrt. Rechtzeitig zuckt er zurück und fasst nach einem Lappen mit dem er die Lade berührt und öffnet. Er hat Glück. Einige Scheine, im Wert von mehreren Tausend, befinden sich in der Lade hinter einem Holzriegel versteckt. Er nimmt das Geld an sich und geht in seine Wohnung, um von dort die Polizei zu verständigen.
Gruppeninspektor Doris Nussbaum nimmt den Anruf des Journaldienstes entgegen. Seit einem Monat ist sie im großen Büro gemeinsam mit Bezirksinspektor Karlheinz Wimmer in der Abteilung für Gewaltdelikte. Das Büro liegt zwischen den Büros von Oberstleutnant Jürgen Pospischil und Hauptmann Maximilian Schubert. Die drei Räume sind nur durch Glaswände voneinander getrennt. Revierinspektor Gerlinde Sorel ist seit kurzem verheiratet und hat mit Leutnant Erwin Loimer ein Büro gegenüber dem Gange bezogen.
„Der Polizeiarzt und auch die Spurensicherung wurden verständigt“, wird Doris mitgeteilt. „Der Tote wurde in der Arndtstrasse in einem Verschlag im Hof aufgefunden.“
„Danke wir sind schon unterwegs.“
„Jürgen“, meldet Doris zum Oberstleutnant ins Büro hinein, „wir haben eine Leiche in Meidling.“
„Fahr mit Max hin.“ Jürgen schreibt den Monatsbericht an Brigadier Claudius Brenner dem Leiter des Landeskriminalamtes. Eigentlich hätte Jürgen einen freien Tag, doch wurde er mit dem wöchentlichen Bericht, am Freitag, nicht fertig.
In dem engen Hof herrscht ein Gedränge. Die Polizisten haben Probleme die vielen Neugierigen, hauptsächlich die Bewohner von den zwei Stiegen des Haupthauses, die sich im Hof versammelten, wieder in ihre Wohnungen zurückzuscheuchen. Dazu kommen noch die Beamten der Spurensicherung und vier parkende Autos.
Max stolpert beim Tordurchgang über einen alten Bekannten. „Herr Glauber, was sucht ein Reporter einer Frauenzeitschrift hier?“
„Ich habe einen Termin. Herr Goldmann will mir etwas über Damen vom anderen Ufer erzählen“, ein schmutziges Lachen begleitet seine Aussage.
„Was meinen Sie damit?“
„Na was wohl? Tunten. Wer wurde den ermordet?“
„Das weiß ich noch nicht. Ich bin, wie Sie sehen, gerade angekommen und Sie gehen wieder zu den anderen Zaungästen auf die Straße.“
„Ach, lassen Sie mich wenigstens hier im Hof mit den Leuten plaudern.“
„Verlassen Sie bitte mit den Leuten den Hof. Vorne im Haus, oder auf der Straße, können Sie reden mit wem Sie wollen.“
Knurrend folgt der Reporter. Sein: „Wir sprechen und noch“, sollte nicht als Drohung wirken.
Max kommt mit Doris gerade zurecht, als der Fotograf fertig ist und ein Kollege der Spurensicherung dem Toten den Hefter aus der Hand reißt. „Der klebte fast an seiner Hand“, murmelt er entschuldigend.
„Kann mir jemand erklären was sich unter den Papieren im Aktenschrank befindet, beziehungsweise befand?“ Max schaut sich suchend um, ob er jemanden von der Firma sieht.
Doris sprach bereits mit einem ihrer ehemaligen Kollegen. „Nein, von der Werkstatt ist niemand hier. Gefunden hat ihn der Hausbesorger. Der wartet vorne in seiner Wohnung.“
Max registriert, dass der Täter etwas suchte und geht mit Doris raus, um den Hausbesorger zu befragen.
Josef macht geschäftig die Türe auf als er, durch sein Fenster, die Polizisten kommen sieht. „Ich habe niemanden gesehen. Mir ist nur das Licht aufgefallen, deshalb habe ich ins Büro reingeschaut.“
„Hatte Herr Goldmann eine Familie?“
„Geh wo. Er wohnt direkt über der Werkstatt, in einer kleinen Quetsche. Man munkelt dass er anders war. Genaues weiß ich nicht“, setzt Josef hastig nach.
„Sie haben doch sicher gesehen ob Frauen oder Männer zu ihm gingen?“ Max will Josef bei seiner Ehre fassen.
„Da kamen kaum Leute zu ihm und die kamen gingen in die Werkstatt. Goldmann war dafür oft nächtelang weg.“
„Wohin ging er da?“
Josef zuckt mit den Schultern: „Das ist, war sein Geheimnis. Er sprang immer, abends so gegen acht in seinen BMW und kam erst um neun Uhr morgens in die Werkstatt. Seine Leute haben jeder einen Schlüssel. Die kommen immer pünktlich um acht.“
Doris mischt sich ein. „Sie meinen er ging in die Wohnung rauf.“
Josef schaut etwas blöd aus der Wäsche, so als fällt es ihm erst jetzt auf. „Nein, er ging direkt in die Werkstatt. Oft hatte er am Morgen auch einen anderen Anzug an.“
Max grinst Josef an. „Hatte er noch eine Wohnung? Oder eine Familie? Hatte er eine Freundin?“
Josef schüttelt bei jeder Frage verneinend seinen Kopf. „Ich glaubte immer er wohnt hier. Eigentlich komisch.“
„Hm, schauen wir uns einmal die Wohnung über der Werkstatt an.“
„Ich befrage die Hausbewohner im vorderen Haus“, bietet Doris an.
„Tu das. Ich übernehme die Wohnung.“
Max lässt sich Goldmanns Schlüsselbund geben um sich nochmals in der Werkstatt umzusehen. Danach geht er hinauf in die Wohnung. Ein winziger Vorraum mit einem Bad, in dem gerade Dusche, Waschmuschel und Klomuschel Platz finden. Dann ein etwas größerer Raum mit einfachem Bett, einem übergroßen Fernseher und einem Küchenblock. Der Schrank der die ganze Wand einnimmt enthält Wäsche und Arbeitskleider. Keine Anzüge, keine Straßenkleidung. Die Wohnung ist staubig und wirkt unbenützt. Max ist nun sicher. Goldmann muss noch eine andere Wohnung haben. In einem weiteren Raum, es ist der größte in der Wohnung, stehen auf Rahmen gespanntes Leinen, halbfertig geschnitzte Figuren und eine Stellage mit unglaublich vielen verschiedenen Farbtuben. Teils Öl, teils Acryl.
Doris geht im vorderen Haus von Wohnung zu Wohnung. „Haben Sie vergangene Nacht etwas bemerkt? Ist jemand zu Goldmann ins Büro gegangen?“
Überall Kopfschütteln. Man hat nichts bemerkt, man will nichts bemerken. Schließlich erkundigt sich Doris wo sie die Mitarbeiter der Firma finden kann.
Endlich meint einer, „gleich drüben zwei Häuser weiter finden Sie Johann. Ein schmieriger Bursche.“
„Danke.“ Doris sucht Johann an der angegebenen Adresse. Ein Türschild mit „Johann Marek, Restaurator“ zeigt ihr dass sie richtig ist. Sie läutet, niemand öffnet. Doris läutet Sturm.
Nebenan öffnet sich die Türe einen Spalt. Ein grauer Frauenkopf mit Zahnlücken grinst boshaft heraus. „Den finden Sie beim Branntweiner.“
„Was wissen Sie sonst noch über ihn?“, hakt Doris nach.
„Wieso?“ Die Alte will sich zurückziehen.
„Ich bin von der Kriminalpolizei Wien. Herr Goldmann wurde getötet.“
Die Türe wird aufgerissen. Doris kann nun auch den fleckigen Schlafrock der Frau bewundern.
„Na geh. Was war denn da los?“
„Das ermitteln wir. Also bitte: Was wissen Sie über Herrn Marek?“
„Na was wohl? Ein versoffener Hurenbock. Spätestens gegen Abend taucht er mit irgendeiner fetten Schlampe auf.“
„Fein, dann bin ich wohl nicht sein Geschmack“, kichert Doris die von der Frau mehr erfahren will.
Doris wird von oben nach unten, wieder nach oben gemustert. „Viel zu mager. Welcher Kerl mag das schon? Der Marek ist vorne im Beserlpark in der kleinen Schnapsbude. Wenn gerade keine Weiber zu ihm kommen, dann sind es so seltsame Typen denen ich nicht in der Nacht begegnen will.“ Hoheitsvoll als ob sie bereits zu viel gesagt hat, schließt sie nun ihre Türe endgültig. Sie hat begriffen, dass ihr diese Polizistin nichts erzählen wird.
Doris sucht die Trinkstube auf. In dem kleinen, kaum zwanzig Quadratmeter großen, Raum stehen an der Theke und an drei Stehtischchen dicht gedrängt fast zwanzig Männer herum. Zigarettenqualm, Bier und Schnapsdunst verschlagen Doris den Atem. „Hallo Herr Marek“, grüßt Doris auf gut Glück in den Raum.
„Was wollen Sie? Wer sind Sie?“ Ein auf Schick getrimmter Mann dreht sich an der Theke zu Doris um. Dabei streift er sich eine schwarze Stirnlocke mit seiner rechten Hand aus dem Gesicht.
„Kriminalpolizei. Gleich hier in der Nähe ist ein Mann getötet worden. Haben Sie das noch nicht gehört?“ Doris nimmt an, dass sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer im Grätzel herumgesprochen hat.
Die Kerle um Johann lachen auf. „Klar haben wirs gehört den Goldmann hat´s erwischt. Wir trinken grade auf ihn.“
Johann schaut mürrisch. „Was wollen Sie von mir? Ich glaub dem weint keiner eine Träne nach. Mich hat er ausgenützt. Ständig hatte er meine Figuren auf alt gemacht und danach behauptet, er hätte nicht viel dafür bekommen.“
„Sie haben doch restauriert?“ Doris versteht nicht ganz was Johann sagen will.
„Das auch. Manche alte Statue hatte er einfach auseinander geschnitten und dann wurde aus jedem Teil eine neue Statue gemacht. Wo Goldmann die Holzfiguren verscherbelt hat ist mir unklar.“
„Sicher“, lacht sein Nachbar auf. „Wenn du es wüsstest hättest du den Plunder selbst verkauft.“
Knurrend wendet sich Johann seinem Glas zu. „Was war’s denn? Hat ihn der Schlag getroffen?“
„Nein wir vermuten es hat jemand nachgeholfen.“
Johann reißt es hoch. „Mord!“
Auch die anderen Männer schweigen plötzlich erschrocken und starren Doris an.
„Wahrscheinlich. Kommen Sie bitte mit mir in die Firma. Wir suchen jemanden der uns sagt ob etwas fehlt.“
Johann nickt und zahlt. Etwas betroffen folgt er Doris zur Werkstatt.
Max ist zum Tatort zurück und fragt Doktor Müller. „Woran ist er gestorben?“
„Ein Stich mitten ins Herz. Die linke Herzkammer ist von vorne durchbohrt und an der Rückwand aufgerissen. Deshalb ist er innerlich verblutet.“
Max schaut ihn verständnislos an. „Da muss er doch vorne wahnsinnig geblutet haben.“
„Das ist das Seltsame, wie es kaum möglich ist. Der Einstich ist ganz dünn, wie von einer Stricknadel, dafür ist, wie ich dir sagte, im Körper das Herz aufgerissen. Genaues bekommt ihr nach der Autopsie.“
Doris kommt mit Johann zur Werkstätte. Max begrüßt den leicht Angetrunkenen. „Schauen Sie sich um und sagen Sie bitte ob etwas fehlt?“
Johann dreht sich langsam zwei Mal um seine Achse. „Pha, was soll denn da fehlen? Es stehen nur halbfertige Sachen herum.“
„Keine wertvollen Bilder oder Figuren?“
„Romans Übermalung ist noch das Beste. Trotzdem höchstens Tausend wert. Schauen wir doch in die hintere Kammer. Da arbeitet unser Lehrling.“
Doris sieht, durch Johanns Bemerkungen angeregt, die herumstehenden Arbeiten nun mit anderen Augen. Einige Statuetten, Madonnen, Engel und Heilige, sind unvollkommen. Einigen Statuen sieht man an das Neues zugefügt wurde. Die Bilder sehen teilweise eher unfertig als beschädigt aus. Doris fragt sich: Was wird hier wirklich gemacht?
Max geht zur Türe der, ihm von Johann gezeigten, Kammer. Sie ist zwischen zwei Regalen kaum zu sehen. „Die ist versperrt“, stellt er fest.
„Der Sicherheitsschlüssel mit der weißen Hülle passt.“ Johann zeigt auf Goldmanns Schlüsselbund, den Max noch immer in der Hand hält.
„Ah, fein.“ Max sperrt auf. Sie gehen hinein.
Drei Staffeleien stehen in dem nur mit Kunstlicht beleuchteten Raum. Auf ihnen drei halbfertige von zwei Spots angestrahlte Gemälde.
„Mensch, der Kleine ist ja noch besser als Kurt dauernd schwärmte.“
Max der den Maler nicht kennt. „Wieso? Die Bilder schauen gut aus. Was ist daran besonders?“
„Das werden echte Spitzweg. Nachdem die fertigen Gemälde von Roman bearbeitet wurden, sehen nur wenige Fachleute wer sie wirklich gemalt hat.“
Doris begreift als erste. „Ihr seid hier Kunstfälscher. Falsche Figuren, falsche Gemälde. Was macht ihr noch?“
„He, ich schnitze nur die Statuen fertig. Mit den Gemälden habe ich nichts zu tun.“ Johann wird bewusst wie unangenehm es jetzt wird. „Kurt bringt die Sachen und er verkauft sie auch. Er hat dafür Stammkunden. Schauen Sie doch in seinem Schreibtisch nach.“
Sie gehen raus um den Schreibtisch zu durchsuchen. Johann zeigt Max und Doris den Holzriegel in der Lade der zum Geld Fach führt. „Da sind meist ein paar Tausend drin. Oft liefern Leute ihren Plunder direkt her.“
Max und Doris schauen sich an. „Da sind nicht einmal mehr Hundert“, stellt Doris fest.
„Raubmord? Wer weiß aller von dem Versteck?“ Max schaut Johann streng an.
„Eigentlich nur Roman und ich. Roman war es nicht. Der wurde gestern selbst bestohlen. Behauptet er.“
„Aha. Was ist passiert?“
„Ein Blödsinn. Roman behauptete gestern dass sein Geld gestohlen wurde. Aber es war niemand da der es… eigentlich nur Josef unser Hausmeister. Der schnüffelt schon länger hier herum.“
Doris strahlt, „den nehme ich mir nochmals vor.“
Doris geht ins vordere Haus um beim Hauswart zu läuten. Stille. Sie probiert es nochmals.
Ein neugieriger kleiner Mann öffnet gegenüber seine Türe. „Suchen Sie unseren Hausmeister?“
„Ja, können Sie mir sagen wo ich ihn finde?“
„Der ist vor ein paar Minuten weggegangen. Sicher in den Park um sich anzusaufen.“
Doris nickt belustigt mit dem Kopf. Also nochmals in die verrauchte Bude.
Sie trifft Josef an der Theke an. Er spendiert gerade wieder eine Runde.
„Frau Inspektor auch ein Glas? Ich feire!“, jubelt Josef bereits etwas angetrunken.
„Das Geld aus der Schreibtischlade? Ich bin gekommen um es zu beschlagnahmen.“ Es ist die direkte Art, die sie sich von Max abgeschaut hat.
Josef reißt den Mund auf. Wie bei einem Fisch der auf dem Trockenen liegt, geht sein Mund auf und zu. Bleich geworden muss er das Glas rasch auf die Theke stellen, so sehr beginnen seine Hände zu zittern. „Was meinen Sie? Ich weiß von nichts? Welcher Schreibtisch?“ Sein stottern spricht Bände.
„Kommen Sie mit. Ich werde mich in Ihrer Wohnung etwas umsehen.“
Josef strafft sich und versucht selbstsicher zu wirken. „Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Ich gehe nicht mit.“
„Doch! Sie gehen mit mir mit aufs Landeskriminalamt. Sie sind vorläufig festgenommen. Im Amt warten wir dann auf den Durchsuchungsbeschluss.“
Josef treten die Tränen in die Augen. Schniefend jammert er, „ich habe nichts getan. Herr Goldmann hat mir das Geld zur Aufbewahrung gegeben. Ich war nicht an der Lade und kenne auch nicht das Geheimfach.“
„Alles klar. Also holen wir das Geld, oder fahren wir ins Amt?“
Resigniert nickt Josef mit dem Kopf und geht mit Doris in seine Wohnung. Dort gibt er Doris das Geld. Eine Kleinigkeit fehlt bereits.
Max hat inzwischen Johann um die Adressen der anderen zwei Mitarbeiter gebeten, ihn rausgeschmissen und im dann erklärt: „Sie und ihre Kollegen dürfen in den nächsten Tagen die Werkstatt nicht betreten. Wenn Sie es tun machen Sie sich strafbar.“
„Aber, was ist mit unserer Arbeit?“
„Zuerst müssen wir prüfen wer von Goldmann die Werkstatt übernimmt. Solange haben Sie keine Arbeit.“
„Wer soll´s den übernehmen? Kurt hat ja keine Familie?“
„Vielleicht finden wir ein Testament“, lächelt Max.
„Na dann auf Wiedersehen“, knurrt Johann als er geht.
Doris strahlt Max an. „Das Geld habe ich sichergestellt. Den Trottel festzunehmen ist nicht nötig. Seine Behauptung, dass er das Geld aufbewahren sollte, glaube ich ihm nicht. Ich vermute dass er das Geld erst nahm, nachdem er den Toten fand.“ Max zieht ein Schnoferl. „Wir sollten ihn doch festnehmen. Ich glaube er verheimlicht uns etwas.“
„Was ist mit den Papieren? Sollten wir nicht den Inhalt des Aktenschranks durchsuchen?“
„Ich habe schon gebeten die Akten ins Landeskriminalamt zu bringen. Wir müssen auch nach einem Testament suchen. Angeblich hatte Goldmann keine Familie.“
„Gerlinde soll am Montag in ihren Dateien suchen“, empfiehlt Doris.
„Ich überlege ob ich das Betrugsdezernat verständigen soll, oder ob wir bis Montag damit warten? Es ist eindeutig das Goldmann ein Kunstfälscher und wahrscheinlich auch ein Hehler war.“
„Fragen wir Jürgen, falls er noch im Amt ist.“
„Kaum, lass uns auch Schluss machen.“
„Dann bis Montag. Goldmanns Mitarbeiter laufen uns nicht davon.“
Helene Schulz, die Chefin der Detektei Guckloch hat nach mehreren Anläufen einen Termin bei Kommerzialrat Klein bekommen.
„Herr Kommerzialrat, wir würden gerne die Ausbildung ihrer Sicherheitsleute übernehmen.“
„Weshalb? Wir haben ein gut eingespieltes Team das unsere Zentrale und auch die wichtigen Filialen absichert.“
„Es handelt sich wie ich feststellte meist um ältere Herren, einige sind Pensionisten.“
„Bisher genügte es. In der Zentrale hatten wir keine Überfälle und von den Filialen waren in den letzten zehn Jahren nur drei Banken in der Provinz betroffen.“
„Diese drei Überfälle habe ich analysiert. Ihre Angestellten hatten sich dabei nicht gerade vorbildlich verhalten.“
„Das werfe ich den Leuten nicht vor. Wir hatten dort keinen Sicherheitsposten. Deshalb war es besser wenn die Kollegen der Aufforderung des Räubers folgten und nicht den Helden spielten.“
„Trotzdem ist es möglich, auch wenn die Wünsche der Räuber erfüllt werden, den Schaden gering zu halten.“
„In Ordnung. Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Übrigens Detektei Guckloch, da war doch vor einem Jahr etwas?“
Helene die bisher selbstsicher auftrat wird etwas verlegen. „Der Auftrag von Frau Thile war ein Missverständnis. Ich habe ihn damals auch zurückgelegt.“
„Ach ja, jetzt erinnre ich mich wieder. Sie haben die Wohnung meines Sohnes abgehört.“
„Das war eine Mitarbeiterin. Sie wurde sofort gefeuert. Unsere Detektei arbeitet nur im Rahmen der Gesetze.“
Dominik schaut Helene zweifelnd an. „Was wurde den aus den Aufzeichnungen die Sie damals machten?“
„Alle Unterlagen habe ich Hauptmann Schubert übergeben. Ich habe nichts behalten.“
„So, so“, meint spöttisch Dominik. „Mich würde interessieren was Mein Sohn mit diesem Wimmer sprach.“
Dominik hat mit seinem Trick Erfolg. „Es sind nur intime private Gespräche. Nichts was die Bank oder die Polizei betrifft. Ich habe ohne bedauern die Unterlagen weggegeben.“
„Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag. Sprechen Sie mit Bezirksinspektor Wimmer. Er hat mit Leutnant Loimer bereits für mich ein Sicherheitssystem entwickelt.“
„Wenn Sie die Zugangskontrolle meinen so gebe ich zu, das diese Spitze ist. Darüber spreche ich gerne mit den Herren.“
„Fein und halten sie mich auf den laufenden. Wimmer hätte ich gerne bei mir in der Bank.“
„Ich verstehe“, lacht Helene. „Sie wollen Ihren Schwiegersohn mit der Sicherung beauftragen.“
„Genau. Ich finde da schadet es nichts, wenn er bei erfahrenen Leuten, wie zum Beispiel Guckloch lernt.“
Helene Schulz verabschiedet sich. Sie ist zufrieden. Sie glaubt die jungen Kerle kann sie leichter ködern als der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank.
3 Sonntag
Bezirksinspektor Karlheinz Wimmer befindet sich mit seinem Freund Marcus auf Madagaskar.
„Herrlich das Wetter“, strahlt Marcus. Er liegt in der Sonne am Strand. „Wenn ich mir vorstelle, dass wir morgen Früh in Schwechat landen, wird mir jetzt schon saukalt.“
„Ja die vierzehn Tage waren schön und kurz“, seufzt Karlheinz. „Ich bin neugierig ob es jemand gewagt hat, in meiner Abwesenheit zu morden?“
„Oh, geht das jetzt schon los? Ich bin froh dass du während unseres Urlaubs nicht an Mörder dachtest.“
„Gedacht habe ich ja, nur traute ich mich nicht dir etwas zu sagen.“
„Dein Glück, sonst gäbe es einen Mord auf Madagaskar.“
„Genießen wir noch die paar Stunden. Nach dem Abendessen geht es zum Flughafen.“
„Es wird Zeit, dass Klaus wieder weiß, wer der Chef in der Bank ist“, murmelt Marcus und schlummert ein.
Karlheinz grinst glücklich und zufrieden. Ganz haben sie beide nicht ab geschalten.
Max lässt es keine Ruhe. Er verständigt Jürgen. „Entschuldige dass ich dich störe. Der Ermordete gestern war Kunstfälscher. Soll ich die Kollegen informieren?“
„Auf keinem Fall. Wir wurden aufgestockt um den Beifang ebenfalls zu bearbeiten. Ich kläre das am Montag mit dem Brigadier ab.“
„Danke. Die Werkstatt wurde versiegelt. Soll ich eine Wache aufstellen?“
„Das halte ich nicht für nötig. Hole die Geschäftsakten ins Amt.“
„Das ist schon geschehen. Danke, dir noch einen schönen Sonntag.“
„Servus.“
Lisa, Jürgens Gattin, räumt gerade das Frühstücksgeschirr ab. Sie schmollt, „das Max nie ganz selbständig wird ist doch seltsam. Karlheinz hätte nicht angerufen und gefragt.“
„Nein, Karlheinz hätte einen Blödsinn gemacht“, lacht Jürgen.
4 Montag
Es ist frostig, doch noch gibt es keinen Schnee. Weihnachten nähert sich und alle hoffen und fragen wie jedes Jahr: Werden es weiße Weihnacht?
Die Gruppe trifft sich im großen Büro. Gerlinde ist frisch und fröhlich. Sie war vergangenes Wochenende mit ihrem Gatten in der Steiermark bei seiner Familie. Nur Karlheinz sitzt mit Ringen unter den Augen und hängendem Kopf am Tisch. Er verbrachte die Nacht im Flugzeug. Billig ist nicht immer erholsam. Max ist mürrisch, da er auch am Sonntag nichts fand dass im neuen Fall weiter hilft. Doris ist aufgeregt. Bisher war sie nur bei simplen Straftaten involviert. Diesmal wird es, so hofft sie, ein komplizierter Mordfall. Erwin, dem Max steckte: „Da gibt es haufenweis offene Fragen“, ist neugierig wie weit er mit seiner Technik helfen kann. Jürgen ist zufrieden. Er will wieder einmal beweisen, dass seine Gruppe mehr kann als nur Schlägereien aufzuklären.
„Die Kunstfälscher geben wir erst an die Kollegen weiter wenn wir unseren Mörder haben“, teilt Jürgen den Kollegen mit, kaum dass er sich gesetzt hat.
Die Wasserflaschen werden geöffnet, die Gläser gefüllt und Doris beginnt die bisherigen spärlichen Berichte vorzulesen.
sie beginnt mit dem Obduktionsbericht: „Doktor Müller hat schon am Tatort gesagt wie der Tote umkam. Jetzt ergänzt er: Die Mordwaffe ist ein vierkantiges extrem dünnes Stillet. Der Todeszeitpunkt war Freitag um dreiundzwanzig Uhr.“
Jürgen wendet ein, „wurde die Tatwaffe am Tatort gefunden?“ Max verneint mit leichtem Schütteln seines Kopfs.
Nachdem Doris ihren Bericht über den Hausmeister vorliest bestätigt Jürgen. „Du hattest recht, den brauchen wir nicht festnehmen, aber setz ihn nochmals unter Druck.“
Max ergänzt seinen Bericht. „Das Opfer führte ganz sicher ein Doppelleben und muss noch eine andere Wohnung haben. Könnt ihr etwas in euren Quellen finden?“ Er schaut Erwin und Gerlinde auffordernd an.
„Wir gehen gleich alles durch was wir über ihn und Fälschern haben. Oft weiß ein Konkurrent mehr.“
Jürgen lächelt zynisch Gerlinde an. „Doris wird dir helfen. Ihr zwei geht die Akten durch. Listet die Kunden und Lieferanten des Ladens auf.“
„Ja, aber drüben in unserem Büro Da können wir auch gleich das was wir finden abgleichen“, fordert Erwin.
„Interessant. Was hast du für mich?“ Karlheinz findet sich noch nicht zurecht.
„Du schlaf dich aus. Man behauptet doch, dass der Büroschlaf der erholsamste Schlaf ist.“
Max lacht, „du schaust wirklich zum Kotzen aus.“
Auf Karlheinz´ Schreibtisch läutet das Telefon. Karlheinz hebt ab und raunt nur, „jawohl.“
„Ist was?“ Jürgen ist gerade aufgestanden um in sein Büro zu gehen.
„Eigentlich ist es nur eine Vermisstenanzeige. Der Kollege meinte dass es mich betrifft.“ Karlheinz verzieht grimmig sein Gesicht.
Jürgen zieht die Augenbrauen hoch. „Wieso?“
„Ein tuntiger Kerl schreit auf der Polizeistation Gersthofer Straße herum. Er vermisst seinen Lebensgefährten.“
Max lacht hell auf. „Die Gersthofer Kollegen sind für deine Freunde in Neustift zuständig.“
Jürgen winkt nur mit den Händen ab.
„Ich gehe, ihr lieben Kollegen“, murrt Karlheinz und macht sich auf den Weg.
„Wenigstens findet man hier gleich einen Parkplatz“, murmelt Karlheinz als er, an der Nepomuk Kapelle vorbei, gegenüber der Polizeistation einparkt.
Die zwei Polizisten in Uniform grinsen ihm entgegen. Das also ist der schwule Kollege aus dem Landes-kriminalamt, denkt Oberleutnant Kunz nachdem sich Karlheinz vorstellt.
„Herr Landers ist bereits gegangen. Zuvor hat er uns noch mit seinem Anwalt gedroht.“
„Was hat er zu Protokoll gegeben?“ Karlheinz spürt den Hohn der Zwei und beschließt sachlich zu bleiben.
„Nehmen Sie Platz. Hier ist für Sie eine Kopie des Protokolls. Kurz berichtet: Herr Sebastian Landers lebt mit Kurt Landers in einer eingetragenen Partnerschaft zusammen und vermisst seit Freitag diesen seinen Partner. Kurt Landers hatte am Samstag um elf Uhr einen wichtigen Termin, zu dem er nicht erschien. Auf dem Handy ist Kurt Landers ebenfalls nicht zu erreichen.“
„Warum kommt er dann erst heute zur Polizei?“
„Er hat am Wochenende angeblich in den Spitälern telefonisch herumgefragt.“
„Habt ihr etwas unternommen?“
„Das übliche: Die Daten in die Vermisstenkartei eingegeben, das Landeskriminalamt verständigt und die Unfallmeldungen abgerufen.“
„Das ist ausreichend. Mehr können wir momentan nicht tun. Wieso beschwer sich Herr Landers?“
Beide Beamte lachen schallend auf. Gruppeninspektor Dworak erklärt: „Er dachte wir springen ins Auto und rasen mit Blaulicht davon um seinen Freund zu suchen. Dabei ist das Foto, das er uns gab, mehr als dürftig.“ Er gibt Karlheinz eine Kopie des Fotos.
„Gut, ich suche den Herrn auf. Hoffentlich ist er jetzt zuhause und sucht nicht in irgendwelchen Wäldern nach seinem Kurt.“
Als Karlheinz aufsteht, stehen auch die Kollegen auf. Kunz bedankt sich, „danke Kollege dass Sie den Fall übernehmen. Wahrscheinlich ist es sowieso nichts Ernstes.“
„Es muss nicht immer gleich Mord sein. Servus Kollegen.“
Karlheinz fährt zur angegebenen Adresse in Neustift. Nicht weit weg von Arnolds Weinschlösschen, stellt er fest. Ob sich Landers, Klemper und Melzer kennen? Das eingeschossige Gebäude mit ausgebauter Mansarde steht breit und massig