Karibikstrand - Gabriele Ried-Hertlein - E-Book

Karibikstrand E-Book

Gabriele Ried-Hertlein

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Beschreibung

Eine humorvolle, lebhafte und realistische Geschichte - perfekt für den Strandurlaub! Eigentlich dachte Isa wieder an einen langen romantischen Urlaub mit ihrem sportlich zähen Tennisplayer Leo. Am karibischen Traumstrand mitten im Winter. Doch Miseren, ganz dumme Pannen und heimliche Dramen im Luxus-Resort mit den Seniorenfreunden Kongo-Otto, Upgrade-Kalli, Marejeet, Reihe 7, Frau Paula, Harry Klappspaten, Turbo-Dodo und Monsieur Clement halten sie in Atem. Der fiese Fernglas-Tyrann Paul tot im Pool eines Morgens. Super-Nachbar Waldi will zu Hause die Bagger bestellen, Isa muss dringend ein Defizit verschwinden lassen und ausgerechnet auf dem Rückflug verpasst Leo ganz knapp einen Punktsieg. Zum Glück gab es noch ihre Best Friends im Grand Hotel nebenan ...und Isas Fibrierstab.

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Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Gabriele Ried-Hertlein

Karibikstrand

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Gabriele Ried-Hertlein

Als wären wir nie weggewesen

Kalli und sein Marejeet: Freut Euch nit to fröh

Doppelehe im Centercourt

Kantencooler Betonpurismus

Der Schlachter Paul Pikle

Untergang im Palmengarten

Kongo-Otto, Raspel-Ria und Monsieur Clement

Turbo-Dodo

Flor

Direktor i. R. Betreuteswohnen

Schrei nicht, suche die Wände ab!

Chuck ist angekommen

Grand Hotel

Orgasmus-Area an unserer Pool-Bar

Ich muss Dir von den Lippen ablesen, ich hör nichts mehr!

Guanabana, das pure Gift

San Valentino und schon wieder den Hochzeitstag vermasselt

German Doppeldusch-Poolschwimmerin mit Radarausfall

Wir entschuldigen die Unangenehmes

I would kill him suddenly!

Frau Paula ganz nah im Sein des Vergessens

Des Schlachters Fernglas

Ne janz fiese Möpp

Ich habe Tinnitus im Auge

Sie schweißlose Sporthose im Tennisverband. Ihr Leo Stern, 330 Punkte

Casino-Gunnar und Harry Klappspaten

Ausgecheckt für immer. Ist er wirklich tot?

Nicht schlimm, nur ein Wasserrohrbruch. Viele Grüße Waldi

Du hyperventilierst, Isa

Rüde, rücksichtslos, diese Amis

Niemals verlässlich ist das Glück

Ja verschlepp mich doch!

Impressum neobooks

Gabriele Ried-Hertlein

Karibikstrand

Neopubli Verlag

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind unter www.dnb.de zu finden.

Texte: © Copyright by Gabriele Ried HertleinUmschlaggestaltung: © Copyright by gentledesignVerlag:Neopubli Prinzessinnenstr. 2010969 [email protected]. Auflage vom 01.08.2019

Neuschnee, keine Witze mehr, Herr Schwälbchen

Donnerstag, 2. Februar

Ich könnte schreien vor Glück, dass es endlich los geht! Bis ich in unserem Bungalow um fünf Uhr fünfundvierzig mit Schwung den Küchenrollladen hochziehe ...und mein Glücksgefühl augenblicklich erstarrt: Gut fünfzehn Zentimeter Neuschnee!

Der erste Schnee überhaupt in diesem Winter. Der sich lautlos auf unsere Hecken, Büsche und den freistehenden Briefkasten im Vorgarten legte und das Trottoir, Leos Benz, den er kurz vor der Abholung zum Flughafen noch in die Garage fahren wollte, den gepflasterten Eingangsweg und die vier Stufen unserer Eingangstreppe vollständig mit einer dicken weißen Hülle überzog. Und unsere ruhige Seitenstraße, zu der sich zu dieser frühen Uhrzeit sowieso kein städtischer Schneeräumdienst verirrt, wurde über Nacht in eine einzige Hemmschwelle verwandelt. Über die in diesem Moment Leos dick eingemummelter Tennispartner, Willi Seidengrau aus der Parallelstraße, mit seinem Sportfahrrad so konzentriert in einer tiefen Autofahrspur fährt, dass er mit einem Haar die lautlos von gegenüber zu uns herüber balancierende Zeitungsträgerin übersehen hätte.

Kein Aufheulen einer Schnee-Warnsirene auf dem Autodach, die man noch erfinden müsste, bei der ersten miesen Flocke heute Nacht, kein schriller Klingelton aus Leos Handy von irgendeiner On-time-to-the-airport-Weck-Einstellung. Nichts! Egal wann, nur zeitig genug, um Herrn oder Frau Schwälbchen und uns mindestens eine halbe Stunde früher aus dem Bett zu holen für unseren Transfer zum Frankfurter Airport.

Wie immer haben wir exakt dreißig Minuten Zeit für uns eingeplant bis zur Abholung. Rollläden hochziehen, schnell frühstücken, in die bereit gelegte Reisekleidung schlüpfen, ohne umständliches Duschen Gesicht und Haare stylen. Die Winterdaunen für die nächsten fünf Wochen im Bettkasten verstauen und die schicke Tchibo-Tagesdecke auf unser Bett werfen. Das Kaffeegeschirr von Hand spülen, Waschbecken trockenreiben und ein höchst kritischer Rundumblick, damit Waldi, unser korrekter Nachbar, nichts zu reklamieren hat, wenn er jeden Tag durchs Haus geht und unsere Rollläden bewegt. Zum Schluss den Haustürschlüssel in Leos Geldbeutel legen und die vier Gepäckstücke in den Windfang rollen für die Schwälbchens.Reicht prima. Keine Hektik, kein Leerlauf.

Ein zusätzliches Zeitfenster für Staus, Unfälle und Schneckentempo, wie immer beim ersten Schnee auf der Autobahn, ist in Isas fein durchdachter Checkliste überhaupt nicht vorhanden.

Bei sieben Grad minus drückt Herr Schwalb viertel nach sechs auf unsere Haustürklingel. Kein bisschen früher als in unserer E-Mail angegeben und per SMS gestern Abend noch einmal bestätigt. Munter und wie immer fast noch ein bisschen mehr in Urlaubvorfreude als wir, streckt er gleich die Arme nach vorn, um Leo mit dem Gepäck zu helfen. Leo winkt ab und rollt alle Kofferteile samt Tennisschlägertasche über die dicke Schneeschicht zum Schwalben-Kombi vor der Haustür. Und ich, im weißen Nadelstreifen-Hosenanzug, goldmetallic glänzenden Pumps, weißer Winterjacke und zweimal um den Hals gewickeltem Pashmina-Schal, schleiche vorsichtig um das Auto an der Heckklappe vorbei und springe mit einem Satz auf den Rücksitz hinter dem Fahrer.

"Lia, unser Enkelkind, war über Nacht bei uns. Deswegen fahre ICH Sie zum Flughafen. Das nächste Mal wieder meine Frau. Sie hätte Sie gern gefahren." Ich nicke, verschränke die Arme und friere. Vor Nervosität. Wir haben fünf wundervolle Wochen am dominikanischen Traumstrand in unserem prachtvollen Fünfsterne-Palace-Hotel vor uns. Jetzt im Winter, wenn der Himmel hier grau ist, die Füße abends schnell kalt werden und mir bang wird, wenn die ersten Schneeflocken sich herunter wagen.

Schnee engt mich ein. Bei Glätte kann ich nicht mit strammen, langen Schritten mit Leo durch den Mannheimer Waldpark laufen oder die Friedenshöhe im Oftersheimer Wald in flottem Tempo hochsteigen, bis die Wangen sich röten. Oder allein mit mir und meinen Gedanken über die Felder joggen. Die Mütze tief über die Stirn gezogen, schnell und rhythmisch, ungebremst. Spiegelglätte, eisgefrorene Fahrspuren ließen schon mein Herz rasen, als ich bis vor einem Jahr noch frühmorgens in mein hektisches Parteibüro fuhr und machten mich bei stockdunkler Schlitterheimfahrt bei Anbruch der Nacht noch zorniger. Leo liebt mich trotz meiner Schneephobie und kutschiert mich jetzt als Neurentnerin egal wie hoch der Schnee liegt überall hin. Sogar zu meiner alten Schulfreundin Karin im letzten Haus in der engen, ansteigenden Sackgasse, in die Always-Forget-Schneeräumdienst-Zone. Ich halte jedes Mal die Luft an, wenn er von der glatten Straße kunstvoll über den zugeschneiten Randstein hochrutscht und mit Effet exakt drei Schritte vor ihrem Bungalow abbremst und gefühlvoll über die hingeschaufelten Schneeberge im Wendehammer zurückgleitet. Elend abhängig fühle ich mich von ihm in diesen grauenhaften Glättetagen.

"Winter adé, lieber Herr Schwalb!", triumphiere ich und atme tief durch, als er aus dem verschneiten Mannheim-Vorort herausfährt und auf die Schnellstraße zur Autobahn nach Frankfurt abbiegt.

Für den Finanzbuchhalter und Zweitjobber Ewald Schwalb das ermutigende Stichwort, jetzt endlich mit einem Abriss der Familienereignisse des letzten halben Jahres, seit er uns das letzte Mal gefahren hat, und geplante Urlaube mit und ohne Enkelkind durchstarten zu können. In den Momenten, wenn er im Schneegestöber einen LKW überholt oder Luft holt für den nächsten Satz, nenne ich ihm mit schräg nach rechts vorgebeugten Oberkörper und nur in kurzen Stichwörtern die neuesten Online-Buchungsportale, aktuelle Gepäckrichtlinien und Tarife bei Airlines. Nur Leo wird angesichts der tanzenden Flocken zunehmend still. Schwälbchen jedoch gönnt sich in der gleichen Art wie seine lebenspraktische Frau, die während der Fahrt noch mehr in die Familiendetails geht und uns vorbildlich über ihre Erfahrungen mit dem Internetportal 'wer-kennt-wen' auf dem Laufenden hält, immer noch keine Redepause."Trifft ein Bayer einen Friesen, der zehn... " "BAUMSTÄMME!!!, Herr Schwalb, riesenlange Baum­stämme!!", während ich besorgt dem an der rechten Leitplanke klebenden LKW-Hänger nachschaue, der Baumstämme geladen hatte. Die heruntergerutscht auf langer Strecke meterlang die Außenspur und den Seitenstreifen blockieren. Und die Flocken tanzen. Schwälbchen verstummt. Gleich kriechen wir genauso langsam wie die beiden Polizeiautos, die mit blinkenden Warnlampen an uns vorbeischleichen."Da vorn in der Biegung, mehrere hundert Meter unbewegliche rote Bremslichter und...", Leo neben mir schiebt seinen Kopf noch ein Stück weiter vor zwischen die Vordersitze, "...ne Menge blaue Blinklichter. Sieht ziemlich nach Unfall aus.""Keine Witze mehr, Herr Schwälbchen. BITTE!" "Terminal 1, Eingang E wie immer, Frau Stern?" "Stimmt, wie immer. Nur ziemlich zu spät diesmal."

Mit ungeahnter Frequenz klopft mein Herz, als wir nach folterlangsamem Vorwärtstäppeln, Stand-Modus und beinahe nicht mehr wahrnehmbaren Atemzügen endlich vor dem Terminal 1 aus dem Transporter springen. Nicht mehr auf die Armbanduhr schauen, Schwälbchen zum Abschied schnell umarmen und mit den Koffern in die Halle rasen. Gleich nach links, mit ganz schmal gestellten Pupillen und weit nach vorn gerichtetem Tunnelblick. Zu den Condor-Schaltern ganz, ganz hinten am Ende der Halle.

Warum poltert mein Herzschlag furios bis zum Anschlag, trommelt ein Orchesterpauken-Puls in meinen Ohren, ruft der Dirigent Leo mir zu, was ich längst mit Grauen immer deutlicher sehe? "MENSCHENLEER bei Condor!" Niemand mehr vor oder hinter den Countern. Ausgestorbenes Terrain, als wäre die Pest dort ausgebrochen.

Leo mit wachem Blick wie vor dem letzten Matchpoint packt mich in unserem Galopp blitzschnell am Arm und dreht mich hastig nach rechts. 'Condor-Business Class' leuchten die blauen Buchstaben über dem Schalter! Direkt neben uns und noch eine halbe Hallenlänge entfernt zum ausgestorbenen Masse-Check-in und Drop-off-Schalter.

"Punta Cana - 12:35 Uhr - wir haben Premium Economy gebucht!!", und ziehe blitzschnell die Pässe und Online-Bordkarten aus Leos Jackentasche. "Normalerweise..... ist kein Check In mehr!" "Wir haben zu Hause online eingecheckt und bereits die ausgedruckten Bordkarten!" "Oooooh Keehhhjj...", mit viel zu lahmem Blick auf ihren Monitor . "Reihe 1 H und K, und bezahlt ist auch schon alles und bestätigt. Hier, die PE-Reservierung! Und Übergepäck haben wir auch schon vorausbezahlt." Wie ein Blitz ziehe ich das gefaltete Stück Papier aus Leos Hand und zische es heftig auf den Schalter. "Brauche ich ....nicht", nervend ruhig und langsam, die Augen fest am Bildschirm festgesaugt. Eine Ewigkeit."Gehen Sie ...zum Gate C 7..... Aber Sie müssen sich verdammt sputen! Haaaalt!!! Erst noch die Banderolen um Ihr Gepäck!"

Im Laufschritt zu Body- und Passkontrollen, verfolgt von der nervenden Dauer-Lautsprecher-Durchsage. '"Mr. and Mrs. Stern! Last call for flight DE 4226 to Punta Cana". Und ohne Boardingkontrolle durch das Nobody-here-Gate. C 7 und direkt in den dicht besetzten Flughafenbus. Der augenblicklich losfährt in seiner schneegeräumten Spur.

Beide Hände an der Haltestange der hin und her wabernden Busmittelachse, das Handgepäck eng zwischen die Beine gepresst, meinen Kopf an den Fahrgästen vorbei zu den milchig angelaufenen Scheiben vorgestreckt: "Das Schneegestöber da draußen ist doch wirklich zauberhaft, z a u b e r h a f t !" "Und so ein Jammer", setzt Leo mit betont ernstem Gesicht nach und kommt mir in der weiten Rechtskurve samt der Tennisschlägertasche auf seiner Schulter gefährlich nahe, "...und es ist ein Jammer, dass wir gerade jetzt nichts mehr davon haben werden!!!" Grinsen bei den echten Stoikern und Coolen. Mitte Dreißig höchstens, im Sommerhalbarmhemd und den Blick magnetisch auf das Handy gerichtet. Die eine entspannt ruhige Nacht vor der Abreise hatten und vollkommen sicher sind, alles im Gepäck zu haben, was man im Urlaub braucht. Die es locker schaffen, ein bisschen wahnsinnig zu eng in den Condor-Sitzen zwischen Snacks, zwei Unterhaltungsfilmen und Displaytouch den Schlafmodus einzuschalten. Für elf lange Flugstunden Richtung Karibik. Für ganze sieben L'TUR-Urlaubstage. Aber ohne Schneetreiben, Bürostress und Februar-Kälte. Zum Kurz-mal-Sonne-Tanken.

Die Mehrheit in diesem winterkalten Bus verzieht keine Miene. Die angespannten Senioren, die zum ersten Mal ein All-Inclusive-Hotel für 'Betreutes Wohnen im Winter' gebucht haben und zur Beruhigung ihr Käsebrötchen von zu Hause gleich in der Warteschlange vor dem Schalter verzehrten. Und die routinierten Repeater, die ganz, ganz früh, knapp vor Erscheinen des neuen TUI-Katalogs, gebucht haben und sofort mit säuselnder Stimme und null Sprachkenntnissen IHR Hotel anriefen. Und jetzt trotzdem um ihr Up grade-Wunschzimmer im Stammhotel bangen und deshalb vor der Abreise kein Auge zumachten. Die schneenasse Gangway des Thomas-Cook-Fliegers im Gänsemarsch hoch und gleich nach rechts in die erste Reihe der Premium Economy Class. Bei erreichter Flughöhe den Gott sei Dank direkt über uns in der Gepäckklappe verstauten Trolley mit dem Notfall-Zippbeutel wieder herunter wuchten und vor unseren Sitzplätzen abstellen.

"Auf unseren Karibik-Urlaub!". Mein Kopf lehnt entspannt an Leos Schultern. "Unter Freunden, Prost Isa! Bella!" "Und Weniger-Freunden." "Denk nicht dran, Isa, vielleicht ist er ja krank. Und kann nicht kommen. Oder ist im neuen Hotel abgestiegen und treibt dort sein Spiel." "Prost, Leolein, immer wieder eine gute Idee auf Lager! Hoffentlich hast Du Recht."

"Mir haaße Flink!", als ich nur kurz zur Reihe hinter uns blicke, um gleich meine Rückenlehne bequem nach hinten zu verstellen. "Mir sind für fünf Wochen im - Else, wo?" "Ach, des waas ich doch net mehr. Die Inge hinte hat die Unnerlaache, irschendwass mit Golden." "Wir heißen Stern, Sie sind bestimmt im Goldenstar, da sind unsere alten Freunde jedes Jahr. Wir sind ganz in Ihrer Nähe in einem der drei nebeneinanderliegenden ROY-Hotels. Im ROY-Palacio, neben dem romantischen ROY-Paradiso. Daneben steht das dritte Hotel, ganz neu, das ROY-Quadrate, und ….“ Leo kneift mich unsanft in die Seite und verrollt die Augen. „Und Sie haben nichts dagegen, wenn ich meine Rückenlehen nach hinten verstelle?" Herr Flink winkt mit heruntergezogenen Mundwinkeln ab.

Die extrabreite Condor-Premiumdecke aus der Cellophanhülle genommen, die schmalen Riemchen an meinen Pumps geöffnet, in die blauen One-Size Condor-Welcome-Socken geschlüpft und mit ausgestreckten Beinen die Füße an die Trennwand zur Businessclass gestreckt. Passt! Ideale Körpergröße für die erste Reihe Premium Economy. Leo kann die Wand nur in Schräglage nutzen und legt seine Beine erst mal auf den Trolley vor uns.Ich tätschle Leos Hand auf meiner Decke. "Kannst Du mir meinen langen Pashmina-Schal aus dem Trolley unter deinen Beinen herausfischen. Elend eisig wird's von oben. Ich habe keine Lust auf lausige Bronchitis im Urlaub." Der ellenlange baumwollseidene Fast-Teppich kreist drei, vier Mal um meinen Kopf und ich höre die Kapitäns-Durchsage über irgendwelche Turbulenzen, durch die wir gleich fliegen werden, nur noch gedämpft, mit halb geschlossenen Augen. Windzittriges Rütteln, zuverlässig unregelmäßig und die gespannt aufmerksame Stille in den Reihen hinter uns wiegen mich über dem Atlantik perfekt in den Schlaf.

"Ach! Das tut mir jetzt wirklich leid!", reißt mich ihre Stimme aus meinem kurzen Schlummer. "Ich habe noch nie einem Gast den bestellten Tomatensaft auf seine Hose gegossen! Auch nicht bei Turbulenzen wie gerade eben!" Eilt nach vorn zur Bordküche und ihr Williams-Vomberg-Namensschild wippt bei jedem Schritt hin und her, als sie mit feuchten Tüchern und Papierservietten zu dem korpulenten Herrn am Gangplatz in der Mittelreihe neben uns zurücksaust. Meine linke Hand fühlt sich zur Seitentasche unseres Trolleys vor, fischt aus dem Zippbeutel blind das schmale unentbehrlich Fläschchen aus der Zeit in meinem Parteibüro heraus. "Wollem Sie meimem Roll-Om-Fleck-Emtfermer?"Meine Lippen haben sich geistesgegenwärtig über die Zähne nach innen gezogen, um dem Schal die rote Lippenstiftfarbe zu ersparen.

Die Tomatensaft-Stewardess dreht sich mit überraschtem Gesicht zu uns herüber. "Vom Dr. Beckmamm! Aus meimem Motfall-Zippbeutel vom Trolley vor ums." Ihren Mund zu einer konzentrierten Linie gezogen, hält sie das Etikett des Zauberrollers vor ihre Augen, die schnell hin und her flackern und schließlich unschlüssig an mir hängen bleiben. An meinem India-Pashmina-Kopf mit einem einzigen Minispalt für die Augen. "Bim wahmsimmig schmell erkältet. Wegem der Limaamlage vom obem", und wickle unwillig den perfekten Kälte- und Bakterienabfang von meinem Kopf.

"Nur einmal drüberrollen und abwarten. Können Sie mir gern wieder zurückgeben nachher." "Danke, sehr nett, Frau von .... Frau Dr. Beckmann."

Ich werfe den drei Meter langen Indiaschal gekonnt blitzschnell wieder über meinen Kopf, ertaste irgendwo unten die beiden Enden und kreuze sie mit vorgebeugtem Oberkörper hinter dem Hals, komme vom Hinterkopf wieder über das Gesicht zurück, schlinge ihn um das Kinn und nochmal über den Kopf und lasse wie vorhin den winzig schmalen Spalt für die Augen frei.

"Virus Condoro, Wanderviren! Holt sich meine Frau jedes Mal auf einer Langstrecke mit der Condor!" Die nagelneue, tomatensaftruinierte Urlaubshose in der Mittelreihe dreht erschrocken den Kopf zu uns herüber, und Leo muss noch eins draufsetzen:

"Chronischer Haarwurzel-Katarrh, Frau Williams-Vomfelde. Alles nur von der Klimaanlage!!" "V o m B E R G!" "Von der Klimaanlage!", protestiert Leo. "Vomberg, Williams-VOMBERG", und deutet auf ihr Namensschild.

"Und die Fraa da vorn haast Stern, nicht Dr. Beckermann!", schaltet sich Herr Flink hinter uns ein, der sich schwerfällig aus seinem Sitz heraushievt und sich für seine Belehrung mit beiden Händen auf meine schräg gestellte Rückenlehne stützen muss, die bedenklich einsinkt. Und wird blass, als ein braun-schwarzer indischer Seidenwollschal mit einem Miniaugenschlitz sich zu ihm umdreht und ihm dankbar zunickt.

Als wären wir nie weggewesen

Gut, dass unsere dicken Winterjacken und Schals jetzt in dem extra leer gelassenen zweiten Trolley verstaut sind und dass es dieses Jahr nicht wie aus Kübeln vom Himmel gießt bei unserer Ankunft auf dem dominikanischen Flughafen. Der Gänsemarsch gleich nach der Gangway im schnellen Rollengeklapper hinter und neben uns auf dem miserabel unebenen Asphalt zur offenen strohgedeckten Punta Cana Airport-Halle und die Klänge der Drei-Mann-Band am Eingang samt dem Blitzlicht und kurzen Klacken für das Erinnerungsfoto für alle Neuangekommenen gibt uns jedes Jahr das Gefühl, angekommen zu sein.

Das blaue Einreiseformular abgeben, Pass stempeln lassen, matt in der schwülen Luft unter einem Riesenventilator am Kofferband auf unser Gepäck warten. Alles wie immer. Kofferträger abschütteln, die zweimal 23 Kilo- und Handgepäck-Fracht selbst zum TUI-Empfangsschalter rollen und auf den Taxidriver warten.

"Nuevos Carreteras?" Alfredo in seinem Taxi-Rennauto verzieht keine Miene, nickt und lässt das Streichholz zwischen seinen Zähnen von einer Seite zur anderen Seite des Mundwinkels wandern. Er fegt alle drei Minuten zum Überholen zur linken Fahrbahnseite hinüber. Wenigstens bremst er rechtzeitig vor roten Ampeln und nimmt exakt bei der letzten Sekunde der digitalen Wartezeitanzeige über den Ampeln den Fuß von der Bremse, um sofort bei grün davonzupreschen. Erst die Besucherschranke zum ROY-Resort und die Geschwindigkeitsschwellen auf dem hell erleuchteten, gewundenen Zufahrtsweg zu unserem ROY Palacio drosseln gnadenlos seinen Überflug. Und mit jedem Schaukeln über eine Schwelle hüpft mein Herz vor Erwartung, endlich die imposante Rampe zum Hoteleingang hochzufahren.   

Waren wir wirklich ein ganzes Jahr weg? Oder nur eine Woche, einen Tag? Vor dem Eingang des ROY Palacio steigen Kay und Raspel-Ria braungebrannt und im Glitzerfummel, mit Zigaretten zwischen den Fingern, in den Shuttlebus zum Spielcasino. Wie jedes Jahr. Die Altherren-Band aus Higüey kommt mit Gitarre, Trommel und Blechratsche gemächlich die fünfzig Stufen der eleganten, weit ausladenden Treppe hoch und verschwindet durch die Schwingtür ins Hotel. Durch die hohen Sprossenfenster dringt das helle Licht der massigen Kronleuchter von der pompösen Pracht-Lobby. Und die schwül-warme Abendluft steht wieder wie eine Säule an der windstillen Eingangsfront.

German in weißem Anzug, weißer Uniformkappe und roten Schuhen wartet konzentriert, bis Leo aus dem Taxi herausspringt und ich auf der anderen Seite meinen Fuß auf den roten Teppich setze. Mit ausgebreiteten Armen kommt unser zweimeterzehn großer Bellboy erst auf Leo zu, der an der Autoklappe das Abladen des Gepäcks überwacht. Und reißt mich dann fast um bei seiner herzlichen Umarmung.

"Bienvenido! Bienvenido!", stemmt mich wieder ein Stück von sich weg, betrachtet mein Gesicht, geht ein wenig in die Knie, küsst mich vorsichtig auf die Wange und drückt mich nochmals an sich.

Ja, ich war erst gestern noch hier und eigentlich niemals weg. Mit strahlenden Augen öffne ich die schmale seitliche Tür, die am schnellsten zur Rezeption führt und stehe in der mächtig hohen und weiträumigen Empfangshalle in blau-goldener Barockkulisse. Mit zierlichen niedrigen Sesseln und geschwungenen kleinen Tischen, griechischen Säulen, Königs- und Kaiserstühlen an den Wänden vor prunkvollen Spiegeln, wandhohen italienischen Gemälden aus der Renaissance und mannshohen Statuen aus dem Altertum. Cäsar, Lea und Venus. Leo geht durch die breite Drehtür mit wachem, gespanntem Blick zur Rezeption.

Santi, der Rezeptionschef, steht breit grinsend hinter der Theke. Hebt ohne Umschweife einen Schlüssel hoch und lächelt so, dass seine makellos weißen Zähne seine schönen karibischen Gesichtszüge noch umwerfender aussehen lassen. Der Schlüssel zu unserer Traumsuite, die es in diesem Hotel nur zweimal gibt, im linken Flügel und im rechten Flügel, ganz vorn am Meer, mit Wendeltreppe zur Turmterrasse mit Pool-Jacuzzi und Liegefläche nur für uns. Und mit einzigartig grandiosem Blick auf das Paradies. Den Schlüssel sofort am Ankunftstag, ohne Umschweife und Erklärungen wie im letzten Jahr, dass wir erst in ein paar Tagen in die 3046 umziehen können, weil bei der Buchung das Personal nicht richtig aufgepasst hat. Wir trinken im Stehen vor der Rezeption den süßen, klebrigen Willkommenscocktail und lassen das All-Inclusive-Bändchen nicht um das Handgelenk, sondern so kurz es geht um das Band unserer Armbanduhren anklipsen. Leos Idee, die richtig gut ist. Wir haben noch für tausend Stunden Schwung, obwohl es auf meiner noch nicht umgestellten Armbanduhr weit nach Mitternacht ist! Der junge Bellboy wartet schon vor der 3046 mit unseren Koffern und will uns unbedingt durch die Räume führen. Als ob wir nicht schon jeden Winkel kennen würden. Die kaminrote Sitzgruppe, die schweren roten Vorhänge an den bodentiefen Fenstern ringsum, durch die wir morgens in der oberen Wohnebene vom riesigen Kingsizebett aus direkt auf das türkisblaue Meer hinunterschauen können. Das schmale Ankleidezimmer, unser tanzsaalgroßes Marmorbad und die Jacuzziwanne zwei Schritte vom Bett entfernt, mitten im Schlafzimmer. Mit einer Handbewegung wie eine Stewardess zu den Notausgängen im Flugzeug weist er zu drei Zwei-Liter-Flaschen, die fest an der Wand über der Kühlschrankverkleidung am Ende der Eingangsdiele montiert sind. Die Flaschenöffnung nach unten mit kleinem Hähnchen dran. Für Wodka-, Whiskey- und Rum-All-inclusive-Volldröhner. Für mich zum All-inclusive-direkt-an-den-geschwollenen-Mandeln-Gurgeln."Para mi por garganta!" Für meine Mandeln.

Ich warte darauf, dass Leo direkt hinter mir noch seinen Senf dazu gibt für den Bellboy und drehe mich um. Wo ist er?  Leo schiebt, ganz Techniker, auf Anhieb den grundsätzlich verklemmten Stift aus dem Gehäuse der Terrassentür nach oben und zieht begeistert die Terrassentür auf. DONG! Sein Kopf hämmert unvermittelt an die Fliegengittertür und sein nicht mehr zu bremsender Fuß reißt mit Schwung den Moskitoschutz unten ganz aus der Schiene heraus. "LEO! Wie beim letzten Mal!" "Gleitsichtbrille!", kommt die gereizte Antwort von der nächtlichen Terrasse.

Der Wind auf der großen Terrasse weht durch mein Haar und ich atme tief in die Abendluft, höre von fern das sanfte Auslaufen der Wellen auf den nächtlichen Strand.

„Leo!!", der schon am Geländer zur Wendeltreppe steht, "wir gehen jetzt aber nicht ganz hoch, das machen wir morgen. Du willst ja noch zum Abendessen gehen!" "Du nicht?" "Klar, was sonst. Und so blass-grau, wie ich jedes Mal aussehe nach elf Stunden Flug." "Aber die Papiere darf ich noch in den Safe legen?" "Und meine offenen Schuhe schnell aus dem Koffer herausfischen. Bitte!"

Kalli und sein Marejeet: Freut Euch nit to fröh

Nach Langstrecke, krasser Klimaveränderung und verlorenem Zeitgefühl fällt der Sechzigplus-All-Inclusive-Stammgast MÖGLICHST UNERKANNT sofort in das Bett des Zimmers, das er nie und auf keinen Fall haben wollte und am nächsten Morgen sofort umtauschen wird. Oder er stellt sich, wenn er Isa und Leo heißt, eisern der Herausforderung des Ich-bin-gerade-angekommen-Begrüßungszeremoniells.

Pedro, Rafael, die beiden Oberkellner laufen geschäftig zwischen den Tischen vor dem Hauptrestaurant, stehen plötzlich hinter uns und tippen uns auf die Schulter. "Quando llegado? La mesa como siempre?" Wann angekommen? Der Tisch wie immer? "Tennis, Señor Stern?" Leo macht eine Vorhandbewegung und erntet anerkennende Blicke von den ROY-Kellnern ringsum.

Die Liveband im Pavillon gibt von der Lautstärke her wieder ihr Bestes und ihr ‚Spanish Eyes’ klingt urlaubsleicht durch die warme Nachtluft.

Ich brauche nicht lange zu suchen, Kalli und sein Marejeet sitzen wie immer nach dem Essen noch lange an ihrem gleichen Abendessentisch und starren auf die Karten in ihren Händen. Als wären auch sie nie weggewesen. Nur Kay und Raspel-Ria, die merkwürdig früh ins Spielcasino abgerauscht sind, fehlen an ihrem Kartentisch.

"Hoffentlich sehe ich nicht zu mitgenommen aus", zische ich zu Leo, als wir mit gespanntem Blick auf sie zulaufen.

"Freut Euch nit to fröh! Janz völle Wind un bewölschter Himmel schon die janze Zitt, seit dem 20. Januar!", wirft uns Margret vom Kartenspieltisch ohne aufzusehen entgegen. Und werde aus meiner Glückseuphorie auf den trüben Boden der verderblichen Upgrade-Community zurückgeholt, als ich in das eingefrorene, wie fremd wirkende Gesicht von Witze-Kalli blicke. Mit dem ich so heftig lachen konnte, dass meine Bauchmuskeln schmerzten. Und jetzt beide zugeknöpft, ohne eine winzige Fensterluke, die mir einen Blick auf ihre Gedanken gewähren würde. Seit dem verdammten Ereignis mit Paul Pikle im letzten Jahr. Der unsere eingeschworene Urlaubsleichtigkeit in latentes Misstrauen und lauerndes Schweigen verwandelte.

"Ich will Dich, Euch nicht unterbrechen mit Handgeben. Wir sehen uns ja auch morgen früh", werfe ich ernst und gefasst in die zugeknöpfte Kartenrunde.

Leo schlägt zielstrebig den langen Weg über die große Gartenanlage zum Strand ein. Um vor der Weite des Meeres zu stehen, den Klang der Brandung in sich aufzunehmen. Langsam auf und ab zu blicken über den endlos langen Strand, der sich zu beiden Seiten in der Dunkelheit verliert.

Und mein Blut fließt zäh und schwer durch meine Adern, als wir uns endlich Stufe für Stufe die vier Stockwerke zu unserer Suite hochschleppen.

"Ich reiche Dir meine Hosen, du hängst sie auf die Bügel", übernimmt der Techniker am geöffneten Koffer sofort das Kommando. "NEIN, ich bin doch immer auf der linken Seite, Isa, nicht nach rechts hängen!" Am besten keinen Kommentar abgeben. Jetzt ist es Viertel vor Vier in der Früh, jedenfalls immer noch nach meiner Armbanduhr. Und ich kann definitiv nicht mehr!!!

Liege in einer astrein von Koffern und Taschen befreiten Super-Suite ausgestreckt und halbtot auf dem in diesem Moment wirklich viel zu riesigen Kingsizebett und Leo, im seidenen mintgrünen Schlafanzug auf der Bettkante sitzend, ist voll auf seine Fingerbewegungen konzentriert: "Was machst Du denn jetzt noch?" "Ich will eine SMS öffnen, die habe ich noch nicht gelesen."Bling, Bling. "L E O !!!!!! ICH BIN KURZ VOR EINEM HERZINFARKT!! Aber...... Du musst schnell noch die zwei Mantas aus dem Schrank oben holen. Und mir einfach übers Bett werfen. "Bleib ruhig, Leo!!" dessen Finger erst einmal erstarren wollen. "Keine Manta-Rochen, Wolldecken auf Spanisch: Las mantas. Wir sollten uns heute Nacht vorsichtshalber mit ihnen zudecken", murmele ich und falle im selben Moment in den Schlafmodus.

Leo schleicht sich in der kurzen Nacht nochmal aus dem Kingsizebett und japst im Dunkeln die drei Marmorstufen alle auf einmal mit einem einzigen langen, erschrockenen Satz nach unten zum Bad. Weil er sein Handy im Bad liegen ließ und von dort ein Bling, Bling hörte.

Freitag, 3. Februar

"El presidente! de la Repuuuuublica Domimicaaaana!...Venezueeeela! busca otra... doscientos empleados!" 6:40 Uhr brüllt mich wie aus dem Nichts eine spanische Männerstimme an. Unmittelbar an meinem Bett.

Ich brauche Sekunden, um zu begreifen, wo ich bin und dass ich einfach irgendeinen Knopf auf dem Schreihalswecker drücken muss. LEO! Leo hat den Radiowecker auf meiner Bettseite in der Ankunftsnacht, bevor er dann noch die SMS öffnen wollte, gleich auf die unnormal frühe Uhrzeit 6:40 Uhr programmiert.

"Du hättest wenigstens die Lautstärke kontrollieren können gestern!" "Und um 11:40 Uhr deutscher Zeit sollte man ausgeschlafen haben. Ich liege schon lange wach.", springt Leo aus dem Kingsizebett.

Als wäre die Zeit stehen geblieben, zur selben Uhrzeit wie wir eben vor dem Restaurant einlaufen, nämlich kurz nach 7:00 Uhr, sitzen die Fusionierten Kartenvier genau wie alle Jahre bereits an ihrem immer gleichen Tisch beim Frühstück. "Hi!", grinse ich und schüttle der Reihe nach Marejeet, Raspel-Ria, Witze-Kalli und Kay die Hand. "Wie lange seid Ihr schon da?" "Ne gute Woche, sind zusammen angekommen." Jetzt bloß nicht fragen, wo sie wohnen, hämmere ich mir ein. Und wie zum Schutz versinken sie augenblicklich wieder in sich selbst. Pedro wiegt uns hin und her und bringt zwei Gläser Begrüßungssekt. Margarita hinter ihrer großen Safttheke gerät fast aus dem Häuschen, als ich ihr das kleine Päckchen Mousonseife hinhalte und verbietet mir, unsere zwei Gläser Bananensaft selbst an den Tisch draußen zu tragen. Rafael, seit letztem Jahr viel rundlicher geworden, steht wie aus dem Nichts plötzlich neben ihr, um ihr liebevoll über den Rücken zu streicheln. "Novio?", ziehe ich die Augenbrauen hoch. Verlobte?

Obwohl Margarita mir schon lange erzählt hat, dass drei fast erwachsene Kinder bei ihr zu Hause im nahen Higüey wohnen und Rafael vier Kinder von drei Frauen hat und sie beide nur hier im Hotel ein Paar sind.

Doppelehe im Centercourt

30er Sonnencreme auftragen, in den weißen Badeanzug schlüpfen, weiße Seidenhose, weißes Shirt und über den gepflasterten Wirtschaftsweg hinter unserem Hotel hinüber zum ROY Paradiso-Hoteleingang und dort abbiegen auf den kurzen Verbindungsweg, der direkt zu den ROY-Tennisplätzen führt.