Karrieresprung Auslandsaufenthalt? Erfolgreich Leben und Arbeiten in Indien - Hans Dietmaier - E-Book

Karrieresprung Auslandsaufenthalt? Erfolgreich Leben und Arbeiten in Indien E-Book

Hans Dietmaier

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Beschreibung

Ein Jahr oder länger im Ausland leben und arbeiten, um seine Karriere zu fördern? Hans Dietmaier wagte das Abenteuer bereits mehrfach und war eine Zeit lang in Indien, Venezuela, Rumänien und anderen Ländern tätig. Mit welchen Herausforderungen man als Ausländer dort konfrontiert wird und wie man diese speziell in Indien erfolgreich meistert, beschreibt der Autor lebensnah, authentisch und stets mit Humor: der chaotische Verkehr, die unwissenden Fahrer, das Abenteuer, einen Führerschein zu erlangen, der Umgang mit Organisationen, Angestellten und Arbeitern vor Ort, die Tücken des Monsuns, das vegetarische Essen und vieles mehr. Dieser Ratgeber ist für alle Auslands- und vor allem Indien-Reisende ein Muss, um das Abenteuer Auslandsaufenthalt zu bestehen und mit positiven Erfahrungen zurückzukehren.

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Hans Dietmaier

Karrieresprung Auslandsaufenthalt?

Erfolgreich Leben und Arbeiten in Indien

Ein Ratgeber für ein besseres Miteinander, Verstehen und Zusammenarbeiten mit fremden Kulturen, im beruflichen und privaten Umgang, aber auch einfach eine unterhaltsame Lektüre, um einen Urlaub in Indien besser genießen zu können!

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2016 by Verlag Ludwig

Holtenauer Straße 141

24118 Kiel

Tel.: 0431-85464

Fax: 0431-8058305

[email protected]

www.verlag-ludwig.de

Lektorat: Dr. Jennifer Lorenzen-PethAbbildungen & Gestaltungsvorschläge: © H. M. Dietmaier

ISBN 978-3-86935-301-2

ISBN der Printausgabe: 978-3-86935-290-9

Es wird darauf hingewiesen, dass sich trotz sorgfältiger Recherche des Autors, geschilderte Umstände und Fakten dieses Sachbuches im Laufe der Zeit verändern, und daher etwaig darauf abgeleitete Rechtsansprüche weder vom Autor, noch vom Verlag kompensiert werden können.

Dank an:

Monika, für alles, was in und durch Indien entstand, und Deine Geduld­ und Unterstützung dieses Buches.

Max, für die Idee und die Unterstützung beim Enfieldkauf, die tollen, erlebnisreichen vielen tausend gemeinsamen Kilometer in Indien.

In Erinnerung an Gerhard, unserem Nonriding-Captain, Elita, Simon, Ashish, for your helpful local hints and a lot of funny hours together.

Freunden zu Hause und anderen Autoren für den einen oder anderen­ Tipp zum Buch.

Sapi, dass sie nicht meine Katze war und somit weder Übersiedlungsgepäck noch Abschiedsthema.

Einleitung

Es gibt unterschiedlichste Motivationen, warum man ins Ausland geht. Sei es der übliche (langersehnte) Urlaub, der zeitlich und finanziell erst verdient werden will und für den mühsam gespart wird. Dafür werden Urlaubstage gehortet und anderes muss zurückstecken, bis die ersehnten zwei, drei oder vielleicht gar fünf Wochen Erholung oder Abenteuer beginnen.

Ein anderer Anreiz kann ein neuer Lebensabschnitt sein, der vor oder mit einem Studium eingeleitet wird, wodurch plötzlich Zeit und Raum für ein Volontariat fernab der Heimat gegeben ist, um neue Erfahrungen zu sammeln. Diese Zeit soll auch die eigene Unabhängigkeit und somit ein Abnabeln von geschützter Umgebung demonstrieren oder sich und anderen beweisen, dass man auf eigenen Beinen stehen kann.

Antrieb im wahrsten Sinne des Wortes kann auch der Trieb der Gene sein, wenn ein Teil der Familie oder ein liebgewonnener Mensch wie Freund bzw. Freundin sich weit weg von der Heimat befinden und diese Sehnsucht einem zum Aufbrechen anstachelt.

Andere wiederum treibt die Abenteuerlust, weil die Ameisen im Hintern es nicht zulassen, dass alle Jahre das oder die gleichen Erholungsdomizile aufgesucht werden. Neues entdecken heißt die Devise, und hierbei werden kaum Kosten und Mühen gescheut. Oft werden sogar Urlaubsvorgriffe mit dem Boss und der Personalabteilung vereinbart, wenn die/der Liebste nicht mitkommen will, sogar eine kurzzeitige Trennung auf Probe damit riskiert – na klar, mit dem Wissen, dass das Wiedersehen dann umso schöner und inniger wird.

Ganz anders verhält es sich mit dienstlich verordneten Reisen, die meist weder selbst bestimmt sind, und noch weniger darauf Rücksicht nehmen, welcher Reisetyp man ist. Für die einen sind bereits Tagesausflüge zu Dienstorten, Kunden oder Lieferanten für Besprechungen eine Herausforderung und lösen Stress aus, für die anderen beginnt es erst bei einem längeren Aufenthalt fernab des gewohnten Büro- und Lebensalltags interessant zu werden.

In diesem Buch widme ich mein Hauptaugenmerk jener Gruppe, die einen längeren Aufenthalt im Ausland vorhaben, und möchte aus dem Blickwinkel des kurzzeitig Entwurzelten die Schwierigkeiten, aber auch Sehnsüchte und Möglichkeiten darlegen, wenn man sein Glück in der Ferne, in diesem Falle im fernen Indien sucht.

Natürlich werden auch Kurzzeitreisende oder jene, die zu Hause mit diesem Kulturkreis konfrontiert sind, reichlich Tipps im Umgang mit der indischen Kultur vorfinden und vielleicht Lust bekommen, zumindest das im hinteren Teil beschriebene eine oder andere Urlaubsdomizil aufsuchen zu wollen. Ein teilweises Kippen in eine Art Doing Business with Indians wird in nachfolgenden Beschreibungen öfter vorkommen, das ist aber auch gewünscht, um Grundsätze besser verständlich zu machen. Der Hauptansatz dieses Buches liegt jedoch darin, zu schildern, wie man mit diversen Situationen vor Ort umgeht und zurechtkommt. Da weite Teile der hier aufgezeigten Perspektiven auch für Einsätze und Aufenthalte in anderen Flecken dieser Erde zutreffen, weise ich bei einigen Vergleichen explizit auf die jeweiligen Handhabungen in anderen Ländern hin.

Um Insider der indischen Szene nicht zu sehr mit ständigen Begriffsbestimmungen zu langweilen und Einsteiger nicht zum umständlichen Blättern zu nötigen, finden sich Erklärungen bei erstmaliger Erwähnung des Begriffes in Fußnoten auf der jeweiligen Seite.

Alle Darstellungen und Beschreibungen sind 100 % genderfair gemeint, auch wenn manche Satzkonstruktionen und Beschreibungen dies nicht immer zuließen, ohne den Inhalt zu diffamieren. Für diesbezüglich unbeabsichtigte schwere Verfehlungen möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen, und verspreche hiermit, mir mitgeteilte entsprechende Anregungen gerne, so gut es geht, für weitere, neue Auflagen zu berücksichtigen (ich koche gerne, habe konkrete Vorstellungen bei Stoffauswahlen und schaffe es einfache Näharbeiten durchzuführen, besuche gerne Konzerte und Ausstellungen etc., obwohl ich durch und durch Techniker bin...).

Auf alle Fälle wünsche ich schon einmal gute Unterhaltung. Besonders würde ich mich über ein Feedback freuen, ob meine Bemühungen, Ihr Unterfangen zu motivieren und zu unterstützen, hilfreich waren, denn ich lerne immer gerne dazu!

Hans Dietmaier

Der Vertrag

Neue Lebensumstände, neue Firma, neues Glück oder doch zu viel der Veränderungen auf einmal? Ehe ich mich versah, war ich in einem Vorstellungsgespräch der für mich bis dahin anderen Art: »Ihre bisherigen Erfahrungen gefallen mir, wir könnten Sie gut gebrauchen! Wir hätten da eine Aufgabe, die jemanden wie Sie erfordert. Wie flexibel sind Sie? Es ginge da um eine leitende Position in Indien. Wir haben schon einiges versucht, jedoch bisher nicht konsequent und langfristig genug. Mit Ihnen sehen wir nun die Chance, jemanden Erfahrenen vor Ort zu haben, der unsere Interessen entsprechend vertreten kann. Wenn Sie entsprechend die Geschicke vor Ort zurechtgerückt haben, brauche ich natürlich nicht zu betonen, dass wir ein weltweit agierender, großer Konzern sind, in dem es dann ausreichend gute Möglichkeiten eines dementsprechend gut positionierten Betätigungsfeldes zu Hause gibt...«

Äußerlich so cool wie im Gespräch verließ ich es auch wieder, innerlich wohl eher weniger locker, mit vielen Fragen im Hinterkopf und einem seltsamen Gefühl im Bauch, ob ich diesen angeblichen Karrieresprung wohl auch wirklich wagen soll, ohne zu bemerken, dass vielleicht doch ein wenig zu viele entsprechend in den Sätzen meines künftigen Big Boss waren!

Zum einen verband ich mit der angebotenen Stelle Wohlgefallen und ein augenfälliges Zutrauen einer Aufgabe, der nicht nur scheinbar, sondern auch offensichtlich nicht jeder gewachsen ist. Zum anderen stellte sich mir die Frage, welche Konsequenzen hinter der Entscheidung einer Zustimmung zu so einem Schritt stünden? Abenteurer hin oder her, um keinen Nine-to-five-Job im Büro machen zu wollen, nein, über längere Zeit machen zu können, aber gleich auf einen anderen Kontinent, den ich nicht einmal nur zu Urlaubszwecken besucht hatte, buchstäblich auszuwandern, das erschien selbst mir sehr gewagt!

Es begann eine Phase des Abwägens. Vorteile und Nachteile wurden erörtert, notiert und zwischen diesen beiden Extremen hin und her geschoben, um ein Dafür oder ein Dagegen abzuwiegen. Ja, wie wir bestens wissen, ist die Welt nicht nur Schwarz und Weiß, und das Dazwischen lässt sich meist gleichzeitig auf der einen wie auf der anderen Seite aufmalen.

Habe ich derartiges bereits einmal in ähnlicher Form gemacht – vom Zeitraum, von der Aufgabe, von der Entfernung aus betrachtet?Kann ich eine größere Distanz vom gewohnten Umfeld, d.h. von vertrauter Umgebung, von Freunden, der Familie, für längere Zeit psychisch aushalten? Das würde bedeuten, nicht nur urlaubsbedingt in eine fremde Umgebung und Kultur einzutauchen, sondern dort den Alltag zu beschreiten, und das nicht nur von Montag bis Freitag, wo man größtenteils ohnehin vom Arbeitsrhythmus abgelenkt wird.Werde ich mich dort zurechtfinden, die Sprache ausreichend verstehen, Verkehrsschilder richtig deuten, um mich auch selbstständig orientieren und frei bewegen zu können?Werde ich die einfachsten Unzulänglichkeiten des täglichen Lebens dort meistern können, wie zum Beispiel: Woher bekomme ich gewohnte Lebensmittel wie Brot und Butter oder andere einfache Utensilien des Alltags? Wird es mir gelingen, Dinge, über die man zu Hause nicht einmal nachdenkt, in den Griff zu bekommen?Steht die gebotene Bezahlung im Verhältnis dazu, was man auf sich nimmt, oder wird vieles dabei als Erfahrungssammeln zum eigenen Nutzen eingestuft und ist es auch so?Ist die vorgesehene, einzunehmende Position auch im Vertrag festgehalten bzw. ab welchem Zeitpunkt wird diese publik gemacht? Das klingt nun unwichtig, aber nichts ist schlimmer, als wenn man unter Vorwand eingeschleust wird, und es gibt keinen vereinbarten Zeitpunkt, zu dem die eigentliche Tätigkeit oder Funktion bekannt gemacht wird. Man wird immer mehr und mehr zur unheimlichen Konkurrenz von manchen Kollegen und Kolleginnen, ohne es tatsächlich zu sein. Anstatt Unterstützung wächst Widerstand!Nicht zu unterschätzen ist auch, ob gar lebensbedrohliche Umstände, wie sie durch Medien, Nachrichten oder auch Urlaubsberichte geschürt werden, tatsächlich im geplanten neuen Umfeld allgegenwärtig gegeben sind? Gibt es dort vermehrt Überfälle, Bombenattentate, verseuchtes Trinkwasser, Gefahren durch das gedrängt-chaotische Treiben auf der Straße? Ist mit gesundheitlichen Schädigungen zu rechnen oder sind beispielsweise Durchfallerkrankungen das Mindestmaß, mit dem man rechnen muss?Wie viele Heimreisen benötige ich, um halbwegs im seelischen Gleichgewicht zu bleiben, wie viele übernimmt das Firmenbudget, für wie viele davon muss ich selbst aufkommen und was kosten diese? Wird es zu Hause Meetings und Reviews geben, die mich zusätzlich zu den vereinbarten Reisen zwischendurch budgetschonend in die Heimat führen? Kann ich zumindest bei Langstreckenflügen mit Businessklasse reisen oder wenigstens zugunsten angenehmerer Flugzeiten und Flugrouten ein wenig mitbestimmen?Wie mobil bin ich vor Ort, habe ich permanenten Zugriff auf ein Auto oder bei den in Indien herrschenden Verkehrsbedingungen auf ein Auto mit einem Fahrer? Gilt das dann nur für Dienstfahrten oder auch in der Freizeit? Ist es vertraglich verboten, ein Fahrzeug selbst zu lenken oder ist es sogar vorgesehen, nach gewisser Zeit selbst ein Auto zur Verfügung gestellt zu bekommen (so abwegig einem das aus europäischer Sicht auch sein mag, man gewöhnt sich mehr und schneller an örtliche Gegebenheiten, als man es sich selbst zunächst vorstellen und zutrauen vermag, und es gibt selbst in Indien nichts, was einem mehr Bewegungsfreiheit verschafft als eine eigene Bullet1 oder auch schon ein TATA.2)Sind andere gleichsprachige Kollegen und Kolleginnen auch im Unternehmen, in der Organisation im selben Ort oder zumindest in der Nähe, was auch immer dann mit in der Nähe bezeichnet wird?Ist für mich ein Hotelzimmer (mit dem Vorteil/Nachteil ständig Ansprache und Service zu haben, aber dafür keine Privatsphäre) vorgesehen oder eine eigene Wohnung oder eine Wohngemeinschaft (in einem Haus) mit mehr Platz und Privatatmosphäre bereitgestellt?Gibt es freien Internetzugang, der es mir auch aus meinem neuen Zuhause ermöglicht, mit meinen Liebsten in der Heimat kostenfrei oder kostenschonend jederzeit zu kommunizieren oder wird womöglich argumentiert, dass dafür ein Internet-Café heranzuziehen sei, was nicht einmal mehr für Indien zeitgemäß ist?Ist SAT-TV vorhanden? Auch wenn man daheim kein großer TV-Konsument ist, kann das im Ausland ein ganz nützliches Unterhaltungsbeiwerk sein, das einem Ansprache und Zeitvertreib vermittelt.Wird ein Mobiltelefon zur Verfügung gestellt, mit dem nicht nur dienstlich, sondern auch – zumindest gelegentlich – privat telefoniert werden darf?Wie groß ist das vom Unternehmen bereitgestellte Transportvolumen für Übersiedelungsgut hin und retour (derartige tatsächliche Kosten sind kaum abschätzbar, selbst wenn man damit schon konkret zu tun hatte, und den in Indien dafür erforderlichen organisatorischen Aufwand kennt, denn es gibt sogar innerhalb von Städten separate Zollzuständigkeiten...)? Gibt es Einschränkungen beim Retourgepäck, wie z.B. Größe, Anzahl, Gewicht, oder dass die Rückübersiedlung eines privaten Kraftfahrzeuges oder Ähnlichem ausgenommen ist?Wie wird die Arbeitszeit vor Ort aussehen, wie viele lokale Feiertage bzw. verpflichtend dienstfreie Tage gelten in Bezug auf den Dienstvertrag, welche die vereinbarten oder zu Hause üblichen Urlaubstage schmälern? Durch die Vielzahl an akzeptierten Religionen in Indien haben unterschiedliche Firmen und Behörden durchaus unterschiedliche Feiertage, deren Berücksichtigung nicht unerheblich ist (Details dazu siehe im Kapitel Religion und Feiertage).

Am besten werden derartige Punkte noch vor dem Einsatz oder im Zuge eines Look-and-See-Trips3 gemeinsam mit dem künftigen Vorgesetzten vor Ort geklärt.

Wenn ich nun aus heutiger Sicht all diese Faktoren Revue passieren lasse, so muss ich gestehen, bei weitem nicht alle Angaben zur Abwägung meiner Entscheidung zur Verfügung gehabt zu haben. Was ich auf jeden Fall betonen möchte, ist, dass keine der zuvor gestellten Fragen im Geschäftsleben oder auch sonst anstößig oder vertragsgefährdend sind, und auf jeden Fall beiderseitig, also den künftigen Arbeitgeber/in als auch den neuen Volontär/in, Resident/in oder Expatriate vor Überraschungen schützen und somit unbedingt geklärt oder zumindest angesprochen werden sollten. Alles natürlich nicht ohne einem dem Gegenüber angepassten, diplomatischen Geschick!

Wie nicht schwer zu erraten ist (sonst gäbe es dieses Buch wohl nicht) habe ich mich hinreißen lassen, das Abenteuer einzugehen, und unterschrieb meinen Vertrag für eine bestimmte, längere Zeit vor Ort in Indien tätig zu sein.

Katze Sapi, Übersiedlungsgepäck oder doch vorübergehendes Abschiedsthema?

Ungeplantes, zusätzliches Rückübersiedlungsgut

1Indisches Kultmotorrad der Marke Royal Enfield

2Indische Industriellenfamilie, die u.a. auch eine gleichnamige Automobilmarke führt und die britische Nobelmarke Jaguar übernommen hat und erfolgreich führt.

3Zusätzliche Vorabdienstreise gemeinsam mit der/einer künftigen Führungskraft in das neue Einsatzgebiet, um einen ersten Eindruck zu bekommen, worauf man sich dabei einlässt.

Stinkender Moloch und Armut pur oder nur verschobene Wertvorstellung?

Für viele, die gewohnte westliche (österreichische-schweizerische-deutsche) Verhältnisse benötigen, mag Indien sicher ein schwieriges Land für einen längeren Aufenthalt sein. Aus Medien und Urlaubsdokumentationen kennt man vielleicht bereits einige der schönen Seiten, jedoch kommen diese im (Arbeits-)Alltag leider meist genauso wenig zum Vorschein wie jene heimischen Sehenswürdigkeiten vor der eigenen Haustüre, die deswegen oft nicht oder gar nie besucht werden, da sie ja ohnehin immer präsent sind und somit auf später aufgeschoben werden können.

In Asien oder genauer gesagt in Indien beeindrucken die faszinierenden Tempel, die skurril unterschiedliche Landschaft innerhalb geringer Entfernungen, die extremen Unterschiede der Menschen, ihre bunten Gewänder und ihr so anderer Lebensstil. Das Spiel der Farben, die unterschiedlichen Gerüche, besonders auf den Märkten – all das dominiert, wenn man in Indien Urlaub macht.

Auf Kurz-Dienstreise oder wenn man hier arbeitet, überwiegt leider eine andere, etwas negativere Seite. Starke Umweltverschmutzung in Form aller nur erdenklichen Facetten wie üblen Ausdünstungen – besonders in der Hitze des Sommers vor dem Monsun, Smog – besonders im Winter, wenn an den Straßenrändern alles nur erdenkliche, vor allem Müll, verbrannt wird, um zusätzlich Wärme zu generieren. Verseuchtes, stinkendes Wasser, Armut und Müll – vor allem Plastikmüll, wohin das Auge reicht. Dazu kommt ein schier unerträglicher Verkehr, nicht nur durch die Dichte an Autos, Bussen, Lastkraftwägen und Armeen von Two- und Threewheeler, mit dessen Nerv tötenden, ständigen Gehupe. Aus unserer westlichen Sicht betrachtet, ein rücksichtsloses, undiszipliniert-chaotisches Verhalten aller Verkehrsteilnehmer, wobei quasi nach Faustrechtsmanier das Recht des Stärkeren die Rangordnung im Straßenverkehr vorgibt. Der Lkw und der Bus führen die Hierarchie an, dann kommen das Auto und die Threewheeler, dann das Motorrad, die Rikscha, der Handkarren, das Fahrrad und zu aller, allerletzt kommt der Fußgänger, oder sagen wir: der Mensch.

Ein weiterer schwieriger Punkt ist, dass man, um aus europäischer Sicht Alltägliches zu bekommen, immensen Aufwand betreiben muss. Will man zum Beispiel vier Lebensmittel kaufen, die für unsere Verhältnisse alles andere als kompliziert sind, wie Eier, frische Milch, Bier, Thunfischdose oder etwa gar Fleisch, wobei Fleisch (zumindest im hauptsächlich vegetarischen Maharashtra4) zu 80 % ohnehin nur Hühnerfleisch ist, so ist es leider keine Übertreibung, sondern Realität, in Indien zumindest vier Geschäfte aufsuchen zu müssen.

In einer Stadt wie Pune mit ca. 5 Mio. Einwohnern im Einzugsgebiet bedeutet das, selbst wenn man im Zentrum lebt, gleich einmal 8–14 km zurücklegen zu müssen (was gleich bedeutend mit bis zu 50 Fahrminuten mit dem Auto in eine Richtung heißt). Dabei ist auch ein Delikatessengeschäft in der Innenstadt heranzuziehen, um zuvor genannte, alles andere als exotische Wünsche einer Einkaufsliste zu befriedigen.

Auf dem Land, wie etwa im südindischen über 100.000 Einwohner zählenden Ort Neyveli in Tamilnadu,5 sind schon stolze 60 km bis ins nächst gelegene Pondicherry zurückzulegen, um an ein international bestücktes Geschäft zu gelangen!