Kasimir und Karoline - Ödön von Horváth - E-Book

Kasimir und Karoline E-Book

Ödön von Horváth

0,0

Beschreibung

Der Chauffeur Kasimir ist mit seiner Verlobten Karoline auf dem Münchner Oktoberfest. Sie will sich amüsieren, Kasimir ist hingegen nicht zum Feiern zumute: ihm wurde gekündigt. Eine Auseinandersetzung lässt ihre Wege trennen. Mehrmals treffen sie sich auf dem Rummel, stets scheint eine Versöhnung nahe, doch alle Gespräche enden im Streit. Dann lernt Karoline den Zuschneider Schürzinger kennen, und auch der reiche vollschlanke Kommerzienrat Rauch - Schürzingers Vorgesetzter - und der Landgerichtsdirektor Speer interessieren sich für Karoline.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 62

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ödön von Horváth

   Kasimir und Karoline

Volksstück

Inhaltsverzeichnis
Kasimir und Karoline
Personen:
1. Szene
2. Szene
3. Szene
4. Szene
5. Szene
6. Szene
7. Szene
8. Szene
9. Szene
10. Szene
11. Szene
12. Szene
13. Szene
14. Szene
15. Szene
16. Szene
17. Szene
18. Szene
19. Szene
20. Szene
21. Szene
22. Szene
23. Szene
24. Szene
25. Szene
26. Szene
27. Szene
28. Szene
29. Szene
30. Szene
31. Szene
32. Szene
33. Szene
34. Szene
35. Szene
36. Szene
37. Szene
38. Szene
39. Szene
40. Szene
41. Szene
42. Szene
43. Szene
44. Szene
45. Szene
46. Szene
47. Szene
48. Szene
49. Szene
50. Szene
51. Szene
52. Szene
53. Szene
54. Szene
55. Szene
56. Szene
57. Szene
58. Szene
59. Szene
60. Szene
61. Szene
62. Szene
63. Szene
64. Szene
65. Szene
66. Szene
67. Szene
68. Szene
69. Szene
70. Szene
71. Szene
72. Szene
73. Szene
74. Szene
75. Szene
76. Szene
77. Szene
78. Szene
79. Szene
80. Szene
81. Szene
82. Szene
83. Szene
84. Szene
85. Szene
86. Szene
87. Szene
88. Szene
89. Szene
90. Szene
91. Szene
92. Szene
93. Szene
94. Szene
95. Szene
96. Szene
97. Szene
98. Szene
99. Szene
100. Szene
101. Szene
102. Szene
103. Szene
104. Szene
105. Szene
106. Szene
107. Szene
108. Szene
109. Szene
110. Szene
111. Szene
112. Szene
113. Szene
114. Szene
115. Szene
116. Szene

Motto: Und die Liebe höret nimmer auf.

Personen:

Kasimir

Karoline

Rauch

Speer

Der Ausrufer

Der Liliputaner

Schürzinger

Der Merkl Franz

Dem Merkl Franz seine Erna

Elli

Maria

Der Mann mit dem Bulldoggkopf

Juanita

Die dicke Dame

Die Kellnerin

Der Sanitäter

Der Arzt

Abnormitäten und Oktoberfestleute

Dieses Volksstück spielt auf dem Münchener Oktoberfest, und zwar in unserer Zeit.

1. Szene

Es wird dunkel im Zuschauerraum und das Orchester spielt die münchener Hymne »Solang der alte Peter«. Hierauf hebt sich der Vorhang.

2. Szene

Schauplatz: Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts ein Haut-den-Lukas – (das ist so ein althergebrachter Kraftmesser, wo du unten mit einem Holzbeil auf einen Bolzen draufhaust, und dann saust ein anderer Bolzen an einer Stange in die Höhe, und wenn dann dieser andere Bolzen die Spitze der Stange erreicht, dann knallt es, und dann wirst du dekoriert, und zwar für jeden Knall mit einem Orden). Es ist bereits spät am Nachmittag und jetzt fliegt gerade der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über die Oktoberfestwiese – in der Ferne Geheul mit allgemeinem Musiktusch und Trommelwirbel.

3. Szene

Rauch Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo!

ein Ausrufer Heil!

Speer Majestätisch. Hipp hipp hurrah!

Pause.

ein Liliputaner Wenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben – Er winkt mit seinem Taschentuch. Pause.

Karoline Jetzt ist er gleich verschwunden, der Zeppelin –

der Liliputaner Am Horizont.

Karoline Ich kann ihn kaum mehr sehen –

der Liliputaner Ich seh ihn noch ganz scharf.

Karoline Jetzt seh ich nichts mehr. Sie erblickt Kasimir; lächelt. Du, Kasimir. Jetzt werden wir bald alle fliegen.

Kasimir Geh so lasse mich doch aus. Er wendet sich dem Lukas zu und haut ihn vor einem stumm interessierten Publikum – aber erst beim drittenmal knallt es, und dann zahlt der Kasimir und wird mit einem Orden dekoriert.

Karoline Ich gratuliere.

Kasimir Zu was denn?

Karoline Zu deiner Auszeichnung da.

Kasimir Danke. Stille.

Karoline Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau, aber dann kommt er wieder zurück und wird einige Schleifen über uns beschreiben.

Kasimir Das ist mir wurscht! Da fliegen droben zwanzig Wirtschaftskapitäne und herunten verhungern derweil einige Millionen! Ich scheiß dir was auf den Zeppelin, ich kenne diesen Schwindel und hab mich damit auseinandergesetzt – Der Zeppelin, verstehst du mich, das ist ein Luftschiff und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen – derweil haben wir bloß die schiefen Absätz und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun!

Karoline Wenn du so traurig bist, dann werd ich auch traurig.

Kasimir Ich bin kein trauriger Mensch.

Karoline Doch. Du bist ein Pessimist.

Kasimir Das schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist. Er läßt sie wieder stehen und haut abermals den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich wieder Karoline. Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es dir doch gleich gesagt, daß ich heut unter gar keinen Umständen auf dein Oktoberfest geh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht sogar noch mit lachendem Gesicht!

Karoline Ich habe ja garnicht gelacht.

Kasimir Natürlich hast du gelacht. Und das darfst du ja auch – du verdienst ja noch was und lebst bei deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein.

Stille.

Karoline Vielleicht sind wir zu schwer füreinander –

Kasimir Wie meinst du das jetzt?

Karoline Weil du halt ein Pessimist bist und ich neige auch zur Melancholie – Schau, zum Beispiel zuvor – beim Zeppelin–

Kasimir Geh halt doch dein Maul mit dem Zeppelin!

Karoline Du sollst mich nicht immer so anschreien, das hab ich mir nicht verdient um dich!

Kasimir Habe mich gerne! Ab.

4. Szene

Karoline sieht ihm nach; wendet sich dann langsam dem Eismann zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll. Schürzinger schleckt bereits die zweite Portion.

Karoline Was schauns mich denn so blöd an?

Schürzinger Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht.

Karoline Drum. Stille.

Schürzinger Ich habe gerade an den Zeppelin gedacht.

Stille.

Karoline Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau.

Schürzinger Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau?

Karoline Schon dreimal.

Schürzinger Respekt!

Stille.

Karoline Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen.

Schürzinger Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schließlich vegetieren müssen. Verstehens mich?

Karoline Nein.

Schürzinger Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann läßt die Liebe nach, und zwar automatisch.

Karoline Also das glaub ich nicht!

Schürzinger Bestimmt!

Karoline Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm könnt ich mir schon vorstellen.

Schürzinger Ich nicht.

Stille.

Karoline Können Sie handlesen ?

Schürzinger Nein.

Karoline Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf?

Schürzinger Raten Sie doch mal.

Karoline Feinmechaniker?

Schürzinger Nein. Zuschneider.

Karoline Also das hätt ich jetzt nicht gedacht!

Schürzinger Und warum denn nicht?

Karoline Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. Stille.

Schürzinger Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt.

Karoline Essen Sie auch gern Eis?

Schürzinger Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt.

Karoline Die einzige?

Schürzinger Ja.

Karoline Schad!

Schürzinger Wieso?

Karoline Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was.

5. Szene

Kasimir erscheint wieder und winkt Karoline zu sich heran, Karoline folgt ihm.

Kasimir Wer ist denn das, mit dem du dort sprichst?

Karoline Ein Bekannter von mir.

Kasimir Seit wann denn?

Karoline Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst du mir denn das nicht?

Kasimir Warum soll ich dir das nicht glauben?

Stille.

Karoline Was willst du? Stille.

Kasimir