Kasperle ist wieder da - Josephine Siebe - E-Book

Kasperle ist wieder da E-Book

Josephine Siebe

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Beschreibung

... Dort in dem Städtchen Torburg lernte Meister Hirsebrei einen uralten Kasperlespieler kennen. Der wohnte in einem kleinen uralten Hause, er zog nicht mehr zu Jahrmarkt und Messe hinaus, denn dazu war er zu alt. Er ging also und sah sich Meister Hirsebreis Spiel an und so lernte ihn Meister Hirsebrei kennen. »Ich spiele schlecht«, sagte Meister Hirsebrei traurig, »ich hab's verlernt.« »Sie spielen ganz gut«, antwortete der alte Meister, der Drillhose hieß. »Aber die Kinder kommen nicht mehr zu mir!« »Die Kinder wissen nicht, was ein gutes Kasperlespiel ist, es sind neumodische Kinder, die für Kino und Rundfunk schwärmen. Ja, wenn sie mein altes Kasperle sehen würden, da würde ihnen ein Licht aufgehen!« »Was ist denn das, Ihr altes Kasperle?« »Ja, das ist ein echtes Kasperle.« »Das gibt es ja gar nicht.« »Doch, es ist davon geschrieben worden.« »Ach, die Leser sind dumm, echte Kasperles gibt es nicht.« »Doch, die gibt es: Ich habe eins.« ...

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Kasperle ist wieder da

Kasperle ist wieder daDer kleine alte KasperlemannVon einem Kasten, einer Katze, einer Lampe und sehr viel MissgeschickEin sonderbares EreignisAlte Freunde finden sichGroßes Gelächter und noch größeres GeschreiSchutzmänner wundern sich, dass es Kasperles gibtGroße GesellschaftAllerlei HindernisseDie Kasperles spielenKasperle steigt aufwärts und wieder abwärtsDie Kasperles kommen in Leipzig anKasperle auf der Leipziger MesseDie Kasperles im KinoWas die Kasperles wert sindEine ganz kuriose GeschichteImpressum

Kasperle ist wieder da

Josephine Siebe

Eine lustige Kasperle-Geschichte

Der kleine alte Kasperlemann

Als der Weltkrieg zu Ende war, fing ein kleiner alter Mann wieder an zu arbeiten. Er hatte, wie so viele Leute, sein erarbeitetes Geld verloren und musste nun wieder mit der Arbeit beginnen. Er war Kasperlemann, das heißt, er zog von Jahrmarkt zu Jahrmarkt, von Messe zu Messe mit seiner Kasperlebude. Das Budchen besaß er noch, denn von dem hatte er sich nicht trennen mögen, auch die Puppen waren noch da und so zog nun Herr Hirsebrei mit seiner Frau Mariechen eines Tages auf die Leipziger Messe. Es war um die Osterzeit, alles blühte und grünte schon, die große Stadt lag eingebettet in einen Kranz frischer grüner Wälder und der Kasperlemann Hirsebrei sagte zu seiner Frau Mariechen: »Man sollte lieber spazierengehn, als immer Kasperlespiele machen.« Ja, zum Spazierengehn hatte er auch reichlich Zeit, denn die Kinder, die vor der Kasperbude sitzen und lachen sollten, die fehlten.

Woher das nur kam?

Das Budchen war da, die Kasperles waren da, aber die Kinder kamen nicht. »Ich kann’s nicht mehr«, sagte Herr Hirsebrei zu Frau Mariechen, »ich hab’s verlernt.«

»Unsinn, es sind zu viele Kasperle-Theater da«, antwortete die Frau, »du kannst es noch sehr gut. Solche Witze wie du machen nicht viele, aber sieh nur, dort steht ein ganz großes neues Theater und dort eins und da stehen die Kinder herum, wir müssen unsere Kasperles neu anstreichen und neu anziehen.«

Damit war Meister Hirsebrei einverstanden, aber erst nach der Messe, sonst klebten sie, und mit Kasperles, die kleben, kann man nicht spielen.

»Mir ist’s recht.« Frau Mariechen war mit allem zufrieden, was ihr Mann wollte. Aber sie fing doch immer an, neue Anzüge für die Kasperlepuppen zu nähen, damit es schneller ging. So saß sie dann da und nähte Kasperlestaat und manchmal nahm sie auch den Teller und sammelte ein. Es kam aber wenig Geld ein und manchmal war der Gewinn nur ein Hosenknopf. Da hatte sich so ein Büblein gesagt: Geld ist rund und Hosenknöpfe sind auch rund, also kann man auch Hosenknöpfe geben.

Das stimmte nun nicht, und die arme kleine Frau Mariechen ärgerte sich nur, wenn sie einen Hosenknopf fand, denn alle konnte sie ihrem Manne doch nicht annähen.

So ging die Leipziger Messe vorbei und das Ende vom Lied war, dass die armen Kasperleleute nur wenig Geld hatten, nicht einmal so viel, um mit der Bahn nach Weimar zum Jahrmarkt zu fahren. Da zog Herr Hirsebrei seinen alten Kasperlewagen aus dem Schuppen und das Ehepaar zog wieder wie ehedem mit dem Karren übers Land. Zuerst nach Thüringen und dann nach Franken. Dort in dem Städtchen Torburg lernte Meister Hirsebrei einen uralten Kasperlespieler kennen. Der wohnte in einem kleinen uralten Hause, er zog nicht mehr zu Jahrmarkt und Messe hinaus, denn dazu war er zu alt. Er ging also und sah sich Meister Hirsebreis Spiel an und so lernte ihn Meister Hirsebrei kennen. »Ich spiele schlecht«, sagte Meister Hirsebrei traurig, »ich hab’s verlernt.« »Sie spielen ganz gut«, antwortete der alte Meister, der Drillhose hieß. »Aber die Kinder kommen nicht mehr zu mir!«

»Die Kinder wissen nicht, was ein gutes Kasperlespiel ist, es sind neumodische Kinder, die für Kino und Rundfunk schwärmen. Ja, wenn sie mein altes Kasperle sehen würden, da würde ihnen ein Licht aufgehen!«

»Was ist denn das, Ihr altes Kasperle?«

»Ja, das ist ein echtes Kasperle.«

»Das gibt es ja gar nicht.«

»Doch, es ist davon geschrieben worden.«

»Ach, die Leser sind dumm, echte Kasperles gibt es nicht.«

»Doch, die gibt es: Ich habe eins.«

Meister Hirsebrei machte große Augen, dann aber lachte er und spottete: »Wenn Sie ein echtes Kasperle hätten, dann wohnten Sie nicht in einem so armen, kleinen Häuschen, sondern hätten viel Geld verdient, denn ein echtes Kasperle würde die Leute anlocken.«

»Da haben Sie recht, aber mein Kasperle schläft. Als mein Vater ein ganz junger Bursche war, ist es eingeschlafen, es hatte sich müde gekaspert.«

»Warum haben Sie es nicht aufgeweckt?«

»Weil es dann stirbt.«

»Ja, vom Aufwecken stirbt man doch nicht.«

»O doch, wenn man ein Kasperle ist.«

»Wissen Sie das so genau?«

»So ziemlich. Mein Großvater war der alte Kasperlemann, mit dem das echte Kasperle einmal herumgezogen ist, der es damals gerettet hat: Peringel, den Schlingel.«

»Was? Peringel, den Schlingel, das weltberühmte Kasperle wollen Sie haben? Das glaube ich nicht!«

»Glauben Sie es nur, es ist so.«

»Aber wo ist der Peringel?«

»In meinem Kasten.«

»Den muss ich sehen.«

»Wenn ich es erlaube, es hat noch niemand Peringel, den Schlingel, gesehen als mein Vater und ich und meine Frau Luise, die ist aber schon tot.«

»Wie alt sind Sie denn?«

»Fünfundsiebzig Jahre. Als ich geboren wurde, schlief Peringel, der Schlingel, ein, und seitdem warte ich auf das Aufwachen.«

»Fünfundsiebzig Jahre!«

»Ja, fünfundsiebzig Jahre. Eine lange Zeit, aber Peringel, der Schlingel, war auch so müde, als er einschlief, er konnte gar nicht mehr richtig kaspern, es fielen ihm keine Späßchen mehr ein und mein Vater sagte, er wird lange schlafen, hoffentlich erlebst du es noch, dass er aufwacht.«

»Wie kann man so lange schlafen!« Der Meister Hirsebrei kam aus dem Verwundern nicht heraus.

»Oh«, sagte Meister Drillhose, »das vorige Mal hat er über achtzig Jahre geschlafen, und ich weiß noch ein Geheimnis.«

»Was für ein Geheimnis?«

»Das darf ich nicht sagen.«

»Hängt es mit Kasperle zusammen?«

»Mit einem anderen Kasperle. Aber ich sage nichts weiter.«

»Wo ist denn das andere Kasperle?«

»Das sage ich nicht.«

»Hier in Torburg?«

»Das sage ich nicht.«

»Auch in Ihrem Kasten?«

»Das sage ich nicht.«

»Ist’s auch ein echtes Kasperle?«

»Das sage ich nicht.«

»Steht es auch in den Kasperlebüchern?«

»Das sage ich nicht.«

Dem Meister Hirsebrei wurde das ewige »Das sage ich nicht« zu dumm, er stand auf und sagte, er müsse nun kaspern lassen.

»Das ist gut, ich sehe zu.«

»Soll ich Ihnen etwas vorkaspern? Sie können es ja doch besser.«

»Ich kann nicht mehr spielen, nur Kasperle konnte es.«

»Zeigen Sie ihn mir?«

»Vielleicht!«

»Wann?«

»Ich sage es nicht.«

Da fing Meister Hirsebrei zu kaspern an und dachte, der alte Drillhose belügt mich, der hat gar kein Kasperle. Er spielte mit seinen Puppen, so gut er konnte, und die paar Kinder, die gekommen waren, lachten. Auf einmal aber rief ein rechter Dreikäsehoch: »Das sind keine echten Kasperle!«

»Gibt’s gar nicht!«, brummte Meister Hirsebrei.

»Doch, in Büchern steht es.«

»Da steht viel Unsinn.« Meister Hirsebrei war schlechter Laune, so ärgerte er sich, und die Kinder ärgerten sich noch mehr. Die liefen fort und vergaßen selbst die Hosenknöpfe in den Sammelteller zu tun. Als Frau Mariechen kam, liefen sie davon wie die Mäuse, wenn die Katze um die Ecke blickt.

Da weinte Frau Mariechen und Meister Drillhose legte eine Mark in den Sammelteller, er sagte dabei: »Ihr Mann spielt sehr gut, beinahe als hätte er es von Peringel, dem Schlingel, gelernt. Er soll heute Abend zu mir kommen und Sie sollen mitkommen.«

Da dankte Frau Mariechen sehr für die freundliche Einladung, sie fragte auch nicht, ob sie das Kasperle sehen würde, sie dachte, kommt Zeit, kommt Rat.

Am Abend gingen dann die Kasperleleute zu Meister Drillhose. Von den Leuten, die noch auf dem Festplatz waren, blieb niemand vor dem Kasperlebudchen stehen, Meister Hirsebrei konnte es zuschließen, denn die Kinder waren alle im Bett.

Meister Drillhose hatte schon auf seine Gäste gewartet. Er bewohnte in dem uralten Häuschen, das ihm gehörte, im Erdgeschoss zwei Zimmer. In dem einen stand eine große, bunt bemalte Truhe.

»Darin liegt Kasperle«, sagte Meister Drillhose gleich, als das Ehepaar eingetreten war.

»Kann ich es sehen?« Meister Hirsebrei war sehr neugierig, am liebsten hätte er den Kasten gleich aufgemacht, aber Meister Drillhose wehrte ab: »Sachte, sachte, erst muss Madame Käsewurm kommen.«

»Wer ist denn das?«

»Na eben Madame Käsewurm. Da drüben in dem Häuschen wohnt sie, sie ist meine Nachbarin.«

Meister Drillhose sah zum Fenster hinaus und sah drüben ein windschiefes, uraltes Häuschen, an dem sich ein Rosenstock emporrankte. Schneeweiße Gardinen schimmerten hinter den Fenstern, die spiegelblank geputzt waren. Vor den Fenstern blühten bunte Blumen, überhaupt sah das ganze Häuschen blitzsauber aus.

»Dort wohnt meine Nachbarin Madame Käsewurm.«

»Wie kann man Käsewurm heißen!«, rief Meister Hirsebrei.

»Wie kann man Hirsebrei heißen!«, rief Meister Drillhose, und der Kasperlemann rief lachend: »Wie kann man Drillhose heißen!« Da lachten alle drei über die wunderlichen Namen und Frau Mariechen sagte: »Ich bin eine geborene Schlippermilch, das ist auch so ein kurioser Name. Aber wer ist das?«

Aus dem Hause gegenüber war ein altes Dämchen getreten, klein und fein, in ein staubgraues Kleid gehüllt, stand sie vor ihrem Häuschen wie ein Bild aus alter Zeit.

Als sie Herrn Drillhose sah, winkte sie und sagte: »Ist der Kasperlemann da?«

»Ja«, antwortete Meister Drillhose.

»Ist er nett?«

»Ja«, klang’s wieder zurück.

»Ist er wert, Kasperle zu sehen?«

»Ja.«

»Das ist gut, dann komme ich.«

Und das feine kleine Dämchen stelzte in ihrem weitgebauschten Kleid über die Gasse und trat nach ein paar Minuten bei Meister Drillhose ein.

Von einem Kasten, einer Katze, einer Lampe und sehr viel Missgeschick

Madame Käsewurm war eigentlich keine Madame, sondern ein altes Fräulein, aber Meister Drillhose fand es klüger und reputierlicher, Madame zu sagen, also sagte er Madame, und das Fräulein Käsewurm ließ sich die Madame gefallen. Sie tänzelte lächelnd in das Zimmer und rief: »Ach Meister Drillhose, wie geht es unserem Kasperle?«

»Es schläft.«

»Immer noch der Faulpelz.«

Das war ein Witz, den Madame Käsewurm jedes Jahr dreihundertfünfundsechzig Mal machte, denn sie fragte jeden Tag nach Kasperle und bekam jeden Tag die gleiche Antwort. Und dreihundertfünfundsechzig Mal im Jahr lachte Meister Drillhose über den Witz und heute lachte Meister Hirsebrei mit.

»Man muss es aufwecken«, sagte der.

»Wie denn?«

»Mal kitzeln.«

Aber Meister Drillhose und Madame Käsewurm sagten, das dürfe man nicht tun, es könnte Kasperle schaden.

»Aber wo ist es denn?«, rief Meister Hirsebrei, der anfing ungeduldig zu werden.

»Abwarten und Tee trinken.« Herr Drillhose war nicht sehr für die Eile, er wollte lieber alles in Gemütsruhe machen. Er ging also langsam zu dem Kasten hin, öffnete ihn so langsam, als hätte er Angst, das Kasperle könnte ausreißen.

Meister Hirsebrei und Frau Mariechen zappelten vor Ungeduld, sie konnten es beide gar nicht erwarten, Kasperle zu sehen, und dabei hob Meister Drillhose ganz langsam den Deckel.

So langsam. Meister Hirsebrei trat von einem Bein auf das andere und sagte schließlich: »Wird’s bald?«

Klapp – ging der Deckel wieder zu. »Abwarten und Tee trinken«, brummte Meister Drillhose und setzte sich auf den Kasten. Dazu machte er ein Gesicht, als wollte er sagen: nun gerade nicht.

Da erhob Madame Käsewurm ihr feines, hohes Stimmlein und fragte etwas spöttisch: »Werden wir Kasperle vor Mitternacht sehen?«

»Ja, doch nur nicht so eilig.« Jetzt war Meister Drillhose ganz schlechter Laune. Er rutschte aber doch von seinem Sitz herab und schickte sich an, den Kasten wieder zu öffnen.

In diesem Augenblick lief eine große schwarze Katze ins Zimmer und Meister Drillhose schrie entsetzt: »Die Katze, die Katze!«, und klapp ließ er den Deckel wieder zufallen.

»Was ist denn mit der Katze?« Meister Hirsebrei sah verdutzt auf seinen kleinen Kollegen, der sich wieder auf den bunt bemalten Kasten gesetzt hatte. Er stammelte: »Die Katze muss naus.«

»Warum denn?« Meister Hirsebrei fand, vor einer Katze brauche man sich nicht zu fürchten.

»Sie beißt ihn!«

»Wen, Kasperle?«

»Ja, Kasperle!«

»Ach, Unsinn.«

»Ist kein Unsinn. Die Katze muss naus.«

Da fingen Meister Hirsebrei und Frau Mariechen an, die Katze zu jagen. Die wollte aber nicht hinaus. Sie sprang auf einen Schrank und fauchte wütend von oben herunter.

»Sie muss naus!«

»Es ist ein ekliges Tier.« Meister Hirsebrei war ganz wütend, er machte husch, husch, aber die Katze fauchte weiter.

»Man muss einen Besen holen«, riefen Frau Mariechen, Meister Drillhose und Madame Käsewurm.

»Wo ist ein Besen?« Meister Hirsebrei sah sich suchend um.

»Holen Sie einen«, sagte Madame Käsewurm zu Meister Drillhose.

Doch der schüttelte den Kopf: »Ich kann nicht vom Kasten herunter. Draußen im Flur steht der Besen.«

Da ging Meister Hirsebrei hinaus, den Besen zu suchen. Zuerst fiel er beinahe die Kellertreppe hinab, dann stieß er sich an einem Schrank, dann purzelte er über einen Eimer, dann riss er einen Kleiderständer um und dann fand er einen Besenstiel, aber es war kein Besen dran.

»Wo ist denn der Besen?«

»Der liegt im Schrank, er muss erst angenagelt werden.«

»Wo sind denn Nägel?«

»Auf dem Boden.«

»Und der Hammer?«

»Im Keller.«

Das war Meister Hirsebrei doch zu umständlich, er sagte: »Ich nehme den Stiel, sie wird schon fortgehen.«

Aber die Katze ging nicht herunter. Sie fauchte und mauzte den Besenstiel an und blieb auf dem Schrank sitzen.

»Ich klettere hinauf«, sagte Meister Hirsebrei mutig. Aber Meister Drillhose schrie: »Sie kratzt, sie kratzt!«

Und wirklich sah das Katzentier aus, als wollte es sehr schlimm kratzen. Es fauchte und mauzte immer heftiger und der mutige Herr Hirsebrei bekam Angst.

»Gehen Sie zum Nachbarn und holen Sie einen Besen«, riet Madame Käsewurm.

»Wo wohnt denn da jemand?«

»Im Hause, zwei Treppen.«

Da stieg Herr Hirsebrei zwei Treppen hoch und fand eine alte Frau. Die wollte ihm aber keinen Besen geben; erst als sie hörte, die Katze wäre unten im Zimmer, holte sie einen herbei. Sie sagte aber: »Damit bringen Sie die nicht vom Schranke herunter, wo die sitzt, da sitzt sie.« Es schien beinahe so, als ob die alte Frau recht hätte, denn die Mieze ließ sich auf dem Schrank nicht stören, sie fauchte und mauzte und – blieb sitzen.

Einmal fuhr Meister Hirsebrei mit dem Besen aus Versehen Meister Drillhose über den Kopf, dann warf er ein Glas um, aber – die Katze blieb sitzen.

Endlich wurde ihr das Gestoße aber doch zu bunt, sie mauzte und sprang Madame Käsewurm auf den Schoß und das alte Fräulein schrie laut auf vor Schreck. Darüber erschrak wieder die Katze und sie sprang an das Fenster, wollte hinaus und – klirr ging die Scheibe in Stücke.

Meister Drillhose dachte, Meister Hirsebrei wäre es mit dem Besen gewesen und rief: »Was machen Sie?«

Da brummte Meister Hirsebrei: »Das wusste ich auch noch nicht, dass man zu einer Katze Sie sagt.«

Darüber musste das alte Fräulein lachen und Frau Mariechen lachte auch und zuletzt lachten alle vier und Meister Hirsebrei rief: »Es ist fast, als wäre die Katze ein Kasperle gewesen!«

Holla, ja Kasperle! »Jetzt mache ich auf!«, rief Meister Drillhose und ging an den Kasten. Er hob ganz vorsichtig ein wenig den Deckel und da – ging die Lampe aus.

Was ihr einfiel, wusste kein Mensch. Herr Drillhose sagte nachher, daran wäre der Besen schuld gewesen, aber Meister Hirsebrei wollte davon nichts wissen. Jedenfalls war die Lampe aus, ganz aus und – klapp fiel auch der Deckel vom Kasperlekasten zu, denn ohne Licht kann man kein Kasperle sehen.

Es war wirklich erschrecklich dunkel im Zimmer und Meister Hirsebrei schalt: »Warum haben Sie auch nur so ’ne alte Petroleumfunzel und kein elektrisches Licht?«

»Weil das ’ne ganz dumme neumodische Einrichtung ist und ich ein alter Mann bin und das Altmodische liebe. Gehen Sie, holen Sie die Flurlampe.«

Da ging Meister Hirsebrei und holte die Flurlampe, und als er damit zur Tür hereintrat, kam wieder ein Luftzug und – aus war die Lampe.

»Das ist verhext!«, rief Meister Drillhose.

»Um’s Himmelswillen, wo ist die Hexe?« Das alte Fräulein war sehr abergläubisch und es dachte wirklich, irgendeine Märchenhexe säße im Ofenwinkel und bliese die Lampen aus.

»Unsinn«, brummte Meister Hirsebrei. »Ich habe Streichhölzer, ich zünde die Lampe an.« Er griff nach dem Zylinder und schrie »au« und – klatsch, da lag der Zylinder, er war noch heiß gewesen.

»Das kommt vom Unsinnsagen, und so ein neumodischer Mensch kann auch nicht mal eine Lampe anzünden. Passen Sie auf, das mache ich geschickter.« Meister Drillhose nahm den Zylinder ab, zündete die Lampe an, setzte den Zylinder auf und – klirr ging der in Splitter.

»Er hat schief gesessen«, rief Madame Käsewurm, »holen Sie eine andere Lampe.«

»Ich habe keine mehr.«

»Na, im Dunkeln kann man doch Kasperle nicht sehen.«

»Dann muss ich ihn morgen zeigen.«

»Ich gehe eine Lampe holen«, rief Meister Hirsebrei, dem die hilfsbereite Nachbarin einfiel.

Aber Meister Drillhose sagte: »Lampen hat niemand mehr, da muss ich zum Krämer gehen und Zylinder holen.«

»Aber der hat schon zu«, warf das alte Fräulein ein.

»Ich geh’ hinten hinein.«

So geschah es auch. Aber der Krämer war ausgegangen und Meister Drillhose kehrte ohne Zylinder heim.

»Mir fällt ein, ich habe noch eine Lampe, da hole ich den Zylinder.«

Also ging Madame Käsewurm, die das gesagt hatte, den Zylinder holen. Sie kam auch damit zurück, er passte auch und Meister Drillhose zündete die Lampe an, ohne dass er platzte.

»Nun können wir Kasperle sehen«, rief Meister Hirsebrei froh.

»Nicht so eilig«, wehrte sein Kollege, »so etwas muss mit Bedacht geschehen.«

»Ich glaube«, sagte das alte Fräulein ängstlich, »die Lampe geht aus, es wird so dunkel.«

Klapp ließ Meister Drillhose wieder den Deckel fallen. Er stammelte: »Wie kann denn die Lampe ausgehen?«

»Sie hat kein Petroleum.« Madame Käsewurm hob den Behälter auf, er war leer.

»Man muss welches nachgießen.« Frau Mariechen dachte sich das ganz einfach, aber so einfach war das nicht. Es stellte sich nämlich heraus, dass auch die Petroleumkanne leer war.

»Man muss die andere Lampe umfüllen.« Frau Mariechen wusste wieder Rat, aber der Rat konnte nicht ausgeführt werden, denn auch die andere Lampe war leer.