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Kate und Will freuen sich auf den Flug nach Italien, um sich in Protici bei einer Doppelhochzeit mit ihren Freunden Sharon und Hurley das Jawort zu geben. Dort angekommen, stellen sie fest, dass Rooie für einen Bekannten eine Reisetasche voller Jacken mitgenommen hat. »Ich soll sie seiner Familie geben, die in der Nähe von Neapel lebt«, erklärt er ihnen. Jon und Will finden, beim genaueren Untersuchen der Jacken, im Innenfutter Geld, Drogen und Edelsteine. Jack behält die Sachen zurück, um die Kerle bei der Übergabe der Polizei auszuhändigen. Dabei finden sie jedoch heraus, dass der Inhalt dieser Reisetasche für die Mafia bestimmt war. Aber nicht nur die Mafia macht unseren Freunden zu schaffen. Der Vesuv droht auszubrechen. Die Bevölkerung rund um den Vulkan wird evakuiert. Kate und ihre Freunde schaffen es nicht, das Krisengebiet zu verlassen, denn sie werden von der Mafia zurückgehalten. Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Werden es unsere Freunde noch rechtzeitig schaffen, diesem Endzeit-Szenario zu entkommen? Erdbeben, wie sie sich Kate nie hatte vorstellen können, häufen sich und die Gefahr, dass der Vesuv halb Europa auslöschen könnte, rückt stündlich näher.
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Seitenzahl: 517
Veröffentlichungsjahr: 2020
Copyright: Sandra Goldoni
1.Auflage
Verlag & Druck by tredition GmbH
Halenreie 40-44 22359 Hamburg
Die Handlung dieses Romans ist frei erfunden. Alle Namen und Personen wurden ebenfalls frei erfunden. Die Geschichte ist keine wahre Begebenheit.
Nachdruck, Speicherung, Sendung und Vervielfältigung in jeder Form, insbesondere Formate, Farbverfremdung sowie Bearbeitung und Übertragung des Werkes oder von Teilen desselben in andere Medien und Speicher sind ohne vorgehende schriftliche Zustimmung des Verlages oder des Autors unzulässig und werden strafrechtlich verfolgt.
Alle Rechte am Werk liegen beim Autor:
Sandra Goldoni
Cover-Fotos von iStock by Getty Images
ISBN: 978-3-347-10939-1(Paperback)
978-3-347-10940-7(Hardcover)
978-3-347-10941-4 (e-Book)
Kates Abenteuer in Portici
London
21. August
»Das war fantastisch«, sagte Kate nach ihrer standesamtlichen Hochzeitsfeier und stieg zu Will ins Auto. »Schade nur, dass Paratti nicht mit nach Italien kommen möchte. Unsere kirchliche Trauung wird bestimmt wundervoll werden.«
Will startete den Motor.
»Und das, obwohl ich sie sogar angefleht habe«, sagte er grinsend. »Immerhin war sie bei unserer standesamtlichen Feier dabei. Es war ein gelungener Tag. Aber jetzt habe ich noch etwas ganz Besonderes für dich, Kate.«
Sie sah ihn mit großen Augen an.
»Was hast du vor? Ich dachte, wir fahren nach Hause?«
»Wenn ich es dir einfach sage, ist es doch keine Überraschung mehr, Kate.«
Während sie durch die Straßen von Kensington, einem Stadtteil von London fuhren, war es bereits dunkel.
»Wo, um Himmelswillen, fährst du denn mit mir hin, Will? Wir sind ja durch ganz Mayfair hindurchgefahren!«
»Warte noch eine Minute. Wir sind gleich da. Hier vorne ist es doch schon.«
Sie bogen von der Gloucester Road in die Courtfield Road ab. Vor einem stattlichen Haus, das eine breite geschotterte Einfahrt hatte, parkte Will den Wagen.
»Wer wohnt denn hier?«, wollte Kate wissen.
Will zog einen großen Schlüsselbund hervor, den er ihr grinsend vor die Nase hielt.
»Wenn du möchtest, wir beide«, antwortete er ihr. »Komm und steig aus. Ich möchte dir das Haus zeigen.«
Kate blieb sitzen.
Mit großen Augen sah sie zu dem Gebäude, das imposant wirkte. Die komplette Fassade war rot braun verklinkert. Ein runder Erker befand sich gleich rechts neben einem breiten Eingang, auf den Will jetzt zuging.
»Warum steigst du denn nicht aus?«, rief er ihr zu.
Kate konnte es nicht glauben. Solch ein wunderschönes Haus für sie beide? Rasch stieg sie aus.
»Warte«, rief sie, als er dabei war die Tür zu öffnen. »Sag bloß, du hast das Haus gekauft?«
»Nur für uns«, antwortete er ihr. Noch bevor sie eintreten konnte, hielt er sie am Arm zurück. »Moment!« Er küsste sie zärtlich, hob sie an und trug sie auf seinen Armen über die Schwelle. »So macht man das«, sagte er, wobei er sie im Flur wieder herunterließ.
Kate sah sich neugierig um.
Der Korridor war nicht groß. Eine Treppe führte hinauf in das Obergeschoss. Will ging an der Treppe vorbei, auf eine Glastür zu, die er für sie öffnete.
»Komm und sieh dir alles in Ruhe an.«
Sie kamen in eine helle und modern eingerichtete Küche.
Neugierig zog Kate eine breite Schublade auf.
»Wahnsinn«, keuchte sie. »Da ist ja schon das Besteck drinnen, Will?«
»Ich habe letzte Woche meinen Umzug hinter mich gebracht.«
»Das gibt es doch nicht. Und ich dachte, du hättest so viel im Geschäft zu tun?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass ich noch viel zu tun habe, aber nicht geschäftlich.«
»Oh«, machte Kate. »Das muss ich falsch verstanden haben. Sag mal, …« Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Weiß Paratti etwa was von diesem Haus?«
Will zog sie zum Fenster hinüber, durch das man in den Garten hinaussehen konnte.
»Ja. Ich habe ihr schon vor vier Wochen davon erzählt und sie gebeten den Mund zu halten. Ich hatte bedenken, dass sie es nicht so lange durchhält, aber ich muss schon sagen, auf Paratti ist Verlass.«
»Natürlich«, sagte Kate, wobei sie sich vom Fenster abwandte und die Küche erneut bewunderte.
»Oh, da ist ja sogar ein Gasherd«, bemerkte sie. »Das Haus ist wunderschön, Will. Wie kommst du nur an solch eine Immobilie dran?«
»Jack hat mir geholfen. Ich habe ihm gesagt, dass ich was für uns beide suche, aber das ist in London verdammt schwierig.«
Er führte sie jetzt in den Wohnbereich, der offen an die Küche angrenzte.
»Oh ein Wintergarten«, japste Kate. Schnell umrundete sie die Couchgarnitur, lief an einem Flachbildfernseher vorbei, direkt auf den Wintergarten zu.
»Der hat mir auch sofort gefallen«, sagte Will stolz. »Hier gibt es auch einen Kaminofen, damit wir es im Winter gemütlich warm haben.«
»Das muss ja ein Vermögen gekostet haben?«
»Günstig war es nicht gerade, aber wir haben Zeit das Haus in Ruhe abzubezahlen.«
Kate öffnete zaghaft die Glastür, die in den Garten führte, der rundum mit Büschen und farbenprächtig blühenden Sträuchern eingewachsen war.
»Und wie kam Jack an diese Immobilie?«
»Er hat die Eigentümer gekannt.«
Kate sah ihn verwundert an.
»Aber so ein Haus verkauft man doch nicht einfach so? Warum haben die Leute es denn überhaupt hergegeben?«
»Der Mann musste geschäftlich ins Ausland und seine Frau wollte ihn begleiten«, erklärte ihr Will. »Sie wohnen jetzt zusammen in Kalifornien.«
»Oh, na dann.«
»Komm mit«, forderte Will sie auf. Er nahm Kate an seine Hand und zog sie ins Treppenhaus. »Sieh dir oben die Zimmer an. Du wirst von dem Bad begeistert sein.«
Doch nicht nur das Bad gefiel Kate.
»Das sind ja traumhaft schöne Räume«, hauchte sie, als sie in einem kleinen Kinderzimmer stand.
»Das eine Zimmer können wir ja erst einmal als Gästezimmer nutzen«, schlug ihr Will vor. »Und das andere als Büro oder so, bis wir eigene Kinder haben. Was meinst du?«
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Will. Es ist fantastisch. Aber was wird aus meiner Wohnung?«
»Was hältst du davon, wenn wir sie vermieten? Es wäre ein Jammer, wenn du sie verkaufen würdest. So eine hübsche Wohnung würden wir nie wieder bekommen.«
»Ja das stimmt. Und die Mieteinnahmen wären auch nicht schlecht.«
»Fein, dann können wir morgen schon deine Sachen holen. Übrigens habe ich uns noch eine Flasche Sekt kalt gelegt. Ich dachte, die lassen wir uns im Schlafzimmer schmecken?«
Kate grinste breit.
»Du hast die besten Ideen, Will.«
Portici
Am nächsten Tag, es war ein warmer Sommermorgen, saßen Kate und Will auf ihrer Terrasse im Garten und frühstückten gemütlich.
»Du hast deine ganzen Sachen in der letzten Woche hier hergebracht?«, wollte Kate wissen, wobei sie sich ihr Croissant butterte.
Will legte die Daily Mirror zur Seite.
»Ja. Es war ein bisschen stressig, aber Jon hat mir geholfen.«
»Jon ist hier in England? Ich dachte, er wäre auf seinem Stützpunkt bei den Malediven und fliegt direkt nach Italien.«
Kopfschüttelnd schenkte Will seiner frisch gebackenen Ehefrau noch etwas Kaffee nach.
»Nein. Er musste etwas Dringendes mit Jack besprechen. Ich habe keine Ahnung, um was es dabei ging, aber es war gut, dass er da war. Ich hätte das alleine nicht geschafft und eine Umzugsfirma hätte ich so kurzfristig auch nicht bekommen.«
»Nur für horrendes Geld.«
»Genau. Jack hat mir aber auch beim Umzug helfen können. Ach, da fällt mir ein, …, er wollte eigentlich wissen, wie dir das Haus gefällt. Ich sollte ihn kurz anrufen.«
»Musst du nachher nicht eh noch einmal ins Geschäft?«
»Schon, aber Jack wird heute nicht im Büro sein. Ach was soll’s, ich kann ihm ja auch später noch sagen, dass du es toll findest.«
»Toll? Untertreibe mal nicht, Will. Das Haus ist einfach ein Traum. Du solltest Jack aber auch noch fragen, ob das mit dem Flug so klappt, wie wir es besprochen haben. Er wollte sich doch darum kümmern oder hat sich da was geändert?«
»Nein, es bleibt alles, wie gehabt. Hurley hat gestern übrigens angerufen. Er hat uns gratuliert. Ich habe ganz vergessen es dir zu erzählen, weil deine Großmutter sich, beim Essen so verschluckt hat und wir so im Stress waren, wegen dem Polizeieinsatz. Ich weiß jetzt auch, was da los war.«
»Ach?«, machte Kate.
»Es steht ganz groß in der Zeitung«, sagte Will und deutete auf die Daily Mirror. »Es war ein Überfall auf ein Juweliergeschäft in der Regent Street. Keine Angst, keine Verletzten, aber die müssen eine gute Beute gemacht haben, so, wie sie das geschrieben haben.«
»Wegen denen, wären wir also beinahe zu spät beim Standesamt erschienen?«
»Genau. Übrigens heiraten Hurley und Sharon heute standesamtlich.«
»Oh, dann müssen wir sie auch anrufen. Das mit dem Flugzeug für morgen klappt also? Wir können eine kleine Maschine haben, nur für uns und unsere Freunde?«
»Ja. Das hat mir Jack versprochen. Er kommt allerdings einen Tag später nach Italien. Dringende Geschäfte. Ich hoffe, es kommt nichts dazwischen.«
»Na hör mal«, murrte Kate. »Er muss dabei sein. Immerhin heiraten zwei seiner Kollegen. Das kann und darf er nicht verpassen.«
»Na ja, Hurley ist noch nicht lange bei uns. Er ist noch in der Grundausbildung. Aber ich muss sagen, er macht sich hervorragend.«
»Das dachte ich mir schon. Immerhin hat er eine Kampfsportausbildung und er war mehrere Jahre als Bodyguard unterwegs.«
»Stimmt schon«, sagte Will. Er schluckte noch seinen letzten Bissen herunter und sah auf seine Uhr. »Ich muss los.«
»So früh schon?«, wunderte sich Kate.
»Ja. Jack wollte mir im Büro die Unterlagen hinterlegen, die wir am Flughafen brauchen. Ich bin froh, wenn wir alles beisammen haben. Und wenn du Lust hast, ich habe in meinem Kofferraum noch ein paar Umzugskartons liegen, falls du vor unserem Italien Trip noch etwas aus deiner Wohnung hierher holen möchtest?«
»Ja, das könnte ich tatsächlich heute noch machen. Ich habe für Portici schon alles zusammengepackt. Zeit hätte ich noch genug. Du müsstest mich dann aber zu Hause absetzen.«
»Kein Problem. Ich muss ja sowieso durch Mayfair hindurchfahren.«
Kate stand auf, ging in den Flur und zog sich ihre Schuhe an.
»Was hat Jack denn jetzt eigentlich für eine Maschine für uns chartern können?«
Will stellte noch rasch die benutzten Teller in die Spüle, schloss die Terrassentür zu und meinte: »Es soll ein Privatjet sein, ein Heavy Jet.«
Nachdem sie das Haus verlassen hatten, verging der Tag für Kate recht schnell. Die Umzugskartons, die sie von Will bekommen hatte, waren bis obenhin vollgestopft.
Spät am Abend saßen die beiden schließlich erschöpft aber höchst zufrieden zusammen auf der Couch im Wohnzimmer. Draußen war es inzwischen dunkel und es regnete in Strömen.
»Ich bin fix und fertig«, keuchte Kate, dann nippte sie an ihrem Weinglas, stellte es wieder ab und sagte: »Meine Umzugskartons habe ich alle gepackt. Ich habe einiges weggeworfen. Man hebt einfach viel zu viel auf. Die Sachen, die ich mit nach Italien nehmen möchte-«
»Habe ich schon im Kofferraum«, unterbrach Will sie. »Du warst ganz schön fleißig. Immerhin hast du deinen Umzug hierher schon so gut wie erledigt.«
»Ja, jetzt müssen die Kartons nur noch ausgepackt werden und ein paar Möbelstücke möchte ich noch mit hier herbringen. Das mache ich aber in Ruhe, wenn wir wieder zurück sind.« Sie sah fragend auf die Unterlagen, die er in seinen Händen hielt. »Was hast du da?«
»Das sind unsere Flugtickets. Ich schaue nur noch mal nach, ob sie auch die richtigen Namen angegeben haben. Nicht, dass morgen jemand in London zurückbleiben muss.«
»Hast du deine Sachen eigentlich alle gepackt, Will? Wir müssen zeitig am Flughafen sein. Wann hast du gesagt, startet der Jet?«
»Wir haben genug Zeit«, beruhigte sie Will. »Jack konnte den Start auf elf Uhr legen. Es reicht, wenn wir nach dem Frühstück, so gegen neun Uhr abfahren. Dann haben wir noch massenhaft Zeit.«
»Ich kann’s gar nicht abwarten, all unsere Freunde wiederzusehen. Schade nur, dass Dave und Bowen nicht mehr dabei sein können.«
Will sah von den Tickets zu ihr auf.
»Ja«, seufzte er. »Das ist schade. Aber wir werden Etienne sehen. Er fliegt morgen auch mit uns mit. Kennst du eigentlich seinen Nachnamen?« Er hielt ihr das Flugticket, das für den Franzosen ausgestellt war, vor die Nase.
»Lambert?«, hauchte sie. »Etienne Lambert? Klingt gut. Komisch, dass wir ihn im Herbst nicht nach seinem Nachnamen gefragt haben.«
»Na hör mal. Da hatten wir doch wirklich ganz andere Probleme«, sagte Will. »Schau mal! Allen und Despina bringen ihre Söhne mit.«
»Ehrlich?«, japste Kate. »Als ich das letzte Mal mit Despina telefoniert habe, wusste sie noch nicht, ob sie die Zwei mitnehmen kann.«
»Aber hier sind ihre Tickets. Jojo und Derek Simons. Schau mal. Da stehen auch ihre Geburtsdaten darauf. Sie sind inzwischen zehn und zwölf Jahre alt.«
»Tatsächlich?«, sagte Kate. »Ich bin gespannt, wie die beiden aussehen. Sicher haben sie sich in den letzten Jahren ganz schön verändert.«
»Es waren doch nur zwei Jahre.«
»Schon, aber bei Kinder macht das viel aus.«
Will legte die Tickets zur Seite und nahm sich einen geöffneten Brief von einem Beistelltisch, den er sorgfältig entfaltete. Ein kleines Foto fiel ihm aus dem Umschlag heraus. Schnell fing er es auf und hielt es Kate hin. »Sieh dir die Kirche an. Ich kann gar nicht glauben, dass wir uns in solch einem Gebäude das Jawort geben.«
Kate nahm das Foto an sich.
»Oh«, hauchte sie. »Wo hast du das denn her?«
»Hurley hat uns ein paar Fotos geschickt. Hier sind noch mehr.« Er gab sie Kate, die sie sich interessiert ansah.
Bei einem Foto hielt sie inne.
Da war ein Altar, der auf einer saftigen grünen Wiese stand.
»Die halten ihren Gottesdienst auch im Freien ab? Wir könnten uns draußen, unter der strahlenden Sonne, trauen lassen!«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Ich habe mit Hurley darüber gesprochen, aber er meint, es wäre in dem Gebäude wesentlich angenehmer, weil es in Italien derzeit über vierzig Grad warm ist.«
Sie unterhielten sich noch den ganzen Abend über ihre bevorstehende Hochzeit, bis Kate plötzlich gähnen musste.
»Ich denke, es ist langsam Zeit fürs Bett. Wir haben morgen noch viel vor, Kate.«
»Ach herrje«, seufzte sie. »Ich habe ganz vergessen meine Großmutter anzurufen. Das mache ich doch sonst vor jeder Reise.«
»Das wird sie schon verstehen. Immerhin haben wir eine Menge um die Ohren. Jetzt wird sie sicher schon schlafen. Rufe sie doch einfach morgen beim Frühstück an. Da haben wir noch genügend Zeit.«
Er stand auf, streckte Kate die Hand entgegen und half ihr von der Couch auf.
Kate grinste breit.
»Wir sollten die Weinflasche mit hinaufnehmen. Es wäre ein Jammer, um den guten Tropfen und außerdem habe ich danach immer Durst.«
Am nächsten Morgen hatte Kate ihre Großmutter noch vor dem Frühstück angerufen.
»Sie wünscht uns einen angenehmen Flug und wir sollen gesund zurückkommen«, erklärte sie Will. Kate setzte sich zu ihm an den voll beladenen Tisch und biss hungrig in ihr Toastbrot.
»Ja und wenn wir wieder zurück sind, laden wir sie hierher ein und zeigen ihr die Fotos von unserer kirchlichen Hochzeit.«
Die Zeit verging an diesem Vormittag schnell.
Will packte nach dem Frühstück noch die restlichen Sachen in den Kofferraum, sah dann auf seine Armbanduhr und stellte entsetzt fest, dass es höchste Zeit wurde.
»Wir haben schon viertel nach neun, Kate.«
»Ich komme ja schon«, rief sie ihm vom Obergeschoss her zu. »Ich habe nur noch meine Handtasche geholt.« Schnell kam sie die Stufen zu ihm herunter. »Wir kommen schon noch rechtzeitig. Es ist doch ein Privatjet. Der fliegt schon nicht ohne uns ab.«
»Aber der Pilot hat auch einen Zeitplan. Außerdem denkst du nicht an den Berufsverkehr. Die Straßen werden wieder mal dicht sein.«
Will hatte recht.
Auf den Straßen war die Hölle los.
Erst gegen halb elf kamen sie am Flughafen Heathrow an.
»Jetzt aber schnell«, sagte Will, schlug den Kofferraumdeckel zu und lief Kate, vollbepackt, zur Abflughalle voraus.
»Weißt du, wohin wir jetzt müssen?«, fragte sie.
Will deutete auf einen Informationsschalter.
»Wir fragen da vorne besser noch mal nach.«
Am Schalter angekommen, bemerkten sie zwei bekannte Gesichter, die sich ebenfalls nach dem Weg erkundigten.
»Hallo«, rief eine kleine Japanerin, die ihrem Freund auf die Schulter klopfte, damit er sich zu ihnen umdrehte. »Schau mal, wer da gekommen ist!«
»Hallo, Mo«, begrüßte Kate sie. »Schön euch endlich wiederzusehen.«
Auch Rooie freute sich.
»Ich glaube, wir sollten euch beiden erst einmal gratulieren?«, meinte er. »Habt ihr vorgestern nicht schon standesamtlich geheiratet?«
»Ja«, antwortete ihm Will breit grinsend.
»Na dann, herzlichen Glückwunsch«, sagte Rooie, dessen blonde kurze Haare, wie üblich nach allen Seiten abstanden. Er schlug Will sachte auf die Schulter und gab Kate einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
Auch Mo gratulierte ihnen noch rasch, dann sah sie sich suchend im Flughafengebäude um.
»Ihr wisst auch nicht, wo das Flugzeug steht, oder?«, wollte sie wissen.
»Nicht genau. He, da kommt ja Jon«, rief Will. Er deutete auf einen großen schlanken Mann, der breit grinsend auf sie zukam.
»Kommt mit, ich weiß, wo wir entlang müssen«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch übrigens.« Er wandte sich an Kate. »Ich hoffe, dir gefällt euer neues Heim?«
»Und ob«, antwortete sie ihm.
Jon führte sie quer durch das Flughafengebäude, bis sie zehn Minuten später zu einem Rollfeld kamen, auf dem ein zwölf Meter langer Privatjet auf sie wartete.
Ein Mann in Uniform nahm sie in Empfang.
»Guten Morgen«, sagte er. »Mein Name ist Steven Rayens. Ich bin Ihr Flugbegleiter. Stellen Sie Ihr Gepäck einfach hier neben der Maschine ab. Wir kümmern uns gleich darum. Sie können zwischenzeitlich schon einsteigen.« Als er ihre Flugtickets entgegennahm, hakte er ihre Namen auf einer Liste ab. »Ich glaube, wir sind dann vollzählig?«
»Sind denn schon alle da?«, wunderte sich Kate. Neugierig betrat sie den Jet, indem sie lauthals empfangen wurden.
»Herzlichen Glückwunsch«, riefen ihnen ihre Freunde zu.
»Dann kann’s ja jetzt losgehen«, freute sich eine ältere Dame, mit grauem langen Haarzopf.
»Granny«, erkannte sie Kate und blieb neben ihr, auf dem Gang, stehen. »Schön, dass du dabei bist.«
»Na hör mal«, sagte Granny. »Solch eine Feier werde ich mir doch nicht entgehen lassen!«
Jetzt konnten sie die Ansage des Piloten hören.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän Glenn Stringfellow. Ich begrüße Sie im Namen der ganzen Besatzung bei uns an Bord. Da wir in wenigen Minuten starten, möchte ich Sie bitten, Ihre Plätze aufzusuchen und sich anzuschnallen.«
Schnell nahmen Kate, Will, Jon, Rooie und Mo auf ihren Sitzen Platz.
»Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell abheben«, freute sich Kate. Sie sah sich kurz um. Alle ihre Freunde, die sie eingeladen hatten, waren da.
Jetzt war es endlich soweit.
Die Maschine rollte langsam zur Startbahn.
»Bist du aufgeregt?«, erkundigte sich Will bei Kate.
»Etwas«, antwortete sie ihm. »Immerhin fliegt man ja nicht jeden Tag mit seinen ganzen Freunden nach Italien, um dort zu heiraten.«
Der Pilot gab jetzt vollen Schub, das Flugzeug hob laut donnernd ab und befand sich nun auf direktem Weg nach Neapel.
Rooie und Mo saßen Kate und Will gegenüber.
»Wo wohnen wir eigentlich?«, wollte Rooie von ihnen wissen.
»In der Nähe von Hurleys Großmutter«, antwortete ihm Will. »Ich habe mit Hurley darüber gesprochen, als wir ihm und Sharon telefonisch gratuliert haben.«
»Ach ja«, japste Mo. »Die haben ja auch schon standesamtlich geheiratet.«
»Wir wollten die standesamtliche Trauung eigentlich auch mit Sharon und Hurley zusammen in Italien feiern«, erklärte ihnen Will. »Aber weil Kates Großmutter nicht in ein Flugzeug steigen wollte, haben wir beschlossen, dass sie wenigstens bei der standesamtlichen Feier dabei sein sollte.«
»Das ist auch in Ordnung so«, meldete sich Jon. Er saß auf der gegenüberliegenden Gangseite neben Granny.
Rooie fiel ein, dass Jon doch Hurleys Vater war.
»Aber dann warst du ja gar nicht bei deinem Sohn dabei, als er Sharon das Jawort gegeben hat?«, fragte er.
»Nein, das ging nicht. Ich hatte noch etwas Dringendes zu erledigen.«
»Dringender, als die Hochzeit deines Sohnes?«, wunderte sich Rooie.
Will nickte eifrig.
»Ja. Er hat irgendwas Wichtiges mit Jack zu erledigen gehabt.«
»Und außerdem kann ich doch jetzt bei der kirchlichen Trauung dabei sein«, erklärte ihnen Jon. »Sharon meinte, das wäre sowieso die schönere Feier.«
Will kramte in seiner Hemdtasche herum und zog dann das Foto hervor, auf dem die Kirche zu sehen war.
»Seht euch das an«, sagte er strahlend. »Hurley meint, sie hätten die schönsten Blumen für den Altar ausgesucht.«
»Nicht nur für den Altar«, korrigierte ihn Kate. »Auch der Eingang und jede Sitzreihe will Sharon feierlich schmücken lassen. Sie hat es mir am Telefon erzählt.«
»Wow«, kam es von Mo, die sich das Foto der Kirche ansah. »Das wird ganz bestimmt eine traumhafte Hochzeit werden.«
»Zeig doch mal her«, murrte Granny, die sich kurz von ihrem Sitz erhob und Mo das Foto aus der Hand nahm. »Oh, la Basilica di Santa Maria della Natività e San Ciro.«
Mo zog ihre Stirn in Falten.
»Wie bitte?«
Granny nickte schmunzelnd.
»So nennt sich dieses Gotteshaus.«
Kate sah mit großen Augen zu ihr auf.
»Und woher weißt du das?«
»Sie ist sehr bekannt«, erklärte ihr Granny. »Nicht nur, weil sie so hübsch aussieht, sondern auch, weil sie am 16. Dezember 1631 durch den Ausbruch des Vesuvs verschüttet wurde.«
»Ach herrje«, japste Mo. »Ist der Vesuv etwa dort in der Nähe?«
Granny schüttelte ungläubig ihren Kopf.
»Portici liegt am Fuße des Vesuvs, mein Kind.«
»Du kennst dich ja wirklich gut aus«, wunderte sich Will.
Granny wandte sich ihm zu.
»Mein Name ist Granny Valuto, mein Junge.«
Will schlug sich mit seiner flachen Hand gegen die Stirn.
»Na klar, du bist ja auch eine Italienerin. Kommst du etwa aus dieser Region?«
»Nicht aus Napoli, aber aus Kampanien. Allerdings habe ich dort keine Verwandten mehr. Sie sind zwischenzeitlich alle verstorben.«
»Das gibt es doch gar nischt«, mischte sich Etienne, ein Franzose ein. Er saß Granny gegenüber und strich sich mit seiner Hand über seine polierte Glatze. »Die italienischen Familien sind, wie bei den Franzosen immer riesengroß. Irgendwelsche Neffen oder Nischten wirst du bestimmt noch ’aben?«
»Sicher, aber zu denen habe ich keinen Kontakt mehr. Ich war nicht mehr in Italien, seit meine Eltern und meine Schwester gestorben sind.« Sie neigte nachdenklich ihren Kopf und meinte dann: »Mein letzter Besuch dürfte jetzt schon sechs Jahre her sein.«
»Dann ist es ja umso besser, dass wir unsere Hochzeit in Italien feiern«, meinte Will. »Wird Zeit, dass du mal wieder in dein Heimatland kommst!«
Von vorne war ein schriller Schrei zu hören.
»Nein, habe ich gesagt. Du bleibst hier sitzen. Und zwar angeschnallt!« Kate reckte sich etwas, sah über Mo hinweg und konnte Despina sehen, die einen hochroten Kopf hatte. Ihr Blick folgte ihrem Mann, der auf dem Weg zu ihnen war. Jetzt konnte sie Derek sehen, einen ihrer beiden Söhne, der ebenfalls aufstehen und seinem Vater hinterherlaufen wollte. »Bleib sitzen, habe ich gesagt!«, fauchte Despina ihn an.
»Ich wollte euch auch noch kurz gratulieren«, sagte Allen. »Im Namen von mir und meiner Frau.« Er deutete nach vorne. »Despina hat Flugangst, seit wir auf den Malediven waren. Sie möchte nicht, dass die Kinder aufstehen. Ich werde auch gleich wieder zu ihr gehen, aber ich dachte, wir sollten euch wenigstens mal schnell gratulieren.«
»Das ist lieb von dir, Allen«, sagte Will. »Despina kann sich beruhigen, der Flug dauert ja nicht mehr lange.«
»Knapp drei Stunden«, mischte sich Mo ein.
Granny stand erneut von ihrem Sitz auf.
»Papperlapapp. Wir sind doch schon über eine Stunde in der Luft«, murrte sie. »Ich gehe mal vor zu Despina. Vielleicht kann ich sie auf andere Gedanken bringen.«
Als Kate ihr hinterher sah, konnte sie ihren langen grauen Haarzopf hin- und her schwingen sehen.
»Sie ist immer so nett«, meinte Kate. »Ich glaube, Granny kann nichts aus der Ruhe bringen.«
»Da hast du wohl recht«, sagte Allen. Er sah ihr ebenfalls hinterher, bemerkte dabei den besorgten Blick von seiner Frau und meinte: »Ich gehe besser auch wieder vor. Wir sehen uns ja dann, wenn wir in Neapel aussteigen.«
»In Ordnung, Allen«, sagte Will.
»Hu hu«, rief Jojo, der jüngste Sohn von Allen und Despina ihnen winkend zu. Er hatte es irgendwie geschafft sich umzudrehen und mit den Knien auf seinem Platz zu sitzen.
»Setz dich wieder ordentlich hin«, tadelte ihn Despina genervt. Kate konnte jetzt auch Derek noch einmal kurz sehen. Er winkte ihnen ebenfalls zu, hörte damit jedoch sofort auf, als sein Vater wieder zu ihnen kam.
»Du hast recht, Will. Die Kinder haben sich wirklich nicht verändert. Sie sind sogar immer noch so speckig, wie wir sie von den Malediven her kennen.«
Es war bereits Nachmittag, kurz vor zwei, als sich der Pilot über Funk bei ihnen meldete.
»Sehr geehrte Fluggäste, wir beginnen jetzt mit dem Landeanflug auf Neapel. Ich bitte Sie, Ihren Sitz in eine aufrechte Position zu bringen. Bitte bleiben Sie solange angeschnallt, bis die Triebwerke abgeschaltet wurden und die Anschnallzeichen über Ihnen erloschen sind. Aktuelle Wetterlage in Neapel, sonnig und mit dreiundvierzig Grad Celsius ziemlich warm. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt, hier in Napoli und bedanken uns für Ihr Vertrauen in unsere Crew.«
»Sieh mal«, bat Kate ihren Mann und deutete neben sich zum Fenster hinaus. »Da führt eine Autobahnbrücke durch die ganze Stadt. Neapel ist ja wirklich riesig.«
Die Ankunft
Kurz vor zwei Uhr am Nachmittag kam die Maschine sanft auf dem Boden auf.
Kate sah neugierig zum Fenster hinaus.
»Wir haben ein herrliches Wetter, Schatz. Schau dir nur diesen atemberaubend blauen Himmel an.«
»Ja«, sagte Will. Er blickte jedoch nicht hinaus, sondern kramte in Kates Handtasche herum.
»Was suchst du denn?«
»Hurley erwartet uns auf dem Parkplatz. Ich wollte ihn nur anrufen und Bescheid geben, dass wir gelandet sind.«
Mo schnaubte laut.
»Warte lieber noch, bis wir ausgestiegen sind«, warnte sie ihn. »Im Flugzeug soll man doch nicht telefonieren.«
Rooie verdrehte ungläubig seine Augen.
»In der Luft, Mo. Aber wir sind doch schon wieder am Boden.«
»Sie hat ja recht«, beruhigte Will die beiden. »Ich warte noch, bis wir ausgestiegen sind.«
Einer der Stewards öffnete ihnen jetzt die Tür.
Kate spürte eine angenehm warme Luft in die Maschine hereinkommen, die verheißungsvoll nach Lavendel, Vanille, Fisch, Salz und Meer roch.
Der Steward blieb neben der Tür stehen.
»Ihr Gepäck wird Ihnen gleich hier draußen gereicht«, sagte er, während Kate und ihre Freunde an ihm vorbei, in die warme Sonne traten.
»Danke«, sagte Kate. Sie stieg die Treppe hinunter, atmete die warme Luft tief ein und blieb mit ihren Freunden vor der Maschine stehen. »Oh ist das herrlich und man kann von hieraus sogar das Meer sehen. Sieh doch, Will.«
»Ja. Und den Vulkan auch. Du musst dich nur umdrehen, Kate. Ist er nicht toll? Das ist der Vesuv.«
Kate wandte sich zu ihm um.
Er lag da, stumm, wie ein einfaches Hügelchen in einem Mittelgebirge.
»Der sieht ja ganz harmlos aus«, sagte Kate etwas enttäuscht.
»Sei froh«, meinte Jon. Er hatte seine Reisetasche schon in der Hand und sah ebenfalls zu dem Vulkan hinüber. »Ab und an bebt die Erde hier. Es ist, als würde der Vulkan die Menschen daran erinnern, dass er noch immer aktiv ist.«
»Wirklich?«, wunderte sich Kate. »Das würde ich zu gerne einmal spüren. Ich habe noch nie ein Erdbeben miterlebt.«
Auch Will bekam jetzt sein Gepäck gereicht.
Er stellte es neben Kate ab.
»Ich rufe Hurley eben mal kurz an. Er soll wissen, dass wir gleich zum Parkplatz kommen.«
Während Will mit Hurley telefonierte, konnte Kate Allen hören, dem aufgefallen war, dass Rooies Namen auf zwei Koffern, sowie einer großen schwarzen Reisetasche stand.
»He, Rooie«, rief er ihn. »Was hast du mit dem ganzen Gepäck vor? Ich dachte, wir bleiben nur drei Tage in Portici?«
Rooie kam rasch auf ihn zu.
»Der eine Koffer«, sagte er und nahm in an sich, »gehört Mo. Nur der kleine Koffer hier ist mir.«
Granny stand ebenfalls bei ihnen und bekam gerade ihr Gepäck.
»Und diese große Tasche?«, erkundigte sie sich bei Rooie. »Da steht doch auch noch dein Name drauf? Ich habe mir extra nur leichte Sachen mitgenommen. Bei der Hitze braucht es ja nicht viel.« Sie deutete auf einen kleinen Hartschalenkoffer.
Rooie nahm die Reisetasche an sich.
»Mich hat vorgestern jemand im Fitnessstudio angesprochen, weil er mitbekommen hat, dass ich nach Neapel fliege. Er war ganz aus dem Häuschen und wollte, dass ich was für seine Familie mit hier herbringe. Deshalb habe ich diese Reisetasche dabei.«
Sie hatten jetzt alle ihr Gepäck und machten sich auf den Weg, durch das Flughafengebäude zum Parkplatz.
»Was?«, brummte Jon, der das Gespräch zwischen Rooie und Granny mitbekommen hatte. »Und was soll da drinnen sein?«
Rooie zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Jacken.«
»Jacken?«, wiederholte ihn Jon. »Im Hochsommer? Jacken?«
»Das hat er jedenfalls gesagt. Ich habe nicht hineingeschaut. Das geht mich doch gar nichts an.«
Auf dem Parkplatz angekommen, konnten sie Hurley, im Schatten einer großen Pinie, neben einem gelben Bus stehen sehen.
»Da drüben ist er ja«, rief Will. »Perfekt, er hat einen kleinen Bus für uns organisiert.«
Jon schüttelte den Kopf.
»Nein. Der Bus gehört meiner Schwiegermutter. Sie braucht ihn, für das Anwesen, auf dem sie lebt.«
»Ach ja?«, wunderte sich Will.
Bei Hurley angekommen schlug Rooie ihm dreist auf die Schulter.
»He mein Freund«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt ja auch schon standesamtlich geheiratet. Aber, …, wo ist denn Sharon?«
»Sie erwartet euch zu Hause. Gebt mir erst mal euer Gepäck, damit ich es verstauen kann.«
Auch die anderen wollten ihm noch kurz gratulieren.
»Glückwunsch«, sagte Will, wobei er ihm das Gepäck reichte.
»Euch beiden ebenfalls«, antwortete ihm Hurley. Er nickte Kate kurz zu und nahm auch ihr den Koffer ab. »Sharon kann es kaum erwarten, euch alle wiederzusehen. Sie richtet schon den ganzen Vormittag die Zimmer für euch her.«
»Die Ärmste«, meinte Despina, die jetzt auch ihren Koffer an Hurley abgab. »Ihr macht euch so viel Arbeit. Das hättet ihr nicht tun sollen. Wir hätten uns hier doch auch ein Hotel nehmen können.«
Hurley sah sie ungläubig an.
»Das kommt doch gar nicht infrage. Du wirst sehen, wie gut wir euch hier unterbringen können. Wartet es nur ab, aber steigt doch erst einmal ein.«
Während die anderen in den Bus stiegen, kam Jon auf seinen Sohn zu.
»Herzlichen Glückwunsch, mein Junge«, sagte er und nahm ihn in seine Arme. »Jetzt bist du also auch verheiratet. Sharon ist wirklich eine tolle Frau. Ich freue mich für dich.«
»Danke, Vater«, sagte Hurley. Er verstaute noch Jons Koffer und stieg dann ebenfalls mit ihm ein. »Schade, dass du was Dringendes zu erledigen hattest und nicht dabei sein konntest, aber die kirchliche Trauung wird sowieso schöner.«
»Ja. Das hat mir Sharon auch schon gesagt.«
Während der Fahrt hakte Jon dann noch einmal bei Rooie nach.
»Wie lange kennst du den Kerl denn schon, für den du was mit nach Italien geschmuggelt hast?«
Rooie rümpfte die Nase.
»Ich schmuggel doch nicht, Jon!«
»Nenne es, wie du willst. Also, wie lange kennst du den Kerl schon?«
»Er trainiert erst seit kurzem bei mir im Studio. Warum interessiert dich das so?«
Auch Will wurde auf das Gespräch aufmerksam.
»Hat der Kerl gewusst, dass wir mit einem Privatjet fliegen?«, wollte er wissen.
»Klar. Wie oft werde ich wohl die Möglichkeit haben, mit einem Privatjet zu fliegen? Logisch, dass ich das meinen Freunden erzählt habe. Die haben ganz doof geguckt, als ich ihnen gesagt habe, dass Jack einen so großen Einfluss bei der SAS hat und uns das ermöglichen kann.«
Jon sah Rooie ungläubig an.
»Oh man«, brummte er. »Wenn du denen von Jack erzählt hast, muss ihnen doch klar gewesen sein, dass wir nicht durch den Zoll müssen. Bist du dir sicher, dass da nichts anderes in der Tasche drinnen ist, als Jacken?«
»Ach was!«, brummte Rooie leicht genervt. »Der Typ ist auch ein Italiener und möchte nur, dass ich die Jacken seiner Familie gebe. Die treffe ich morgen. Er hat mir dafür extra eine Notiz mitgegeben.«
Er zog einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Hosentasche.
»Zeig mal her«, sagte Will. Er nahm ihm das Blatt aus der Hand und entfaltete es. »Da steht nur eine Telefonnummer drauf?«
»Ja«, brummte Rooie, nahm sich die Notiz wieder und steckte sie sich ein. »Ich soll die morgen Vormittag anrufen, damit sie die Sachen bei mir abholen können. Anders geht’s nicht, weil ich unsere Adresse doch noch gar nicht weiß.«
Will ließ die Sache nicht in Ruhe, doch wollte er Rooie nicht noch mehr reizen. Stattdessen sah er sich mit Kate die Stadt Portici an, durch die sie soeben hindurch fuhren.
Wenige Minuten später fuhr Hurley aus der Stadt hinaus und den Hang des Vesuvs hinauf.
Kate konnte Feigen, Datteln, Mandel und sogar Granatapfelbäume sehen. Am Straßenrand blühte von hellem Rosa bis hin zu dunklem Magentarot wilder Oleander.
Fünf Minuten später bog Hurley auf ein großzügiges Landgut ab und parkt den Bus in der Nähe von Olivenbäumen.
»Wir sind da«, sagte er, dann wandte er sich breit grinsend zu seinen Freunden um. »Das ist das Anwesen meiner Großmutter.« Er öffnete ihnen die Tür, ging hinaus und deutete auf die weitläufige Landschaft mit üppigen Olivenhainen und großen Getreidefeldern.
»Das ist ja Wahnsinn«, hauchte Kate.
»Komm, lass uns aussteigen«, meinte Will. »Das muss ich mir genauer ansehen.«
»Sie sind da! Sie sind da«, konnten sie eine Frauenstimme aus der Ferne rufen hören.
Als Kate aus dem Bus stieg, konnte sie Sharon sehen, die über eine breite Wiese auf sie zugerannt kam. Sie hatte ihre langen roten Haare zu einem französischen Zopf geflochten und sah wunderschön aus.
Kate fiel auf, dass Sharon sich geschminkt hatte. Außerdem trug sie ein seidenes weißes Trägertop zu einer goldfarbenen kurzen Bermudahose.
Neben einem großen Haus konnte Kate noch eine ältere Dame stehen sehen, auf die Jon jetzt zuging.
Hurley reichte ihr inzwischen ihren Koffer.
»Das ist meine Großmutter«, erklärte er ihr. »Vater hat sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
Kate sah noch einmal zu der Frau, der Jon jetzt rechts und links einen Kuss auf die Wangen gab.
Inzwischen kam Sharon keuchend bei ihnen an.
»Toll, dass ihr alle kommen konntet«, japste sie, umarmte jeden kurz und blieb dann mit geröteten Wangen vor Kate stehen. »Ich bin so gespannt, wie dir unser Brautschmuck gefällt.«
»Da mache ich mir keine Sorgen«, antwortete ihr Kate. »Wenn ich nur schon das Bild von dieser traumhaften Kirche sehe, weiß ich, dass nichts schiefgehen kann. Wir werden euch natürlich helfen, wo es geht. Nicht, dass ihr auf der ganzen Arbeit sitzen bleibt.«
»Vergiss es«, sagte Hurley. »Großmutter lässt sich da nicht helfen. Sie ist es gewohnt, große Feiern zu organisieren.«
»Trotzdem«, erwiderte Kate. »Wir werden euch, wo es nur geht, zur Hand gehen.«
»Dann kommt«, sagte Hurley, nachdem alle ihr Gepäck bekommen hatten. »Ich möchte euch Großmutter vorstellen.«
Kate sah sich interessiert das große zweistöckige Landhaus an, auf das sie nun zugingen. Es war ein typisch italienischer Stil. Es bestand aus unverputzten Natursteinen und hatte an den Fenstern braune Klappläden, die im Moment alle zu waren.
Neben dem Gebäude ging es in den Garten, indem Kate einen gemauerten Pavillon sehen konnte. Darunter stand eine große Rattan Sitzgruppe auf deren Tisch zahlreiche Gläser und Getränke standen.
Am hinteren Ende des Pavillons befand sich noch eine kleine Mauer, in der mittig, in Kniehöhe, ein offenes Feuer brannte. Jetzt glitt ihr Blick an dem Freisitz vorbei, über eine saftig grüne Wiese zu einem weiteren Gebäude. Es war ziemlich lang, hatte nur ein Erdgeschoss und wirkte auf Kate, wie ein viel zu lang geratener Bungalow.
»Herzlich willkommen«, empfing sie Hurleys Großmutter, als sie vor ihr auf dem geschotterten Hof ankamen. Kate betrachtete sich die Frau, die mit ihren schwarzen Haaren und ihrem leuchtend roten Lippen einfach fabelhaft aussah. Sie war klein. Kate schätzte sie auf höchstens einen Meter sechzig und wie sie sich die italienischen Großmütter immer vorgestellt hatte, war sie nicht hager, sondern gut beieinander. Die leckere italienische Küche, dachte sich Kate und hoffte, dass sie in zwei Tagen noch in ihr Brautkleid passen würde.
»Ich bin Aurora«, stellte sich die Frau vor, dann bemerkte sie Kate. Sie kam auf sie zu, küsste sie auf die Wangen und sagte: »Herzlichen Glückwunsch.« Auch an Will wandte sie sich und schüttelte ihm die Hand. »Sharon hat schon so viel von euch beiden erzählt.«
»Danke«, sagte Will. »Für Ihre Gastfreundschaft und, dass wir hier mit Ihnen und unseren Freunden zusammen feiern können.«
»Ja«, sagte Kate. »Ich habe Hurley gerade schon gesagt, dass wir kräftig mit anpacken werden. Sagen Sie uns einfach, was zu tun ist, dann helfen wir Ihnen, wo es nur geht.«
»Che male«, rief Aurora lachend. »Das wird nicht nötig sein. Ich habe hier draußen für uns eindecken lassen. Aber bevor wir essen, wird Ihnen Hurley Ihre Unterkünfte zeigen und wenn Sie mögen, können Sie erst einmal Ihre Sachen auspacken und sich frisch machen.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Wie wäre es, wenn wir uns in einer Stunde hier treffen?« Sie deutete an ihrem Haus vorbei auf den gemauerten Pavillon. »Dann könnten wir gemeinsam essen.«
»Sehr gerne«, sagte Will und auch die anderen waren alle einverstanden.
Hurley winkte sie jetzt zu sich.
»Wenn ihr mir und Sharon jetzt bitte folgen würdet?«, sagte er. Will wandte sich auf dem Weg Jon zu. »Mein lieber Junge«, wisperte er. »Nicht schlecht dieses Anwesen. Sicher warst du früher andauernd mit deiner Frau hier?«
»Nein leider nicht«, entgegnete er ihm. »Seit ich bei der SAS arbeite, habe ich für so etwas kaum noch Zeit.«
Kate musste lachen.
»Na du hast es ja auf den Malediven auch nicht gerade schlecht getroffen«, meinte sie.
»Ja, da kann ich dir nur recht geben«, meinte er grinsend.
Sie waren geradewegs auf dieses längliche Gebäude zugelaufen, vordem Hurley jetzt stehen blieb.
»Das ist unsere Ferienanlage«, sagte er. »Ihr werdet euch hier wohlfühlen. Wir haben genügend Platz für euch alle.«
»Ihr habt eine Ferienanlage?«, japste Mo.
Sharon sah sie strahlend an.
»Ist das nicht praktisch?«, meinte sie.
Kate blieb völlig überrascht vor dem Haus stehen, dass, wie sie jetzt erkannte, aus mehreren Wohneinheiten bestand. Alle paar Meter gab es eine Eingangstür, auf denen in großer gelber Schrift Nummern von eins bis neun standen.
Hurley führte sie jetzt um das Gebäude herum und zeigte ihnen den Gemeinschaftsgarten.
»Von hieraus habt ihr einen wunderbaren Ausblick über ganz Neapel«, sagte er. »Und wenn ihr etwas Ruhe braucht, könnt ihr es euch auf den Terrassen gemütlich machen.« Er deutete auf die einzelnen Terrassen, die jeweils zu den Wohneinheit gehörten.
»Das ist ja toll, hier«, murmelte Kate.
Sie ging auf den Zaun zu, der das Grundstück abtrennte und blickte über Neapel hinweg zum Meer. Auch die anderen sahen sich neugierig um. Mehrere Berberitzensträucher deuteten an, an welcher Stelle eine Wohneinheit endete und die Nächste anfing.
Hurley führte sie kurz darauf wieder vor das Gebäude und zog einen breiten Schlüsselring hervor.
»Ich gebe euch jetzt eure Schlüssel, dann könnte ihr euch in den Wohnungen ein wenig umsehen, eure Sachen auspacken und wenn ihr Fragen habt, dann können wir sie beim Essen besprechen, oder habt ihr jetzt schon etwas auf dem Herzen?«
»Alles bestens, Hurley«, meinte Rooie. »Aber schade, dass wir nur drei Tage hier sind.«
Sharon lachte laut.
»Das liegt doch ganz bei euch«, sagte sie, während Hurley ihnen die Schlüssel reichte, auf deren Anhängern die jeweiligen Zimmernummern standen. »Wer möchte, kann natürlich länger bleiben. Jack wird mit dem Rückflug doch sicher etwas deichseln können.«
»Oh man«, machte Rooie. »Ich habe mir aber nicht so lange freigenommen. Ich muss am Mittwoch schon wieder zur Arbeit.« Sharon zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht genügt ein Anruf?«, meinte sie feixend.
Kate und Will bekamen von Hurley den Schlüssel mit der Nummer zwei.
»Das ist ja gleich hier vorne«, sagte Kate. Sie konnte es kaum erwarten, sich die Wohnung anzusehen.
Während Hurley den anderen noch ihre Schlüssel reichte, ging sie mit Will schon einmal auf ihre Wohnung zu.
Will steckte den Schlüssel ins Schloss.
»Jetzt bin ich aber gespannt, wie es drinnen aussieht«, murmelte er und öffnete die Tür. »Wow. Sieh dir das an, Kate!«
Das Erste, was Kate auffiel, war das die Wohneinheit sehr hell und freundlich war.
Sie kam in einen länglichen Raum, indem gleich neben dem Eingang eine Eckbank mit einem cremefarbenen Esstisch stand. Daran angrenzend befand sich eine kleine Küchenzeile und geradeaus führte eine breite Glasflügeltür auf die Terrasse. Kate ging darauf zu und öffnete sie.
Als sie den Garten betrat, konnte sie Jojo und Derek neben sich auf der Terrasse hören.
»Nur mal probieren«, rief Jojo, der jetzt auf eine Schaukel zu rannte, die sich auf dem weitläufigen Gelände befand.
»Ach, hallo Kate«, sagte Despina. Erschöpft reichte sie ihr die Hand. »Erst noch mal in aller Ruhe; herzlichen Glückwunsch! Ich kam ja noch gar nicht dazu, dir zur Hochzeit zu gratulieren.«
»Ist schon gut, Despina. Die beiden haben dich ja voll im Griff.«
Allen kam jetzt ebenfalls zu ihnen heraus.
»Das kannst du laut sagen«, bestätigte er sie. »Lass die beiden doch etwas spielen, Despina. Hier passiert ihnen ja nichts und wir können in Ruhe unsere Sachen auspacken.« Als auch Will zu ihnen in den Garten kam, wandte sich Allen an ihn. »Ach, Will! Ich würde gerne noch mal kurz mit dir reden.« Er sah die beiden Frauen an. »Ihr könntet ja mit dem Gepäck schon mal anfangen. Ich möchte Will nur etwas fragen.«
Kate zuckte sprachlos mit ihren Schultern, ging dann aber hinein, weil sie sich sowieso noch etwas in ihrer Wohnung umsehen wollte.
Gegenüber der Küchenzeile gab es noch eine Tür, die in ein helles und freundliches Schlafzimmer führte. Auch hier gab es bodentiefe Fenster mit Blick in den Garten. Kate konnte Will sehen, der sich in Allens Händen irgendetwas ansah, das sie von hieraus nicht sehen konnte. Sie wandte ihren Blick vom Fenster wieder ab und sah sich in dem Zimmer um.
Ein großes französisches Bett stand ihr gegenüber an der Wand und auf den Nachttischen standen kleine Vasen mit Lavendel. Kate setzte sich kurz auf das Bett. Es war urgemütlich. Jetzt bemerkte sie noch eine Tür, die gleich neben einem Wandschrank war. Kate stand auf, ging darauf zu und öffnete sie. Sie fand ein kleines Bad vor, mit einer Dusche, einem Waschbecken, einer Toilette und sogar einer Waschmaschine.
Hübsch, dachte sich Kate. Sie ging wieder zurück in das Schlafzimmer und fing an, ihre Kleider auszupacken.
Fünf Minuten später kam Will zu ihr.
»Damit hätte ich nicht gerechnet«, sagte er. »Dass die hier so eine Ferienanlage haben, hat uns Hurley gar nicht gesagt.«
»Ja«, antwortete ihm Kate. Sie hatte sich mit dem Auspacken beeilt und war schon weitgehend fertig. Ihr sommerliches Brautkleid hatte sie zuerst weggehängt, damit Will es nicht vorher zu Gesicht bekam. »Was wollte Allen denn von dir?«
»Ach«, machte Will. Er nahm sich seinen Koffer, legte ihn auf das Bett, öffnete ihn und fing ebenfalls an, seine Sachen auszupacken.
Kate ließ ihren leeren Koffer zuschnappen und stellte ihn zur Seite.
»Was ist?«, fragte sie. »Stimmt was nicht?«
»Doch. Es ist alles bestens«, antwortete Will ihr. Dann sah er in ihre grünen Augen. »Ach was soll’s, ich sag’s dir einfach.«
»Wir werden doch keine Geheimnisse voreinander haben, oder?«
»Natürlich nicht«, seufzte Will, dann nahm er sie an die Hand und setzte sich mit ihr auf den Bettrand. »Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst, aber Allen ist doch Goldschmied.«
»Ach ja«, sagte Kate, der es soeben wieder eingefallen war.
»Hurley hatte die Idee, dass Allen uns die Hochzeitsringe machen könnte. Er hat sie mir gerade gezeigt.«
»Oh«, hauchte Kate. »Und? Wie sehen sie aus?«
»Sie sind fanatisch«, antwortete er ihre. »Allen hat so große Hände, ich hätte nicht gedacht, dass er so eine Fingerfertigkeit hat.«
»Jetzt bin ich aber gespannt. Ich möchte sie auch sehen.«
»Du wirst sie sehen, sowie wir vor dem Altar stehen und-«
Will hielt abrupt inne. Von draußen konnten sie Jon hören, der sich aufgebracht mit Rooie stritt. »Was ist denn da los?«
Schnell standen sie auf und verließen die Wohnung.
Vor der Ferienimmobilie standen sich Jon und Rooie gegenüber. Zwischen ihnen stand auf dem Boden die schwarze Reisetasche. Jon hielt eine Pfeffer-braune Lederjacke in seiner Hand, die er zuvor aus der Tasche geholt hatte.
»Das habe ich doch vorhin schon gesagt«, raunte Rooie ihn an. »Da sind nur Jacken drinnen. Was soll denn das?«
Will kam zu ihnen.
»Seid ihr immer noch bei diesem Thema?«
Jon reichte ihm die Jack.
»Fühl doch mal«, forderte er ihn auf.
Will nahm die Jacke an sich.
»Das ist weiches Nappaleder«, sagte er. »Was ist damit?«
»Ich meine nicht das Leder. Was meinst du, ist das für ein Futter?«
Will untersuchte die Jacke etwas genauer, dabei konnte er kleine Steine fühlen, die ganz sicher nicht in das Futter einer Jacke gehörten.
»Scheiße«, murmelte er.
»Was ist denn?«, wunderte sich Kate.
»Das würde ich auch gerne wissen«, brummte Rooie. Zu seinem Entsetzen riss Will das Innenfutter der Lederjacke heraus. »HE«, rief Rooie aufgebracht und wollte die Jacke wieder an sich reißen, doch Will wandte sich rasch von ihm ab.
»Sieh dir das an, Jon«, rief er, zog etwas aus der Jacke und hielt ihm eine kleine Plastiktüte vor die Augen.
»Auch das noch«, keuchte Jon, als er mehrere Geldscheine in dem Beutel liegen sah. »Ich habe nur die Klunker gespürt.« Er deutete auf Edelsteine, die ebenfalls in dem Futter versteckt waren.
»Ja, die habe ich auch gefühlt«, sagte Will.
Vorwurfsvoll wandte er sich wieder an Rooie.
»Sag uns bitte, von wem du die Sachen bekommen hast und gib mir diese Notiz mit der Telefonnummer!«
»Ich, …, ich«, stammelte Rooie. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass da so was in den Jacken drinnen ist.«
»So was kann man sich doch denken«, murrte Jon. »Gib uns die Telefonnummer, Rooie!«
»Aber, was wollt ihr denn machen? Es war vereinbart, dass ich die Leute erst morgen anrufe.«
»Das ist mir egal«, fauchte Jon. »Das ist Hehlerei. Dafür kannst du in den Knast wandern.«
Rooie zog das Schriftstück aus seiner Hosentasche und gab es ihm.
»Rufst du jetzt da an oder was? Wenn die sehen, dass ihr die Jacke kaputt gerissen habt-«
»Es reicht, Rooie«, brummte Jon. »Wir müssen die Jacken der Polizei übergeben. Was meinst du, Will?«
»Ich denke, Rooie hat recht.«
Überrascht sah ihn Jon an.
»Was? Das kannst du nicht machen, Will.«
»Wir warten noch bis morgen. Jack kommt im Laufe des Vormittags. Ich würde gerne mit ihm darüber reden und ihn entscheiden lassen, was wir machen. Vielleicht lässt er die Kerle sogar hier antanzen?«
»Was?«, mischte sich Kate ein. »Du meinst hier auf das Gelände?«
»Wieso nicht? Wenn wir jetzt die Polizei einschalten, tauchen diese Kerle doch sicher gleich unter. Ich bin dafür, dass wir auf Jack warten.«
»Vielleicht hast du recht«, bestätigte ihn Jon. »Ich behalte die Tasche solange in meiner Wohnung. Da sollte sie sicher sein.«
»Wohnst du nicht vorne im Haupthaus?«, wunderte sich Kate.
»Nein«, antwortete er ihr. »Hurley und Sharon haben die Zimmer, die ich früher mit meiner Frau bewohnt habe. Ich bin viel zu selten hier. Die Räumlichkeiten würden ja ständig leer stehen.«
Er wandte sich um und ging auf seine Wohneinheit zu, die sich ziemlich am Ende des Gebäudes befand.
Will sah auf seine Uhr.
»Es ist schon spät, Kate. Wir sollten langsam vorgehen. Aurora wird uns sicher schon erwarten. Außerdem bin ich gespannt, was uns Hurley alles zu erzählen hat.«
In diesem Moment kam Mo aus ihrer Wohneinheit zu ihnen heraus.
»Am besten, wir kommen gleich mit euch mit«, sagte Rooie. Er wandte sich noch einmal kurz an Mo. »Du hast doch sicher schon alles ausgepackt, oder?«
»Na klar. Aber willst du dich nicht erst umziehen?«
»Nein, das kann ich auch später noch machen«, antwortete er ihr. »Aurora, Hurley und Sharon werden uns sicher schon erwarten. Komm schon, Mo!«
Sie liefen einen schmalen Trampelpfad über die Wiese zurück an mehreren Blechmülltonnen vorbei, die vor einem Gatter standen, die das Gelände von einer Weide abtrennte, die neben dem Anwesen war. Gleich hinter der Weide konnte Kate die Straße sehen, zu der sie hier heraufgefahren waren.
In Auroras Garten saßen Hurley, Sharon, Aurora, Etienne und ein fremder Mann bereits an dem großen eingedeckten Tisch. Sie unterhielten sich angeregt miteinander.
Kate sah sich noch einmal um.
Hinter der Mauer, in der noch immer das Feuer prasselte, standen etwa zehn Meter entfernt mehrere Olivenbäume, zwischen denen Jojo und Derek miteinander Fangen spielten.
»Ah, da seid ihr ja«, rief Aurora. »Nehmt doch Platz. Wir haben euch schon erwartet.«
Kate nahm mit Will neben Hurley und Sharon Platz.
Als Mo und Rooie sich ihnen gegenüber setzten, tauchten auch Allen und Despina bei ihnen auf.
»Ich hoffe«, sagte Despina, wobei sie mit ihrem Mann neben Rooie Platz nahm, »dass unsere Kinder nicht zu laut sind. Wenn die beiden Sie stören, dann geben Sie uns bitte Bescheid.«
Aurora schüttelte ihren Kopf.
»Aber nein. Kinder müssen spielen. Das ist wichtig. Lassen Sie die beiden ruhig herumtoben. Hier haben sie Platz und stören mich ganz sicher nicht.«
Kate wandte sich kurz an Sharon und deutete sachte auf den fremden Mann, der sich angeregt mit Etienne unterhielt.
»Wer ist das denn?«, hauchte sie.
»Das ist Hurleys Onkel, Riccardo. Er ist der Bruder von Hurleys verstorbener Mutter.«
»Und was ist mit deiner Familie, Sharon? Ist sie auch hier?«
»Ja. Meine Eltern und meine Schwester. Sie wohnen unten in Neapel. Mein Vater wollte am Meer sein, weil er es liebt, morgens eine großzügige Runde zu schwimmen. Sie kommen selbstverständlich zu unserer Trauung in die Kirche, doch zuvor wollten sie sich noch etwas die Gegend ansehen. Sie sind richtig neugierig geworden, nachdem sie sich mit Riccardo unterhalten haben.«
»Ach und weshalb?«, wollte Kate wissen. Sie sah neugierig zu Hurleys Onkel hinüber. Riccardo war gut beieinander. Fünfzehn Kilo weniger, würden ihm nicht schaden, dachte sich Kate. Er hatte dunkelbraune kurze Haare, ein markantes Kinn und um den Hals hatte er eine breite goldene Kette, mit einem großen funkelnden Kreuz hängen. Kates Blick fiel auf seine Finger, an denen er mehrere breite Goldringe trug. »Was sehen sich deine Eltern denn an?«, wollte Kate wissen.
»Na hör mal«, mischte sich Rooie ein. »Neapel ist mit Sicherheit sehenswert. Da werden wir uns auch noch mal umsehen oder, Mo?«
Mo grinste breit.
»Klar. Immerhin sind wir mindestens drei Tage hier und Neapel soll fast eine Million Einwohner haben.«
Hurley räusperte sich kurz, dann wandte er sich an Kate.
»Sharons Eltern sehen sich aber nicht Neapel an«, erklärte er ihr. »Mein Onkel ist Geologe. Er überwacht die Phlegräischen Felder.«
»Was bewacht er?«, hakte Kate nach.
»Die Phlegräischen Felder«, wiederholte Hurley. Als er Kates fragendes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Diese Felder sind sehr bekannt. Touristen aus aller Welt kommen extra hierher, um sie sich anzusehen.«
»Aber was ist das denn?«, wollte Kate wissen.
»Diese Felder liegen gleich gegenüber von Neapel auf einer Landzunge.«
»Dort raucht der Boden«, mischte sich Sharon kichernd ein. »Es dampft und zischt-«
»Was?«, japste Kate. »Ihr wollt uns doch nur was vorgaukeln.« In diesem Moment brachten mehrere Dienstboten lecker duftende, frisch gebackene Kuchen und Kannen mit Kaffee zu ihnen.
Kate fiel auf, dass inzwischen auch Granny, Jojo und Derek bei ihnen am Tisch saßen.
»Oh«, machten plötzlich alle und als Kate wieder auf die Mitte des Tisches sah, stellte ein Diener gerade eine große Torte vor ihnen ab.
Aurora winkte Jon zu, der nun auch noch über die Wiese auf sie zugelaufen kam.
»Ich habe dich schon vermisst, mein Junge«, rief sie.
»Dabei habe ich mich beim Auspacken wirklich beeilt«, sagte er grinsend.
Nachdem auch er am Tisch Platz genommen hatte, stand Aurora auf, blickte strahlend in die Runde und sagte: »Ich wünsche euch allen einen angenehmen Aufenthalt, hier auf Corte Campioli. Sollte euch etwas fehlen, könnt ihr mir oder auch dem Personal Bescheid geben, damit sie es für euch besorgen können. Die kirchliche Trauung findet, wie ihr sicher wisst, am Sonntag um zehn Uhr statt.« Jetzt sah sie zu Will und Kate. »Ihr könnt euch die Kirche morgen ansehen. Der Pfarrer möchte eh noch ein paar Worte an euch richten, bevor die Trauung stattfindet.«
»Sehr gerne«, antwortete ihr Will. »Ich hoffe, er spricht Englisch.«
Aurora winkte ab.
»Das ist kein Problem. Hurley und Sharon werden mitkommen. Sie müssen auch noch mit dem Pfarrer reden.«
»Ich kann Italienisch, keine Bange«, murmelte Hurley ihm zu. Aurora wandte sich jetzt wieder den restlichen Gästen zu.
»Nach eurem Flug habt ihr sicher Hunger. Langt kräftig zu und lasst es euch schmecken«, rief sie, dann nahm auch sie wieder Platz und wandte sich an Hurley. »Riccardo hat es zurzeit schwer. Er hat große Bedenken. Er meint, so schlimm wäre es noch nie gewesen.«
»Ach was, das hat er schon öfter gesagt«, antwortete ihr Hurley, wobei er seiner Großmutter ein Stück Torte auf den Teller gab. »Denk doch mal zurück! Wie oft wurden schon zigtausende Menschen evakuiert, ohne, dass irgendetwas passiert ist?«
Kate und Will sahen sich schulterzuckend an.
»Aber was ist denn los?«, fragte Kate.
»Bei dem Thema waren wir gerade stehengeblieben«, sagte Hurley. »Diese Felder, die mein Onkel beobachtet und die sich Sharons Eltern ansehen möchten, brodeln. Es sind graue, schlickige Tümpel die unaufhörlich blubbern. Warme Rauchsäulen steigen dort aus dem Boden auf. Es riecht fürchterlich nach faulen Eiern, weil der Wasserdampf mit Schwefel und zahlreichen anderen Gasen versetzt ist.«
»Oh je«, machte Kate. »Das hört sich aber gar nicht gut an.«
Rasch sah sie zu Riccardo, der sich immer noch angeregt mit Etienne unterhielt. Auch Jon saß bei ihnen und hörte aufmerksam zu.
Mo interessierte sich ebenfalls für das Thema.
»Ich dachte, so verhält sich ein Vulkan, bevor er ausbricht?«, japste sie. »Dieser Vesuv, der wird doch hoffentlich Ruhe halten, solange wir hier sind?«
Rooie sah mit geweiteten Augen zu Hurley.
»Aber da gibt es doch immer erst ein paar Anzeichen, bevor so ein Vulkan ausbricht, oder? Mehrere Erdbeben und so was?«
»Ihr könnt euch beruhigen«, meinte Hurley, doch seine Großmutter wusste es besser.
»In Pisciarelli, auf dem Weg von Neapel in die Küstenstadt Pozzuoli, könnt ihr sehen, dass hier etwas Gigantisches, in den Tiefen der Erde schlummert. Anders als der Classico Vesuvio-«
»Sie meint den Vesuv«, unterbrach Hurley seine Großmutter. Aurora nickte ihm lächelnd zu. »Genau.« Sie deutete über Neapel hinweg, auf eine flache Landzunge. »Ihr könnt die Felder von hieraus sehen. Anders als beim Vesuv, sind diese Felder ständig in Bewegung. Das Gebiet, auf dem sie sich befinden, ist ziemlich flach und wirkt alles andere als gefährlich.«
»Aha«, machte eine Männerstimme hinter Kate. Sie wandte sich zu ihm um und erkannte Riccardo. »Ihr seid beim Thema«, sagte er, streckte Kate seine Hand entgegen und meinte: »Ich wollte nur mal das andere Brautpaar kennenlernen. Ich bin Riccardo, Hurleys Onkel.«
»Wir haben schon von Ihnen gehört. Mein Name ist Kate Granger und das hier«, sie deutete auf ihren Mann, »ist Will Easton.«
Sharon runzelte die Stirn.
»Hast du deinen Namen etwas behalten?«, wunderte sie sich.
»Nein«, murmelte Kate verlegen. Sie wandte sich noch einmal an Riccardo. »Mein Name ist inzwischen Kate Easton, aber es wäre einfacher, wenn Sie nur Kate zu mir sagen würden?«
»Gerne, Kate«, antwortete er ihr. »Und wir könnten uns einfach duzen, wenn ihr nichts dagegen habt?«
»Gerne«, sagte Will, der ihm ebenfalls seine Hand reichte.
Riccardo packte kräftig zu, schüttelte ihm die Hand und wandte sich dann wieder seiner Mutter zu.
»Es gibt derzeit eine hohe vulkanische Aktivität. Sie zeigt deutliche Übereinstimmungen mit dem Jahr neunundsiebzig.«
»Damals gab es doch noch gar keine Aufzeichnungen«, brummte Hurley.
»Wieso? Was war den neunundsiebzig?«, wollte Sharon wissen.
Riccardo hob sachlich seinen Zeigefinger und erklärte ihr: »In diesem Jahr war der historische Ausbruch, der die Städte Pompeji und Herculaneum unter einer dicken Schicht aus Asche und Stein begrub.«
»Ach. Ich dachte, ihr redet von dem Jahr neunzehnhundert und neunundsiebzig«, sagte Sharon. Alarmiert sah sie zu Riccardo auf. »Und ihr seid der Meinung, dass erneut solch ein Ausbruch stattfinden könnte? Aber, aber, …, dann wären wir doch alle in Gefahr?«
»Vergiss es«, brummte Hurley. »Das war vor ein paar Jahren schon einmal so. Da haben sie mehrere Tausend Menschen evakuiert. Dabei war es nur ein Fehlalarm. Das wird jetzt nichts anderes sein und außerdem evakuieren sie nicht einmal.« Er sah mit zusammengekniffenen Augen zu seinem Onkel auf. »Verschrecke mir meine Gäste nicht, Riccardo!«
»In Ischia war vor kurzem ein Erdbeben«, erinnerte Riccardo seinen Neffen. »Das hängt alles miteinander zusammen.«
»Was sagt denn die Behörde dazu?«, wollte Aurora wissen.
Riccardo wandte sich ihr zu.
»Seit dem Jahr zweitausendzwölf haben wir die Warnstufe gelb. Erhöhte Wachsamkeit. Aber die Kurve der gemessenen Aktivitäten steigt stetig nach oben. Die Erde wölbt sich.«
»Und was passiert, wenn die Warnstufe auf rot springt?«, wollte Rooie wissen.
»Der Notfallplan sieht eine Evakuierung der Roten Zone vor«, erklärte ihm Riccardo. »Allerdings bezweifeln Experten, dass sechzehntausend Polizisten es schaffen werden, täglich achtzigtausend Menschen aus diesem Gebiet mit Autos, Bussen und Schiffen zu evakuieren. Vergesst nicht, dass diese Metropolregion inzwischen über viereinhalb Millionen Einwohner hat. Das ist eine ganz schöne Menge, die man da zu evakuieren hätte.«
»Oh, aber doch nicht ausgerechnet jetzt?«, seufzte Kate.
Hurley funkelte seinen Onkel gefährlich an.
»Was soll das, Riccardo?«
»Es ist Realität, Hurley. Das Problem ist, dass man die Eruptionen nicht vorhersagen kann. Es könnte nichts passieren, aber wir sollten immer damit rechnen.«
Er nickte ihnen noch einmal aufmunternd zu, dann ging er wieder auf seinen Platz zurück.
»Das hört sich aber gar nicht gut an«, murmelte Kate. Sie sah über Neapel hinweg zu den Feldern, die ihr Aurora gezeigt hatte. Dampf konnte sie von hieraus nicht erkennen. Alles was sie sah, war ein karges flaches Landstück.
Will nahm sich noch ein Stück von der Apfel-Tiramisu-Torte, dann wandte er sich noch einmal Hurley zu.
»Ist es nicht gefährlich, wenn Touristen dort herumlaufen?«, erkundigte er sich.
»Wenn es unsicher wäre, dürften die Menschen und auch die Häuser nicht so nah bei den Feldern stehen«, antwortete ihm Hurley schulterzuckend. »Vergesst diese Felder, reden wir lieber über unsere Hochzeit.«
Weil Sharon noch ein paar Änderungen vornehmen wollte, was die Musik und die Getränke bei der abendlichen Feier anging und Kate noch mehr von der Kirche wissen wollte, vergingen die Stunden nun wie im Flug.
Gegen sieben Uhr wurde ihnen noch einmal üppig aufgetischt. Riccardo ließ es sich nicht nehmen auf einem gewaltigen Schwenkgrill diverse Fische zu grillen.
»Du musst ihn noch mit etwas Zitrone beträufeln, dann schmeckt er, zu dem Wein, den Aurora euch servieren lässt ausgezeichnet«, erklärte er Kate, wobei er ihr ein Stück Thunfisch auf ihren Teller lud. Will ließ sich eine Makrele geben während sich Hurley und Sharon für Lachs entschieden. Nach dem Essen gesellten sie sich an ein paar Stehtische, die zwischen dem gemauerten Pavillon und den Olivenbäumen standen. Rund um das Haus leuchteten bunte Lampions und leise, im Hintergrund konnte Kate italienische Musik klingen hören.
»Es ist einfach traumhaft hier«, sagte sie, wobei sie über das weite Land zum Meer hinübersah und den Sonnenuntergang beobachtete.
»Es könnte keinen schöneren Ort geben, um sich das Jawort zu geben«, bestätigte sie Will.
Etienne und Jon kamen jetzt auch zu ihnen an den Tisch.
»Habt ihr Riccardo gehört?«, wollte Jon wissen.
Will stellte sein Weinglas ab und nickte.
»Ja. Aber Hurley meint, dass es schon öfter falsche Meldungen gegeben hat und wir nicht weiter darüber nachdenken sollen.«
»Das ist rischtig«, sagte Etienne. »Außerdem sind wir nur über das Wochenende ’ier. Da wird schon nischt’s passieren.«
Kate war erleichtert, dass auch Etienne so dachte.
Lautes Kindergekicher lenkte sie ab.
Rechts von sich, konnte sie Hurley sehen, der Derek und Jojo auf der Wiese nachrannte und Fangen mit den Kindern spielte. Jojo lachte schallend auf, als Hurley stolperte und schlitternd im Gras landete.
Kate beugte sich etwas zu Despina hinüber, die am Nebentisch mit Allen, Aurora und Granny stand.
»Die Kinder haben anscheinend ihren Spaß hier«, sagte sie.
»Oh ja«, sagte Despina. »Aber nicht mehr lange. Ich werde sie in einer halben Stunde ins Bett schicken. Dann haben wir auch endlich Feierabend.«
Jack