Katsuya - S.M. Hope - E-Book
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Katsuya E-Book

S.M. Hope

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Beschreibung

 "Was ist los? Bringe ich dich jetzt schon aus dem Konzept, Kleines?"   Rau, verführerisch und gefährlich …  Am liebsten würde ich diese Frage verneinen – aber wir wissen beide ganz genau, dass es gelogen wäre. Ja, ich wollte etwas mehr Aufregung … einen Kontrast zu meinem stressigen Alltag aus Haushalt, Job und der liebevollen Erziehung meiner Tochter. Jemanden, der mich so fasziniert, dass ich mehr von ihm will – mehr als nur bedeutungslosen Sex. Doch nun drängst du mich an den Abgrund. Hätten sich unsere Wege jemals kreuzen dürfen, Katsuya Katõ? Das Spiel mit dem Feuer reizt mich … Das spürst du … Aber du gibst mir mehr, als ich ertragen kann …  Ist es dein Ziel, mich endgültig Schachmatt zu setzen? 

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Seitenzahl: 315

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Katsuya - Sei mein

S.M. Hope

Copyright © 2025 by S.M. Hope

All rights reserved.

Cover: Sternfeder Verlag

Korrektorat/Lektorat: Sternfeder Verlag

Herausgegeben von: Sternfeder Verlag, Bogenstr.8, 58802 Balve

www.sternfederverlag.de

[email protected]

Verlagslabel: Sternfeder Verlag

Druck und Distribution im Auftrag des Verlags.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich ge-

schützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Ver-

wertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Bibliografische

Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:

https://portal.dnb.de/opac.htm

Das Buch ist rein fiktiv. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstor-

benen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Für jede zerbrochene Seele, die ihren Schmerz hinter dem strahlendsten Fake-Lächeln versteckt.

Inhalt

1. Triggerwarnung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Danksagung

2. Über die Autorin

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Triggerwarnung

„Kleines, komm näher! Noch ein Stückchen näher … Du bist doch nicht etwa schüchtern, oder?“

Seine Finger umklammern fest dein Kinn … Seine braunen, mandelförmigen Augen blicken tief in deine.

Ein süffisantes Lächeln umspielt seinen Mund, als er sich zu dir runterbeugt.

So nah, dass du seinen heißen Atem an deiner Ohrmuschel spürst.

Dann flüstert er dir endlich die folgenden Triggerpunkte zu:

explizite Szenenvulgäre SpracheAlkoholmissbrauchGewaltobsessives VerhaltenStalkerungeschützter Geschlechtsverkehr

Prolog

Seine Hand greift fest in mein Haar. Ich stöhne leise auf. Auch wenn mein Körper zur Wand gerichtet ist und er hinter mir steht, weiß ich genau, dass dieses schelmische und selbstzufriedene Lächeln seine perfekten Lippen ziert. Er drückt mich noch fester an die kalte Wand und reißt meinen Kopf mit einem Ruck nach hinten. Sein heißer Atem berührt meine Ohrmuschel: „Ist es wirklich das, was du willst, Kleines?“ Diese Worte lösen ein Kribbeln in mir und ein quälendes Verlangen zwischen meinen Schenkeln aus. Meine Pussy ist klatschnass. Ich will ihn. Mehr als alles andere! Und das seit dem Moment, als sich unsere Wege zum ersten Mal gekreuzt haben. Doch mein Mund ist zu trocken, um ein Ja zu raunen. Katsuya drückt mein Gesicht erneut gegen die Wand. Abermals stöhne ich auf – vor Lust oder Schmerz. Vielleicht auch aus einer Kombination aus beidem. Ich weiß es nicht …

Seit ich ihm das erste Mal in seine mandelförmigen braunen Augen geschaut habe, bin ich nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

Eine Hand hält mich weiterhin schmerzhaft an den Haaren, während er mit der anderen das nasse schwarze Höschen zur Seite schiebt. Wie eine läufige Hündin strecke ich ihm meinen Arsch entgegen. Meine Atmung wird schneller und das Herz hämmert wie wild in der Brust. Er positioniert seinen harten Schwanz perfekt zwischen meinen pulsierenden Lippen.

Ohne Vorwarnung stößt er ihn komplett in mich.

Ich schreie laut auf.

Kapitel 1

„Ich will aber nicht ins Krankenhaus. Wie stellt ihr euch das bitte vor? Wohin mit Maja?“ Ob ich mich wie ein trotziges Kind anhöre? Definitiv, aber diese Situation überfordert mich. Frustriert raufe ich mir meine dunkelbraunen langen Haare.

„Sophie! Sei doch bitte vernünftig. Denk an deine Gesundheit! Das bekommen wir schon irgendwie hin.“ Irgendwie … Majas Oma schaut mich mitfühlend an. Auch wenn meine Beziehung mit ihrem Sohn kläglich gescheitert ist, hält sie zu mir. Wie häufig standen wir schon so zusammen? Hier in meinem viel zu engen Flur. Ich, verzweifelt und den Tränen nahe. Sie, mit einem mitleidigen Blick auf der Suche nach den richtigen Worten. Viel zu oft, um es mitzählen zu können.

Sophie! Reiß dich zusammen, ermahne ich mich selbst im Stillen, als ich Majas Oma mustere. Majas Oma – wie lange habe ich schon ihren Namen nicht mehr genannt? Ich bekomme ihn nicht über die Lippen, zumindest noch nicht, aber irgendwann … Meine Augen schauen direkt in ihre. Die letzten Jahre sind nicht spurlos an ihr vorbeigezogen. Sie ist stark ergraut und Sorgenfalten zieren ihr Gesicht. Von ihren lebensfrohen blauen Augen ist nicht mehr viel übrig geblieben. Ja, die letzten Jahre haben sie definitiv verändert – mich aber ebenso. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken.

„Komm, lass uns bitte nicht weiter darüber diskutieren. Pack deine Sachen und ich fahre dich. Mach dir um den Rest bitte keine Sorgen.“ Gerade noch rechtzeitig reißt sie mich aus den Gedanken. Die Erinnerungen an meine Vergangenheit würde ich am liebsten aus meinem Gedächtnis löschen, für immer … Jetzt ist aber nicht die Zeit, mich damit zu befassen. Gekonnt schiebe ich die dunklen Bilder beiseite, lächle stattdessen und schlängle mich an ihr vorbei, Richtung Schlafzimmer. Unglaublich, dass mich eine lächerliche Mandelentzündung so aus der Bahn wirft. Seit drei Wochen schleppe ich sie bereits mit mir rum. Zwei Antibiotika wurden mir bisher verschrieben, aber keines davon hat angeschlagen und nun soll mir ein drittes intravenös verabreicht werden. Genervt stopfe ich fünf Höschen, zwei Schlafanzüge, zwei Jogginganzüge, ein T-Shirt, verschiedene Socken und Hygieneartikel in eine Tasche. Handy, Ladekabel und ein Buch kommen in die Handtasche.

„Mehr nimmst du nicht mit?“, fragt Majas Oma mich verunsichert. Ich verdrehe innerlich die Augen, schüttele aber nur den Kopf. Sie meint es nur gut, das weiß ich, aber mein Plan ist es, nicht länger als drei Tage zu bleiben. Länger will und kann ich Maja nicht allein lassen. Obwohl sie mittlerweile schon fast neun Jahre alt ist, wird sie immer mein kleines süßes Mädchen bleiben, das ich um jeden Preis beschützen möchte.

Während der Fahrt sprechen wir kein Wort miteinander. Sie ist auf die Fahrbahn konzentriert und ich lasse meinen Blick durch das Beifahrerfenster schweifen. Immer weiter entfernen wir uns von der ländlichen Idylle und fahren Richtung Stadt. Umso größer die Entfernung von meiner Wohnung wird, desto größer wird das mulmige Gefühl in meinem Bauch, verursacht durch unzählige Gedanken und Sorgen, die mir im Kopf herumschwirren. Die größte Sorge gilt Maja. Wir sind es nicht gewohnt, länger als eine Nacht voneinander getrennt zu sein. Was ist, wenn sie nachts wach wird und mich vermisst? Ich kann nicht bei ihr sein und sie in den Arm nehmen. Dieser Gedanke zerreißt mich jetzt schon. Sie ist alles, was mir geblieben ist und der Grund, warum ich mich damals aus der Hölle befreien konnte. Sie gab mir die nötige Kraft zum Kämpfen und daran wird sich auch nie etwas ändern. Maximal drei Tage, dann bin ich wieder bei ihr. Diesen Satz wiederhole ich in meinen Gedanken immer wieder und versuche, mich selbst damit zu beruhigen. Meine Nervosität steigt mit jedem verdammten Meter, dem wir uns dem Krankenhaus nähern. Unruhig rutsche ich auf dem Sitz hin und her und mein Blick wandert vom Beifahrerfenster herunter zu meinen Händen. Ernüchternd stelle ich fest, dass zwei von den verführerischen, rot lackierten Fingernägeln während der Autofahrt bereits abgebrochen sind. Richtig gelesen, verführerisch. Ja, ich bin zwar Mama, aber dennoch schlummert auch noch eine andere Seite in mir. Eine Frau, die es liebt, den Männern mit ihrem Sexappeal den Kopf zu verdrehen. Selbstverständlich hat sich mein Sexleben im Laufe der Jahre etwas verändert, denn damals bestand meine Abendroutine aus wildem und hemmungslosem Sex und nun? Aus Hausaufgabenkontrolle, Abendessen zubereiten, Kuschelzeit und hin und wieder mit einer Einschlafbegleitung, in der ich meist selbst mit einschlafe. Ich möchte mich nicht beschweren, ich liebe Maja über alles und würde niemals etwas über sie stellen, erst recht keinen Mann. Aber ja, in mir existiert immer noch die verdorbene und von Lust geleitete Seite und ich genehmige mir hier und da ein heißes Abenteuer, sofern es die Zeit zulässt.

Wehmütig blicke ich ein letztes Mal auf meine rot lackierten Nägel, bevor der weiße, große, hässliche Krankenhauskomplex meine komplette Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Fassade ist größtenteils in Weiß gehalten und die türkisen Farbakzente des sonst so tristen Gebäudes sollen es einladender wirken lassen. Leider ohne Erfolg – zumindest was meine Wenigkeit betrifft. Zwei junge Frauen laufen lachend an unserem Auto vorbei und eine von ihnen hält einen dicken Blumenstrauß in der Hand. Die Glücklichen. Sie statten nur jemandem einen Besuch ab und dürfen dann wieder nach Hause. Nach Hause … Der sarkastische Teil in mir wird laut: Freu dich, Sophie. Endlich raus aus dem Alltagsstress. Schlafen und lesen, wann ich möchte. Und so viel Netflix schauen wie schon seit Jahren nicht mehr. So gesehen eine intensive Me-Time – bloß halt im Krankenhaus. Aber nein, viel lieber wäre ich gesund und im stressigen Alltag. Ich atme ein letztes Mal tief ein, drücke Majas Oma fest und bedanke mich fürs Fahren.

Widerwillig gehe ich in den hässlichen Komplex und werde sofort von dem typischen Geruch nach Krankenhausessen und Desinfektionsmittel erschlagen. Schon allein das genügt, dass ich am liebsten auf der Stelle wieder umkehren und die Flucht ergreifen möchte. Dieses Mal verkneife ich es mir, tief einzuatmen, und gehe direkt zur Anmeldung. Dort sitzt eine desinteressierte ältere Frau. Ich gehe lächelnd auf sie zu, begrüße sie und zeige ihr meine Einweisung.

„Da vorne bitte!“, antwortet sie mürrisch, ohne mich dabei wirklich zu beachten, und zeigt mit ihrem Zeigefinger hinter mich auf den Wartebereich. Okay, das fängt schon mal gut an. Dennoch bedanke ich mich freundlich und nehme in dem mir zugewiesenen Bereich Platz. Zum Glück bin ich die Einzige dort und hoffe, dass dadurch meine Wartezeit kurz ausfallen wird. Ich beginne, die Frau von der Anmeldung zu mustern. Sie hat kurz gelocktes, grau-blondes Haar, vermutlich eine Dauerwelle. Ihre schmalen Lippen betont sie mithilfe von knallig pinkem Lippenstift, allerdings ist dieser Farbton meiner Meinung nach viel zu grell. Passend zu ihrer Lippenstiftfarbe sind ihre Fingernägel lackiert. Fröhlich leuchtend – also das komplette Gegenteil zu ihrer momentanen miserablen Laune. Beim genaueren Betrachten erkennt man allerdings, dass sich Traurigkeit in ihren Augen widerspiegelt und sie ihre Lippen fest aufeinandergepresst hat. Ihre patzige Antwort eben hatte also rein gar nichts mit mir zu tun. Ein Punkt, an dem ich auf jeden Fall auch arbeiten sollte und muss – keine Sachen auf mich projizieren. Ich muss damit aufhören, mich ständig für alles verantwortlich zu fühlen, denn das bin ich nicht. Wenn jemand patzig antwortet oder schlechte Laune hat, bin ich nicht automatisch verantwortlich dafür. Auch wenn es Jahre gedauert hat, habe ich zumindest den Ursprung dieses Problems mittlerweile erkannt – meine Kindheit. Meine Mutter war launisch, narzisstisch und unberechenbar. Was auch immer bei ihr scheiße lief – ich war der Sündenbock – und das bekam ich auch mehr als deutlich zu spüren. Leider ähnelt mein Ex ihr in diesem Punkt sehr. Ja, die Vergangenheit prägt einen. Auch wenn man versucht, davor wegzulaufen, in bestimmten Situationen holt sie dich immer wieder ein. Katapultiert dich immer wieder zurück und längst totgeglaubte Verhaltensmuster dringen erneut durch. Der Schmerz sitzt tief in mir und das Päckchen, das ich mit mir rumschleppe, ist an manchen Tagen viel zu schwer für mich. Doch im Laufe der Jahre habe ich zumindest eines gelernt: den Schmerz und die Enttäuschung hinter dem strahlendsten Fake-Lächeln zu verstecken.

Plötzlich wird neben mir die Tür aufgerissen und ein junger Arzt bittet mich ins Behandlungszimmer.

Ich habe mich zwar erschrocken, stehe aber auf und begrüße ihn lächelnd. Mit pochendem Herzen betrete ich das Zimmer, stelle meine Tasche neben dem Behandlungsstuhl ab und nehme Platz. Er wirft einen kurzen Blick auf die Einweisung.

„Na dann wollen wir mal schauen“, sagt er in einer widerlichen und viel zu hohen Tonlage. Er grinst breit und entblößt so seine viel zu weißen Zähne. Gegen meinen Willen fange ich an, ihn zu mustern. Wenn ich sein Alter schätzen müsste, dann würde ich auf Mitte 30 tippen. Seine blonden Haare hat er streng nach hinten gestylt und trägt unter seinem Arztkittel ein weißes Marc-O’Polo-Shirt. Selbstverständlich ist der Kittel offen, damit jeder das Logo gut sehen kann. Dazu eine enge Skinny-Jeans. Wer hat sich so etwas nur ausgedacht? Die dicke Rolex an seinem linken Handgelenk funkelt mehr, als es ein klarer Sternenhimmel jemals könnte. Er ist wahrscheinlich der Typ Mann, der einer Frau alles verspricht und sie dann rammelt wie ein kleines Karnickel.

„Mund bitte einmal weit öffnen“, fordert er. Ich tue, was er sagt, damit er mit der Untersuchung beginnen kann. Diese ist mehr als schmerzhaft – immer wieder sticht er mir mit einer Nadel in meine vereiterten Mandeln. Die Begründung hierfür habe ich nicht ganz verstanden, lasse die Behandlung aber brav über mich ergehen. Vielleicht ist er auch nur etwas sadistisch veranlagt. Am liebsten würde ich ihn kräftig vors Schienbein treten, unterdrücke aber dieses Verlangen. Stattdessen balle ich die Hände zu Fäusten, so stark, dass die langen Fingernägel mir in die Handfläche schneiden. Mein komplettes T-Shirt ist nassgeschwitzt und ich hoffe, dass er mit seiner Folter schnell fertig wird. Er lächelt immer wieder – Wichser!

„So, das war’s auch schon. Sie können dann jetzt gleich auf Ihr Zimmer. Dort wird Ihnen dann der Zugang gelegt und wir können mit der ersten Gabe von Penicillin V anfangen.“

Fuck! Ich hasse es, wenn mir ein Zugang gelegt werden muss. Selbstverständlich habe ich versucht, mich darauf einzustellen, aber bis eben hatte ich noch die Hoffnung, dass ich wieder nach Hause darf. Frustriert schnappe ich mir meine Tasche und folge der Krankenschwester wortlos, die mich aufs Zimmer bringt.

Mit jedem Schritt, den wir uns dem Zimmer nähern, wird mein Kloß im Hals größer. Ich will nach Hause – zu Maja. Etwas Erleichterung macht sich in mir breit, als wir mein Zimmer erreichen und ich feststelle, dass ich es allein für mich habe.

Erschöpft setze ich mich aufs Bett, schließe kurz die Augen und versuche, mich mental auf gleich einzustellen, als es zögernd an der Tür klopft. Eine Schwester, die ungefähr meine Körpergröße von 1,60 m haben müsste, begrüßt mich freundlich und möchte den Zugang legen. Ich lächle, nicke zögernd und hoffe, dass es ihr schnell gelingt. Doch sie wird leider nicht erfüllt, und wir sind mittlerweile bei dem dritten Versuch angelangt, und jeder weitere ist schmerzhafter als der vorherige.

Die Frau ist freundlich und gibt sich große Mühe. Ihre großen braunen Augen schauen mich immer wieder mitfühlend an. Meine Venen sind weder gut zu sehen noch zu ertasten. Diese Problematik ist nicht neu. Dennoch bin ich unendlich froh, wenn diese Tortur überstanden ist.

„Es tut mir leid! Wir müssen doch die Hand nehmen.“ Verdammt, mir bleibt heute nichts erspart. Ich halte ihr die linke Hand hin. Der vierte Versuch glückt endlich, und die erste Gabe der Infusion sowie des Schmerzmittels fließen brennend durch meine Venen.

Erneut mache ich es mir im Bett bequem und bin dankbar dafür, dass das Schmerzmittel relativ schnell wirkt.

Mein Handy vibriert und ein Videoanruf von Maja blinkt auf dem Display auf. Sofort setze ich mich wieder auf, drücke auf Annehmen, und da erscheint ihr Gesicht. Ihre großen grünen Katzenaugen schauen neugierig in die Kamera. Fast jeder sagt, dass wir die gleichen Augen haben, und sie haben recht, sie sind beinahe identisch, bloß schimmern ihre bei Tageslicht manchmal etwas bläulich. Ihre vollen Lippen hat sie ebenfalls von mir.

„Hallo Mama.“ Diese zwei Wörter reichen aus, um das Bedürfnis zu wecken, meine Sachen zu packen und direkt nach Hause zu wollen.

„Hallo, mein Engel. Na, wie geht es dir?“, frage ich sie mit sanfter Stimme. Die Sehnsucht und das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen, werden unerträglich, aber ich lasse mir nichts anmerken und lächle gekonnt in die Kamera.

„Gut. Bist du allein, Mama? Wann kommst du nach Hause?“

„Ja, hier im Zimmer bin ich allein“, antworte ich ihr und lasse die Kamera durch das Zimmer schweifen.

„Mh, ich kann dir noch nicht genau sagen, wann ich wieder nach Hause komme, aber sicherlich bald.“

„Okay. Wo ist denn Löwi?“, möchte Maja wissen. Oh, Löwi, unser flauschiger Beschützer, den ich leider zu Hause vergessen habe. Immer wenn wir, insbesondere Maja, traurig oder krank sind, wird er gekuschelt. Schon seit Jahren kümmert sich Maja liebevoll um dieses Kuscheltier. Ihre Geschichte begann damals in Majas Kindergartenzeit, als sie sehr große Schwierigkeiten hatte, sich in den Kindergarten einzuleben. Also beschloss ich, ihr einen plüschigen Beschützer zu kaufen. Was hätte besser gepasst als ein süßer Löwe? Die Kindergartenzeit ist zwar längst vorbei, aber Löwi ist weiterhin unser Beschützer geblieben.

„Ich habe ihn zu Hause gelassen, bei dir. Wenn ich momentan nicht mit dir kuscheln kann, dann soll er es übernehmen.“ Ich zwinkere ihr zu.

„Du brauchst ihn doch! Ich bringe ihn dir morgen mit, Mama! Er beschützt dich und kuschelt mit dir!“ Ach, mein kleiner Engel.

Der Videoanruf stimmt mich tief im Inneren traurig. Zu gern würde ich ihr unzählige Küsse auf ihre Wangen geben und sie fest in den Arm nehmen. Ich werfe Maja durch die Kamera einen Handkuss zu und sage ihr, wie lieb ich es finde, dass sie mir Löwi als Beschützer überlassen möchte. Maja erwidert diesen freudestrahlend. Wir unterhalten uns darüber, wie ihr Tag so war, und dann ist es an der Zeit, den Anruf zu beenden. Es ist schon spät, und wir brauchen beide etwas Schlaf. Ich kämpfe gegen die aufsteigenden Tränen an und drücke schnell den Knopf, und das Fenster schließt sich.

Bald bin ich wieder bei dir, mein kleiner Engel.

Kapitel 2

Ich blinzle. Warum ist es auf einmal so hell? Wie spät ist es? Orientierungslos versuche ich, meine Augen zu öffnen, aber sie fühlen sich an wie Blei.

„Entschuldigung fürs Wecken, aber die Visite ist heute früher als gewöhnlich. Mein Name ist Katsuya Katō. Wie geht es Ihnen heute?“, fragt mich jemand mit einer rauen Stimme. Das ist der Moment, an dem ich direkt meine Augen aufreiße und in verführerische braune Mandelaugen blicke. Die Zeit bleibt stehen. Es ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, dass sich ein Blick durch mich hindurchbohrt und kein oberflächliches Mustern. Nein, diese braunen Augen bohren sich viel tiefer in mich, durchdringen die Fassade, die ich mir mühsam aufgebaut habe.

„Ähm…“, stammle ich überfordert. Mehr bringe ich nicht über die Lippen. Dafür merke ich allerdings, dass mein Gesicht knallrot anläuft. Allein dieses Wissen genügt, dass es noch röter wird. Sophie, du bist 35 Jahre alt und kein 15-jähriges pubertierendes Mädchen mehr, und dennoch läufst du wie eine Tomate rot an. Am liebsten würde ich mich unter der weiß-blau gestreiften Decke verstecken.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragt er mich lächelnd, und süße Grübchen kommen zum Vorschein. Nein. Verdammt! Wie sollte alles in Ordnung sein? Hier steht ein bildhübscher Mann vor meinem Bett, der es geschafft hat, mein Interesse innerhalb einer Sekunde zu wecken, und ich sehe aus wie ein Häufchen Elend. Und unter uns: Die erste Begegnung mit einem heißen Japaner habe ich mir definitiv anders vorgestellt – aufgestylt, sexy und lasziv, aber ganz sicher nicht so. Wobei ich mir gerade nicht einmal sicher bin, ob er wirklich Japaner ist. Neugierig werfe ich einen Blick auf sein Namensschild. Katsuya Katō ... Mh, schwierig, es anhand dessen abzuleiten. Aber ja, er stammt auf jeden Fall aus dem asiatischen Raum. Zumindest das lässt sich durch seinen helleren Hautton und die Augenform ableiten. Aber es ist eigentlich auch egal, woher er genau stammt, denn eine Sache steht zu eintausend Prozent fest – er ist heiß – verdammt heiß.

Dr. Katō räuspert sich, und ich schaue auf. Ein schelmisches Grinsen ziert sein Gesicht und lässt keinen Zweifel daran bestehen, dass er genau weiß, dass ich ihn gemustert habe.

„Ähm. Ja klar. Alles gut. Mir geht es schon viel besser. Vielen Dank“, flüstere ich lächelnd und hoffe, dass er sich umdreht und geht, denn jede weitere Sekunde mit ihm in diesem Raum ist eine zu viel. Auf so eine Begegnung war ich nicht vorbereitet – auf IHN war ich nicht vorbereitet. Es ist nicht die Tatsache, dass ich ihn äußerst anziehend finde. Nein, es ist etwas anderes, etwas, was viel tiefer geht. Peinlich berührt wende ich meinen Blick von ihm ab und schaue aus dem Fenster. Bei dem Versuch, mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, bleibe ich mit der Kanüle an der Bettdecke hängen, und der plötzliche Schmerz lässt mich zusammenzucken.

„Sind Sie sich sicher, dass alles in Ordnung ist?“

„Sorry, der Zugang liegt etwas ungünstig! Leider ging es an keiner anderen Stelle, und die Schwester musste ihn mir an der Hand legen“, stammele ich. Keine Ahnung, warum ich mich vor ihm rechtfertige.

„Mhh, wenn Sie möchten, schaue ich mir das sehr gerne noch einmal an. Keine Angst, ich werde vorsichtig sein“, sagt er zwinkernd. Er greift selbstbewusst nach meiner Hand, ohne eine Antwort von mir abzuwarten. Diese Berührung löst ein Prickeln in meinem gesamten Körper aus. Fuck Sophie! Reiß dich zusammen! Ich atme tief ein.

„Ich habe keine Angst“, antworte ich kühl – geht doch, Sophie! Er tastet vorsichtig und konzentriert meinen Arm ab, dabei habe ich die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Dr. Katō hat schwarzes längeres Haar. Ich würde darauf tippen, dass es schulterlang ist. Schwer einzuschätzen, da er sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hat. Zwei Strähnen fallen ihm ins Gesicht, als er seinen Kopf nach unten beugt. Für seine vollen und langen Wimpern beneiden ihn wahrscheinlich unzählige Frauen. Ganz zu schweigen von seinen vollen Lippen. Wie gerne würde ich sie sanft mit den Fingern nachzeichnen? Erst sie, dann das markante Kinn, an seinem Hals entlang, hinunter zu seinen Schlüsselbeinen… Ich schlucke schwer. Dieses Kopfkino muss aufhören. Aber ja, dieser Mann ist der anziehendste, dem ich jemals begegnet bin, und seine schwarze Kleidung lässt ihn noch sexier und verdorbener wirken. Nur der weiße Arztkittel ist das einzig helle Kleidungsstück an ihm und wirkt irgendwie fehl am Platz.

„Ich habe eine andere Stelle gefunden. Wäre es Ihnen hier am Arm angenehmer?“ Okay, das ging fix. Er zeigt einen Punkt seitlich an meinem Unterarm.

„Ich könnte Ihnen den Zugang auch in der Armbeuge legen, allerdings habe ich die Befürchtung, dass er Sie dort ebenfalls stören würde.“

„Diese Stelle ist perfekt“, versichere ich ihm schnell. Er legt mir die Manschette am Oberarm an und bittet mich, mit der Hand eine Faust zu bilden. Den Blickkontakt mit ihm vermeide ich bewusst, während ich meine Faust immer wieder öffne und schließe. Ein Blick in seine Augen würde mich nur wieder komplett aus dem Konzept bringen. Gekonnt legt er ohne jegliche Schwierigkeiten den Zugang und entfernt schmerzlos den anderen. Er bittet mich, einmal den Mund zu öffnen, und misst meine Temperatur.

„Sie haben eine leicht erhöhte Körpertemperatur. Ich werde Ihnen gleich etwas gegen das Fieber und die Schmerzen bringen lassen, dann sollte es Ihnen zügig wieder besser gehen.“ Diese scheiß Mandelentzündung ist bestimmt nicht der Grund für meine erhöhte Temperatur.

Als er das Zimmer verlässt, greife ich direkt nach meinem Handy und öffne WhatsApp. Mit zittrigen Händen tippe ich eine Nachricht in unseren Mädels-Gruppenchat.

Ich: Haha! Ihr werdet mir nie im Leben glauben, was eben passiert ist! Hier stand so ein heißer Arzt vor meinem Bett. Ich glaube, er ist Japaner, bin mir aber nicht ganz sicher.

Elena: Lebt er noch? :D:D:D

Ich: Hahaha. Fick dich! Klar lebt er noch!

Elena: Du bist also nicht komplett über ihn hergefallen?!

Ich: Schön wär’s gewesen. Aber nein, leider nicht. Ich liege flach im Bett und sehe aus wie ein Häufchen Elend, habe weder ein vernünftiges Höschen an, noch bin ich frisch rasiert. Dazu stinke ich wie sonst was. Aber schön, dass du dich nach seinem Wohlbefinden erkundigst :D

Alina tippt, und da ich weiß, was für eine Predigt folgen wird, lege ich das Handy zur Seite. Unsere Kommunikation gleicht nicht immer der feinen englischen Art, was aber niemals böse oder respektlos gemeint ist. Diese Art gehört zu unserer Freundschaft. Wir ziehen uns gegenseitig auf, lachen gemeinsam, weinen zusammen und sind füreinander da, egal um welche Uhrzeit. Elena und ich haben den Glauben an die große Liebe verloren, was aber nicht bedeutet, dass wir auf die Männer verzichten wollen. Ganz im Gegenteil, wir genießen die Vorteile eines Fuckboys in vollen Zügen. Jemanden, mit dem man nicht stundenlang reden muss und sich einfach nehmen kann, wann und was man möchte. Alina ist das komplette Gegenteil von uns. Sie ist die Romantikerin durch und durch und würde sich niemals auf etwas Lockeres einlassen. Höchstwahrscheinlich wird sie auch niemals die Hoffnung daran verlieren, dass Elena und ich auch noch unseren Mr. Right treffen. Dieser Kontrast zwischen uns ist der Grund, warum unsere Gespräche nie langweilig sind. Zuerst wird wild diskutiert, und dann brechen wir lachend in Tränen aus. Besonders wenn Elena oder mir das Wort „Schwanz“ oder „Ficken“ über die Lippen rutscht. Alina läuft rot an und regt sich tierisch über diese „vulgäre“ Ausdrucksweise auf. Spätestens ab diesem Zeitpunkt beginnt Eva zu lachen. Sie und Fiona gehören ebenfalls zu unserer Freundesgruppe, und sie schaffen einen gewissen Ausgleich in unserer Gruppe – quasi eine Mischung aus Alina, Elena und mir. Beide sind verheiratet und haben jeweils ein Kind. Schon alleine der Gedanke an meine Mädels zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Das Handy vibriert wie verrückt, ein Zeichen dafür, dass in unserer Gruppe hitzig diskutiert wird. Alina tobt wahrscheinlich und wird mich ermahnen, mich bloß anständig zu benehmen, während Elena fragt, worauf ich warte, um die Situation weiter anzuheizen. Auch wenn es mir in den Fingern juckt und ich am liebsten nachschauen möchte, was in der Gruppe los ist, entscheide ich mich, zuerst duschen zu gehen.

Mit frischer Unterwäsche und einem neuen Jogginganzug aus dem Schrank begebe ich mich ins Badezimmer und schrecke zusammen, als ich einen Blick in den Spiegel werfe. Ich sehe aus wie ein Panda, bloß nicht in süß und knuffig, sondern in abgefuckt und verbraucht. Meine Augen sind glasig, Augenringe umranden sie, und mir fehlt jegliche Gesichtsfarbe. Von den Haaren ganz zu schweigen – sie sind fettig und zerzaust. Ich atme genervt laut aus. Unglaublich, dass ich wirklich gedacht habe, Dr. Katō könnte Interesse an mir haben, denn vor dem Spiegel steht der eindeutige Beweis dafür, dass ich mich definitiv geirrt haben muss. Frustriert schleudere ich die verschwitzte Kleidung auf den Boden und gehe unter die Dusche. Die Wassertropfen berühren erst meine Fingerspitzen, verändern sich langsam von kalt auf warm, und ich stelle mich unter den warmen Wasserstrahl. Wohltuend lasse ich den Kopf in den Nacken fallen und schließe die Augen. Die heißen Tropfen prasseln auf meine Brüste und fließen dann weiter über den Bauch. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr mein Körper auf Dr. Katō reagiert und welches tiefe Verlangen er in mir ausgelöst hat. Ich presse die Schenkel aneinander und möchte mich dagegen wehren, doch meine Finger beginnen zu wandern. Langsam berühren sie meinen Nacken und gleiten hinab zu den Brüsten. Vorsichtig umkreise ich meine harten Nippel, langsam und sanft. Die quälende Lust zwischen meinen Schenkeln wird immer größer und schreit nach mehr. Ein leises Stöhnen kommt mir über die Lippen, als ich an seinen perfekten Mund denke und mir in die Brustwarze kneife. Für mich gibt es kein Zurück mehr. Gerade als ich meine Knospe berühren möchte, schrecke ich auf.

„Hallo? Ist alles okay bei Ihnen? Sie sollten so nicht allein duschen gehen!“ Die Frauenstimme hinter der verschlossenen Tür klingt verärgert.

„Ich bin sofort fertig!“, versichere ich ihr. Verdammt! In Windeseile wasche ich mir die Haare, brause meinen Körper ab und schlüpfe in die frischen Anziehsachen. Ich betrete das Zimmer und blicke direkt in blaue, verengte Augen. Die Krankenschwester scheint wirklich sauer zu sein.

„Ab ins Bett mit Ihnen. Hier ist Ihre Medizin gegen die Schmerzen und das Fieber. Ich möchte Ihnen jetzt auch gerne das Antibiotikum verabreichen“, befiehlt sie mir in einem strengen Tonfall.

Ich finde ihr Verhalten etwas übertrieben, entschuldige mich aber dennoch bei ihr und setze mich dann aufs Bett. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, halte ich ihr stumpf meinen Arm hin. Sie verliert ebenfalls kein Wort, während sie den Infusionsbeutel mit dem Penicillin anschließt und danach einfach wieder aus dem Zimmer verschwindet. Ich warte auf das übliche Brennen, das sich sonst in meinen Venen ausgebreitet hat, sobald das Antibiotikum durch sie floss, doch es bleibt aus. Der heiße Arzt von heute Morgen hat wirklich gute Arbeit geleistet.

Während ich im Bett liege, lasse ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Irgendwie wirken die Krankenhauszimmer immer so ungemütlich. Die Wände sind zwar in einem dezenten Pastellgelb gestrichen, und ein Landschaftsgemälde hängt an der länglichen Wand vor meinem Bett, dennoch wirkt der Raum kühl. Erdige Töne hätten ihm definitiv mehr Wärme verliehen und wären trotzdem nicht zu intensiv gewesen.

Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es draußen nicht gemütlicher zu sein scheint, denn graue Wolken bedecken den Himmel. Es regnet zwar nicht, dafür schwingen die Äste der Bäume stark hin und her. Ein typisches Aprilwetter. Zu Hause hätte ich es mir jetzt in einer dicken, kuscheligen Decke bequem gemacht und einen Kaffee getrunken. Zu Hause … Ich schiebe den Gedanken beiseite, schließe meine Augen und versuche, es mir hier, unter der kalten Krankenhausbettwäsche, gemütlich zu machen, denn Schlaf ist bekanntlich die beste Medizin.

Einige Male wälze ich meinen Körper hin und her, bis endlich ein leichter und traumloser Schlaf eintritt. Ein Klopfen an der Zimmertür lässt mich aufwachen. Wie lange habe ich geschlafen? Hoffentlich ist es Maja. Gespannt und voller Vorfreude setze ich mich auf und blicke zur Tür, welche sich langsam öffnet.

„Oh. Hallo, Herr Doktor“, begrüße ich mit einem unschuldigen Lächeln den heißen Arzt von heute Morgen.

„Hey“, erwidert er mit einem schelmischen Grinsen. Er schaut mir direkt in die Augen, als er sich langsam auf den Weg zu mir macht.

Kapitel 3

Unser Blickkontakt ist intensiv, und ich habe wieder das Gefühl, dass seine Augen sich in mich hineinbohren. Ich versuche, ihm standzuhalten, doch ich merke, dass ich diesen Kampf verliere und ihm machtlos ausgeliefert bin. Ja, ich weiß, es klingt verrückt, und ich würde Elena für wahnsinnig erklären, wenn sie mir so etwas über sich erzählen würde. Wir sind völlig Fremde, deren Wege sich durch Zufall gekreuzt haben, und doch fühlt es sich so an, als hätte man sein Gegenstück gefunden. Wie das Yin-und-Yang-Zeichen, das zusammengefügt ein Ganzes ergibt. Innerlich lache ich sarkastisch auf. Es ist Blödsinn. Totaler Quatsch! Ich weiß nicht, woher diese Gedanken kommen. Entweder wird mein Gehirn durch die ganzen Medikamente so vernebelt, oder es liegt einfach nur an der Tatsache, dass ich seit fast einem Monat keinen Sex mehr hatte. Eine der beiden Vermutungen wird der Grund dafür sein, alles andere würde keinen Sinn ergeben. Alina ist die Romantikerin, nicht ich. Ich glaube nicht an die Liebe auf den ersten Blick – jedoch an Seelen, die zueinanderfinden, wenn es für sie bestimmt ist …

Kaum merklich schüttele ich mich kurz und unterbreche den Blickkontakt. Am Bett angekommen, greift er nach meinem Arm. Vorsichtig, aber dennoch bestimmend.

„Ich möchte nur noch mal nach dem Zugang schauen. Ist noch alles in Ordnung?“ Ich nicke nur, da ich kein Wort über meine Lippen bekomme. Sobald Dr. Katō in meiner Nähe ist, ist nichts mehr von der selbstbewussten und taffen Frau übrig, und dafür hasse ich mich jetzt schon. Aus dem Augenwinkel nehme ich sein arrogantes und kühles Lächeln wahr. Er spürt, dass er mich aus dem Konzept bringt, und genießt es förmlich.

„Ich schaue später noch einmal vorbei und dann …“

„Mamaaaaa!“ Mein Engel wirft die Tür auf und kommt freudestrahlend auf mich zugelaufen. Sie hüpft sofort auf mein Bett und drückt mich fest. Es tut so gut, sie in den Armen zu halten. Ich schließe die Augen, inhaliere den süßen Duft nach Erdbeershampoo, der sich mit ihrem Eigenduft vermischt hat, und küsse ihre roten Wangen. Endlich ist sie da, und am liebsten würde ich sie gar nicht mehr loslassen. Wenn es tatsächlich ein Yin und Yang zwischen Menschen gibt, dann ist Maja mein Gegenstück.

„Ah, mein Engel. Ich freue mich so sehr, dich zu sehen!“ Ich gebe ihr noch einmal einen dicken Kuss auf ihre Wange und löse mich dann von ihr.

Langsam hebe ich meinen Blick, um Majas Oma zu begrüßen, doch ich schaue in seine verengten Augen. Sein Blick ist eiskalt, und das Lächeln von eben ist verschwunden. Mit aufeinandergepressten Lippen nickt er mir kühl zu und verlässt den Raum.

Verwundert schaue ich ihm kurz nach. Sein Verhalten irritiert mich, aber ich beschließe, mich nicht weiterhin damit zu befassen. Immerhin sind wir Fremde, und sein Verhalten sollte mir egal sein. Sollte …

„Hallo, Sophie. Wie geht es dir?“, fragt Majas Oma mich, während sie mich fest umarmt.

„Hallo. Mir geht es schon viel besser. Dankeschön. Und wie ist es bei euch? Klappt alles?“, erkundige ich mich lächelnd.

„Bei uns ist alles gut soweit. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Werd in Ruhe gesund. Das ist das Wichtigste, oder, Maja?“ Meine kleine Mini-me-Version kuschelt sich fest in meinen Arm und nickt. Sanft streichle ich ihr über die Wange.

„Ich lasse euch Zwei mal etwas allein und gehe in die Cafeteria. Soll ich euch ein Stück Kuchen mitbringen?“

Direkt ertönt ein euphorisches „Ja“ aus Majas Mund, das uns alle schmunzeln lässt.

Sobald die Zimmertür leise ins Schloss fällt, kuschelt sich Maja noch fester an mich, so wie wir es sonst jeden Abend machen. Nur sie und ich – ohne irgendwelche Medien, ohne Alltagsstress, ohne jeglichen Zeitdruck. Eine ganze Weile bleiben wir so liegen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Doch irgendwann blickt Maja auf und bricht das Schweigen.

„Mama, wann kommst du wieder nach Hause?“

„Nicht mehr lange, mein Engel. Dann bin ich wieder da. Genieß die Zeit mit Oma und Opa. Und ich bin mir sicher, dass sie dich den ganzen Tag verwöhnen“, antworte ich ihr mit einem Zwinkern. Ich versuche, sie aufzuheitern, denn ich sehe die Enttäuschung in ihren Augen.

„Morgen früh werde ich als Erstes nachfragen, wann ich wieder nach Hause darf, okay?“, probiere ich es weiter und gebe ihr einen dicken Kuss auf die Stirn.

„Okay“, flüstert sie leise zurück. Ein Klopfen an der Tür unterbricht unsere Unterhaltung. Oma ist zurück mit zwei Stückchen Schokoladenkuchen. Meine Halsschmerzen sind zwar schon besser, dennoch tut das Schlucken noch verdammt weh, also überlasse ich Maja das ganze Stück. Freudestrahlend verschlingt sie es und erzählt mir dann aufgeregt von ihrem Tag. Die Zeit vergeht im Flug, und ich genieße jede einzelne Sekunde mit ihr. Doch irgendwann ist es an der Zeit zu gehen, und Maja schaut mich plötzlich ganz erschrocken an.

„Mama, ich habe dir Löwi noch gar nicht gegeben!“ Mit großen, leuchtenden Augen gibt sie mir ihn. Voller Freude, dass sie an ihn gedacht hat und ich nun einen Beschützer hier habe.

„Löwi, pass gut auf meine Mama auf!“, befiehlt sie ihm. Mein Herz schmerzt, aber ich lasse mir nichts anmerken, wie so häufig. Ich drücke beide fest, und sie verabschieden sich. Die Tür fällt leise zu, und direkt ist mein Kloß der Traurigkeit im Hals wieder da. Aber nicht mehr lange, dann bin ich endlich wieder bei dir. Das ist alles, was zählt.

Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden und somit bald an der Zeit für die nächste Infusion. Nachdenklich mustere ich den Zugang, den er mir gelegt hat. Irgendetwas an Dr. Katō fasziniert mich und zieht mich in seinen Bann. Wenn ich nur wüsste, was, dann könnte ich dagegen ankämpfen und versuchen, mich dagegen zu wehren. Ich möchte mir nicht sinnlos den Kopf wegen irgendeinem Mann zermürben. Und dennoch passiert es, und die Frage, warum er eben kommentarlos das Zimmer verlassen hat, schwirrt mir die ganze Zeit im Kopf herum. Vielleicht mag er keine Kinder? Ende, Sophie! Wahrscheinlich interpretiere ich viel zu viel hinein. Er ist nur mein behandelnder Arzt, mehr nicht. Frustriert strecke ich mich, als das Handy vibriert. Kurz überlege ich, es zu ignorieren und erst später einen Blick aufs Display zu werfen. Ach komm, scheiß drauf. Ich habe gerade sowieso nichts Besseres zu tun, denke ich mir und hole das Handy doch aus dem Nachttisch.

Zügig beantworte ich die Nachrichten von Arbeitskollegen und Bekannten und bedanke mich für die Genesungswünsche. Danach ist es an der Zeit für den Mädels-Gruppenchat, und ein Grinsen ziert meine Lippen, noch bevor ich ihn überhaupt geöffnet habe. Schnell überfliege ich die ersten Nachrichten und stelle fest, dass Popcorn oder ein Glas Wein jetzt ganz nett wären, denn meine Vermutung war richtig: Elena und Alina haben sich ein kleines Battle geliefert. Angefangen damit, dass Elena mir angeboten hat, einen Rasierer, Rasierschaum und heiße Unterwäsche vorbeizubringen. Daraufhin fragte Alina sie, wie alt wir denn bitte wären. Wir müssten langsam mal erwachsen werden, uns dementsprechend benehmen und nicht wie pubertierende Teenager durch die Gegend laufen. Wir wären nicht mehr Mitte 20. Elena schlug vor, schon mal unsere Rente zu beantragen und das Testament fertigzustellen. Fiona und Eva fragten nur nach Fotos. Klar, ich habe den heißen Arzt erst einmal um ein Foto-Shooting gebeten. Am besten oben ohne.

Ich: Mädels, ihr macht mich fertig. Echt! :D Er ist ein heißer Arzt, da wird definitiv nichts laufen – leider. Wenn ihr euch benehmt, dürft ihr mich morgen besuchen kommen. Ich lege mich hin. Gute Nacht! Fühlt euch gedrückt!

Okay, es ist 18:00 Uhr, und ich spiele mit dem Gedanken, mich schlafen zu legen. Ja, Elena. Reich schon mal die Rente für uns ein. Ich lege das Handy zur Seite, und es beginnt erneut, wie wild zu vibrieren. Höchstwahrscheinlich startet gerade die nächste Diskussion in unserer Gruppe. Mein Herz bleibt stehen, und mir stockt der Atem, als sich die Tür plötzlich öffnet. Doch es ist nicht Dr. Katō, sondern eine neue Patientin, die reingefahren wird. Enttäuschung macht sich in mir breit, trotzdem richte ich mich neugierig auf. Ein junger Pfleger schiebt ein Bett, in dem eine ältere Patientin mit weißem Haar liegt, ins Zimmer.

„Guten Abend, Frau May. Ich habe Ihnen Verstärkung mitgebracht“, teilt er mir lächelnd mit, während er ihr Bett neben meines schiebt und dort die Rollen befestigt. Da ich weiß, was mich erwartet, als er sich mir zuwendet, halte ich ihm schon direkt den Arm hin.