Katz und Maus - Simon Beckett - E-Book

Katz und Maus E-Book

Simon Beckett

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Beschreibung

Eigentlich hat David Hunter die Folgen des Überfalls vor einigen Jahren verarbeitet. Dachte er. Aber dann findet er vor seiner Haustür eine Reisetasche mit grauenvollem Inhalt, und die Vergangenheit meldet sich zurück … Eine David-Hunter-Geschichte, spannend und kurzweilig.

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Seitenzahl: 45

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Simon Beckett

Katz und Maus

Eine David Hunter Story

Aus dem Englischen von Hans-Ulrich Möhring

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Über Simon Beckett

Simon Beckett arbeitete als Hausmeister, Lehrer und Schlagzeuger, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Als Journalist bekam er Einblick in die Polizeiarbeit, und dieses Wissen verarbeitet er in seinen Romanen.

 

Allein in Deutschland wurden bereits 7 Millionen Bücher des Autors verkauft. Für einige seiner Thriller hat er auf der «Body Farm» in Tennessee recherchiert. Der Autor ist verheiratet und lebt in Sheffield.

Die Katze hatte Geduld. Sie war von den Gerüchen angelockt worden, die das kleine Loch im Mauerwerk verströmte, und von den davor herumliegenden Köteln. Einige waren frisch, und ein Instinkt, unbewusst wie das Atmen, sagte ihr, dass ihre Beute da war. Sie hatte hinter einem Busch Stellung bezogen, alle Sinne auf das Loch gerichtet. Viele Male schon hatte sie das vergeblich getan, doch das Hirn des Tiers speicherte keine Enttäuschungen und Misserfolge. Jedes Mal, wenn sie herkam, beobachtete sie das Loch mit derselben Gebanntheit.

Und wartete.

 

Der Geruch hätte mich stutzig machen müssen.

Ich war spät dran. Nach einem endlos langen Flug von Belfast war ich erst in der Nacht zu Hause in London eingetroffen. Die Woche über hatte ich in Nordirland nach den sterblichen Überresten eines Polizeiinformanten gesucht. Er wurde vermisst, seit er sechzehn Jahre zuvor von Maskierten aus seinem Haus verschleppt worden war, und alle gingen von einem der vielen politischen Morde aus. Jetzt aber gab es einen Hinweis, wonach sein Leichnam irgendwo in einer Schonung vergraben worden war, einem ungefähr einen Quadratkilometer großen Gelände.

Das Problem war wie immer, ihn zu finden.

Längst verstorbenen Personen Informationen zu entlocken ist ein leidiges Geschäft. Im besten Fall ist es schwierig; ohne Leiche ist es unmöglich. An der Seite von forensischen Botanikern, Archäologen und Suchexperten, die ebenfalls hinzugezogen worden waren, hatte ich getan, was ich konnte. Nach einer Woche war klar, dass wir nichts finden würden. Falls die Leiche des Informanten je dort im Wald gewesen war, würde sie dort auch bleiben.

Das war beileibe nicht die erste polizeiliche Ermittlung, bei der ich hinterher mit leeren Händen dastand, doch das machte die Sache nicht weniger frustrierend. Auch nicht das Gewitter, aufgrund dessen mein Flug drei Stunden Verspätung hatte. Ich blickte durch die Fenster der Abflughalle, während am Himmel der gedämpfte Donner grummelte und Blitze auf die schutzlosen Metallzylinder wartender Flugzeuge zuckten.

Deshalb war es nach Mitternacht, als ich endlich die hohe viktorianische Villa erreichte und meine Erdgeschosswohnung aufschloss. Wie immer hatte es etwas Deprimierendes, in leere Räume zurückzukehren, die seit meiner Abreise unberührt geblieben waren. Ich warf die Post ungeöffnet auf den Esstisch und verschob das Auspacken meiner Reisetasche auf den Morgen. Normalerweise hätte ich mir ein Glas Whisky genehmigt, um mich zu reakklimatisieren und den Katzenjammer zu vertreiben, der mich nach einem ungelöst bleibenden Fall immer heimsucht. In dieser Nacht jedoch wollte ich nur noch ins Bett fallen und schlafen.

Ich war so erschöpft, dass ich glatt vergaß, den Wecker zu stellen. Ich wachte auch so auf, aber eine halbe Stunde später als geplant. Um neun hatte ich ein Treffen mit der neuen Leiterin des Forensischen Instituts, das ich schon zweimal wegen dringender Polizeieinsätze hatte verschieben müssen. Fluchend erledigte ich im Eiltempo die gewohnten morgendlichen Verrichtungen, duschte hastig und ritzte mich schmerzhaft mit dem Rasierer am Hals. Klasse.

Das Frühstück bestand aus einer halb getrunkenen Tasse Kaffee, dann schnappte ich mir Tasche und Mantel und stürzte hinaus. Meistens fuhr ich mit dem Auto zur Arbeit, denn zum einen lag das Institut nicht in der Nähe der Bahn, und zum andern wusste ich nie, ob ich nicht plötzlich angefordert wurde und in einem anderen Landesteil eine Leiche untersuchen musste. Es war selten so dringend, dass ich nicht noch mal nach Hause fahren und packen konnte, aber vorgekommen war das durchaus schon. Halb London zu durchqueren, um den Wagen zu holen, war der perfekte schlechte Start für eine Untersuchung.

Und es gab auch niemanden, von dem ich mich hätte verabschieden müssen.

In der Regel brach ich früh genug auf, um den schlimmsten Berufsverkehr zu vermeiden, aber heute konnte ich sicher sein, mitten ins Getümmel zu geraten. Ich eilte in den gefliesten Flur und machte die Haustür auf, vor lauter Hast entging mir der schwache eklige Geruch, der in der Luft lag. Als ich hinaustrat, wäre ich fast über die Tasche auf der Schwelle gestolpert.

Es war eine abgestoßene rote Sporttasche. Das PVC war rissig und schmutzig, und der Tragriemen war ab. Sie sah nicht so aus, als wäre daran viel verloren, aber irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht, sie mir vor die Haustür zu stellen.

Ich blickte mich um. Wie üblich zu dieser Tageszeit waren recht viele Leute auf der Straße, eine ungeduldige Mutter, die ihre Kinder ins Auto scheuchte, um sie zur Schule zu fahren, und mehrere Büroangestellte, die forsch zur nahen U-Bahn-Station marschierten. Sie alle konnten die Tasche vor meiner Tür deponiert haben, aber keiner sah danach aus.