Kein CEO ist auch keine Lösung - Karin Lindberg - E-Book

Kein CEO ist auch keine Lösung E-Book

Karin Lindberg

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Beschreibung

Ein Millionär. Eine starke Frau. Ein Liebesroman mit romantischem Setting & Happy End

Chelsea hat England gegen das andere Ende der Welt getauscht, Regenwolken gegen Wüstensonne, und ihre zerbrochenen Träume gegen einen Neuanfang. Zwischen Wolkenkratzern und einem Gestüt für Rennpferde hat sie sich ein neues Leben aufgebaut – eines, in dem für Männer und gebrochene Herzen kein Platz mehr ist. Das funktioniert auch wunderbar, bis sie auf einer luxuriösen Yacht-Party auf Aidan trifft. Er ist charmant, erfolgreich und gewohnt, dass ihm die Frauenherzen nur so zufliegen. Als er mit seiner üblichen Masche bei Chelsea landen will, bekommt er eine Abfuhr, die sich gewaschen hat. Ein selbstverliebter CEO ist das Letze, was sie braucht! Ausgerechnet als sie beschließt, ihm fortan aus dem Weg zu gehen, taucht er als Retter in der Not auf. Der erklärte Herzensbrecher legt sich mächtig ins Zeug, um sie für sich zu gewinnen. Ist das nur seine übliche Masche, oder sollte Chelsea sich überzeugen lassen, dass er es ernst meint ...

Ein E-Book zum Verlieben – voller Herzklopfen & Gefühl!

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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KEIN CEO IST AUCH KEINE LÖSUNG

SAND & SWEETHEARTS

BUCH EINS

KARIN LINDBERG

KARIN LINDBERG

Copyright © 2024 by Karin Lindberg

Cover Credits:

Depositphotos.de 161471034, 198718970, 367213666All rights reserved.

Lektorat Dorothea Kenneweg

Korrektorat Ruth Pöß

Karin Lindberg

c/o Autorenbetreuung | Caroline Minn

(Impressumservice)

Kapellenstraße 3

54451 Irsch

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Weitere Informationen unter www.karinlindberg.info.

INHALT

Klappentext

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Hol dir dein Geschenk

Über die Autorin

31. Vorschau Band 2 Sand & Sweethearts

KLAPPENTEXT

Ein Millionär. Eine starke Frau. Ein Liebesroman mit romantischem Setting & Happy End

Chelsea hat England gegen das andere Ende der Welt getauscht, Regenwolken gegen Wüstensonne, und ihre zerbrochenen Träume gegen einen Neuanfang. Zwischen Wolkenkratzern und einem Gestüt für Rennpferde hat sie sich ein neues Leben aufgebaut – eines, in dem für Männer und gebrochene Herzen kein Platz mehr ist.

Das funktioniert auch wunderbar, bis sie auf einer luxuriösen Yacht-Party auf Aidan trifft. Er ist charmant, erfolgreich und gewohnt, dass ihm die Frauenherzen nur so zufliegen. Als er mit seiner üblichen Masche bei Chelsea landen will, bekommt er eine Abfuhr, die sich gewaschen hat. Ein selbstverliebter CEO ist das Letze, was sie braucht!

Ausgerechnet als sie beschließt, ihm fortan aus dem Weg zu gehen, taucht er als Retter in der Not auf. Der erklärte Herzensbrecher legt sich mächtig ins Zeug, um sie für sich zu gewinnen. Ist das nur seine übliche Masche, oder sollte Chelsea sich überzeugen lassen, dass er es ernst meint

Ein E-Book zum Verlieben – voller Herzklopfen & Gefühl! 

PROLOG

Aidan

»Du solltest wirklich zu dieser Party gehen, Aidan.« Meine Assistentin stand im Türrahmen und fixierte mich mit diesem strengen Blick, den ich gar nicht leiden konnte.

»Roxy«, erwiderte ich und unterdrückte ein genervtes Stöhnen, weil ich insgeheim wusste, dass sie recht hatte. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass ich tatsächlich bei diesem verdammten Event auftauchen würde.

»Du weißt, dass ich diese Art von Einladungen für reine Zeitverschwendung halte«, fügte ich an, aber ich wusste, damit konnte ich Roxy nicht überzeugen.

Sie hob eine Braue und trat zwei Schritte näher. Ihre hohen Absätze klackerten über das Parkett. Meine Assistentin sah super aus und traf bei der Klamottenauswahl immer das gewisse Etwas, aber das Beste an ihr war ihr Köpfchen. Sie war geistreich, klug und humorvoll – und überaus nervig, weil sie sich nicht von mir und meiner schlechten Laune beeindrucken ließ. Roxy und ich arbeiteten auf Augenhöhe, und das sollte auch so bleiben. Außerdem flogen zwischen uns keinerlei Funken, und dafür war ich dankbar, denn es machte unsere Geschäftsbeziehung um ein Vielfaches leichter. Sie war über die letzten zwei Jahre zu einer guten geworden, der ich zu einhundert Prozent vertraute, deshalb – und wegen ihrer fachlichen Qualitäten natürlich – kamen wir sehr gut miteinander aus.

»Letzte Woche hast du noch geheult, dass du mehr Netzwerken solltest«, erinnerte sie mich jetzt unnötigerweise an die Gründe, warum ich für heute Abend zugesagt hatte. Ein Zähneknirschen konnte ich danach nicht länger unterdrücken, denn ich bereute diese Entscheidung. Viel lieber würde ich weiter in meinem gediegenen Büro sitzen und über diesen Unterlagen brüten. Ich warf einen Blick aus dem Fenster auf die Skyline von Dubai. Tausende Lichter funkelten über der Stadt, ich liebte den Trubel, die vielen geschäftlichen Möglichkeiten und natürlich die unzähligen Sonnenstunden, die mir die Emirate schenkten. Es gab mehr als genug zu tun, und ich hatte keine Zeit zu verschwenden, schon gar nicht mit neureichen Langweilern und Blendern, die sich auf einer Yacht selbst beweihräucherten.

»Ich habe es mir anders überlegt«, gab ich deshalb knapp zurück.

Roxy zuckte nicht mit der Wimper. »Jetzt benimm dich nicht so, als wärst du sieben Jahre alt und hättest keine Lust auf deine Hausaufgaben. Was ist so schlimm daran, ein paar Stunden auf einem Luxusschiff zu verbringen, leckeres Essen zu genießen und Drinks zu schlürfen, während ihr über den Persischen Golf schippert?«

»Du kannst ja für mich hingehen, wenn du so scharf darauf bist«, gab ich zurück, obwohl ich wusste, dass ich mich, wie sie mir ja auch vorwarf, infantil benahm.

»Sei nicht albern, Aidan.« Sie hob ungeduldig die Schultern. »Mir ist es egal, was du machst. Ich wiederhole nur das, was du mir aufgetragen hast, weil du mein Gehalt bezahlst. Du kennst deine Schwächen sehr gut, deshalb willst du ja, dass ich dich an diesen Termin erinnere.«

»Ich und Schwächen?« Jetzt musste ich doch grinsen, weil sie es immer wieder schaffte, mich spielend leicht auf meine mir selbstauferlegten Pflichten hinzuweisen. Wining and Dining war nicht das, was mir Spaß brachte, aber hin und wieder musste ich mich auf dem gesellschaftlichen Parkett blicken lassen, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu pflegen.

Sie hatte mich nun tatsächlich überzeugt, dass ich mich heute nicht verkriechen konnte. Ich stand auf, dann strich ich die aufgekrempelten Ärmel meines weißen Hemdes nach unten und schloss die Manschetten, ehe ich in meine Anzugjacke schlüpfte.

»Endlich kommst du zur Vernunft. Ich dachte schon, ich muss heute die halbe Nacht auf dich einreden«, kommentierte Roxy trocken.

»Wenn man dir so zuhört, könnte man meinen, ich wäre ein unerträglicher Boss.«

Sie schaute mich mit diesem gewissen Funkeln in den Augen an, das mir verdeutlichte, dass genau das der Fall war. Roxy war taktvoll genug, um es nicht laut auszusprechen. Letztlich wusste ich selbst, dass ich manchmal anstrengend sein konnte. Aber meine Hartnäckigkeit war auch das Geheimnis meines Erfolges: Dass ich nicht lockerließ, dass ich gerne und viel arbeitete und dass ich gewissenhaft auswählte, mit welchen Menschen ich mich beruflich wie privat umgab, hatte mir ein Vermögen beschert. Trotzdem hatte ich keine Lust auf diese Party –, denn dort würde ich mit Sicherheit vielen Leuten begegnen, die mir allein durch ihr blödes Gelaber dermaßen auf die Eier gingen, dass mir jetzt schon der Hals eng wurde.

Roxy wusste vermutlich, was mir durch den Kopf ging, sie schenkte mir daher einen aufmunternden Blick. »Du schaffst das schon, Aidan. Fährst du selbst, oder soll ich einen Fahrer organisieren?«

»Danke, ich nehme meinen Wagen. Wir sehen uns morgen.«

»Ich wünsche dir keinen schönen Abend, weil du das vermutlich als Stichelei empfinden würdest. Wenn was ist, ruf mich nicht an.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in ihrem eigenen Büro.

Ich hatte keine klassische Vorzimmerdame, die für mich Kaffee holte und Schriftverkehr erledigte. Roxy war vielmehr seit zwei Jahren meine rechte Hand, die meine Gedankengänge nachvollziehen konnte und mich in meinem Tun unterstützte. Sie begleitete mich zu vielen Terminen und sorgte dafür, dass ich alles, was ich zu regeln hatte, auch wirklich erledigte. Denn das war eine ganze Menge. Wenn ich wollte, könnte ich vierundzwanzig Stunden am Tag arbeiten, ohne eine Sekunde Langeweile zu empfinden.

Ich hatte hart gekämpft, um da zu stehen, wo ich heute angekommen war. Dafür hatte ich eine Menge getan. Es war mir nicht schwergefallen, gewisse Opfer zu bringen, denn es war schlicht mein Lebensstil, die Dinge anzupacken und so lange weiterzumachen, bis ich meine Ziele erreicht hatte. Eben deswegen grauste mir jetzt schon vor den kommenden Stunden, in denen ich größtenteils mit Smalltalk und belanglosem Lächeln zu tun haben würde. Im besten Falle würde mir eine gut aussehende Frau über den Weg laufen, mit der ich im Anschluss an das Pflichtprogramm ein wenig Zerstreuung fand. Aber auch dabei musste ich aufpassen, bedauerlicherweise glaubten einige Damen nach einer Nacht mit mir, dass ich zu ihrem Traumprinzen mutieren könnte. Das passierte hin und wieder, obwohl ich jede meiner Gespielinnen im Vorfeld darüber aufklärte, dass ich ihnen eine der besten Nächte ihres Lebens zu schenken bereit war, aber niemals mehr. Leider kam es dennoch vor, dass sie guten Sex mit einer sich anbahnenden Romanze verwechselten.

Aber von mir gab es niemals rote Rosen am Morgen danach und auch kein zweites Date. Dafür war ich nicht geschaffen. Ich verließ mein Büro und stieg kurz darauf in meinen schnittigen Wagen, um zu diesem verdammten Termin zu fahren. Vielleicht geschahen ja noch Zeichen und Wunder und ich würde irgendwie darum herumkommen, mir den Abend mit langweiligen Gesprächen um die Ohren schlagen zu müssen. Aber an Wunder glaubte ich leider schon lange nicht mehr.

KAPITEL1

Chelsea

Es war ein herrlich lauer Abend, die Musik war chillig, und ich genoss es sogar ein wenig, mich auf dieser Luxusyacht unter das edle Partyvolk zu mischen. Schon die Fahrt mit dem kleinen Motorboot, das uns von der Dubai Marina hinaus aufs offene Meer gefahren hatte, war spektakulär gewesen. Die eigentliche Partylocation war das Schiff irgendeines superreichen Oligarchen. Die Umgebung war märchenhaft, aber mein aktueller Gesprächspartner kam mir eher wie eine Witzfigur vor.

»Ist das ein Name? Ich dachte, Chelsea wäre ein Fußballverein«, spöttelte der arrogante Schnösel vor mir. Was zur Hölle?

Seinen Namen hatte ich schon kurz nach der Bekanntmachung vergessen, irgendwas mit Stephen oder Simon. Auf seinem gegelten Haar saß eine goldene Sonnenbrille. Vermutlich hielt er sich für die Krone der Schöpfung, denn genau so benahm sich der Kerl. Unerträglich.

Entweder war dieser Typ hohl oder schlicht unverschämt. Ich glaubte, dass beides zutraf. Gleichzeitig spürte ich, wie die Empörung weiter in mir rumorte. Ganz langsam, wie Milch, die man auf der Herdplatte vergessen hatte, stieg Unmut in mir auf. Ich blinzelte und öffnete meinen Mund, aber ich sagte nichts, sondern schloss ihn wieder, weil ich meine Freundin Aria, mit der ich hergekommen war, nicht in Verlegenheit bringen wollte.

Aria hatte mich zu dieser exklusiven Party geschleppt, weil sie nicht allein hatte gehen wollen. Sie arbeitete als Tierärztin in einer Klinik, sie war auf Falken spezialisiert, die hier am Persischen Golf von den Reichen und Schönen als Sporttiere gehalten wurden. Falkenrennen war ein beliebter Zeitvertreib, nicht nur bei den Einheimischen. Für Aria war es ein ertragreiches Geschäft, aber sie war noch nicht lange in den Emiraten tätig und daher auf einen guten Leumund und Networking angewiesen.

»Chelsea«, hatte sie vor zwei Tagen am Telefon gebettelt. »Du kannst mir das nicht antun, Amir al Hammadi ist einer meiner besten Kunden, er hat direkte Kontakte zur königlichen Familie. Er besitzt mehr als zehn Falken und hat wichtige Freunde, ich kann seine Einladung nicht ablehnen. Außerdem sind dort viele Leute, die sich auch für dich als beruflich von Vorteil erweisen könnten.«

Tja. Damit hatte sie mich an der Angel gehabt, denn ich war alles andere als zufrieden mit meiner derzeitigen Einkommenssituation. Aber das hieß nicht, dass ich mich von strunzdummen Männern blöd von der Seite anlabern lassen musste. Und das Exemplar, das sich zu uns gesellt hatte, war schlicht nicht länger zu ertragen.

»Entschuldigt mich bitte für einen Augenblick«, sagte ich und ging davon, so langsam, dass es nicht aussah, als wollte ich fliehen. Aria musste ich nichts erklären, sie kannte mich gut genug, um zu wissen, warum ich das Weite suchte. Der Kerl war nicht der erste, der diese dämliche Namens-Anspielung von sich gegeben hatte. Was hatten sich meine Eltern seinerzeit wohl gedacht, als sie mich Chelsea genannt hatten?

Leider konnte ich sie nicht mehr fragen, denn sie lebten schon lange nicht mehr. Aber soweit ich wusste, waren sie keine Fußballfans gewesen, denn mein Name hatte eine tiefere Bedeutung für sie gehabt.

Ich stieß einen Seufzer aus und zupfte an meinem Kleid herum, während ich mich ins Abseits verkrümelte – was gar nicht so leicht war. Es waren irrsinnig viele Gäste an Bord dieser vierzig Meter langen Luxusyacht. Aus den Lautsprechern dröhnte Clubmusik, überall liefen Kellner herum, die Drinks und Snacks servierten. Wir waren vor einer Weile in einer Bucht vor Anker gegangen. Eine Flucht war also derzeit ausgeschlossen, denn ich hatte nicht vor, mich ins Meer zu stürzen. Zudem war ich keine gute Schwimmerin und fand das dunkle Wasser irgendwie gruselig. Nein, es kam nicht infrage, dass ich wie eine Meerjungfrau abtauchte. Durchatmen musste ich trotzdem.

Ich sah mich um und entdeckte eine Treppe, die nach unten führte. Unauffällig bewegte ich mich in diese Richtung. Als ich sicher war, dass mich niemand beobachtete, kletterte ich über die schmale Kette, die als Absperrung diente, und verschwand nach unten. Ich kam auf ein anderes, sehr kleines Deck, auf dem ich tatsächlich allein war. Von hier aus erreichte man die Plattform am Ende des Bootes, um schwimmen gehen zu können. Aber das war nicht mein Plan. Trotzdem fand ich die Idee, meine Füße ein wenig ins Wasser baumeln zu lassen ganz nett, deshalb zog ich die unbequemen Schuhe aus, stellte sie ab und betrat das Plateau.

Ich setzte mich und tauchte die Zehenspitzen ins Meer. Das Wasser war herrlich warm, dabei hatten wir bereits Anfang Oktober. Obwohl ich schon eine Weile in den Emiraten lebte, freute ich mich immer noch darüber, dass mich hier kein kalter Winter erwarten würde, wie zu Hause in England. Das Wetter war jedoch nicht der Grund gewesen, weshalb ich den Job auf dem hiesigen Gestüt angenommen hatte. Aber daran wollte ich jetzt nicht denken, das würde mir nur schlechte Laune bescheren.

Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl des Alleinseins. Die Musik war auch hier laut, aber nicht mehr so ohrenbetäubend wie auf dem Hauptdeck, wo sich die Partygäste tummelten.

Mein ruhiger Moment endete, als ich ein Prickeln im Nacken spürte. Mein Gewissen regte sich, während ich überlegte, wie ich mich herausreden könnte, falls ich »erwischt« werden würde. Die Kette hatte man ja sicher nicht zum Spaß an der Treppe befestigt. Ich erwartete, dass mir gleich jemand vom Personal erklären würde, dass ich hier nichts verloren hatte. Trotzdem bereute ich nicht, dass ich über diese Absperrung geklettert war.

Langsam zog ich die Füße aus dem Wasser und stand auf. Ich merkte, dass mein Kleid am Hintern ein wenig nass war, als ich es zurechtzupfte. Glücklicherweise war es schwarz, und hier unten war es dämmrig, daher war der Fleck vermutlich nicht zu sehen. Dann drehte ich mich um, obwohl ich nach wie vor nicht wusste, womit ich meinen unerlaubten Ausflug begründen sollte, falls man mich fragte.

Etwa zweieinhalb Meter entfernt von mir stand ein Mann im dunklen Anzug. In den Händen hielt er meine Pumps, aber das war nicht das, was mir den Atem raubte.

Die Beleuchtung war zwar spärlich, ich konnte dennoch erkennen, wie groß und breitschultrig er war, ohne bullig zu wirken. Er war athletisch gebaut und verdammt attraktiv. Gleichzeitig kam er mir mysteriös vor, warum konnte ich nicht genau sagen. Es war seine Ausstrahlung, die mich neben allem anderen über alle Maßen fesselte.

»Hast du überlegt davonzuschwimmen?«, wollte er jetzt von mir wissen, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln. Seine Stimme klang dunkel. Gefährlich, aber nicht im Sinne von böse. Er wirkte wie ein Mann, der es gewohnt war zu bekommen, was er wollte. Sein Blick war durchdringend und intensiv. So intensiv, dass mein Puls in die Höhe schnellte, während sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete.

»Sah es so aus?«, antwortete ich, es klang ein wenig atemlos. Mist.

Coolness im Kontakt mit Männern war noch nie meine Stärke gewesen. Leider.

Das Lächeln auf seinen sinnlichen Lippen intensivierte sich danach. O Gott. Meine Knie wurden weich.

Er wusste genau, welche Wirkung er auf mich hatte, und schien es zu genießen.

»In der Tat, so sah es aus. Und das finde ich äußerst sympathisch«, erwiderte er.

Sympathisch? Ich kniff die Augen zusammen. »Das musst du mir erklären.«

»Nichts lieber als das. Lass uns von hier verschwinden«, schlug er vor. »Ich rufe jemanden an, der uns abholt.«

Obwohl ich mir nicht sicher war, ob er scherzte, lag mir eine Antwort auf der Zunge, die absolut untypisch für mich war: Ich wollte Ja sagen und tatsächlich mit ihm abhauen. Ich überraschte mich heute selbst, dann so spontan war ich eigentlich nie.

Aber noch ehe ich diesen Satz formulieren konnte, meldete sich mein Verstand zu Wort. Das kannst du nicht machen, Chelsea. Er meint es sicher nicht ernst, und wenn, dann nur, um dich flachzulegen.

Ein Gefühl des Bedauerns spülte über mich hinweg. Wie konnte ich etwas bedauern, von dem ich gar nicht wusste, wie es sein würde? Vielleicht war er ja richtig schlecht im Bett?

Ich warf ihm einen verstohlenen Blick zu und musste beinahe selbst lachen über meinen kläglichen Versuch, mir das Verlangen auszureden. Männlichkeit strömte aus jeder Pore meines Gegenübers. Er war nicht nur groß, sondern äußerst athletisch gebaut und strahlte dabei eine wahnsinnige Selbstsicherheit aus, die mich faszinierte und anzog. Er war schlicht gesagt ultraheiß, und der Sex mit ihm wäre mit Sicherheit fantastisch.

Also nein, jemand wie er war ganz bestimmt nicht schlecht im Bett, ich würde auf das Gegenteil wetten. Trotzdem kam ein Abenteuer für mich nicht infrage, ich hatte mir schon einmal die Finger verbrannt, und diese Wunden waren nur äußerlich verheilt. Ich würde niemandes Spielzeug mehr sein. Nie mehr. Wobei man eine heiße Affäre vermutlich nicht mit der Beziehung zu meinem Ex vergleichen konnte, aber das Ergebnis wäre dasselbe. Das war der Punkt, der mich schlussendlich zur Vernunft brachte.

»Nein danke«, erwiderte ich daher leise, aber bestimmt.

Der Mann wirkte nicht beleidigt oder überrascht, er schien eher noch interessierter zu sein. »Zu schade.«

Für eine Sekunde herrschte Schweigen zwischen uns, während er mich weiter mit seinem durchdringenden Blick fixierte. Ich hatte meine Lippen geöffnet, um besser Luft zu bekommen. Für einen Moment glaubte ich, dass er noch einen Versuch wagen würde, um mich umzustimmen. Ich war beinahe enttäuscht, als er es nicht tat.

»Ich vermute, das sind deine Schuhe?«, wollte er dann wissen.

Zum Glück fing ich mich sehr schnell wieder und antwortete kess. »Gut kombiniert, Sherlock.«

Er grinste unvermittelt. Ach herrje.

Dieses Lächeln löste ein heißes Kribbeln in meinem Unterleib aus. Ich war sonst nicht übermäßig empfänglich für männliche Reize. Schon gar nicht auf Partys wie diesen, wo es nur darum ging, zu sehen und gesehen zu werden.

Warum hatte ich den Eindruck, dass er es ähnlich empfand? Dass er genau aus diesem Grund vorgeschlagen hatte, mit mir abzuhauen?

Nein, er wollte mich nur anmachen, erinnerte ich mich selbst, weil es zu leicht war, das zu vergessen, wenn er mich so betrachtete wie jetzt: neugierig. Hungrig, als wollte er mich nicht nur mit Blicken verschlingen.

»Okay, das ist angekommen. Ich möchte dich nicht belästigen.« Er hielt mir die Pumps hin. »Aber vielleicht verrätst du mir deinen Namen?«

Dagegen konnte ich nichts einwenden. »Chelsea.«

»Ah, Chelsea. Chelsea wie …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, und ich hielt die Luft an.

Wenn er gleich denselben Spruch wie der Idiot von vorhin abließ, würde ich nie wieder auch nur einen Gedanken an ihn verschwenden, was ein Jammer wäre, aber …

»Chelsea, wie die Mutige. Chelsea, die Anmutige«, sagte er jetzt, und mein Mund wurde trocken. Damit hatte ich nicht gerechnet.

»Woher kennst du die Bedeutung meines Namens?«, wisperte ich und wusste, dass ich meine Mimik längst nicht mehr im Griff hatte. Vermutlich sah ich aus wie das berühmte Reh im Scheinwerferlicht.

Er drückte mir die Schuhe sanft, beinahe schon zärtlich in die Hand und sah mir tief in die Augen, was das Summen in meinem Unterleib nur verstärkte. »Wenn ich es dir verrate, gehst du dann mit mir aus?«

Verdammt, er war absolut charmant, und er wusste, welche Wirkung er auf Frauen hatte – mich eingeschlossen. Meine Alarmglocken schrillten. Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand gehabt, aber mit ihm könnte ich es mir vorstellen.

Doch aus genau diesem Grund konnte ich meinem impulsiven Verlangen nicht nachgeben – ich war keine Frau für eine Nacht. So blöd es in meinem Kopf auch klang, ich wünschte mir trotz meiner schmerzhaften Vergangenheit eine echte, ehrliche Beziehung. Ich war und blieb eine hoffnungslose Romantikerin, die nicht aufhören wollte, an die wahre Liebe zu glauben.

»Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Nein, tut mir leid, daraus wird nichts.« Ich blieb standhaft. Unsere Blicke waren nach wie vor ineinander verhakt, als ob sich keiner von uns vom anderen lösen wollte. Ich konnte einfach nicht wegsehen, denn er war nun mal atemberaubend.

In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich die einzige Frau auf Erden war, für die er sich interessierte. Die Art, wie er mich ansah, erweckte in mir den Eindruck, außergewöhnlich zu sein, was ich überhaupt nicht begreifen konnte, denn es ergab keinen Sinn.

»Nicht doch, Chelsea. Ich halte es für eine ausgezeichnete Idee«, beharrte er und zückte sein Telefon.

Ich atmete zittrig aus.

»Gibst du mir deine Nummer?«, bat er mich dann.

»Geht das bei dir immer so einfach?« Ich zog meine Brauen zusammen und erwartete keine Antwort, weil es offensichtlich war.

Er neigte seinen Kopf und begriff offenbar nicht, worauf ich hinauswollte. Damit war meine Frage beantwortet. Klar. Der Typ war ein Womanizer. Er hatte vermutlich an jedem Finger mindestens eine Flamme. Nein. Ich wollte mich nicht auf jemanden einlassen, der mich einmal ausführte und dann ghostete. So offensiv, wie er nach einer Verabredung fragte, war genau das sein Muster. Wie hatte ich mich nur so von meinen eigenen Wunschvorstellungen davontragen lassen können? Für einen Mann wie ihn war ich ganz sicher nichts Besonderes. Er war nur sehr gut darin, Frauen aufzureißen, und um ein Haar wäre ich darauf hereingefallen.

Vielleicht war ich oberflächlich in meiner Bewertung. Aber seine teuren Klamotten und das Auftreten sprachen nicht dafür, dass er ehrlich an mir interessiert war. An einer aufregenden gemeinsamen Nacht womöglich schon, aber das kam für mich aus bekannten Gründen nicht infrage.

»Ich finde dich atemberaubend und würde dich gern von diesem Schiff entführen. Aber ich muss dich warnen, ich bin kein Märchenprinz, der mit dir auf einem Schimmel in die Abendsonne reitet. Wenn du mit mir kommst, dann verspreche ich dir allerdings, dass wir beide eine Menge Spaß miteinander haben werden«, beharrte er und entblößte dabei eine Reihe gerader weißer Zähne. Vermutlich war alles an diesem Mann perfekt. Zu perfekt für mich jedenfalls, redete ich mir ein. Außerdem war dieses Angebot einfach nur unverschämt!

»Ich habe kein Interesse, aber danke, dass du gefragt hast«, antwortete ich knapp und ging dann barfuß und mit den Pumps in der Hand an ihm vorbei. Mein Herz klopfte wie verrückt. Weil ich mich über ihn ärgerte, redete ich mir ein. Ich war versucht mich noch einmal umzublicken, aber widerstand dem Drang – denn eine Kerbe an seinem Bettpfosten wollte ich bestimmt nicht werden.

Als ich das Hauptdeck und die Party wieder erreicht hatte, begriff ich, dass er mir seinen Namen nicht gesagt hatte. Aber vielleicht war das auch ganz gut. So kam ich nicht in Verlegenheit, ihn in den sozialen Medien zu stalken. Denn eines war klar, der Kerl hatte das gewisse Etwas, und ein Teil von mir bereute, dass ich mich nicht auf ihn eingelassen hatte. Glücklicherweise hatten meine Hormone nicht gegen meinen Verstand gewonnen. Warum fühlte es sich dann nicht nach Sieg, sondern wie eine Niederlage an?

KAPITEL2

Aidan

»Verdammt, wie viele Chelseas kann es in dieser Stadt geben?«, schimpfte ich und ließ mein Smartphone sinken.

Roxy saß mir gegenüber am Besprechungstisch und kritzelte etwas auf ihren Notizblock. »Bei einer Einwohnerzahl von ungefähr zehn Millionen dürfte die Wahrscheinlichkeit …«

»Hör auf«, unterbrach ich sie schroff. Meine Laune war absolut unterirdisch, und auf Witze konnte ich jetzt nicht eingehen.

»Warum willst du sie überhaupt finden? Hast du etwas bei ihr vergessen?« Roxy grinste. Natürlich wusste sie, dass Frauenkontakte bei mir üblicherweise zu Sex führten. Ich machte kein Geheimnis um mein Dating-Leben, aber auch kein Drama darum. Es war nicht Roxys Aufgabe, mich zu babysitten, doch schon allein wegen meines vollen Terminkalenders wusste sie meistens, wann ich wo und mit wem zu finden war.

»Schön wär’s«, antwortete ich wahrheitsgemäß.

Seit der Party auf der Yacht war eine Woche vergangen, und ich bekam Chelsea nicht aus meinem Kopf. Vermutlich, weil sie die erste Frau war, die nicht gleich Ja zu einem Date gesagt hatte. Einen anderen Grund konnte ich mir nicht vorstellen, denn normalerweise verschwendete ich keinen zweiten Gedanken an eine flüchtige Begegnung.

»Schön wäre es? Das musst du mir erklären.« Roxy legte den Stift zur Seite.

»Da gibt es nicht viel zu erklären. Ich habe versäumt, mich nach ihrem Nachnamen zu erkundigen. Dazu kam es nicht mehr, nachdem sie mir einen Korb verpasst hat.«

»Dir? Einen Korb?« Roxy schaute zuerst ungläubig, dann lachte sie. »Das hätte ich gerne gehört.«

»Sei mal nicht so frech.« Obwohl sie meine Angestellte war, bestand ich nicht auf Förmlichkeiten, oder noch schlimmer, Unterwürfigkeit. Allerdings fand ich es gerade überhaupt nicht witzig, dass sie sich auf meine Kosten amüsierte.

»Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du jemals eine Abfuhr kassierst. Das hat wohl an deinem Ego gekratzt, hm?«

Vielleicht war es das. Natürlich! Mein männlicher Stolz war verletzt. »Genau. Darum muss ich sie finden, denn das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.«

»Du klingst ja so, als wärst du von dieser Frau besessen.«

»Unsinn«, widersprach ich, aber innerlich hatte ich mich schon das ein oder andere Mal gefragt, warum ich ständig an sie dachte. Ich hatte unser Gespräch immer wieder durchgespielt und bislang nicht verstanden, was ich falsch gemacht hatte. Das nervte mich gewaltig, auch jetzt, aber ich wollte es vor Roxy nicht zugeben, deshalb brummte ich: »Lass uns weitermachen. Wir haben jede Menge zu tun.« Allmählich hatte ich die Schnauze voll davon, mir den Kopf über eine Frau zu zerbrechen, die mich abgelehnt hatte.

»Du hast die letzten zwanzig Minuten damit verbracht, nach einer Chelsea in Dubai zu suchen, nicht ich. Bist du sicher, dass sie hier lebt?«

Nein, verdammt, war ich nicht. Der Gedanke, dass Chelsea nur eine Touristin sein könnte und die Emirate womöglich längst verlassen hatte, machte mich kirre. »Es ist gut jetzt, Roxy«, ermahnte ich meine Assistentin. Ich atmete kurz durch und konzentrierte mich wieder auf die Arbeit. Wir saßen an einem wichtigen Projekt, einem Vorhaben in Palm Jumeirah, einem der neuen Baugebiete Dubais. Bedauerlicherweise fehlten ein paar Genehmigungen, ohne die wir nicht weiterkamen. Davon wollte ich mich jedoch nicht bremsen lassen. Diese Hürde würde ich meistern, wie jede andere auch.

Glücklicherweise betrat Luke gerade das Besprechungszimmer. Sein Imperium bildete die perfekte Ergänzung zu meinen Investments, da er als Bauunternehmer sehr erfolgreich war. Ich fand die besten Spots, und mein Freund kümmerte sich als mein Geschäftspartner um die Gebäude.

»Hallöchen«, grüßte Luke in die Runde. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin, der Verkehr in der Stadt war mal wieder die Hölle.«

Ich winkte ab, weil ich kein Interesse hatte, Details über den Feierabendverkehr Dubais zu erörtern. Mir war sehr gut bekannt, dass die acht- bis zehnspurigen Hauptstraßen ab dem frühen Nachmittag bis in den Abend heillos verstopft waren. »Schon gut, lass uns anfangen.«

»Ja, viel Zeit haben wir sowieso nicht, wir müssen nachher noch zur Rennbahn.«

»Rennbahn?«, wiederholte ich.

Roxy atmete leise aus, aber ich hörte es trotzdem. Vermutlich hatte ich mal wieder einen Termin nicht auf dem Schirm. »Ihr seid zum Pferderennen in Abu Dhabi verabredet, es ist der Emirates Masters Cup. Ihr seid eingeladen und wolltet hingehen, weil wichtige Größen auch dort sein werden, mit denen ihr euch vernetzen solltet.«

Mist, das hatte ich wirklich vergessen. Also schon wieder ein Abend, den ich mir mit Networking auf dem gesellschaftlichen Parkett um die Ohren schlagen musste. »Meinetwegen«, knurrte ich und klappte meinen Laptop auf.

Luke und Roxy tauschen einen Blick, den ich gekonnt ignorierte. Die beiden verstanden sich wortlos und blind. Hin und wieder fragte ich mich, ob bei ihnen etwas in der Luft lag. Das Verhältnis von Roxy und Luke war immer professionell, und doch hatte ich schon ein paar Mal den Eindruck gehabt, dass es zwischen den beiden knisterte. Dann erinnerte ich mich, dass Roxy liiert war und Luke Beziehungen genauso verabscheute wie ich, und verwarf meine Spinnerei. Vermutlich dachten Fremde über mich und Roxy dasselbe.

Nach unserer Besprechung fuhr ich mit Luke in seinem Maserati nach Abu Dhabi zur Rennbahn. Wir brauchten zum Glück nur eine knappe Stunde, der schlimmste Feierabendverkehr hatte sich bereits aufgelöst, so dass wir halbwegs gut durchgekommen waren.

»Wir sind zu spät dran«, machte Luke mich trotzdem auf die Tatsache aufmerksam, dass wir vor gut dreißig Minuten hätten dort sein sollen.

»Die besten Gäste kommen zuletzt«, kommentierte ich mit einem Achselzucken.

»Ich denke nicht, dass das Sprichwort so lautet.« Luke warf mir einen spöttischen Blick zu.

Ich ließ es unkommentiert, denn meine Laune war noch immer mies. Und die Aussicht auf einen weiteren Abend mit Smalltalk inmitten von »wichtigen« Leuten stimmte mich nicht gerade fröhlicher.

Nachdem Luke seine Autoschlüssel dem Mitarbeiter des Valet-Parking überreicht hatte, schlenderten wir zu unserer Loge. Es war angenehm, ich schätzte um die fünfundzwanzig Grad. Schon auf dem Weg wurden wir von allen möglichen Unternehmern und einflussreichen Leuten angequatscht. Luke und ich hatten uns in den letzten Jahren einen Ruf erarbeitet. Wir waren gefragte Investoren und respektable Geschäftspartner. Luke glänzte mit seiner Kompetenz und Wortgewandtheit. Auch ich verhielt mich durch und durch professionell und konzentrierte mich auf jedes einzelne Gespräch, bis irgendwann ein Pferd von einer Pflegerin vorbeigeführt wurde, das in einem der nächsten Rennen starten sollte. Aber es war nicht der schwarze Hengst, der mein Aufsehen erregte, sondern die Frau, die sein Halfter hielt.

»Da brat mir doch einer einen Storch«, murmelte ich und merkte zu spät, dass ich das laut ausgesprochen hatte.

Luke warf mir einen fragenden Blick zu, den ich ignorierte. Dann sah ich mich noch einmal um, um mich zu vergewissern, dass es wirklich Chelsea gewesen war und nicht ein Hirngespinst, weil ich seit Tagen von ihr fantasierte. Leider war sie samt Pferd bereits um die Ecke verschwunden. Verdammt.

Einbildung oder Zufall? Ich war mir ganz und gar nicht sicher, aber in allzu naher Zukunft würde ich es bedauerlicherweise auch nicht herausfinden, denn meine Arbeit hatte Vorrang vor meinem Verlangen.

KAPITEL3

Chelsea

Mir war unsäglich heiß. Schweiß lief zwischen meinen Schulterblättern und den Brüsten hinab, obwohl die Temperaturen heute angenehm waren. Meine Aufregung spielte wohl die größere Rolle, was kein Wunder war. Ich hatte alles gegeben in den letzten Wochen, das bevorstehende Rennen war unfassbar wichtig für meinen Schützling und mich. Der vierjährige Shadow war mein absoluter Liebling im Stall. Ich wusste, dass er das Zeug dazu hatte, ein Star zu werden. Ein Ausnahmehengst.

Aber er war auch kompliziert im Umgang. Temperamentvoll. Und schnell. Sehr schnell sogar. Deshalb war er zum Rennpferd ausgebildet worden. Seit sieben Monaten arbeitete ich täglich mit ihm, pflegte, umsorgte, ritt und trainierte ihn, um ihn auf seine hoffentlich lange und glorreiche Karriere vorzubereiten.

Aber er war ein Tier und keine Maschine, und ich war nicht sein Jockey, sondern nur seine Vertraute und Trainerin.

In der letzten halben Stunde hatte ich Shadow aufgewärmt. Wir befanden uns in einem Bereich, der für die Zuschauer nicht zugänglich war. Außer uns waren eine Menge anderer Pferde samt Betreuer unterwegs. Es duftete nach Pferdeschweiß und Heu – zum Glück hatte mein Deo noch nicht versagt, aber selbst das wäre mir egal. Alles, was gerade für mich zählte, war Shadows Befinden und sein Rennerfolg natürlich. Ich wünschte mir so sehr, dass er endlich zeigen würde, was in ihm steckte, und war guter Dinge. Heute war der Tag, an dem Shadow sein erstes, großes Rennen laufen würde. Von diesem Ergebnis hing viel für ihn ab.

Ich wischte mir mit dem Ärmel über die Stirn. Gerade kam sein Jockey angestiefelt. Er hieß Paul Dunnally und war in etwa so groß und schwer wie ich. Er arbeitete schon seit Jahren für das Gestüt al Meheiri, wo ich angestellt war. Dunallys Ruf eilte ihm voraus, er hatte unzählige Rennen gewonnen. Aber ich mochte ihn nicht, denn dem Jockey lag nichts am Wohl der Tiere, ihm ging es nur darum zu gewinnen – da war er meinem Onkel ähnlich, aber an den wollte ich jetzt ganz sicher nicht denken.

Ich hatte schon oft beobachtet, wie ruppig Dunnally mit den Pferden umging, und verstand nicht, warum er mit ihnen arbeitete, wo er sie doch nicht schätzte. Diese Tiere waren so besonders und kostbar, und damit meinte ich nicht den monetären Wert. Aber Paul Dunnally ging es nur um eines: das Gewinnen brachte Kohle. Alles andere war ihm schlicht egal.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus, während ich Shadow so hielt, dass Dunnally aufsteigen konnte. Es wird alles gut, Chelsea, sagte ich mir. Es war sicher nur meine Aufregung und keine Vorahnung, die mir diese leichte Übelkeit verursachte.

Der Jockey war routiniert und ruhig, er nahm sich sogar ein paar Sekunden, um Shadow halbherzig zu begrüßen. Für ihn war Shadow kein Freund wie für mich, sondern ein Vieh, das schneller als die anderen laufen sollte, um ihn zum Sieger zu machen. Die Wetten auf ihn standen gut, obwohl Shadow nicht als Favorit ins Rennen ging.

Der Hengst war nervös, er tänzelte, seine Nüstern waren groß, ebenso wie seine Augen. Den Kopf hatte er hochgereckt, was immer ein Zeichen dafür war, dass er unter einer immensen Anspannung stand. Natürlich war er sehr sensibel, das brachte schon die Rasse Arabisches Vollblut mit sich. Aber er war nicht dafür bekannt, dass er übermäßig flatterhafte Nerven hatte. Das Flutlicht sollte ihm nichts ausmachen, das kannte er vom Gestüt, ebenso die Starterboxen. Kein Pferd mochte die gerne, doch Shadow hatte nie Probleme damit gehabt, ich musste mir keine Sorgen machen. Es war die Stimmung auf der Rennbahn, die unterschwellige Anspannung aller Menschen und Tiere, die dazu beitrugen, dass ich mir Sorgen machte. Lautsprecherdurchsagen, Rufe, Klatschen, lästige Fliegen, die feuchte Wärme, all das spielte zusammen. Nicht auszudenken, wenn Shadow sich unter Dunnallys Fittichen zu Dummheiten hinreißen ließe. Shadow tänzelte unruhig hin und her, ich redete kurz beruhigend auf ihn ein, erst dann schwang sich Dunnally auf seinen Rücken. In genau diesem Moment stieg Shadow auf die Hinterbeine. Das kam unerwartet für mich, aber ich hielt den Hengst und verhinderte somit Schlimmeres. Der Jockey war ein sehr guter Reiter und hatte keine Probleme, sich so auszubalancieren, dass er nicht stürzte.

»Verdammter Gaul«, schimpfte der Mann und warf mir einen finsteren Blick zu, als könnte ich etwas dafür, dass Shadow nervös war. Aber mein Liebling war nicht der Einzige, auch andere Pferde waren unruhig und wurden herumgeführt, um sie zu besänftigen, während die Jockeys bereits auf deren Rücken saßen und man auf das Signal zum Eintritt in die Startboxen wartete.

Mit Shadow machte ich es genauso, es war ja nicht mein erstes Rennen, das ich begleitete. Obwohl ich erst achtundzwanzig Jahre alt war, brachte ich mehr Erfahrung mit als viele andere. Mir lag es im Blut, ich war mit Pferden aufgewachsen.

Und eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.

Aber das war eine andere Geschichte, für die ich jetzt keine Zeit hatte, weil Shadow meine Aufmerksamkeit forderte. »Ist gut«, redete ich auf ihn ein, nachdem er sich vor einer Lautsprecherdurchsage erschreckt hatte und zusammengezuckt war. »Alles in Ordnung, das wird schon, mein Großer.«

Ich merkte, dass Dunnally mich missbilligend ansah, aber das war mir egal. Alles, was für mich zählte, war Shadows Wohlbefinden und dass er bei diesem Rennen gut abschnitt. Der Eigentümer des Gestüts, ein ultrareicher Emirati, förderte nur Spitzenpferde. Wer nicht funktionierte, flog raus. Zweite Chancen gab es nur selten.

Aus diesem Grunde kamen unzählige Sieger aus diesem Stall, und ich hoffte inständig, dass Shadow dazugehören würde. Wenn nicht heute, dann hoffentlich bald. Mit seinen vier Jahren hatte er zwar noch viel Zeit, aber nur diese eine Chance für den ersten Eindruck.

In den folgenden Minuten versuchte ich meine eigene Anspannung zu unterdrücken und gab alles, um Ruhe auf Shadow zu übertragen. Bis er endlich in der Startbox Nummer sieben stand, klebte mein Poloshirt nass an meinem Rücken. Der Schweiß lief in Strömen über mein Gesicht.

Ich warf meinem Lieblingspferd einen sehnsüchtigen Blick hinterher und wünschte mir, dass ich es sein könnte, die auf seinem Rücken saß. Paul Dunnally mochte vielleicht von vielen Erfolgen gekrönt sein, aber er kannte Shadow nicht so gut wie ich. Der Hengst war sensibel und wollte gefallen – aber eben nicht jedem.

Bitte, flehte ich stumm und wusste nicht einmal genau, wofür ich überhaupt betete. Hauptsache, er kommt nicht als Letzter durchs Ziel, dachte ich, während ich in den Bereich der Anlage ging, die den Betreuern der Pferde vorbehalten war. Hier würde mir Shadow nach dem Rennen wieder übergeben werden. Ich würde ihn in Empfang nehmen, ihn füttern, absatteln und das übrige Programm absolvieren, ehe es zurück in den Stall ging. Bis dahin musste ich mit den Bildschirmen vorliebnehmen, um zu verfolgen, wie er sich machte. Mein Herz pochte wild.

Es dauerte nur noch wenige Sekunden. Meine Anspannung wuchs ins Unermessliche. Die Klappen flogen auf, und die Pferde schossen auf die Rennbahn hinaus. Hufschläge donnerten über den Boden, das Vibrieren konnte ich förmlich spüren. Meine Hände waren eiskalt und klamm, Blut rauschte in meinen Ohren. Ich atmete flach.

Shadow hatte einen guten Start hingelegt, er war nicht führend, aber auch nicht Letzter. In der ersten Kurve machte er einen Platz gut. Yes! Ich hielt die Luft an und war unglaublich stolz auf meinen Schützling. »Bitte, bitte«, murmelte ich und konnte den Blick nicht abwenden, obwohl ich die Spannung kaum ertragen konnte.

Und dann geschah das Undenkbare. Shadow verließ seine Spur und fing an zu bocken. Paul Dunnally hatte den Hengst rasch wieder im Griff, aber ein anderes Pferd kollidierte mit Shadow. Der Moment war schnell vorbei, aber nach wenigen Galoppsprüngen verfiel mein Lieblingshengst in einen unrunden Trab, anstatt weiter zu galoppieren.

»Nein, o nein, o nein«, stieß ich entsetzt hervor, und mein Herz blieb für einige Sekunden stehen. Das war unmöglich. Doch nicht Shadow!

Ich rannte los, aber ich durfte nicht in den Zielbereich der Rennbahn. Die Wartezeit kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Es gewann natürlich ein anderes Pferd – Shadow trottete als Letzter ins Ziel. Das Schlimmste aber war, dass er lahmte. Mir war so elend zumute, er tat mir so leid. Was für ein Albtraum!

Hoffentlich hatte er sich zu alledem nicht auch noch ernsthaft verletzt. Ich wollte nicht daran denken, was das für ihn bedeuten könnte. Nein, nein, es würde sicher alles gut werden.

Die Zeit, bis ich Shadows Zügel in die Hände bekam, erschien mir unendlich. Paul Dunnally fluchte in einem fort über den »blöden Gaul«. Natürlich gab er dem Hengst die Schuld für diese Blamage.

Ich brachte keinen Ton hervor, während ich Shadow davonführte, um ihn zu untersuchen. Ich war keine Tierärztin, aber hatte mir über die Jahre eine Zusatzqualifikation in Pferdephysiotherapie und Chiropraktik angeeignet. Vielleicht hatte er sich doch nur vertreten. In ein paar Tagen war er hoffentlich wieder fit. Das würden wir natürlich abklären lassen, sobald er in seiner Box auf dem Gestüt war. Ich hoffte nach wie vor das Beste.

Ich war jedoch alles andere als glücklich mit dem Ausgang des Rennens und fragte mich, was Shadow dazu gebracht hatte, den Fokus zu verlieren. Warum hatte er gebockt? Während ich ihm etwas Hafer gab und seinen Körper mit einem Tuch abrieb, um den Schweiß zu entfernen, hörte ich Dunnally mit jemandem telefonieren. »…kein Potenzial, der Gaul muss weg …«

Mir wurde eiskalt. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich konnte nur hoffen, dass ich mich verhört hatte.

»Chelsea? Bist du es wirklich?«, sprach mich jemand an. Diese Stimme kannte ich irgendwoher, konnte sie aber zunächst nicht zuordnen.

Ich hob meinen Kopf und sah über Shadows Rücken hinweg in die Richtung des Sprechers. »Du?«, stieß ich hervor, als ich erkannte, wer wenige Meter entfernt von mir stand. Es war der Traumtyp von der Yacht. Er trug wieder einen maßgeschneiderten Anzug. Wie seltsam, ihm hier zu begegnen. Heute hätte ich zuletzt mit ihm gerechnet. Nicht, dass ich überhaupt an ihn gedacht hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---