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Eine spannende neue Reihe von #1 Bestseller-Autorin Blake Pierce: Als ein Serienmörder aus einer psychiatrischen Klinik ausbricht, ruft das FBI eine Eliteeinheit für kriminell geisteskranke Mörder ins Leben. FBI Special Agent Valerie Law, ein aufsteigender Stern, ist die perfekte Kandidatin – doch selbst für Valerie ist dieser Fall vielleicht zu heiß. "Ein Meisterwerk, wenn es um Thriller und Mystery geht." – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (über Verschwunden) Ein verrückter Killer ist auf freiem Fuß und die Zeit rennt Valerie, ihrem Partner und dem brillanten Psychiater in ihrem Team davon. Sie müssen herausfinden, wie der Mörder tickt und ihn aufhalten, bevor er erneut zuschlagen kann. Die Hinweise führen sie in seine dunkle Vergangenheit, zu einem Waisenhaus, entfernten Familienmitgliedern und traumatisierten Überlebenden. Dieser Fall ist selbst für Valerie – eine der besten Agentinnen in der Verhaltensanalyseeinheit – vielleicht zu viel. Sie selbst muss versuchen, ihrer eigenen Vergangenheit zu entkommen. Und als der Mörder sie ins Visier nimmt, muss sie alles geben, um nicht vollends zu versinken. Kann Valerie dem Killer einen Schritt voraus bleiben? Oder ist sie in Wahrheit in seine Falle getreten? Ein brisanter Thriller mit einer brillanten und faszinierenden weiblichen Hauptperson – die VALERIE LAW Reihe ist voller Spannung und führt so rasant durch ihre Drehungen und Wendungen, dass man bis spät in die Nacht wachbleibt, um das nächste Geheimnis zu lüften. KEINE GNADE ist Band 1 der Reihe, und Band 2 und 3 – KEIN MITLEID und KEINE ANGST – sind ebenfalls bereits verfügbar. "Eine neue Thrillerreihe, bei der man einfach nicht aufhören kann! So viele Drehungen und Wendungen und subtile Hinweise … Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, was als nächstes passiert." – Rezension (Ihr Letzter Wunsch) "Eine starke, komplexe Geschichte über zwei FBI-Agenten, die einen Serienmörder aufhalten wollen. Wenn Sie nach einer Autorin suchen, die einen gerne in die Irre führt, ist Pierce die Richtige!" – Rezension (Ihr Letzter Wunsch) "Ein typischer Blake Pierce Thriller – wie eine Achterbahnfahrt! Man kann bis zur letzten Seite einfach nicht aufhören!!!" – Rezension (Beutestadt) "Von Anfang an ist klar, dass wir so eine Protagonistin noch nie gesehen haben. Die Action reißt nicht ab … Ein äußerst atmosphärischer Roman, bei dem man sich jedes Mal aufs Neue sagt: 'Nur noch eine Seite …'" – Rezension (Beutestadt) "Alles, was ich von einem guten Buch erwarte … Eine tolle Geschichte, interessante Charaktere und spannend bis zum Schluss. Von Anfang an bis zum Ende rasant. Und jetzt muss ich gleich mit dem zweiten Band weitermachen!" – Rezension (Ihr Letzter Wunsch) "Spannend, herzergreifend und rasant … Ein Muss für jeden Fan von Mystery und Spannung!" – Rezension (Ihr Letzter Wunsch)
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Veröffentlichungsjahr: 2022
KEINE GNADE
Ein spannender Thriller mit FBI-Agentin Valerie Law – Band Eins
Blake Pierce
Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus siebzehn Büchern besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die vierzehn Bände umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs Büchern; der fünfbändigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den sechs Büchern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe; der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus sieben Büchern besteht; der CHLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die sechs Bände umfasst; der JESSIE HUNT Psycho-Thriller-Reihe, die vierundzwanzig Bände umfasst (Fortsetzung folgt); der Psycho-Thriller Reihe DAS AU-PAIR, die aus drei Bänden besteht; der ZOE PRIME Mystery-Reihe, die sechs Teile umfasst; der ADELE SHARP Mystery-Reihe, die fünfzehn Bände umfasst (Fortsetzung folgt); der LONDON ROSES EUROPAREISE Cosy-Krimi-Reihe, die bisher aus sechs Büchern besteht; den neun Büchern des neuen LAURA FROST FBI Thrillers (Fortsetzung folgt); der neuen ELLA DARK FBI Thrillern mit bisher lef Büchern (Fortsetzung folgt); der EIN JAHR IN EUROPA Cosy-Krimi-Reihe aus bisher vier Bänden; der AVA GOLD Mystery-Reihe, die sechs Bände umfasst (Fortsetzung folgt); sowie der RACHEL GIFT Mystery-Reihe, die aktuell aus sechs Büchern besteht (Fortsetzung folgt).
Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, hört Blake gern von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2022 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig.
BÜCHER VON BLAKE PIERCE
EIN VALERIE LAW FBI-THRILLER
KEINE GNADE (Band #1)
EIN FBI-SPANNUNGSTHRILLER MIT PAIGE KING
DIE FRAU SEINER SEHNSUCHT (Band #1)
EIN SPANNUNGSGELADENER MAY MOORE THRILLER
LAUF NIE WEG (Band #1)
EIN RACHEL GIFT FBI-SUSPENSE-THRILLER
IHR LETZTER WUNSCH (Band #1)
IHRE LETZTE CHANCE (Band #2)
IHRE LETZTE HOFFNUNG (Band #3)
DIE FÄLLE DER AVA GOLD
BEUTESTADT (Band #1)
ANGSTSTADT (Band #2)
EIN LAURA FROST FBI-THRILLER
VOR LANGEM VERSCHWUNDEN (Band #1)
VOR LANGEM ENTDECKT (Band #2)
BEREITS IN DER FALLE (Band #3)
BEREITS VERMISST (Band #4)
BEREITS TOT (Band #5)
EIN ELLA-DARK-THRILLER
IM SCHATTEN (Band #1)
WEGGENOMMEN (Band #2)
AUF DER JAGD (Band #3)
MUNDTOT (Band #4)
SPURLOS VERSCHWUNDEN (Band #5)
AUSGELÖSCHT (Band #6)
EIN JAHR IN EUROPA
EIN MORD IN PARIS (Band #1)
TOD IN FLORENZ (Band #2)
RACHE IN WIEN (Band #3)
EIN TODESFALL IN SPANIEN (Band #4)
LONDON ROSES EUROPAREISE
MORD (UND BAKLAVA) (Band #1)
TOD (UND APFELSTRUDEL) (Band #2)
VERBRECHEN (UND BIER) (Band #3)
EIN UNGLÜCKSFALL (UND GOUDA) (Band #4)
EIN UNHEIL(UND EIN PLUNDERSTÜCK) (Band #5)
CHAOS (UND EIN HERING) (Band #6)
ADELE SHARP MYSTERY-SERIE
NICHTS ALS STERBEN (Band #1)
NICHTS ALS RENNEN (Band #2)
NICHTS ALS VERSTECKEN (Band #3)
NICHTS ALS TÖTEN(Band #4)
NICHTS ALS MORD (Band #5)
NICHTS ALS NEID (Band #6)
NICHTS ALS FEHLER (Band #7)
NICHTS ALS VERSCHWINDEN (Band #8)
NICHTS ALS JAGEN (Band #9)
NICHTS ALS ANGST (Band #10)
NICHTS ALS PLÜNDERN (Band #11)
NICHTS ALS KÖDERN (Band #12)
DAS AU-PAIR
SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)
SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)
SO GUT WIE TOT (Band #3)
ZOE PRIME KRIMIREIHE
GESICHT DES TODES (Band #1)
GESICHT DES MORDES (Band #2)
GESICHT DER ANGST (Band #3)
GESICHT DES WAHNSINNS (Band #4)
GESICHT DES ZORNS (Band #5)
GESICHT DER FINSTERNIS (Band #6)
JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE
DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)
DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)
DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)
DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)
DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)
DER PERFEKTE LOOK (Band #6)
DIE PERFEKTE AFFÄRE (Band #7)
DAS PERFEKTE ALIBI (Band #8)
DIE PERFEKTE NACHBARIN (Band #9)
DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG (Band #10)
DAS PERFEKTE GEHEIMNIS (Band #11)
DIE PERFEKTE FASSADE (Band #12)
DER PERFEKTE EINDRUCK (Band #13)
DIE PERFEKTE TÄUSCHUNG (Band #14)
DIE PERFEKTE GELIEBTE (Band #15)
DAS PERFEKTE IMAGE (Band #16)
DER PERFEKTE SCHLEIER (Band #17)
DER PERFEKTE FEHLTRITT (Band #18)
DAS PERFEKTE GERÜCHT (Band #19)
DAS PERFEKTE PÄRCHEN (Band #20)
CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE
NEBENAN (Band #1)
DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)
SACKGASSE (Band #3)
STUMMER NACHBAR (Band #4)
HEIMKEHR (Band #5)
GETÖNTE FENSTER (Band #6)
KATE WISE MYSTERY-SERIE
WENN SIE WÜSSTE (Band #1)
WENN SIE SÄHE (Band #2)
WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)
WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)
WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)
WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)
WENN SIE HÖRTE (Band #7)
DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
BEOBACHTET (Band #1)
WARTET (Band #2)
LOCKT (Band #3)
NIMMT (Band #4)
LAUERT (Band #5)
TÖTET (Band #6)
RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
VERFOLGT (Band #9)
VERLOREN (Band #10)
BEGRABEN (Band #11)
ÜBERFAHREN (Band #12)
GEFANGEN (Band #13)
RUHEND (Band #14)
GEMIEDEN (Band #15)
VERMISST (Band #16)
AUSERWÄHLT (Band #17)
EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE
EINST GELÖST
MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE
BEVOR ER TÖTET (Band #1)
BEVOR ER SIEHT (Band #2)
BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)
BEVOR ER NIMMT (Band #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)
EHE ER FÜHLT (Band #6)
EHE ER SÜNDIGT (Band #7)
BEVOR ER JAGT (Band #8)
VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)
VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)
VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)
VORHER NEIDET ER (Band #12)
VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)
VORHER SCHADET ER (Band #14)
AVERY BLACK MYSTERY-SERIE
MORDMOTIV (Band #1)
FLUCHTMOTIV (Band #2)
TATMOTIV (Band #3)
MACHTMOTIV (Band #4)
RETTUNGSDRANG (Band #5)
SCHRECKEN (Band #6)
KERI LOCKE MYSTERY-SERIE
INHALT
PROLOG
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
EPILOG
Es gab einen Patienten, den Doktor Mason Winters mehr als alle anderen fürchtete.
Mit jedem Ticken, mit jeder Bewegung der Zeiger der Uhr an der Wand seines engen Büros, wuchsen seine Angst und Befürchtungen.
Es war so weit.
Es war mal wieder an der Zeit, sich dem Patienten zu stellen, den er am meisten fürchtete.
Als er sein Büro verließ und die Tür hinter sich schloss, hallte das Rasseln des Schlüsselbundes durch den engen, sterilen Korridor. Er starrte auf das Klemmbrett in seinen Händen. Es enthielt die neuesten Informationen über den Zustand des Patienten und Notizen aus ihren früheren Gesprächen.
Diese Gespräche waren nicht gut verlaufen.
Der Patient redete zwar gerne über seine schrecklichen Taten, aber er hatte genauso viel Freude daran, Informationen zurückzuhalten.
Das gab ihm Macht. Oft verspottete er das medizinische Personal, indem er ihre Stimmen nachahmte und sie die schrecklichsten Dinge sagen ließ. Manchmal freute er sich offen über das, was er getan hatte, manchmal wirkte er distanziert und verwirrt.
Er war der Inbegriff einer gebrochenen, unberechenbaren Persönlichkeit.
Missmutig blickte Dr. Winters noch einmal auf sein Klemmbrett und ging dann den Korridor hinunter in Richtung der Rezeption von Station 11.
Er sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
An dem großen weißen Schreibtisch vor dem verschlossenen Eingang der Station war niemand zu sehen. Larry Makin, einer der Sicherheitsbeamten, hätte da sein müssen. Und ihm mit seinem breiten Lächeln die vom langjährigen Zigarrenkonsum gelben Zähne zeigen.
Er war aber nicht da. Der Schreibtisch war leer.
Dr. Winters wusste, dass Larry gerne die Regeln kreativ auslegte, aber das hier war inakzeptabel. Alle Ärzte mussten immer von mindestens einem Sicherheitsbeamten begleitet werden, wenn sie potenziell gewalttätige Patienten besuchten. Larry kam zwar oft zu spät zur Arbeit und hatte die schlechte Angewohnheit, unangemessene Witze über weibliche Mitarbeiter zu machen, aber wenn es um die abendlichen Sitzungen ging, war er eigentlich immer zuverlässig. Ein unentschuldigtes Fehlen würde vom Institut nicht toleriert werden.
Auf einmal erregte etwas die Aufmerksamkeit des Arztes.
Er lehnte sich über die Vorderseite des sterilen Schreibtisches. Auf acht Monitoren waren die pixeligen Aufnahmen der Sicherheitskameras auf Station 11 zu sehen. Sie schalteten immer wieder um zwischen dem Korridor, der mitten durch die Station führt, und den gesicherten Zimmern der einzelnen Patienten. Als die Bildschirme erneut umschalteten, zeigte einer nichts weiter als ein undurchdringliches Schwarz mit einigen statischen Störungen.
Doktor Winters wusste, was auf dem Bildschirm hätte zu sehen sein müssen.
Er hätte einen Mann zeigen sollen, der zu brutalster Gewalt fähig ist und er hätte entweder in seinem Bett schlafen oder auf den Besuch von Doktor Winters warten sollen. Aber das war nicht der Fall.
Der Arzt hoffte, dass Larry nur deswegen nicht da war, weil er gerade die Kamera kontrollierte.
Er zog sein Funkgerät von seinem Gürtel.
„Larry, wo bist du?“.
„Wo bist du?“, kam es von Larry postwendend zurück.
„Verdammt noch mal, Larry. Ich bin da, wo ich sein sollte. An der Rezeption. Bist du schon wieder pinkeln gegangen?“
„Schön wärs.“ Das Funkgerät summte kurz auf. „Es gibt ein Problem mit einer der Kameras in Raum 16.“
Doktor Winters seufzte erleichtert. „Das kann ich auf dem Monitor sehen.“
„Ja“, kam Larrys schroffe Stimme über das Funkgerät. „Ein Techniker ist auf dem Weg hierher, aber mein Vorgesetzter sagte, ich solle den Raum im Auge behalten, bis er eintrifft.“
„Das ist in Ordnung“, sagte der Arzt. „Ich bin auf dem Weg.“
Er betätigte den Schalter auf Larrys Schreibtisch, um das Schloss der Sicherheitstüren aus Metall zu öffnen. Das interne Schloss klickte hallend auf.
Winters schaute auf die Fragen, die er auf einem Blatt grellgelben Papiers notiert hatte. Die erste Frage lautete:
„Wo ist die Leiche von Anne Marlin?“
Eine weitere sinnlose Frage, die der Patient niemals beantworten würde, es sei denn, man könnte eine persönliche Verbindung herstellen. Und trotzdem musste der Arzt sie stellen.
Es war sein Job.
Das FBI saß dem ohnehin schon umstrittenen Institut im Nacken und wollte mehr Informationen. Dr. Winters verstand ihren Wunsch, den Patienten mit einer großen Anzahl ungeklärter Fälle in Verbindung zu bringen, aber der Patient hatte in unzähligen Sitzungen so gut wie nichts preisgegeben. Das FBI schien nicht zu verstehen, wie schwierig es war, einen höchst manipulativen Psychopathen zum Reden zu bringen.
Er machte sich auf das unvermeidliche Desaster gefasst, zu dem die Befragung sich entwickeln würde, zog die Sicherheitstür aus Metall auf und betrat die Station.
Die Tür schloss sich automatisch hinter ihm und rastete laut klickend ein. Er hatte sich daran gewöhnt, dass die Geräusche in der verschlossenen Abteilung widerhallten, aber trotzdem war ihm bei jedem Besuch etwas unwohl dabei.
Das Echo hallte durch den klinisch weißen Stationsflur, der auf beiden Seiten von sechzehn Zimmern mit sechzehn ebenso stillen weißen Türen gesäumt war. Das Geräusch hatte immer etwas Unheimliches an sich.
Es war seltsam, dass auch der zweite Wachmann, der normalerweise in der Station postiert war, abwesend war. Doktor Winters hätte diesen Gedanken fast laut ausgesprochen. Er hatte die Angewohnheit, mit sich selbst zu reden, wenn er allein war, aber seit er in der Anstalt war, vermied er es, wenn jemand anderes in Hörweite war. Es wäre nicht gut angekommen, wenn einer der Psychiater dabei beobachtet würde, wie er sich mit sich selbst unterhielt.
Aber er hatte recht: Es hätte ein weiterer Wachmann in der Station Dienst haben müssen, aber der Arzt konnte ihn nicht sehen. Und auch Larry war nicht zu sehen.
Der lange Korridor zeigte nur geschlossene Türen.
Doktor Winters drückte auf die Sprechtaste seines Radios.
„Larry, wo bist du, und wo zum Teufel ist der andere Wachmann?“
„Wir haben ein Problem, Doc“, sagte Larry und schnaufte laut über das Rauschen hinweg.
„Unser Patient hier dachte, er wäre schlau und stürzte sich auf mich, während ich einen Blick auf die Überwachungskamera in seinem Zimmer geworfen habe.“
„Larry, um Himmels willen“, sagte der Arzt. „Überlass das doch den IT-Leuten!“
„Ich dachte, ich könnte sie reparieren. Ich habe eine ähnliche Kamera zu Hause. Meine braucht normalerweise nur einen guten Klaps und schon ist sie wieder in Ordnung. Ich habe es versucht …“
Noch mehr Rauschen machte den Rest von Larrys Satz unverständlich. Die Zellen auf Station 11 waren von fast ein Meter dickem Beton umgeben. Die Funkgeräte hatten immer Mühe, durchzukommen.
Der Arzt seufzte, aber dieses Mal drückte er nicht auf die Sprechtaste seines Funkgeräts. Stattdessen grummelte er nur. „Ich bin umgeben von den Marx Brothers.“
Mehr Statik.
„…später. Kannst du diesen Trottel betäuben?“, fragte Larry und atmete noch schwerer über das Funkgerät. „Wir müssen ihn beide festhalten.“
„Ja, ich bin gleich da.“
Winters wusste, welches Zimmer dem Patienten gehörte. Es war die letzte Tür auf der Station und die, vor der er sich am meisten fürchtete. Jedes Mal, wenn er es für einen Gesundheits-Check oder eine Therapiesitzung aufsuchte, fürchtete er, dass der Patient wach und gesprächsbereit sein würde. Denn in dem Fall würde er mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf den Arzt warten. Dann würde das Gespräch beginnen, und worüber dieser Mann gerne sprach, machte Dr. Mason Winters Sorgen. Der Mann sprach nie direkt über seine Verbrechen, aber er beschrieb Szenen, die so gewalttätig wie verstörend waren. Wie tiefschwarzes Konfetti, das vom Himmel regnete, schienen dem Mann kryptische Bruchstücke seiner Erinnerung zurückzukommen.
Entweder war er der gestörteste Geisteskranke, dem Doktor Winters je begegnet war, oder er war so brillant, dass er alle mit einer perfekten Vorstellung hinters Licht geführt hatte.
Das Funkgerät summte wieder. „Beeil dich“, sagte Larry.
Mit einem Blick nach unten riss der Arzt den gelben Zettel mit den vorgesehenen Fragen ab, zerknüllte ihn und steckte ihn in seine Tasche. Dann eilte er den Korridor hinunter und tastete in seiner Kitteltasche nach einer Injektionsnadel und der kleinen Flasche Lorazepam. Er hielt es für eine gute Idee, ein Beruhigungsmittel dabei zu haben, wenn man von potenziell gewalttätigen Patienten umgeben war.
Er lief den Korridor hinunterlief und war fast erleichtert, dass er den Patienten in dieser Nacht wohl nicht mit weiteren sinnlosen Fragen belästigen musste.
Aber vielleicht konnte er den Mann wenigstens beruhigen.
Vielleicht könnte er ihm einen damit etwas anbieten, mit dem er sich selbst in ein positiveres Licht rückte als die Sicherheitsleute. Nach dem Motto: guter Arzt, böser Wachmann. Vielleicht würde er dadurch das Vertrauen des Patienten gewinnen und ihm endlich helfen können.
Etwa auf halber Strecke des Flurs sah er etwas, das sich von dem kahlen Weiß des Bodens abhob. Es war ein winziger roter Fleck, aber das reichte. Er blieb abrupt stehen. Er beugte sich vor, um den Fleck zu berühren, aber bevor er dazu kam, hörte er eine Stimme. Sie war undeutlich und flüsterte. Die Worte waren unsicher, ein undeutliches Durcheinander, aber dennoch real.
Doktor Winters stand auf. „Hallo?“, fragte er laut.
Jetzt war es seine eigene Stimme, die auf diese seltsame Weise widerhallte, wie man es nur in Station 11 erlebt.
Er bekam keine Antwort.
Nervös griff er nach seinem Funkgerät.
„Larry, bist du da?“
Das Funkgerät blieb stumm.
Das reichte Winters; er musste Alarm schlagen. Es war egal, wenn er später dadurch Probleme bekäme.
Er ging zur Wand hinüber und sah er einen roten Metallkreis mit einem kleinen gelben Griff in der Mitte. Er streckte die Hand aus, um an dem Griff zu ziehen, aber bevor seine Fingerspitzen ihn berühren konnten, ertönte wieder die Stimme. Diesmal über das Funkgerät, und die Worte waren lauter und deutlicher zu verstehen.
„Doktor Winters“, sagte die Stimme über das Rauschen hinweg. Es war nicht die von Larry „Tut mir leid … Ich musste den Patienten fixieren. Er ist einfach durchgedreht.“
„Ist das …“
Seine Frage wurde abrupt unterbrochen.
„Gary Jenkins, Doktor. Können Sie mir mit Larry helfen? Er ist verletzt.“
Doktor Winters kannte Garys Namen; er war ein Wachmann, der erst seit ein paar Wochen auf der Station arbeitete.
„Beeilen Sie sich, Doktor!“
Der Wunsch, Larry zu helfen, übernahm nun die Oberhand. Er war zwar unpünktlich und unzuverlässig, aber der Arzt mochte ihn, auch wenn ihm das erst jetzt bewusst wurde.
Er eilte den Korridor entlang und kam zur letzten Tür, dem letzten Zimmer der Station: dem Patientenzimmer und dem Ort, den er am meisten fürchtete.
Von Weitem sah es so aus, als wäre die Tür verschlossen, aber als er davorstand, mit einer mit Betäubungsmittel gefüllten Spritze in der Hand, konnte er sehen, dass sie einen Spaltbreit geöffnet war.
Er ließ sein Klemmbrett fallen und schob die schwere weiße Metalltür ein wenig weiter auf, gerade so weit, dass er die schreckliche Szene sehen konnte.
Sein Magen drehte sich um bei dem, was er sah.
Der Boden war voll Blut. Es sah aus wie in einem Schlachthaus. Larry lag auf dem Boden. Sein Körper war mit Stichwunden übersät und blutverschmiert. Doktor Winters erkannte ihn nur anhand des Namensschildes auf seiner Brust.
Neben ihm lag eine zweite Leiche, zweifellos Gary Jenkins. Die Kehle des jungen Mannes war aufgeschlitzt.
Der erste Impuls von Winters war, sich zu übergeben, aber die Panik hielt ihn davon ab.
Während er wie angewurzelt auf dem Flur stehenblieb, löste sich eine Frage aus der Kakofonie der rasenden Gedanken in seinem Kopf: Wo war der Patient?
„Guten Abend, Herr Doktor“, flüsterte eine Stimme über das Funkgerät. „Ich habe mich schon so auf unser Gespräch gefreut.“
Doktor Winters’ Hand zitterte, als er nach seinem Funkgerät griff, bereit, den Notfall zu melden. Doch als er es berührte, erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Bei dem Anblick brach ihm der kalte Schweiß aus, seine Beine waren wie erstarrt und sein Herzschlag holperte.
Jemand versteckte sich hinter der Tür. Ein Auge spähte aufmerksam durch den Spalt im Türrahmen.
Der Arzt kannte den diesen glühenden Blick. Er kannte dessen leidenschaftslose, kalte Brutalität. Er kannte seine verdrehten Fantasien. Er wusste, wozu der Besitzer fähig war.
Der Patient war noch im Zimmer. Nur Zentimeter entfernt. Und er starrte ihn an.
„Helfen Sie mir, Doc, helfen Sie mir“, sagte die Stimme hinter der Tür und ahmte nahezu perfekt die Stimme des armen Gary Jenkins nach. Der junge Mann lag mit herausgerissenen Augen auf dem Boden.
„Ja, Doc“, sagte die Stimme, die sich jetzt in den rauen Tonfall von Larry verwandelte. „Wir sind schwer verletzt. Helfen Sie uns …“
Winters wusste, dass der Patient gerne ihn und die anderen Ärzte imitierte, aber er hatte die Fähigkeiten des Mannes dennoch unterschätzt. Die Vorstellung war erschreckend perfekt.
Dann kam ein Lachen, ein höhnisches, schadenfrohes Gackern, und es hallte mit grusliger Hoffnungslosigkeit in den sterilen Gängen von Station 11 wider.
Winters fummelte an dem Funkgerät herum, aber dann bewegte sich das Auge auf der anderen Seite der Tür. Die Gestalt dahinter sprang heraus und griff nach der Hand des Arztes, entriss ihm das Funkgerät und schlug es dann auf den Boden.
Winters beobachtete, wie das Gerät beim Aufprall zerbrach und die Leuchten erloschen.
Dann erinnerte er sich an die Spritze.
Er hob seine Hand, die so stark zitterte, dass er sie kaum kontrollieren konnte, und hielt sie vor sein Gesicht, als wäre sie ein Schild.
„ARZT!“, kreischte der Patient.
Er erstarrte vor Schreck; er hatte nicht damit gerechnet, dass der Patient so schnell zuschlagen würde. Die Finger einer Hand krallten sich in das Gesicht des Arztes und zogen eine blutige Spur. Er stieß einen Schrei aus, aber das spornte seinen Angreifer nur noch mehr an.
Der Arzt taumelte rückwärts und das Blut, das ihm in die Augen rann, vernebelte seine Sicht.
Eine blutverschmierte Gestalt bewegte sich auf ihn zu.
Dann war die Spritze weg, als hätten die Schatten selbst sie aus seinem Griff gerissen.
Er war wehrlos
Der Patient brüllte vor Lachen.
Der Fluchtinstinkt übernahm, ein überwältigender und urtümlicher Impuls. Er musste um sein Leben rennen. Er drehte sich um und rannte so schnell er konnte durch den Korridor zurück zur Sicherheitstür.
Dieses Mal hallten seine Schritte nicht einsam in der Leere des Korridors wider. Diesmal kamen noch weitere Schritte hinzu.
Dicht hinter ihm.
Durch blutige Tränen hindurch blickte er zurück und sah die Gestalt des Patienten direkt hinter sich, den Arm ausgestreckt.
Als Winters das Tastenfeld neben der Sicherheitstür erreichte, tastete er nach seinem Ausweis, zog ihn durch und tippte dann den erforderlichen Zahlencode ein.
Das innere Schloss klickte und die Tür öffnete sich.
„Danke, Doktor Winters“, sagte eine kehlige Stimme in das Ohr des Doktors. „Es sind die Lichter hier drin … Sie tun meinen Augen weh … Ich frage mich, ob es draußen regnet … Ich mag das Wasser nicht … Glauben Sie, die Leute draußen werden sich freuen, mich zu sehen? Nicht … Antworten Sie nicht. Ich will ihre Gesichter sehen.“
Der Arzt spürte, wie der Atem des Patienten in seinem Ohr kitzelte und über seine Wange in seine Nase strich. Der Geruch war übel. Die Worte wirr.
Panik schoss durch die Adern des Arztes, noch verstärkt von seinem wie wild klopfenden Herzen.
Er zog an der Tür und stieß ein Wimmern aus.
„Ich … Ich will Ihnen nur helfen …“, war alles, was er sagen konnte. Seine Stimme zitterte, wie die eines verängstigten Kindes.
Dann spürte er es.
Zwei kräftige Hände schlossen sich von hinten um seine Kehle.
„Sie haben mir geholfen, Doktor. Jetzt lassen Sie mich Ihnen helfen.“
Aus den Augenwinkeln sah er ein breites, manisches Lächeln.
Als Doktor Mason Winters das Bewusstsein verlor, betete er, dass sein Tod nicht so schmerzhaft sein würde wie der der beiden toten Wachleute.
Das Letzte, was er hörte, waren die eiskalten Worte seines Mörders:
„Machen Sie sich keine Sorgen, Doktor Winters. Sie werden nicht allein sein … Ich werde sie alle töten.“
Das Handy neben ihrem Bett erwachte zum Leben und spielte „Run, Baby, Run“ von Sheryl Crow.
Valerie liebte und hasste dieses Lied zugleich. Es erinnerte sie an ihre Kindheit, und das waren keine schönen Erinnerungen. Und doch ließ sie sie zu, jedes Mal, wenn jemand anrief. Die Buße für die Schuld ihrer Familie, die sie jeden Tag in ihrem Kopf neu durchlebte.
„Du musst doch erst in ein paar Stunden zur Arbeit“, stöhnte ihr Freund Tom von der anderen Seite des Bettes.
Valerie brauchte nicht auf den Bildschirm zu schauen. Sie wusste, wer anrief. Es konnte nur eine Person sein. Und es konnte nur eines bedeuten.
Sie öffnete die Augen, sah sich mit verschwommenem Blick in ihrem Schlafzimmer um und nahm ab.
„Agent Law?“, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Ja, Sir“, antwortete Valerie und versuchte, so wach wie möglich zu klingen. Das gelang ihr nur zum Teil.
„Ich weiß, dass Sie heute erst um 9 Uhr dran sind, aber könnten Sie früher kommen? Es ist sehr dringend.“
Ihr wurde das Herz schwer.
Das bedeutete, keine Zeit für eine lange Dusche und ein ausgiebiges Frühstück. Sie musste sich dem stellen, was auch immer es war, und fühlte sich noch nicht mal ansatzweise wie ein Mensch.
„Kein Problem“, sagte sie, setzte sich auf und schlüpfte mit den Füßen in ihre Fleece-Pantoffeln neben dem Bett. „Es geht also um einen wichtigen Fall?“
„Ja“, sagte die Stimme. „Aber da ist noch etwas. Ihr Erscheinen wird aufgrund ihrer Performance in letzter Zeit notwendig. Ich werde Sie ausführlich informieren, wenn Sie im Hauptquartier angekommen sind.“
„Verstanden.“ Valerie legte den Hörer auf und spürte, wie sich ihr leerer Magen verkrampfte.
Was hat er mit meiner Performance in letzter Zeit gemeint?
Das Letzte, was Valerie benötigte, war ein Knick in ihrer Karriere. Aber könnte es auch etwas anderes gewesen sein? Wurde sie wegen ihres letzten Falles aufs Abstellgleis geschoben?
„Keine Zeit zum Frühstücken?“, fragte Tom groggy.
„Tut mir leid, Schatz“, antwortete sie.
„Hast du noch mal über letzte Nacht nachgedacht?“
Valerie stand auf, ging zu ihrem Kleiderschrank und holte einen schwarzen Anzug heraus. Sie ging zu einer Schublade, öffnete sie und nahm ihren Ausweis und ihre Glock 5. Sie gehörte zur Standardausrüstung des FBI, und obwohl sie ein größeres Kaliber als eine 9 mm bevorzugte, hatte sie sich schon mehrfach bewährt. Das musste sie auch, wenn man auf der Jagd nach Flüchtigen war.
„Wir können später über die letzte Nacht reden, wenn wir mehr Zeit haben.“
„Du hast nie Zeit.“
„Das ist nicht wahr. Ich bin gerne mit dir zusammen, aber es kommt auf das Timing an, okay?“
Sie ging zurück zum Bett, beugte sich vor und gab Tom einen Kuss auf die Wange.
Tom stand ebenfalls auf, zog seine Jeans und sein weißes Oberteil vom Vorabend an und sagte nichts.
„Tom, sei nicht so …“
„Ist schon gut …“, sagte er und seufzte. „Es lohnt sich, auf dich zu warten. Soll ich dir noch ein paar Eier kochen, bevor du gehst?“
„Ich hole mir bei der Arbeit etwas, wenn ich die Zeit dazu finde.“ Valerie rieb sich die Stirn und zuckte leicht zusammen.
„Wir hätten gestern Abend nicht diese Mojitos trinken sollen“, lachte Tom. „Du hast es etwas übertrieben. Das passt unter der Woche so gar nicht zu dir.“
Valerie lächelte, aber ihr war klar, warum sie so viel getrunken hatte. Sie wusste etwas, was Tom nicht wusste.
Es ging um den Geburtstag ihrer Mutter.
Ein weiteres Jahr war vergangen, ohne dass sie sie gesehen hatte; ein weiteres Jahr, in dem sie das Geheimnis ihrer Familie hatte schützen müssen.
*
An der Bürotür vor ihr stand „Stellvertretender Direktor Weller“.
Weller war ein guter Chef, einer der besten im Mesmer-Building des FBI in Quantico, aber er war auch hart zu seinen Agenten, wenn er es sein musste. Valerie war misstrauisch, vor allem, wenn man berücksichtigte, was beim letzten Fall passiert war.
Jackson konnte dein Schutzengel oder dein schlimmster Albtraum sein.
Valerie hob die Hand und wollte gerade klopfen, aber die Tür öffnete sich, bevor sie dazu kam.
Ein lächelndes braunes Gesicht mit schwarzem Haar, braunen Augen und einem kräftigen Kiefer begrüßte sie. Es war ein Gesicht, das sie gut kannte und das sie gerne sah.
„Du auch?“ Valerie seufzte und betrat das Büro.
„Du wirst mich nicht los, Val.“
Charlie war in den letzten sechzehn Monaten Valeries Partner gewesen, als sie für das FBI verschiedene Flüchtige zur Strecke gebracht hatte. In dieser Zeit hatte sie sich an seine imposante Statur, seinen Sinn für Humor und sein scharfes Gehör gewöhnt.
„Du hast mich kommen hören, oder?“, fragte Valerie.
„Mit diesen Absätzen war das nicht schwer.“
Valerie klopfte Charlie auf den Arm und trat dann neben ihn, wobei sie instinktiv ihre Hand ausstreckte.
Ihr Chef, Jackson Weller, saß mit einem grimmigen Gesichtsausdruck hinter seinem Schreibtisch. Dieser ließ ihn mindestens zehn Jahre älter aussehen, als es seine 52 Jahre auf diesem Planeten eigentlich hergaben. Hinter ihm war ein bedrohlich düsterer Vorfrühlingshimmel durch ein großes Fenster zu sehen.
Ein flaues Gefühl machte sich in Valeries Magen breit.
Der Kater war verschwunden, aber an seine Stelle war Anspannung getreten. Sie hatte noch nie zuvor einen so intensiven Blick auf dem Gesicht ihres Chefs gesehen.
Jackson stand auf und schüttelte Valerie die Hand.
„Special Agent Law, schön, dass Sie es geschafft haben.“
Valerie setzte sich und sah sich um. Das Büro war von vollgestopften Regalen mit vielen ledergebundenen Büchern umgeben, in denen Jackson sich gerne vertiefte, wenn er Zeit dazu hatte.
Eine peinliche Stille entstand, als Charlie sich auf den Stuhl neben ihr setzte.
