Kenia - Ingrid Laurien - E-Book

Kenia E-Book

Ingrid Laurien

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Beschreibung

Traumhafte Strände am Indischen Ozean, Safaris in endloser Grassavanne, Löwen und Elefanten, ursprüngliches afrikanisches Leben – das sind die Assoziationen, die der Name Kenia bei vielen Deutschen hervorruft. In den letzten Jahren machte das Land jedoch ganz andere Schlagzeilen: Gefälschte Präsidentschaftswahlen, ethnische Vertreibungen und Terroranschläge erschütterten Kenias Stabilität.
Dabei galt der Staat zuvor als relativer Hoffnungsträger für Frieden und Wohlstand im unruhigen Ostafrika. Ingrid Laurien verfolgt die Entwicklung Kenias seit 1986 aus nächster Nähe. Sie versteht es, die inneren Widersprüche dieses faszinierenden Landes kundig und anschaulich zu schildern und einen tiefen Einblick in den Alltag seiner Bewohner zu geben. Ein Buch für Kenia-Reisende, die mehr erfahren möchten, als in Hochglanzbroschüren steht.

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Seitenzahl: 318

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Ingrid Laurien

Kenia

Ingrid Laurien

Kenia

Ein Länderporträt

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

2., aktualisierte Auflage, Juni 2015

entspricht der 2. Druckauflage vom Juni 2015

© Christoph Links Verlag GmbH, 2010

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Umschlagentwurf: Stephanie Raubach, Berlin

Karte: Christopher Volle, Freiburg

Lektorat: Günther Wessel, Berlin

ISBN 978-3-86284-337-4

Inhalt

Vorwort

Auf dem Weg zu einer modernen Gesellschaft in Afrika

Ein Traum von Afrika

Kolonie wider Willen

Viele Völker – eine Nation?

Eine afrikanische Erfolgsgeschichte?

Erste Begegnungen mit Kenianern

Auf der Straße

Einladung zum Essen

»Ich hatte eine Farm in Afrika …« Die Kolonialzeit

Ein Stück vom Paradies – das koloniale Kenia

»Land and Freedom!« Kampf um die Unabhängigkeit

Uhuru – Freiheit!

Das Erbe der Kolonialzeit

Der lange Weg zur Demokratisierung. Kenias Geschichte seit der Unabhängigkeit

Der Big Man und seine Klientel – Präsident Jomo Kenyatta

Rivalen

Ein Diktator in Kenyattas Fußspuren – Daniel arap Moi

Ein zweites Mal Uhuru – der Kampf für ein Mehrparteiensystem

Eine neue Ära?

Nairobi: Kenia im Brennspiegel

Taxi nach Nairobi

Hawkers am Uhuru-Park

Hochhäuser und Café Latte – der Central Business District

Koloniale Nostalgie – der grüne Nordwesten

Märkte und Dukas – das alte Zentrum

Sheng und Manambas – östlich der Tom Mboya Street

Mama Mbogas, Volksredner und Kiondos – der Osten Nairobis

Handy im Slum

Landschaften und Umwelt Kenias

Beach Boys und Moscheen – Kenias Küste

Löwen und Minibusse – Kenias Naturparks

Das landwirtschaftliche Herzland Kenias

Gewollte Unterentwicklung? Leben am zweitgrößten Binnensee der Welt

Die Wüsten schreiten voran – der faszinierende, unwirtliche Norden

Kenias Gesellschaft

Der sogenannte Tribalismus

Stadt und Land

Heiraten und Sterben

Eine Jua-Kali-Nation?

Harambees und Chai kidogo – Kenias »Zivilgesellschaft«

Religion und Kultur

Nyama Choma – Stammtisch-Politik und die Macht der Medien

Jeder sein eigener Prophet

Geister und Night Runner – vom sogenannten Aberglauben

»Who can bwogo me?« Literatur, Musik und populäre Kultur

Nachwort: Vorsichtiger Optimismus

Anhang

Literaturempfehlungen

Filme und TV

Informative Websites

Basisdaten Kenia

Karte

Zur Autorin

»Die Menschen Kenias […] mögen einfach und ungebildet erscheinen, sie können sich vielleicht nicht gut artikulieren, aber sie sind Menschen und nicht Steine. Sie haben einen natürlichen Stolz und eine Sehnsucht nach einem besseren Leben und nach der Erfüllung ihrer Träume. Das ist eine ungeheure Macht, die man nur um den Preis von Frustration und Explosionen ignoriert. Wir haben das in Kenia bereits erfahren. Aber es gibt eine positive Seite der Macht. Das ist die Annahme der Herausforderung, die darin liegt, zu einer Nation zusammenzuwachsen.«

Tom Mboya, The Challenge of Nationhood, 1962

Vorwort

Zum ersten Mal kam ich in den 1980er Jahren nach Kenia. Ich hatte damals einen Vertrag abgeschlossen, um an der Universität von Nairobi Deutsch zu unterrichten. Als ich nach der Ankunft in Nairobi einen ersten kleinen Spaziergang machte, war ich enttäuscht. Ich war schon in Afrika gewesen, hatte eine lange Reise durch Westafrika gemacht. Mein Kopf war voller Bilder, aber auch voller Klischees. Afrika, das waren für mich gut gelaunte Menschen in bunten Gewändern, kleine Marktstände an roten staubigen Straßen, nachts von Kerosinlampen beleuchtet wie von kleinen gelben Leuchtkäfern. Interessant aussehende Speisen, die Luft roch nach Holzkohle und Röstfleisch, und überall dröhnte Youssou N’dour oder der »Zaire-Beat« von Franco aus den Transistorradios.

Das war »Afrika« für mich, aber dies hier …? Nairobi schien eine ganz normale westliche Stadt zu sein, mit einer Hochhaus-Skyline. Wo ich Marktstände erwartet hätte, sah ich nur die leicht verschmierte Schaufensterscheibe eines Fish-and-Chips-Imbisses, hinter der ein paar offensichtlich schon etwas ältere Brathähnchen im Elektrogrill rotierten. Später luden mich einige höfliche Inder in Turbanen zu einer Autotour durch die Stadt ein. Sie endete damit, dass wir ein Eis in einem Drive-In-Restaurant aßen. Der nette junge Mann, der seine Lieblingskassette mitbrachte, um sie in meiner Stereoanlage für mich zu spielen, brachte keine Benga-Beats, sondern – Nana Mouskouri. An der Universität trugen die männlichen Kollegen dunkle Anzüge mit Schlips und die weiblichen modische Kleider, vorzugsweise aus glänzender Imitat-Seide.

Die meisten Deutschen, die ich kennenlernte, wohnten ganz neokolonial in Villen, die sich in großen Gärten hinter hohen Gittern versteckten, mit einem von rot blühenden Bougainvilleas umrankten Tor, das von einem Wachmann auf Zuruf geöffnet wurde. Sie kauften in ganz normalen Supermärkten statt auf einem bunten wuseligen Markt und hatten außer dem Wachmann auch noch einen Gärtner und ein Hausmädchen in weißer Schürze und mit Häubchen. Kenianische Freunde hatten sie nicht. Am Wochenende fuhr man mit dem Allradauto auf Safari in die Nationalparks und beobachtete Löwen aus der Distanz.

Erst etwas später ging ich in Nairobi die River Road hinunter bis zum Tal des Nairobi-Flusses, vom dem damals nur noch eine Kloake übrig war, und sah mir auch die Stadt östlich der Tom-Mboya-Straße an, und da war es dann auch, das »Afrika«, das ich suchte: ein buntes Gewühl, kleine Marktstände und laute Musik aus Transistorradios. Da waren die Kinder, die mir »How are you, Muzungu (Weiße)?« zuriefen. Aber da gab es auch Raubüberfälle und Messerstechereien, da waren Armut und Elend der Slums, die sich nicht versteckten. Jeden Tag wanderte ich damals in der reichlich bemessenen Mittagspause, in der an der Universität nichts zu tun war, durch die Straßen von Nairobi, auf und ab, bis ich jeden Winkel zu kennen glaubte. Die Stadt hatte angefangen, mich zu faszinieren. Nairobi ist so etwas wie Kenia in einem Brennglas: die ganze Gesellschaft mit allen ihren Widersprüchen zusammengezogen in einer Stadt.

Das war dann schon die Zeit, als mich in Kenia und seine Menschen in ihren Bann gezogen hatten. Was ich erlebte, war ein afrikanisches Land in einem widersprüchlichen Modernisierungsprozess, halb westlich, halb von Traditionen geprägt, die gar keine Traditionen mehr waren. Irgendwie, so empfand ich es, hing Kenia in einem Dazwischen, in einem Niemandsland, in dem sich ungehindert von jeder westlichen oder »afrikanischen« Werteordnung purer Machthunger, Gier und Rücksichtslosigkeit breitmachen konnten. Aber gleichzeitig war diese Gesellschaft auch viel mehr. Kenia war ein Land, das sich nicht damit abfand, als ein marginales Land auf einem Kontinent zu gelten, der damals, in den späten 1980er Jahren, vom Rest der Welt allmählich abgeschrieben wurde. Die Kenianer wollten und wollen mehr. Sie wollen ihr Land modernisieren, sie wollen mitreden im internationalen Dialog. Development (Entwicklung) und Education (Bildung) sind die Schlüsselwerte, an die Kenianer nicht aufgeben zu glauben, so schwer es ihnen oft auch gemacht wird – und so schwer sie es sich auch oft selbst machen.

1986, als ich nach Kenia kam, war der Diktator Daniel arap Moi auf dem Höhepunkt seiner Machtfülle. Für mich war es eine völlig neue Erfahrung, in einer Diktatur zu leben. Ich spürte, dass auf den Meetings in der Universität doppelzüngig kommuniziert wurde, und ich entwickelte ein Gespür für die Zwischentöne. Ich fühlte mich miserabel, als ich eines Tages morgens alle Ausgaben der Zeitschrift Beyond in der Badewanne verbrannte, weil in den Nachrichten um sieben Uhr verkündet worden war, dass sämtliche Nummern des Blattes verboten worden seien und ihr Besitz ab sofort strafbar sei. Unter dem Balkon unserer Wohnung auf dem Campus wurden protestierende Studenten von der General Service Unit, einer Spezialeinheit der Polizei, die direkt dem Präsidenten untersteht, zusammengeschlagen. Und die bedrückende Atmosphäre in der Stadt nach der Ermordung des Außenministers Robert Ouko durch das Regime Anfang 1990 werde ich nie vergessen.

Aber es gab nicht nur bedrückende Erfahrungen, es gab auch andere, und die beeindruckten mich letztlich stärker. Mit der Zeit lernte ich immer mehr Kenianer näher kennen und bekam Zugang zu einem Kreis junger Journalisten. Wir saßen abends in der lauen Luft bei Bier und geröstetem Ziegenfleisch, dem berühmten Nyama Choma, und diskutierten. Hier verstellte sich keiner, hier wurde kein Blatt vor den Mund genommen. Bald war ich infiziert von der allgemeinen Begeisterung für die Demokratisierungsbewegung und verschlang die neuesten Ausgaben der politischen Magazine, die frei an den Straßenecken verkauft werden konnten. Man musste allerdings schnell lesen, da sie meist sofort verboten wurden. Als ich nach Ablauf meines Vertrages Ende 1991 Kenia verließ, war ich eine glühende Anhängerin der Opposition. Ich war damals überzeugt, dass sie sich in naher Zukunft durchsetzen würde.

Auch in Europa gab es damals ja einen Stimmungsumschwung, was Afrika betraf. Der Zusammenbruch des Sowjetkommunismus hatte überall auf dem Kontinent zu einem Aufleben von Demokratisierungsbewegungen geführt. Diktatoren, die sich bequem damit etabliert hatten, dass sie West und Ost gegeneinander ausspielten, konnten sich nun nicht mehr halten. »Mehrparteienstaaten müssen her!«, war die Forderung der Stunde. Allerdings schwand das Interesse der nun übrig gebliebenen westlichen Welt für Afrika schnell und wandte sich Osteuropa zu. Auch in Kenia kam nach der Euphorie bald die Ernüchterung. Es war zwar gelungen, unter ungeheurem Einsatz und mit vielen Opfern, ein Mehrparteiensystem durchzusetzen, aber es gelang trotzdem zunächst nicht, den Diktator Moi loszuwerden. Der alte Fuchs fand immer neue Finten, um an der Macht zu bleiben, und auch die Opposition bestand nicht aus politischen Engeln, sondern war von den kenianischen Grundübeln schwer infiziert: von Korruption und Gewalt als Mittel der Politik. In Europa wandte man sich wieder von Afrika ab. Eine Parteiendemokratie, so war oft zu hören, sei eben doch nicht das Richtige für diesen Kontinent.

Ich fuhr jedes Jahr zurück nach Kenia und versuchte, solidarisch zu bleiben. Inzwischen hatte ich feste Bindungen an das Land, ich hatte einen Kenianer aus Kisumu geheiratet. Jetzt war nicht mehr Nairobi mein Bezugspunkt, sondern die Provinzhauptstadt am Viktoriasee mit ihrer ländlichen Umgebung. In den 1990er Jahren war das keine sehr erfreuliche Region, fand ich. Kisumu versank in gelbem Lehm, wenn es regnete, und in der übrigen Zeit im Staub. Es gab kaum noch mehrstöckige Gebäude, und die wenigen, die es gab, sahen irgendwie vernachlässigt und verfallen aus. Ausgemergelte Menschen strampelten auf ihren überladenen Fahrrädern hin und her und versuchten, alle möglichen Dinge von zweifelhaftem Wert zu verkaufen. Der See selbst hatte keine glitzernde Wasseroberfläche mehr, sondern war von den giftgrünen Blättern der Wasserhyazinthe völlig überwuchert. Die Fischer konnten nicht mehr zum Fang hinausfahren. Überall Aids, Straßenkinder, unvorstellbare Verarmung – Kenia schien am Ende.

Als dann Ende 2002 die Diktatur endlich fiel, war ich längst mit anderen Dingen beschäftigt und blickte sozusagen nur kurz auf. Kenianische Freunde brachten Videos von der Vereidigung des neuen Präsidenten, der frei gewählt worden war. Es kamen nun auch wieder positive Nachrichten aus Kenia. Das Bruttosozialprodukt stieg rasant. Die Mittelschicht erholte sich rapide. In Kenia gab es eine ungeheure Aufbruchsstimmung, die allerdings dann auch bald wieder verebbte, als sich zeigte, dass Gewalt und Korruption noch immer nicht besiegt waren. Die Lebensverhältnisse der Mehrheit der Kenianer verbesserten sich nicht. Eine tiefe Desillusionierung machte sich breit. Nach den nächsten Präsidentschaftswahlen 2007 explodierte das Land. Offensichtliche Wahlfälschung hatte die Opposition um ihren Sieg gebracht. Die Welle von Gewalt, die das Land überschwemmte und über 1000 Tote und Hunderttausende von ihrem Land Vertriebene zurückließ, hatte ihren Grund allerdings nicht nur in der Enttäuschung. Sie war von oben gesteuert. Lange hing Kenias Schicksal am seidenen Faden. Nur durch die entschiedene diplomatische Intervention der Internationalen Gemeinschaft wurde das Land vor dem Bürgerkrieg gerettet. Danach war es wie immer in Kenia: Es geht weiter, irgendwie.

Heute ist Kenia ein tief gespaltenes Land. Wer arm ist, droht immer mehr in der Verelendung zu versinken. Eine unmoralisch reiche, mit der globalisierten Schattenwirtschaft verquickte, immer noch auf ihre eigene Bereicherung bedachte politische Klasse will sich nicht von den Fleischtöpfen der Macht vertreiben lassen. Gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder Hoffnung. Das moderne Kenia, das Kenia einer wachen, kritischen Zivilgesellschaft, kreist die korrupten Machthaber immer wieder ein und drängt sie in die Defensive. Seit mehreren Jahrzehnten findet in diesem Land eine dramatische Auseinandersetzung um die Modernisierung der Gesellschaft statt, und um ein menschenwürdiges Leben für die Kenianer. Kommt Kenia aber überhaupt dem Ziel näher, nicht mehr ein vergessenes Land auf dem Paria-Kontinent Afrika zu sein, sondern ein vollwertiger, ernst genommener Staat, der vielleicht irgendwann den Schritt vom Entwicklungs- zum Schwellenland schafft? Oder wird das Land in einem bodenlosen Sumpf aus Korruption, Gewalt, Stammeshass und Verelendung versinken? Zur Zeit sieht es mal wieder nicht sehr hoffnungsvoll aus. Die Wahlen 2013 sind zwar gewaltfrei – wenn auch nicht ohne Manipulationsverdacht – über die Bühne gegangen; eine neue Verfassung sieht eine stärkere Dezentralisierung und wirkungsvollere Machtkontrollen vor. Aber trotzdem ist es der alten korrupten Elite wieder einmal gelungen, ihre Macht zu festigen. Versuche des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, die mächtigen Drahtzieher der Menschenrechtsverletzungen von 2007/2008 zur Rechenschaft zu ziehen, sind zumindest partiell gescheitert und drohen den Internationalen Gerichtshof selbst in Legitimationsprobleme zu bringen. Und vom Nachbarland Somalia aus, einem gescheiterten Staat, versuchen die islamistischen Milizen der Al-Shabaab mit furchtbaren Anschlägen, das Land zu destabilisieren. Kenias korrupter Machtelite kommt das durchaus gelegen: Ende 2014 wurde eine Reihe von drakonischen Sicherheitsgesetzen durch das Parlament gepeitscht, die den Kampf um Demokratisierung um 20 Jahre zurückzuwerfen könnten. So jedenfalls sieht es George Murara von der kenianischen Menschenrechtskommission.

Ich bin nun seit fast 30 Jahren eng mit Kenia verbunden, sechs Jahre habe ich in Kenia gelebt und gearbeitet. Ich kenne viele Kenianer, habe ihre Lebenswege verfolgt und begleitet und mag nicht von der Hoffnung ablassen, das es ihnen eines Tages doch gelingen wird, ihren Träumen von einem besseren Leben näher zu kommen. Ein Land in Afrika vom sicheren Europa aus aufzugeben ist leicht. Das Auf und Ab einer mal hoffnungsvollen, mal verzweifelten Entwicklung zu einem Staat zu verfolgen, in dem das Leben für seine Bürger lebenswert ist und der sich in der globalisierten Welt behaupten kann, ist schon viel schwieriger. Das Kenia, das ich in diesem Buch beschreibe, ist die Summe meiner Erfahrungen mit diesem Land. Erfahrungen sind etwas Subjektives, und es ist mir bewusst, dass andere vielleicht ein ganz anderes Bild dieses Landes gewonnen haben. Das ist normal, und es ist umso stärker, als dieses Land wohl niemanden, der es besucht hat, so ganz ohne Emotionen zurückkehren lässt. Kenia ist ein unglaublich schönes Land, mit einer großartigen Natur und einer einzigartigen Fauna und Flora. Es ist auch ein Land der Mythen und Geschichten, sei es als Inbegriff des »alten« kolonialen Afrika mit weißen Farmen und Wildtieren, sei es als Inbegriff des »alten« ursprünglichen und geheimnisvollen Afrika. All das gibt es in Kenia, und es gibt auch ein modernes, dynamisches Land Kenia.

Die Bilder, die von Kenia existieren, sind unterschiedlich, und die Themen, die wichtig genug sind, um über sie zu schreiben, unerschöpflich. Viele Leserinnen und Leser werden möglicherweise »ihre« Themen vermissen. Sie würden sich vielleicht wünschen, mehr über Naturschutz zu lesen oder über Entwicklungshilfe oder mehr über den Kampf gegen Aids und andere Krankheiten, mehr über schwierige Probleme wie die Mädchenbeschneidung oder über die Traditionen der unterschiedlichen Ethnien. Ich habe nicht den Anspruch, über alles schreiben zu können. Es gibt viele Gebiete, auf denen andere mehr Erfahrung und mehr Wissen haben. Meine Intention war, über den Alltag in Kenia und dessen allmähliche Veränderung zu berichten. Schon allein das ist, finde ich, spannend genug.

Ingrid Laurien, Frühjahr 2015

Auf dem Weg zu einer modernen Gesellschaft in Afrika

Ein Traum von Afrika

Für viele Besucher bildet Kenia den Inbegriff unberührter, ursprünglicher afrikanischer Landschaft: weite Steppen mit einzeln stehenden Schirmakazien, wogende Gräser, Flüsse und Wasserstellen und ein Reichtum an wilden, aber nicht scheuen Tieren wie Löwen, Büffel, Leoparden, Nashörner, Giraffen und Zebras. Im Hintergrund erhebt sich majestätisch der schneebedeckte Gipfel des Kilimandscharo oder der des Mount Kenya. Tausende rosafarbener Flamingos waten im seichten Wasser des Nakurusees. Am Rand des gewaltigen ostafrikanischen Grabenbruchs, wo die Siedlungen unten im Rift Valley spielzeugklein scheinen, sind die Spuren von Kräften, die einst die Erdoberfläche aufwarfen und formten, heute noch offen und deutlich sichtbar. Es gibt Geysire und heiße Quellen, schlafende Vulkane und Natronseen. Im Westen grenzt das Land an die riesige Wasserfläche des Viktoriasees, des zweitgrößten Binnensees der Welt, und im Norden geht fruchtbares Ackerland allmählich in eine Trockensteppe mit bizarren vulkanischen Steinformationen über, bis an der äthiopischen Grenze mitten in der Wüste der jadegrüne Turkanasee auftaucht. An der tropischen Küste erstrecken sich kilometerweit große weiße Sandstrände vor kristallklaren, sanften, smaragdblauen Lagunen, die durch Korallenriffe vom offenen Meer getrennt sind.

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