Killerküsse - Jill van Veen - E-Book
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Killerküsse E-Book

Jill van Veen

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Beschreibung

Rasant, humorvoll und romantisch: eine Krimi-Komödie mit Sex-Appeal für alle Fans von Jana Herbst und Janet Evanovich! Eigentlich wollte Lilly Hart nur ihr Patenkind nach Hause bringen, doch stattdessen wird sie unversehens Zeuge eines Mordes. Auf der Flucht vor dem Mörder läuft sie dem Sicherheitsexperten und Ex-Scharfschützen Patrick McClane in die Arme. Um ihr Patenkind zu beschützen, arbeitet sie wider Willen mit Patrick zusammen. Der risikofreudige und dominante McClane ist das komplette Gegenteil des höflichen, kultivierten Anwalts, mit dem sie gerade zusammenziehen will. Ein Mann, dem sie normalerweise aus dem Weg gehen würde. Allerdings ist er auch unbestreitbar sexy und gefährlich attraktiv. Auf ihrem Road-Trip von Hamburg nach München geraten die beiden immer tiefer in einen Strudel aus Lügen und Verbrechen und zwischen die Fronten von Agenten und Auftragskillern … Es handelt sich um eine überarbeitete Ausgabe des bereits unter diesem Titel selbst publizierten Werkes der Autorin. »Killerküsse« von Jill van Veen ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite. Genieße jede Woche eine neue Geschichte – wir freuen uns auf Dich!

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Killerküsse

Roman

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Über dieses Buch

Rasant, humorvoll und romantisch: eine Krimi-Komödie mit Sex-Appeal für alle Fans von Jana Herbst und Janet Evanovich!

Eigentlich wollte Lilly Hart nur ihr Patenkind nach Hause bringen, doch stattdessen wird sie unversehens Zeuge eines Mordes. Auf der Flucht vor dem Mörder läuft sie dem Sicherheitsexperten und Ex-Scharfschützen Patrick McClane in die Arme. Um ihr Patenkind zu beschützen, arbeitet sie wider Willen mit Patrick zusammen. Der risikofreudige und dominante McClane ist das komplette Gegenteil des höflichen, kultivierten Anwalts, mit dem sie gerade zusammenziehen will. Ein Mann, dem sie normalerweise aus dem Weg gehen würde. Allerdings ist er auch unbestreitbar sexy und gefährlich attraktiv. Auf ihrem Road-Trip von Hamburg nach München geraten die beiden immer tiefer in einen Strudel aus Lügen und Verbrechen und zwischen die Fronten von Agenten und Auftragskillern …

Inhaltsübersicht

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel
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1

Herzlichen Glückwunsch! Das wird der beste Tag Ihres Jahres!«, lautete mein Tageshoroskop.

Wäre es ein verlässliches Horoskop gewesen, hätte darin gestanden: »Ziehen Sie heute nicht die nagelneuen High Heels an! Kaufen Sie sich eine schusssichere Weste und einen Camouflage-Anzug (tailliert natürlich).«

Stand aber nicht drin, und so beschloss ich, an diesem Glückstag meine neuen High Heels spazieren zu führen.

»Hör mal«, sagte mein Freund Martin in dem Moment und legte sein Tablet zur Seite, auf dem er die Online-Version des Handelsblattes las. Ich sah fragend über den Rand meiner traditionellen Print-Ausgabe des Hamburger Abendblattes hinweg.

»Wir sollten zusammenziehen.«

»Ach?«, sagte ich nach einer sprachlosen Sekunde. Keine sehr originelle Antwort, ich weiß. Aber meine eigentliche Frage – Jetzt schon? – hätte unhöflich geklungen. Wir waren gerade erst ein halbes Jahr zusammen. Kein Grund zur Eile, meiner Meinung nach.

»Du bist doch mindestens die Hälfte der Woche bei mir«, sagte er und legte eine Hand über meine. »Warum willst du nach einem Single-Apartment suchen? Verschwendete Zeit und rausgeschmissenes Geld, da können wir gleich nach einer gemeinsamen Wohnung suchen, die groß genug für uns ist. Das spart neben doppelten Miet- auch Telefon-, Strom- und Heizkosten. Abgesehen vom Sprit, denn du fährst doch immer mit dem Auto.«

Ganz der Anwalt, mir mit einer Liste von Argumenten zu kommen.

Nachdem ich nur drei Monate in meiner Wohnung gewohnt hatte, war sie aufgrund eines Wasserschadens auf unbestimmte Zeit unbewohnbar geworden. Ich hatte auf die Schnelle im Haus meiner Eltern mein altes Kinderzimmer beziehen können, doch das war natürlich kein Dauerzustand. Leider waren Single-Apartments in Hamburg derzeit schwer zu finden.

»Ich finde meine Idee gut.« Er bedachte mich mit seinem Grübchenlächeln, das auch um diese Zeit schon perfekt funktionierte. Natürlich freute ich mich, dass er unsere Beziehung als dauerhaft ansah. Das war es doch, was ich wollte. Ich war auch keine zwanzig mehr, sondern einunddreißig, da sollte man langsam seinen Platz im Leben finden. Mit Martin war mir der Mann begegnet, den ich mir dafür vorgestellt hatte. Gut aussehend, guter Job, gute Manieren, gutes Elternhaus, ausgeglichenes Naturell. Außerdem war er kulturell sehr interessiert und passte damit hervorragend zu einer Kunsthistorikerin wie mir.

»Was sagst du dazu?«, hakte er nach.

»Martin, es ist viertel vor acht!«, sagte ich verzweifelt, legte die Zeitung weg und griff mir meinen Kaffeebecher. »Entscheidungen treffen steht da nicht besonders weit oben auf meiner Liste.«

Martin konnte einfach nicht akzeptieren, dass es Menschen gab – in diesem Fall mich –, die morgens schwerer in die Gänge kamen und ihre Schweigezeit brauchten, um sich für den Tag zu sammeln. Er schien überzeugt zu sein, dass er mich umerziehen könnte, wenn er nur lange genug allmorgendlich auf mich einschnatterte.

»Das ist genau der Punkt.« Er zwinkerte mir zu. »Du sollst auch nicht ewig darüber grübeln. Bei dem Wohnungsmarkt müssen wir Zeit einplanen, bis wir etwas gefunden habe. Ich könnte schon mal anfangen, mich nach etwas Schönem umzuschauen.«

Nachdenklich pustete ich in den Milchschaum. Wahrscheinlich würde ich auch in zwei Monaten noch zögern. Eigentlich sah mir das gar nicht ähnlich. In meinem Leben lief bisher alles nach Plan und ich hatte hinter einen Punkt nach dem anderen auf meiner Lebensliste ein Häkchen setzen können. Aber in letzter Zeit kam irgendwie Sand ins Getriebe und ich ergriff die Möglichkeiten, die sich mir boten, nicht wie sonst beim Schopf, beruflich wie privat. Ich dümpelte vor mich hin wie eine Ente auf dem Teich. Nur lag es nicht daran, dass ich das Leben einfach laufen ließ, sondern dass ich plötzlich nicht mehr sicher war, in welche Richtung ich paddeln sollte. Unerklärlicherweise ging es mir hier wieder so. Was, wenn ich nicht die richtige Entscheidung traf? Leider war ich nicht die Person, die zu jemandem sagte »sorry, ich habe mich geirrt«. So etwas konnte man einem anderen nicht antun. Noch dazu, wenn der sich anscheinend sicher war.

»Deinen Vater kannst du ja hin und wieder zum Abendessen einladen, wenn du Sorge hast, dass er das Essen vergisst, solange deine Mutter nicht wieder bei ihm ist.« Martin war ein Familienmensch. Er ließ meine Hand los und trank seinen Tasse Grüntee aus. »Übrigens habe ich gestern einen sehr interessanten Podcast zur indischen Wirtschaftslage gehört«, lenkte er mich vom Thema ab. »Ich habe dir den Link geschickt. Lass mich wissen, wie du ihn findest, wenn du ihn angehört hast. Hast du den letzten Artikel gelesen, den ich dir weitergeleitet habe, über diesen englischen investigativen Journalisten und seinen neuesten Roman?«

Ich rettete mich erst einmal mit einem großen Schluck Kaffee. Die Liste mit Links zu Podcasts und Artikeln, die es seiner Meinung nach zu hören und zu lesen galt, war endlos. Ich hatte irgendwann den Versuch aufgegeben, sie abzubauen. Andere kämpften gegen eine Flut von Geschäfts-E-Mails an, ich ertrank im Bildungsmeer meines Freundes.

»Bin noch nicht so ganz dazu gekommen.«

Natürlich wurde der halbherzige Hinweis auf mein Desinteresse ignoriert.

»Lies ihn mal in der Mittagspause. Der ist wirklich interessant.«

»Da muss ich ja nun schon Podcast hören«, knurrte ich. Martin lachte nachsichtig und tätschelte mir kurz den Kopf, was ihm einen bösen Blick von mir einbrachte.

»Kann nicht schaden, auch darüber etwas zu wissen«, erklärte er unbekümmert. »Den können wir aber auch am Sonntag gemütlich im Bett zusammen hören.«

Indische Wirtschaftslage? Am Sonntag? Im Bett?

Die Bedeutung des Wortes »gemütlich« sollte einer von uns noch einmal im Lexikon nachschlagen.

»Ich höre nachher rein.«

Martin stellte unsere Frühstücksteller zusammen und räumte sie in den Geschirrspüler. Ganz recht, er stellte schmutziges Geschirr nicht einfach auf den Geschirrspüler oder in die Spüle, er räumte es ein. Herrlich.

Dann drehte er sich um und beugte sich zu mir herunter.

»Wohnung?«

Zu jemandem Nein zu sagen, fiel mir immer so schwer. Podcasts hin oder her, irgendeinen Kompromiss fand man doch immer. Geschirr in den Geschirrspüler einräumen, schon vergessen?

»Es klingt sehr gut«, sagte ich und stellte entschlossen den Becher ab. Der beste Tag Ihres Jahres, rief ich mir ins Gedächtnis. Wenn nicht jetzt, wann dann? Trau dich, Lilly. Ich lehnte mich zu ihm hinüber und strich eine blonde Haarsträhne aus seiner Stirn. Er war auch einfach zu süß. Auf wen wollte ich denn warten?

»Okay.«

Zufrieden gab er mir einen leichten Kuss.

»Dann gehen wir also auf Wohnungssuche.«

 

Mein Vormittag verlief ereignislos wie immer. Ich arbeitete für die Kunststiftung der Sörensen-Bank. In der Jobbeschreibung hatte etwas von Unterstützung bei der Planung von Ausstellungen und Erstellung der Kataloge gestanden. Da die Kunststiftung ohne ständige Ausstellung war, hatte das eine abwechslungsreiche Arbeit versprochen. Meine Chefin Frau Dr. Elsterhagen, eine der beiden Geschäftsführer, sah das jedoch anders. Mittlerweile hatte ich begriffen, dass sie in mir nur einen sprechenden Terminkalender mit zusätzlicher Korrekturfunktion sah.

Um drei Uhr nachmittags war ich dann allerdings im Stress, denn ich steckte mit meinem alten Käfer im Stadtverkehr Richtung Eppendorfer Krankenhaus fest und hatte schon längst dort sein wollen. Der beste Tag des Jahres ließ sich ganz schön Zeit damit, in die Gänge zu kommen. Mein Handy klingelte.

»Hey du«, meldete sich Martin. »Stell dir vor, mein Kollege Philip und seine Frau ziehen um. Ihre Wohnung in Eppendorf wird also frei. Er hat sie mir beschrieben und die Nummer der Maklerin gegeben. Hört sich gut an. Da kann man es sich schön machen.«

»Das hat er dir heute plötzlich erzählt?«, fragte ich misstrauisch.

»Na ja«, gab er mit einem kleinen Lachen zu, »mag sein, dass ich schon länger wusste, dass sie ausziehen wollen. Ich habe mit der Maklerin telefoniert. Sie hätte morgen oder am Samstag einen Besichtigungstermin frei. Morgen können wir nicht, aber wie schaut es Samstag am Nachmittag bei dir aus?«

»Wieso können wir morgen nicht?«, fragte ich, während ich versuchte, die Spur zu wechseln, obwohl absolut niemand mich dazwischenlassen wollte.

»Weil ich da das Oratorium singe und du eine Karte hast, um mir zuzuhören.«

Ach Gott, ja. Leider sang Martin im Chor, was ich gerne vergaß, eher gesagt, verdrängte. Hatte ich wirklich versprochen, mir das anzuhören? Musste wohl so sein. Morgen war außerdem der Tag des Jahres, an dem mir jede Beschäftigung willkommen war. Der Tag, an dem ich auch nach sechzehn Jahren nicht allein sein mochte.

»Richtig, weiß ich doch«, sagte ich mit beruhigendem Lachen. »Tja, dann eben Samstag.«

»Sehr gut, dann mache ich den Termin fest.«

»Sagtest du, die wohnen in Eppendorf? Da ist die Miete bestimmt hoch.«

»Mach dir bloß keine Sorgen um die Miete.«

»Wenn ich den Job bei der Uni bekomme, habe ich vielleicht mehr Geld zur Verfügung, das ich beisteuern kann«, sagte ich voll Hoffnung.

Ich hatte mich für eine Stelle in Vollzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität beworben und die Chancen standen gut, dass ich sie auch bekommen würde.

Endlich war ich auf der richtigen Abbiegespur und erwischte die Ampel noch bei Kirschgelb. »Ansonsten kann ich ja dem Casino einen Besuch abstatten.«

Es war kurz still.

»Das wird ganz sicher nicht nötig sein«, sagte er nachdrücklich. Sein Ton verriet mir, dass er blass geworden war, und ich verdrehte die Augen. Ich spielte leidenschaftlich gern Poker und Black Jack. Auch ein Roulette konnte meine Augen zum Glänzen bringen. Das hieß nicht, dass ich etwa regelmäßig heimlich ins Casino ging und dort mein Geld verspielte. Allerdings übte Glücksspiel immer eine gewisse Faszination auf mich aus. In meinem Freund jedoch, der als Fachanwalt für Steuerrecht und Wirtschaftsprüfer eine innige Beziehung zu Zahlen hegte, hatte das wiederum gewaltiges Unbehagen ausgelöst.

»Ein Sche-herz«, beruhigte ich ihn. Das war etwas, woran wir in unserer Beziehung noch arbeiten mussten. Martin nahm sehr häufig meine Witze ernst oder hielt ernst gemeinte Äußerungen für Scherze. »Das Einzige, was ich derzeit spiele, ist Poker am Computer im Büro. Offline. Mein Onkel Lars wird sich dafür im Himmel zu Tode schämen – äh, du weißt schon.«

»Wenn er mit den Schuldscheinen überhaupt durchs Himmelstor gekommen ist.«

»Moment! Dass wir zusammenziehen, heißt noch lange nicht, dass du meinen Lieblingsonkel kritisieren darfst«, ermahnte ich ihn. »Wenn sie ihn nicht reingelassen haben, hat er davor eine Spielhölle eröffnet.«

»Schon gut«, lenkte er resigniert ein. »Du klingst gestresst, wo ist deine gute Laune hin?«

»Die hat die Elster gefressen. Gerade habe ich ihren Aufsatz fertig korrigiert, da teilt sie mir mit, dass sie ihn während der letzten zwei Tage komplett umgeschrieben hat. Dann hat Linda mich angerufen. Ihr ging es den ganzen Vormittag schlecht und nun ist sie ins Krankenhaus gefahren.«

Linda war eine Freundin von mir. Ich war die Patentante ihres ersten Sohnes Timmy, und Linda war im fünften Monat mit einem Geschwisterchen schwanger.

»Timmy muss bald vom Kindergarten abgeholt werden, aber sie konnte weder den Babysitter noch ihren Schwager, der gerade zu Besuch ist, erreichen. Ich habe versprochen, Timmy abzuholen und nach Hause zu bringen. Aber vorher muss ich bei ihr im Krankenhaus den iPod abholen und jetzt ist hier dichter Verkehr.«

»Wozu der iPod?«, fragte er.

»Falls Linda heute noch im Krankenhaus bleiben muss und Timmy mit dem Babysitter allein ist, darf er Hörspiele auf dem iPod hören, damit er Mama und Papa nicht so vermisst. Matthias ist derzeit auf Fotoreise.«

»Aha, dann viel Glück«, sagte er ein wenig abgelenkt. »Ich habe jetzt einen Call. Melde mich später wieder.«

Ich konnte mich wirklich nicht über zu wenig Aufmerksamkeit von meinem Freund beschweren. Er meldete sich mindestens zwei- bis dreimal am Tag, meistens per Anruf. Da war er zuverlässig wie in allem anderen auch.

Es gab nichts an diesem Mann auszusetzen. Jeder mochte Martin, sogar meine Mutter. Mittlerweile bedurfte es dafür allerdings nicht mehr viel. Bis zu meinem dreißigsten Geburtstag hatte sie mein Beziehungsleben nicht interessiert. Im Gegenteil. Meine Mutter, eine Bildhauerin, betonte immer wieder, wie wichtig es ihr war, eine unabhängige Tochter zu haben. Doch seit besagtem Geburtstag war sie bereit, jedem Mann mit ernsten Absichten und ohne Strafregister den roten Teppich auszurollen. Das hatte ich davon, dass ich als Einzige übrig geblieben war, um sie mit Enkelkindern zu versorgen. Rasch schob ich den Gedanken beiseite, während ich in die Martinistraße einbog.

Vor dem Krankenhaus wurde ein Parkplatz frei und ich setzte den Blinker, um einzuparken. Doch plötzlich kam er mir viel zu eng für meinen Käfer vor. Hinter mir hupte es bereits. Jepp, eindeutig zu eng, diese Lücke. Ich fuhr weiter und sah im Rückspiegel, wie der BMW, der hinter mir gehupt hatte, dort einparkte.

Nun ja, eventuell war doch mehr Platz gewesen. Da nun wirklich keine Parklücke mehr zu finden war, hielt ich in einer Einfahrt und rief Linda auf dem Handy an.

»Hier gibt’s gerade keinen Parkplatz«, sagte ich entschuldigend.

»Kein Problem, ich kann zu dir rauskommen.«

»Danke dir.«

Gleich darauf kam sie über den Bürgersteig auf mich zu. Sie sah blass aus, ihr sonst immer sorgfältig geföhntes, kastanienbraunes Haar hatte sie in einem nachlässigen Pferdeschwanz zusammengebunden.

»Musst du nicht auf dem Zimmer bleiben?«

»Ich soll sogar ein wenig auf und ab laufen. Es ist alles weniger dramatisch, als es den Anschein hatte«, sagte sie. »Es tut mir leid, dass ich dich einspanne. Sven hatte Timmy abholen wollen. Er hat ihn auch heute Morgen in die Kita gebracht. Aber ich kann ihn einfach nicht erreichen, er geht nicht an sein Handy und bei uns zu Hause scheint er auch nicht zu sein. Wahrscheinlich ist er für seine Story unterwegs, für die er gerade recherchiert. Er hat angedeutet, dass es eine ziemlich große Sache ist.« Sven war Matthias’ jüngerer Bruder. Ich hatte ihn auf einer Geburtstagsfeier von Linda kennengelernt. Er arbeitete als freier Journalist für verschiedene Zeitungen und hatte seinen eigenen Blog, mit dem er zunehmend bekannt wurde. »Ich hoffe, du hattest keinen Ärger im Büro, weil du früher gegangen bist?«

»Ach wo«, sagte ich abwinkend. »Die Elster war sowieso wieder einmal nicht da und hat mir nur Korrekturfahnen zum Lesen aufgetragen.«

»Wenn du den neuen Job bekommst, wirst du endlich etwas zu tun haben. Dann müssen wir irgendwann Frau Professorin zu dir sagen.« Linda lachte.

»Selbst wenn ich die Stelle bekomme, wird das noch ein paar Jahre dauern«, wehrte ich rasch ab.

»Du warst schon mit deiner Promotion extrem schnell und hast uns alle hinter dir gelassen«, widersprach sie. »Da wirst du uns sicher wieder überraschen.«

Linda und ich waren seit unserem ersten Studientag befreundet, an dem wir in einer Orientierungsvorlesung nebeneinander gesessen hatten. Nachdem wir uns in der »Halbzeit« der Veranstaltung immer noch orientierungslos fühlten, hatten wir uns mit einem Blick verständigt, waren aus dem Saal geschlichen und für den Rest des Tages in einem Café versackt.

»Das klingt, als sei ich ein schreckliches Arbeitstier.« So falsch war das nicht. Merkwürdigerweise motivierte mich der Gedanke an eine Habilitation jedoch kein bisschen. Stattdessen verspürte ich, wann immer das Thema angesprochen wurde, ein Unwohlsein, das mir ganz unbekannt war. Schließlich war dies genau die akademische Karriere, die ich für mich geplant hatte.

»Ich lasse Timmy nicht häufig iPod hören«, sagte Linda, als sie mir das Gerät gab. »Deswegen kann man ihn damit sehr gut becircen, wenn er unleidig wird. Ich hoffe, ich kann heute Abend schon das Krankenhaus verlassen, spätestens morgen Mittag nach der Visite.«

»Immer mit der Ruhe«, sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Timmy ist in guten Händen, und ansonsten brauchst du dich um nichts zu kümmern.«

Ich fuhr nach Uhlenhorst zu Timmys Kita, wo Linda mich telefonisch angekündigt hatte. Alle anderen Kinder waren bereits abgeholt worden. Timmy hatte seine Jacke und Schuhe an und spielte mit einem Kipplaster. Als er mich erkannte, lächelte er. Er sah aus wie ein Engel mit seinen blonden Locken und den großen braunen Augen. Allerdings hatte er nur selten Zeit, ein Engel zu sein. Weihnachten zum Beispiel.

»Hallo Timmy, mein Schatz«, begrüßte ich ihn. »Können wir los?«

Er runzelte die Augenbrauen.

»Wo ist Mami?«

Ich setzte ein sorgloses Lächeln auf.

»Die muss noch etwas erledigen. Ich bringe dich jetzt nach Hause und wir spielen, bis Sven kommt.«

Das hatte nicht die gewünschte Wirkung.

»Die Mami soll mich abholen.«

»Sie beeilt sich, nach Hause zu kommen.« Ich beugte mich zu ihm hinunter und flüsterte ihm ins Ohr. »Wenn du mit mir fährst, darfst du im Auto ohne Kindersitz fahren. Wie ein Großer.« Und ich würde mir einen saftigen Strafzettel einhandeln, wenn uns die Polizei anhielt. Sofort ließ er den Laster liegen. Die Chance darauf, etwas Verbotenes zu tun, besserte seine Laune schlagartig. Rasch winkte er der Erzieherin zu und war an der Tür, so dass ich mir schnell seinen Rucksack schnappte und hinterherlief.

Wir hatten Glück und wurden nicht angehalten. Die Fröbes wohnten in der Karlstraße, in einer imposanten Villa nahe der Außenalster, die Linda und Matthias von seinen Großeltern geerbt hatten. Matthias selbst war ein bekannter Naturfotograf und derzeit in der Arktis auf Tour. Ich öffnete das Gartentor und wir gingen den gepflegten Kiesweg zum Haus entlang. Timmy hüpfte neben mir her, seinen Rucksack auf dem Rücken. Auf dem Weg zum Haus saß ein dicker, roter Kater in der Sonne. Als Timmy ihn sah, lief er sofort auf ihn zu und packte ihn im Würgegriff. Offenbar war das Tier daran gewöhnt, denn es wehrte sich nicht.

»Komm, Timmy, Sven wartet bestimmt schon.«

»Ich bleib bei Erik.«

Ich wollte ihn nicht im Vorgarten allein sitzen lassen, der zur Straße hin nur von einer niedrigen Hecke abgeschirmt war.

»Wir können drinnen ein Eis essen«, lockte ich. Der Junge tat einfach so, als hörte er mich nicht, und vergrub seine Nase im Fell der Katze. Da ich ihn schlecht hinter mir her schleifen konnte, beschloss ich, nachzusehen, ob Sven vielleicht mittlerweile nach Hause gekommen war.

An der Haustür blieb ich überrascht stehen, denn sie war nur angelehnt. Sie war verglast, und so konnte ich in den Eingangsbereich sehen. Dort sah alles aus wie immer. Vielleicht hatte Sven die Tür einfach nicht richtig geschlossen? Vorsichtig trat ich ins Haus. Alles erschien friedlich. Da hörte ich Rascheln aus einem der angrenzenden Zimmer, Matthias’ Arbeitszimmer. Wahrscheinlich war es Sven, doch was machte er dort? Es war Matthias’ Heiligtum. Wenn er nicht da war, schloss Linda die Tür ab, damit Timmy nicht hineinging und das durchgeplante Chaos veränderte. Neugierig schlich ich näher. Es hörte sich an, als suchte er etwas.

Was, wenn es nicht Sven, sondern ein Einbrecher war?, durchfuhr es mich und ich blieb stehen. Nein, an der Tür waren doch keinerlei Einbruchsspuren gewesen. Ich als großer Fan von Serien wie CSI, Criminal Minds und wie sie alle hießen, hätte natürlich sofort erkannt, wenn welche da gewesen wären.

Du siehst zu viel von diesen Serien, dachte ich.

Trotzdem ergriff ich im Vorbeischleichen einen der zwei Tennisschläger, die neben dem Garderobenschrank an der Wand lehnten. Behutsam zog ich die Tür, die nur angelehnt war, auf.

Im Bruchteil einer Sekunde nahm ich die Situation auf, die sich mir zeigte. Vor dem Schreibtisch mit Blick in den Garten kniete ein Mann, schwarze Kleidung, Kapuze über dem Kopf, mit dem Rücken zu mir und durchwühlte die Schubladen. Daneben lag leblos ein Mann am Boden. Unter seinem Haar hatte sich ein dunkler, feucht glänzender Fleck auf dem Teppich ausgebreitet. Erschrocken schnappte ich nach Luft. Der Mann vor dem Schreibtisch fuhr herum und sprang auf. In heller Panik, die Hand noch auf der Klinke, stieß ich die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und stürzte aus dem Haus.

 

Timmy hockte noch immer mit Erik auf dem Weg. Erstaunt sah er mich an und ließ vom Kater ab, der sofort das Weite suchte. Ich verlor keine Sekunde, schlang einen Arm um den Jungen und riss ihn hoch. Dann raste ich weiter, durch das halb offene Gartentor, und galoppierte zu meinem Käfer. Er ist bestimmt hinter dir, dachte ich verzweifelt, gleich kommt er, gleich kommt er! Kaum hörte ich, dass Timmy etwas rief. Während ich die Fahrertür aufschloss, hielt ich ihn fest umklammert, damit er mir nur ja nicht weglief. Ich klappte den Sitz nach vorn und schubste ihn auf den Rücksitz.

So schnell es meine zitternden Finger zuließen, startete ich den Motor. Ich schaute nicht zum Haus hinüber vor lauter Angst, den Mann zu sehen. Er würde die Tür aufbrechen. Das dürfte nicht allzu lange dauern.

»Lilly«, drang Timmys Stimme an mein Ohr.

»Halt dich fest!« Ich warf den Gang rein und gab Gas. Während wir die Straße hinuntersausten und um eine Kurve bogen, wurde mir erst wirklich klar, was ich gesehen hatte. Der Mann am Boden war Sven gewesen, da war ich mir jetzt sicher. Der andere hatte ihn umgebracht!

»Ogottogott«, flüsterte ich. Polizei rufen, sagte ich mir, während ich orientierungslos um die nächste Straßenecke fuhr. Meine Tasche hatte ich umhängen, saß aber halb darauf. Mit der Hand zerrte ich sie unter mir hervor, doch an der nächsten Ecke musste ich wieder schalten.

»Lilly, was ist?«, fragte Timmy.

»Weißt du, ich habe etwas vergessen. Wir fahren am besten gleich zur Mama, ja?«

»Ja, zur Mami!«, rief Timmy erfreut. Ich musste aus den menschenleeren Wohnstraßen hinaus, und wo zum Teufel war die nächste Polizeistation?

»Du musst mich anschnallen, Lilly«, erinnerte mich eine kleine Stimme streng von hinten.

»Ich weiß, Schatz, ich weiß, machen wir gleich. Halt dich am Gurt fest.« Vor uns sah ich eine größere Straße, mit Autos befahren, juhu! Das hieß Menschen. Da glitt ein großer schwarzer Schatten an uns vorbei. Im nächsten Moment stellte sich ein Range Rover wenige Meter vor mir quer und blockierte den Weg. Die Straße war zu schmal, um an ihm vorbeizufahren, ohne einen Unfall zu bauen. Ich trat auf die Bremse, dachte gleichzeitig an Timmy und versuchte, nicht zu scharf abzustoppen. Knapp vor dem fremden Auto standen wir endlich. Als Erstes sah ich nach hinten.

»Alles in Ordnung?«

Tatsächlich hatte er sich am Gurt festgehalten, aber er war trotzdem von der Rückbank gerutscht. Tapfer nickte er und sah mich verwirrt an.

»Was war das?«, fragte er.

Da wurde meine Tür geöffnet. Es war zu spät, die Verriegelung zu betätigen, und so drückte ich mit aller Kraft die Tür gegen den Mann, der draußen stand. Zumindest stieß er überrascht die Luft aus, als sie ihn so unvermittelt traf. Mehr leider nicht.

»Was zum Teufel –«, fluchte er. Mein Plan war gewesen, die Tür sofort wieder zu schließen, zu verriegeln und rückwärts davonzufahren. Leider hatte er den Griff nicht losgelassen.

Trotzdem versuchte ich hektisch, den Rückwärtsgang einzulegen. Da griff eine Hand zwischen mir und dem Lenkrad hindurch und zog den Zündschlüssel heraus. Der Käfer machte hustend einen Satz nach vorn und stand. Gleich darauf wurde ich am Arm gepackt und aus dem Wagen gezerrt.

»Wo wollen Sie denn hin?«, herrschte mich der Mann an.

»Lassen Sie mich los! Verschwinden Sie!«, rief ich. Mein Puls schlug so heftig in meinem Hals, dass es in meinen Ohren dröhnte. Er fasste mich um die Schultern und gab mir einen energischen Ruck.

»Jetzt beruhigen Sie sich.«

Mich in diesem Moment zu schütteln war nicht gerade das Mittel, um mich zu beruhigen. Ich sah nur einen bedrohlich großen und breitschultrigen Mann in schwarzer Windjacke über mir aufragen.

»Sagen Sie mir, was passiert ist«, sagte er. »Dann kann ich Ihnen helfen.«

Helfen?

»Halten Sie mich für bekloppt?«, stotterte ich, »Sie waren doch im Haus!«

Jetzt trat er einen Schritt zurück und musterte mich durchdringend.

»Ich war nicht in dem Haus, ich bin gerade angekommen, als Sie mit dem Kind unterm Arm zum Auto sausten.« Er nickte kurz zu meinen Schuhen hinunter. »Wie auch immer Sie das auf den Dingern bewerkstelligt haben.«

Seine Jacke hatte keine Kapuze, stellte ich fest, aber das kurze Haar des Mannes war dunkelbraun. Vielleicht hatte ich mir die Kapuze nur eingebildet, alles war so schnell gegangen. Die Person in dem Zimmer hatte am Boden gekniet, also wusste ich auch nicht, wie groß sie gewesen war. Auf keinen Fall hätte ich sagen können, ob dies der Mann war, den ich im Arbeitszimmer gesehen hatte. Himmel, inzwischen konnte ich nicht einmal mehr mit Sicherheit sagen, ob ich einen Mann oder eine Frau gesehen hatte.

Sein Blick ging an mir vorbei ins Innere des Käfers.

»Wieso haben Sie den Jungen dabei«, fragte er, »und was wollten Sie bei den Fröbes? Wer sind Sie?«

Das fragte er mich? Sollte sich lieber selbst vorstellen, wenn er mich schon auf der Straße überfiel. Ich schloss die Fahrertür und stellte mich davor.

»Wenn ich nicht Sie im Haus gesehen habe, wo kommen Sie dann so plötzlich her?«

»Ich soll auf den Jungen aufpassen. Ich war gerade unterwegs zu den Fröbes, um –«

»Quatsch!«, fiel ich ihm ins Wort.

»Wie bitte?«

»Wer soll Sie denn beauftragt haben? Linda mit Sicherheit nicht, sonst hätte sie ja nicht mich angerufen, damit ich Timmy abhole, sondern Sie. Ich sollte Timmy nach Hause bringen und auf ihren Schwager warten. Stattdessen treffe ich auf einen Fremden im Arbeitszimmer und Sven Fröbe, der tot am Boden liegt.«

»Sven Fröbe ist tot?«, unterbrach er mich harsch. Seine Kieferknochen traten hart hervor und in seine Augen trat ein drohender Ausdruck, der mich noch dichter an mein Auto zurückweichen ließ. Der wollte, dass ich ihm vertraute?

Im selben Moment klingelte ein Handy. Er zog eines aus der Hosentasche und meldete sich mit knappem »Ja«.

Während er zuhörte, ließ er mich nicht aus den Augen.

»Kümmere dich um alles. Ich habe den Jungen.« Er steckte das Handy weg und stützte die Hände in die Hüften. »Sie haben Recht, Sven ist tatsächlich tot. Ansonsten war niemand mehr im Haus. Sie fahren mit mir, holen Sie Timmy aus dem Auto.«

»Sie glauben doch nicht, dass wir zu Ihnen ins Auto steigen«, sagte ich mit mehr Entschlossenheit, als ich fühlte, und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Doch, das glaube ich.« Er stützte die Hände in die Hüften und sah auf mich herab. »Ich bin ein Freund der Fröbes.«

Ein Freund der Fröbes? Wie er da stand, als pfeife er gleich ein Sprengkommando heran, konnte ich mir das nicht vorstellen. Zum Lachen! Aufgebracht tippte ich mir gegen die Schläfe. »Na klar. Ich bin zwar blond, aber nicht blöd.«

»Herzchen, dein IQ ist mir gerade völlig egal. Wir fahren jetzt hier weg.«

Ich rührte mich nicht. Erst würde ich Linda anrufen und mich bei ihr rückversichern.

»Das ist doch nicht wahr«, murmelte er, blickte kurz um sich und griff unter seine Jacke. Im nächsten Moment spürte ich den Lauf einer Pistole gegen meine Rippen gedrückt.

»Sie holen jetzt den Jungen aus dem Auto und bringen ihn zu meinem Wagen.«

Fassungslos starrte ich auf die Pistole.

»Sie«, kiekste ich heiser und räusperte mich, »Sie können mich doch hier nicht einfach erschießen.«

Er hob eine Augenbraue.

»Wollen Sie es darauf ankommen lassen?«

Diesmal brauchte ich nicht lange für die Entscheidung, sondern öffnete die Tür und klappte den Sitz nach vorn.

»Timmy, wir fahren mit dem« – Kidnapper? – »Mann weiter.«

»Warum?«

Es gab keinen Grund, das Kind zu verängstigen. Es reichte, wenn ich Angst hatte.

»Er hat das größere Auto.«

In den Augen eines dreijährigen Jungen schien das ein logisches Argument zu sein, denn er kletterte aus dem Auto. Der Mann hatte seine Pistole weggesteckt, aber ich wollte trotzdem keine heroischen Taten wagen. Angesichts seiner finsteren Miene vermutete ich, dass er die Waffe in Sekundenschnelle wieder hervorzaubern würde, wenn ich nicht mitmachte.

»Freund der Fröbes«, sagte ich leise. »Warum kennt der Junge Sie dann nicht?«

»Weil’s lange her ist, dass ich zu Besuch war.«

Als Timmy von der Rückbank kletterte, sah ich den Tennisschläger im Fußraum liegen und hob ihn verblüfft auf. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn auf der Flucht in der Hand behalten zu haben.

»Lassen Sie den da«, sagte der Mann und nahm ihn mir aus der Hand, »ich glaube nicht, dass Sie für eine Partie Zeit haben werden.«

»Der gehört den Fröbes«, antwortete ich. »Ich hatte ihn zur Verteidigung.«

Mit einem zweifelnden Blick auf mich schloss er die Tür.

»Falls man auf Sie schießt? Wollten Sie die Kugel mit einer Rückhand parieren?«

»Um zuzuschlagen! Bisher ging ich nicht davon aus, dass jeder gleich bewaffnet ist. Sie haben mich jetzt eines Besseren belehrt«, setzte ich hinzu. Ungerührt nahm er mich beim Arm und schob mich vor sich her zum Range Rover.

»Steigen Sie ein, ich bin gleich wieder da.«

Er knallte die Tür hinter uns zu. Ich sah ihm nach, wie er zu meinem Käfer ging, sich hinter das Steuer setzte und ihn am Straßenrand parkte. Auf der Rückbank des Geländewagens lag eine Decke, die ich ein paar Mal faltete und dann Timmy darauf setzte, damit er wenigstens ein bisschen erhöht saß. Wieder kein Kindersitz, eine Schande. Ich setzte mich selbst in die Mitte, um Timmy zusätzlich festhalten zu können. Der Mann stieg ein und startete den Motor.

Das war jetzt also der beste Tag meines Jahres?

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2

Wo fahren wir hin?«, fragte ich, als er uns durch den Verkehr lenkte. »Warum haben Sie nicht die Polizei angerufen?«

»Mein Mitarbeiter hat die Polizei bereits angerufen. Er wartet beim Haus auf sie.«

»Mitarbeiter, pf«, murmelte ich. Es gab also noch mehr von seiner Sorte. »Wir hätten auf die Polizei warten sollen.«

»Wo ist Timmys Mutter?«, fragte der Mann.

»Im UKE.«

»Was?«

»Ja, deswegen habe ich Timmy doch abholen sollen. Warum wissen Sie das nicht, wenn Sie doch –«

Den Rest des Satzes vergaß ich, als er abrupt den Wagen auf die rechte Seite hinüberzog. Autos hupten und mein Herz hatte mindestens zwei Schläge verschluckt.

»Sind Sie verrückt?«, japste ich, als er am Straßenrand hielt. Ohne mir zu antworten, stieg er aus. Draußen zog er sein Handy hervor und fing an zu telefonieren.

»Was macht er?«, fragte Timmy.

»Er spinnt«, murmelte ich. Er schien mit jemandem zu diskutieren. Die Chance wollte ich nutzen und fischte mein Handy aus der Tasche. Zuerst wählte ich Lindas Nummer, aber dann brach ich wieder ab. Ich würde die Polizei anrufen. Gerade wollte ich den Notruf antippen, als die Tür aufging und mir mit einem Griff das Handy entwendet wurde. Wütend sah ich zu dem Mann auf, doch er schloss bereits wieder die Tür und stieg ohne ein Wort vorne ein. Mein Handy verstaute er im Handschuhfach, dann ließ er den Motor wieder an.

»Ich will telefonieren«, sagte ich, um einen ruhigen Ton bemüht.

»Nicht jetzt.«

»Ach, aber Sie dürfen?«, rief ich wütend. »Wen haben Sie denn angerufen?«

»Linda natürlich, ich musste mit ihr besprechen, was zu tun ist. Sie hat mir auch bestätigt, dass Sie sich kennen.«

»Dafür mussten Sie extra anhalten und aussteigen?«

Er warf mir einen Blick im Rückspiegel zu.

»Es gibt hier jemanden, der nicht alles mitzuhören braucht, meinen Sie nicht auch?.«

»Hast du mit der Mami telefoniert?«, fragte Timmy prompt dazwischen.

»Ja«, sagte der Mann freundlich. »Deiner Mama geht es gut und sie gibt dir einen dicken Kuss, sagt sie.«

»Fahren wir jetzt zu Mami?«

»Bald.«

»Na, so bald wohl nicht«, sagte ich. »Sie fahren nämlich in die falsche Richtung.«

»Entspann dich, Lilly.«

»Wir sind nicht beim Du«, sagte ich eisig.

Er lachte leise.

»Dann entspannen Sie sich, Frau Doktor Hart.«

»Das fällt mir auch besonders leicht in Ihrer Gesellschaft.«

Darauf schwieg er. Ich rückte mich auf dem Mittelsitz zurecht und sah aus dem Fenster.

»Ich würde nicht auf Sie schießen«, sagte er plötzlich. Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel.

»Soll mich das jetzt beruhigen?«, fragte ich ungläubig.

Er zuckte die Schultern.

»Ja, ich finde, das ist beruhigend für Sie.«

Ich wünschte, das wäre alles, was es dazu brauchte.

»Lilly«, sagte da eine müde Stimme.

Ich sah zu Timmy hinüber.

»Ja, Schatz?«

»Mami.«

»Wir können im Moment nicht zur Mami, weißt du?«

Er ließ den Kopf zur Seite fallen und sah mich enttäuscht an.

»Jetzt.«

»Geht wirklich nicht.«

»Ich will aussteigen.« Seine Stimme wurde bedenklich lauter.

»Später, okay?«

»Neiiin! Ich will Papi. Ich will Mami!« Die Stimme kippte zum Weinen über. Er warf den Kopf gegen die Lehne seines Sitzes und stemmte sich gegen den Gurt hoch, die Unterlippe vorgeschoben. Oh, oh, das würde ein schlimmes Ende nehmen. Dann brach auch schon das Gebrüll über uns herein, die Tränen flossen und das Auto vibrierte. Unglaublich, was für Dezibel aus so einem kleinen Körper kommen konnten. Gutes Zureden half nichts. Ich versuchte, Timmy in die Arme zu nehmen. Er schlug um sich und dabei verpasste er mir versehentlich eine Kopfnuss. Als ich wieder richtig sehen konnte, pfiff ich auf die Verkehrsregeln. Ich schnallte ihn ab und zog ihn auf meinen Schoß. Timmy steigerte sich immer weiter in seinen Anfall hinein, er japste schon nach Luft. Jetzt galt es, durchzuhalten.

»Ganz ruhig, es ist alles gut«, flüsterte ich immer wieder. Schließlich beruhigte er sich, was weniger an meinem mütterlichen Talent lag als an seiner Erschöpfung.

»Möchtest du ein Gummibärchen?«

Er wurde von einem stummen Schluchzen geschüttelt.

»Ja«.

Gott sei Dank.

»Geben Sie mir die Tüte Gummibärchen aus meiner Tasche«, befahl ich unserem Fahrer und sparte mir das Bitte, das mir automatisch auf den Lippen lag. Was der konnte, konnte ich schon lange. Gleich darauf reichte er mir die zerknautschte Tüte nach hinten. Ich fütterte Timmy mit einem Bärchen nach dem anderen und Friede kehrte auf der Rückbank ein. Dann kuschelte er sich in meinen Arm und war Sekunden später eingeschlafen. Behutsam setzte ich ihn zurück und schnallte ihn wieder an. Als ich nach vorne schaute, sah ich, wo wir waren.

»Was machen wir denn auf der Autobahn?«, rief ich aus.

»Schläft er?«, fragte der Mann, anstatt meine Frage zu beantworten.

»Ja. Hören Sie, wir können nicht mit dem Jungen ohne Kindersitz auf der Autobahn fahren. Wenn das die Polizei sieht, sind Sie dran.«

»Wir werden schon nicht kontrolliert werden.«

»Es geht um die Sicherheit des Jungen«, sagte ich scharf. Leichtfertige Draufgänger, die Risiken lässig herunterspielten, brachten mich auf die Palme.

»In Ihrem Auto war auch keiner«, sagte er ruhig. Mir fiel wieder ein, wie Timmy von meiner Rückbank gerutscht war, und ich wurde noch ärgerlicher.

»Da hätte er sich auch verletzen können. Und dabei wechsele ich nicht auch noch urplötzlich die Spur oder rase mit –«, ich reckte den Hals, um die Tacho-Anzeige zu erkennen, »zweihundertzwanzig über die Autobahn? Sind Sie wahnsinnig? Gehen Sie vom Gas runter!«

Er fuhr mit unvermindertem Tempo weiter.

»Nur weil Sie diesen alten Käfer fahren, brauchen Sie keine Angst vor Geschwindigkeit zu haben.«

Angst? Er hatte mich mit einer Pistole bedroht, ich war weder in Ohnmacht gefallen noch in Tränen ausgebrochen, und der nannte mich einen Angsthasen?

»Es gibt einen Unterschied zwischen ängstlich und vernünftig. Ich habe keine Angst vor Geschwindigkeit, sondern vor Ihrem launischen Fahrstil.«

»Okay.«

»Okay, was?«

Er seufzte.

»Sind Sie eigentlich auch mal für eine Minute still?«

»Oh, bitte«, gab ich beleidigt zurück, »konzentrieren Sie sich ausschließlich auf die Straße, wenn Sie nicht gleichzeitig reden können.«

Wir schwiegen einen Moment.

»Okay, vielleicht fangen wir noch einmal von vorn an«, sagte er schließlich in vermittelndem Tonfall. »Kommen Sie ein Stück näher, dann erzähle ich Ihnen, was los ist.«

Na, das wurde auch Zeit. Als ich meinen Kopf zwischen den Sitzen nach vorn schob, stutzte ich. Unauffällig atmete ich tiefer ein. Wenn ich nicht mit ihm auf Kriegsfuß gestanden hätte, hätte ich ihn gefragt, welches Aftershave er benutzte, um es für Martin zu kaufen. Stattdessen rückte ich wieder ein wenig ab.

»Als Erstes möchte ich wissen, wo wir hinfahren«, sagte ich unwirsch.

Es war bereits ziemlich dämmrig und wir passierten eine leichte Anhöhe. In einiger Entfernung kündigte sich ein Stau durch eine lange Kette von Rücklichtern an.

»Nicht doch«, murmelte er und suchte auf dem Navi nach Staumeldungen. Dann wechselte er in angemessener Weise auf die rechte Spur hinüber. »Den umfahren wir besser.«

»Danke für die Verkehrsmeldungen, aber ich meinte vielmehr, wo unser Ziel liegt«, erinnerte ich ihn.

Da klingelte sein Telefon, das über Bluetooth auf die Freisprechanlage geschaltet war.

»Was gibt’s, Sascha?«, meldete sich der Mann, als er das Gespräch annahm.

»Einen schönen Gruß von Kommissar Lenberg«, erklang eine Männerstimme. »Er war reichlich angefressen, dass du nicht auf die Polizei gewartet hast.«

Er hatte also tatsächlich die Polizei informiert, das war immerhin beruhigend. Dass ein Kriminalkommissar sauer auf uns war, hingegen weniger.

»Es war mir für den Jungen zu gefährlich, der Täter muss schließlich noch in der Nähe gewesen sein. Ich hätte der Polizei sowieso nichts erzählen können. Du hast auf sie gewartet, das reichte doch. Aber trotzdem gut zu wissen, dass Lenberg an dem Fall dran ist.«

»Ehrlich gesagt, hatte ich dich auch gar nicht erwähnt, weil du nicht mit ins Haus gegangen bist. Aber Linda Fröbe hat ihm von dir erzählt. Eben hat er mich angerufen und wollte wissen, wo zum Teufel du mit dem Kind bist. Habe gesagt, das wüsste ich nicht so genau. Das hat seine Laune nicht gerade verbessert.«

Sobald der Kommissar wusste, dass ich im Haus gewesen war, würde auch ich Ärger haben. Das verdankte ich nur diesem Freizeit-Batman, der offenbar meinte, er stünde über dem Gesetz.

»Ich habe mit Linda ausgemacht, den Kleinen zu seinen Großeltern zu bringen.«

Mir sank das Kinn auf die Brust.

»Zu den Eltern von Linda?«, rief ich aus, doch Sascha redete schon wieder.

»Vielleicht besprichst du dich erst mit Lenberg?«

»Was sollte er für ein Interesse an dem Jungen haben?«, wandte der Mann ein. »Der hat mit seinen Ermittlungen nichts zu tun. Ich tue nur der Mutter einen Gefallen, damit sie sich nicht noch mehr aufregt in ihrem Zustand. Der Tod ihres Schwagers ist schlimm genug. Wer soll sich um Timmy kümmern, wenn sie im Krankenhaus und Matthias auf Reisen ist?«

»Du sollst dich jedenfalls bei ihm melden«, sagte Sascha in einem Ton, der klarmachte, dass er nur der Bote sei und seinen Kopf gern behalten würde.

Wir fuhren durch ein kleines Straßendorf. Hinter den Fenstern der Häuser brannte Licht, kein Mensch war draußen zu sehen.

»Wir werden bald Halt machen und uns was für die Nacht suchen, dann rufe ich Lenberg an.«

Für die Nacht? Oh nein, wir fuhren also tatsächlich zu Lindas Eltern. Die wohnten in München!

»Moment«, begann ich wieder.

»Na schön, hast du seine Nummer?«, sagte Sascha. »Er hat mir seine Handynummer gegeben.«

»Schick sie mir.«

»Alles klar«, sagte Sascha. »Gute Fahrt.«

»Also, das glaube ich einfach nicht«, sagte ich, sobald das Gespräch beendet war. »Sie fahren hier seelenruhig vor sich hin und erzählen mir nicht, dass es nach München geht?«

»Haben Sie was gegen die Stadt?«, fragte er betont begriffsstutzig.

»Ich habe einen Job! Morgen muss ich bei der Arbeit sein, wie stellen Sie sich das vor?« Außerdem musste ich mich auf mein Vorstellungsgespräch, das am Montag stattfand, vorbereiten.

Wir hielten wegen einer roten Ampel an einer um diese Zeit menschen- und autoleeren Kreuzung.

»Sie können sich doch wohl einen Tag freinehmen«, sagte er. »Dann sind wir wieder zurück.«

Einen Tag freinehmen, war der noch ganz dicht? Ich hatte Termine! Wie arrogant, derart in mein Leben einzugreifen, ohne mich auch nur zu fragen. Ich öffnete meine Tür und stieg aus.

»He!«

Selber »He«. Der konnte froh sein, dass ich nur ausstieg und ihn nicht hinterrücks erwürgte. Erst mich mit einer Pistole erschrecken und dann auch noch aus der Stadt entführen! Wütend lief ich über die Kreuzung. Ungefähr zwanzig Meter weiter war eine Tankstelle und auf die steuerte ich zu. Das Gehsteigpflaster hatte schon bessere Tage gesehen und war nicht für dünne, hohe Absätze geeignet. Da fuhr der Range Rover vorbei und versperrte mir gleich darauf den Weg. Ja, das kannten wir schon. Nur weiter so, bei dem Zirkus würden die braven Dorfbewohner bestimmt bald aufmerksam. Statt stehen zu bleiben, sauste ich so zügig es ging um das Auto herum und setzte meinen Weg fort. Die Autotür knallte und gleich darauf war der Mann bei mir.

»Was soll denn das?«

»Einfach über meinen Kopf hinweg zu entscheiden, dass ich nach München reise! Sie haben gar nicht in Betracht gezogen, mich zu fragen, oder?«

»Es hat sich nicht ergeben«, sagte er, wirkte aber keineswegs zerknirscht.

»Eine Unverschämtheit! Glauben Sie, ich habe nichts zu tun? Für wen halten Sie sich, King of the road?« Ich ließ ihm keine Zeit zu antworten. »Glauben Sie bloß nicht, ich mache, was Sie wollen. Schon gar nicht, wenn Sie mich austricksen. Das haben Sie mit Absicht gemacht. Sie wussten ganz genau, wenn Sie sagen, wo Sie hinfahren, würde ich nicht mitkommen.«

Vor lauter Empörung und weil ich in der rasch zunehmenden Dämmerung die Unebenheiten nicht mehr so gut sehen konnte, stolperte ich. Er erwischte mich am Ellbogen und fing mich gerade noch ab.

»Jetzt lassen Sie uns doch vernünftig reden«, sagte er mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme. Ich entwand ihm meinen Arm und lief weiter.

»Finden Sie das auch noch lustig? Ich komme mit Ihnen keinen Meter mehr weit mit. Ich werde mir hier einen Wagen mieten oder einen Traktor und nach Hamburg zurückfahren.«

»Bleiben Sie stehen, wir können den Kleinen nicht allein lassen.«

»Sie können nicht! Sie sind Mister Bodyguard, gehen Sie doch zurück.«

Er hielt mich erneut am Arm fest.

»Jetzt kommen Sie endlich wieder runter.«

Ich entriss ihm nochmals meinen Arm. Dabei trat ich mit Schwung in eine Unebenheit, knickte um und der Absatz brach ab. Dabei geriet ich endgültig ins Straucheln und in der nächsten Sekunde fand ich mich in einer Hagebuttenhecke wieder, die ein Grundstück säumte.

»Au, verdammt noch mal!«

Seine Hand packte meine und zog mich wieder auf den Bürgersteig. Ich hörte ein Reißen und sah mit Entsetzen, dass sich mein Lieblingsrock in den Zweigen verfangen hatte und dank der zartfühlenden Hilfe des lästigsten Mannes der Welt nun einen Riss hatte.

»Alles okay?«, fragte er.

»Nichts ist okay! Wenn ich den finde, der das blöde Horoskop geschrieben hat, bringe ich ihn um. Und du!« Ich stieß ihm meinen Zeigefinger unter die Nase. »Hat dich der Teufel geschickt? Wie viel Unheil kannst du an einem Tag anrichten, was schätzt du? Lass mich raten, du bist so ein Unterteufel auf Urlaub. Such dir gefälligst ein anderes Opfer!«

Er schaute mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Belustigung an.

»Ich habe keine Ahnung, was du da redest, aber es freut mich, dass wir jetzt beim Du sind.«

Ich gab ihm einen Schubs und wollte mich wieder auf den Weg zu meiner Tankstelle machen.

»Verschwinde. Husch, ab nach unten in die Hölle zurück.«

Statt mit einer Schwefelwolke zu verschwinden, griff der Unterteufel um meine Beine und hob mich über seine Schulter.

»Wir reden, wenn wir beim Auto sind«, sagte er, während wir zurückgingen. Besser gesagt, er ging, ich hing. Sprachlos.

Beim Auto setzte er mich wieder ab.

»Haben wir uns beruhigt?«, fragte er. Langsam holte ich Luft und drehte mich dabei ein wenig zur Seite. Dann holte ich aus und rammte ihm meinen Ellbogen in den Magen. Leider klappte er nicht zusammen, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber er musste wenigstens husten und hielt sich den Magen.

»Wir haben uns beruhigt«, bestätigte ich. »Mach so etwas nie wieder!«

»Dann hätten wir das geklärt«, sagte er nickend. »Was ist mit deinem Knöchel, kannst du auftreten?«

»Keine Ahnung, du hast mir keine Gelegenheit gegeben, es zu versuchen.« Ich belastete den Fuß. »Nichts passiert. Nur meine Beine sind zerkratzt.«

»Dann können wir uns also unterhalten«, sagte er zufrieden.

»Es gab keinen Grund, mich mit auf die Fahrt zu nehmen«, stellte ich klar.

»Den gab es sehr wohl. Linda ist im Krankenhaus und ich brauche einen Babysitter.«

»Hast du keine Freundin, die du hättest anrufen können?«