Ein Vater in Nöten - Britta Frey - E-Book

Ein Vater in Nöten E-Book

Britta Frey

5,0

Beschreibung

Die Kinderärztin Dr. Martens ist eine großartige Ärztin aus Berufung, sie hat ein Herz für ihre kleinen Patienten, und mit ihrem besonderen psychologischen Feingefühl geht sie auf deren Sorgen und Wünsche ein. Die Kinderklinik, die sie leitet, hat sie zu einem ausgezeichneten Ansehen verholfen. Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme. Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert! Der noch junge, stämmige Mann mit dem wilden blonden Haarschopf sah unsicher auf seine Frau, der man ansah, daß sie in wenigen Wochen ein Kind zur Welt bringen würde. »Anna«, sagte Walter Wegener in überredendem Ton, »das geht nicht. Das können wir nicht machen.« »Sei doch nicht so zimperlich. Jeder alte Mensch geht in ein Altersheim, wenn er niemanden hat, der für ihn sorgen kann. Warum also nicht auch dein Vater?« »Das kann ich dir ganz genau sagen: Er hat jemanden, der für ihn sorgt. Oder solltest du vergessen haben, daß ich sein einziger Sohn bin? Außerdem hat er uns dieses Haus hier gegeben, weil er mit Recht erwartet, daß er bis an sein Lebensende hier leben kann. Und das soll er auch.« »Du tönst gut!« Anna sah ihren Mann giftig an und fuhr schon fort, ohne ihm Gelegenheit zu geben, noch mehr zu sagen: »Wer hat denn die ganze Arbeit mit ihm? Du doch nicht, oder? Ich bin es, ich, an der alles hängenbleibt. Und ich schaffe das nicht mehr, das will ich dir nur gleich sagen. Ich schaffe es einfach nicht mehr.« Walter Wegener war ein Mensch, der jedem Streit, auch dem allerkleinsten und unwichtigsten, am liebsten aus dem Wege ging. Das zeigte sich jetzt auch wieder ganz deutlich, als er die ärgerliche Anna beschwichtigend ansah und dann meinte: »Du meinst das jetzt nur, Anna, weil du schwerfällig geworden bist und dich nicht mehr so leicht und flink bewegen kannst wie früher. Aber das vergeht, sobald unser Kind da ist, Anna.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 141

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kinderärztin Dr. Martens Classic – 9 –

Ein Vater in Nöten

Die Mutter fehlt

Britta Frey

Der noch junge, stämmige Mann mit dem wilden blonden Haarschopf sah unsicher auf seine Frau, der man ansah, daß sie in wenigen Wochen ein Kind zur Welt bringen würde.

»Anna«, sagte Walter Wegener in überredendem Ton, »das geht nicht. Das können wir nicht machen.«

»Sei doch nicht so zimperlich. Jeder alte Mensch geht in ein Altersheim, wenn er niemanden hat, der für ihn sorgen kann. Warum also nicht auch dein Vater?«

»Das kann ich dir ganz genau sagen: Er hat jemanden, der für ihn sorgt. Oder solltest du vergessen haben, daß ich sein einziger Sohn bin? Außerdem hat er uns dieses Haus hier gegeben, weil er mit Recht erwartet, daß er bis an sein Lebensende hier leben kann. Und das soll er auch.«

»Du tönst gut!« Anna sah ihren Mann giftig an und fuhr schon fort, ohne ihm Gelegenheit zu geben, noch mehr zu sagen: »Wer hat denn die ganze Arbeit mit ihm? Du doch nicht, oder? Ich bin es, ich, an der alles hängenbleibt. Und ich schaffe das nicht mehr, das will ich dir nur gleich sagen. Ich schaffe es einfach nicht mehr.«

Walter Wegener war ein Mensch, der jedem Streit, auch dem allerkleinsten und unwichtigsten, am liebsten aus dem Wege ging. Das zeigte sich jetzt auch wieder ganz deutlich, als er die ärgerliche Anna beschwichtigend ansah und dann meinte: »Du meinst das jetzt nur, Anna, weil du schwerfällig geworden bist und dich nicht mehr so leicht und flink bewegen kannst wie früher. Aber das vergeht, sobald unser Kind da ist, Anna. Dann bist du wieder schlank und gelenkig wie eh und je. Und dann lachst du über das, was du jetzt gesagt hast.«

Anna sah ihn an, als begreife sie nicht, daß er das, was sie sagte, nicht ernst genug nahm. Dann aber stemmte sie die Arme in die beachtlich gewordenen Hüften und funkelte ihn an. Sie beugte sich zu ihm, der sich am Küchentisch niedergelassen hatte und sagte leise und fast zischelnd: »Jetzt hör mir mal gut zu, mein Freund: Ich denke nicht daran, weiterhin für deinen Vater zu sorgen. Er ist ein alter Mann. Ich werde bald ein Kind haben, das mich voll und ganz in Anspruch nimmt. Ich kann nicht dauernd dastehen und darauf warten, deinem Vater alle Wünsche zu erfüllen, Walter. Das geht einfach nicht. Selbst du müßtest einsehen, daß es deinem Vater da in einem Altersheim viel besser geht als hier bei uns.«

»Siehst du denn nicht selbst ein, wie schrecklich das ist, was du da vorhast?« versuchte Walter es noch einmal. »Vater hat dieses Haus gebaut. Er kennt jeden einzelnen Stein davon. Er und Mutter haben jeden Cent, den sie übrig hatten, in dieses Haus gesteckt, damit es so schnell wie möglich schuldenfrei wurde. Du warst es doch, die Vater immer und immer wieder versprochen hat, ihn zu pflegen, auch dann, wenn er eines Tages mal nicht mehr selbst für sich sorgen kann. Hast du das getan oder nicht?«

»Ja doch, ja doch.« Man sah Anna unschwer an, wie wütend sie war, weil sie zustimmen mußte. »Aber das geschah doch unter ganz anderen Voraussetzungen. Damals wußten wir nicht, daß wir ein Kind haben würden. Bis vor ein paar Monaten hat doch kein Mensch mehr damit gerechnet, daß wir ein Kind haben würden.«

»Was meinst du, wie glücklich Vater sein wird, wenn das Kleine erst da ist. Er ist doch jetzt schon ungeheuer stolz. Er verwöhnt dich. Und da willst du ihn ganz einfach abschieben?« Walter Wegener schüttelte den Kopf. Er war viel schwerfälliger als Anna. Bisher war das nicht schlimm gewesen, aber jetzt, so fand er, sollte Anna sich ruhig einmal klarmachen, was es für seinen Vater bedeuten würde, wenn man ihm nahelegte, sich um einen Platz in einem Altersheim zu bemühen.

»Ich werde nicht mit Vater deswegen sprechen«, erklärte er abschließend, erhob sich vom Küchentisch, schob den Becher, aus dem er Tee getrunken hatte, zurück und ging hinaus.

Wütend blieb Anna Wegener zurück, und wütend starrte sie ihrem Mann nach, wie er mit schwerfälligen Schritten davonging. Jetzt ging er wahrscheinlich ins Gasthaus »Zur Post«, wo er sich häufig mit seinen Freunden und Kollegen traf, mit ihnen über langweilige Politik diskutierte oder auch nur zuhörte, wenn einer irgend etwas zu erzählen hatte. Walter war dafür bekannt, daß er fabelhaft zuhören konnte.

»Du bist ein Trottel, Walter Wegener«, murmelte Anna wütend, nahm sich auch einen Becher Tee und ließ sich schwerfällig am Küchentisch nieder. Aber bald schon hellte sich ihr frisches Gesicht wieder auf. Man durfte nur die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. Bisher hatte sie bei Walter immer noch alles erreicht, was sie wollte. Jetzt würde es nicht anders sein. Sie mußte nur Geduld haben. Dann würde sich wahrscheinlich alles wie von allein erledigen.

*

Fritz Wegener, der den Streit zwischen Anna und Walter ausgelöst hatte, ohne es zu wissen und zu ahnen, beugte sich voller Eifer über ein Beet mit bunten Blumen, die erst vor kurzem angefangen hatten zu blühen.

»Schneidest du ein paar Blumen ab?« fragte da Katys zartes Stimm­chen. Wegener richtete sich aus der gebückten Haltung auf und sah auf das kleine, fünfjährige Mädchen.

»Katy«, sagte er fröhlich, »ich habe dich gar nicht kommen gehört.«

»Ich bin ja auch über das Gras gelaufen«, sagte Katy und ließ sich auf einem großen Stein nieder, der am Gartenweg neben dem Blumenbeet lag, den Katy oft als Sitzgelegenheit benutzte, besonders dann, wenn der große Stein, wie jetzt eben, noch warm von der Sonne war. »Schneidest du Blumen ab?« wiederholte Katy ihre Frage. »Ich könnte sie Vati auf den Schreibtisch stellen, damit er merkt, daß wir einen Garten haben.«

Katy sagte es nicht bitter, sondern so, wie es war – sie stellte eine Tatsache fest.

Katys Vater, Peter Büchner, war ein bekannter und erfolgreicher Krimiautor. Vielleicht lag sein Erfolg in der Tatsache, daß er immer aktuelle Themen wählte, die er dann spannend aufbaute. Fälle eben, die ungeheuer spannend waren und den Leser in den Bann schlugen, wie es hieß, von der ersten bis zur letzten Seite. Einige seiner Romane waren sogar verfilmt und im Fernsehen gebracht worden. Die Bürger Ögelas waren mit Recht stolz auf ihren prominenten Bürger, der sich vor einigen Jahren ein richtiges Traumhaus gebaut hatte und dort mit seiner wunderschönen Frau Daniela und Katy lebte und glücklich war.

»Kommst du mit ins Haus, Opa Fritz?« fragte Katy interessiert und fügte lockend hinzu: »Frau Rosen hat einen prima Schokoladenkuchen gebacken. Und Vati macht bestimmt gleich die Kaffeemaschine an. Ich habe mal an der Tür zum Arbeitszimmer gelauscht. Er diktiert nicht mehr. Das bedeutet, daß er für heute Schluß macht.«

»Na, wenn das so ist, gehen wir natürlich hinein. Aber komm, erst schneiden wir noch ein paar Blumen ab, damit du sie deinem Vati auf den Schreibtisch stellen kannst, was?«

Katy rutschte von ihrem warmen Stein und beugte sich neben Opa Fritz, den sie zu ihren besten Freunden zählte, nieder. Endlich hielt sie einen wunderschönen, herrlich duftenden Strauß in den kleinen Händen und sagte ernsthaft: »Das genügt. Die anderen Blumen lassen wir besser stehen, damit wir noch Freude an ihnen haben, wenn wir in den Garten gehen.«

Einträchtig strebten der alte Mann und das kleine Mädchen dem langgestreckten, großzügig angelegten, wunderschönen Haus zu, das in Ögela eigentlich nur »das Schwalbennest« genannt wurde, obgleich kein Mensch behaupten konnte, daß es klein und zierlich und an einen Berg angeklebt war. In Ögela gab es keine Berge, wie es in der ganzen Lüneburger Heide keine Berge gab. Trotzdem wußte jeder gleich Bescheid, wenn vom Schwalbennest die Rede war.

Fritz Wegener trat sich die Gartenerde von den Stiefeln, ehe er die Küche durch den Nebeneingang betrat. Hier stand schon Peter Büchner und gab eben gemahlenen Kaffee in die Kaffeemaschine. Er wandte sich um, als Katy mit Opa Fritz eintrat und sagte fröhlich über die Schulter: »Kaffee ist gleich fertig. Für dich Kakao, Elflein. Frau Rosen hat einen ganzen Topf voll gekocht. Ich muß ihn nur warm machen.«

Katy ging zum Spülbecken, ließ Wasser einlaufen und rannte dann ins Wohnzimmer, um eine passende Vase für ihre Blumen zu suchen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Blumen geordnet und auf den Schreibtisch ihres Vaters gestellt hatte, der sie dafür anstrahlte, sie in seine Arme nahm und herzhaft küßte.

»Dank dir, Elflein«, sagte er und lachte ihr zu. »Morgen bin ich übrigens mit dem letzten Kapitel fertig. Was machen wir dann?«

»Oh, wir wollten doch zusammen eine tolle Suppe kochen, Vati!« erinnerte Katy ihn ernsthaft. Peter Büchner schlug sich vor die Stirn. Sein dunkles Haar war, wie immer, ein klein wenig verwirrt und bildete einen bemerkenswerten Kontrast zu seinen hellblauen Augen. Er war, wie man zugeben mußte, ein ausgesprochen schöner Mann, der dazu auch noch sehr männlich wirkte, dessen gutes Aussehen absolut nicht störte, sondern eher faszinierte.

Nachdem Katy ihren Kuchen gegessen und den Kakao getrunken hatte, rutschte sie vom Stuhl und ging zur Küchentür.

»Ich gehe noch ein bißchen spielen«, verkündete sie. Peter Büchner nickte seiner kleinen Tochter gewährend zu. Katy entfernte sich niemals weit vom Haus, blieb immer in Rufweite und kam dann und wann zurück, als wollte sie sich immer wieder in Erinnerung bringen.

Büchner erhob sich und ging zum Kühlschrank, wandte sich mit fragendem Blick dem alten Mann zu und fragte augenzwinkernd: »Wie wäre es mit einem Klaren? Obwohl es draußen sehr warm ist, könnte ich einen brauchen.«

»Nun ja, der Geschmack hängt schließlich nicht von der Witterung ab.« Opa Fritz grinste verständnisinnig. »Ich würde jedenfalls auch nicht nein sagen.«

Peter lachte leise auf und stellte die Flasche Malteser auf den Küchentisch, holte die Gläser und schenkte ein. Schweigend prosteten sie einander zu und kippten den Inhalt der Gläser einfach in sich hinein. Dann atmeten sie gleichzeitig stöhnend auf und lachten einander an.

»Wann ist es bei Ihrer Schwiegertochter soweit, Opa Fritz?« erkundigte sich Büchner freundschaftlich. Er war einer der wenigen, die Fritz Wegener Opa Fritz nennen durften. Das ließ sich der alte Mann noch lange nicht von jedem gefallen. Jetzt machte er einen bedrückten Eindruck, als er zögernd erwiderte: »Ach, soweit ist es noch nicht. Darüber wird es wohl Winter werden. Aber ich glaube, es ist der Anna nicht recht, daß ich immer noch bei ihnen wohne.«

»Wieso Sie bei ihnen? Das ist doch wohl umgekehrt der Fall, oder?« fragte Büchner überrascht. Opa Fritz neigte den Kopf.

»Sie wissen doch, daß ich den Kindern das Haus überschrieben habe. Die Anna ist ganz schön auf Zack, kann ich Ihnen sagen. Ich habe es ja verstanden, als sie behauptete, dann brauchten sie und der Walter nach meinem Tod keine Erbschaftssteuer zu bezahlen.«

»Ich bin vielmehr der Ansicht, daß man Sie da ganz schön übers Ohr gehauen hat, Opa Fritz. Aber darüber brauchen wir nicht mehr zu diskutieren, das haben wir schon oft und lange genug getan. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Hinauswerfen kann man Sie nicht. Schließlich haben Sie es schriftlich, daß Sie bis zu Ihrem Lebensende dort leben können.«

»Ja, das stimmt schon, hinauswerfen können sie mich nicht. Jedenfalls nicht so einfach, wie sich die Anna das so vorstellt. Aber sie können mich so weit bringen, daß ich von allein gehe.«

»Sie meinen – Sie trauen Ihrer Schwiegertochter zu, daß sie Sie hinausekeln könnte?« fragte Peter und sah den alten Mann fassungslos an. Opa Fritz hob die Schultern, weil er nicht wußte, was er darauf erwidern sollte. Schließlich murmelte er nur noch einmal: »Die Anna weiß ganz genau, was sie will. Und meistens erreicht sie es auch. Der Walter ist wie Wachs in ihren Händen. Und seit er weiß, daß nun doch noch ein Kind kommt, wo er doch die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte – nun weiß er schon gar nicht mehr, was er alles tun soll, nur, um der Anna zu gefallen und es ihr recht zu machen.«

»Trotzdem behaupte ich, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ist, daß man Sie hinaussetzt. Opa Fritz, bedenken Sie doch – Sie haben doch mit Ihrer Frau das Häuschen zusammen gebaut. Sie haben auf vieles verzichtet, damit Sie sich das Haus bauen konnten, und nicht genug damit – Sie haben es immer weiter ausgebaut und verschönert und sogar auch vergrößert. Sie haben alles liebevoll eingerichtet. Sie haben es Ihrem Sohn schon zu Lebzeiten überschrieben. Es ist unmöglich, daß man Ihnen jetzt als Dank einen Fußtritt gibt. Das kann ich nicht glauben.«

»Sie kennen auch die Anna nicht, Herr Büchner. Na, noch ist es ja nicht soweit. Und so einfach, wie sich die Anna das vorstellen mag, ist es auch wieder nicht, mich zu vertreiben. Hat mir aber gutgetan, mal darüber zu reden.«

Opa Fritz kippte auch den zweiten Schnaps hinab, weil man ja nicht gut auf einem Bein stehen konnte, und machte sich wieder an die Arbeit. Er war gern im Garten der Büchners, weil er immer wieder fand, daß dieser Garten noch als richtiges Stück Natur bezeichnet werden konnte. Natürlich gab es auch abgegrenzte Beete, aber nur am Anfang des Gartens. Je tiefer man hineinging, um so unberührter wirkte er. Niemand merkte, daß es eine kunstvoll angelegte Wildnis war. Nicht einmal die Tiere. Am Weiher gab es noch Libellen, Frösche waren keine Ausnahme: Opa Fritz hatte auch Feuersalamander entdeckt und war ganz begeistert gewesen. Es gab Bachstelzen und Rohrdommeln, Wasserhühnchen sowieso und auch ein paar Wildenten, die schon seit Jahren hier nisteten. Es gab Rebhühner, Eichkätzchen, einen Dachs und einen Fuchsbau. Peter Büchner achtete genau darauf, daß von dieser angelegten Natur nichts beschädigt wurde, so daß die Tiere, die sich hier angesiedelt hatten, sich auch weiterhin wohl fühlen konnten. Opa Fritz fand das fabelhaft. Aber er ließ sich natürlich nicht anmerken, daß er den Schriftsteller geradezu verehrte. Für ihn stand fest, daß Peter Büchner absolut fehlerfrei war.

Opa Fritz verzog sich wieder in den Garten. Er traf auf Katy und ging mit ihr tiefer in den Garten. Katy schob ihre kleine, nicht mehr ganz saubere Hand vertrauensvoll in die des alten Mannes. Sie wußte, daß er ihr jetzt wieder spannende Geschichten erzählen würde. Niemand konnte das so gut wie Opa Fritz.

*

Frau Rosen hatte das Suppenhuhn vorbereitet in den Kühlschrank getan. Peter Büchner und Katy hatten sich vorgenommen, die beste Hühnersuppe zu kochen, die es jemals gegeben hatte. Und von dem Fleisch wollten sie einen schmackhaften Geflügelsalat machen.

Gemeinsam gingen sie in den Garten, zur Kräuterecke, um Suppengrün zu ernten. Katy durfte sich einen Hocker an das Spülbecken ziehen und zuschauen, wie Peter das Suppengemüse wusch und kleinschnitt, ehe er es in den Topf mit dem Huhn gab.

Während das Huhn leicht vor sich hin kochte, holte Peter die Nudelmaschine. Gemeinsam berieten sie, welche Art von Nudeln sie herstellen wollten, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich für Spaghetti entschieden hatten. Sie hatten gerade unter Lachen und Scherzen die benutzte Nudelmaschine in den Schrank zurückgestellt, nachdem sie sie gemeinsam gesäubert hatten, als das Telefon läutete.

Opa Fritz kam gerade eben von draußen auf die Küchentür zu und hörte, wie Peter seiner kleinen Tochter zurief: »Augenblick, Elflein, ich bin gleich wieder da, muß nur eben ans Telefon.«

Dann verschwand er, und Opa Fritz betrat die Küche. Er schnupperte übertrieben und sagte anerkennend: »Na, hier duftet es aber ganz besonders gut. Kocht ihr heute wieder miteinander?«

Voller Eifer berichtete Katy, was es heute zu essen gab, und sah aus, als wäre sie überzeugt davon, daß ihre Arbeit die wichtigste auf der ganzen Welt wäre. Man sah Katy an, daß sie von ihrer Mission förmlich durchdrungen war.

Man hörte Peter Büchners Stimme. Jetzt verabschiedete er sich von seinem Gesprächspartner und legte auf. Da erhob sich Opa Fritz von dem Küchenstuhl, auf den er sich hatte sinken lassen, und sagte zufrieden: »Na, dann will ich mal mit deinem Vati sprechen und ihn fragen, ob wir nicht doch Maiglöckchen in den Steingarten pflanzen sollen.«

»Mach aber schnell, Opa Fritz, damit Vati und ich hier weitermachen können«, rief Katy hinter ihm her. Opa Fritz fand Peter in der geräumigen Wohndiele. Er wollte gerade in die Küche zurückkehren, als er Opa Fritz erblickte und stehenblieb, als dieser das Gespräch auf die Maiglöckchen brachte.

Zur selben Zeit wollte Katy in der Küche nach dem Suppenhuhn sehen und feststellen, ob es auch noch schön kochte. Sie nahm den Hocker, zog ihn zum Herd und kletterte hinauf. Sie griff nach dem Topflappen und nahm den Deckel vom Topf. Sofort quoll ein Schwaden Kochdampf aus dem Topf ihr entgegen. Katy zuckte zurück, taumelte und griff instinktiv nach einem Halt. Es war ihr Unglück, daß sie ausgerechnet nach dem Griff des Suppentopfs langte.

Genau in dem Augenblick, da Katy fiel, riß sie den Suppentopf im Fallen mit sich.

Peter Büchner und Opa Fritz hörten in der Wohndiele nur das Scheppern und den Fall. Aufgeschreckt rannten sie in die Küche. Da lag Katy bäuchlings in einer Lache heißer Hühnerbrühe. Sie war augenscheinlich starr und stumm vor Schreck und Schmerzen.