Klarkommen - Ilona Hartmann - E-Book

Klarkommen E-Book

Ilona Hartmann

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Beschreibung

»Ich wollte wirklich gerne meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so.« »Klarkommen« erzählt die Geschichte von Mounia, Leon und der Erzählerstimme selbst, die nach dem Abitur gemeinsam den Sprung in die Großstadt wagen und schnell feststellen, dass die Bücher, Filme, Serien und Songs gelogen haben: Die Party ist entweder schon vorbei oder hat nie angefangen. Niemand fickt, fast alle haben Angst vor Drogen, und cool sind immer nur die anderen. Gemeinsam und einzeln hadern sie mit der eigenen, peinlichen Verspultheit und der unschaffbar scheinenden Aufgabe, schnell noch aufzublühen, bevor sich die Zivilisation selbst beendet. Die große Frage, die sie alle umtreibt, lautet: Wo ist mein Platz im Leben, und wie finde ich ihn? Und sie brauchen nicht zuletzt einander, um das herauszufinden ...                                                                                                                          Ilona Hartmanns neues Buch berührt mit feinen Beobachtungen und intensiven Momenten, die kraftvoll und wahrhaftig vom Leben in all seinen Tiefen, Höhen und Grautönen erzählen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Klarkommen

Ilona Hartmann wurde 1990 bei Stuttgart geboren und lebt in Berlin. Sie schreibt als freie Autorin über Pop und Alltag für Magazine, Zeitungen und mehr als 100.000 Follower auf Twitter und Instagram. Außerdem moderiert sie eine eigene Sendung bei Radio Fritz und war ab 2021 zwei Jahre lang Co-Host des ZEITMagazin- Podcasts Und was machst du am Wochenende?. 2020 erschien ihr Debütroman und Bestseller Land in Sicht.

»Wir bildeten eine seltsame Gemeinschaft zusammen, aber ich fühlte mich wohl, zumindest so wohl es ging als junger Mensch in einer Welt, von der ich nicht geahnt hatte, wie oft man Geschirr spülen musste und wie selten man zufällig in etwas hineingeriet.«Ilona Hartmanns Roman Klarkommen erzählt in feinen Beobachtungen und kurzen Szenen von den unbesungenen Seiten des Jungseins und dem Aufbruch ins eigene Leben, das viel öfter als befürchtet aus mehr Alltag als Ekstase besteht. Die drei Protagonist*innen finden unterschiedliche Wege, dieser Ernüchterung zu entkommen, und begleiten sich dabei mit einer Mischung aus Trotz, Neugier und der Panik, dabei irgendwie peinlich auszusehen.

Ilona Hartmann

Klarkommen

Roman

Ullstein

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park x ullstein ist ein Verlagder Ullstein Buchverlage GmbHwww.parkxullstein.deInstagram: @parkxullstein© 2024 by Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinUmschlaggestaltung: BÜRO JORGE SCHMIDT, MünchenUmschlagabbildung: © Max SandAutorinnenfoto: © Miriam WaldnerE-Book powered by PepyrusAlle Rechte vorbehalten.Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text undData Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.ISBN 978-3-8437-3090-7

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

prolog

dagegen

reste

gefahr

mounia

klarkommen

leon

flieder

saufen

motten

energy

juli

sound

erbe

trio

vierzig minuten

champagner

noch

grippinf

repeat

kneipenjahre

deal

geiger2

abiball

trotzdem danke

schiss

tschüss

paprika

zimmer

wg

kaschmir

supermarkt

ratten

frau heiner

gianna

coole leute

leon2

got2b strandmatte

kicks

musik

diebe

tod

wasser

metropole

zurück

überraschung

loser

zwanzig

dreißig dinge

sex

alle haben nach dir gefragt

franz

druck

park

aufkleber

rohr

lotto

club

krankenhaus

47 minuten

alt

parasit

inventur

verhofft

raus

mounia2

sorry

supermarkt2

auszug

dinner

gerüst

tja

kaschmir2

coole leute2

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

prolog

prolog

Ich wollte wirklich gerne meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so.

dagegen

Meine Eltern hätten sich wahrscheinlich einen normalen, rebellischen, türknallenden Teenager gewünscht, aber diesen Gefallen tat ich ihnen nicht. Mein Trotz war leise. Ich bastelte an ihm wie mein Bruder an seinen komplizierten, hässlichen Actionfiguren, allein in meinem Zimmer, unter großen Kopfhörern. Die große Vision für später sah vor, nachzuholen, was jetzt nicht erreichbar war, also alles.

reste

In unserer kleinen Stadt gab es zwei weiterführende Schulen, eine im Westen und eine im Südosten. Eine für die talentierten, wohlhabenden Kinder mit guten Aussichten und Elternhäusern und eine für den, na ja, Rest. Zu dem gehörten wir. Unsere Möglichkeiten im Leben schienen schon zu diesem frühen Zeitpunkt nicht mehr ganz so füllig wie auf der anderen Seite des Ortes, wenngleich wir es natürlich immer noch vergleichsweite gut erwischt hatten. Wir waren keine klassischen Loser, eher einfach bleiche Füllmasse für die sonst pastellfarbene Fußgängerzone. Wir waren zu schwach für Punk und zu arrogant für den Rest. Wir waren langweilig und peinlich. Wir waren nicht rau oder cool oder schön, wir waren einfach nur auch dabei.

Musik war die meiste Zeit unser Hauptthema. Mounia, Leon und ich tauschten unzählige Playlisten aus und wussten immer Bescheid über anstehende Releases und Konzerte in Städten, die für uns zu weit weg waren. Das Abgeschnittensein verband mehr, als wenn wir die Shows gemeinsam besucht hätten, glaube ich. Unser eigentliches Hobby war das Ausmalen eines Lebens, das hier nicht möglich schien.

Die ganze Lebenswelt der kleinen Stadt war ausgerichtet auf Menschen mit Beruf, Familie, Kleinwagen und Interesse an Gemäßigtheit und Pampagras. Es gab einen alten Brunnen mit gusseisernen Schnörkeln und einen modernen, in dessen Mitte eine Bronzefigurine stand, der sieben Wassersprenkler an die Füße pissten (»Kein Trinkwasser«). Es gab einen teuren und einen normalteuren Bäcker, eine Waschanlage und pro Haushalt einen Friseursalon.

Es gab einen Irish Pub, eine schicke Bar, die ihre Exklusivität durch indirekte Beleuchtung zu betonen versuchte, und ein paar Restaurants und Imbisse. Die Gaststätte von Mounias Eltern hatte einen guten Ruf, was dreißig Jahre, fünfzig Wochen im Jahr, sechs Tage die Woche gedauert hatte. Dann gab es noch eine weniger schicke Kneipe, in die wir aber nicht gehen durften. Die Rückseite der Stadt bekamen wir nie zu Gesicht, auch wenn es sie direkt vor unseren Nasen gegeben haben musste.

Aber all das waren nur oberflächliche Eigenschaften der kleinen Stadt. Es ging nicht darum, dass die Häuser geduckt und die Straßen eng waren, es lag nicht an den dunklen Balkonkästen voller Geranien, die euterartig schwer von den Fassaden hingen. Es ging nicht um die Gemütlichkeit, die das Fachwerk versprach, die aber dann menschlich nicht eingelöst wurde. Es ging um eine bestimmte Art, das Leben zu begreifen als einen störungsanfälligen Minimalraum, in dem es sich gleichförmig zu bewegen galt. Die Scheidung meiner Eltern stellte in gewisser Weise ihr gemeinsames Meisterwerk innerhalb dieser Kulisse dar. Sie, deren wichtigster Erziehungsinhalt Zusammenreißen gewesen war. Sie hatten sich so unglaublich zusammengerissen, beide auf ihre Art, dass wir Kinder uns angesichts der Stille gruselten. Statt lauter Auseinandersetzungen oder wenigstens Tränen gab es stille Mittagessen, Autofahrten, Anwaltsbesuche, ordentlich gepackte Kisten eines längst implodierten Gefüges, so wie es unsere Eltern schon von ihren Eltern gelernt und nie hinterfragt hatten. Die Emotionen entluden sich an anderen Stellen, wenn man genau hinsah, und ich sah genau hin. Das Auto hatte plötzlich kleine Schrammen, Teller rutschten ihnen auf dem Weg in die Spülmaschine aus Händen, die Jacken rochen nach Rauch. Zusammenreißen als hilfloser Versuch der Kontrollerhaltung hatte versagt, was meinen Bruder ängstlich machte und mich insgeheim auch. Dass wir jetzt Scheidungskinder waren, kam uns hingegen seltsam normal vor. In unseren jeweiligen Schulklassen waren wir damit sogar beinahe in der Überzahl. Die wenigen, deren Eltern die gesamte Schulzeit hindurch zusammenblieben, kamen uns vor wie Hippies, wie realitätsferne Romantikfreaks. Erst viele Jahre später wurde mir klar, dass mir die Trennung meiner Eltern, die zunehmend katastrophischer werdenden Tagesnachrichten und die plötzliche Auflösung meiner Lieblingsband das Lebensgefühl mitgegeben hatten, dass nichts, also wirklich gar nichts von dem, was mir an der Gegenwart fest und wahr und beständig erschien, es je wirklich gewesen sein konnte.

gefahr

Eine der größten Gefahren meiner Kindheit war es, von schnellen, bunten, lauten Fernsehsendungen »rammdösig« zu werden. Ich wusste nicht, was das Wort bedeutete, aber immer, wenn ich vom Klonk, Boing, Kreisch und Quietsch der Cartoons oder Disneyfilme auf dem Bildschirm gefesselt war, kam meine Mutter ins Zimmer, drehte die Kiste ab und sagte: »Sonst wirst du rammdösig.«

Einmal waren wir im Zoo und kamen an einem Gehege voll abgeschabter Braunbären vorbei, die in ihrem kleinen Käfig immer im Kreis liefen wie aufgezogene Spielzeugtiere. »Ach Mensch, sind auch schon ganz rammdösig«, sagte meine Mutter mitleidsvoll, und ich schlussfolgerte in kindlicher Logik, dass entweder die Bären zu viele Cartoons gesehen hatten oder aber, dass wer rammdösig geworden war, in einen Käfig kam. Niemand klärte mich je auf. Die schuldvolle Beklemmung beschlich mich immer noch Jahrzehnte später, wenn ich schnelle, bunte, laute Dinge zu sehen bekam.