Und ewig lockt das Meer ... - Gloria von Felseneck - E-Book

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Gloria von Felseneck

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Beschreibung

Die neue historisch verbrämte, romantische Abenteuerserie um das spannende, ruhelose Leben des großen Piraten Klaus Störtebeker gründet auf einem geschichtlichen Fundament. Er war der berüchtigtste Pirat am Wendepunkt des 14. zum 15. Jahrhundert. Leben, Lieben und Abenteuer des sagenumwobenen Piraten werden hautnah geschildert. Gleich der erste Roman liefert eine Erklärung, wie es den attraktiven Jungbauern aus Wismar auf die Meere verschlagen konnte, wie er seinen Kumpan Goedeke Michel kennenlernte und erste atemberaubende romantische Augenblicke erlebte. Sein Leben ist eine wahre Fundgrube zur Legende gewordener abenteuerlicher Geschichten. »Wo ist Klaus denn schon wieder?« Franz von Althum stieß diese Worte sehr ungehalten hervor, als er den Stall betrat, wo seine Frau gerade eine der sieben Kühe molk, die die Familie neben zwei Pferden, etlichen Schweinen und Schafen sowie einer stattlichen Anzahl Geflügel ihr eigen nannte. »Was weiß denn ich?« erwiderte Gesche mürrisch, während sie dem Schwanz der Kuh auswich, die auf diese Weise die lästigen Fliegen verscheuchen wollte. »Der Teufelsbraten treibt sich doch immer irgendwo herum, statt hier seine Arbeit zu tun. Du nimmst ihn eben nicht hart genug heran.« »Wie kann ich das, wenn er sich ständig verdrückt?« Der Gutsherr, der eigentlich nur ein Pächter und besserer Bauer war, verließ mit gewichtigen Schritten den Stall, um seinen zweitgeborenen Sohn woanders zu suchen. Das war ein müßiges Unterfangen, das sah er bald ein, denn Klaus war weder in der Scheune, noch bei den Bienenstöcken oder in der Töpferei. Nachfragen bei seinen Geschwistern blieben ohne Erfolg, so daß der Vater einer siebenköpfigen Kinderschar die Suche schließlich laut fluchend aufgab. Er hatte anderes zu tun, als nach einem Faulpelz zu forschen. Klaus wußte genau, daß der Vater ihn suchen würde. Sollte er nur, ihn störte das nicht. Seit dem Morgengrauen hatte er auf dem Feld gearbeitet, hatte das Heu gewendet und anschließend Bohnen und Erbsen geerntet und sich wahrhaft geschunden, obwohl er zu Mittag nichts anderes zum Essen gehabt hatte als eine dicke Scheibe Brot und einen Krug mit Wasser. Er und seine Angehörigen kannten leider nichts anderes als Mühe und Plage. Aber er

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Klaus Störtebeker – 1–

Und ewig lockt das Meer ...

Er war jung und unerschrocken. Er kannte die Liebe, die Sehnsucht und das Meer.

Gloria von Felseneck

»Wo ist Klaus denn schon wieder?« Franz von Althum stieß diese Worte sehr ungehalten hervor, als er den Stall betrat, wo seine Frau gerade eine der sieben Kühe molk, die die Familie neben zwei Pferden, etlichen Schweinen und Schafen sowie einer stattlichen Anzahl Geflügel ihr eigen nannte.

»Was weiß denn ich?« erwiderte Gesche mürrisch, während sie dem Schwanz der Kuh auswich, die auf diese Weise die lästigen Fliegen verscheuchen wollte. »Der Teufelsbraten treibt sich doch immer irgendwo herum, statt hier seine Arbeit zu tun. Du nimmst ihn eben nicht hart genug heran.«

»Wie kann ich das, wenn er sich ständig verdrückt?« Der Gutsherr, der eigentlich nur ein Pächter und besserer Bauer war, verließ mit gewichtigen Schritten den Stall, um seinen zweitgeborenen Sohn woanders zu suchen.

Das war ein müßiges Unterfangen, das sah er bald ein, denn Klaus war weder in der Scheune, noch bei den Bienenstöcken oder in der Töpferei. Nachfragen bei seinen Geschwistern blieben ohne Erfolg, so daß der Vater einer siebenköpfigen Kinderschar die Suche schließlich laut fluchend aufgab. Er hatte anderes zu tun, als nach einem Faulpelz zu forschen.

Klaus wußte genau, daß der Vater ihn suchen würde. Sollte er nur, ihn störte das nicht. Seit dem Morgengrauen hatte er auf dem Feld gearbeitet, hatte das Heu gewendet und anschließend Bohnen und Erbsen geerntet und sich wahrhaft geschunden, obwohl er zu Mittag nichts anderes zum Essen gehabt hatte als eine dicke Scheibe Brot und einen Krug mit Wasser. Er und seine Angehörigen kannten leider nichts anderes als Mühe und Plage. Aber er träumte doch dann und wann von einem anderen, leichteren und besseren Leben.

Vor einer Stunde hatte er sich heimlich in die Nähe des Strandes geschlichen, dorthin, wo ihn niemand sah. Unter einer uralten Buche hatte er seit geraumer Zeit sein Versteck. Die untersten Äste des Baumes hingen so tief herab und verbargen die leichte Senke, die im Laufe der Zeit entstanden war.

Hier lag Klaus auch jetzt, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen, aber er schlief nicht. Wie konnte er schlafen, wenn das Meer rauschte, die Möwen schrien und er jenen Geruch einatmete, der von weither zu kommen schien und ihm wie eine Fata Morgana ein Dasein vorgaukelte, in dem es immer genug zum Essen gab, wo man zahlreiche Abenteuer bestehen mußte und so ganz nebenbei großen Reichtum erwarb. Und dieser Reichtum würde ihn dann unabhängig machen und würde ihm mindestens so viel Macht verleihen, wie sie der Graf von Brackmühlen besaß. Niemand, auch dessen Burgvogt nicht, würde dann etwas dagegen haben, wenn er die Anna heiratete, auch wenn sie dessen einzige Tochter war, und er große Dinge mit ihr vorhatte. Klaus von Althum würde dann eine glänzende Partie sein. Man würde ihn nicht abweisen, sondern mit offenen Armen empfangen.

Aber es war eben nur ein Trugbild, das nichts, aber auch gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte. Die sah nämlich ganz anders aus.

Er dachte an seine Kindheit, in der er nur wenige Jahre mit seinen Brüdern, Schwestern und den Kindern aus dem Dorf hatte spielen können. Sein Vater hatte ihn bald bei der Arbeit gebraucht, denn die Pacht für das kleine Gut mußte pünktlich gezahlt werden. Der Graf von Brackmühlen, dessen wehrhafte Burg auf der sogenannten Klosterhöhe thronte, kannte da kein Erbarmen. Graf Ottokar arbeitete natürlich nicht, er verbrachte seine Zeit damit, seine Kraft und Geschicklichkeit bei Turnieren zu demonstrieren sowie Saufgelage und Freßorgien mit seinen Verwandten und Freunden zu veranstalten, während seine Pächter, die freien Bauern und Handwerker und die vielen Leibeigenen kaum das Nötigste zum Leben hatten.

Klaus hätte ihm gar zu gern einen Tritt in den Allerwertesten verpaßt. Aber er war klug genug, um zu wissen, daß er damit nur seiner Familie und sich selbst schweren Schaden zufügen würde.

Der Burgvogt war auch nicht viel besser als der Graf, er war sogar noch schlimmer. Er war ein Mann, der nach oben auf allen vieren kroch, sein eigenes Gesinde aber außerordentlich schlecht behandelte. Außerdem war er ein Speichellecker und Lügner, der seinesgleichen suchte. Wie der zu so einer hübschen und aufrichtigen Tochter gekommen war, würde Klaus wohl immer ein Rätsel bleiben. Anna war ein Schatz, ein selbstbewußtes und zärtliches Mädchen, in das er sich im letzten Mai rettungslos verliebt hatte. Noch heute erinnerte er sich genau an diesen Tag und glaubte, ihr Lachen und ihre Stimme zu hören, als sie nach ihrer Freundin gerufen hatte.

*

»Martha, schau doch mal! Auf der Wiese da hinten blühen so viele Gänseblümchen. Wollen wir uns daraus einen Kranz winden?«

Martha Bleibtreu, die Tochter des Kämmerers, nickte eifrig und folgte dann der Freundin. Ihre Kleider flatterten im Frühlingswind und ihr Lachen klang weit über die Wiese, als sie die Gänseblümchen pflückten, sich danach ins Gras setzten und mit dem Flechten begannen.

Dem dort grasenden und wiederkäuenden Rindvieh machte die niedliche Gesellschaft nichts aus. Die Buntgescheckten hatten mit sich zu tun und warfen den Mädchen kaum einen Blick zu.

Klaus hingegen, der die Kühe zu hüten hatte, konnte seine Augen kaum noch von Anna abwenden. Sie fielen ihm bald aus dem Kopf angesichts von so viel Schönheit und Liebreiz. Ihr Haar leuchtete in der Sonne wie flüssiges Kupfer, ihr Mund war wie ein Rosenblatt und ihre Brüste wippten aufreizend in dem engen Mieder. Er wußte, daß sie die Tochter des Burgvogtes war und hatte sie schon vor einem Jahr einmal flüchtig gesehen. Damals war sie längst nicht so hübsch gewesen wie jetzt. Aus der kleinen grauen Motte war jetzt ein wunderschöner Schmetterling geworden, den er sich allzu gern einfangen wollte.

Klaus schluckte aufgeregt und beschloß, die Kühe für eine Weile sich selbst zu überlassen und zu den Mädchen zu gehen. Die blonde, noch etwas kindliche Martha interessierte ihn zwar nicht, aber es war natürlich gut, daß sie da war. Als – Anstandsperson – konnte er sie durchaus gelten lassen.

Genau wissend wie er auf das weibliche Geschlecht wirkte, schlenderte er auf die beiden zu und fragte mit sanfter Stimme: »Meint ihr wirklich, daß die Kränze auf eure Köpfe passen?«

Die Mädchen quietschten erschrocken, denn sie hatten den Burschen nicht kommen hören. Martha wurde knallrot und sagte kein Wort, Anna aber antwortete keck: »Du kannst uns ja beim Aufsetzen helfen, Klaus. Dann werden wir sehen, ob die Kränze richtig sitzen.«

»Das mache ich gern – sehr gern.« Klaus sank neben Anna auf die Knie, nahm ihr den inzwischen fertig geflochtenen Kranz aus der Hand und setzte ihn behutsam auf ihre Locken.

»Du siehst wunderschön aus«, flüsterte er ihr dabei so leise zu, daß Martha ihn nicht verstehen konnte. »Und du gefällst mir... so sehr.«

Nun errötete Anna auch, denn sie war einem Mann noch nie so nahe gewesen wie jetzt und spürte instinktiv sein Verlangen nach ihr. »Ich... ich muß nach Hause«, stammelte sie und stand abrupt auf. »Die Mutter... wird schon warten. Sie braucht mich in der Küche...«

»... und dein Vater wird schimpfen, wenn er erfährt, daß du dich von einem anschmachten läßt, der bei uns im Dorf und in der ganzen Umgebung hinter jeder Schürze her ist«, vollendete Martha, die ihre Sprache unterdessen wiedergefunden hatte, mahnend.

»Er wird nichts erfahren, wenn du still bist. Außerdem ist gar nichts geschehen. Komm, laß uns gehen.« Anna griff nach Marthas Hand, zerrte die Freundin hoch und lief mit ihr davon, nicht ohne Klaus noch ein betörendes Lächeln geschenkt zu haben.

Er sah den beiden Mädchen nach und atmete schwer. Trotz der noch ein wenig herben Frühlingsluft war ihm plötzlich sehr heiß geworden.

Es dauerte drei Tage, ehe sich für ihn eine Gelegenheit ergab, zur Burg zu reiten. Sein Vater hatte ihn beauftragt, einen Beutel mit Saatgut vom Vogt zu kaufen. Er ahnte ja nicht, wie gern Klaus diese Weisung ausführte. Und wenn er viel Glück hatte, dann würde er die hübsche Anna wiedersehen.

Er hatte viel Glück – jedenfalls für einige Augenblicke. Sie stand im Garten, der zum Haus ihrer Eltern gehörte, und war damit beschäftigt, Wäsche zum Bleichen auf dem Rasen auszubreiten.

Bei seinem halblauten Ruf: »Anna-Mädchen!« drehte sie sich um und wurde sehr verlegen, aber ihre Blicke sagten ihm, daß sie ihm gut war.

Von diesem Tag an trafen sie sich regelmäßig und selbstverständlich heimlich – im Sommer unter der Buche am Strand und in der kälteren Jahreszeit in einer Hütte im Wald. Bis jetzt hatte noch niemand etwas von ihrer Liebschaft bemerkt. Man traute Klaus von Althum, dem Rebellen und Schürzenjäger, wohl keine ernsthafte Liebe zu.

Und doch war es so. Neben Anna konnte keine andere bestehen. Und allmählich machte es ihm sehr zu schaffen, daß sie sich ihm noch nicht hingegeben hatte. Herrgott noch mal! Worauf wartete sie denn noch? Er liebte sie und hatte ihr die Ehe versprochen.

Frustriert drehte er sich jetzt auf den Bauch und legte seinen Kopf auf die Arme. So hoffte er, endlich einschlafen zu können.

*

Er war tatsächlich ein wenig eingedöst, als er von streichelnden Händen geweckt wurde. Sie fuhren ihm durch das dichte blonde Haar, über seine Schultern und über den Rücken. Solche Hände hatte nur eine – Anna.

»Anna... liebes Mädchen«, flüsterte er verlangend, drehte sich zu ihr herum und nahm sie stürmisch in die Arme. »Ich habe eben noch von dir geträumt... und nun bist du da... und ganz nah bei mir.«

»Ich habe mir gedacht, daß du hier bist«, erwiderte sie lächelnd. »Das Wetter ist nämlich viel zu schön, als daß du dich auf dem Acker plagen würdest.«

»Recht hast du«, pflichtete er ihr bei, während er sie sanft nach hinten drückte, bis sie das alte Buchenlaub unter ihrem Rücken spürte. »Ich eigne mich nicht zum Bauern. Außerdem wird Heinrich einmal den Hof übernehmen. Da ist für mich sowieso kein Platz mehr. Mögen meine jüngeren Brüder Knechte bei ihm werden, ich tu’s nicht – niemals. Doch lassen wir das.« Er gab ihr einen Kuß auf die Nasenspitze. »Sag mir lieber, wie lange du heute bleiben kannst.«

»Oh, recht lange. Der Vater und die Mutter sind vorhin zum Grafen befohlen worden. Ein Bote ist gekommen und hat den Besuch von Herzog Johann und seinem Gefolge angekündigt. Da ist viel zu bereden. Es wird Stunden dauern, bis sie damit fertig sind.«

»Ja, ja, den Landesherrn muß man gebührend empfangen«, versetzte Klaus spöttisch und zwinkerte ihr bedeutungsvoll zu. »Dann wird deine Mutter wohl ihre allseits geschätzte Aalpastete zubereiten müssen.«

»Bestimmt, und viele andere Köstlichkeiten auch. Ich werde zusehen, daß ich für dich etwas aufheben kann.«

Diese Aussichten ließen Klaus zufrieden grinsen. Er tätschelte Anna die Wange und murmelte: »Wir sollten die Zeit nutzen... und uns lieber küssen, statt zu schwatzen.«

»Ja«, gab sie leise zurück und legte die Arme um seinen Hals, worauf er sie so fest an sich preßte, daß sie kaum atmen konnte.

»Anna, verzeih mir«, murmelte er heiser und schaute sie begehrend an. »Ich kann nicht länger warten. Wenn wir schon nicht heiraten dürfen, dann laß mich wenigstens vor Gott dein Mann sein. Ich liebe dich und möchte dich überall berühren und küssen.« Er ließ eine Hand in ihr Mieder gleiten und strich über ihre Brüste.

Das Mädchen erschauerte und fand die Gefühle, die seine Berührungen in ihr auslösten, so schön, daß es die Wirklichkeit für die nächste Stunde vergaß.

»Ich glaube nicht, daß ich dir ein Kind gemacht habe«, sagte Klaus, als er später träge neben ihr lag und der Sommerwind seinen erhitzten Körper abkühlte. »Ich habe aufgepaßt, denn ein Kind wäre unser beider Untergang. Dein Vater würde dich verstoßen und mich an den Pranger stellen.«

»Das würde er«, gab Anna bedrückt zu. »Ich fürchte mich manchmal vor ihm, weil er so... laut ist und so rechthaberisch. Man kommt nur mit ihm aus, wenn man tut, was er verlangt.«

»Dabei muß es vorläufig auch bleiben«, erwiderte Klaus nüchtern und nachdenklich. »Ich kann ja doch noch nicht um dich werben, weil ich dich nicht ernähren kann. Ich habe schon überlegt, ob ich von hier fortgehe und um einen Dienst beim Herzog bitte. Er kann sicher einen kräftigen Kerl bei seinen Soldaten gebrauchen. Viel lieber würde ich allerdings zur See fahren und...«

»Nein, Klaus«, jammerte sie und preßte ihr Gesicht an seine Brust. »Das ertrage ich nicht. Dann werden wir uns viele Monate, vielleicht sogar Jahre nicht sehen. Und so lange werde ich den Vater nicht mehr hinhalten können. Er redet schon jetzt viel zu oft davon, daß er mich gut vermählen will.«

»Man kann es ihm nicht verdenken. Ein reicher Schwiegersohn würde sein Ansehen und seine Macht stärken. Aber eines Tages, das verspreche ich dir, werde ich dieser reiche Schwiegersohn sein.«

Klaus war von seinen Worten wenig überzeugt. Er hatte sie nur gesagt, um sein Mädchen zu trösten.

Anna wußte das auch, aber sie war noch jung genug, um insgeheim auf ein Wunder zu hoffen. Sie küßte Klaus zärtlich auf den Mund und gestand: »Es ist so schön mit dir, und ich wäre gern vor allen Leuten deine Ehefrau.«

»Dieser Tag wird kommen«, entgegnete er. »Unser Herrgott wird schon ein Einsehen mit uns haben. Und sei unbesorgt, ich werde dich nicht verlassen.«

*

Herzog Johann von Mecklenburg war mit seiner Gemahlin, seinen zahlreichen Gefolgsleuten und seiner Dienerschaft auf der Burg eingetroffen. Graf Ottokar hatte dem Herrscherpaar die besten Schlafräume überlassen, Räume, die mit kostbaren Wandteppichen, breiten Betten und ausladenden Truhen ausgestattet waren. Nach der langen Reise hatten der Regent und seine Frau sich zuerst erholen müssen, was dem Grafen nur recht war, denn die Vorbereitung eines erlesenen Festmahles zu Ehren der hohen Herrschaften erforderte viel Zeit und Geduld.

Der große Burgsaal war übrigens viel zu klein für die vielen Gäste, denn der Graf protzte gern mit seinem Reichtum und hatte aus diesem Grund befreundete Familien und die gesamte Obrigkeit der näheren Umgebung eingeladen, seine Pächter und das niedere Volk selbstverständlich nicht. Der Pöbel hatte an der herrschaftlichen Tafel nichts zu suchen.

Klaus war aber trotzdem da und fiel unter dem geschäftig hin und her eilenden Gesinde zwar auf, aber man beachtete ihn nicht weiter. Man hatte schon genug damit zu tun, im Burghof Tische und Bänke aufzustellen sowie bequeme Stühle für das Herzogspaar und den Grafen und seine Gattin. Entgegen den üblichen Gewohnheiten waren die Tische mit Leinentüchern bedeckt worden, auf die zu dieser Stunde nach und nach die erlesensten Speisen gestellt wurden, da standen, um nur einige zu nennen: Pasteten von Rind und Aal, eingelegte Ochsenzunge, gebratenes Ziegenfleisch, verschiedene Brotsorten, Wildbret, Fisch und Fleisch in Aspik, Quarkspeisen und Käse. Auch Getränke waren reichlich vorhanden; Bier und Wein würden sozusagen in Strömen fließen.