Kleines Kraftpaket für Lehrer/-innen - Christine Born - E-Book

Kleines Kraftpaket für Lehrer/-innen E-Book

Christine Born

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Beschreibung

Das perfekte Buch für gestresste Lehrer und das ideale Geschenk für nette Kollegen!

Endlose Konferenzen in miefigen Räumen? Nervige Schüler? Besserwisserische Eltern?

Das "Kleine Kraftpaket" gibt Tipps zum Überleben in einem turbulenten Schulalltag. Ob Gruppendynamik im Lehrerzimmeroder der Umgang mit typischen Schulkonflikten, Qualitätsmanagement im Bildungswesenoder der geheime Lehrplan - die Autorin Christine Born versteht es, unterhaltsam, erfrischend und informativ hinter die Kulissen des Schulalltags zu schauen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 144

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Impressum

Neues Kraftpaket für Lehrer/innen

Zur Autorin: Christine Born ist Lehrerin, Diplom-Pädagogin und Diplom-Journalistin. Sie lebt in der Nähe von Stuttgart und hat langjährige Unterrichtserfahrung an staatlichen Schulen und in der Lehreraus- und fortbildung. Christine Born coacht Pädagogen, hält Vorträge, nimmt an Diskussionspodien teil und veröffentlicht zu aktuellen Bildungsthemen. Unter folgender E-Mail-Adresse können Sie Kontakt mit ihr aufnehmen:

[email protected]

© 2011 AOL-Verlag, Buxtehude

Originalausgabe 2004

AAP Lehrerfachverlage GmbH

Alle Rechte vorbehalten.

Postfach 1656 · 21606 Buxtehude

Fon (04161) 74960-60 · Fax (04161) 74960-50

E-Mail: [email protected] · internet: www.aol-verlag.de

Layout/Satz (Print): Thorsten Allgeier

Illustrationen: Judith Heusch

Datenkonvertierung E-Book: KCS GmbH, Buchholz

ISBN: 978-3-403-75669-9

Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werkes ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im eigenen Unterricht zu nutzen. Downloads und Kopien dieser Seiten sind nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen weiteren kommerziellen Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte oder für die Veröffentlichung im Internet oder in Intranets. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages.

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Der besseren Lesbarkeit halber sprechen wir in der Regel von Rektoren, Lehrern und Schülern. Natürlich meinen wir damit immer auch Rektorinnen, Lehrerinnen und Schülerinnen.

1. Vorwort

Lehrersein ist heutzutage wirklich nicht einfach, denn Lehrer werden gerne zum Sündenbock gemacht, wenn es um schlechte Schülerleistungen geht – siehe Pisa-Studie. Auch erzieherisch werden Lehrer immer mehr gefordert. Sie sollen ausbügeln, was die Eltern versäumen, wobei manche Eltern nicht unbedingt hinter den Pädagogen stehen, sondern ihnen eher noch in den Rücken fallen. Lehrer haben einen schlechten Ruf und werden schief angesehen. Besserwisser seien sie, heißt es, und faul seien sie außerdem. Der Beamtenstatus vieler Lehrer trägt außerdem zu Neid- und Abwertungsattacken bei.

Die Schulbehörden fragen nicht nach der Meinung ihrer Angestellten, sondern behandeln Lehrer oft als unmündig und als Manövriermasse. Nicht einmal bei persönlichen Fragen wie Versetzung oder Einstellung wird den Lehrern großes Mitspracherecht eingeräumt. Fragen zur Schule und Pädagogik werden nicht sachlich diskutiert, sondern verkommen zu Möglichkeiten, die sich im Profilierungskampf der Politarena bieten. Jeder Bildungsminister meint sich mit neuen Lehrplänen profilieren zu müssen, die oft dann doch nur ein Aufguss von schon Dagewesenem sind.

Das moderne Zersplitterungs- bzw. Privatisierungsszenario, das wir aus vielen Bereichen des Alltags kennen, hat auch in der Schule Einzug gehalten. Der Staat betreibt nicht nur bei Post und Bahn, sondern auch beim Schulwesen „Outsourcing“, um Kosten zu reduzieren. Die Finanzmisere wird so u.a. auf die Schultern der Lehrer und der Schulleitung und auch der Eltern gelegt.

So ist etwa die Einführung der Budgetierung in den Schulen als Sparmaßnahme zu verstehen, auch wenn sie als Demokratisierungsprozess verkauft wird. PR-Leute der Ministerien wissen eben, was von ihnen verlangt wird, und machen diese Art Neuerungen vor allem der Öffentlichkeit und auch den Lehrern noch als tolle Reformen schmackhaft. Orientierung in einem Bildungswesen, in dem jede Schule an ihrem eigenen Profil bastelt und Dinge, die bisher als Selbstverständlichkeit galten, jetzt werbewirksam verkaufen muss, wird auch für Eltern immer schwieriger. Das Ganze erinnert an die unüberschaubaren und aufgesplitteten Telefontarife, die für Kunden nicht transparent sind.

„Schule und Telefontarife: zersplittert und unüberschaubar“

Dem einzelnen Lehrer wird so immer mehr aufgebürdet, wobei sich die Bedingungen für ihn oder sie verschlechtern. Die Ferien werden verkürzt. Die Lebensarbeitszeit wird erhöht, die Gehälter eingefroren oder „umstrukturiert“, die Pflichtstundenzahl erhöht. Leistungsstufen sollen vor allem der Öffentlichkeit suggerieren, dass pädagogische Leistung ohne weiteres messbar ist, und bringen die Kollegien in Disharmonie.

Ein Hauptproblem von Schülern, Lehrern und Eltern – die Klassengröße – wird nicht angegangen. Aus Kostengründen, versteht sich. Sie liegt oft bei über 30 Schülern, obwohl immer mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Störungen leiden und eine intensive Betreuung nötig wäre. Die deutschen Lehrer werden so „ausgebrannt“ und in ihren Aufnahmekapazitäten tagtäglich überfordert. In Finnland, das laut Pisastudie ganz vorn liegt, ist eine Klasse, die mehr als 20 Schüler hat, eine große Klasse. Auch in anderen europäischen Ländern, wie etwa Italien, sind die Klassen kleiner. In Deutschland werden schon seit Jahrzehnten kleinere Klassen mit 20 Schülern gefordert. Diese Forderung wird so konsequent immer wieder übergangen, dass man den Eindruck gewinnen könnte, hier stecke noch mehr dahinter als das Thema Kosten. Vielleicht will man die Menschen so formen, dass „Zu-kurz-Kommen“ zur grundlegenden Schul- und Lebenserfahrung wird? Sollen die Erwartungen an das Leben von vornherein reduziert werden? Will man in unserem Schulsystem zu viel Bildung vermeiden? Will man Kindern gleich klarmachen: Leisten sollst du etwas, aber kümmern können wir uns nicht um dich? Und will man dies auch auf Kosten der Lehrer tun?

Auch die äußeren Bedingungen werden schlechter: Die Schulgebäude werden oft nicht mehr renoviert. Altes Mobiliar, vergilbte, abgerissene Vorhänge, angegraute Wandfarbe, kaputte Fenstergriffe, vergammelte Toiletten – die Lernumgebung ist für Schüler und Lehrer an vielen Schulen, vor allem in den Städten, meist gleichermaßen deprimierend. Schimmelpilze in Kellern und Mauern unterhöhlen die Gesundheit von Schülern und Pädagogen. Selbst an Reinigungskosten wird gespart, so dass nicht einmal der Fußboden sauber ist, geschweige denn die Toiletten. Das Fundament der Schule verrottet, bildlich gesprochen, und in den oberen Stockwerken des Gebäudes tanzt man auf dem Vulkan, sprich: bilingual im Geografieunterricht. Für alle, die es nicht wissen: bilingualer Unterricht – also etwa Erdkundeunterricht in englischer Sprache von einem deutschen (!) Lehrer erteilt – ist zurzeit angesagt. Das ist eine sparsame Sache, ohne großen zusätzlichen Aufwand, die großartige Bewegung im Bildungsbereich vorspiegelt.

„Das Fundament verrottet und in den oberen Stockwerken tanzt man bilingual im Geografieunterricht.“

Diese schlechten Bedingungen haben natürlich Konsequenzen. So sieht es so aus, als ob der Stellenwert der Privatschulen weiterhin zunehmen wird – zahlreiche Anträge für Neueröffnungen liegen bereits vor, heißt es im August 2003 in der „Welt am Sonntag“. Parallel dazu steigt das Aggressionspotenzial an den öffentlichen Schulen. Die Lehrerkollegien bleiben davon nicht unberührt: Mobbing, Krankheiten, Frust, Angst vor gewalttätigen Übergriffen … Daran kann auch die zunehmende Anzahl zeitraubender Konferenzen, die die Pseudomodernisierungsmaßnahmen implementieren sollen, nichts ändern. Im Gegenteil, der Frust wird dadurch eher erhöht, die Lehrer noch mehr zermürbt, da ihre tatsächliche Meinung nicht von Interesse ist. Ihnen werden die Maßnahmen, deren Haltbarkeitsdatum sehr beschränkt ist, aufoktroyiert. Nach dem Verlust wertvoller Lebenszeit wird dabei natürlich nicht gefragt. Die Sinnfrage wird übergangen.

Die Freude, die der Lehrerberuf bietet und bieten kann, wird durch die steigende Anzahl der Negativpunkte überlagert. Wie kann man als Lehrer/in wieder mehr Selbstbewusstsein gewinnen? Wie seine persönlichen Ressourcen schützen? Wie kann man Kraft finden für einen positiven Kontakt zu Schülern und Eltern? Erwarten Sie von Seiten der Schule und der Behörden keine Hilfe. Folgen Sie dem in Politikerkreisen so populären Ruf nach Eigenverantwortlichkeit und retten Sie sich selbst!

2. Spielraum für Seele und Geist

It’s personality!

Woran können Sie sich erinnern, wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken? Die meisten Menschen erinnern sich an ihre Lehrer, an gute Lehrer und an schlechte Lehrer. Machen Sie den Versuch einmal in einer größeren Runde. Erzählen Sie, dass Sie Lehrer sind – und alle Personen am Tisch können mit Storys über ihre Lehrer aufwarten. Was ist also wichtig? Was ist die Essenz von Schule? Die Persönlichkeit der Lehrer!

Was bedeutet Persönlichkeit? Persönlichkeit erreicht man nicht, wenn man ständig Ja und Amen sagt zu allem, was einem im Rahmen der Schule begegnet. Persönlichkeit heißt, dass man die Umwelt mit seinen ganz persönlichen Augen sieht, also individuell, und dementsprechend agiert.

Aber das tue ich ja sowieso schon, höre ich Sie sagen. Eben! Und je mehr Sie es tun, desto größer die Freude, die Freiheit und der Gewinn für Sie persönlich. Und als Nebenprodukt gewissermaßen profitieren auch Ihre Schüler, Kollegen und Vorgesetzten davon. Trauen Sie sich also, Ihre Individualität und Ihre Ganzheit zu entwickeln. Schulen leben letztendlich von der Buntheit, von der Vielfalt und von der Verschiedenheit der Lehrer.

Haben Sie sich Ihre Neugierde bewahrt? Lachen Sie gerne? Spielen Sie gerne? All das sind wunderbare Eigenschaften, die das Leben (auch in der Schule!) lebenswert machen.

Lehrersein ist also in erster Linie eine sehr persönliche Sache und fordert Menschen, die sich hinter nichts verstecken müssen, sondern sich selbst gut kennen und sich ständig besser kennen lernen wollen.

Dies geschieht nicht unbedingt durch ein Fortbildungsseminar. Als Lehrer muss man sich seine „Meister“ selber suchen, wo auch immer sie sind. Meister können sein: Lehrer im Ruhestand, Geistliche, mit denen man Gespräche führen kann, weise Alte mit viel Lebenserfahrung, Psychotherapeuten – die Meister müssen nicht unbedingt aus dem Bereich der Schule oder des Unterrichtens kommen. Sie müssen auch nicht alt sein. Sie sollten jedoch mit Ihnen das Interesse an pädagogischer Arbeit teilen und Zeit für Sie haben.

Warum bin ich Lehrer?

Oder: Lehrersein ist eine Lust, doch meistens bleibt sie unbewusst.

Ja, warum sind Sie überhaupt Lehrer/in geworden? Waren Ihre Eltern, Großeltern, andere Verwandte bereits Lehrer? Hatten Ihre Eltern, Großeltern den Wunsch, selbst Lehrer zu werden? Und haben Sie dann diesen Wunsch erfüllt? So hat mir etwa meine Großmutter mütterlicherseits einmal erzählt, dass sie gerne Lehrerin geworden wäre. Vielleicht, weil Lehrer/innen Familie und Berufsleben gut verbinden können und die Bezahlung im Lehrberuf bei Frauen und Männern gleich ist? Jedenfalls wurde meine Mutter Lehrerin (und ich auch). Vielleicht aber hat Sie auch einer Ihrer Lehrer so beeindruckt, dass Sie selbst diesen Berufswunsch entwickelt haben?

Versuchen Sie zum Urgrund Ihres Lehrerdaseins zurückzukehren. Versuchen Sie herauszufinden, was Sie zu dieser Berufswahl bewogen hat. Sie werden mit Sicherheit etwas sehr Schönes entdecken. Sie werden sich selber als Kind oder als jungen Menschen vor sich sehen, das/der vertrauensvoll in die Welt blickt und Stärke hat; einen Menschen, der etwas bewegen will und anderen etwas geben kann. Vielleicht sehen Sie einen Teil in sich, der selbst Unrecht erlitten hat oder Zeuge von Unrecht war und der sich vornimmt, Ausgleich zu schaffen. Schreiben Sie Ihre ursprünglichen Ziele, die Sie mit dieser Berufswahl verfolgten, auf. Graben Sie in Ihrer Erinnerung, sprechen Sie mit Verwandten und Freunden darüber. Malen Sie Ihre ursprünglichen Visionen, das seelische Leitbild. Entdecken Sie Ihre Ideale wieder und fangen Sie an, Respekt dafür zu entwickeln. Nehmen Sie sich vor, diese Quelle Ihrer Kraft nie wieder zu vergessen, auch wenn Sie heute diese Ideale nicht mehr befürworten und andere entwickelt haben. Lassen Sie sich diesen Ursprung nie madig machen, sondern geben Sie dem Stolz auf sich und Ihre Fähigkeiten endlich Raum.

„Versuchen Sie zum Urgrund Ihres Lehrerdaseins zurückzukehren. Sie werden etwas sehr Schönes entdecken.“

In jedem Lehrer steckt eben auch ein Heiler, ein Therapeut, ein Weltverbesserer, ein Humanist oder ein Schauspieler. Und es gibt viele Gründe, Lehrer zu werden, vermutlich so viele, wie es Lehrer gibt. Jeder von uns hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Vielleicht mögen sogar die schönen langen Ferien, um die Lehrer so beneidet werden, eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. Unterstellt wird das den Lehrern oft. Und wäre es eine Schande? Wer wünscht sich keine langen Ferien? Aber eines weiß ich ganz sicher: Dieser Grund steht bei keinem Lehrer an erster Stelle, auch wenn man dies in der neidischen Öffentlichkeit vermuten mag.

Sich über seine Motivation für den Lehrberuf klar zu werden, ist elementar für einen selbst, aber auch für Schüler, Eltern und Kollegen. Ansonsten können sich Defizite, die Lehrer in ihrer eigenen Kindheit erlebt haben, nachteilig bemerkbar machen. Dann werden Lehrer zu „Wiederholern“, das heißt, sie wollen als Erwachsene etwas nachholen, was ihnen eigentlich schon als Kind zugestanden hätte. Wenn etwa jemand als Kind unter dem Mangel an Zuwendung gelitten hat, dann kann der Lehrerberuf sehr attraktiv wirken, denn es sieht so aus, als könne man hier endlich die lang ersehnte Beachtung erreichen. Schatten wie diese können stören, bremsen den Menschen aus und belasten im Beruf, aber auch privat. Mit Hilfe von Supervision lassen sie sich beleuchten.

Auf der Suche nach dem Eigen-Sinn

Können Sie den Sinn, den der Lehrerberuf für Sie hat, in Worte fassen? Ich möchte es stellvertretend für Sie einmal tun:

meine Freude am Kontakt mit anderen leben

mich mit Kindern und Jugendlichen unterhalten

sie in ihrer Kreativität bestärken

etwas mit ihnen lesen

die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen

immer einfühlsamer werden

Konflikte immer gelassener meistern

so weit wie möglich auf die Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern eingehen

eigene Ideen einbringen

eigene Werte vertreten

konkrete und abstrakte Räume gestalten

mich mit sachlichen Themen immer wieder neu auseinandersetzen

durch Schulthemen auch Kontakt zur Welt außerhalb der Schule knüpfen

etwas eigenverantwortlich organisieren und planen

mich zeigen, authentisch sein

Spaß haben, herzhaft lachen

Das alles sind Punkte, die für mich Sinn „machen“. Sicher – es gäbe noch andere. Es ist also völlig klar, dass Lehrer in der Regel nicht wegen Äußerlichkeiten wie etwa Geld oder Ferien ihren Beruf ergriffen haben. Nein, sie haben eigene Ideen, eigene Konzepte, eigene Kreativität, eigene Ziele und sehen ganz individuell den Sinn und Wert ihrer Arbeit.

Paul M. Ostberg, Unternehmensberater und Logotherapeut, schreibt dazu: „Es wird heute viel zu wenig bedacht, dass volle Leistung, die individuell dem Menschen möglich ist, nicht fremdmotiviert entsteht nach fremdgesetzlichen Normen, auch nicht durch Geldprämien, auch nicht durch Druck und Zwang und Angst um einen Arbeitsplatz bewirkt wird.“ (Ostberg, Paul M.: „Lebensfülle in der Arbeit! Wie ist das möglich?“ Aus: Existenz und Logos. Zeitschrift für sinnzentrierte Therapie, Beratung, Bildung, Heft 2/2000, S. 223)

„Motivieren Sie sich selbst, bevor es ein anderer versucht.“

Motivieren Sie sich selbst, bevor es ein anderer versucht, rate ich Ihnen. „Leistung“, sagt Paul M. Ostberg, „echte und volle, individuell mögliche Leistung, heißt vielmehr, aufgrund selbst entschiedener oder mitgestalteter Ziele freiwillige Ergebnisse zu bringen!“ (ebenda)

Vielleicht sollten wir diese Aussage auch einmal auf unsere Schüler beziehen. Wir können sie nicht „zum Jagen tragen“.

Sich schämen, weil man Lehrer ist?

Als ich mit einer befreundeten Lehrerin über dieses Buch sprach, meinte sie, dass man auch ansprechen müsse, dass Lehrer sich für ihren Beruf schämen und ihn verschweigen. Grund für dieses Verhalten ist das schlechte Image, das dieser Beruf hat. Lehrer werden als Versager, Besserwisser und Faulenzer gebrandmarkt und haben keine eigene Stimme in der Öffentlichkeit, die solchen Vorwürfen entgegentreten und dem Lehrerberuf wieder zu einem angemessenen Image verhelfen könnte.

Eltern, Schüler und allgemeine Öffentlichkeit beteiligen sich je nach Belieben an der Demontage des Berufsstandes. Im Grunde läuft hier ein gesellschaftlich goutiertes Mobbing ab, das viele gesellschaftliche Gruppen insgeheim begrüßen und zu ihrem Nutzen ausschlachten. Die vorgesetzten Behörden sprechen zwar manchmal davon, dass sie ihre Lehrer vor ungerechtfertigten und pauschalen Vorwürfen schützen wollen, jedoch spürt man als Lehrer davon wenig. Die Schmach und Schande, die verletzenden Abwertungen gehen weiter. Im Gegenteil – auf der administrativen Seite benutzt man sie als Rechtfertigung für so genannte Reformen und setzt eher noch eins drauf: zusätzliche Gängelung, Leistungsstufen, schlechtere Bezahlung, längere Lebensarbeitszeit, längere Wochenarbeitszeit und so weiter.

Werden Schuld- und Schamgefühle bei Lehrern nicht insgeheim begrüßt? Wer sich schämt und schuldig fühlt, wehrt sich nicht, sondern ist mit diesen unangenehmen Gefühlen beschäftigt. Letztlich sind es die Lehrer selbst, die sich das eingebrockt haben – so kommt es rüber – und jetzt sollen sie die Suppe gefälligst auch wieder auslöffeln. Sollen sie doch lebenslang Buße tun für ihre langen Sommerferien, die wir ihnen schleunigst kürzen müssen!

„Wer sich schämt und schuldig fühlt, wehrt sich nicht.“

Auch die Gewerkschaften und Lehrerverbände gehen dieses Imageproblem zu wenig tatkräftig an. Dabei wird der Katalog der Anforderungen an Lehrer von Tag zu Tag länger, und es ist hinlänglich bekannt, dass Lehrer neben dem Unterrichten immer mehr Sozialarbeit leisten müssen. Zudem wird dieser Beruf immer gefährlicher, man denke an Geiselnahmen und Erschießungen, wie sie jetzt auch in Deutschland vorkommen.

Natürlich wirkt sich dieser Imageverlust verheerend auf die gut 700 000 deutschen Lehrer aus. Es hört sich dramatisch an, aber es ist auch so: Wie lange will man eigentlich noch auf den Lehrern herumhacken und andererseits von ihnen hoch motivierten Einsatz erwarten? Es wäre wirklich an der Zeit, bundesweit eine Imagekampagne großen Stils zu starten, um auf die verantwortliche und aufreibende Tätigkeit von Lehrern hinzuweisen. Hier könnten Dienstherren, Gewerkschaften und Verbände sogar zusammenarbeiten. Den Lehrern ist man eine solche Rehabilitation schon lange schuldig.

Was bedeutet das Ganze für Sie persönlich? Sprechen Sie mit anderen Menschen über diese unnötigen Scham- und Schuldgefühle. Lassen Sie diese Abwertungen nicht an sich heran. Es gibt keinen Grund für Scham und Schuld! Die Zeit der Scham ist vorbei – endgültig! Lassen Sie sich in Gesprächen niemals auf das negative Image festnageln, und gehen Sie Menschen aus dem Weg, die Ihren Beruf schlechtmachen. Konzentrieren Sie sich auf die positiven Rückmeldungen: das Vertrauen, das Ihnen Schüler und Eltern entgegenbringen, die kleinen Geschenke, die Schüler manchmal machen: eine Zeichnung, ein Lächeln, ein Hilfsangebot, die Rückmeldungen Ihrer ehemaligen Schüler, die Anerkennung Ihrer Bekannten und Freunde. Von Behörden oder Interessensverbänden sind Sie nicht abhängig. Sie schützen sich in erster Linie durch die Entwicklung Ihrer Persönlichkeit und Ihren Glauben. Darüber sprechen wir später noch.

Jammern nach Herzenslust