Kloster, Mord und Dolce Vita - Der gestohlene Mönch - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Der gestohlene Mönch E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 17: Eine buddhistische Sensation in Santa Caterina! Erstmalig geht eine Gruppe tibetischer Mönche mit ihrer heiligsten Reliquie auf Pilgerschaft: dem "Lebendigen Leichnam" ihres ehemaligen Oberhauptes. Der Lama arbeitete sein Leben lang daran, durch Meditation die Unsterblichkeit zu erlangen. Und das ist ihm den Mönchen zufolge auch gelungen - seit 75 Jahren verharrt sein völlig lebloser Körper im Lotussitz.

Das Interesse ist nicht nur in Santa Caterina riesig - die Besucher der Ausstellung kommen von weit her. Sogar Pfarrer Heiland, Schwester Isabellas Freund aus Deutschland, nutzt die Gelegenheit für einen Besuch. Doch dann der Schock: der berühmte "ewige Mönch" wird gestohlen! Keine Frage, dass Isabella sich auf die Suche nach dem Dieb macht ...

Übrigens - Pfarrer Heiland hat auch seine eigene Serie: Gemeinsam mit seiner Haushälterin Fräulein Dimpel und dem Dorfpolizisten Kern ermittelt Herr Heiland im bayrischen Sonntal am See. Lies gleich los mit Folge 1: "Herr Heiland und der tote Pilger". Natürlich von beTHRILLED!

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieDie ProtagonistenTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Über die AutorinLeseprobeIn der nächsten FolgeImpressum

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Über diese Folge

Eine buddhistische Sensation in Santa Caterina! Erstmalig geht eine Gruppe tibetischer Mönche mit ihrer heiligsten Reliquie auf Pilgerschaft: dem »Lebendigen Leichnam« ihres ehemaligen Oberhauptes. Der Lama arbeitete sein Leben lang daran, durch Meditation die Unsterblichkeit zu erlangen. Und das ist ihm den Mönchen zufolge auch gelungen – seit 75 Jahren verharrt sein völlig lebloser Körper im Lotussitz.

Das Interesse ist nicht nur in Santa Caterina riesig – die Besucher der Ausstellung kommen von weit her. Sogar Pfarrer Heiland, Schwester Isabellas Freund aus Deutschland, nutzt die Gelegenheit für einen Besuch. Doch dann der Schock: der berühmte »ewige Mönch« wird gestohlen! Keine Frage, dass Isabella sich auf die Suche nach dem Dieb macht …

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Sie öffnet sich dem Dorf und dem weltlichen Leben – und fängt ganz nebenbei auch noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen – oder ist es eher andersrum? Als Polizist ist Matteo noch unerfahren und wird von der Nonne unter ihre Fittiche genommen.

Äbtissin Filomena

»Der Herr gibt es, der Herr nimmt es.« – Nach dieser Maxime lebt die 63-jährige Äbtissin Filomena. Ihr gesamtes klösterliches Leben hat sie in Santa Caterina verbracht, und wenn es nach ihr geht, wird sie es auch hier beenden. Für das Kloster würde die strenge Geistliche alles tun.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen – doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

V A L E N T I N A M O R E L L I

Der gestohlene Mönch

1

Dieser verflixte Staub!

Isabella kam überhaupt nicht mehr mit dem Kehren nach. Seit zwei Wochen hatte eine große Wolke trockenen Staubs aus der Sahara die Toskana fest im Griff. Überall lagerte sich der feine rötliche Sand ab und war nur hartnäckig zu beseitigen. Seitdem hatten es sich die Schwestern zur Aufgabe gemacht, jeden Morgen die gesamte Klostereinfahrt sowie den gepflasterten Innenhof zu fegen.

Heute war Isabella dran. Seit zwei Stunden kehrte sie sich buchstäblich die Seele aus dem Leib. In der ersten hatte sie versucht, dieser eintönigen Arbeit etwas Meditatives abzugewinnen, die immer gleichbleibende Bewegung des Fegens zu nutzen, um ihren Geist rein zu bekommen – wie die Pflastersteine, die sie vom Staub befreite. Jedoch war es schier ein Ding der Unmöglichkeit, sich bei all dem Trubel um sie herum auf irgendetwas tiefer zu konzentrieren.

»Er ist da, Isabella. Er ist da!«

Schwester Giovanna fuchtelte wild mit den Händen, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Trompetenärmel ihrer Soutane flatterten so hektisch umher, als versuchte sie, wie ein flügge gewordenes Küken abzuheben und zum ersten Flug anzusetzen.

Isabella stieß einen tiefen Seufzer aus, raffte ihren Rock und bahnte sich einen Weg durch ein halbes Dutzend herumsitzender Menschen, die im sanften Licht der Vormittagssonne eifrig damit beschäftigt waren, Himmelslaternen für das anstehende Vesakhfest zu basteln.

Wie Isabella mittlerweile wusste, wurden sie auch Kongming-Laternen genannt und stiegen traditionell zum höchsten buddhistischen Fest in Scharen auf und besprenkelten den Nachthimmel mit flackernden Lichttupfern.

Eigens hierfür hatten die Schwestern alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Erlaubnis beim hiesigen Luftfahrtamt zu erhalten. Mit Erfolg. Denn mittlerweile war jedem rund um Santa Caterina klar, welch eindrucksvollen und überaus außergewöhnlichen Besuch dieses kleine Dorf beherbergen durfte.

»Jetzt schon?«, rief Isabella zurück und warf einen panischen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk.

Der Tag drohte sie zu verschlucken. Da halfen all die aufgestellten Zeitpläne nichts. Sie waren im Kloster hoffnungslos unterbesetzt, um des Besucheransturms Herr zu werden. Sie eilte quer über die Wiese und stolperte über eine gespannte Schnur, an der bunte Gebetsfähnchen hingen.

Der beherzte Griff eines jungen Mannes mit langen Haaren und Jesuslatschen an den Füßen bewahrte sie vor dem Sturz. »Nicht so eilig, Schwester.« Er grinste sie breit an.

Isabella bemerkte, dass er seltsam entrückt dreinschaute und seine Augen ungewöhnlich gerötet waren. Den Grund dafür glaubte sie im süßen, würzigen Geruch ausmachen zu können, der sich mit den überall glimmenden Räucherstäbchen vermischte. Aber sie sagte nichts.

Ausgerichtet waren sie auf wenige Gäste, die die freien Kammern bewohnten, die von den Schwestern liebevoll als Herbergszimmer hergerichtet worden waren. Dass der Klostergarten nun zu einer Lagerstätte umfunktioniert worden war, auf der sich ein buntes Zelt an das andere reihte, war so nicht geplant gewesen. Dennoch war Isabella überglücklich. All die Menschen um sie herum versprühten eine Lebendigkeit, die den Schwestern und dem alten Gemäuer guttaten.

Während sie sich bei dem Mann bedankte und auf Giovanna zueilte, ertönten von irgendwoher rhythmisch und stimmungsvoll Klangschalen, was zur ausgelassenen Atmosphäre passte.

Ihre Mitschwester stand noch immer wedelnd im Kreuzgang und stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Er ist da, Schwester Isabella!« Sie nickte einmal eifrig, machte auf dem Absatz kehrt und eilte durch den Kreuzgang ins Kloster hinein. Isabella folgte ihr und hatte Mühe, Schritt zu halten.

Im Foyer des Klosters fiel ihr Blick sofort auf den groß gewachsenen Mann mit dem stattlichen Bauch, der vor der Rezeption stand und in ein Gespräch mit Schwester Hildegard verwickelt war. Sie unterhielten sich auf Deutsch.

Es war ungewohnt für sie, ihre Mitschwester in deren Muttersprache reden zu hören. Doch sie mochte diese Sprache. All die Jahre hatte sie sie in der Schule gelernt, sich mit den Personalpronomen und den Fällen herumgeschlagen.

Dennoch hatte sie diese sperrige Sprache lieben gelernt und war immer wieder überrascht über die vielen unterschiedlichen Bedeutungen, die ein einziges Wort haben konnte.

Ebenso gern mochte sie ihren langjährigen Brieffreund, mit dem sie nicht nur ihre Liebe zu Gott verband, sondern der ihr auch unfassbar viel über diese Sprache beigebracht hatte. Vor wenigen Monaten hatte sie ihn zum ersten Mal getroffen, als sie, gemeinsam mit Schwester Hildegard, eine Reise ins bayerische Sonntal am See angetreten hatte.

Dem längst versprochenen Gegenbesuch hatte sie eifrig entgegengefiebert. Und nun war es endlich so weit. Klaas Heiland war da und würde ein paar Tage als Ehrengast im Convento di Nostra Regina della Pace verbringen.

Während sie die nächsten Schritte an die zwei herantrat, wurde ihre Anwesenheit bemerkt. Das Gespräch erstarb, und die beiden wandten ihr die Köpfe zu.

»Schwester Isabella.« Mit zwei großen Schritten kam der Pfarrer auf sie zu und drückte sie fest an sich. Es war eine aufrichtige Umarmung, die sie ebenso innig erwiderte. Der Duft seines würzig-zitronigen Aftershaves umfing ihre Nase.

Als sie sich wieder voneinander lösten, standen sie sich einen stummen Moment verlegen gegenüber, als hätten sie beide ihren Text vergessen und wüssten nicht, wie es im Drehbuch weiterging.

Isabella nutzte die Zeit, um ihren Gast zu mustern. Er war sommerlich gekleidet, trug kurze kakifarbene Hosen und ein himmelblaues kurzärmeliges Hemd. Die Körperteile, die die Kleidungsstücke freiließen, waren ungesund weiß. Gut, dass er hier ist, dachte sie. Dieser Mann kann dringend ein wenig Sonne vertragen.

Schwester Hildegard drängte sich in die Stille: »Heute Mittag gibt es Haxen mit Knödeln und Sauerkraut. Extra für unseren Gast aus Bayern.«

Klaas Heiland blies die Backen auf und wirkte so, als hätte er einen Marathon vor sich. Er zückte ein Stofftaschentuch und wischte sich nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn. »Vielen Dank, das weiß ich sehr zu schätzen. Nur … ist das nicht ein wenig schwer für diese Temperaturen?« Er sah die beiden an, die wiederum sich ansahen.

»Was ist denn mit den Temperaturen?«, fragte Schwester Hildegard verblüfft. »Immerhin hat es angenehme vormittägliche dreißig Grad im Schatten.«

Isabella konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Wie war die Anreise, Signore Heiland?«

»Ich bin kein großer Freund vom Reisen«, gestand er mit einem schiefen Lächeln, als müsste er sich dafür entschuldigen. Dann hob er den Kopf und sah sich ausgiebig um, als würde er alle Eindrücke genauestens auf sich wirken lassen. »Aber schön haben Sie es hier.« Nun wurde das Lächeln breiter, aufrichtiger. »Es hat zwar nicht den Bergblick von Sonntal, doch ist es ein traumhafter Flecken Erde.«

»Berge haben wir hier auch«, erwiderte Schwester Hildegard. »Nur nicht so steil. Dafür aber grüner.«

»Hier lässt es sich wirklich gut aushalten«, stimmte Isabella zu und verdrängte den sich jäh auftuenden Gedanken, dass es womöglich schon bald so weit war, dass sie alle das Kloster verlassen mussten, weil es von einem neureichen Start-up-Milliardär aufgekauft wurde, um es in eine Wellness-Oase für Superreiche zu verwandeln. Sie schüttelte schnell den Kopf, um die düsteren Gedanken daraus zu vertreiben.

»Ich denke, dass ich im Namen aller Mitschwestern spreche, dass wir uns überaus über Ihren Besuch freuen, Signore Heiland.«

Dieser brummte grinsend auf. »Als würde ich mir diesen Spaß nehmen lassen.« Er warf den Kopf zurück und betrachtete zwei junge Frauen, die sich in das schattige Foyer zurückgezogen hatten, um zu meditieren. Sie saßen im Schneidersitz auf Schaumstoffmatten und hatten die Hände vor der Brust zusammengepresst, während ihre Augen fest geschlossen waren.

»Ich fand den Buddhismus schon immer spannend«, erklärte der Pfarrer versonnen. »Dies ist die Gelegenheit für mich, meinen Horizont zu erweitern. Um nichts in der Welt würde ich also die Ausstellung der tibetanischen Mönche verpassen.« Er zwinkerte und rutschte ein Stück näher an Isabella heran: »Aber der eigentliche Grund meines Besuches sind natürlich Sie, Schwester Isabella!«

Sein Stofftuch wanderte zum Nacken, und er wischte eifrig daran herum, und ehe Isabella die Zeit fand, rot vor Verlegenheit zu werden, erklärte er weiter: »Ich muss den heiligen Hambo Lama, den ewigen Mönch, unbedingt mit eigenen Augen sehen. Das verstehen Sie doch?«

Isabella nickte. Und wie sie verstand. Ihr ging es nicht anders. Auch sie fieberte dem Moment entgegen, in dem die tibetanischen Mönche ihre heiligste Reliquie offenbaren würden. Den lebendigen Leichnam ihres Hambo Lama Jinpo Nangwa. In den letzten Wochen hatte sie alles über dieses Phänomen gelesen, was je geschrieben wurde.

Jinpo Nangwa war einst ein tibetanischer Mönch gewesen, der sein Leben lang im Dratun-Kloster verbracht und daran gearbeitet hatte, seinen Geist in einen supermeditativen Zustand zu versetzen, um so die Unsterblichkeit zu erlangen. So verbrachte er zeit seines Lebens Stunden um Stunden in tiefster Meditation – und war eines Tages aus dieser nicht mehr erwacht. Bis heute. Seit über hundert Jahren verharrte Jinpo Nangwa meditierend im Lotussitz. Für die Mönche war er damit der Beweis ihrer Glaubenslehre, dass der Geist alles bewirken kann, wenn er es nur will.

Isabella hegte Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Geschichte. Augenscheinlich war der Mönch beim Meditieren gestorben. Dies erklärte aber nicht, warum seine Leiche nicht verweste und noch immer in dieser Position verharrte. Selbst Mediziner weltweit standen vor einem ungelösten Rätsel.

Nun würde es das erste Mal sein, dass die Dratun-Mönche ihre heiligste Reliquie einer breiten Öffentlichkeit zur Schau stellten. Dass sie mit ihm auf Wanderschaft gingen, hatte es sogar noch nie gegeben. Noch immer war es erstaunlich für Schwester Isabella, dass die Mönche sich zum Start ihrer großen Europreise ausgerechnet das kleine toskanische Dörfchen Santa Caterina ausgesucht hatten. Seitdem war der ganze Ort im Buddhismus-Fieber.

Zwischen den Häuserreihen der engen Gassen spannten sich seit Tagen bunte Gebetsfähnchen, aus unzähligen Fenstern wehten tibetanische Flaggen, und durch die Straßen waberte der Geruch unzähliger Räucherstäbchen, die einem das Atmen schwer machten.

Isabella trat an dem Pfarrer vorbei und zog die Monstrosität von Koffer zu sich heran. »Kommen Sie, Herr Heiland. Ich zeige Ihnen Ihre Kammer.«

»Es ist die schönste, die wir haben«, fügte Schwester Hildegard hinzu. »Mit Blick auf die klostereigenen Olivenhaine.«

Isabella warf ihm einen wohlwollenden Blick zu. »Sie haben bestimmt eine anstrengende Reise hinter sich, dürfen wir Ihnen eine Erfrischung anbieten?«

»Nein danke.« Klaas Heiland legte sich das spärliche Resthaar zurecht und neigte den Kopf. »Aber ich würde sterben für einen guten Kaffee.«

Isabella schmunzelte. »Dann sind Sie in Italien genau an der richtigen Adresse.«

Schwester Hildegard nahm ihr den Griff des klobigen Koffers aus den Händen. »Und dazu ein Stück Torta Toscana?«

2

Dieser verflixte Staub!

Es war der reinste Alptraum für Matteo. Im Schweiße seines Angesichts kämpfte er sich Wagen für Wagen vor und verteilte einen Strafzettel nach dem anderen. Und das ausgerechnet in der brütenden Mittagshitze mit der staubigen Luft, die sich einen Spaß daraus machte, sich auf die Plastikkappe seiner Schirmmütze zu legen.

Von dem Zustand seines geliebten Dienstwagens ganz zu schweigen. Mittlerweile polierte er den Alfa Stelvio zweimal am Tag, damit die aggressive Staubschicht dem empfindlichen Lack nichts anhaben konnte. Die Luft war sogar so staubig, dass er zwischen seinen Zähnen den Sand knirschen fühlte.

Diese Affenhitze! Sein Dienstshirt klebte am Rücken, und unter der Schirmmütze staute sich die Wärme so sehr, dass er sie sich am liebsten vom Kopf gerissen hätte. Aber Dienst war Dienst und Vorschrift nun mal Vorschrift. Also arbeitete Matteo sich durch das fächerförmig um den Marktplatz angelegte Straßennetz und hatte noch drei Straßen vor sich. Fünf hatte er bereits geschafft. Seit dem frühen Morgen verteilte er Strafzettel um Strafzettel.

So viele Falschparker hatte es in Santa Caterina noch nie gegeben. Das Dorf schien aus allen Nähten zu platzen. Beinahe kam es ihm vor, als hätte sich die gesamte Toskana dazu entschieden, seinem Dorf zur gleichen Zeit einen Besuch abzustatten. Ein heißer Wind fegte durch die Straße. Über ihm flatterten die zwischen den Häusern gespannten Gebetsfähnchen.

Matteo war so sehr in Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekam, wie der große SUV auf ihn zurollte und direkt neben ihm anhielt. Erst als aus dem heruntergelassenen Fenster auf der Fahrerseite ein »Gut so, Silvestri« erklang, erschrak der Carabiniere so sehr, dass ihm beinahe das Datenerfassungsgerät aus der Hand gepurzelt wäre.

Ruckartig drehte er sich um und starrte in das schweißglänzende Gesicht des Bürgermeisters, dessen brummiger Bass sich über einen schmachtenden Gianna-Nannini-Song legte. »Und wenn sie mit der letzten Straße fertig sind, können sie wieder von vorne anfangen.« Lenzi rieb sich die Hände. »Damit uns ja keiner der Verkehrssünder durch die Lappen geht. Man muss die Kuh schließlich melken, solange sie heiß ist, nicht wahr?«

Matteo seufzte, korrigierte seinen Boss aber nicht. »Finden Sie das nicht ein wenig übertrieben?«, fragte er stattdessen. »Immerhin sind all die Menschen hier, um ein friedliches Fest zu feiern. Den höchsten buddhistischen Feiertag, das Vesakhfest.«

Matteo hatte keine Ahnung von diesem Fest und wusste noch weniger, ob er es überhaupt richtig ausgesprochen hatte. Aber dennoch versuchte er, dem Bürgermeister ins Gewissen zu reden. Sofern dieser Mann eines hatte. Die Einwohner Santa Caterinas wurden bereits genug geschröpft mit all den aufgestellten Parkuhren und dem dichten Netz an Radarfallen, das sich seit einigen Monaten um sämtliche Straßen spannte.

»Meinen Sie?«, fragte Lenzi zurück. »Und was hindert die Festteilnehmer daran, ordnungsgemäß zu parken? Das Karma?«

»Der Platz.« Matteo blinzelte gegen die Sonnenstrahlen an, die sich im Lack der Bürgermeisterkarosse spiegelten. »Es gibt einfach zu wenig Parkmöglichkeiten für solch einen Besucheransturm.« Gern hätte er noch hinzugefügt, dass es eigentlich der Job des Bürgermeisters war, sich um entsprechende Ausweichparkplätze zu kümmern. Doch stattdessen war dieser auf die Idee gekommen, dass das Fest der perfekte Zeitpunkt sei, um dem Carabiniere Überstunden aufzubrummen, damit er all der Falschparker Herr wurde. Einmal mehr stellte Matteo seine Berufswahl zutiefst infrage.

Der Bürgermeister legte seinen Unterarm auf das Seitenfenster. »Wofür gibt es denn die Busparkplätze außerhalb des Dorfes?«

»Dort stehen nun die ganzen Wohnwagen und Camper. Und selbst die Plätze sind bereits voll belegt.«