Kloster, Mord und Dolce Vita - Ein verhängnisvolles Tauflied - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Ein verhängnisvolles Tauflied E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Folge 22: Der neue Pfarrer von San Giuseppe hat eine Idee, um seiner Kirche wieder Aufwind zu verschaffen: Gemeinsam mit dem Kloster wird ein Wettbewerb für Tauflieder veranstaltet. Die besten Kompositionen sollen in einem Liederbuch in ganz Italien veröffentlicht werden. Ein Wochenende lang wird Santa Caterina heimgesucht von Musikern, die ihre Lieder in einem Contest vortragen. Isabella sitzt mit in der Jury, und auch ein berühmter Popsänger ist dabei. Doch bereits am ersten Tag wird einer der Kandidaten ertränkt im Taufbecken vorgefunden!

Über die Serie:

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeKloster, Mord und Dolce Vita – Die SerieDie ProtagonistenTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18In der nächsten FolgeÜber die AutorinLeseprobeImpressum

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Über diese Folge

Der neue Pfarrer von San Giuseppe hat eine Idee, um seiner Kirche wieder Aufwind zu verschaffen: Gemeinsam mit dem Kloster wird ein Wettbewerb für Tauflieder veranstaltet. Die besten Kompositionen sollen in einem Liederbuch in ganz Italien veröffentlicht werden. Ein Wochenende lang wird Santa Caterina heimgesucht von Musikern, die ihre Lieder in einem Contest vortragen. Isabella sitzt mit in der Jury, und auch ein berühmter Popsänger ist dabei. Doch bereits am ersten Tag wird einer der Kandidaten ertränkt im Taufbecken vorgefunden!

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Hier findet sie ihre neue Heimat im Convento di Nostra Regina della Pace, dessen Äbtissin sie mittlerweile ist. Und ganz nebenbei fängt sie immer noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen. Oder ist es eher andersrum? Als Polizist steht Matteo zu seinem Leidwesen allzu oft unter Bürgermeister Lenzis Fuchtel – nicht erst, seitdem er ein Verhältnis mit dessen Tochter hatte.

Duccio Lenzi

Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen, doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …

V A L E N T I N A M O R E L L I

Ein verhängnisvolles Tauflied

1

Die Sonne strahlte durch das offen stehende, blitzblank polierte Fenster des Pfarrbüros, tanzte auf den vergilbten, gerahmten Fotografien, die den Wänden einen Hauch von Geschichte verliehen. Die typischen Geräusche des Dorflebens, das in den Straßen brodelte, drangen gedämpft herein und vermischten sich mit dem melodischen Klang einer gezupften Gitarre. Es war eine getragene Melodie, voll Schwermut und Sehnsucht. In der Mitte des Büros saß Schwester Isabella, und ihr gegenüber, hinter seinem Schreibtisch, Pfarrer Dionesalvi, der völlig vertieft einige Akkorde auf seiner Gitarre griff. Sie war ein Geschenk, vermutlich von einer unbekannten Bewunderin, wie er Isabella gegenüber geäußert hatte. Verwunderlich war das nicht, denn von diesen anonymen Verehrerinnen gab es einige. Seine dunklen, vollen Haare, der warme Ausdruck in seinen hellblauen Augen gaben dem Pfarrer ein Charisma, das die Herzen seiner Gemeindemitglieder, insbesondere der Frauen, im Sturm eroberte.

Selbst Isabella war nicht gegen seinen Charme immun, wenngleich dieser ihr keine Schmetterlinge im Bauch bescherte, dafür aber den Wunsch, ihn auf ihrer Seite zu wissen und ihm mit Rat und Tat bei der göttlichen Führung seiner Gemeinde beizustehen. Bei der neuen jungen Novizin, die neben Isabella saß, sah das ein wenig anders aus. Adrianas große braune Augen waren voll Verzückung, während sie aufmerksam dem Gitarrenspiel lauschte und dabei den Pfarrer ein wenig anhimmelte. »Sie spielen einfach wunderbar.«

»Ach, na ja.« Dionesalvi lächelte schüchtern. Er legte seine Hand auf die Saiten und ließ damit den angeschlagenen Akkord verstummen. »Es ist schon lange her, dass ich in einer Band gespielt habe, aber so ganz verlernt man das Gitarrenspiel wohl nie.« Er schlug eine weitere Harmonie in Moll an, ließ sie ausklingen und schüttelte dann den Kopf. »Ich kann es noch immer nicht glauben, dass dieses Schmuckstück einfach auf dem Altar gelegen hat – als Geschenk an mich.« Er gab ein versonnenes Lächeln preis, winkte dann aber unwirsch ab. »Wo waren wir stehen geblieben, Schwester Isabella?«

Auch sie schüttelte den Kopf, doch lediglich in dem Bemühen, das Bild des Pfarrers aus ihrem Kopf zu vertreiben, wie er auf einer Bühne stand und ihm eine Schar weiblicher Bewunderer zu Füßen lag. Es war keineswegs so, dass diese Szene ihm nicht zu Gesicht stand. Vielleicht passte sie sogar besser zu ihm als seine traditionelle Position vor dem Altar während seiner Andacht.

Er war ein guter Prediger. Dionesalvi verstand es, die Aufmerksamkeit seiner Gemeinde auf sich zu ziehen und sie mit seinen packenden Ansprachen zu fesseln.

Und doch war da eine Art an ihm, die nicht so ganz mit der typischen Vorstellung eines Pfarrers harmonierte. So jedenfalls sah es Isabella. Diese Tatsache weckte in ihr weder Zustimmung noch Ablehnung. Der junge Pfarrer war schlichtweg aus einem vollkommen anderen Holz geschnitzt als sein unzugänglicher Vorgänger.

»Ich sagte, dass ich noch immer von der Idee begeistert bin, Don Dionesalvi«, kam sie zurück auf das eigentliche Gespräch, während ihre Augen weiter auf dem Pfarrer ruhten, der wieder gedankenverloren auf seiner Gitarre klimperte. Sie wusste nicht, welches Stück er gerade anspielte, doch es klang bluesig und zutiefst melancholisch. Das passte sehr zur momentanen Grundstimmung des jungen Mannes. Isabella war sogleich aufgefallen, dass er an diesem Vormittag nicht so recht bei der Sache war. Leider hätte er sich für diesen Gefühlszustand keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen können. Schließlich war morgen der große Tag und sie hatten noch alle Hände voll zu tun.

Schon der bloße Gedanke an die Fülle der Aufgaben, die noch auf sie warteten, entlockte ihr einen tiefen Seufzer. »Nie und nimmer hätte ich es für möglich gehalten, dass unsere Idee solche Wellen schlagen würde.«

Nun lachte Dionesalvi ungehalten auf. »Ich auch nicht, Schwester. Ich auch nicht.« Er legte die Gitarre zur Seite und reckte sein Kinn in Richtung der jungen Novizin. »Und all das haben wir wohl Ihnen zu verdanken, Schwester Adriana.«

Diese blickte erschrocken drein.

Isabella tätschelte ihr beruhigend die Schulter. »Der Pfarrer hat absolut recht«, pflichtete sie bei. »Ohne deine Kenntnisse der sozialen Netzwerke hätte dieser Contest niemals solch eine Aufmerksamkeit erlangt.«

»Eine landesweite Aufmerksamkeit wohlgemerkt«, sagte Dionesalvi mit vor Ehrfurcht geweiteten Augen. »So viele Bewerber.« Sein Blick richtete sich auf einen Stapel ausgedruckter Blätter, der auf dem Druckertisch lag. Allein der Anblick schien ihn in eine ehrfürchtige Stimmung zu versetzen.

Die Novizin zuckte mit den Schultern. »Gezielt geschaltete Werbung auf den richtigen Plattformen«, gab sie mit leiser Stimme von sich. »Das ist wirklich kein Hexenwerk.«

Für Isabella war es das sehr wohl. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer von Internetwerbung, geschweige denn von Social Media. Sie war schon froh, wenn sie ihr echtes soziales Netzwerk geregelt bekam. Dabei fiel ihr siedend heiß ein, dass sie dringend mal wieder ihren Bruder anrufen musste. Und ihre Eltern. Ein Hauch von Wehmut überfiel sie, weil sie ihre Familie tatsächlich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr besucht hatte.

Sie betrachtete die junge Novizin, die erst vor wenigen Wochen in ihr Kloster gekommen war, um ihr zweijähriges Noviziat anzutreten. Sie war direkt aus Rom geschickt worden, um die klaffende Personallücke zumindest halbwegs aufzufüllen, die entstanden war, seit das Convento di Nostra Regina della Pace zu einem gut besuchten Wallfahrtsort avanciert war.

In vielerlei Hinsicht erinnerte das junge Mädchen Isabella an ihre eigenen Anfänge, als sie ihre ersten Schritte als Schwester in einem kleinen Nonnenkonvent in Kalabrien unternahm. Sie dachte an den Moment zurück, als das Kloster im armen Süden Italiens geschlossen worden war und sie das Schicksal in die Toskana verschlagen hatte. Man hatte sie herzlich aufgenommen. Nur die damalige Äbtissin Filomena hatte ihr das Leben unnötig schwer gemacht. Unglaublich, dass ausgerechnet sie nun Isabellas engste Vertraute im Kloster war. Wie von selbst hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln an. Die Wege des Herrn waren mitunter mehr als unergründlich.

Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen hatte Isabella sich geschworen, Neulingen in ihrem Kloster keine Steine in den Weg zu legen und sie mit offenen Armen zu empfangen. Und auch die Mitschwestern zeigten sich bemüht. Dennoch fühlten sie sich immer wieder von der jungen Frau vor den Kopf gestoßen, weil sie mit vielen Dingen, die im Kloster seit Jahr und Tag gang und gäbe waren, nicht so ganz zurechtkommen wollte und stattdessen mit neuen Ideen um die Ecke kam. Veränderungen waren bei den meisten der Schwestern nicht gerade beliebt. Vor allem, da es in den letzten Monaten mehr davon gegeben hatte, als man hätte zählen können.

Das Kloster hatte eine enorme Verwandlung durchgemacht, seit es zum Ziel von Pilgern geworden war. Isabella war das recht. Sie mochte Veränderungen, weil sie glaubte, dass sie ausnahmslos neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffneten. Sie sah Umformungen als einen Weg, um den Geist lebendig und wachsam zu halten, und glaubte fest daran, dass man in jedem Wandel eine Chance zum Lernen und Wachsen finden konnte. Denn nichts in diesem Leben war beständig, nicht einmal in einem jahrhundertealten Kloster. Für sie lag die einzige Beständigkeit im unaufhörlichen Fluss der Zeit und dem Glauben an Gott.

Insbesondere hatten ihre Mitschwestern Schwierigkeiten damit, immerzu von Adrianas Handykamera für Geschichten und Beiträge auf Instagram, Facebook und TikTok abgelichtet und gefilmt zu werden. Denn in all diesen sozialen Netzwerken war das Kloster nun präsent. Diese Entwicklung erfüllte Isabella mit Freude, denn sie brachte sie ihrem Traum einen Schritt näher, ihr Kloster für alle Menschen zugänglich zu machen. Sie sah darin eine Möglichkeit, den Zaun, der die Welt des Klosters vom Rest der Welt trennte, ein Stück weit niederzureißen.

Der köstliche Duft von Frischgebackenem mischte sich in ihre Gedanken und erfüllte das Zimmer, als die Tür mit einem lauten Quietschen aufschwang und die Pfarrhaushälterin eintrat. In den Händen hielt sie eine Kuchenform.

»Das stand vor dem Eingang«, erklärte sie in einem beinahe ungehaltenen Tonfall und stürmte quer durchs Büro, um die Form mitsamt drei Tellern und Kuchengabeln auf dem Schreibtisch abzustellen – direkt vor Dionesalvis Nase.

»Torta della Nonna«, raunte der Pfarrer freudig auf. »Mein Lieblingskuchen.«

Die Haushälterin stöhnte nun tatsächlich ungehalten vor sich hin.

»Als wüsste das mittlerweile nicht jede alleinstehende Frau in Santa Caterina.« Sie verdrehte die Augen und wandte sich Isabella zu. »Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Süßigkeit für unseren Pfarrer abgegeben wird.« Nun schnaufte sie regelrecht. »Als könnte ich nicht recht für ihn sorgen.«

Der Pfarrer winkte ab. »Sie sind eine wundervolle Köchin und Bäckerin, Signorina Maletti.« Er rieb sich den Bauch. »Seit ich in Santa Caterina gestrandet bin, habe ich schon sechs Pfund zugenommen.«

Isabella sah der Haushälterin an, wie sie sich über das Kompliment freute. Ihre fülligen Wangen hoben sich ein Stück und nahmen eine rosige Farbe an. Chiara Maletti hatte bereits Don Francesco de Santis gedient, der vor Dionesalvi lange Jahre Pfarrer der Gemeinde gewesen war. Er hätte vermutlich immer noch diese Position innegehabt, wenn er nicht wegen seiner Spielsucht und des Missbrauchs von Spendengeldern seines Amtes enthoben worden wäre. Isabella konnte Chiaras genaues Alter nicht einschätzen, vermutete jedoch, dass sie beide in etwa gleichaltrig waren. Obwohl sie manchmal ein wenig barsch wirkte, war sie im Kern eine warmherzige Frau, stets bereit zu helfen und ständig um das Wohlergehen der Gemeinde bemüht. Ganz besonders besorgt war sie um Pfarrer Dionesalvi, als wäre sie höchstpersönlich für sein Wohl verantwortlich. Vor allem schien sie sich davor zu fürchten, dass er unter ihren Fittichen einen qualvollen Hungertod sterben könnte.

»Haben Sie genug getrunken?« Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie um den Schreibtisch herum und schenkte dem Pfarrer Wasser aus einer Glaskaraffe nach. Sie warf einen Blick durch das halb geöffnete Fenster und ließ etwas Luft in ihre Bluse strömen. Diese war so auffällig gemustert, dass Isabella kaum ihren Blick davon abwenden konnte. Chiaras bunte Blusen waren ihr unverwechselbares Markenzeichen. Und das Modell, das sie heute trug, war besonders auffallend. Es zeichnete sich durch grelle psychedelische Muster aus und hatte lange Ärmel, die sich zum Handgelenk hin verbreiterten, ähnlich wie die Form einer Trompete. Diese flatterten sanft im Sommerwind, als sie direkt vor dem Fenster stand und es noch ein Stück weiter aufriss.

»Bei der Hitze kann man schließlich nicht genug trinken.« Sie überprüfte kurz Dionesalvis Pfarrerkragen, zupfte ein wenig daran herum, bis sie zufrieden nickte. Dann zog sie sich so schnell zurück, wie sie aufgetaucht war, und schloss die quietschende Tür hinter sich.

Dionesalvi betrachtete den Kuchen. »Sie hat das Kuchenmesser vergessen.« Er zog eine Schublade des Schreibtisches auf und wühlte darin herum. »Hier irgendwo muss doch noch ein Messer sein.« Sein Blick ließ den Kuchen nicht aus den Augen. »Ich glaube, die Puddingfüllung ist sogar noch warm.«

»Dass Sie in diesem Moment an Essen denken können!« Die Novizin rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. »Es ist unglaublich! Morgen beginnt der große Wettbewerb, und wir haben sogar einen berühmten Popsänger in der Jury. Und das alles, weil Sie, Don Dionesalvi, einen Gefallen guthatten.«

Der Pfarrer schüttelte den Kopf, sichtlich amüsiert. »Nein, mein Kind, das haben wir Pietro zu verdanken. Meine Kirche ist nur der unwissende Empfänger seiner Großzügigkeit.«

Isabella sah den Pfarrer gedankenvoll an. Ihr selbst war es ein Rätsel, wie Pietro es geschafft hatte, diesen berühmten Sänger dazu zu bringen, ihrer Jury beizuwohnen. Schließlich handelte es sich hier nicht um »The Voice of Italy«, sondern um einen Gesangswettbewerb, der Teilnehmer dazu einlud, die schönsten religiösen Lieder zu präsentieren, mit dem Ziel, ein neues Gesangbuch für die Gemeinde zu erstellen. Das war zumindest der ursprüngliche Plan gewesen. Doch mittlerweile hatte der Wettbewerb solch ein großes Aufsehen erregt, dass immer mehr Sponsoren auf den Zug aufsprangen. Es waren so viele Mittel zusammengekommen, dass man beschlossen hatte, ein Gesangbuch in großer Auflage zu produzieren, um alle kirchlichen Einrichtungen in ganz Italien damit zu beschenken. Und das alles nur wegen ihres Baristas.

Als sie Pietro vor Wochen von der Idee erzählt hatte, war er sogleich Feuer und Flamme gewesen und hatte darüber sinniert, wie publikumswirksam es doch wäre, wenn in der Jury ein echter Star sitzen würde. Isabella hatte zugestimmt – ohne die geringste Vorstellung davon zu haben, wie ernst es ihr Kloster-Café-Barista damit meinte. Und nun saß er höchstselbst in der Jury: Elmo Manoli, Italiens aufstrebender Stern am Pop-Himmel, der mit Schmachtfetzen wie »Sussurri dell Àlba« und »Sogno sotto le Stelle« die Charts im Sturm eroberte. Selbst Isabella gefielen diese Lieder. Und tatsächlich wurde sie bereits nervös, wenn sie bloß daran dachte, diesen Mann morgen persönlich kennenzulernen und an seiner Seite die Lieder der talentierten Nachwuchssänger zu bewerten. Da tat es ihrer Stimmung keinen Abbruch, dass auch Duccio Lenzi als Bürgermeister Santa Caterinas mit in der Jury saß.