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Eine Hochzeit im Klostergarten! Matteo und Agnieszka werden sich das Ja-Wort geben, und Isabella wird die Trauung durchführen. Inmitten der hektischen Vorbereitungen erschüttert ein tragischer Vorfall die Dorfgemeinschaft: Der geschätzte lokale Winzer, der den Wein für die Hochzeitsfeier bereitstellen sollte, wird leblos in seinem Weinkeller aufgefunden, umgeben von den Flaschen seines renommierten Weins ...
Über die Serie:
Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?
Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!
Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!
Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!
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Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Eine Hochzeit im Klostergarten! Matteo und Agnieszka werden sich das Ja-Wort geben, und Isabella wird die Trauung durchführen. Inmitten der hektischen Vorbereitungen erschüttert ein tragischer Vorfall die Dorfgemeinschaft: Der geschätzte lokale Winzer, der den Wein für die Hochzeitsfeier bereitstellen sollte, wird leblos in seinem Weinkeller aufgefunden, umgeben von den Flaschen seines renommierten Weins …
Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …
Schwester Isabella
Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wurde, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Hier findet sie ihre neue Heimat im Convento di Nostra Regina della Pace, dessen Äbtissin sie mittlerweile ist. Und ganz nebenbei fängt sie immer noch Verbrecher.
Matteo Silvestri
Der 29-jährige Carabiniere des von Santa Caterina erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen. Oder ist es eher andersrum? Als Polizist steht Matteo zu seinem Leidwesen allzu oft unter Bürgermeister Lenzis Fuchtel – nicht erst, seitdem er ein Verhältnis mit dessen Tochter hatte.
Duccio Lenzi
Duccio Lenzi ist Bürgermeister des Dorfes und versteht sich als Patron von Santa Caterina – großzügig, fördernd, aber auch unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passt. Seiner Meinung nach muss nicht immer alles an die Öffentlichkeit gelangen, doch Schwester Isabella sieht das leider allzu oft anders …
V A L E N T I N A M O R E L L I
Im Wein liegt der Tod
Matteo war nervös. Er war sogar unfassbar nervös. Mit jedem weiteren Tag, der verging, steigerte sich seine Aufregung ins Unermessliche. Vermutlich, weil er erst nach und nach realisierte, wie ernst es allmählich wurde.
Er würde heiraten.
Da war er nur froh, dass er dieses Ereignis nicht alleine durchstehen musste, sondern die beste Frau an seiner Seite hatte, die er sich wünschen konnte.
Er schaute Agnieszka an, hinter der sich nicht enden wollende Reihen sattgrüner Weinreben erstreckten. Trotz seiner Nervosität genoss er diesen Moment, den sie sich auf dem Weingut von John und Stefania gönnten.
Der Wein, den sie für ihre Hochzeit aussuchten, sollte etwas ganz Besonderes sein, deshalb hatten sie sich für das Weingut der Familie Rossa entschieden. Es lag idyllisch eingebettet zwischen sanft ansteigenden Hügeln und alten Olivenhainen. Zum ersten Mal nach den letzten Tagen und Wochen der Vorbereitungen fühlte Matteo sich entspannt. All die Planung verlangte ihm einiges ab. Neben dem Catering, der Suche nach einer geeigneten Location und den nicht enden wollenden Anproben auf der Jagd nach dem perfekten Hochzeitsanzug, war das Hauptproblem die Gästeliste. Er hatte völlig vergessen, wie groß seine in alle Teile des Landes verstreute Familie doch war. Allein diese in Unterkünften in der näheren Umgebung unterzubringen war ein wahnwitziges Unterfangen. Die letzten Tage hatten er und Agnieszka nichts anderes getan als Hotels und Pensionen aufzusuchen und um Zimmerpreise zu feilschen. Da war dieser Besuch auf dem Weingut seiner guten Freunde eine willkommene Abwechslung.
»Ihr habt die beste Wahl getroffen«, verkündete John mit seinem unverkennbaren amerikanischen Akzent, während er ihnen aus einer Tonkaraffe einschenkte. »Dieser Jahrgang ist einzigartig. Der Geschmack von dunklen Beeren, ein Hauch von Leder und ein wenig Vanille – perfekt für einen Hochzeitstoast.«
Matteo nahm sein Glas und ließ den tiefroten Wein gegen das Sonnenlicht schimmern, bevor er daran nippte. Er musste zugeben, dass John nicht übertrieben hatte. Kurz schaute er Agnieszka an, die sich bereits den ersten kleinen Schluck gegönnt hatte und zufrieden lächelte. Sie war so schön, dachte Matteo, bevor auch er probierte und die Lippen ebenfalls zu einem sinnlichen Schmunzeln verzog. Der Wein war hervorragend.
John grinste ihn mit seinen bärtigen Wangen an, und Matteo spürte einmal mehr die tiefe Sympathie, die er für diesen Mann empfand.
Er dachte an ihre erste Begegnung zurück – die alles andere als vielversprechend verlaufen war. Es waren noch keine drei Jahre vergangen, seit er gezwungen gewesen war, sich mit Johns heranwachsendem Stiefsohn Enrico auseinanderzusetzen. Der damals rebellische Teenager hatte sich mit den falschen Leuten eingelassen und war gefährlich nah dran gewesen, auf die schiefe Bahn zu geraten. Es war der klassische Beginn einer zweifelhaften Karriere gewesen: Spielotheken als Zeitvertreib, bis man dem Glücksspiel verfiel und schließlich unweigerlich in der Beschaffungskriminalität landete. Doch glücklicherweise hatte Matteo nicht unerheblich dazu beigetragen, dass alles eine positive Wendung genommen hatte. Und auch wenn sie sich nun schon einige Zeit nicht gesehen hatten, verband ihn mit John und Stefania seither eine enge Freundschaft, die fast schon familiär war. Da die beiden auch noch eines der besten Weingüter der Region betrieben, kam selbstredend nur ihr Wein als Hochzeitswein infrage.
»Ich freue mich so sehr für euch beide und vor allem, dich endlich kennenzulernen«, verkündete Stefania und hob ihr Glas zum Anstoßen. Manchmal war das Leben verrückt. John und Stefania wohnten nicht allzu weit außerhalb von Santa Caterina, dennoch hatten Matteo und Agnieszka es, seit sie ein Paar waren, nicht geschafft, die beiden einmal gemeinsam zu besuchen. Umso schöner war es, dass es ihnen jetzt noch vor der Hochzeit gelungen war, diesen Besuch einzubauen – wenn auch verbunden mit der offiziellen Weinprobe für die Feier.
»Es gibt nichts Schöneres, als das Leben mit den Menschen zu teilen, die man liebt«, ergänzte Stefania. Mit einem warmen Lächeln stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte John einen liebevollen Kuss auf den Mund.
Ihr groß gewachsener Mann nickte schmunzelnd. »Es muss die Liebe gewesen sein, die mich überhaupt hierhergeführt hat«, sagte er mit seinem weichen Akzent. Dann ließ er den Blick über die weitläufigen Weinberge schweifen, als würde er die gesamte Landschaft zum ersten Mal wahrnehmen. »Ich hätte schließlich auch in meiner alten Heimat, in Kalifornien, ein Weingut gründen können.«
Stefania lachte herzlich und schüttelte energisch den Kopf. »Kalifornische Weine!« Sie stieß ein amüsiertes Schnauben aus. »Als könnte ein amerikanischer Wein jemals mit dem der Toskana mithalten!« Mit einer geschmeidigen Bewegung ging sie in die Hocke, griff in die rötliche Erde und ließ eine Handvoll davon durch ihre Finger rieseln. »Nirgends auf der Welt ist der Boden besser für den Weinbau geeignet als hier.« Sie stieß ein wohliges Seufzen aus. »Dazu das Klima, die Geschichte – all das macht unsere Weine einzigartig.«
Sie sah zu Matteo und Agnieszka auf und fügte mit einem stolzen Lächeln hinzu: »Hab ich euch schon erzählt, dass dieses Weingut seit unzähligen Generationen meiner Familie gehört?«
Matteo nickte, doch Agnieszka schüttelte den Kopf und sah Stefania wissbegierig an, die sofort weiterredete: »Ein besonderes Juwel ist unser uralter etruskischer Weinkeller, dessen genaues Alter niemand bestimmen kann.« Ihr Blick wanderte zur Seite, dorthin, wo sich in unmittelbarer Nähe zum Haupthaus eine halbrunde Erhebung aus der Erde wölbte. An ihrer Vorderseite waren zwei schräg eingesetzte hölzerne Türen zu erkennen, die den Eingang zum Gewölbe verschlossen. »Dort unten reifen unsere Weine unter perfekten Bedingungen und entfalten dabei ihr einzigartiges Aroma.«
»Was? Wie kann es sein, dass ich dieses Juwel eures Gutes noch nicht kenne?«, beschwerte sich Matteo scherzhaft.
Stefania wandte sich ihrem Mann zu. »Wirklich, John«, sagte sie in ernstem Tonfall. »Unser Weinkeller ist wahrscheinlich älter als dein gesamtes Amerika, und du hast Matteo bisher keine Führung gegeben?«
Ihr Mann schnappte empört nach Luft, schloss den Mund aber ebenso schnell wieder, weil ihm auf die Schnelle wohl keine geeignete Antwort einfiel. Matteo und Agnieszka verkniffen sich ein Grinsen.
Plötzlich erklang eine raue, doch junge Stimme aus dem Inneren des Hauses, und Enricos Kopf kam in der nur einen Spaltbreit geöffneten Haustür zum Vorschein.
»Stefania! Oma braucht deine Hilfe!«
Dann grinste er Matteo und Agnieszka an und winkte grüßend, was sie fröhlich erwiderten.
Stefania seufzte und antwortete: »Ich bin gleich bei dir!« Sie drehte sich entschuldigend zu Matteo und Agnieszka. »Vor Kurzem hatte meine Mutter einen üblen Sturz und ist seitdem auf Hilfe angewiesen. Sie hat sich den Oberschenkelhals gebrochen und kann kaum noch alleine aufstehen.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Das ist ein echtes Problem. Unser Weingut erfordert viel Arbeit. Wir haben nicht genug Einnahmen, um uns Angestellte leisten zu können. Jeder hier packt mit an, und jetzt fehlt nicht nur ihre helfende Hand, sondern wir müssen uns auch noch abwechselnd um meine Mutter kümmern.«
Agnieszka legte ihr mitfühlend eine Hand auf den Arm. »Ich kann helfen«, sagte sie sanft.
Matteo nickte begeistert. »Das kann sie wirklich. Sie ist selbstständige mobile Pflegekraft.«
»Ich könnte mir ansehen, was deine Mutter braucht und schauen, wie ich euch unterstützen kann.«
Stefanias Gesicht hellte sich auf. »Das würdest du tun? Das wäre eine große Erleichterung.« Sie nahm Agnieszkas Hand und drückte sie kurz. »Komm mit, ich stelle dich ihr vor.«
Während die beiden Frauen ins Haus gingen, trat John näher an Matteo heran und klopfte ihm grinsend auf die Schulter.
»Na, dann werde ich dir in der Zwischenzeit den Weinkeller zeigen, der älter als ein ganzer Kontinent ist.« Auf halbem Weg blieb John plötzlich stehen. »Warte kurz, ich bin gleich wieder da.« Er verschwand in einem der Nebengebäude des Haupthauses. Matteo wartete geduldig und vertrieb sich die Zeit damit, die Reihen der Weinreben zu zählen. Zu einem Ergebnis kam er jedoch nicht, weil er sich immer wieder aufs Neue verzählte. Es waren einfach zu viele. Johns Rückkehr wenig später erlöste ihn von der selbst gestellten Aufgabe. Erstaunt stellte Matteo fest, dass sein Freund einen kleinen Vogelkäfig bei sich trug. Darin flatterte ein bunter Kanarienvogel aufgeregt umher.
Matteo runzelte die Stirn. »Was hast du mit dem Piepmatz vor?«
John schmatzte vielsagend. »Das habe ich mir von den alten Bergarbeitern abgeschaut«, erklärte er. »Der Keller ist alt, sehr alt, und die Luftzirkulation ist alles andere als optimal. Dazu die ständig stattfindenden Gärprozesse des Weines … Der Kanarienvogel dient als Warnsystem. Hört er auf zu singen, sollten wir schleunigst das Gewölbe verlassen, da wir sonst ein echtes Problem mit dem Sauerstoffgehalt bekommen könnten.«
Matteo wirkte einen Moment lang verunsichert. »Du meinst, wir könnten da unten ersticken, ohne es zu merken?«
John winkte lachend ab. »Mach dir keine Sorgen, es ist noch nie etwas passiert. Mittlerweile ist es auch mehr so ein kleiner Tick von mir.« Er warf einen liebevollen Blick auf den Käfig. »Tweety sorgt dafür, dass ich da unten nicht so allein bin. Außerdem mag ich das Gezwitscher.«
Gemeinsam machten sie sich an der doppelflügeligen Tür zu schaffen und stiegen die abgewetzten Steinstufen hinab. John ging, den Vogelkäfig vor sich hertragend voran, und Matteo folgte ihm. Mit jedem Schritt in die Tiefe wurde es kühler. Die feuchte Luft roch schwer nach Erde. Der von vereinzelten Glühbirnen spärlich ausgeleuchtete Treppengang wurde schmaler, die Stufen unregelmäßiger. Dennoch war Matteo beeindruckt. Es kam ihm so vor, als läge ein Hauch von heimatlicher Geschichte über allem.
»Stefania hat recht. Niemand weiß genau, wie alt dieser Keller ist«, sagte John, während er vorsichtig weiterging. »Aber Historiker schätzen mindestens zweitausend Jahre. Die Etrusker nutzten ihn vermutlich schon, bevor Rom überhaupt eine bedeutende Stadt wurde.« Er drehte den Kopf und warf Matteo einen diebischen Blick zu. »Unglaublich, nicht wahr?«
Matteo blieb ehrfürchtig stehen und sah sich nach allen Seiten um. Das war wirklich alt.
Unten angekommen, führte John ihn weiter in den Hauptbereich des Kellers in Form eines vermutlich zwanzig Quadratmeter großen, etwa drei Meter hohen Gewölbes, in dem ein halbes Dutzend massive Holzfässer lagerten – einige so groß, dass ein erwachsener Mann darin hocken konnte. »Die feuchte, kühle Luft hier unten ist ideal für die Reifung der Weine«, erklärte John. »Hier lagern unsere besten Tropfen.« Er tätschelte eines der Fässer. »Die konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgen für eine unvergleichliche Qualität.«
Der Kanarienvogel zwitscherte leise in seinem Käfig, als wollte er zustimmen.
»Dieser Keller gibt unserem Wein seine ganz besondere Note. Der Stein, die Luft, die Geschichte – das ist ein Erbe, das kein modernes Weingut nachahmen kann.« John zwinkerte Matteo zu. »Und das, mio amico, macht unsere Weine zu etwas Unvergleichlichem.« Ein Lächeln hob seine bärtigen Wangen an. »Auch da hat Stefania recht. Da kann Kalifornien nicht mithalten.«
Als sie nur wenig später wieder ins Freie traten und gerade dabei waren, die Türen wieder zu schließen, kam Agnieszka herbeigeeilt. Sie hielt ihr Telefon in der Hand und sah alles andere als vergnügt aus. »Matteo, wir haben ein Problem!«, fuhr sie ihn hektisch an. »Meine Eltern sind bereits gelandet!«
Matteo warf einen Blick auf seine Uhr. »Jetzt schon? Wieso denn das?! Wir beide wollten doch noch ins Café und uns ein Tartufo di Pizzo genehmigen. Angelo hat da eine neue Kreation …«
»Die muss warten«, fiel Agnieszka ihm ungeduldig ins Wort »Wir müssen sofort los. Mein Vater hasst es zu warten.« Sie schnaufte so hart, dass es ihr die Haare aus dem Gesicht wehte. »Er kommt dann auf die dümmsten Ideen.« Kurzerhand fasste sie Matteos Arm zog ihn mit sich und verabschiedete sich winkend von Stefania und John.
»Schnei doch morgen noch mal rein«, rief John ihm hinterher. »Dann werde ich dir derweil ein Probierpaket zusammenstellen – mit unseren besten Weinen!«
Mit ihrem aktuellen Lieblingskrimi in der Hand saß Schwester Isabella im Kreise von vier älteren Damen, die mit leuchtenden Augen und gesenkten Stimmen über die jüngsten Ereignisse im Dorf tuschelten. Ursprünglich war ihr Krimi-Club ins Leben gerufen worden, um über Bücher zu diskutieren – Krimis. Die vier Frauen aus Santa Caterina hatten festgestellt, wie sehr sie spannende Geschichten liebten – eine Begeisterung, die Schwester Isabella mit ihnen teilte. Als die Frauen mit ihrer Idee zu ihr kamen, war sie sofort Feuer und Flamme gewesen. Sie hatte vorgeschlagen, die wöchentlichen Treffen im Kloster-Café abzuhalten – schließlich gab es keinen besseren Ort für spannende und knifflige Kriminalrätsel als Pietros Café, das für seinen Espresso, den besten in der Umgebung, berühmt war.
Doch an diesem Nachmittag im Kloster-Café rückten äußerst reale Verbrechen, die Santa Caterina seit Kurzem heimsuchten, in den Vordergrund. Isabella verstand nur zu gut, dass dieses Thema mehr und mehr die Oberhand gewann.
Eigentlich hatte sie sich für diesen Nachmittag vorgenommen, einen klassischen Kriminalroman vorzustellen – einen, der den Geist herausforderte und mit unerwarteten Wendungen überzeugte.
Also startete sie einen neuen Versuch und legte das Buch vor sich ab. Doch kaum hatte sie es aufgeschlagen, unterbrach Emilia Bertolini sie mit einem aufgeregten Räuspern.
Emilia war eine resolute Dame mit schlohweißem Haar und funkelnden braunen Augen. Sie war einst Lehrerin in der Scuola Primaria, der Grundschule von Santa Caterina gewesen. Wohl zum Leidwesen ihrer einstigen Schüler hatte sie eine ausgeprägte Vorliebe für Ordnung und Struktur und hatte es mit der angemessenen Heftführung wohl immer sehr genau genommen.
»Wir müssen erst über diese Einbrüche sprechen!«, flüsterte sie vernehmlich und rückte ihre Brille zurecht. »Wieder ist jemandem das Geld aus dem eigenen Haus gestohlen worden, und diesmal hat es meine Nachbarin Mariella getroffen. Die arme Frau hatte ihre Ersparnisse für das Auslandssemester ihrer Enkeltochter abgehoben – und nun ist alles weg!«
»Das ist ja schrecklich!«, fand Chiara Conti, die als frühere Besitzerin eines Tabakladens das Geschehen im Dorf stets mit wachsamen Augen beobachtete. Sie lehnte sich vor und zupfte mit der einen Hand den Kragen ihrer lachsfarbenen Bluse zurecht, während sie mit der anderen ihre Zigarette in der als Aschenbecher umfunktionierten Espressountertasse ausdrückte. Zwar herrschte im Café striktes Rauchverbot, doch davon ließ sich eine Person wie Chiara nicht abhalten. Und so ertrugen alle um sie herum ihr Laster schweigend. »Das wäre nun schon der dritte Einbruch.« Sie lehnte sich wieder zurück, verschränkte die Arme und blickte sich durch die Runde. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber ich fresse einen Besen, wenn wir es hier nicht mit Organisierter Bandenkriminalität zu tun haben.«