Kloster, Mord und Dolce Vita - Schwester Hildegards Geheimnis - Valentina Morelli - E-Book

Kloster, Mord und Dolce Vita - Schwester Hildegards Geheimnis E-Book

Valentina Morelli

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Beschreibung

Irgendjemand ist Schwester Hildegard auf die Schliche gekommen: Das Rezept für ihre preisgekrönte Tomatensoße - ein Verkaufsschlager des Klosters - ist nicht ihr eigenes! Und nun versucht dieser Jemand Hildegard zu erpressen. Die aus Deutschland stammende Schwester tut das einzig Richtige: Sie vertraut sich Isabella an und tut Buße. Doch die Erpressungsversuche hören nicht auf - kann es sein, dass es eigentlich um Hildegards anderes großes Geheimnis geht?

Über die Serie:

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Toskana-Dorf lebt, arbeitet und betet Schwester Isabella. Die neugierige Nonne hat es sich zum Lebensziel gemacht, den Menschen zu helfen. Und wie ginge das besser als mit dem Aufklären von Verbrechen?

Der junge Carabiniere Matteo ist froh über ihre Hilfe - meistens. Denn eines weiß der einzige Polizist von Santa Caterina: Schwester Isabella hat ihren eigenen Kopf!

Mit Witz, Charme und dem Blick fürs Menschliche ermitteln Isabella und Matteo in der Toskana. Klar, dass dabei auch die italienische Lebenskunst nicht zu kurz kommen darf!

Kloster, Mord und Dolce Vita - eine Krimi-Serie wie ein Urlaub in der Toskana!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeÜber diese SerieDie ProtagonistenTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21In der nächsten FolgeÜber die AutorinImpressum

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Über diese Folge

Irgendjemand ist Schwester Hildegard auf die Schliche gekommen: Das Rezept für ihre preisgekrönte Tomatensoße – ein Verkaufsschlager des Klosters – ist nicht ihr eigenes! Und nun versucht dieser Jemand Hildegard zu erpressen. Die aus Deutschland stammende Schwester tut das einzig Richtige: Sie vertraut sich Isabella an und tut Buße. Doch die Erpressungsversuche hören nicht auf – kann es sein, dass es eigentlich um Hildegards anderes großes Geheimnis geht?

Kloster, Mord und Dolce Vita – Die Serie

Benvenuto a Santa Caterina! In dem malerischen Dorf im Herzen der Toskana lebt, arbeitet und betet Kloster-Schwester Isabella. Doch wie aus heiterem Himmel muss sie plötzlich in einem Mordfall ermitteln! Von da an macht es sich die neugierige Nonne zur Lebensaufgabe, die großen und kleinen Verbrechen der Dorfbewohner aufzuklären. Carabiniere Matteo ist froh über diese himmlische Hilfe, denn schließlich hat er als einziger Polizist von Santa Caterina alle Hände voll zu tun …

Die Protagonisten

Schwester Isabella

Die Ordensschwester ist 35 Jahre alt und heißt mit bürgerlichem Namen Isabella Martini. Schon früh wusste sie, dass sie Nonne werden möchte, und trat in ein kleines Nonnenkonvent in Kalabrien, im Süden Italiens, ein. Nachdem dieses geschlossen wird, verschlägt es sie nach Santa Caterina, wo sie durch das Lösen von Kriminalfällen ihre wahre Berufung findet. Schnell wird das Convento di Nostra Regina della Pace ihre neue Heimat, wo sie mittlerweile zur Äbtissin aufgestiegen ist. Und ganz nebenbei fängt sie immer noch Verbrecher.

Matteo Silvestri

Der einzige Carabiniere Santa Caterinas erhält von Schwester Isabella Hilfe bei seinen Ermittlungen. Oder ist es eher andersrum? Doch nicht erst seit seiner Hochzeit mit Agnieszka, die für ihn ihr Leben als Nonne aufgab, hat Matteo sich zu einer echten Stütze des Dorfes entwickelt und übt sein Amt mit Augenmaß und dem Blick fürs Menschliche aus. In seiner Freizeit frönt Matteo seinem Faible für alles, was motorisiert und schön ist.

V A L E N T I N A M O R E L L I

Schwester Hildegards Geheimnis

1

Als Schwester Isabella durch das schmiedeeiserne Tor trat, warf sie einen letzten Blick zurück zum Taxi, das sie gerade abgesetzt hatte.

Endlich war sie wieder zurück.

Kaum hatte sie den Fuß in den Innenhof gesetzt, löste sich ein gewaltiger Schatten aus der Arkade. Mit einem tiefen, freudigen Bellen kam Caesar auf sie zugestürmt. Der alte Bernhardiner warf sich gegen sie, als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich zurück war.

»Caesar, mein Allerallerbester! Was hab ich dich vermisst!«

Sein Atem roch nach Fenchel und Käse, offenbar hatte er sich heute bereits an Schwester Hildegards Wurst in der Küche bedient. Isabella kniete nieder, vergrub die Hände im dichten Fell des Tiers und spürte zum ersten Mal seit Tagen einen Hauch von Trost.

Hinter dem Hund tauchten ihre Mitschwestern auf.

»Willkommen daheim, Isabella«, sagte Schwester Immacolata freudig.

»Wie schön, dass du zurück bist«, fügte Novizin Adriana hinzu.

Isabella richtete sich auf, strich sich das Gewand glatt und nickte stumm. Sie lächelte, doch es fühlte sich schwer an. Sie war vollkommen erschöpft. Rom hatte ihr viel abverlangt – zu viel. Die Beerdigung des Papstes war ein weltumspannendes Ereignis gewesen, aber für Isabella war es auch persönlich gewesen. Sehr persönlich. Immerhin war sie mit dem verstorbenen Papst befreundet gewesen.

Pietro trat an sie heran und legte ihr eine Hand auf den Arm. Mit einem schweigenden Blinzeln hieß er sie auf seine Art willkommen, nahm ihren Koffer und brachte ihn ins Kloster.

»Schwester Hildegard ist seit Sonnenaufgang in der Küche«, sagte Schwester Filomena, die aus Pietros Schatten getreten war. »Sie kocht Gnocchi alla Sorrentina. Und zum Nachtisch gibt es Torta della Nonna. Nur für dich – dein Lieblingsessen!«

Isabella hob den Blick und lächelte dankbar. Und diesmal fühlte es sich schon um einiges leichter an. Es war schön, wieder im Kloster zu sein. Zu Hause. Bei all den Menschen, die ihr so viel bedeuteten, die sie liebte.

Aus dem Garten drang das Wiehern des Esels, was Isabella noch mehr zum Lächeln brachte. Denn es waren nicht nur die Menschen, die ihr in ihrem Kloster so sehr ans Herz gewachsen waren. Es waren auch die Tiere.

»Geh es langsam heute an.« Schwester Immacolata legte den Arm um sie, was kein ganz leichtes Unterfangen war, da die alte Schwester einen ganzen Kopf kleiner war als Isabella. »Schnapp dir eine der Liegen und mach es dir im Garten unter dem großen Kirschbaum gemütlich. Es gibt kaum etwas Belebenderes, als ein kleines Vormittags-Nickerchen.« Sie zwinkerte verschwörerisch. »Ich würde mich sogar dazulegen, wenn du magst.«

Isabella schüttelte den Kopf. »Das klingt wirklich verlockend, Immacolata. Aber ich möchte erst ins Büro. Nur kurz sehen, was liegen geblieben ist.«

Isabella begab sich ins Klosterinnere, dessen Buntglasfenster das einfallende Licht in sanften Streifen aus Blau, Grün und Gold auf die Steinfliesen warfen. Der vertraute Hall ihrer Schritte auf den alten Steinen klang beruhigend. Caesar trottete treu hinter ihr her, wobei seine Krallen auf dem Steinboden klackerten. Sie könnten mal wieder geschnitten werden.

Als sie die schwere Tür zum Büro öffnete, hielt sie kurz im Türrahmen inne und ließ alles auf sich wirken. Der vertraute Geruch von Papier, Wachs und Lavendel schlug ihr entgegen. Alles war so, wie sie es verlassen hatte. Nur ein neuer Poststapel thronte auf dem Schreibtisch. Caesar ließ sich mit einem tiefen Seufzen auf die kühlen Fliesen direkt vor dem Schreibtisch sinken und legte den schweren Kopf auf den Pfoten ab.

Isabella trat ein und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Einen Moment ruhten ihre Hände tatenlos auf der Tischplatte, ehe sie den Blick über die Briefe gleiten ließ.

Doch sie griff nicht danach. Noch nicht.

Stattdessen schloss sie die Augen und atmete tief durch.

Sie dachte an Rom.

An den feierlichen Klang der gregorianischen Gesänge, das Meer von Menschen auf dem Petersplatz. Und an das Schweigen, als der Sarg in die Basilika Santa Maria Maggiore gebracht worden war. Zu seiner letzten Ruhestätte, wie er es sich gewünscht hatte.

All das hallte noch in ihr nach.

Ihr Freund war fort.

Wie oft hatten sie miteinander gesprochen – manchmal nur ein paar Minuten, manchmal Stunden. Und wie oft hatte er ihr zugehört, wirklich zugehört, wenn sie ihm von ihren Sorgen im Kloster erzählt hatte. Seine Antworten waren nie dogmatisch gewesen. Nein, eher väterlich. Manchmal verschmitzt. Und immer waren sie weise gewesen.

Erst jetzt, hinter diesem Schreibtisch, wurde ihr klar, wie sehr sie ihn vermissen würde. Nicht als Papst, sondern als Mensch.

Eine spürbare Schwere legte sich auf ihre Brust. Wie würde der neue Papst die Geschicke der Kirche lenken?

Isabella öffnete die Augen. Das Licht fiel schräg durch das Fenster und ließ Staubkörner tanzen. Caesar gab bereits ein leises Schnarchen von sich.

Für einen Moment durchströmte sie ein Gefühl stiller Dankbarkeit. Sie war wieder hier, in der Ruhe ihres Klosters, inmitten der sanften Hügellandschaft der Toskana.

Großstädte hatten sie nie wirklich angezogen. Rom war eindrucksvoll, Florenz überwältigend, Mailand pulsierend. Doch allesamt waren sie ihr viel zu laut, zu schnell und zu hektisch gewesen. Hier, in Santa Caterina, fand sie zu sich zurück. Im Rhythmus der Stille.

Ihr Blick richtete sich erneut auf den Poststapel.

So viel zur Idylle. Die Briefe schienen sie geradezu anzuschreien.

Mit einem leisen Seufzen streckte sie die Hand aus, nahm sich den ersten Umschlag und riss ihn auf. Es war eine Rechnung – natürlich! Der zweite Umschlag enthielt die Speisekarte eines Lieferrestaurants in Lucca, das sich auf orientalische Delikatessen spezialisiert hatte.

Dann nahm sie den nächsten Brief zur Hand. Schon beim Anblick des Logos in der linken oberen Ecke runzelte Isabella die Stirn: Denn es war ein Brief vom regionalen Fernsehsender Canale Toscana. Neugierig zog sie das Blatt aus dem Umschlag, faltete ihn auseinander und begann zu lesen:

Signore e Signori,

nachdem wir mit großem Erfolg den Wettbewerb zur »Miglior Salsa di Pomodoro della Toscana« – der besten Tomatensoße der Toskana – durchgeführt haben, möchten wir Sie hiermit informieren, dass der Wettbewerb in diesem Jahr neu aufgelegt wird.

Wie Sie sicherlich wissen, ist Ihre Klosterköchin Schwester Hildegard als glorreiche Siegerin aus dem Wettbewerb hervorgegangen.

Deshalb laden wir sie herzlich ein, erneut am Wettbewerb teilzunehmen – und den Titel zu verteidigen. Die Finalrunde wird in der Fattoria La Collinara stattfinden und live in unserer beliebten Kochsendung »Molte Gusto« übertragen …

Sie überflog die Zeilen ein zweites Mal, las diesmal bis ganz zum Ende – und stellte fest, dass Schwester Hildegard als Titelverteidigerin direkt für die Finalrunde gesetzt war.

Die Fattoria La Collinara war ihr bekannt. Das Landgut war das Herz eines landwirtschaftlichen Familienunternehmens nördlich von Lucca, das sich auf den großflächigen Export regionaler Erzeugnisse spezialisiert hatte. Wein, Olivenöl, Pasta, Tomatensoßen, Käse. Gleichzeitig war die Fattoria ein beliebtes Ausflugsziel mit Agriturismo-Betrieb und Übernachtungen, Kochkursen, Verkostungen und Picknickplätzen unter alten Olivenbäumen.

Isabella erinnerte sich an einen Prospekt, den sie vor einiger Zeit durchgeblättert hatte. Darin war von einer behutsamen Restaurierung die Rede: Der Grundstein der heutigen Fattoria war einst auf den Überresten verlassener Bauernhäuser errichtet worden.

Ein stimmungsvoller Rahmen für einen kulinarischen Wettbewerb, dachte Isabella.

Und ein geeigneter Ort, um einen Titel zu verteidigen, der Hildegard mehr bedeutet, als sie je zugeben würde.

Isabella hielt es nicht länger hinter dem Schreibtisch. Sie schnappte sich den Brief, sprang auf und verließ das Büro. Sie bog um die Ecke, zum südlichen Flügel des Klosters, wo bereits der vertraute Duft von geschmortem Knoblauch, Basilikum und Parmesan in der Luft lag.

Als sie die Klosterküche betrat, drehte sich Schwester Hildegard ruckartig um. Ihre Stirn war gerötet, die Ärmel hochgekrempelt.

»Du hast hier nichts zu suchen!«, rief sie, noch bevor Isabella etwas sagen konnte. »Das Mittagessen soll eine Überraschung sein. Also raus mit dir!«

Doch Isabella trat unbeirrt näher und hielt ihr wortlos den Brief entgegen. Hildegard schnaubte erst, schnappte sich dann das Papier und begann zu lesen, während sie mit der freien Hand mechanisch mit dem Salzstreuer herumhantierte, um die Soße zu würzen.

Isabella beobachtete sie schweigend.

Je weiter Hildegard las, desto größer wurden ihre Augen. Die Brauen schoben sich in die Höhe, die Lippen formten erst lautlose Silben. Schließlich brach es aus ihr heraus: »Finalrunde? Live in der Kochshow Molte Gusto?! ›Madre Mia‹ …«

2

Matteo hatte den Schlüsselbund bereits in der Hand, wollte aber noch die neuen Ricerato-Blätter aufhängen, bevor er zum Rathaus zu seiner Verabredung mit Giorgio Baggio aufbrach. Die Plakate, auf denen zur öffentlichen Fahndung ausgeschriebene Straftäter abgelichtet waren, wurden ihm regelmäßig aus der Direktion in Lucca zugestellt, damit auch die kleine Polizeidirektion von Santa Caterina stets auf dem Laufenden war. Matteo verstand das Prozedere natürlich, hatte aber noch nie erlebt, dass aufgrund dieser Gesucht-Zettel auch nur ein einziger Verbrecher dingfest gemacht werden konnte. Wie viele Menschen verirrten sich schließlich schon in eine Polizeidirektion und bekamen so die Fotos der Gesuchten zu Gesicht? Viel erfolgversprechender wäre es doch, diese Fahndungsschreiben in Supermärkten aufzuhängen oder an ähnlich belebten Orten.

Er trat an das schwarze Brett, das direkt neben dem Fenster in seinem kleinen Büro hing. Der Blick nach draußen zeigte ihm die ersten Touristen, die sich in den schmalen Gassen Santa Caterinas verirrten, bewaffnet mit Selfiesticks und Cappuccinos in Plastikbechern. Ihm gefiel es, in solch einem touristischen Ort seinen Dienst zu verrichten. Es wurde nie langweilig.

Einen nach dem anderen heftete er die neuen Steckbriefe an. Nur halbherzig warf er einen Blick auf die von der Polizei gesuchten Personen, die mit halbleeren Blicken lustlos in Kameras blickten. Die meisten Fotos waren sogenannte Mugshots, Aufnahmen, die einen Verdächtigen frontal und im Profil zeigten, was wiederum darauf schließen ließ, dass die Person bereits mindestens einmal von der Polizei aufgegriffen und für die Akten fotografiert worden war. Manche Aufnahmen stammten aber auch von Überwachungskameras und waren damit deutlich weniger scharf und aufschlussreich. So wie auf dem Fahndungsblatt, das er gerade in den Händen hielt.

Darauf zu sehen waren zwei Personen, ein Mann und eine Frau, Anfang dreißig vielleicht. Beide trugen Sonnenbrillen und grinsten breit in die Überwachungskamera einer Kleinstadtbank. Unter den Fotos stand: bewaffnete Banküberfälle in Umbrien, zuletzt bei Perugia, mutmaßliche Täter angeblich auf dem Weg nach Süden.

Matteo hielt einen Moment inne. Diese Art von Paar faszinierte ihn auf unangebrachte Weise. Vielleicht, weil er sich fragte, wie es sich anfühlte, wenn einem das Gesetz egal war. Oder weil sie aussahen, als würden sie nie an morgen denken. Unglücklich wirkten sie auf der Momentaufnahme nicht. Sie erinnerten ihn an das Verbrecherpärchen Bonnie und Clyde aus den Dreißigerjahren, das von den Medien romantisch verklärt worden war, dessen Taten jedoch in Wirklichkeit überaus grausam waren und viele Opfer forderten und dessen finale Flucht auch für die beiden jungen Menschen dramatisch-tödlich endete.

Er nahm das nächste Fahndungsblatt zur Hand und pinnte es direkt daneben. Hier handelte es sich um ein internationales Fahndungsausschreiben. Das Gesicht darauf war deutlich älter als das der beiden ersten Gesuchten, mit eingefallenen Wangen und einem Blick, der Matteo selbst über das Foto noch bis ins Mark drang. Darunter standen der Name sowie ein kurzer Steckbrief:

Tino Alberti, 57 Jahre. Vergehen: Schwerer Raub, Körperverletzung, Hehlerei, illegales Glücksspiel. Verurteilung zu zwanzig Jahren, vor zwei Wochen aus einem deutschen Hochsicherheitsgefängnis entkommen. Keine Spur seither.

Matteo atmete leise aus. Dem Kerl wollte er nicht im Dunkeln begegnen.

Es folgten noch zwei weitere Ausdrucke, dann konnte er sich langsam zu seinem Termin aufmachen. Er schnappte sich seine Schirmmütze vom Garderobenhaken, überprüfte im daneben hängenden Spiegel den Sitz, fuhr sich über den Schnurrbart, den er seit zwei Wochen – zum Leidwesen seiner Frau Agnieszka – wachsen ließ, und verließ das Wachbüro.

Als er die Tür öffnete, begrüßte ihn das morgendliche Dorfleben. Irgendwo lief ein Radio. Gianna Nanninis den Himmel einer italienischen Sommernacht preisende Reibeisenstimme drang durch ein offenes Fenster auf die Straße. In einer Hofeinfahrt kehrte eine alte Frau sorgfältig mit einem Reisigbesen den Staub ebendieser Sommernacht fort.

Matteo ließ seinen Blick schweifen. Er liebte diesen Moment – wenn das Dorf in Bewegung kam, aber noch nicht die Geschäftigkeit des Mittags erreicht hatte.

Da er noch ein wenig zu früh dran war, schlenderte er gemächlich an den alten Steinhäusern vorbei und hielt auf den Kirchplatz der San-Giuseppe-Kirche zu, den zu überqueren eine Abkürzung zum Rathaus darstellte. Am kleinen Brunnen vor der Kirche saßen zwei alte Männer auf der Bank, die sich angeregt unterhielten. Matteo grüßte mit einem knappen Nicken, wurde mit einem ebenso knappen »Tenente« bedacht.