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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 2,0, Universität Erfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Vorwort In einer Zeit der Moderne, der Individualisierung und des oft in den Medien so beklagten sozialen und politischen Zerfalls der Gesellschaft, rückt die Werteerziehung unserer Kinder und Jugendlichen wieder stärker in den Vordergrund. Bereits in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts beschäftigte sich einer der bedeutendsten Pädagogen, Lawrence Kohlberg mit der Frage nach der moralischer Entwicklung des Menschen. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht nach einer universellen Moral zu suchen und hat ein Modell entwickelt, dass bis heute von großer Bedeutung für das Verständnis von Erziehung und Schule ist. Kohlbergs Interesse für Fragen der Moral wird schon zur Schulzeit geweckt, u.a. durch die Lektüre des Buches „Die Brüder Karamasow“, in dem moralische und religiöse Fragen aufgeworfen werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2008
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1. Vorwort
In einer Zeit der Moderne, der Individualisierung und des oft in den Medien so beklagten sozialen und politischen Zerfalls der Gesellschaft, rückt die Werteerziehung unserer Kinder und Jugendlichen wieder stärker in den Vordergrund.
Bereits in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts beschäftigte sich einer der bedeutendsten Pädagogen, Lawrence Kohlberg mit der Frage nach der moralischer Entwicklung des Menschen. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht nach einer universellen Moral zu suchen und hat ein Modell entwickelt, dass bis heute von großer Bedeutung für das Verständnis von Erziehung und Schule ist.
Kohlbergs Interesse für Fragen der Moral wird schon zur Schulzeit geweckt, u.a. durch die Lektüre des Buches „Die Brüder Karamasow“, in dem moralische und religiöse Fragen aufgeworfen werden. Nach der Schulzeit macht er einige Erfahrungen, die in ihm die Frage nach einer universellen Moral erheben: „Gab es eine universelle Moral, oder waren alle moralischen Entscheidungen relativ, das heißt von der Kultur oder von den eigenen persönlichen und gefühlsmäßigen Neigungen abhängig?“1
Um Antworten auf seine Fragen zu finden, studiert er zunächst Philosophie und später dann Psychologie. Im Rahmen seiner Dissertation zur Entwicklung einer Moral beim Individuum beginnt er 1955 mit Untersuchungen zu diesem Thema. Dabei ist er der Ansicht, dass diese Forschung von Annahmen und Definitionen der Moralphilosophie ausgehen müsse. Stark beeinflusst wird er dabei von Jean Piaget (1896 - 1980), der 1932 erste empirische Untersuchungen zu diesem Thema durchführte.
Im Folgenden werde ich versuchen aufzuzeigen, wie der Ansatz Kohlbergs zu verstehen ist. Hierbei werde ich näher auf sein Stufenmodell eingehen und die praktische Seite seines Modells- die Just Community näher beleuchten.
2. Theoretische Vorüberlegungen
Der Begriff Moral kann je nach Autor unterschiedlich definiert werden. Nach Bins bezeichnet die Moral eine Gesamtheit von normativen Begriffen, Auffassungen, Einstellungen, Handlungsregeln und Werten von einzelnen Personen, Personengruppen oder ganzen Sozialkulturen bezogen auf den guten oder schlechten Umgang mit der eigenen Person, anderen Personen und der Kultur. Moral kann bewusst, teilbewusst oder unbewusst
1FOCUS Magazin 33/2005: Jung und moralisch flexibel. S. 11
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sein. Sie kann aufgezwungen, einsozialisiert oder frei gewählt sein und bezieht sich auf ein allgemeines Wertgefüge mit individuell unterschiedlichen Wertpräferenzen.2Piaget hingegen definiert Moral folgendermaßen:
„Jede Moral ist ein System von Regeln, und das Wesen jeder Sittlichkeit besteht in der Achtung, welche das Individuum für diese Regeln empfindet.“
„Das Kind empfängt die moralischen Regeln, die es zu beachten lernt, zum größten Teil von den Erwachsenen, d.h. in fertiger Form, wobei ihre Aufarbeitung oft nicht allmählich den kindlichen Bedürfnissen entsprechend und im Hinblick auf diese erfolgte, sondern ein für allemal auf Grund der ununterbrochenen Aufeinanderfolge der früheren Generationen von Erwachsenen.“3
An dieser Stelle ließen sich noch unzählige Betrachtungsweisen bedeutender Pädagogen wie Maier, Höffe oder Weber über den Begriff der Moral anfügen. Ich möchte mich aber auf diese beiden beschränken.
