König Arthur und die Ritter der Tafelrunde - Sir Thomas Malory - E-Book
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König Arthur und die Ritter der Tafelrunde E-Book

Sir Thomas Malory

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Beschreibung

Sir Thomas Malorys abenteuerliches Epos »König Arthur und die Ritter der Tafelrunde« (1485) besticht bis heute durch seine ungeheure stoffliche Vielfalt. Denn Malory verbindet die verschiedenen Artus-Legenden zu einer Geschichte von opulentem Ausmaß. Motive wie Gralssuche und hehres Rittertum, Liebe und Verrat gepaart mit berühmten Figuren wie Percivale und Merlin, Galahad und Launcelot garantieren zugleich spannende Unterhaltung und facettenreiche Einblicke in die Vorstellungswelt des ausgehenden europäischen Mittelalters. Diese Ausgabe besticht zudem durch zahlreiche Schwarz-Weiß-Illustrationen von Aubrey Beardsley.

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Seitenzahl: 1645

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SIR THOMAS MALORY

König Arthur

und die Ritter der Tafelrunde

Aus dem Englischen von

Hedwig Lachmann

Mit Illustrationen von

Aubrey Beardsley

Anaconda

Titel der englischen Originalausgabe: Le Morte Darthur

(London 1485, kompiliert und gedruckt von William Caxton).

Die Übertragung von Hedwig Lachmann folgt der dreibändigen Ausgabe Leipzig: Insel Verlag [1913].

Die von Aubrey Beardsley illustrierte Edition erschien zuerst in zwei Bänden 1893–1894 bei Dent in London.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-641-27914-1V001

© 2009, 2021 by Anaconda Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotive: Ivan Yakovlevich Bilibin (1876–1942), »Illustration of the Vol’ga folk song« (1903), Postcard, color lithograph on card stock, published by Commune of Saint Eugenia, St. Petersburg, Museum of Fine Arts, Boston, Leonard A. Lauder Postcard Archive – Gift of Leonard A.

Lauder / Bridgeman Images, Photograph © 2020 Museum of Fine Arts, Boston. All rights reserved. – Albert Charles August Racinet (1825–1893), »Middle Ages«, plate 44 from Polychromatic Ornament: One Hundred Plates in Gold, Silver and Colours (1873), Brooklyn Museum of Art, New York / Bridgeman Images

Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de

www.anacondaverlag.de

INHALT

ERSTES BUCH

ZWEITES BUCH

DRITTES BUCH

VIERTES BUCH

FÜNFTES BUCH

SECHSTES BUCH

SIEBENTES BUCH

ACHTES BUCH

NEUNTES BUCH

ZEHNTES BUCH

ELFTES BUCH

ZWÖLFTES BUCH

DREIZEHNTES BUCH

VIERZEHNTES BUCH

FÜNFZEHNTES BUCH

SECHZEHNTES BUCH

SIEBZEHNTES BUCH

ACHTZEHNTES BUCH

NEUNZEHNTES BUCH

ZWANZIGSTES BUCH

EINUNDZWANZIGSTES BUCH

ERSTES BUCH

I. KAPITEL

Es geschah in den Tagen des Uther Pendragon, als er König von ganz England war und allda regierte, daß ein mächtiger Herzog in Cornwall war, der lange Zeit gegen ihn Krieg führte. Und dieser Herzog hieß der Herzog von Tintagil. Eines Tags also entbot König Uther diesen Herzog zu sich und befahl ihm, sein Weib mitzubringen, denn sie galt als schöne und sehr kluge Frau, und ihr Name war Igraine. Als da her der Herzog und sein Weib zu dem König gekommen waren, wurden sie von großen Herren beide zu ihm geleitet. Dem König gefiel die Dame sehr, und er fiel in Liebe zu ihr, und er nahm sie beide über die Maßen freundlich auf und begehrte bei ihr zu liegen. Aber sie war eine sehr gute Frau und wollte dem König nicht zu Willen sein. Und da sprach sie zu dem Herzog, ihrem Gemahl, und sagte: Mich dünkt, wir sind entboten worden, damit ich entehrt werde; darum rate ich Euch, Gemahl, wir wollen uns schnell von hinnen heben, daß wir die ganze Nacht durch bis zu unserm Schloß reiten. Und wie sie gesagt hatte, schieden sie, daß weder der König noch einer von seinem Rat ihren Abschied innewurden. Sowie Uther von ihrem plötzlichen Ab schied gehört hatte, ergrimmte er fürchterlich. Dann berief er seinen geheimen Rat zu sich und teilte den Herren die plötzliche Entfernung des Herzogs und seines Weibes mit. Sie aber rieten dem König, mit unweigerlichem Befehl den Herzog und sein Weib vor sich zu laden. Und wenn er auf Euer Geheiß nicht kommen will, dann könnt Ihr nach Belieben verfahren, dann habt Ihr gerechten Grund, ihn mit Krieg zu überziehen. So geschah es, und die Boten bekamen ihre Antwort, und die lautete in Kürze, weder er noch sein Weib würden kommen. Da ergrimmte der König fürchterlich. Und dann schickte der König ihm klare Botschaft und hieß ihn sich fertigmachen und wohl versorgen und vorsehen, denn binnen vierzig Tagen würde er ihn aus dem festesten Schloß, das er hätte, herausholen. Als der Herzog diese Ansage erhalten hatte, machte er sich stracks auf und verproviantierte zwei seiner Schlösser mit allem, was not tat; von denen hieß das eine Tintagil und das andere Terrabil. So barg er sein Weib, Dame Igraine, im Schloß Tintagil und sich selbst barg er in dem Schloß Terrabil, das viele Ausgänge und heimliche Türen hatte. Dann kam eilends Uther mit einer großen Schar und fing an, das Schloß Terrabil zu belagern. Und er schlug viele Zelte auf, und auf beiden Seiten wurde viel gekämpft und viele Mannen erschlagen. Dann fiel der König Uther aus purem Zorn und großer Liebe zur schönen Igraine in Krankheit. Kam also Sir Ulfius, ein adliger Ritter, zu König Uther und fragte den König, warum er krank wäre. Ich will dich berichten, sagte der König: ich bin krank aus Zorn und aus Liebe zur schönen Igraine, daß ich nicht gesund werden kann. Wohlan, Herr, sagte Sir Ulfius, ich werde Merlin aufsuchen, und er soll Euch Hilfe schaffen, daß Euer Herz Genüge findet. So brach Ulfius auf, und er stieß auf Merlin; der war in der Tracht eines Bettlers und fragte Ulfius, wen er suche. Der aber gab zur Antwort, er hätte keine Lust, es ihm zu sagen. Wohlan, sagte Merlin, ich weiß, wen du suchst, du suchst Merlin; also suche nicht weiter, denn ich bin es, und wenn König Uther mich gut lohnen will und mir schwören, mein Verlangen zu erfüllen, wird das mehr ihm zu Ehre und Gewinn sein als mir; denn ich werde zuwege bringen, daß all sein Verlangen erfüllt wird. All das will ich auf mich nehmen, sagte Ulfius; wenn es recht und billig ist, wird dein Verlangen erfüllt werden. Wohlan, sagte Merlin, sein Wunsch und Begehren soll ihm gestillt werden. Und darum, sagte Merlin, reite du deines Weges, denn ich werde nicht lange nachher kommen.

II. KAPITEL

Da war Ulfius froh und ritt eilends dahin, bis er vor König Uther Pendragon kam und ihm sagte, daß er Merlin getroffen hatte. Wo ist er? fragte der König. Herr, sagte Ulfius, er wird nicht lange säumen; und derweilen bemerkte Ulfius, daß Merlin draußen vor dem Zelt stand. Da wurde Merlin veranlaßt, zum König zu kommen. Als König Uther ihn sah, hieß er ihn willkommen. Herr, sagte Merlin, ich kenne Euer Herz ganz und gar; und wenn Ihr mir schwört, so wahr Ihr ein gesalbter König seid, mein Verlangen zu erfüllen, sollt Ihr haben, was Ihr begehrt. Darauf legte der König den Schwur auf die vier Evangelisten ab. Herr, sagte Merlin, hört mein Verlangen: in der ersten Nacht, in der Ihr bei Igraine lieget, werdet Ihr ein Kind zeugen; und wenn das geboren ist, soll es mir übergeben werden, damit es aufwachse, wo ich es haben will; denn es soll Euch Ehre machen, und das Kind soll solchen Vorteil haben, als das Kind wert ist. Ich will so, sagte der König, wie du es haben willst. Jetzt macht Euch fertig, sagte Merlin; in dieser Nacht werdet Ihr bei Igraine im Schloß Tintagil liegen, und Ihr werdet dem Herzog, ihrem Gemahl, gleich sein, Ulfius wird sein wie Sir Brastias, ein Ritter beim Herzog, und ich werde wie ein Ritter sein, der Sir Jordanus heißt und ein Ritter beim Herzog ist. Aber hütet Euch und fragt sie und ihre Mannen nicht viel, sagt vielmehr, daß Ihr nicht wohl seid und legt Euch schnell zu Bett und erhebt Euch am Morgen nicht, ehe ich zu Euch komme, denn Schloß Tintagil ist nur zehn Meilen von hier. So wurde der Anschlag ausgeführt. Aber der Herzog von Tintagil erspähte, wie der König von der Belagerung Terrabils wegritt, und also machte er in dieser Nacht einen Ausfall aus dem Schloß aus einem Pförtchen, um die Schar des Königs zu zerstreuen. Und so wurde durch seinen eigenen Ausfall der Herzog selber erschlagen, noch ehe der König an Schloß Tintagil angekommen war. Nach dem Tod des Herzogs also lag König Uther, mehr als drei Stunden nach seinem Tod, bei Igraine und zeugte mit ihr in dieser Nacht Arthur, und ehe der Tag anbrach, kam Merlin zu dem König und hieß ihn sich fertigmachen, und so küßte er Frau Igraine und schied in großer Eile. Als aber die Frau die Nachricht von dem Herzog, ihrem Gemahl, hörte, und er nach übereinstimmendem Bericht tot gewesen war, bevor König Uther zu ihr gekommen, da wunderte sie sich, wer das gewesen sein konnte, der in der Gestalt ihres Herrn bei ihr gelegen hatte; so trauerte sie in der Stille und hielt sich ruhig. Dann baten alle Barone mit einer Stimme den König um Frieden zwischen Frau Igraine und ihm; der König gab ihnen Gehör, denn gern wollte er mit ihr in Frieden sein. So vertraute der König die ganze Verhandlung zwischen ihnen Ulfius an; und während der Verhandlung kamen schließlich der König und sie zusammen. Jetzt wollen wir ein gutes Werk stiften, sagte Ulfius; unser König ist ein starker Ritter und hat kein Weib, und Frau Igraine ist eine sehr schöne Dame: es wäre große Freude für uns alle, wenn es dem König gefällig wäre, sie zu seiner Königin zu machen. Dem stimmten alle gern bei und brachten es vor den König. Und unverzüglich gab er, wie einem starken Ritter ansteht, gern seine Zustimmung; und so wurden sie eilends an einem Morgen mit großer Lust und Freude vermählt. Und König Lot von Lothian und Orkney heiratete zugleich Margawse, die Gawains Mutter wurde, und König Nentres aus dem Lande Garlot heiratete Elaine. All das geschah auf Verlangen des Königs Uther. Und die dritte Schwester Morgan le Fay wurde in ein Kloster zur Schule gegeben, und da lernte sie so viel, daß sie eine große Meisterin der Nekromantie wurde; und später wurde sie dem König Uriens aus dem Lande Gore vermählt, der Sir Ewains le Blanchemains Vater wurde.

III. KAPITEL

Dann wuchs Königin Igraine mit jedem Tag mehr in die Breite. Und es geschah nach einem halben Jahr, daß König Uther, als er bei seinem Weib lag, sie bei der Treue, die sie ihm schuldete, fragte, von wem das Kind in ihrem Leibe wäre; da schämte sie sich sehr, Antwort zu geben. Seid nicht erschreckt, sagte der König, sondern sagt mir die Wahrheit, und ich will Euch, so wahr ich bei Euch bin, noch mehr liebhaben. Herr, sagte sie, ich werde Euch die Wahrheit sagen. In der nämlichen Nacht, in der mein Herr starb, in der Stunde seines Todes, wie seine Ritter berichten, kam in mein Schloß Tintagil ein Mann, der glich meinem Herrn in Rede und Gestalt, und zwei Ritter waren bei ihm, die glichen seinen zwei Rittern Brastias und Jordanus; und so ging ich mit ihm zu Bett, wie es mir mit meinem Herrn zukam, und in der nämlichen Nacht, ich schwöre es bei Gott, wurde mir dies Kind gezeugt. Das ist Wahrheit, sagte der König, was Ihr da saget: ich war es selbst, der in der Gestalt gekommen ist, und darum erschreckt Euch nicht, denn ich bin der Vater des Kindes; und nun berichtete er ihr die ganze Sache, wie alles auf Merlins Rat geschehen war. Da war die Königin von Herzen froh, als sie erfuhr, wer der Vater ihres Kindes war. Bald kam Merlin zum König und sagte: Herr, Ihr müßt Euch vorbereiten; die Zeit ist nahe, wo das Kind gestillt werden muß. Wie du willst, sagte der König, so sei es. Wohlan, sagte Merlin, ich kenne einen Eurer Vornehmen in diesem Land, das ist ein sehr treuer und verläßlicher Mann, dem soll das Stillen Eures Kindes anvertraut werden. Sein Name aber ist Sir Ector, und er ist ein Mann mit stattlichen Besitzungen in vielen Teilen von England und Wales; sendet nun nach diesem Herrn, daß er herkomme und mit Euch rede, und sprecht ihm selbst bei seiner Liebe zu Euch Eure Bitte aus, daß er sein eigenes Kind einer andern Frau zum Stillen gibt und daß sein Weib Eures stillt. Und wenn das Kind geboren ist, sorget, daß es mir ungetauft an Eurem geheimen Pförtchen übergeben werde. Als nun Sir Ector gekommen war, gelobte er dem König, für das Stillen des Kindes so zu sorgen, wie der König begehrte; und der König gab Sir Ector reichen Lohn. Als nun die Königin überstanden hatte, befahl der König zwei Rittern und zwei Damen, das Kind zu nehmen, das in ein goldenes Tuch gebunden war, und es einem armen Mann zu übergeben, den sie an der Hinterpforte des Schlosses treffen würden. So wurde das Kind Merlin übergeben, und so trug er es fort zu Sir Ector und holte einen heiligen Mann, das Kind zu taufen, und nannte es Arthur; und so stillte das Weib Sir Ectors das Kind aus ihren eigenen Brüsten.

IV. KAPITEL

Dann nach zwei Jahren wurde König Uther krank in schwerem Siechtum. Und derweilen fielen seine Feinde ins Land und schlugen seinen Mannen eine große Schlacht und brachten ihm viel Kriegsvolk um. Herr, sagte Merlin, Ihr könnt nicht so daliegen, Ihr müßt ins Feld, und wenn Ihr Euch von den Pferden in einer Sänfte tragen laßt; denn Ihr werdet nie über Eure Feinde obsiegen, wenn Eure Person nicht da ist; dann aber werdet Ihr siegen. So geschah es, wie Merlin geraten hatte, und sie brachten den König in einer Sänfte mit einer großen Schar gegen seine Feinde. Und bei St. Albans stieß eine große Schar Nordmänner mit dem König zusammen. An dem Tag taten Sir Ulfius und Sir Brastias große Waffentaten, und König Uthers Mannen überwältigten die Nordmänner und erschlugen viel Volks und jagten die übrigen in die Flucht. Und dann kehrte der König nach London zurück und hielt Freudenfeste für seinen Sieg. Und dann verfiel er wieder in sehr schwere Krankheit, so daß er drei Tage und drei Nächte ohne Sprache lag: darob waren alle Barone in arger Bekümmernis und fragten Merlin, was am besten zu raten wäre. Da ist kein anderes Mittel, sagte Merlin, als daß Gottes Wille geschehe. Aber seht zu, ihr Barone alle, stellt euch morgen früh bei König Uther ein, und Gott und ich werden ihn zum Sprechen bringen. So kamen am Morgen alle Barone mit Merlin vor den König; dann sagte Merlin laut zu König Uther: Herr, soll Euer Sohn Arthur Euch als König in diesem Reich mit allen zugehörigen Herrschaften folgen? Da drehte sich Uther Pendragon um und sagte, so daß alle es hörten: Ich gebe ihm Gottes Segen und meinen und bitte ihn, er soll für meine Seele beten und soll nach Recht und Ehre die Krone beanspruchen, damit er meinen Segen nicht verwirke; und damit gab er den Geist auf und wurde bestattet, wie einem König zukommt. Darüber huben die Königin, die schöne Igraine, und alle Barone schwer zu klagen an.

V. KAPITEL

Dann stand das Reich lange Zeit in großer Gefahr; denn jeder Herr, der viele Mannen unter sich hatte, überhob sich, und viele dachten, sie könnten König sein. Dann ging Merlin zu dem Erzbischof von Canterbury und riet ihm, er sollte allen Großen des Reichs und allen waffentragenden Edeln Botschaft senden, auf daß sie, unter Androhung des Bannfluches, zur Weihnacht nach London kommen sollten, und zwar aus dem Grund, damit Jesus, der in dieser Nacht geboren war, in seiner großen Gnade ein Wunder tun sollte, wie er gekommen war, um König der Menschheit zu sein: daß er ein Wunder tun sollte, um zu zeigen, wer rechtmäßiger König dieses Reiches sein sollte. So schickte der Erzbischof auf den Rat Merlins allen Herren und Edlen Botschaft, daß sie zur Weihnacht nach London kommen sollten. Und viele unter ihnen beichteten vorher, auf daß ihr Gebet Gott um so angenehmer sein möchte. So waren in der größten Kirche von London, ob es die St. Paulskirche war oder eine andere, erwähnt das französische Buch nicht, alle Stände lange vor Tagesanbruch versammelt, um zu beten. Und als die Mette und die erste Messe vorbei waren, sah man auf dem Kirchhof, dem Hochaltar gegenüber, einen großen viereckigen Stein, der wie ein Marmorblock war; und in seiner Mitte war etwas wie ein stählerner Amboß, etwa einen Fuß hoch, und darin stak ein blankes Schwert, als wäre es ganz hineingestoßen, und um das Schwert herum standen goldene Buchstaben, die sagten: Wer dieses Schwert aus diesem Stein und Amboß zieht, der ist rechtmäßig geborener König von ganz England. Da staunten die Herren und sagten es dem Erzbischof. Ich befehle, sagte der Erzbischof, daß ihr in eurer Kirche bleibet und noch zu Gott betet; und keiner soll das Schwert anrühren, bis die hohe Messe ganz vollendet ist. Als demnach alle Messen vollbracht waren, gingen all die Herren hinaus, um den Stein und das Schwert zu betrachten. Und als sie die Inschrift sahen, versuchten es einige; solche, die gern König gewesen wären. Aber keiner konnte das Schwert herausziehen oder vom Fleck bringen. Der ist nicht hier, sagte der Erzbischof, der das Schwert herausnimmt; aber zweifelt nicht, Gott wird ihn bekanntmachen. Dies also ist mein Rat, sagte der Erzbischof, daß wir zehn Ritter, Männer von gutem Ruf, aufstellen, damit sie dieses Schwert bewachen. So wurde es bestellt, und damit wurde überall ausgerufen, daß jeder, der wollte, es versuchen sollte, das Schwert zu gewinnen. Und auf den Neujahrstag schrieben die Barone ein Tjosten und ein Turnier aus, daß alle Ritter, die tjosten oder turnieren wollten, da kämpfen konnten, und all das wurde veranstaltet, um die Herren und die Gemeinen zusammenzuhalten; denn der Erzbischof hatte das Vertrauen, daß Gott ihm den bezeichnen würde, der das Schwert gewinnen sollte. So ritten die Barone am Neujahrstag, als der Gottesdienst vorbei war, ins Feld, die einen, um zu tjosten, die andern, um zu turnieren, und so geschah es, daß Sir Ector, der um London herum große Besitzungen hatte, zum Tjosten ritt, und mit ihm ritt Sir Kaynus, sein Sohn, und der junge Arthur, der sein Milchbruder war; und Sir Kay war am Allerheiligentag des vergangenen Jahres zum Ritter geschlagen worden. Als sie so zum Tjostwärter ritten, vermißte Sir Kay sein Schwert, denn er hatte es in des Vaters Wohnung gelassen, und so bat er den jungen Arthur, ihm nach seinem Schwert zu reiten. Das tu ich, sagte Arthur, und ritt schnell nach dem Schwert; und als er heimkam, waren die Frau und alle ausgegangen, um dem Tjosten zuzusehen. Da wurde Arthur ärgerlich und sagte zu sich selbst, ich will nach dem Kirchhof reiten und das Schwert an mich nehmen, das in dem Stein steckt, denn mein Bruder Sir Kay soll heute nicht ohne Schwert sein. Als er so zum Kirchhof kam, stieg Sir Arthur ab und band sein Pferd an den Zaun, und so ging er zu dem Zelt und fand keine Ritter da, denn sie waren beim Tjosten; und so griff er das Schwert beim Griff und zog es leicht und fest aus dem Stein und nahm sein Pferd und ritt seines Wegs, bis er zu seinem Bruder Sir Kay kam, und übergab ihm das Schwert. Und sowie Sir Kay das Schwert sah, wußte er wohl, daß es das Schwert aus dem Steine war, und er ritt zu seinem Vater, Sir Ector, und sagte: Herr, schaut, hier ist das Schwert aus dem Steine, demnach muß ich König dieses Landes werden. Als Sir Ector das Schwert erblickte, kehrte er wieder um und kam zur Kirche, und da stiegen alle drei ab und gingen in die Kirche. Und alsbald ließ er Sir Kay auf eine Bibel schwören, wie er zu dem Schwert kam. Herr, sagte Sir Kay, durch meinen Bruder Arthur, denn er brachte es mir. Wie bekamt Ihr das Schwert? fragte Sir Ector Arthur. Herr, ich werde Euch berichten. Als ich nach meines Bruders Schwert heimkam, fand ich niemanden zu Hause, mir sein Schwert zu reichen, und so dachte ich, mein Bruder Sir Kay sollte nicht schwertlos bleiben, und ritt stracks hierher und zog es ohne Mühe aus dem Stein. Fandet Ihr keine Ritter bei dem Schwert? fragte Sir Ector. Nein, sagte Arthur. Jetzt, sagte Sir Ector zu Arthur, meine ich, Ihr müßt König dieses Landes werden. Wieso ich, fragte Arthur, und aus welchem Grund? Herr, sagte Ector, weil Gott es so will; denn nie hätte jemand dieses Schwert herausgezogen, es sei denn der, der von Rechten König dieses Landes sein soll. Jetzt laßt mich sehen, ob Ihr dieses Schwert wieder hineinstecken könnt, wie es war, und es wieder herausziehen. Das ist kein Kunststück, sagte Arthur, und so steckte er es in den Stein, worauf Sir Ector versuchte, das Schwert herauszuziehen, und nicht konnte.

VI. KAPITEL

Jetzt versucht Ihr es, sagte Sir Ector zu Sir Kay. Und alsbald zog er mit seiner ganzen Kraft an dem Schwert, aber es wollte nicht gehen. Jetzt sollt Ihr es versuchen, sagte Sir Ector zu Arthur. Das will ich, sagte Arthur, und zog es leicht heraus. Und alsobald kniete Sir Ector zu Boden, und Sir Kay desgleichen. Ach, sagte Arthur, mein eigener lieber Vater und Bruder, warum kniet ihr vor mir? Nein, nein, Arthur, mein Herr, es ist nicht so: ich war nie Euer Vater; aber ich ahnte wohl, Ihr seid aus höherem Blut, als ich wähnte, daß Ihr wäret. Und dann erzählte ihm Sir Ector alles: wie er ihm anvertraut worden war, um ihn aufzuziehen, und auf wessen Befehl und durch Merlins Darreichung. Da erhob Arthur großes Klagen, als er erfuhr, daß Sir Ector nicht sein Vater war. Herr, sagte Ector zu Arthur, wollt Ihr mir ein guter und gnädiger Herr sein, wenn Ihr König seid? Sonst wäre ich zu tadeln, sagte Arthur; denn Ihr seid in der Welt der Mann, dem ich am meisten verpflichtet bin, und die gute Herrin und Mutter, Euer Weib, die mich wie ihr eigenes Kind genährt und gehalten hat. Und wenn es je Gottes Wille wäre, daß ich König werde, wie Ihr sagt, so sollt Ihr von mir begehren, was ich tun soll, und ich werde es Euch nicht abschlagen, Gott verhüte, daß ich es Euch abschlage. Herr, sagte Sir Ector, ich verlange nicht mehr von Euch, als daß Ihr meinen Sohn, Euren Pflegebruder, Sir Kay, zum Seneschall in all Euren Ländern macht. Das soll geschehen, sagte Arthur, und dazu noch, so wahr ich hier stehe, daß kein Mann das Amt haben soll als er, solange er und ich leben. Damit gingen sie zum Erzbischof und sagten ihm, wie das Schwert gezogen worden sei und von wem. Und am Dreikönigstag kamen alle Barone dahin, um zu versuchen, das Schwert zu gewinnen, wer immer versuchen wollte. Aber von ihnen allen konnte es keiner herausziehen als Arthur. Darum waren viele Herren erzürnt und sagten, es wäre eine große Schande für sie alle und das Reich, von einem Knaben beherrscht zu werden, der nicht aus hohem Geblüt kam. Und sie kamen damals nicht überein, so daß es bis Lichtmeß aufgeschoben wurde, und da sollten alle Barone wieder zusammenkommen; aber immer waren die zehn Ritter bestellt, das Schwert Tag und Nacht zu bewachen, und sie bauten ein Zelt über dem Stein und dem Schwert, und fünf wachten immer. So kamen zu Lichtmeß viel mehr große Herren dahin, um das Schwert zu gewinnen, aber keiner konnte siegen. Und gerade wie Arthur zu Weihnacht getan hatte, tat er zu Lichtmeß und zog das Schwert leicht heraus, wodurch die Barone sehr bekümmert wurden, und verschoben es zum hohen Osterfest. Und wie Arthur es zuvor vollbracht hatte, so tat er es zu Ostern; aber einige der großen Herren waren erzürnt, daß Arthur König sein sollte, und verschoben es bis zum Pfingstfest. Dann ließ der Erzbischof von Canterbury auf Merlins Rat die besten Ritter kommen, die sie finden konnten, und solche Ritter, die Uther Pendragon bei seinen Lebzeiten am meisten geliebt und denen er am meisten vertraut hatte. Und mit solchen Rittern wurde Arthur umgeben wie Sir Baldwin von Britannien, Sir Kaynus, Sir Ulfius, Sir Brastias. All diese mit vielen andern waren immer Tag und Nacht um Arthur, bis das Pfingstfest kam.

VII. KAPITEL

Und zu Pfingsten versuchten allerhand Männer, das Schwert herauszuziehen, aber keiner konnte es vollbringen außer Arthur; der zog es vor allen Herren und Gemeinen, die da waren, heraus, worauf alle Gemeinen mit einer Stimme riefen: Wir wollen Arthur zu unserm König haben, wir wollen ihn nicht länger warten lassen; denn wir alle sehen, daß es Gottes Wille ist, daß er unser König sei, und wer gegen ihn steht, den wollen wir erschlagen. Und damit knieten sie alle auf einmal zu Boden, reich und arm, und baten Arthur flehentlich um Gnade, daß sie ihn so lange hatten warten lassen. Und Arthur verzieh ihnen und nahm sein Schwert in seine beiden Hände und legte es auf den Altar nieder, wo der Erzbischof stand, und so wurde er von dem besten Manne, der da war, zum Ritter geschlagen. Und sofort ging man an die Krönung. Und da wurde er seinen Herren und den Gemeinen vereidigt, daß er ein wahrer König sein wollte und wahre Gerechtigkeit pflegen von nun an, solange er lebe. Alsdann ließ er alle Herren, die ihr Land von der Krone hatten, hereinkommen und ließ sie Dienste tun, wie sich gebührte. Und viele Klagen wurden vor Sir Arthur gebracht von großer Unbill, die seit dem Tod König Uthers geschehen war, von vielen Ländern, die Herren, Rittern, Frauen und Edelleuten genommen worden waren. Und darauf ließ König Arthur die Länder wieder denen geben, denen sie gehörten. Als dies geschehen war, daß der König alles Land im Umkreis Londons festgesetzt hatte, ließ er Sir Kay zum Seneschall von England machen; und Sir Baldwin von Britannien wurde zum Konnetabel gemacht und Sir Ulfius zum Kämmerer; und Sir Brastias wurde zum Wardein gemacht, über den Norden vom Trent aufwärts zu wachen, denn da waren damals meistens des Königs Feinde. Aber im Laufe etlicher Jahre eroberte Arthur den ganzen Norden, Schottland und alles, was unter dessen Schirm stand. Auch ein Teil von Wales stand gegen Arthur; aber er überwältigte sie alle, wie er den übrigen tat, durch seine adlige Tapferkeit und die Tapferkeit seiner Ritter vom Runden Tisch.

VIII. KAPITEL

Dann zog der König nach Wales und ließ ein großes Fest ausrufen, auf daß es zu Pfingsten nach seiner Krönung in der Stadt Carlion abgehalten werde. Zu dem Fest kam König Lot von Lothian und Orkney und brachte fünfhundert Ritter mit. Ferner kam zu dem Fest König Uriens von Gore und brachte vierhundert Ritter mit. Ferner kam zu dem Fest König Nentres von Garlot und brachte siebenhundert Ritter mit. Ferner kam zu dem Fest der König von Schottland und brachte sechshundert Ritter mit und war nur ein junger Mann. Ferner kam zu dem Fest ein König, der hieß der König mit den hundert Rittern, aber er und seine Mannen waren in allen Stücken trefflich gerüstet. Ferner kam der König von Carados mit fünfhundert Rittern. Und König Arthur war froh über ihr Kommen; denn er meinte, all die Könige und Ritter wären aus großer Freundschaft gekommen und um ihm an seinem Fest Ehre zu erweisen, weswegen der König seiner Freude Ausdruck gab und den Königen und Rittern viele Geschenke schickte. Aber die Könige wollten keine annehmen, sondern schickten die Boten mit Schimpf und Schande zurück und sagten, sie hätten keine Lust, Gaben von einem bartlosen Knaben zu empfangen, der aus niederem Blut stammte. Und sie ließen ihm sagen, sie wollten nichts von seinen Gaben, sondern sie wären gekommen, ihm Gaben mit scharfen Schwertern zwischen Nacken und Schultern zu versetzen: und darum seien sie hierhergekommen, das sagten sie den Boten geradeheraus; denn es wäre eine große Schande für sie alle, zu sehen, wie solch ein Knabe die Herrschaft eines so großen und edeln Reiches führte. Mit dieser Antwort zogen die Boten ab und berichteten dem König Arthur diese Antwort. Daher zog er sich auf den Rat seiner Barone in eine feste Burg zurück und nahm fünfhundert wackere Mannen mit sich. Und all die vorgenannten Könige belagerten ihn, aber König Arthur war mit allem gut versehen. Und nach vierzehn Tagen kam Merlin zu ihnen in die Stadt Carlion. Da waren alle Könige sehr froh über Merlin und fragten ihn: Warum ist dieser Knabe Arthur zu unserm König gemacht worden? Ihr Herren, sagte Merlin, ich will euch sagen warum: er ist König Uther Pendragons Sohn, geboren in der Ehe und erzeugt mit Igraine, dem Weib des Herzogs von Tintagil. Dann ist er ein Bastard, sagten sie alle. Nein, sagte Merlin, nach dem Tod des Herzogs, mehr als drei Stunden nachher, wurde Arthur gezeugt, und dreizehn Tage später heiratete König Uther Igraine; und damit beweise ich: er ist kein Bastard, und wahrlich, er wird König sein und alle seine Feinde überwältigen; und ehe er stirbt, wird er lange König von ganz England sein und Wales, Irland und Schottland und mehr Reiche, als ich jetzt hersagen will, unter seinem Gehorsam halten. Einige von den Königen staunten über Merlins Worte und erachteten, es könnte so sein, wie er sagte; und einige von ihnen lachten höhnisch über ihn, wie König Lot; und wieder andere nannten ihn einen Zauberer. Aber dann vereinbarten sie mit Merlin, König Arthur sollte herauskommen und mit den Königen reden, und Sicherheit zu kommen und zu gehen wurde ihm zugesagt. So ging Merlin zu König Arthur und sagte ihm, was er getan hätte, und bat ihn, nichts zu fürchten, sondern unverzagt herauszukommen und mit ihnen zu sprechen, und sie nicht zu schonen, sondern ihnen als ihr König und Herzog Rede zu stehen; denn Ihr werdet sie alle besiegen, ob sie wollen oder nicht.

IX. KAPITEL

Dann kam König Arthur aus seiner Burg heraus und trug unter seinem Mantel einen doppelten Kettenpanzer, und mit ihm waren der Erzbischof von Canterbury und Sir Baldwin von Britannien und Sir Kay und Sir Brastias: das waren die angesehensten Männer, die um ihn waren. Und als sie einander trafen, ging es nicht sanft her, sondern es gab harte Worte auf beiden Seiten; aber immer antwortete ihnen König Arthur und sagte, er wollte sie zwingen, wenn er am Leben bliebe. Und so trennten sie sich im Zorn, und König Arthur bot ihnen Lebewohl, und sie boten dem König Lebewohl. So kehrte der König wieder zu der Burg zurück und wappnete sich und all seine Ritter. Was wollt ihr tun? sagte Merlin zu den Königen; ihr tätet besser abzubrechen, denn ihr werdet hier nicht siegen, und wenn ihr zehnmal so viele wäret. Wären wir gut beraten, uns von einem Traumdeuter schrecken zu lassen? sagte König Lot. Damit verschwand Merlin und kam zu König Arthur und forderte ihn auf, sie scharf anzugreifen. Und inzwischen kamen dreihundert gute Mannen, von den besten, die bei den Königen waren; die gingen zu König Arthur über, und das war ihm ein großer Trost. Herr, sagte Merlin, fechtet nicht mit dem Schwert, das Ihr durch das Wunder in Händen habt, bis Ihr seht, es steht schlecht mit Euch, dann aber zieht es und tut Euer Bestes. So zauderte König Arthur nicht und griff sie in ihren Lagern an. Und Sir Baldwin, Sir Kay und Sir Brastias schlugen sich auf dem rechten und auf dem linken Flügel, daß es ein Wunder war; und immer legte König Arthur, der zu Pferde saß, mit einem Schwert aus und tat wunderbare Waffentaten, daß viele der Könige über seine Taten und Kühnheit große Freude hatten. Dann fielen ihm König Lot und der König mit den hundert Rittern und König Carados in den Rücken und griffen Arthur wacker von hinten an. Da wandte Herr Arthur mit seinen Rittern um und schlugen rückwärts und vorwärts, und immer war Herr Arthur im vordersten Gedränge, bis sein Pferd unter ihm erschlagen wurde. Da schlug König Lot den König Arthur nieder. Aber seine vier Ritter machten ihn frei und setzten ihn wieder zu Pferd. Dann zog er sein Schwert Excalibur, und es war so strahlend in den Augen seiner Feinde, daß es rings hell wurde wie von dreißig Fackeln. Und so trieb er sie zurück und erschlug viel Volks. Und dann erhoben sich die Gemeinen von Carlion mit Keulen und Knütteln und erschlugen viele Ritter; aber alle Könige sammelten ihre Ritter, die noch am Leben waren, und flohen so und zogen ab. Und Merlin kam zu Arthur und riet ihm, sie nicht weiter zu verfolgen.

X. KAPITEL

So begab sich nach dem Fest und dem Zug König Arthur nach London, und auf Merlins Rat ließ der König seine Barone berufen; denn Merlin hatte dem König gesagt, die sechs Könige, die gegen ihn Krieg geführt hatten, würden nicht säumen, an ihm und seinen Ländern Rache zu üben. Und darum fragte der König sie alle um Rat. Sie konnten keinen Rat geben, sondern sagten, sie wären stark genug. Ihr sagt recht, sagte Arthur; ich danke euch für euren guten Mut, aber wollt ihr alle, meine Freunde, mit Merlin reden? Ihr wißt wohl, daß er viel für mich getan hat, und er weiß viele Dinge, und wenn er vor euch steht, möchte ich, daß ihr seinen besten Rat von ihm erbittet. Alle Barone sagten, sie wollten ihn bitten und ersuchen. So schickte man nach Merlin, und alle Barone baten ihn dringend, ihnen den besten Rat zu geben. Ich will euch sagen, sagte Merlin: ich warne euch alle! Eure Feinde sind gewaltig stark für euch, und sie sind so gute Kriegsmänner, wie es ihrer irgend gibt, und jetzt haben sie noch weitere vier Könige und einen mächtigen Herzog für sich gewonnen; und wenn unser König nicht mehr Ritterschaft bei sich hat, als er in den Grenzen seines eigenen Reiches auftreiben kann, wird er, wenn er mit ihnen in der Schlacht kämpft, besiegt und erschlagen werden. Was wäre in dem Fall am besten zu tun? fragten alle Barone. Ich will euch meinen Rat sagen, sagte Merlin: es wohnen zwei Brüder über der See, und sie sind beide Könige und wunderbare Streiter; der eine heißt König Ban von Benwick, und der andere heißt König Bors von Gallia, das ist Frankreich. Und gegen diese zwei Könige liegt ein mächtiger Kriegsmann im Felde, der König Claudas, und streitet mit ihnen um ein Schloß, und großer Krieg ist zwischen ihnen; aber dieser Claudas hat so viele Besitzungen, von denen ihm gute Ritter zukommen, daß er diesen zwei Königen übel zusetzt; und daher ist dies mein Rat, daß unser König und erhabener Herr zu den Königen Ban und Bors zwei treue Ritter mit klug abgefaßten Briefen sende, daß er, wenn sie kommen und König Arthur und seinen Hof besuchen und ihm so in seinen Kriegen helfen, ihnen zuschwört, ihnen in ihren Kriegen gegen König Claudas zu helfen. Nun, was sagt ihr zu diesem Rat? fragte Merlin. Der Rat ist gut, sagten der König und alle Barone. So wurden also eiligst zwei Ritter für die Botschaft zu den zwei Königen bestellt. Und es wurden in der gefälligen Art, wie es König Arthur wünschte, Briefe geschrieben. Ulfius und Brastias waren als Boten auserkoren und ritten so auf guten Pferden und in guten Waffen und wie damals Brauch war dahin und fuhren über das Meer und ritten auf die Stadt Benwick zu. Da waren aber zur Seite acht Ritter, die spähten sie aus; und als Ulfius und Brastias gerade an ihnen vorbeireiten wollten, stellten sie sich ihnen entgegen und wollten sie gefangennehmen. Da baten sie die Ritter, sie möchten sie ziehen lassen, denn sie wären Boten von König Arthur zu König Ban und Bors. Darum, sagten die acht Ritter, sollt ihr sterben oder Gefangene werden, denn wir sind Ritter vom König Claudas. Und damit legten zwei von ihnen ihre Speere ein, und Ulfius und Brastias legten ihre Speere ein, und rannten mit großem Ungestüm zusammen. Und Claudas’ Ritter zerbrachen ihre Speere und ihre hielten, und warfen die zwei Ritter aus ihren Sätteln zur Erde und ließen sie so liegen und ritten ihres Weges. Und die andern sechs Ritter ritten voraus zu einer Stelle, um sie wieder zu treffen, und so warfen Ulfius und Brastias zwei andere zu Boden und ritten fürbaß. Und an der vierten Stelle trafen sie sich zwei gegen zwei, und beide wurden ins Gras gelegt; so war von den acht Rittern keiner, der nicht schwer verletzt oder zerbeult war. Und als sie nach Benwick kamen, traf es sich gut, daß da beide Könige Ban und Bors waren. Und als den Königen berichtet worden war, daß Boten gekommen waren, wurden zwei edle Ritter zu ihnen gesandt; der eine hieß Lionses, Herr des Landes Payarne, und Sir Phariance, ein edler Ritter. Nun fragten sie, woher sie kamen, und sie sagten, von König Arthur, König von England; da umarmten sie sich und hatten große Freude miteinander. Aber sowie die beiden Könige gehört hatten, daß sie Boten von Arthur waren, säumten sie nicht, sondern sprachen sofort mit den Rittern und begrüßten sie aufs herzlichste und sagten, sie wären ihnen willkommener als alle Könige der Erde. Und dann küßten sie die Briefe und überreichten sie; und als Ban und Bors die Briefe vernommen hatten, da waren sie willkommener als zuvor. Und nach Lesung der Briefe gaben sie ihnen die Antwort, sie wollten den Wunsch, den König Arthur geschrieben, erfüllen, und Ulfius und Brastias sollten verweilen, solange sie wollten, sie sollten die beste Aufnahme finden, die man ihnen in diesem Land erweisen könnte. Dann erzählten Ulfius und Brastias dem König von dem Vorfall bei ihrem Zusammenstoß mit den acht Rittern. Haha! sagten Ban und Bors, das waren meine guten Freunde. Ich wollte, ich hätte von ihnen gewußt, sie sollten nicht so davongekommen sein. So hatten Ulfius und Brastias gute Aufnahme und so reiche Gaben, als sie tragen konnten, und bekamen ihre Antwort mündlich und schriftlich, daß diese beiden Könige so schnell, wie sie irgend konnten, zu Arthur stoßen würden. So ritten die zwei Ritter wieder dahin und fuhren über die See und kamen zu ihrem Herrn und erzählten ihm, wie es ihnen geglückt war, und darüber war König Arthur sehr froh. Wann meint ihr, werden die zwei Könige hier sein? Herr, sagten sie, vor Allerheiligen. Da ließ der König ein großes Fest vorbereiten und ließ ein großes Tjosten ausrufen. Und vor Allerheiligen waren die beiden Könige mit dreihundert für Frieden und Krieg wohlausgerüsteten Rittern übers Meer gekommen. Und König Arthur ritt ihnen zehn Meilen vor London entgegen, und da war so große Freude, wie man sie nur denken oder bezeigen konnte. Und an Allerheiligen, bei dem großen Fest, saßen die drei Könige in der Halle, und Sir Kay der Seneschall bediente in der Halle, und Sir Lucas der Mundschenk, das war der Sohn des Herzogs Corneus, und Sir Griflet, das war der Sohn von Cardol; diese drei Ritter hatten die Aufsicht über alle, die die Könige bedienten. Und dann, als sie sich gewaschen und erhoben hatten, machten sich alle Ritter, die tjosten wollten, fertig. Aber als sie gerüstet auf den Pferden saßen, waren es siebenhundert Ritter. Und Arthur, Ban und Bors, und bei ihnen der Erzbischof von Canterbury und Sir Ector, Kays Vater, waren an einer Stelle, die war mit einem goldenen Tuch überspannt, gleich einer Halle, und Damen und Edelfräulein waren bei ihnen, um zuzusehen, wer der Beste war, und dann das Urteil zu fällen.

XI. KAPITEL

Und König Arthur und die zwei Könige schieden die siebenhundert Ritter in zwei Teile. Und auf die andere Seite wurden dreihundert Ritter von dem Reich Benwick und Gallia zugeteilt. Dann hoben viele gute Ritter ihre Schilde und fingen an, ihre Lanzen einzulegen. So war Griflet der erste, der mit einem Ritter namens Ladinas zusammenstieß: und sie stießen so stark zusammen, daß alle sich wunderten; und sie stritten so, daß ihre Schilde in Stücke brachen und Roß und Reiter zu Boden sanken; und sowohl der französische wie der englische Ritter blieben so lange liegen, daß jeder glaubte, sie wären tot. Als Lucas der Mundschenk Griflet so liegen sah, setzte er ihn wieder auf ein Pferd, und nun taten die beiden wunderbare Waffentaten mit vielen angehenden Rittern. Auch Sir Kay brach mit fünf andern Rittern aus einem Hinterhalt hervor, und die sechs warfen sechs andre nieder. Aber Sir Kay tat an dem Tage wunderbare Waffentaten, daß keiner an dem Tage sich so rühmlich hervortat. Dann kamen Ladinas und Gracian, zwei Ritter aus Frankreich; die zeichneten sich so aus, daß alle sie rühmten. Dann kam Sir Placidas, ein guter Ritter, und stieß mit Sir Kay zusammen und warf ihn zu Boden mitsamt dem Gaul, worüber Sir Griflet zornig wurde und stieß mit Sir Placidas so hart zusammen, daß Roß und Mann zu Boden fielen. Aber als die fünf Ritter erfuhren, daß Sir Kay zu Fall gekommen war, ergrimmten sie über die Maßen, und stracks warf jeder von ihnen einen Ritter in den Sand. Als König Arthur und die beiden Könige sahen, daß die Wut auf beiden Seiten zunahm, stiegen sie rasch auf kleine Pferde und ließen ausrufen, die Männer sollten allesamt in ihre Quartiere ziehen. Und so begaben sie sich nach Hause und taten die Rüstung ab und dann zur Vesper und zum Mahle. Und nachher gingen die drei Könige in einen Garten und verliehen den Preis Sir Kay und Lucas dem Mundschenk und Sir Griflet. Und dann begaben sie sich in den Rat und mit ihnen Gwenbaus, das war der Bruder von Sir Ban, ein gelehrter Pfaffe, und es kamen auch Ulfius und Brastias hin und Merlin. Und nachdem sie Rat gehalten hatten, gingen sie zu Bett. Und am Morgen hörten sie Messe; und dann gingen sie essen und dann zum Rat und erwogen hin und her, was am besten zu tun war. Und schließlich kamen sie überein, Merlin sollte mit einem Zeichen von König Ban, es war ein Ring, zu seinen und des Königs Bors Mannen gehen; und Gracian und Placidas sollten wieder heimziehen und ihre Schlösser und ihre Länder behüten, wie König Ban von Benwick und König Bors von Gallia es ihnen befohlen hatten. Und so fuhren sie über das Meer und kamen nach Benwick. Und als die Mannen König Bans Ring und Gracian und Placidas sahen, waren sie froh und fragten, wie es den Königen ging, und freuten sich sehr über ihr Wohlergehen und ihre Eintracht; und wie der höchste Herr gewünscht hatte, rüsteten sich die Kriegsmänner, so schnell es ging, so daß sie fünfzehntausend zu Pferd und zu Fuß waren und dank Merlins Sorge große Vorräte an Lebensmitteln bei sich hatten. Aber Gracian und Placidas blieben zurück, um die Schlösser mit allem Nötigen zu versorgen und auszurüsten, aus Furcht vor König Claudas. Und als so alles in Ordnung war, fuhr Merlin, mit allem für Wasser und Land gut versehen, wieder über das Meer. Und als er an das Meer kam, schickte er das Fußvolk wieder zurück und nahm nur zehntausend Berittene mit sich, die zumeist bewaffnet waren, und schiffte sich so ein und fuhr über das Meer nach England und landete in Dover. Und mit großer Klugheit führte er die Schar nordwärts, auf den verborgensten Pfaden, die man finden konnte, zum Wald Bedegraine, und da in einem Tal schlug er ihnen im geheimen ihr Lager auf. Dann ritt Merlin zu Arthur und den zwei Königen und berichtete ihnen, wie er alles erledigt hatte; und da staunten sie sehr, wie ein Mensch auf der Erde das so schnell hatte besorgen und hin- und zurückreisen können. So berichtete ihnen Merlin, daß zehntausend in allen Stücken wohl Bewaffnete in dem Wald Bedegraine lagerten. Da war nun nichts weiter zu sagen, sondern sie setzten sich alle aufs Pferd und ritten zu der Schar, wie Arthur vorgesorgt hatte. So zog er mit Zwanzigtausend Tag und Nacht dahin; aber Merlin hatte vorher Vorsorge getroffen, daß kein Kriegsmann auf dieser Seite des Trentwassers in keinem Land reiten oder marschieren durfte, wenn er nicht ein Zeichen von König Arthur hatte, und dadurch wagten es die Feinde des Königs nicht, zu reiten, wie sie vorher zum Kundschaften getan hatten.

XII. KAPITEL

Und so kamen die Könige in kurzer Frist zu dem Schloß Bedegraine und fanden da ein sehr stattliches und wohlversorgtes Heer, worüber sie große Freude hatten, und reichlichen Proviant. Das war der Grund des Zugs der Nordmänner: sie waren wegen des Schimpfs und der Schmach gegen die sechs Könige in Carlion aufgebracht worden. Und diese sechs Könige hatten mittlerweile fünf andere Könige für sich gewonnen und fingen an, ihre Mannen zu sammeln; und sie schwuren einander auf Tod und Leben zu, sich nicht zu verlassen, bis sie Arthur vernichtet hatten. Und so legten sie einen Eid ab. Der erste, der einen Eid ablegte, war der Herzog von Cambenet, der versprach fünftausend gerüstete Berittene zu stellen. Dann schwur König Brandegoris von Stranggore, er wollte fünftausend berittene Krieger stellen. Dann schwur König Clariance von Northumberland, er wollte dreitausend Berittene bringen. Dann schwur der König der hundert Ritter, das war ein wackerer junger Mann, er wollte viertausend Berittene bringen. Dann schwur König Lot, ein sehr wackerer Ritter und der Vater Sir Gawains, er wollte fünftausend Berittene stellen. Ferner schwur König Urience, das war der Vater Sir Uwains aus dem Lande Gore, und der wollte sechstausend Berittene stellen. Ferner schwur König Idres von Cornwall, er wollte fünftausend Berittene stellen. Ferner schwur König Cradelmas, fünftausend Berittene zu stellen. Ferner schwur König Agwisance von Irland, fünftausend Berittene zu stellen. Ferner schwur König Carados, fünftausend Berittene zu stellen. So war ihre ganze Schar an fertig gerüsteten Berittenen fünfzigtausend Mann stark und zehntausend zu Fuß, lauter erlesenes Kriegsvolk. Dann waren sie bald gerüstet und stiegen zu Pferd und schickten ihre Vorreiter voraus; denn diese elf Könige belagerten das Schloß Bedegraine. Und so brachen sie auf und zogen Arthur entgegen und ließen wenige zurück, um die Belagerung fortzusetzen; denn das Schloß Bedegraine wurde von König Arthur gehalten, und die Mannen darin waren Arthurs Mannen.

XIII. KAPITEL

So wurden auf Merlins Rat Vorreiter ausgesandt, um das Land zu durchstreifen. Und sie stießen auf die Vorreiter vom Norden und brachten sie dazu, daß sie berichteten, auf welchem Wege das Heer kam; und dann berichteten sie es Arthur, und auf den Rat der Könige Ban und Bors ließen sie das ganze Land vor sich, durch das sie reiten sollten, niederbrennen und verwüsten. Der König mit den hundert Rittern hatte zwei Nächte vor der Schlacht einen wunderbaren Traum, daß ein großer Wind dahergefahren kam und ihre Schlösser und ihre Städte umblies, und nachher kam eine Flut und trug alles hinweg. Alle Leute, die von dem Gesichte hörten, sagten, daß es eine große Schlacht bedeutete. Dann fielen sie auf Merlins Rat, als sie ausgekundschaftet hatten, auf welchem Wege die elf Könige in dieser Nacht reiten und kampieren wollten, um Mitternacht über sie her, als sie in ihren Zelten waren. Aber die Streifwache bei ihrem Heer schrie: Ihr Herren! Zu den Waffen! Denn eure Feinde sind über euch!

XIV. KAPITEL

Da griffen König Arthur und König Ban und Bors mit ihren wackeren und treuen Rittern sie so gewaltig an, daß sie ihnen die Zelte über den Köpfen umwarfen; aber die elf Könige führten in männlicher Tapferkeit eine brave Schlacht, und es wurden an diesem Morgen zehntausend tüchtige Männer erschlagen. Und sie hatten eine schwierige Furt vor sich und waren fünfzigtausend auserwählte Krieger. Dann kam der Tag heran. Jetzt sollt ihr meinem Rat folgen, sagte Merlin zu den drei Königen. Ich schlage vor, daß König Ban und König Bors, mit ihrem Gefolge von zehntausend Mann, hier zur Seite in einen Wald in den Hinterhalt gelegt werden und sich versteckt halten und daß sie da untergebracht sind, ehe das Tageslicht kommt, und daß sie sich nicht rühren, bis Ihr und Eure Ritter lange mit ihnen gekämpft habt. Und wenn der Tag anbricht, zieht Eure Schlacht gerade vor sie und die Furt, daß sie Euer ganzes Heer sehen können; denn dann werden sie um so kühner sein, wenn sie sehen, daß Ihr nur etwa zwanzigtausend Mann stark seid, und werdet sie dazu bringen, daß sie um so froher sind, Euch und Euer Heer über die Furt zu lassen. Alle drei Könige und sämtliche Barone sagten, daß Merlin vortrefflich sprach, und es wurde sofort so getan, wie er geraten hatte. So war am Morgen, als jedes Heer das andre sah, das Nordheer getrosten Mutes. Dann wurden Ulfius und Brastias dreitausend Mann beigegeben, und sie setzten wacker über die Furt und schlugen rechts und schlugen links, daß es wunderbar zu berichten war. Als das die elf Könige sahen, daß eine so kleine Schar solche Waffentaten verrichtete, schämten sie sich und griffen sie noch einmal wacker an; und Sir Ulfius’ Pferd wurde unter ihm erschlagen, doch er kämpfte wunderbar tapfer zu Fuß. Aber der Herzog Eustae von Cambenet und König Clariance von Northumberland waren immer fürchterlich hinter Ulfius her. Als Brastias seinen Gefährten so von allen Seiten bedrängt sah, warf er einen Speer nach dem Herzog, daß Roß und Reiter zu Boden fielen. Das sah König Clariance und wandte sich gegen Brastias; und jeder traf den andern so, daß Roß und Reiter zur Erde sanken, und so lagen sie lange betäubt, und die Knie ihrer Pferde zerbrachen. Dann kam Sir Kay der Seneschall mit sechs Genossen und tat treffliche Streiche. Derweil kamen die elf Könige, und Griflet wurde zu Boden geworfen, Roß und Reiter, und Lucas der Mundschenk, Roß und Reiter, von König Brandegoris und König Idres und König Agwisance. Dann wurde das Handgemenge auf beiden Seiten sehr stark. Als Sir Kay Griflet zu Fuß sah, ritt er gegen Nentres und warf ihn nieder und führte sein Pferd zu Sir Griflet und setzte ihn wieder aufs Pferd. Und mit dem nämlichen Speer warf Sir Kay König Lot um und verletzte ihn sehr schwer. Das sah der König mit den hundert Rittern und rannte gegen Sir Kay und warf ihn nieder und nahm sein Pferd und gab es König Lot, der dafür großen Dank sagte. Als Sir Griflet Sir Kay und Lucas den Mundschenk zu Fuß sah, nahm er einen scharfen Speer, der war lang und breit, und ritt gegen Pinel, einen wackeren Degen, und warf Roß und Reiter nieder; und dann nahm er sein Pferd und gab es Sir Kay. Als König Lot König Nentres zu Fuß sah, rannte er gegen Melot de la Roche und warf ihn nieder und gab König Nentres das Pferd und setzte ihn wieder aufs Pferd. Ferner sah der König der hundert Ritter König Idres zu Fuß; er rannte gegen Gwimiart de Bloi und warf ihn nieder, Roß und Mann, und gab König Idres das Pferd und setzte ihn wieder aufs Pferd; und König Lot warf Clariance de la Forest Savage nieder und gab das Pferd Herzog Eustace. Und als sie so den Königen wieder aufs Pferd geholfen hatten, sammelten sie alle elf Könige und sagten, sie sollten für den Schaden, den sie an diesem Tag genommen hatten, gerächt werden. Mittlerweile kam Sir Ector in Kampflust angesprengt und fand Ulfius und Brastias zu Fuß, in großer Todesgefahr; denn sie wurden von Pferdehufen übel zertreten. Da rannte König Arthur wie ein Löwe gegen König Cradelment von Nordwales und traf ihn in die linke Seite, daß das Pferd und der König niederfielen; und dann griff er das Pferd am Zügel und führte es zu Ulfius und sagte: Nimm das Pferd, mein alter Freund, denn ein Pferd tut dir sehr not. Vielen Dank, sagte Ulfius. Dann tat König Arthur so wunderbare Heldentaten, daß alle Männer staunten. Als der König mit den hundert Rittern König Cradelment zu Fuß sah, rannte er gegen Sir Ector, Sir Kays Vater, der ein gutes Pferd hatte, und warf Roß und Reiter nieder und gab das Pferd dem König und half ihm wieder aufs Pferd; und als König Arthur den König auf Sir Ectors Pferd reiten sah, ergrimmte er und hieb dem König mit seinem Schwert über den Helm, daß ein ordentliches Stück von dem Helm und dem Schild herunterfiel; und das Schwert schnitt weiter bis in den Hals des Pferdes, und so sanken das Pferd und der König zu Boden. Dann ging Sir Kay gegen Sir Morganore, den Seneschall des Königs von den hundert Rittern, los und warf ihn nieder, Roß und Reiter, und führte das Pferd seinem Vater Sir Ector zu; dann rannte Sir Ector gegen einen Ritter namens Lardans und warf Roß und Reiter nieder und führte das Pferd zu Sir Brastias, dem ein Pferd gar not tat und der arg zerschunden war. Als Brastias Lucas den Mundschenk sah, der wie ein Toter unter den Pferdehufen lag – denn soviel auch Sir Griflet tat, ihn zu befreien, es waren immer vierzehn Ritter über Sir Lucas her – da traf Brastias einen von ihnen über den Helm, daß das Schwert bis zu den Zähnen durchfuhr; und er ritt gegen einen andern und traf ihn, daß der Arm ins Feld flog. Dann ritt er gegen den dritten und traf ihn über die Schulter, daß Schulter und Arm übers Feld flogen. Und als Griflet sah, daß er Luft hatte, hieb er einem Ritter über die Schläfen, daß Kopf und Helm zu Boden fielen; und Griflet nahm das Pferd dieses Ritters und führte es zu Sir Lucas und hieß ihn das Pferd besteigen und seine Wunden rächen. Denn Brastias hatte vorher einen Ritter erschlagen und Griflet wieder zu einem Pferd verholfen.

XV. KAPITEL

Dann sah Lucas den König Agwisance, der zuletzt Moris de la Roche niedergeschlagen, und Lucas rannte gegen ihn mit einem kurzen Speer, der war groß genug, und er prallte gegen ihn an, daß das Pferd zu Boden fiel. Auch traf Lucas da Bloias de la Flandres und Sir Gwinas, zwei kühne Ritter zu Fuß, und in der Raserei, in der Lucas war, schlug er zwei Junker nieder und setzte die Ritter wieder aufs Pferd. Dann wuchs der Kampf auf beiden Seiten stark an, Arthur aber war froh, daß seine Ritter wieder zu Pferd waren; und dann kämpften sie miteinander, daß der Schall und das Getöse weithin über den Wald und das Wasser dröhnte. Da machten sich König Ban und König Bors fertig und richteten ihre Schilde und Harnische und waren so mutig, daß viele Ritter vor Wut bebten und zitterten. Derweil waren Lucas und Gwinas und Briant und Bellias von Flandern stark im Gemenge gegen sechs Könige, nämlich König Lot, König Nentres, König Brandegoris, König Idres, König Uriens und König Agwisance. Und sie bedrängten mit Hilfe von Sir Kay und Sir Griflet diese sechs Könige hart, daß sie kaum noch imstande waren, sich ihrer zu erwehren. Aber als Sir Arthur sah, daß die Schlacht auf keine Art zu Ende gehen wollte, wurde er grimmig wie ein Löwe und sprengte sein Pferd hierhin und dorthin, rechterhand und linkerhand, und hielt nicht an, bis er zwanzig Ritter erschlagen hatte. Auch verwundete er König Lot arg an der Schulter, so daß er das Feld verlassen mußte; auch Sir Kay und Griflet taten mit König Arthur große Heldentaten. Dann stießen Ulfius und Brastias und Sir Ector gegen den Herzog Eustace und König Cradelment und König Clariance von Northumberland und König Carados und gegen den König mit den hundert Rittern. So stießen diese Ritter mit diesen Königen zusammen und bearbeiteten sie so, daß sie das Feld verlassen mußten. Da jammerte König Lot sehr über seine und seiner Genossen Verluste und sagte zu den zehn Königen: Wenn ihr nicht tut, wie ich rate, werden wir geschlagen und vernichtet sein; gebt mir den König mit den hundert Rittern und König Agwisance und König Idres und den Herzog von Cambenet, und wir fünf Könige wollen fünfzehntausend Krieger mit uns nehmen und wollen zur Seite gehen, während ihr sechs Könige mit zwölftausend die Schlacht weiterführt: wenn wir sehen, daß ihr lang mit ihnen gekämpft habt, dann wollen wir kühn hervorbrechen, und anders als so werden wir sie nicht bezwingen. So teilten sie sich ab, wie sie hier beraten hatten, und sechs Könige wendeten ihre Scharen zu starkem Angriff gegen Arthur und kämpften lange. Mittlerweile brach der Hinterhalt des Königs Ban und des Königs Bors hervor, und Lionses und Phariance hatten die Vorhut; diese zwei Ritter stießen mit König Idres und seiner Schar zusammen, und da begann ein scharfes Kämpfen und Lanzenbrechen und Schwerterschlagen, und Männer und Gäule wurden erschlagen, und König Idres war nah am Untergang. Das sah Agwisance der König und brachte Lionses und Phariance in Gefahr des Lebens, denn der Herzog von Cambenet sprengte mit einer großen Schar heran; so waren diese zwei Ritter in großer Gefahr und waren nahe daran zu fliehen, aber immer brachten sie sich und ihre Schar wieder wunderbar in Sicherheit. Als König Bors diese Ritter zurückgeschlagen sah, betrübte es ihn sehr; da sprengte er so schnell heran, daß seine Schar schwarz wie Tusche aus Indialand zu schauen war. Als König Lot König Bors gewahrte, den er gut kannte, da sagte er: O Jesu, schütz uns vor Tod und gräßlichen Martern! Ich sehe wohl, wir sind in großer Todesgefahr; denn dort sehe ich einen König, einen der ehrenwertesten Männer, und einen der besten Ritter der Welt in seiner Schar dabei. Wer ist das? fragte der König mit den hundert Rittern. Das ist, sagte König Lot, der König Bors von Gallia; ich staune, wie sie in dieses Land kommen, ohne daß wir alle es wissen. Es geschah durch Merlins Rat, sagte der Ritter. Was ihn angeht, sagte König Carados, so will ich König Bors angreifen, und ihr werdet mir beistehen, wenn Not an Mann ist. Voran, sagten sie alle; wir werden alles tun, was wir können. Da ritten König Carados und seine Schar langsam dahin, bis sie nur noch einen Pfeilschuß von König Bors entfernt waren; dann ließen sie auf beiden Seiten die Pferde rennen, soviel sie vermochten. Und Bleoberis, der das Patenkind des Königs Bors war, trug seine Hauptstandarte; er war ein sehr guter Ritter. Jetzt wollen wir sehen, sagte König Bors, wie diese Nordbriten mit den Waffen umgehen können: und König Bors stieß mit einem Ritter zusammen und durchbohrte ihn mit einem Speer, daß er tot zur Erde fiel, und danach zog er sein Schwert und tat wunderbare Waffentaten, daß auf allen Seiten großes Staunen darob war; und seine Ritter blieben nicht zurück, sondern taten ihr Teil, und König Carados wurde zu Boden geworfen. Darüber kam der König mit den hundert Rittern und befreite König Carados mit mächtiger Waffengewalt; denn er war ein sehr tüchtiger Ritter, wenn schon er noch ein junger Mann war.

XVI. KAPITEL

Nunmehr kam König Ban, stark wie ein Löwe, in das Feld, mit grün und goldenen Bändern. Ha! ha! sagte König Lot, wir müssen geschlagen werden; denn dort sehe ich den tapfersten Ritter der Welt und den berühmtesten Mann. Zwei solche Brüder wie König Ban und König Bors leben nicht mehr: wir müssen daher das Feld räumen oder sterben, und wenn wir uns nicht männlich und klug zurückziehen, bleibt nur der Tod. Als König Ban in die Schlacht kam, sprengte er so gewaltig herein, daß die Streiche vom Wald und Wasser widerdröhnten; und es weinte König Lot vor Schmerz und Jammer, als er sah, wie so viele gute Ritter ihr Ende fanden. Aber durch die große Gewalt von König Ban kam es, daß die beiden Teile der Nordbriten, die sich getrennt hatten, vor großer Furcht wieder zueinander stießen; und die drei Könige