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Der Band "König Ludwigs galante Chronika" umfasst eine Sammlung vieler kleinerer Erzählungen und Novellen des französischen Schriftstellers der Frührenaissance.
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Seitenzahl: 504
Veröffentlichungsjahr: 2012
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König Ludwigs galante Chronika
Antoine de la Sale
Inhalt:
Antoine de La Salle – Biografie und Bibliografie
König Ludwigs galante Chronika
Von König Ludwig XI. und wie diese Chronik zustande kam.
Das Schneekindelein.
Der Säufling im Paradiese.
Der Zweikampf mit Nestelbändern.
Der Mann, der sein Weib verkuppelte.
Die Aalpasteten.
Der entmannte Amtsschreiber.
Der Papstmacher oder Gottesmann.
Die geheilte Äbtissin.
Das Kind, das zwei Väter hatte.
Halb im Stiefel.
Der blinde Einäugige.
Eine Dirne ist die andre wert.
Das Edelfräulein als Rittersmann.
Der gewappnete Ehekrüppel.
Der hohe Herr im Kleiderkasten.
Die drei Franziskaner.
Der Staatsrat mit der Mehlhaube.
Einer oben, einer unten.
Ein nicht gar säuberlicher Weihwasserkessel.
Alles am falschen Ort.
Die doppelte Liebschaft.
Das Zehnt der Frauen.
Ein Bruder, der mit sich reden läßt.
Zwischen zwei Feuern.
Die verliebte Fleischersfrau im Schornstein.
Der Ehemann als Pfarrer.
Die zwei ersoffenen Mauleselinnen.
Die richtigen Väter.
Die Schäferstunde.
Die drei Ratschläge.
Die Frau, der Pfarrer, die Magd und der Wolf.
Der verliebte Kranke.
Die neuen Minoritenbrüder.
Der hineingelegte Ehekrüppel.
Der verlorene Ring.
Die Frau mit den drei Ehemännern.
Die ausgeplünderte Dirne.
Die anständige Frau mit zwei Ehemännern.
Das Horn des Teufels.
Not macht erfinderisch.
Der Vogel im Käfig.
Der Dudelsack.
Der Ehemann als Beichtiger.
Der wiedergefundene Esel.
Der gerettete Hahnrei.
Der zweigestaltige Pfarrer.
Die Kehrseite der Medaille.
Die Verwandlung.
Das Hundetestament.
Der Unglücksrabe.
Der tugendhafte Liebhaber.
König Ludwigs galante Chronika, A. de la Sale
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849609351
www.jazzybee-verlag.de
Hervorragender franz. Schriftsteller, geb. 1388 wahrscheinlich bei Arles als unehelicher Sohn des berühmten Bandenführers Bernhard de La Sale, gestorben gegen 1470, lebte in der Provence im Dienste Ludwigs II., Ludwigs III. und Renés, der seinen Sohn Johann durch ihn erziehen ließ. Er war 1422 in Rom. 1448 wurde er Erzieher der drei Söhne Ludwigs von Luxemburg. Von da ging er gegen 1459 nach Flandern an den Hof Herzog Philipps des Guten. Von seinen Werken verdienen Erwähnung die »Chronique du petit Jehan de Saintré«, 1459 in Genappe geschrieben und Johann gewidmet (Ausg. von Guichard 1843, von Hellény 1890); es ist ein historischer Roman, der das Ideal der ritterlichen Ausbildung jener Zeit schildern soll. Manche schreiben ihm zu das »Livre des faits de Jacques Lalaing«, das Leben eines burgundischen Ritters (hrsg. in den »Œuvres de G. Chastellain«, Brüssel 1866); sodann die »Quinze joyes de mariage« (Par. 1857, illustriert 1887), eine Satire auf die Ehe, so treffend beobachtet und mit so seinem Witz geschildert, daß das Werk noch heute höchst ergötzlich wirkt. Während L. sich hier in einem Rätsel nennt, hat er in den »Cent nouvelles nouvelles« seine Autorschaft nur angedeutet, die verschiedenen Novellen aber verschiedenen Personen an Philipps Hof zu Genappe in den Mund gelegt (Ausg. von 1480 nach einer verlornen, von 1858 von Th. Wright nach der einzigen jetzt noch bekannten Handschrift). Vgl. Gossart, A. de La Sale (2. Aufl., Brüssel 1903); Nève, A. de la Salle, sa vie et ses ouvrages (Par. 1903); Söderhjelm, Notes sur A. de L. (Helsingfors 1904).
Nicht ohne lebhafte Neugier wird ein Leser Balzacs in dessen »Drolligen Geschichten« auf die rühmenden Hinweise gestoßen sein, die der Meister der französischen Erzählerkunst zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts seinen Vorbildern widmete. Sagt er doch selbst, daß er sich an ihnen geschult, von ihnen den bald übersprudelnden, bald trockenen, aber desto unwiderstehlicheren Witz abgeguckt hat. In den »Drolligen Geschichten« ist es nicht Boccaccio, dem Balzac die wärmsten Worte der Anerkennung zollt, – vielleicht, weil der Autor des »Dekameron« – kein Franzose war, und ein Franzose zuerst einmal zuschaut, ob er nicht unter seinen Landsleuten Gleichwertiges findet, ehe er sich in emphatischen Worten der Bewunderung für fremde Leistungen ergeht. (Freilich läßt sich gegen solches, nicht ganz objektive Verhalten unserer westlichen Nachbarn in gewisser Beziehung manches einwenden, zumal, wenn es ausartet und an überlegenen Leistungen Fremder kein gutes Haar läßt oder sie mit Schweigen und Nichtachtung straft und die Leistungen der eignen Landsleute kritiklos in den Himmel hebt. Aber könnten wir Deutsche nicht manches dabei lernen, die wir noch immer eine ausgesprochene Neigung haben, alles Ausländische zu verhimmeln, auch dann, wenn wir Gleichwertiges oder gar Besseres aufweisen können? Ich kenne heute noch manchen deutschen Fabrikanten, der seine Ware über England wandern läßt, um ihr unter englischer Flagge den wünschenswerten Absatz zu verschaffen!!)
Balzac hatte es nicht schwer, im eigenen Lande Umschau zu halten: er fand die »Hundert neuen Novellen« König Ludwigs XI. und das »Heptameron« der Königin von Navarra, und wenn diese beiden Werke auch nach dem »Dekameron« entstanden sind und selbiges als Vorbild hatten, so gehören sie immerhin zu den bedeutendsten der Weltliteratur, und an ihnen achtlos vorbeigehen, weil Boccaccio als erster in der Reihe seine Aufgabe so vollendet gelöst hat, wäre ebenso lächerlich, wie wenn man Schiller zum Kehricht würfe, weil ihm Shakespeare als unübertroffener Meister voranging.
Es ist ein unbestreitbares Verdienst des Verlages W. Borngräber, daß er seinem Leserkreise die ganze Reihe dieser Schöpfungen nebeneinander bietet und sich nicht an den Erfolg eines einzelnen aus dem Rahmen gerissenen Werkes klammert. Schon das »Heptameron« ist von dem launenhaften Geschmack des Publikums in Deutschland (nicht so in Frankreich usw.!) etwas stiefmütterlich behandelt worden, und die Verleger haben sich zu Unrecht dieser Laune lange Zeit gebeugt. Diese »Hundert Neuen Novellen« vollends, die zeitlich zwischen »Dekameron« und »Heptameron« liegen, sind der breiteren deutschen Öffentlichkeit einfach vorenthalten worden, während sie im Westen wie im Osten unseres lieben Vaterlandes zum Bestande jeder Bibliothek gehören, die einigermaßen den Ansprüchen auf Vollständigkeit in bezug auf Werke der Weltliteratur genügt. Diese Lücke soll nunmehr durch die vorliegende Ausgabe nach Möglichkeit ausgefüllt werden.
Ludwig XI., aus dem Hause Valois, gehört zu den eigenartigen Erscheinungen der Vergangenheit, deren Charakterbild zwischen hellsten Lichtern und schwärzesten Schatten jäh hin- und herschwankt. Ihn zeichnen hieße in gleichem Atem hehre Tugenden preisen und schändliche Bosheit geißeln. Zwei Autoren nur haben es bisher gewagt: Walter Scott in seinem berühmten Roman »Quentin Durward« und Delavigne in dem Drama, das des Königs Namen trägt. Als dritten könnte man Balzac nennen, der in seinen »Drolligen Geschichten« manch kennzeichnendes Bild von dieser problematischen Natur entworfen hat, ohne daß es ihm aber gelungen wäre, die unvereinbaren Gegensätze seines Wesens psychologisch verständlich zu machen. Immerhin deutet er die Lösung des Rätsels an, indem er ihn aus seiner Zeit heraus, inmitten seiner Zeitgenossen, schildert. Er läßt aber ein Wichtiges beiseite: das – wenn ich so sagen darf – naturnotwendige Bedürfnis jener Entwicklungsperiode Frankreichs, zu einer Einheitlichkeit zu kommen.
Es gibt Dinge, von denen man zu sagen pflegt, daß sie »in der Luft liegen«: Jede große Bewegung, jede bahnbrechende Erfindung usw. liegt um die Zeit herum, da sie gleichsam »reif« wird, in Erscheinung zu treten, solchermaßen in der Luft. Wohl gibt es vorher, oft lange zuvor, Leute, die den gleichen Gedanken wälzen, zu verwirklichen suchen und bisweilen auch zu einem ganz ansehnlichen Ergebnis kommen. Aber: liegt der Erfolg im Rahmen des Staatslebens, so zerfließt er in Bälde, oft anscheinend unbegreiflicherweise, und nimmt ein gar kläglich Ende, um erst viel, viel später und dann unter Umständen fast mühelos von neuem zu gelingen und fortan wirklich Bestand zu haben. Liegt er im Rahmen der Wissenschaft, dann wird er verlacht oder gar verfolgt: die Zeit ist nicht »reif« dafür, und der Genius, der über die Undankbarkeit der Mitwelt klagt, hat mit dieser Klage nur bedingt Recht: – er würde es doch auch durchaus begreiflich finden, wenn ein Kind einen abstrakten Gedankenschluß nicht verstehen würde, der ja außerhalb des kindlichen Fassungsvermögens liegt. Darum blieb zum Beispiel die Entdeckung der Elektrizität im Rahmen der europäischen Kulturentwicklung gute zweihundert Jahre unbeachtet und verlacht (ich lasse die Frage, ob es eine Wiederentdeckung gewesen ist, beiseite, weil es sich dabei auf alle Fälle früher nicht um unsere Kultur gehandelt hat). Ein geistreicher Franzose hat einmal den Widerstand gegen diese Entdeckung in den Gehirnen der Herrn Akademiker mathematisch in der Art errechnet, daß er ihn dem Widerstand eines elektrischen Leitungsdrahtes von der Länge der Strecke gleichsetzte, die ein elektrischer Funke in diesen zweihundert Jahren zurückgelegt haben würde. Freilich versetzte er damit manchem Gelehrten die beabsichtigte moralische Ohrfeige mit Recht für die Anmaßung, sich in wissenschaftlichen Fragen eine päpstliche Unfehlbarkeit beizumessen, aber der naturnotwendigen Unfähigkeit der meisten Gehirne, gewaltige Entwicklungsphasen gleichsam sprunghaft zu durchmessen, hat er doch nicht genügend Rechnung getragen.
Aber auch im Rahmen der normalen Fortentwicklung gibt es fast Schritt für Schritt Momente, wo nur eine gewisse gewalttätige Rücksichtslosigkeit den Widerstand überwinden kann, der aus dem Wirken von gesundem Konservativismus und blöder Indolenz entsteht. Es gilt, den Stein zu lockern, ehe man ihn ins Rollen bringen kann. Die lauten Schreier, die mit selbstbewußter Zufriedenheit über die derzeitigen Leistungen und Fortschritte lobsingen (ich rede nicht nur von heute, – so war es zu allen Zeiten!), sehen nur den bereits wie von selbst vorwärtstrudelnden Stein und trampeln auf den andern Felsblöcken herum, die noch des Augenblickes harren, wo wirkliche Bahnbrecher sie in Angriff nehmen.
Ein Bahnbrecher war auch Ludwig XI. – nicht vielleicht der erste, aber einer der bedeutendsten auf dem Weg zur Konsolidierung Frankreichs. Und um zu dem Ziele zu gelangen, das erst der dreizehnte Ludwig endgültig erreichte, mußte er oft genug in dem rauhen fünfzehnten Jahrhundert (er lebte 1423-83) alles das beiseiteschieben, was der hammelmütige Bourgeois milde und treu zu nennen liebt. Ich brauche niemandem zu sagen, daß jede Politik ein Interessenkampf ist, der genau so durchgeführt werden muß, wie ein Kaufmann seine Ware in Schwung bringt oder sein Geld fruchtbar verwertet. Wenn Herr Mayer nach dem Posten des Herrn Müller äugt, fragt er wenig danach, ob dieser verheiratet ist, ein Rudel Kinder hat, und vielleicht zu alt ist, um einen andern Posten zu finden, fragt nicht danach, ob Müller mit Familie vielleicht ins Elend gerät und durch Massenselbstmord endet, wenn er, Mayer, ihn brotlos macht obgleich er selbst vielleicht Junggeselle ist und auch ohne den Posten leben könnte. Aber in politischen Fragen wird er zetern, und wird gewaltige Herrscher für Henker und grausame Gewaltmenschen oder gemeine Intriganten erklären – es sei denn, daß er Gelegenheit findet, sein Profitchen dabei zu holen.
Dies der Standpunkt des Bourgeois, denn es wird überall mit zweierlei Maß gemessen, und darum wird mir auch ein Bourgeois nicht glauben, daß es durchaus erklärlich ist, wenn sich Ludwig XI. nebeneinander »klug, fest, tätig, gerecht« und »grausam, mißtrauisch und heuchlerisch« zeigte. Er war eben, wie die Umstände es erheischten, denen er im Kampfe um die Einigung und Festigung Frankreichs begegnete. Ränkevollen und brutalen Gegnern trat er mit gleichen Waffen entgegen, vor dem schlichten Volke, das sich seiner lenkenden Hand ziemlich willig fügte, entfaltete er seine Herrschertugenden auch in dem Sinne, den ein moderner liberaler Parteimann darunter versteht; förderte Handel und Industrie, gab der Universität Paris eine neue, vollkommene Gestalt, gründete andere Universitäten, an die er die Geistesleuchten seines Jahrhunderts, griechische Gelehrte, berief; vereinheitlichte auch den Parlamentarismus seiner Zeit durch Verschmelzung der kleineren Landesvertretungen zu den »Reichsständen«, die er berief; und hätte also kurz und gut ein »liberaler Mann« genannt werden können, wenn er nicht das Unglück gehabt hätte, trotz seiner unzweifelhaft bedeutenden Bildung – abergläubig gewesen zu sein.
Umgekehrt aber revoltierte er entgegen allen Gesetzen der Pietät gegen seinen (recht unsympathischen) Vater zu wiederholten Malen, was diesem Lebemann das Dasein derart verbitterte, daß er angeblich deshalb, achtundfünfzigjährig, viel früher von der Erde Abschied nahm, als seine Anhänger das erwartet hatten (denn ob Karls VII. Tode hat gar mancher im wahren Sinne des Wortes den Kopf verloren), und anno domini 1461 seinem aufsässigen Sohne den Thron überließ, auf dem er nicht gerade überaus viel geleistet hatte. Sein Volk hat ihm den Namen »Der Siegreiche« beigelegt; aber siegreich war eigentlich nur Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans, die, wie man weiß, seinen schlaffen Widerstand und seine Niederlagen gegen die Engländer wettmachte, und dafür von ihrem »edlen« König preisgegeben wurde; auch die ihm später in den Schoß fallenden Erfolge würde Karl wohl nicht genutzt haben, wenn nicht eine andere Frau, seine Mätresse Agnes Sorel, ihrem temperamentvollen Ehrgeiz alle Zügel hätte schießen lassen.
Daß Ludwig jeden Vorwand beim Schopfe ergriff, um gegen seinen Vater Ränke zu spinnen und sich aufzulehnen kann man ihm also nicht sehr verübeln, wenn man sich den Alten näher beschaut. Daß er sich mit Persönlichkeiten allerzweifelhaftester Herkunft mit Vorliebe umgab (ich erinnere an das Kleeblatt Olivier le Dain, den Barbier, »Gevatter« Tristan, den Henker, und La Balue, den Kardinal und obendrein hochbegabten Staatsmann, deren Bilder Balzac so reizvoll entwarf – alles Leute, die Ludwig aus dem Nichts emporgehoben hatte – auch das ist hinreichend verständlich; denn er, der die Macht der Vasallen brach, um sein Land zu vereinheitlichen, war von Mordplänen und Verrat umlauert, und nur Leute, die mit ihm standen und fielen, weil sie ihm alles verdankten und von einem andern nur jähen Sturz, wenn nicht schleunige Beseitigung durch Strang oder Beil erwarten mußten, nur solche boten ihm eine verhältnismäßige Sicherheit als Mensch und als König. Daß er endlich störrischen Widerstand eigensüchtiger und hochfahrender Vasallen durch grausame Exekutionen zu schrecken suchte, daß er Meineidige durch Trug und List bekämpfte, Intriganten mißtrauisch bespähte und kurz vor keinem Mittel zurückschreckte, wenn er nur seinem Ziele dadurch näher kam, so wird das nach dem vorigen wohl nicht mehr so unbegreiflich erscheinen, und seinen Tugenden kann es darum keinen Abbruch tun.
Wenn ich von Tugenden rede, meine ich damit nicht, was man heute zu den Erfordernissen von Moral und Sittsamkeit rechnet. Die Menschen des fünfzehnten Jahrhunderts waren schlichter in ihrer Lebensauffassung und stellten an den Lebenswandel des irdischen Sünders weitaus weniger beschränkende Forderungen als der moderne Kulturmensch. Ich habe darüber manches im Vorwort zum »Heptameron« gesagt, und mehr noch findet man in dem Büchlein »Eheleute und Kirchenleute« zu diesem Thema. Dort wird der Leser für vieles eine Erklärung finden, was ich hier mit wenigen Bemerkungen abtun muß, zumal über den Entwicklungsgang jener Sitten, die er hier in diesen Novellen angedeutet findet und die in zwei Jahrhunderten zu dem »galanten Zeitalter« im engeren Sinne und zum Zusammenbruch der französischen Königsmacht und der um sie gruppierten Gesellschaft führten. Ehe ich darauf eingehe, sei der Entstehungsgeschichte der »Hundert Neuen Novellen« gedacht. Wir verdanken sie gewissermaßen den Verschwörungen des damaligen Kronprinzen Ludwig.
Die erste Verschwörung fällt in die Jahre 1440 – 41. Als sich dann Vater und Sohn wieder einigermaßen vertrugen, erwies Ludwig seine kriegerische Tüchtigkeit im Kampfe gegen die Engländer und Schweizer. Aber schon 1443 fing er wieder an zu intrigieren, und seine Wühlereien fanden ihren Höhepunkt im Jahre 1456, wo es zum offenen Bruch kam und der Kronprinz sich genötigt sah, beim Herzog von Burgund Aufnahme und Schutz zu suchen. Dort hat er bis zum Tode des Vaters gelebt, und zwar war es die wasserumspülte, fast uneinnehmbare Feste Genappe, unweit Brüssel, zwischen Nivelle und Gemblours auf der kleinen Insel Dyle, die ihm einen vor Überfällen hinreichend gesicherten Zufluchtsort bot.
Dort konnte er sich dem Wohlleben hingeben, zu dem er einen gewissen Hang von seinem verbuhlten, lasterhaften Vater geerbt hatte. Sein reger Geist und seine Bildung hinderten ihn, darin wie in einem Sumpfe zu versinken und zu verfaulen. Das beweist uns die Tatkraft, mit der er sich 1461 auf die Regierungsgeschäfte stürzte, das beweist uns auch die Entstehung der hundert Novellen.
Ein anderer hätte sich damit zufrieden gegeben, in dem Zufluchtsort, den Philipp der Gute seinem zukünftigen Könige voll kluger Berechnung bot, bei leckerem Mahle und würzigem Trunke inmitten liebesdurstiger, verbuhlter Frauen mit lustigen Kumpanen herzerquickende Scherze auszutauschen und den Klatsch, die Tagesereignisse durchzuhecheln. Ludwig fand es angebracht, das Bemerkenswerteste zu sammeln und solchermaßen ein französisches »Dekameron« zu schaffen, gleich wie nach ihm die Königin von Navarra diesen Plan faßte.
Während aber letztere ihren Plan nicht zu Ende führen konnte, weil ihr der Tod die Feder aus der Hand nahm, hat Ludwigs »Dekameron« mit dem des Boccaccio nur die Zahl der Erzählungen gemeinsam: Die Form, die Einkleidung in eine Rahmenerzählung und die Einleitung in zehn durch Erzählen ausgefüllte Tage fehlt, – vielleicht zum Vorteil des Werkes; denn weder Ludwig, der die Idee gab und mindestens ein Dutzend Geschichten beisteuerte, noch der Herzog von Burgund, der ebenfalls daran mitarbeitete und dem das Buch gewidmet wurde, noch endlich Antoine de la Salle, der Autor der »Fünfzehn Ehefreuden«, dem die Überarbeitung und Zusammenstellung des Buches übertragen ward, scheinen zu jenen tieferen Spekulationen veranlagt gewesen zu sein, die den der Rahmenerzählung zugehörigen Zwischengesprächen der Königin von Navarra ihren eignen Wert und Reiz verleihen.
Zugleich erleichtert die schlichte Folge von Erzählungen, die durch keinerlei Zwischenreden verbunden sind, die für eine deutsche Ausgabe unvermeidliche Auswahl: denn allein über ein Drittel der im Original enthaltenen Geschichten läßt sich in keiner Weise verdeutschen, ohne mit den Regeln der Zensur in Konflikt zu kommen. Glücklicherweise bleibt noch genug des Wertvollen übrig, um dem Leser, der in die Sittenzustände der Zeit einen Einblick zu erhalten wünscht, alles Wesentliche zu bieten.
Ich möchte hier einmal meinen Standpunkt gegenüber den Vorschriften der zensurierenden deutschen Staatsanwaltschaft präzisieren: ich halte es für durchaus berechtigt, wenn in Übersetzungen von Werken halb künstlerischen, halb kulturhistorischen Wertes solche Teile gemildert oder ausgeschieden werden, die von einem vielleicht anfechtbaren aber immerhin auch zu verteidigenden Standpunkt aus für anstößig gelten können, dafern die Kürzungen nicht das Künstlerische des Werks zerstören oder die kulturhistorischen Werte wesentlich beeinträchtigen. Dem Forscher bleibt es ja, zumal bei so allgemein bekannten Sprachen wie dem Französischen, unbenommen, das Original durchzuarbeiten, und er wird sich auch in das Altertümliche der Sprache bald einlesen, wenn es ihm nicht geläufig ist. Aber solche Werke dem weiteren Leserkreise deshalb einfach vorzuenthalten, weil es nicht für die kleinen Kinder geschrieben ist, muß entschieden verurteilt werden, weil die Kenntnis vergangener Kulturzustände zur allgemeinen Bildung gehört, weil das Interesse dafür in Laienkreisen viel zu rege ist und weil auch der federgewandteste Kulturhistoriker nicht die Anschaulichkeit ersetzen kann, die in der Schilderung der entsprechenden alten Werke liegt.
Nehmen wir z. B. die Geschichte: »Die Kehrseite der Medaille«. Gewiß mag diesem oder jenem die Pointe gewagt erscheinen, und es wird Moralisten geben, die Zetermordio darüber schreien dürften. Aber vielleicht keine der sämtlichen hundert Novellen dieses Buches, keine der Novellen Bocaccios oder des »Heptamerons« führen so bis ins Innerste der damaligen Lebensgewohnheiten hinein. Überhaupt sind die »neuen Novellen« durch ihre Detailschilderungen des intimen Lebens, durch ein Schmuckwerk, das bisweilen vielleicht einer gewissen Unbehilflichkeit entstammte, aber heute nicht mehr so wirkt, weil es uns so überragend interessante Einblicke gestattet, von einem so hohen kulturhistorischen Werte, daß Boccaccios »Dekameron« daneben geradezu in den Hintergrund gedrängt wird, trotzdem seine künstlerischen Qualitäten wohl bedeutender sind.
Dagegen gibt es unter Ludwigs Novellen eine ganze Reihe, deren Witz sich in keiner Weise mit dem verträgt, was man mit behördlicher Erlaubnis der Öffentlichkeit unterbreiten kann, und die dabei auch in ihren Sittenschilderungen nichts Wertvolles enthalten. Die meisten von ihnen sind offenbar den Werken von Poggio Braciollini entnommen, wohl weil es den Erzählern bisweilen an neuem Stoff fehlte. Und diese auszuscheiden, trug ich nicht das geringste Bedenken. An ihnen hat meines Erachtens das vorliegende Werk nichts zu verlieren, um so weniger, als, wie gesagt, diese Stoffe meist nicht den »Tagesereignissen« und persönlichen Erlebnissen der Erzähler, sondern fremden Quellen entnommen sind.
Umgekehrt mögen Balzacs »Drollige Geschichten« von Anfang bis zu Ende von einem Geiste erfüllt sein, der prüden Gemütern höchst verwerflich erscheint: aber jede Geschichte ist ein Kunstwerk aus einem Guß, dem man kaum einige Längen beschneiden kann, die aber mit ihren moralisch anfechtbaren Teilen steht und fällt. Und da dies Werk einerseits die Schilderung der dargestellten Zeit mit einer unübertrefflichen Anschaulichkeit, Lebenswahrheit und Kunst durchführt, andererseits von tiefer Beobachtung und psychologischer Weisheit erfüllt ist, und drittens den Rang eines Meisterwerks von internationaler Bedeutung mit Recht einnimmt, so ist der Kampf um die Zulassung einer deutschen Übersetzung tief bedauerlich, solange man dabei moralische Qualitäten des Originales anfeindet. Ein anderes wäre es, wenn man die künstlerischen Qualitäten der Übersetzung in Frage zöge und zum Grundsatze erhöbe: Ein Werk wie Balzacs »Drollige Geschichten« darf der Öffentlichkeit in deutscher Übersetzung nur dann dargeboten werden, wenn diese Übersetzung wahrhaft künstlerische Werte aufweist.
In den »Hundert Neuen Novellen« treffen zwei Momente zusammen, die das Werk wenigstens auszugsweise einer deutschen Ausgabe würdig, ja, eine solche zur literarischen Pflicht machen: die eigenartige Erzählertechnik, die zwischen Natur und Kunst steht und eine hochbedeutsame Entwicklungsphase der Sprachbehandlung bedeutet; und die bereits erwähnten kulturgeschichtlichen Schilderungen, die in der gesamten Literatur jener Zeit kaum ihresgleichen haben. Es war die Pflicht des Übersetzers, ersterem Momente weitestgehend Rechnung zu tragen, und ich tat dies, aus der Gewohnheit heraus, jede derartige Aufgabe in immer wieder besonderer Weise anzupacken, in ganz anderer Art, als ich etwa das »Heptameron« oder Balzac wiedergab: hier war es mir das Wichtigste, den trockenen Witz herauszuarbeiten, der dem ganzen Werke die Würze gibt, bald in ebenso schwerfälligen Satzgefügen (wenn z. B. das Original von einer »weit über den Durchschnitt gehenden« Freude spricht, die jemand erlebt), bald in moderneren, schlankeren Wendungen, wenn ich fürchten mußte, daß der heutige Leser den Scherz, das Groteske in der Originalfassung nicht so genießen würde, wie der Leser bzw. Zuhörer die Wendung damals genossen haben dürfte. Wie es denn überhaupt von dem Übersetzer einen ungewöhnlichen Takt verlangt, gerade solchen Werken gegenüber einen adäquaten Stil zu finden, der von Fall zu Fall wechseln muß, sich weder sklavisch an den Text klammern darf, wie manche Besserwisser es verlangen und viele Übersetzungsfabrikanten es leider tun (man denke z. B. an den scheußlichen Gallizismus: »es war ein schöner Tag, als ich ...«, eine Sprachmißhandlung, deren Analogon im Französischen eine Übersetzung in Frankreich geradezu unverkäuflich machen würde!!), noch andrerseits gute Gelegenheiten verpassen soll, um eine eigenartige Wendung, ein originelles greifbares Bild der Muttersprache zu gewinnen und zuzuführen. Aber, vorläufig wenigstens, sind ja derartige Betrachtungen leider in den Wind gesprochen, und die Zeitungen sorgen in allererster Reihe dafür, das ärgste Undeutsch unter den Leuten heimisch zu machen. Wenden wir uns den Stoffen zu, die in den Novellen behandelt werden. Ein Teil, und wie gesagt zumeist das, was hier ausgeschieden wurde, ist früheren Autoren entlehnt; am häufigsten dem Italiener Poggio Braciollini, über den der Leser alles Wissenswerte nebst fast einem halben Hundert seiner Facetien in dem genannten Büchlein »Eheleute und Kirchenleute« findet. Als Quellen dienten ferner in einigen wenigen Erzählungen Boccaccios »Dekameron« und die berühmten, dem deutschen Leserkreise ebenfalls so gut wie unbekannten »Fabliaux«. Einige sechzig Berichte sind völlig neu, einige wenige wurden dann hieraus von der Königin von Navarra für das »Heptameron« entlehnt – von den vielen zu schweigen, die mit ›saftigem‹ Aufputz in die galante Abbé-Literatur aufgenommen wurden; daß es nicht die wertvollsten, sondern die pikantesten waren, wird mir der Leser ohne Beweis glauben.
Die in dieser Auswahl gebotenen Stücke befassen sich zumeist mit erlebten oder vielbesprochenen wahren Vorfällen. Sie wurden mit nicht mehr oder weniger Phantasie des ›Berichterstatters‹ ausgeschmückt, als heute ein Ereignis von lokalem oder allgemeinem Interesse von einem Zeitungsberichterstatter zurechtstaffiert und schmackhaft gemacht wird. Darum ist die Ableitung der Literaturgelehrten grundfalsch, die das Wort Novelle (Novella ital., Nouvelle franz.) daraus erläutern, daß ein Geschehnis als wunderbar, als »neu(artig)« dargestellt werden soll. Nein, das Geschilderte war eine »Neuigkeit«, so wie die Neuigkeiten, mit denen uns heute die Zeitungen füttern, und, wie oben gesagt, gleich dieser entsprechend der Neugier oder Teilnahme, die sie vermutlich beim Leser erregen, erzählerisch ausgestaltet. Wie ich an anderem Orte in ähnlichem Zusammenhang ausgeführt habe, liegt die Kunst des Definierens entsetzlich im Argen und die Mehrzahl der literarischen Definitionen sind geradezu lächerlich: das Märchen z.B. soll angeblich das Wunderbare als natürlich darstellen wollen im Gegensatz zum Roman und der Novelle, die das Natürliche als wunderbar schildert! Möge doch einer der Herren einmal ein paar Märchen, z.B. aus »Tausend und eine Nacht«, lesen (oder aus irgendeinem andern Märchenbuch) und dann sich äußern, ob der Märchenerzähler nicht alles tut, um auch die natürlichsten Vorgänge als wunderbar zu interpretieren (den Sturm als Zauberei usw.) und eben in all und jedem die Handlung möglichst gruselig, unwahrscheinlich, kurz, wunderbar wirken zu lassen. Es wird sich doch am Ende die Notwendigkeit herausstellen, alle diese mißlungenen, stümperhaften Definitionsversuche von Grund auf zu korrigieren und das »an den Haaren herbeigezogene« Unbrauchbare durch sachliche, kunstgerechte Erläuterungen zu ersetzen. Die »Hundert Neuen Novellen« bieten in den weitaus meisten Fällen das, was ihr Name behauptet: Tagesneuigkeiten. Daß die »Neuigkeiten« öfters etwas »altbacken« sind, wird hinreichend begreiflich, wenn man den damaligen primitiven Nachrichtendienst »von Mund zu Mund« und die relative Enge des Gesichtskreises in Betracht zieht. Fehlte es einem der Erzähler an Stoff, dann holte er andere Anekdoten hervor (wie die Urteile des englischen Feldmarschalls Talbot, die interessant sind durch die naive Unbeholfenheit des Berichtes und dadurch, daß in ihnen des für Frankreich so unheilvollen Krieges gegen England gedacht wird, der sonst in kaum einer der anderen Novellen so deutlich im Hintergrunde wetterleuchtet), oder er entlehnte bei bewährten Vorgängern.
Eine nicht geringe Kunst spöttischer Charakteristik spricht aus Erzählungen, wie jene Geschichte von der geheilten Äbtissin, die ich nicht in diese Sammlung aufgenommen hätte, wenn sie nicht mehr wäre als ein schlürfrig gemeinter Witz: sie gehört vielmehr zu den wohl gut erfundenen Anekdoten, die den Zweck haben, einen Übelstand zu kennzeichnen, der sich ausdrucksvoller gar nicht ironisieren ließ. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet ist gerade die Geschichte von der geheilten Äbtissin eine Meisterleistung, die weder in diesem Werk noch in den Werken Boccaccios oder der Königin von Navarra ihresgleichen findet.
Beinahe alle Geschichten verschweigen nicht nur die Namen der handelnden Personen, sondern bemühen sich auch noch durch Änderungen der Szenerie usw., etwaige Schnüffler irrezuführen – nicht immer mit vollem Erfolge: denn es gehört nicht so entsetzlich viel Scharfsinn dazu, um herauszulesen, daß der Held in der »Kehrseite der Medaille« sich einen Luxus erlaubt, der bei einem wenn auch recht wohlhabenden Bürgersmanne etwas unwahrscheinlich wirkt. Und es gab Indiskrete, die den Schleier lüfteten. So wissen wir und können es auch bei Balzac nachlesen, daß jener kecke Eindringling in anderer Leute Eheglück niemand anderes war als der ob seiner Ausschweifungen berüchtigte Wüstling Gaston von Orleans.
Noch manch anderes Inkognito ist in gleicher Weise gelüftet worden; aber so wenig wie beim »Heptameron« kann ich annehmen, daß der Leser etwas damit gewinnt, wenn er statt der Bezeichnung Edelmann einen Namen kennen lernt, den er ebenso schnell wieder vergißt und der ihm ohne eine Reihe von beizufügender, orientierender Daten usw. auch nichts sagen würde. Das aber würde eine ganz andere Behandlungsweise des Stoffes nötig machen und wieder eher zu einem Memoirenwerk passen, wobei sich dann, so wie etwa bei der Federnschen Ausgabe von den Memoiren des Grafen von Gramont, der Umfang des Werkes verdoppeln würde.
Daß ich die Sammlung unter dem Namen »König Ludwigs galante Chronika« herausgebe, wird dem Beurteiler nach den vorangegangenen Ausführungen verständlich genug erscheinen. Der Titel, der sich durch das Ausscheiden ungeeigneter Teile von der Bezeichnung »hundert« sowieso trennen mußte und durch den Ausdruck »Neue Novellen« nicht die geringste Orientierung geboten hätte, hebt einerseits das hervor, was das Werk heute für uns geworden ist: eine Chronik – so etwa, wie in den alten Berichten oft zu lesen steht: Der König fand diesen Vorfall so merkwürdig, daß er ihn durch seine Chronisten mit goldenen Lettern in die Geschichtswerke eintragen ließ. Und der Zusatz »galant« ist eine Anpassung an eine damalige, allerdings etwas spätere Sitte, welche dadurch zu verstehen gab, daß ein gut Teil dieser bemerkenswerten Vorfälle mit Liebesabenteuern zusammenhängen. Den schlüpfrigen Nebensinn, den das Wort im 17. und 18. Jahrhundert bekam, brauchte ich dabei nicht mit in Frage zu ziehen, da es ein älteres Werk ist und der Leser, sei es durch einen Hinblick auf den eigentlichen Wortsinn, sei es durch diesen Hinweis, eine Mißdeutung vermeiden wird.
Beschließen wir denn diese einführenden Worte durch einen letzten Blick auf den Mann, dessen Name für immer mit dem Werke verknüpft bleibt: So wie die »Hundert Novellen« ist auch das eigentliche Lebenswerk Ludwigs XI. von einem dauernden Erfolge gekrönt worden. Frankreich ging geeint und nach außen wie nach innen gekräftigt in die Hände seines Sohnes und Nachfolgers über, den ihm seine zweite Gemahlin, Charlotte von Savoyen, nebst zwei anderen Söhnen geschenkt hatte. Aber der harte Kampf um sein Ziel, die unvermeidlichen Grausamkeiten hatten sein Gemüt verdüstert, und es legt uns doch wohl wiederum den Gedanken nahe, daß Ludwig eigentlich ein relativ weichherziger Mensch war, wenn wir hören, daß seine letzten Lebensjahre durch schreckhafte Wahnvorstellungen verängstet wurden und der kühne Mann unter qualvollen Seelenleiden im Jahre 1483 einsam auf dem festen Schlosse Plessis-les-Tours verstarb. Läßt uns das nur an Shakespeares »König Richard III.« denken oder weckt es nicht auch die Erinnerungen an J.J.Rousseau, von dem wir wissen, daß auch er die Qualen des Verfolgungswahnes bis zur Neige durchgekostet hat? Wissenschaft und Erfahrung lehren uns, daß diese Kranken vordem zartsinniger, fast überempfindlicher Gemütsart sind, und deshalb den harten Erfordernissen des Lebens am Ende erliegen, vielleicht dient denn auch dieser Hinweis ein wenig dazu, von dem gern verläumdeten König zur Literatur eine Brücke des Verständnisses zu schlagen.
St. Petersburg, Sommer 1914.
Th. von Riba.
Warum muten uns die vorstehenden Ausführungen Th. von Ribas so fremd und doch zugleich so vertraut an? Warum bleibt unser Blick so verwundert an der Orts- und Zeitangabe »St. Petersburg, im Sommer 1914« haften, da wir doch in gleichem Gewande, in der gleichen Sammlung eine ganze Reihe ähnlicher bedeutsamer Werke der Weltliteratur antreffen? Kaum drei Jahre sind seitdem verflossen, und doch scheint eine Ewigkeit zwischen unserm Heut und diesem Gestern zu liegen, eine Ewigkeit, die jene Betrachtungen des beliebten und geschätzten Herausgebers und Übersetzers zu einem zeitgeschichtlichen Dokument machen.
Als er die vorliegenden Einleitungsworte schrieb, ballten sich am Himmel Europas bereits die Gewitterwolken, die sich fast unmittelbar danach zu entladen begannen und den Geschicken der Welt ein ganz neues, für immer verändertes Aussehen verliehen. Konnte unser Autor ahnen, daß manchem seiner, auch hier geäußerten Hoffnungen fast unmittelbare Erfüllung werden sollte? Konnte er erwarten, daß ein Weltenungewitter so vieles, was für ihn und »seine Zeit« von wahrhaft aufdringlicher Wichtigkeit war, in rücksichtslosem, unwiderstehlichem Dahinfegen fortspülen würde? Der Kampf um Balzacs »Drollige Geschichten« versank inmitten wahrlich bedeutsamerer Ereignisse in den Staub der Vergessenheit und blieb darin mit gutem Recht begraben. Deutsche Waren brauchen nicht mehr den Weg über Frankreich oder England zu nehmen, um hier bei uns Gefallen und Absatz zu finden. Und Deutschland ist bestimmt ein wenig mehr, als sich das vor drei Jahren erhoffen ließ, auf dem Wege, das Eigne hoch genug und richtig einzuschätzen, ohne dabei für fremde Werte das nötige Augenmaß zu verlieren.
Ob Th. von Riba dieses Geistes noch einen Hauch verspürt hat? Was wir von seinem Schicksale berichten können, kann der Leser in unserem Vorwort zu den »Briefen der Ninon de Lenclos« finden. Eine rechtzeitige, damals freilich arglose und des künftigen Geschickes nicht gewärtige Reise nach deutschen Landen hat uns eine reiche Lese seiner fleißigen Tätigkeit gleichsam vor Toresschluß in den Schoß geworfen, und während Th. von Riba als ein Opfer des Weltgeschehens hinweggefegt entschwand, können noch immer neue Arbeiten von ihm vor die Öffentlichkeit hintreten und für ihren geistigen Vater zeugen. So ist außer den erwähnten Ninon-Briefen, an denen er so regen Anteil hatte, inzwischen Prévosts, des Abbés, »Manon Lescaut« herausgekommen, und so findet nun »König Ludwigs galante Chronika« in schönem Gewande, mit Arthur Grunenbergs eigenartigen, eindrucksvollen Zeichnungen, den Weg in die Welt hinaus, während noch manch anderes Werk der letzten Durchsicht und hie und da kleiner Ergänzungen harrt, um ebenfalls dem immer wachsenden treuen Leserkreise zugänglich zu werden.
Aber nicht dem Gedanken allein an einen, der schon vor dem Kriege mutig für sein Deutschtum rang und eintrat, soll dieser Rückblick gelten. Er soll auffordern, einen Augenblick still zu halten, um zu ermessen, was uns von den nahen und doch schon so fernen Zeiten trennt, damit wir für die Zukunft eine Lehre daraus ziehen. Was sehen wir denn?
Streitfragen bildeten damals einen wichtigen Mittelpunkt der Interessen und reiche Nahrung für das beherrschende Wirken der Zeitungen, der sogenannten Öffentlichkeit, – Streitfragen, die uns heute winzig, wo nicht lächerlich erscheinen. Gab es damals, fragen wir uns, wirklich nichts wichtigeres als philologische und Kunstzankereien, Moralstreitigkeiten, die nur mit den winzigen Ausschlägen einer überempfindlichen Goldwage zu entscheiden waren, kleine, persönliche Interessen, machtvolle Erlasse und Ergüsse von Beamten und Autoren, die wohl ihre Bedeutsamkeit merklich machen wollten, und was dergleichen »welterschütternder« Vorgänge noch mehr waren?
Gar mancher denkt zwar: »Das war vor dem Kriege! Heut gibt es wichtigere Dinge.« Gewiß, aber wie lange gilt das »Heut?!« Steht nicht das »Morgen« vor der Tür? Und soll morgen dieser ganze Unflat widerlicher Kleinlichkeit gleich dem unhemmbaren Strome aus einem geplatzten Abfußrohre von neuem über uns hereinbrechen? Ist gar dies Schrumpfen des Maßstabes für wirkliche Werte und Interessen, dies Überwuchern unkrautlicher Kleinlichkeit und die völlige Mißachtung und Verkennung des wahrhaft Bedeutungsvollen das untrennbare Kennzeichen, das »Krankheitssymptom« eines Siechzustandes, den wir mit feigherzig-wonnevollem, schmalzig-zuckersüßem Augenaufschlage und verzückt-girrendem Schmeichelton »Frieden« nennen?
Wäre es das, – wahrlich, die »Kulturmenschheit« verdiente diesen Frieden nicht, und ein kulturvernichtender, ewiger Krieg wäre das einzige Rettungsmittel gegenüber solchem verzuckerten Elend. Darum: »Einkehr – nicht für heute, sondern erst recht für morgen, für den Lenz- und Sommerbauch des Weltfriedens, mag er lang oder kurz währen, damit er nicht von neuem zum Gifthauch werde. Und darum schien uns dies kurze Stillhalten und Zurückblicken bedeutsam. Denn Th. von Ribas Worte sind für uns wahrlich ein kulturgeschichtliches Dokument geworden, wie ihm »König Ludwigs galante Chronika« eins war.
Im Herbst 1917.
Horst Broichstetten.
War da einst ein Kaufmann zu London in Engelland, ein guter Kerl und reicher Mann, den sein kühnes Herz und sein kecker Mut zu Taten drängten. Immer beseelte ihn der glühende Wunsch, fremde Länder zu sehen und Erfahrungen zu sammeln, wie die Welt sie tagtäglich denen bietet, die da lernen wollen; und so ließ er eines Tages sein schönes, liebevolles Weib, seine Kinder, Verwandten, Freunde und was sonst seinem Hause nahe stand, seinen Reichtum und seine Bequemlichkeiten, und kehrte seinem Heimatlande den Rücken. Wohl versehen mit barem Gelde und vielen Handelswaren, wie Engelland sie andern Ländern liefern kann, als da sind: Zinn, Reis und eine Menge anderer Dinge, die ich hier nicht im einzelnen aufzählen mag, segelte er davon und blieb gleich das erstemal fünf Jahre unterwegs. Derweilen lebte sein Weib in Züchten und Ehren und setzte den Handel ihres Mannes mit gleichem Erfolge fort, wie dieser ihm bis dahin obgelegen hatte. Und als selbiger nach vermeldeten fünf Jahren heimkam, da war er natürlich ihres Lobes voll und liebte sie noch mehr denn zuvor. Aber obgleich er doch nun schon so viele fremdartige und wundersame Dinge erschaut und einen gewaltigen Haufen Geldes eingeheimst hatte, mochte sein ruheloses Herz sich nicht zufrieden geben, und schon im fünften oder sechsten Monat nach seiner Heimkehr stach er von neuem in See. Abenteuerlustig besuchte er nicht nur alle Länder der Christenheit – auch die Länder der Sarazenen lernte er eingehend kennen, und so vergingen mehr denn zehn Jahre, ehe sein Weib ihn wiedersah.
Dem hatte er reichlich oft und fleißig geschrieben, damit sie immer Lebenszeichen von ihm hätte und nie im Zweifel wäre, ob er etwa gar derweil dem Erdendasein Lebewohl gesagt habe. Nun war besagte Frau ein junges, lebensfrohes Ding, gesund und mit allen Dingen gar wohl versehen, damit der liebe Gott eines Weibleins Dasein zu dessen Glücke auszustatten weiß. Einzig ihr Ehegemahl fehlte ihr, und als der immer und immer weiter von ihr ferne blieb, da kam es, daß er am Ende einen Stellvertreter fand, der sie kurzerhand mit einem gar wohlgeratenen Söhnlein beschenkte. Dies Kindelein ward mit den andern Geschwistern aufgezogen und wohl gepflegt, und als der Kaufmann endlich heimkam, da war es bereits sieben Jahr alt.
Die Rückkehr ward von dem Ehepaar wie ein großes Freudenfest gefeiert: lustig plauderten sie und erzählten sich mit Scherzen und Lachen ihre Erlebnisse, bis der Mann sich nach seinen Kindern erkundigte und die wackere Hausfrau selbige herbeiholte – auch den Jüngsten, der zwar des Kaufmannes Namen trug, im übrigen aber just dessen Abwesenheit sein Leben verdankte.
Der glückstrahlende Vater labte alsbald sein Auge an dem Anblick dieser prächtigen Kinderschar; aber er erinnerte sich noch recht wohl, wie viele es bei seiner Abfahrt gewesen waren, und als er nun eines mehr vorfand, da war sein Staunen groß und er riß sämtliche Augen auf. Endlich fragte er sein Weib, was das für ein hübscher Bengel sei, der da als Jüngster bei den andern Kindern stände. »Wer das ist?« meinte sie. »Ei, liebster Herr, das ist doch natürlich unser Sohn. Was sollte er denn sonst sein?!«
»Ich weiß nicht,« verwunderte sich der Herr Papa. »Aber da ich ihn bisher noch nicht gesehen hatte, so ist doch meine Frage nicht so merkwürdig.«
»Das ist sie auch nicht, weiß Gott,« sagte die Frau. »Also das ist mein Sohn.«
»Aber sage mir nur, wie ist das möglich?« erkundigte sich der Ehemann. »Als ich abreiste, warst du doch nicht in anderen Umständen.«
»Ganz recht – das war ich nicht. Und dennoch lüge ich nicht, wenn ich sage: daß es euer Kind ist und ich niemandem angehört habe, denn euch allein.«
»Dem will ich auch gar nicht widersprechen. Immerhin erinnere dich, daß ich zehn Jahre lang weg war; das Kind ist offenbar nur sieben Jahre alt. Wie kann es da meines sein?«
»Ich weiß selbst nicht recht, aber das beschwöre ich Euch: alles was ich Euch sage, ist die lautere Wahrheit. Ich weiß auch nicht, daß ich etwa länger damit schwanger gewesen wäre; aber wenn Ihr mich nicht vor Eurer Abreise damit beschenkt habt, dann kann ich mir gar nicht denken, wie ich dazu gekommen sein sollte. Höchstens könnte es dann davon stammen, daß ich lange Zeit nach Eurer Abreise eines Morgens in unserm großen Garten lustwandelte. Da überkam mich plötzlich der Wunsch, ein Blatt von dem Ampfer zu essen, der damals noch ganz mit Schnee bedeckt war. Ich suchte mir also ein schönes, breites Blatt aus und wollte es schlucken; aber es war nur ein wenig weißer, fester Schnee. Und kaum hatte ich den im Magen, da verspürte ich, was ich immer verspürte, wenn ich mit einem Kindlein schwanger ging; und als die Zeit gekommen war, brachte ich diesen wunderschönen Knaben zur Welt!«
Nunmehr ging dem Kaufmann ein Licht darüber auf, daß er hineingelegt war; aber er ließ sich nichts merken. Vielmehr beschwichtigte er sein Weib, als ob er an den riesengroßen Bären glaubte, den sie ihm da aufzubinden suchte, und versicherte ihr mit dem seligsten Lächeln der Welt:
»Liebster Schatz, was du mir da erzählst, ist durchaus möglich, und dürfte auch anderen als dir begegnet sein. Gott sei gelobt für das, womit er uns beschenkt hat. Hat er uns durch ein Wunder mit einem Kindlein beglückt oder durch geheimnisvolle Fügung, die wir nimmer ergründen können, so hat er auch nicht vergessen, uns die Mittel zu spenden, damit wir es aufziehen.«
Als die wackere Frau inne ward, daß ihr Teuerster mit größter Bereitwilligkeit glaubte, was sie ihm vorerzählt hatte, da ward sie von einer Freude erfüllt, die den Durchschnitt irdischer Fröhlichkeit bei weitem übertraf. Der Herr Papa aber blieb nun voll Weisheit und Vorbedacht ganze zehn Jahre daheim, machte keine weiten Reisen mehr und ließ weder durch Worte noch durch sein Verhalten etwas davon merken, daß er die Sache durchschaut hatte. War er aber in diesem Punkt die Geduld selbst, so hatte er deshalb das Reisen noch keineswegs satt. Und darum erklärte er seinem Weibe eines Tages mit dem traurigsten Gesicht der Welt, daß er noch eine Reise unternehmen wolle.
»Rege dich darüber nicht auf,« tröstete er sie. »Wenn es Gott und meinem Schutzpatron, dem heiligen Georg, gefällt, dann werde ich in Bälde zurückkehren. Und da unser Sohn, mit dem du mich in meiner Abwesenheit beschenkt hast, nun schon erwachsen ist und recht gewandt, einen offenen Kopf hat und recht gelehrig scheint, so will ich ihn mitnehmen, wenn's dir recht ist.« »Weiß Gott, das wäre schön!« rief sie. »Bitte, nehmt ihn mit.«
»Also gut,« entgegnete er.
Und so reiste er wieder ab und nahm den Jüngling mit, der sein Sohn war, obgleich er auf die Vaterschaft doch gar keinen Anspruch hatte. Aber er hatte für diesen eine schöne Überraschung erdacht. So kamen sie bei gutem Winde bald nach Alexandria, wo der Kaufmann im Hafen anlegte und in kurzer Zeit fast alle seine Waren absetzte. Und da er nicht auf den Kopf gefallen war und deshalb nicht die geringste Absicht hatte, ein Kind auf dem Halse zu behalten, das sein Weib sich von einem andern hatte schenken lassen und das doch nicht mit den andern Geschwistern nach des Vaters Tode zu gleichen Teilen erben sollte, so verkaufte er den Jüngling für eine hübsche runde Summe als Sklaven – da der Bengel nämlich jung und kräftig war, so bekam der Alte seine hundert Dukaten dafür.
Nachdem er so alles gut und glatt erledigt hatte, fuhr er wieder heim und kam Gott sei Dank gesund und wohlbehalten nach Engelland zurück. Als seine bessere Hälfte ihn so blühend und wohl wiederkehren sah, da hatte sie eine Freude, die sich schwer beschreiben läßt. Aber als sie dann ihren Sohn nicht erblickte, da wußte sie doch nicht so recht, was sie davon denken sollte. Am Ende konnte sie nicht mehr an sich halten und fragte ihn, was er mit ihrem Sohn gemacht habe.
»Ach mein Schatz,« sagte der Ehemann, »leider kann ich es dir ja doch nicht verheimlichen: Die Reise ist ihm nicht über die Maßen gut bekommen!«
»Weh mir! Wieso?« klagte die Frau. »Ist er ertrunken?« »Nein, das ist er nicht,« meinte er. »Vielmehr fügte es sich, daß uns des Meeres Wogen zu einem Lande verschlugen, allwo es so heiß war, daß wir alle unter der Sonne Strahlenglut zu sterben vermeinten. Wie wir nun eines Tages ans Land gingen, um uns zum Schutze vor der Sonne in die Erde einzugraben, da geschah es, daß unser Sohn, der doch aus Schnee entstanden war, wie du dich noch erinnern wirst, vor unsern Augen auf dem Sande durch der Sonne Gewalt plötzlich dahinschmolz und sich in Wasser auflöste. Das ging eins, zwei, drei – und schon war nichts mehr von ihm zu sehen. So plötzlich, wie er zur Welt gekommen war, so plötzlich war er auch wieder von hinnen geschieden. Du kannst dir denken, wie mir die Sache naheging; und so viel Wundersames ich auch in meinem Leben erlebt habe – niemals war ich so überrascht, wie bei diesem Geschehnis.«
»Wenn es denn Gott gefallen hat, ihn uns zu nehmen, so wie er ihn uns gegeben hatte, so wollen wir ihn deshalb nicht minder loben und preisen!« sagte die Frau. Ihr war freilich klar, daß die Sache in Wirklichkeit wesentlich anders verlaufen sein dürfte; aber sie hielt den Mund darüber und kam nie wieder darauf zurück, sintemalen er ihr doch nur zurückbezahlt hatte, was sie ihm einst einzubrocken beliebte, ohne daß er ihr ansonsten je das Geringste nachtrug.
Zu Haag in Holland wandelte einst der Augustiner-Prior so um die Abendstunde betend des Wegs; so kam er in die Nähe der Sankt-Antons-Kapelle, die unweit der Stadt im Gehölz liegt, und dort kam ihm plötzlich ein riesiger, schwerfälliger Holländer entgegen, der zu Stevelingen, einem Städtchen zwei Meilen von Haag, wohnte, und geradezu unglaublich betrunken war. Schon wie ihn der Prior von weiten heranschwanken sah, merkte er an seiner unsicheren, schleppenden Gangart, wie's um ihn bestellt war; als sie nun aber voreinander standen, da begrüßte ihn der Säufling in feierlicher Demut, und der Prior grüßte schleunigst zurück und ging eilig an ihm vorbei, ohne weiter ein Wort an ihn zu richten oder ihn wegen seines Zustandes zur Rede zu stellen. Vielmehr setzte er sogleich seine Gebete wieder fort.
Der Säufling aber, der so sternhagelbetrunken war, wie nur irgendein Mensch sein konnte, machte kehrt, stolperte hinter dem Prior her und verlangte, der solle ihm die Beichte abnehmen.
»Die Beichte?« meint der Prior. »Geh' nur, geh nur, du hast genügend gebeichtet.«
»Ach wehe, Herr,« lallte der Säufling, »um Gottes willen nehmt mir die Beichte ab: just eben erinnere ich mich all' meiner Sünden und bin voll schrecklicher Zerknirschung!«
Dem Prior behagte es gar nicht, daß ihn der Betrunkene solchermaßen festhielt, und er erwiderte:
»Geh' deiner Wege, du hast eine Beichte jetzt nicht nötig, denn du bist offenbar in einem durchaus seligen Zustand.«
»Schockschwernot,« polterte der andere, »da soll doch das Wetter dreinschlagen, Meister Pfarrer, wenn Ihr mir die Beichte nicht abnehmt! Denn ich bin mächtig demütig gestimmt.«
Und dabei packte er ihn beim Ärmel und suchte ihn festzuhalten. Der Pfarrer wollte sich auf nichts einlassen und stellte alles nur erdenkliche an, um dem Kerl zu entwischen. Aber da half nichts: der hatte sich in den Kopf gesetzt zu beichten, und wie entschieden der Pfarrer es ihm auch verweigerte, was er auch versuchte, um ihn loszuweisen, der Säufling gab nicht nach. Vielmehr wurde seine Gewissensangst nur immer größer, und als er inne ward, daß der Pfarrer ihn um keinen Preis anhören wollte, da griff er nach seinem Fangmesser, zog es aus der Scheide und erklärte dem Pfarrer, wenn er ihm jetzt nicht die Beichte abnehme, würde er ihn totstechen.
Dem Pfarrer wurde beim Anblick des Messers und der riesenstarken Hand, die es schwang, einigermaßen bänglich zu Mute, und da er nicht aus noch ein wußte, so fragte er ihn:
»Also was willst du mir sagen?«
»Ich will Euch beichten.«
»Meinetwegen denn! Komm also her!«
Unser Säufling, der so betrunken war, wie eine Drossel, die am Weinstock genascht hat, begann also, mit Verlaub, seine gar demütige Beichte, deren Inhalt ich übergehen muß, sintemalen der Pfarrer sie später niemandem mitteilte. Aber man darf wohl mit Recht annehmen, daß sie einigermaßen eigenartig und mit mancherlei ungewöhnlichen Neuheiten ausgeschmückt war.
Als dem Pfarrer die Sache genügend schien, schnitt er den überreichen Wortschwall, der sich in schwerfälligen, unzusammenhängenden Phrasen über ihn ergoß, kurzerhand ab und erteilte ihm Absolution. Und dann sagte er, um ihn loszuwerden:
»Geh' jetzt heim, denn nun hast du alles sehr schön gebeichtet.«
»Ist das auch wirklich wahr?« erkundigte sich der andere.
»Ja, ja, es ist wahr – du hast sehr gut und brav gebeichtet. Jetzt kannst du ganz beruhigt heimgehen, denn dir kann nichts Schlimmes widerfahren.«
»Wenn ich nun also wirklich so gut gebeichtet habe und Ihr mir Absolution gegeben habt – sagt mir, käme ich denn da ins Paradies, wenn ich jetzt stürbe?«
»Natürlich, geradeswegs, geradeswegs, da kannst du ganz ruhig sein,« beschwichtigte ihn der Pfarrer.
»Ja, wenn das so ist,« ruft der Säufling, »wenn meine Seele jetzt so reingewaschen ist, dann will ich gleich und auf der Stelle sterben, damit ich auch wirklich dort hinkomme.«
Und damit nimmt er wieder sein Fangmesser, reicht es dem Pfarrer und bittet ihn flehentlich, er solle ihm den Kopf abschneiden, damit er ins Paradies einginge.
»Schockschwernot!« ächzt nun der Pfarrer, dem mehr als schwül wird vor Schreck. »Das geht doch nicht – so etwas kann man doch nicht machen! Du wirst schon auf andere Weise ins Paradies gelangen.«
»Nein, nein,« beharrt der Säufling, »ich will jetzt auf der Stelle von eurer Hand sterben, um sofort ins Paradies zu kommen. Also geht her und tötet mich!«
»Das werde ich lieber nicht tun,« beschwichtigt ihn der Pfarrer. »Ein Priester darf keine Menschen umbringen.«
»Doch werdet Ihr das tun, beim gekreuzigten Herrgott, Ihr werdet es tun, und wenn Ihr nicht schnell macht und mich nicht sofort ins Paradies hinüber befördert, dann werde ich euch mit diesen meinen zwei eigenen Händen umbringen.«
Und dabei fuchtelte er mit dem großen Messer dem Pfarrer vor den Augen herum, so daß dem Ärmsten angst und bange wurde und er sich zunächst gar nicht zu helfen wußte. Schließlich suchte er mühsam seine paar Gedanken zu sammeln, denn der Säufling hantierte immer wilder mit seinem Mordinstrument herum und war weiß Gott drauf und dran, ihn umzubringen und ins Jenseits zu befördern. Und so nahm er ihm nach kurzem Bedenken das Messer aus der Hand und sagte:
»Wenn du denn also durchaus willst, daß ich dich töte, damit du ins Paradies eingehst, so knie hier vor mir nieder!«
Der Betrunkene ließ sich auch nicht lange bitten, sondern plumpste, krach, der Länge nach auf die Erde. Dann suchte er mühsam und umständlich auf die Knie zu kommen, und als ihm das nach vielerlei vergeblichen Versuchen gelungen war, faltete er in Erwartung seines nahen Endes fromm die Hände und erwartete demütig den Todesstreich. Der Pfarrer gab ihm alsbald mit dem Messerrücken einen mächtigen Hieb auf den Nacken, davon der Säufling schwer zu Boden niederschlug. Und dann rückte und rührte er sich nicht mehr, denn er glaubte, nunmehr wirklich im Paradiese zu sein.
Der Pfarrer ließ ihn ruhig liegen und nahm nur der Sicherheit halber das Messer mit. Und als er ein Stück Wegs gegangen war, traf er einen Leiterwagen, auf dem einige Leute saßen, von denen die meisten zufällig dabeigewesen waren, als jener Säufling sich betrunken hatte. Das traf sich also gut, und so erzählte ihnen der Pfarrer des langen und breiten, was ihm begegnet war, und bat sie, den Säufling aufzulesen und heimzubringen. Dann gab er ihnen das Messer, und da sie ihm versprachen, daß sie alles pünktlich ausführen und den armen Sünder mitnehmen würden, setzte er seinen Heimweg fort.
Die andern hatten den Säufling bald erreicht und sahen ihn noch immer, wie in die Erde verbissen und einer Leiche gleich, auf dem Boden liegen. Alle zusammen riefen ihn laut bei seinem Namen; aber mochten sie auch noch so sehr schreien, er dachte gar nicht daran, zu antworten, und alles war vergeblich. So kletterten denn einige von dem Wagen hinunter, packten ihn beim Kopf, den Beinen und Füßen, hoben ihn hoch in die Luft und schrieen ihm derart in die Ohren, daß er die Augen öffnete und endlich zu reden anhub:
»Laßt mich doch, laßt mich – ich bin tot!«
»Nein, das bist du nicht,« riefen die andern. »Du mußt jetzt mit uns kommen!«
»Fällt mir gar nicht ein! Wo soll ich denn hin? Ich bin tot und weile im Paradiese.«
»So wirst du eben von dort wieder zurückkehren; wir müssen noch eins trinken.«
»Trinken –? Nie werde ich mehr trinken, denn ich bin tot.«
So konnten seine Gefährten in ihn hineinreden, soviel sie wollten: – er mochte weder mit ihnen gehen, noch auf den Gedanken verzichten, daß er tot sei. Sie redeten sich schier die Seele aus dem Leibe und den Mund in Fransen, es half nichts; er ging nicht mit und antwortete nur immer: »Ich bin tot.«
Endlich hatte einer einen guten Einfall und sagte:
»Wenn du tot bist, dann wirst du doch nicht hier bleiben wollen, wo man dich wie ein Aas im freien Felde verscharren wird. Drum komm' also mit, wir werden dich auf dem Wagen heimbringen, damit du auf dem Gottesacker beigesetzt wirst, so wie sich das für einen Christenmenschen gehört. Sonst ist das mit dem Paradiese Essig.«
Als der Säufling hörte, daß er erst noch regelrecht beerdigt werden müsse, damit er auch wirklich ins Paradies käme, zeigte er sich endlich bereit, mitzukommen. So wurde er von ihnen alsbald auf den Wagen gehißt und dort niedergelegt, und da schlief er denn auch gleich ohne viel Umstände ein. Da der Wagen von einem kräftigen Gespann gezogen wurde, waren sie bald in Stevelingen angelangt und luden dort den Trunkenen vor seinem Hause ab. Sein Weib und seine Leute wurden herausgetrommelt und bekamen den Leib des Heiligen anvertraut. Aber der Edle schlief so fest, daß er auch nicht aufwachte, als er ins Haus getragen und aufs Bett gelegt wurde. Dort ward er dann zwischen zwei Leintüchern sorglich bestattet und ist auch richtig erst am dritten Tage wieder erwacht und vom Tode erstanden.
Der edle Herr Talbot, den Gott in seiner Barmherzigkeit behalten möge, war, wie jedermann weiß, ein kühner engelländischer Feldherr, dessen Heldenmut nur seinem unwandelbaren Kriegsglücke zu vergleichen war. Dieser stolze Kämpe nun hat in seinem Leben zwei Urteilssprüche gefällt, die es wahrhaftig wert sind, daß man sie erzählt und immer wieder ins Gedächtnis zurückruft. Und darum will ich sie in kurzen Worten wiedergeben und zum Gegenstand dieser Erzählung machen:
In jener argen Zeit, da der gottverdammte, menschenmordende Krieg zwischen Frankreich und Engelland wütete, der auch heute noch sein Ende nicht erreicht hat, geschah es, wie das ja öfters vorkommt, daß ein französischer Kriegsmann einem Engelländer in die Hände fiel und von ihm gefangengenommen wurde. Damit er sich nun durch Lösegeld wieder freikaufen konnte, so bekam er einen Geleitbrief des Herrn Talbot ausgehändigt und machte sich auf den Weg, um zu seinem Feldherrn zurückzukehren, das Geld aufzutreiben und es seinem Besieger zugehen zu lassen.
Während er solchermaßen heimeilte, begegnete er im freien Felde einem anderen Engelländer, der bei seinem Anblick ihm den Weg verlegte und ihn fragte, woher er käme und wo er hinwolle. Der Franzose sagte ihm, wie die Sache sich verhielt.
»Wo ist denn Euer Geleitbrief?« fragte der Engelländer.
»Ganz dicht dabei,« meinte der Franzose, holte ein Behältnis hervor, das an seinem Wams hing und den Geleitbrief enthielt, und reichte diesen dem Engelländer hin. Der las ihn von vorn bis hinten durch; und da der Brief den üblichen Passus enthielt: ›Dafern der Betreffende keinerlei Kriegswaffen bei sich führt‹, so hakte der Engelländer auf diese Worte ein. Denn er sah an des Franzosen Wams noch die Wehrgehenke, und es bedünkte ihm, daß er sein eignes Urteil darüber haben dürfe, ob die Bedingungen des Geleitbriefes eingehalten seien, sintemalen er die Nestelbänder zum eigentlichen Kriegsgewaffen rechnete. Darum also sagte er:
»Lieber Freund, ich nehme Euch gefangen, denn Ihr habt die Bedingungen des Geleitbriefes nicht eingehalten.«
»Gestattet gütigst: ich habe sie doch eingehalten, – mein Wort darauf,« entgegnete der Franzose. »Ihr seht doch selbst, was ich bei mir habe.«
»Das stimmt nicht,« widersprach der Engelländer. »Beim heiligen Johann: Ihr habt sie nicht eingehalten. Ergebt Euch, oder ich mache Euch nieder.«
Der arme Franzmann, der nur seinen Pagen bei sich hatte und doch keinerlei Waffen führte, mußte sich also seinem Gegner ergeben, sintemalen dieser gar wohl bewehrt war und zudem drei oder vier Schützen zur Bedeckung bei sich hatte. Selbiger schleppte ihn zu einem befestigten Platze, der dort in der Nähe lag, und sperrte ihn daselbst ein.
Wie nun der Franzose merkte, welche Wendung die Sache nahm, ließ er den Vorfall eiligst dem Hauptmann melden. Der fiel natürlich aus allen Wolken und schrieb auf der Stelle einen Brief an den Herrn Talbot. Außerdem aber schärfte er auch noch dem Herold, der den Brief überbringen sollte, genau ein, was sich da zugetragen hatte und was der Gefangene ihn alles ausführlich hatte wissen lassen: daß nämlich einer seiner Leute jemanden gefangengenommen habe, der von dem Feldherrn freies Geleit erhalten hatte.
Der Herold prägte sich alles genau ein, was er im Namen seines Herrn alles ausrichten mußte, machte sich alsdann auf den Weg und überbrachte dem Herrn Talbot das Schreiben. Der las es zunächst selbst durch, dann aber ließ er es durch einen seiner Schreiber vor einigen Rittern, Schildmeistern und anderen Leuten aus seiner Rotte verlesen, die er hatte zu sich rufen lassen.
Wisset nun, daß er alsbald sein Roß bestieg, denn er war hitzköpfig und jähzornig und konnte in den Tod nicht vertragen, wenn einer etwas nicht recht machte; zumal in kriegsrechtlichen Fragen war er besonders eklig, und daß jemand sich über seinen Geleitbrief hinweggesetzt hatte, darüber konnte er nun gar lebendigen Leibes aus der Haut fahren.
Um mich kurz zu fassen: er ließ den Engelländer und den Franzmann vor sich bringen und befahl letzterem, er solle den Vorfall erzählen. Der berichtete zunächst, wie er seinerzeit von einem Gegner gefangengenommen worden sei und sich loskaufen sollte. Dann fuhr er fort:
»Ich reiste also mit eurem Geleitbrief zu unserem Heere zurück, um das Lösegeld aufzutreiben. Dabei begegnete ich diesem Edelmanne dort, der auch zu Euern Leuten gehört, und der fragte mich, wohin ich ginge und ob ich einen Geleitbrief habe. Ich sagte ja und gab ihm den Brief; und als er ihn gelesen hatte, behauptete er, ich hätte die Bedingungen nicht eingehalten. Das bestritt ich und erklärte, er solle mir doch beweisen, wieso. Kurz, er wollte mich nicht anhören, und da ich mich nicht töten lassen wollte, so mußte ich mich ihm ergeben. Ich weiß keinen Grund, um dessentwillen er mich gefangenhalten darf und erbitte deshalb Euer gerechtes Urteil.«
Als der edle Herr Talbot den Franzmann so reden hörte, schwoll ihm die Galle; immerhin fragte er zunächst den Engelländer:
»Was kannst du darauf erwidern?«
»Edler Herr,« sprach jener, »alles, was er sagt, ist ja soweit ganz wahr: ich traf ihn und wollte seinen Geleitbrief sehen. Als ich den aber von Anfang bis zu Ende durchgelesen hatte, da wurde mir klar, daß er die Bedingungen nicht eingehalten und sie gebrochen hatte. Andernfalls hätte ich ihn doch nicht festgenommen.«
»Wieso hat er sie gebrochen?« fragte der Feldherr. »Sag' das auf der Stelle!«
»Edler Herr, weil im Geleitbrief steht: ›Dafern der Betreffende keinerlei Kriegsgewaffen bei sich führt.‹ Und er trug doch noch die Nestelbänder, die Waffengehenke, die stets zur Kriegsausrüstung gehören – denn wie sollte man sich ohne sie wappnen?«
»Ach so!« meinte der Herr Talbot. »Also Waffengehenke gehören zur Bewaffnung?! Nun sage mir, ob er sonst noch irgendwie die Bedingungen nicht eingehalten hat!« »Nein, edler Herr, in anderer Beziehung nicht.«
»Aha, du Schandbube!« brauste der Herr Talbot auf. »So mag dir der Satan ins Gedärme fahren! Also wegen der Nestelbänder hast du einen Edelmann festgenommen, der unter meinem Schutzbrief reiste? Beim heiligen Georg, ich werde dir zeigen, ob Nestelbänder zur Bewaffnung gehören!«
Er schäumte ordentlich vor Wut und lohte vor Grimm. Stracks trat er an den Franzosen heran, löste die Nestelbänder von dessen Wamse, gab sie dem Engelländer, dem Franzosen aber ließ er ein gutes Kriegsschwert reichen, zückte selbst seinen prächtigen Degen und befahl dem Engelländer:
»Jetzt verteidige dich mit dem, was du Gewaffen nennst – wenn du kannst!«
Und zu dem Franzosen sagte er:
»Haut auf diesen Schandbuben ein, der Euch wider Vernunft und Recht festgenommen hat! Wir werden ja sehen, wie er sich mit Eurem Gewaffen verteidigen wird, wenn Ihr ihn aber schont, dann, beim heiligen Georg, schlage ich Euch den Schädel ein!«
So mußte also der Franzmann, mochte er wollen oder nicht, mit dem blanken Schwerte auf den Engelländer eindringen, und dieser arme Teufel lief, so schnell er konnte, durch die Stube vor ihm davon. Talbot sauste immer hinterher und hieß fortwährend den Franzosen, zuzuschlagen, während er dem andern zurief:
»Verteidige dich doch, du Schandbube, mit deinem Gewaffen!«
So wurde denn richtig der Engelländer halbtotgeschlagen und bat Talbot und den Franzosen jämmerlich um Gnade. Der Franzmann aber kam frei, auch das Lösegeld wurde ihm von Herrn Talbot erlassen, und mit seinem Harnisch, seinem Rosse und aller Habe, die ihm bei der Gefangennahme abgenommen worden war, durfte er heimkehren. Dies war der eine der Urteilssprüche des wackeren Herrn Talbot. Bleibt der zweite, mit dem es sich folgendermaßen verhielt:
Er erfuhr, daß einer seiner Leute in einer Kirche das Ziborium, jene Büchse, darein man das Corpus Domini legt, gestohlen und für eine beträchtliche Summe verkauft hatte – wieviel es war, weiß ich nicht genau: es handelte sich um eine schöne, große, vergoldete und wundervoll emaillierte Silberbüchse.
Obgleich nun der Herr Talbot gar furchtbar und grausam von Natur war und im Kriege vor keiner Gewalt zurückschreckte, so hatte er doch vor der Kirche allezeit große Ehrfurcht und erlaubte nie, daß man ein Kloster plünderte oder gar in Brand steckte. Und wenn er hörte, daß etwas Derartiges vorgefallen war, dann konnten diejenigen, die seine Anordnungen nicht eingehalten hatten, ihr blaues Wunder erleben, so streng ging er wider sie vor.