Königlich verliebt (Die Königlich-Reihe 1) - Dana Müller-Braun - E-Book
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Dana Müller-Braun

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Beschreibung

**Plötzlich Prinzessin?** Jahrelang wurde Insidia darauf trainiert, einen ganz speziellen Auftrag zu erfüllen: den Prinzen bei der alljährlichen Partnerschaftswahl für sich zu gewinnen und schließlich zu heiraten. Doch aufgewachsen hinter dicken Mauern, gelehrt keine Emotionen zuzulassen, fällt es ihr nicht leicht, sich dem Stadttrubel mit den vielen Menschen und der Mode mit den pompösen Kleidern anzupassen. Erst langsam lernt sie sich in dem alltäglichen Leben zurechtzufinden, das sich in den letzten Jahren ungesehen vor ihr abgespielt hat. Dazu gehört, dass sie in der Gegenwart des hübschen Nachbarsjungen Kyle merkwürdige Gefühle in sich wahrzunehmen beginnt. Aber nachgeben darf sie ihnen auf gar keinen Fall. Denn schließlich hat ihr Auftrag oberste Priorität… Mit der »Königlich«-Reihe erschafft die Debütautorin Dana Müller-Braun ein wunderbar romantisches Romanreich, das voller Gefühle und Emotionen steckt und so authentisch erzählt ist, dass man sich beinahe selbst wie eine Prinzessin fühlt!   //Die romantisch-dystopische »Königlich«-Reihe umfasst die Bände:  -- Königlich verliebt (Königlich-Reihe 1)  -- Königlich verraten (Königlich-Reihe 2)  -- Königlich vergessen (Königlich-Reihe 3) -- Königlich verloren (Königlich-Reihe 4) -- Königlich: Alle vier Bände der romantisch-dystopischen Prinzessinnen-Reihe in einer E-Box!// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Dana Müller-Braun

Königlich verliebt (Die Königlich-Reihe 1)

**Plötzlich Prinzessin?** Jahrelang wurde die Agentin Insidia innerhalb ihrer Geheimorganisation darauf trainiert, einen ganz speziellen Auftrag zu erfüllen: den Prinzen bei der alljährlichen Partnerschaftswahl für sich zu gewinnen und schließlich zu heiraten. Doch aufgewachsen hinter dicken Mauern, gelehrt keine Emotionen zuzulassen, fällt es ihr nicht leicht, sich dem Stadttrubel mit den vielen Menschen und der Mode mit den pompösen Kleidern anzupassen. Erst langsam lernt sie sich in dem alltäglichen Leben zurechtzufinden, das sich in den letzten Jahren ungesehen vor ihr abgespielt hat. Dazu gehört, dass sie in der Gegenwart des hübschen Nachbarsjungen Kyle merkwürdige Gefühle in sich wahrzunehmen beginnt. Aber nachgeben darf sie ihnen auf gar keinen Fall. Denn schließlich hat ihr Auftrag oberste Priorität …

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Vita

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© privat

Dana Müller-Braun wurde Silvester '89 in Bad Soden im Taunus geboren. Geschichten erfunden hat sie schon immer – Mit 14 Jahren fing sie schließlich an ihre Phantasie in Worte zu fassen. Als das Schreiben immer mehr zur Leidenschaft wurde, begann sie Germanistik, Geschichte und Philosophie zu studieren. Wenn sie mal nicht schreibt, baut sie Möbel aus alten Bohlen, spielt Gitarre oder verbringt Zeit mit Freunden und ihrem Hund.

Menschen sterben, Insidia! Sie sterben und kommen nie wieder. Ja, es ist grausam – und man hat das Gefühl, dass die Welt untergegangen ist. Aber das ist egoistisch! Nicht deine Welt ist untergegangen, sondern ihre.

Der Tod ist unbarmherzig und bringt nur Leid mit sich. Schmeiß das Leben nicht weg, das dir vergönnt ist und ihnen nicht. Halt es! Krall dich daran fest, wenn es nötig ist. Aber zeig verdammt noch mal, dass du es wert bist, zu leben! Denn das Leben kennt genauso wenig Gnade wie der Tod. Das Leben ist genauso angsteinflößend. So angsteinflößend, dass du dich fragen musst, wer es besser hat: die Lebenden oder die Toten.

Du wirst damit nicht klarkommen. Du wirst es nie verstehen. Du wirst es nie begreifen können. Es gibt keinen Grund, außer dem, dass die Menschen vergänglich sind. Das Leben ist vergänglich. Aber auch der Schmerz, den du jetzt spürst.

Was nicht vergänglich ist, sind deine Erinnerungen. Also bleib gefälligst am Leben und halte diese Erinnerungen aufrecht!

Und wenn du ins Straucheln gerätst. Wenn die Trauer dich übermannt. Dann flieh! Flieh vor dir und deinen Gefühlen. Flieh vor der Wahrheit.

Denn der einzige Weg, dem Schmerz wirklich zu entkommen, ist die Flucht vor der Wahrheit.

Für meinen kleinen Bruder Niklas

PROLOG

Geschichten aus meiner Zeit beginnen fast immer mit einem unschuldigen Mädchen, das in irgendetwas hineingezogen wird. Völlig naiv steuert es in sein Unglück und entpuppt sich am Ende als Heldin.

Bei meiner Geschichte ist das etwas anders. Ich war nie unschuldig. Schon während meiner Erziehung wurde mir jegliche Unschuld genommen – das bisschen Naivität, das ein Kind von Natur aus in seinen Genen mit sich trägt.

Was das wirklich heißt, habe ich erst in meiner Betaphase erfahren. Vorher wusste ich zwar aus Büchern und aus dem Unterricht, wie diese Eigenschaft definiert wird, aber nie zuvor habe ich sie an einem echten Menschen beobachtet. An mir beobachtet.

Mein Leben ist in Phasen aufgeteilt. So wie das einiger anderer Auserwählter, wie sie uns zu nennen pflegen.

Die Pre-Alphaphase umfasst die komplette Zeit, die wir im DF verbracht haben. Disciplina Focus, eine Art Erziehungscamp – milde ausgedrückt. Von unserer Geburt an, bis wir sechzehn Jahre alt sind, leben und lernen wir im DF.

Ab einem Alter von zehn Jahren beginnt die Alphaphase. Das ist der Zeitpunkt, an dem unsere körperliche Ausbildung radikalere Züge annimmt. Plötzlich war es nicht mehr nur ein einfacher Kampfsport, den wir ausübten, sondern viel mehr als das.

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag, als ich in den Übungsraum trat und mein Mentor mir ein Gewehr in die Hand drückte. Er und all die anderen Mentoren nannten mich oft Wunderkind. Vielleicht war das der Grund dafür, dass ich nicht – wie die anderen – auf eine Zielscheibe schießen sollte, sondern auf einen Menschen. Einen älteren Mann mit Bart. Ich weiß nicht mehr genau, wie er ansonsten aussah, aber seine Augen werde ich niemals vergessen. Sobald ich meine schließe, sehe ich sie vor mir. Wie mein Mentor immer sagte: Die Augen seines ersten Opfers vergisst man nie.

Heute würde ich vielleicht noch einmal darüber nachdenken, ob ich wirklich abdrücken soll. Damals habe ich keine Sekunde gezögert. Und obwohl die Waffe nicht geladen war und ich den Mann nie getötet habe, verfolgen mich seine Augen bis heute. Dieser Ausdruck in ihnen nimmt mir noch heute den Atem. Es war mehr als nur der Schock darüber, dass ein kleines Mädchen bereit war, auf ihn zu schießen. Nein, es war Abscheu. Tiefe, unbarmherzige Abscheu, die mich damals kaltließ, ja, die mir sogar ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte. Heute birgt dieser Blick meine größte Angst.

Ich bestand die Alphaphase damals mit Bravour. Und wem es vorher noch nicht klar gewesen war, dem wurde es spätestens jetzt ganz deutlich: Wir wurden zum Kämpfen ausgebildet, vielmehr: zum Töten. Warum, wusste ich nicht und ich hätte auch nie gefragt. Nicht, weil ich Angst davor hatte, nein. Einfach, weil es mir egal war. Ich war mir sicher, dass es einen guten Grund dafür gab und ich ihn dann erfahren würde, wenn es notwendig wäre.

Vielleicht wünsche ich mir mittlerweile, dass ich damals gefragt hätte. Aber das ist nur ein kleiner Wunsch. So tief vergraben, dass ich ihn kaum spüren kann. Denn eigentlich weiß ich, dass sie immer einen Grund hatten. Dass sie ihn immer haben werden. Und wir einfach zu winzig sind, um ihn zu begreifen.

Nachdem ich die Alphaphase bestanden hatte, wurde ich in die Welt eingeführt. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal, dass es überhaupt eine Welt außerhalb des DF gab.

Sie erzählten mir von der alten Welt, die beinahe von Terroristen zerstört wurde. Doch diese Terroristen handelten nicht aus freien Stücken. Die Regierungen selbst, in deren Ländern die Anschläge verübt wurden, waren ihre Geldgeber. Sie inszenierten einen Krieg und griffen an. Was daraus folgte, war ein Rassenkrieg, den niemand zu stoppen vermochte.

Die Welt, wie sie damals – 2026 – war, existiert nicht mehr. Die meisten Kontinente sind mittlerweile unbewohnt. Man vermutet, dass in Amerika noch Menschen leben, die sich jedoch so abgeschottet haben, dass ihr Dasein nicht der Rede wert ist. Australien gibt es nicht mehr. So wie es mir erzählt wurde, ist der komplette Kontinent, auch Neuseeland, vom Ozean verschluckt worden. Ebenso wie Teile Europas. Afrika ist totes Land und das, was von Asien und Europa noch bewohnbar ist, nennt sich heute Insidia – genauso wie ich. Ich werde nie verstehen, warum ich den Namen dieses Staates trage, aber ich werde auch nicht danach fragen.

Insidia wird von einem König beherrscht. Mein Mentor sagte mir, dass es nur die geschönte Ausdrucksweise für eine Diktatur sei, doch mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob er damit recht hat. Auch wenn ich ihn bisher nie infrage gestellt habe.

Sie erklärten mir außerdem, dass die Betaphase, in die ich zu dem Zeitpunkt übertreten sollte, aus einem Experiment bestehen würde. Wofür ich Insidia erst kennen musste. Bevor ich also die Betaphase beginnen konnte, lernte ich eine Woche lang alles über Insidia, den Staat, der mir meinen Namen gab.

Neben der alleinigen Herrschaft hatte die Regierung auch als Einzige die Macht, Kinder zu erzeugen.

Ich weiß immer noch nicht genau, wie es wirklich funktioniert, aber sie setzen den Frauen Kinder ein, die sie dann in ihrem Körper wachsen lassen müssen, bis sie groß genug sind. Ich erschaudere jedes Mal bei der Vorstellung, dass etwas in mich reingesetzt wird, das in mir wächst. Kinder sind Parasiten – nichts anderes.

Wenn die Kinder geboren sind, werden sie in eines der DF gegeben. Was eigentlich keine Camps zur Kampfausbildung, sondern normale Erziehungscamps sind, in denen die Kinder Lesen, Schreiben und Geschichte lernen.

Das Camp, das ich besuchte, war einzigartig und ich wurde speziell dafür gezüchtet. Mein Lebensplan stand somit schon immer geschrieben.

Sie erklärten mir, dass es etwas gibt, das sich allgemein Liebe nennt, etwas, das sie nicht in der Lage waren zu vernichten, die Regierung aber erheblich schwächte. Diese Liebe zwischen zwei Menschen versuchten sie durch eine exakt dafür vorgesehene Veranstaltung einzudämmen. Eine Art Partnerschaftswahl, die einmal im Jahr stattfindet und für die sich junge Männer und Frauen anmelden können, um einen geeigneten Partner zu finden. Auf diese Weise meint die Regierung, freie Liebe einschränken zu können.

Das Jahr, in dem meine Betaphase beginnen sollte, war ein besonderes Jahr. Der Sohn des Königs, der natürlich nicht in einem der DF aufgezogen wurde, nahm an diesem Wettbewerb teil.

Und genau aus diesem Grund wurde ich gezüchtet. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem auch der Prinz gezüchtet wurde.

Meine Betaphase konnte beginnen.

Was ich damals noch nicht wusste, war, dass mir mit der Betaphase klar werden würde, dass ich genauso naiv und unschuldig bin wie all die anderen Mädchen und dass etwas anfangen würde, in mir zu wachsen wie ein Parasit.

KAPITEL 1

»Jeder von euch hat seine Aufgabe«, brummte Philipp, der in meinem Türrahmen stand und mir beim Packen zusah. Ich nickte. Es war das erste Mal, dass ich Missmut empfand. Aber das durfte ich ihn nicht spüren lassen. Er war schließlich mein Mentor.

»Ich weiß, dass dir deine Aufgabe nicht passt, dass du dir das anders vorgestellt hast«, murmelte er.

Ich warf ihm einen Blick zu. Betrachtete seine verschränkten Arme und wie er dort an meinen Türrahmen gelehnt stand und mich ebenfalls musterte. Das konnte nur ein Test sein. So etwas würde er nie sagen und schon gar nicht würde er solche Gefühle bei mir tolerieren.

»Nein«, antwortete ich knapp und packte weitere Klamotten zusammen.

»Insidia, lass das sein. Du wirst von uns eingekleidet.«

Ich stockte kurz. Womöglich einen Moment zu lange, denn als ich wieder zu Philipp sah, beäugte er mich mit Argwohn.

Als Philipp mit fünfzehn Jahren seine Alphaphase beendet hatte, wurde auch ihm seine Aufgabe offenbart. Er sollte Mentor werden. Und ich wurde sein erster Schützling. Warum konnte ich nicht auch Mentorin werden? Warum musste ich so etwas tun? Einen verwöhnten Schnösel für mich zu gewinnen – das konnte doch nicht mein Lebensinhalt sein. Das, worauf ich hingearbeitet hatte. All die Jahre.

Ich nickte und warf einen Blick zurück auf mein Bett, auf dem mein offener, halb voller Koffer lag.

»Was passiert mit den Sachen? Soll ich sie vernichten?«, fragte ich tonlos und sah Philipp weiter an.

»Das werden wir erledigen. Schon heute Nachmittag zieht hier ein neues Mädchen ein.«

Mein Körper verkrampfte sich. »Dein neuer Schützling?«

Er nickte.

Irgendetwas in mir wollte sich damit nicht abfinden. Aber ich musste – und das war wichtiger. Ich nickte erneut, beinahe automatisch, und ging an Philipp vorbei in den Flur, ohne einen weiteren Blick auf mein Zimmer zu werfen.

»Es ist normal, dass du dich jetzt komisch fühlst. Das war schließlich die letzten fünf Jahre dein Zuhause.«

Ich atmete schwer. Mein Zuhause war die Kämpfer-Vereinigung, die mich gemacht hatte. Sie war alles, was ich war. Pugnator Globus. Gegründet, um die Machtfülle des Monarchen einzudämmen. Und jeder von uns war nur dafür da, nur dafür gemacht, ihr zu dienen. Der Geheimorganisation, der wir den Fortbestand dieser Welt verdankten.

»Das PG ist mein Zuhause«, erwiderte ich und ging ihm voraus in Richtung Esszentrum, als er mir nacheilte und nach meiner Hand griff. Ich sah ihn entgeistert an. Ich wollte ihn nicht infrage stellen, aber das war nun wirklich eine unangebrachte Geste, wenn wir uns nicht im Training befanden.

»Ich war mir meiner Sache und meiner Loyalität immer sicher, Insidia. Bis ich dich traf«, flüsterte er so leise, dass ich mich schon bei seinem letzten Wort fragte, ob er das überhaupt gesagt hatte.

Ich entzog mich ihm, indem ich seinen Arm packte, ihn drehte und seine Hand an seinem Rücken immer weiter nach oben schob.

»Wenn du mich auf die letzten Meter noch testen willst, Philipp, dann lass dir was Besseres einfallen als das!«, knurrte ich und ließ ihn los. Philipp hatte keinen Ton von sich gegeben, obwohl ich genau wusste, wie schmerzhaft das war.

»Ich teste dich nicht!«

Ich hob die Augenbrauen. So einen Schwachsinn hatte ich noch nie aus seinem Mund gehört. Und auch aus keinem anderen.

Er trat ein paar Schritte heran.

»Hör mir zu, Insidia. Es ist nicht alles so, wie es scheint. Und ich hoffe, dass du nie an den Punkt gelangen wirst, an dem ich mich jetzt befinde. Aber ich möchte, dass du weißt, dass meine Loyalität alleine dir gilt. Und sollte der Tag doch irgendwann kommen, der Tag, an dem alles zu bröckeln beginnt, dann wende dich an mich.«

Er wich wieder etwas vor mir zurück. Mein Ohr war noch warm von seinem Geflüster. Dann setzte er eine herrische Miene auf und ging voraus.

Falls es doch ein Test gewesen war, ließ ich mir nichts anmerken und folgte ihm. Er hatte mir selbst beigebracht: Traue niemandem außer dir selbst und dem PG. Was eigentlich das Gleiche war. Denn die Kämpfer-Vereinigung, die uns ausbildete – Pugnator Globus – war das einzige Ich, das wir kannten. Wir waren sie. Und sie waren wir. Also warum sollte ich Philipp plötzlich Dinge glauben, die das PG niemals tolerieren würde? Es konnte nur ein Test sein. Und dennoch hallten seine Worte in meinem Kopf nach und hinterließen einen schönen Klang – was auch immer daran schön sein sollte …

Ich schüttelte den Kopf und setzte mich, im Esszentrum angekommen, Philipp gegenüber. Die übrigen Rekruten hier »kannte« ich nur vom Sehen. Mit dem einen oder anderen hatte ich vielleicht schon mehr Worte gewechselt als die üblichen Begrüßungen. Aber tatsächlich Kennenkonnte man das nicht nennen. Seit unserem zehnten Lebensjahr verbrachte jeder von uns seine Zeit ausschließlich mit seinem Mentor. Und meiner war nun einmal Philipp. Ich mochte ihn, aber das gerade nahm ich ihm wirklich übel. Ich hätte niemals erwartet, dass gerade er es sein würde, der mich an meinem letzten Tag, bevor endlich die Betaphase begann, derart in den Prüfstand nehmen würde. Jedem anderen hätte ich das zugetraut – aber nicht ihm. Schließlich sollte er stolz darauf sein und es nicht noch zu verhindern versuchen.

»Alles in Ordnung?«, fragte er und beäugte die Schlange an der Essensausgabe, die immer noch nicht kleiner geworden war. Ich nickte. Und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, dass er enttäuscht aussah.

»Darf ich künftig eine Waffe tragen?«

Philipp schaute mich skeptisch an und lachte dann leise.

»Eine Waffe? Insidia, in dieser Welt musst du deine eigene Waffe sein. Du darfst nicht auffallen«, erwiderte er.

Seit dem Beginn meiner Alphaphase hatte ich beinahe täglich mein Schießtraining absolviert. Und jetzt, da ich wirklich in die Welt außerhalb des DF entlassen wurde, verweigerten sie es mir. Ich schluckte schwer, nickte aber trotzdem.

»In deiner Reisetasche wird sich eine Waffe befinden, aber am Körper darfst du sie zunächst nicht mit dir herumtragen«, sagte er mahnend – als hätte ich mich jemals gegen Vorschriften gewendet.

Er musterte mich noch einen Augenblick und erhob sich dann, um sich an der nun doch etwas kleiner gewordenen Schlange anzustellen. Ich tat es ihm gleich. Und ehe ich mich versah, war das letzte Essen in meinem alten Zuhause beendet.

Philipp redete seltsamerweise nicht mehr mit mir. Er war zwar sowieso ein schweigsamer Mensch, aber heute hätte ich mit etwas anderem gerechnet. Gerade weil ich doch voraussichtlich nie wieder hier sein würde. Aber Wehmut konnte ich von ihm nicht erwarten. Eigentlich sollte ich das nicht einmal von mir selbst. Ich atmete tief ein und aus, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen.

Wir liefen ein paar Gänge des unterirdischen Bunkers entlang und betraten einen Raum der Kommandozentrale.

»Du musst Insidia sein! Ich bin Charlotte«, sagte ein Mädchen – eher eine junge Frau, wahrscheinlich so alt wie Philipp – und sprang aufgeregt auf der Stelle herum. Ich musterte sie skeptisch. Ihre blonden Haare. Das bunte Kleid und die Schminke in ihrem Gesicht. Ich warf einen Blick in einen kleinen Spiegel über einem Waschbecken und schämte mich ganz plötzlich. Nicht etwa wegen meiner dunklen, streng zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare, meiner breiteren Augenbrauen, meiner fahlen, ungeschminkten Haut oder meiner Militärkleidung. Nein, ich schämte mich ihretwegen. Und dankte dem PG inständig, dass ich nie so rumlaufen musste.

Ich sah wieder zu Charlotte, die mich immer noch angrinste, die Hände vor ihrer Brust aufeinandergelegt. Ein Überbleibsel ihres Anfalls gerade und dem damit einhergehenden Klatschen.

»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss Charlotte«, sagte ich, nahm eine Hand von meinem Rücken – eine Haltung, die ich während meiner Erziehung eingetrichtert bekommen hatte – und reichte sie ihr. Die junge Frau allerdings stupste sie belustigt zur Seite und nahm mich, ohne Umschweife, in den Arm.

»Du musst noch einiges lernen. Ich habe ja gesagt, dass so ein Grundkurs nicht in zwei Stunden erledigt ist. Aber mir will ja keiner zuhören. Du wirst es genauso schwer haben wie ich damals.« Ich konnte ihr kaum folgen, so viel redete diese Frau. Ihre Stimme war deutlich zu hoch für meinen Geschmack und allmählich begann ich mich zu fragen, was sie hier suchte. Zu diesem Quartier hatten nur PG-Soldaten Zutritt.

»Charlotte war in meinem Jahrgang. Wir haben die Alphaphase gemeinsam abgeschlossen und sie ist damals in den Außendienst berufen worden. Sie hat dort eine andere Aufgabe als du, aber sie kennt Insidia und seine Bewohner. Die Kultur und Gepflogenheiten. Also wird sie dir ein paar nützliche Tipps geben können«, erklärte Philipp. Ich legte meine Hand wieder zurück zur anderen auf meinen Rücken und nickte. Ich dachte nicht weiter über Charlottes Aufzug und ihre Art nach oder über die grausame Vorstellung, dass ich auch so sein müsste. Es war ein Befehl, den ich befolgte.

»Zuallererst musst du mal ein bisschen lockerer werden«, quietschte sie, packte meine Schultern und zog meinen Oberkörper ein wenig nach vorne. Dann schnappte sie sich meine Hände und legte sie neben meinem Körper ab. Ich fühlte mich seltsamer als je zuvor.

Charlotte bewegte meinen Körper immer wieder hin und her, bis mein Rücken von der gekrümmten Haltung so sehr schmerzte, dass ich mich wieder gerade aufrichtete. Doch obwohl Charlotte aussah wie ein Mädchen, hatte sie nicht nur eine starke Willenskraft, sondern war auch körperlich ziemlich stark, was ich zu spüren bekam.

»Sie sollte erst einmal eines der Kleider anziehen. Das hat in den Klamotten einfach keinen Sinn.«

Einen Moment lang dachte ich darüber nach, ihr meine Waffe an die Schläfe zu halten. Eventuell sogar abzudrücken. Nicht nur wegen des Kleides. Auch das Verstummen ihrer ätzenden Stimme wäre es wert gewesen. Sie hallte noch Sekunden später schmerzend in meinen Ohren wider.

Doch stattdessen begab ich mich in einen separaten Raum und stülpte mir eines der Kleider über, das noch am schlichtesten aussah. Es war weiß mit einem eingestickten Muster und für meinen Geschmack viel zu kurz und eng. So etwas trugen Mädchen in Insidia? Das war wirklich ein seltsamer Staat. Ich ging ein paar Schritte auf die Tür zu und öffnete sie einen Spalt, dann stockte ich. Ich wollte nicht, dass mich irgendwer in diesem Aufzug sah. Ich atmete tief ein, als ich ein Flüstern vernahm.

»Du lebst jetzt schon fünf Jahre mit ihnen. Ich denke, da ist es normal, dass sie dir ans Herz gewachsen sind, Charlotte«, hörte ich Philipp sagen.

Charlotte stöhnte auf. »Ich weiß doch, Philipp. Aber …« Sie stockte. »Ach egal.«

»Was aber?«, bohrte Philipp nach. Hatte Charlotte keine Angst vor dem, was sie da sagte, und vor allem, vor wem sie es sagte? Sie musste doch wissen, dass Philipp einer der loyalsten PG-Soldaten war, die es gab.

»Ich mag sie.«

Das folgende Schweigen ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Hatten sie mich entdeckt? Und was meinte sie damit, dass sie sie mochte? Etwa die Menschen in Insidia? Durfte sie das überhaupt? Und warum erzählte sie ausgerechnet Philipp davon?

Langsam schob ich meinen Kopf durch den Türspalt, um Philipps entrüsteten Gesichtsausdruck sehen zu können. Doch als ich ihn erblickte, bemerkte ich etwas ganz anderes in seinem Gesicht. Wehmut. Das, wovon Charlotte da sprach, das wollte Philipp offenbar auch. Was sollte ich nun tun? Ich musste ihn verraten. Sie verraten. Eigentlich war Charlotte an allem schuld. Philipp wäre niemals von alleine auf so einen Schwachsinn gekommen. Er kannte die Welt da draußen doch gar nicht.

So leise ich konnte, schloss ich die Tür wieder und öffnete sie dann so laut, dass sie mich hören mussten. Beide standen da und sahen mich freudig an, als wäre nie etwas gewesen. Als wären sie keine Verräter. Doch genau das waren sie. Verräter. Denn ihre Aufgabe war es, niemanden zu mögen. Agenten des PG wurden dazu ausgebildet, keine Bindungen einzugehen. Keine emotionalen. Also was sollte das, was sie da besprochen hatten, anderes sein, als ein Verrat an all dem, was uns das PG gelehrt hatte? Ein Verrat an der Organisation, mit der sich jeder von uns zu identifizieren hatte?

»Entzückend!«, rief Charlotte und klatschte in die Hände. Philipp sah mich ganz seltsam an. So einen Blick kannte ich von ihm gar nicht.

Charlotte erklärte mir, wie ich zu gehen und zu essen hatte und dass ich lachen sollte und all so ein albernes Zeug, für das ich keine Aufmerksamkeit übrig hatte. Meine Gedanken kreisten nur um Philipp, das Gespräch und um den merkwürdigen Blick, den er mir unentwegt zuwarf.

Natürlich galt meine Treue dem PG. Aber galt sie nicht irgendwie auch Philipp? Ich vertraute ihm. Er war es schließlich, der mich ausgebildet hatte. Er war das einzige Gesicht zu der Organisation, für die ich kämpfen sollte.

Ich musste ihn verraten. Aber ich entschied mich, noch eine Weile damit zu warten. Und wusste genau, dass es falsch war. Das erste Mal in meinem Leben funktionierte ich nicht so, wie ich sollte, und es tat weh. Aber viel mehr hätte es wehgetan, wenn Philipp wegen meines Verrats gestorben wäre. Charlotte hätten sie meinetwegen umbringen können. Aber ich fand keinen Weg, sie zu verraten und Philipp nicht. Außerdem war er viel zu loyal, um seine Beteiligung zu verschweigen. Er hätte gestanden, dass er es war, gegenüber dem Charlotte diese Äußerungen hervorgebracht hatte und der sie nicht verraten hatte.

Charlotte schubste mich andauernd hin und her, und meine Lust wuchs ins Unermessliche, ihre schwächliche PG-Soldaten-Fassade auffliegen zu lassen. Aber ich lächelte, so wie sie es mir befahl.

Nach ein paar Stunden, die mir rein gar nichts gebracht hatten, allein, weil ich mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen war, folgte ich Philipp in einen weiteren Raum.

Ein riesiger Bildschirm zierte die komplette Wand. Etwas, das wir nicht allzu oft zu Gesicht bekamen.

Das Bild eines Mannes erschien. Seine weißen Haare reichten bis über seine Ohren. Sein breites Grinsen bereitete mir allein vom Zusehen Schmerzen in den Mundwinkeln und auf seinem Kopf thronte eine riesige, prunkvolle Krone. Der König – dachte ich fast zeitgleich, als Philipp es sagte.

»König Ferdinand.« Ein seltsamer Name für einen Mann, der aussah wie eine Witzfigur mit Spielzeugkrone auf dem Kopf.

Philipp drückte einen Knopf und das Bild wechselte zu dem einer Frau. Eine hübsche Frau – keine Frage. Die Krone, die sie auf ihrem langen blonden und welligen Haar trug, war um einiges kleiner und schlichter als die des Königs. Nicht einmal ich konnte anders, als diese Frau wunderschön zu finden.

»Und last, but not least …« Das Bild veränderte sich und zeigte das Gesicht eines jungen Mannes. Ich stutzte. Den Prinzen hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Seine dunkelblonden Haare fielen lässig durcheinander über seine Ohren und ließen gerade so die Sicht auf seine eisblauen Augen zu. Beinahe waren sie grau. Bei ihrem Anblick erschauderte ich.

Philipp betrachtete mich prüfend. Als ich zu ihm aufsah, grinste er schadenfroh. Ich erwiderte es nicht. Die Genugtuung würde ich ihm nicht verschaffen. Machte ihm das etwa Spaß?

Ich musterte Philipps kurz geschorene Haare. Der kleine Flaum auf seinem Kopf war auch eher dunkelblond, aber kaum zu vergleichen mit der Haarfarbe des Prinzen.

Philipps schokoladenbraune Augen ruhten nach wie vor auf mir. »Wenn du deinen Auftrag zufriedenstellend erledigst, ist das dein zukünftiger Mann.«

Ich warf erneut einen Blick auf den starren Ausdruck des Prinzen und schluckte schwer. Er wirkte so kühl und glatt, dass sich etwas in mir gegen diese Vorstellung sträubte. Aber ich musste dieses seltsame Gefühl beiseiteschieben. Ich durfte mir über solche Dinge keine Gedanken machen. Ich hatte doch immer gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde.

Aber dass mein Auftrag so ausfallen würde, hätte ich nie gedacht. Und ein kleiner Teil von mir wollte sich dagegen wehren – aber das konnte ich nicht. Ich durfte keine Gefühle zulassen. Weder bezüglich des Auftrags noch dem Prinzen gegenüber. Alles, was für mich ab jetzt von Bedeutung sein sollte, war, dass ich einen Auftrag zu erledigen hatte – egal, was ich dabei empfand und wer die Person war, die diesen Auftrag ausmachte.

Mein Blick schweifte wieder zu den Augen des blonden Jungen auf dem Bildschirm. Ich wusste es schon jetzt. Ich konnte es in seinen Augen sehen – er war ein Monster!

KAPITEL 2

Unser Abschied fiel Philipp sichtlich leicht. Obwohl ich nach dem, was ich ihn hatte sagen hören, damit gerechnet hatte, dass er wieder unangebrachte Emotionen zeigen würde. Aber da täuschte ich mich.

Stumm warf ich ihm noch einen letzten Blick zu und setzte mich dann in das schwarze Auto. Die Sonne strahlte und raubte mir die Sicht in dem dunklen Inneren des Wagens. Ich blinzelte ein paar Mal und erkannte einen Mann, der mir gegenüber auf dem Sitz saß– vertieft in irgendwelche Zettel, die auf seinem Schoß lagen. Als die Tür geschlossen wurde, blickte er zu mir auf.

»Ihr Name ist Insidia Jones. Sie sind siebzehn Jahre alt und die Cousine einer gewissen Emili Jones, die seit ihrer Geburt in Insidia lebt.«

Er schwieg für einige Sekunden. Seine Augen wanderten über die Papiere auf seinem Schoß.

»Ihr Geburtsdatum ist der 1.6.2194. Ihre Eltern sind letzte Woche bei einem Autounfall gestorben. Cecilia und James Jones. Sie gehörten beide dem PG an und lebten die letzten siebzehn Jahre in Insidia, zusammen mit einem Mädchen Ihres Alters, das ebenfalls bei dem Autounfall starb. Das ist die wahre Geschichte. In unserer Version ist sie nicht gestorben, sondern hat den Unfall überlebt und zieht zu ihrer Cousine…?« Er sah mich fragend an.

»Emili«, vervollständigte ich. Er nickte zufrieden. Ich sog die abgestandene Luft in dem Auto ein. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir bereits fuhren. Unwillkürlich fragte ich mich, ob dieser Autounfall ein Zufall gewesen war. Das konnte er wohl kaum sein, wenn er genau mit meinem Auftrag zusammenpasste. Ich schluckte schwer. Aber ich wusste, dass das PG seine Gründe dafür hatte und sich die Familie Jones im Klaren darüber gewesen war, welches Schicksal sie ereilen würde. Es war ihre Aufgabe– gewesen.

»Emili gehört nicht zum PG, zumindest weiß sie es nicht. Sie wurde von uns gezüchtet. Weil sie jedoch in Insidia aufwuchs, hielten wir es für sicherer, sie nicht aus der Ferne auszubilden. Und da wir sie nicht ausbilden konnten, war es auch unmöglich, ihr die Existenz des PG zu offenbaren. Die Gefahr eines Verrats wäre zu groß gewesen. Emili ist achtzehn Jahre alt, was in Insidia bedeutet, dass sie volljährig ist. Also lebt sie alleine. Wir haben dafür gesorgt, dass sie ihre Cousine, die fünfhundert Kilometer entfernt gewohnt hat, nie treffen konnte. Sie kennt nur Version der Geschichte. Also geht sie davon aus, dass Ihre Eltern bei einem Autounfall gestorben sind und Sie ihn überlebt haben.« Wieder flog er über seine Aufzeichnungen. »Haben Sie noch irgendwelche Fragen, Miss Jones?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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