Königsblau - Julia Zieschang - E-Book
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Königsblau E-Book

Julia Zieschang

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Beschreibung

Neues von der Bestseller-Autorin Julia Zieschang! **Eine dunkle Liebe aus der Welt der Märchen** Ihr Leben lang hat Rosalie gehofft, nie an der königlichen Brautwahl ihres Landes teilnehmen zu müssen. Denn nichts fürchtet sie mehr, als dass die Entscheidung des Mannes mit den königsblauen Haaren und der eisigen Ausstrahlung auf sie fallen könnte. Doch als genau das geschieht, befindet sie sich plötzlich hinter den dicken Mauern einer Festung, die ebenso viele Rätsel aufwirft wie der Mann, der sich in ihr verbirgt…   Ein dunkler Fluch, ein verwunschenes Schloss und ein magischer Schlüssel. Diese Märchenadaption verführt und begeistert. Düster-romantisch erzählt Julia Zieschang von der Anziehung des Verbotenen und der Kraft der Liebe. Ihr fantastischer Roman gewährt uns einen ganz neuen Blick auf die sagenumwobene Geschichte des »König Blaubart«. //Dies ist ein Roman aus dem Carlsen-Imprint Dark Diamonds. Jeder Roman ein Juwel.// //Alle Bände der königlichen Bestseller-Reihe:  -- Königsfluch  -- Königsblau  -- Königsblau: Die E-Box zur märchenhaft-düsteren Reihe über den sagenumwobenen König Blaubart!// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Dark Diamonds

Jeder Roman ein Juwel.

Das digitale Imprint »Dark Diamonds« ist ein E-Book-Label des Carlsen Verlags und publiziert New Adult Fantasy.

Wer nach einer hochwertig geschliffenen Geschichte voller dunkler Romantik sucht, ist bei uns genau richtig. Im Mittelpunkt unserer Romane stehen starke weibliche Heldinnen, die ihre Teenagerjahre bereits hinter sich gelassen haben, aber noch nicht ganz in ihrer Zukunft angekommen sind. Mit viel Gefühl, einer Prise Gefahr und einem Hauch von Sinnlichkeit entführen sie uns in die grenzenlosen Weiten fantastischer Welten – genau dorthin, wo man die Realität vollkommen vergisst und sich selbst wiederfindet.

Das Dark-Diamonds-Programm wurde vom Lektorat des erfolgreichen Carlsen-Labels Impress handverlesen und enthält nur wahre Juwelen der romantischen Fantasyliteratur für junge Erwachsene.

Julia Zieschang

Königsblau

**Eine dunkle Liebe aus der Welt der Märchen** Ihr Leben lang hat Rosalie gehofft, nie an der königlichen Brautwahl ihres Landes teilnehmen zu müssen. Denn nichts fürchtet sie mehr, als dass die Entscheidung des Mannes mit den königsblauen Haaren und der eisigen Ausstrahlung auf sie fallen könnte. Doch als genau das geschieht, befindet sie sich plötzlich hinter den dicken Mauern einer Festung, die ebenso viele Rätsel aufwirft wie der Mann, der sich in ihr verbirgt …

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Buch lesen

Vita

Danksagung

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© Kristin Vogelsang

Julia Zieschang fand man schon als kleines Mädchen oft hinter einem Buch versteckt vor. Damals waren es noch Märchenbücher, heute liest sie am liebsten romantische Fantasy. Wenn sie nicht gerade mit dem Lesen oder Schreiben von Geschichten beschäftigt ist, befindet sich eine Spiegelreflexkamera vor ihrem Gesicht, denn das Fotografieren ist ihre andere große Leidenschaft.

Für Mama, die immer an mich und meine Geschichten glaubt und die sich ein Märchen gewünscht hat. Dieses hier ist für dich.

Ein Märchen

Ein Märchen wie viele,

Schon oftmals gelesen.

Und doch wie kein zweites,

So anders im Wesen.

Was bleibt, wenn die Schönheit vergangen ist?

Ein Mädchen ohne Jugend und hübschem Gesicht.

Das Leben in ihrem Innern lässt sie erstrahlen;

Und wird ein Leuchten in ihre Augen malen.

Ein Märchen wie viele,

Schon oftmals gelesen.

Und doch wie kein zweites,

So anders im Wesen.

Ein Held, der seine Schwester zu retten versucht;

Mit edlen Absichten sein Möglichstes tut.

Blaubart ist schlimmer, als manch einer glaubt;

Ein einziger Alptraum, der Leben raubt.

Ein Märchen wie viele,

Schon oftmals gelesen.

Und doch wie kein zweites,

So anders im Wesen.

Eine Rose so hübsch wie sie stachlig ist;

Die Neugier sie treibt, obwohl sie's besser wüsst'.

Den Schlüssel sie nimmt, trotz Verbot;

Was sie findet ist Leid und höchste Not.

Ein Märchen wie viele,

Schon oftmals gelesen.

Und doch wie kein zweites,

So anders im Wesen.

1. Kapitel

Was die Dunkelheit zuvor verborgen hatte, kam ans Licht. Bluebeards schauriges Geheimnis offenbarte sich vor ihnen und der Anblick war so entsetzlich, dass es Rosalie den Magen umdrehte. Es übertraf alles, was sie sich jemals in ihren schlimmsten Fantasien ausgemalt hatte.

Rosalie – Drei Monate zuvor

Rosalie senkte den Blick, um möglichst wenig aufzufallen. Sie hatte sich ihre langen schwarzen Haare zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über die Schulter fiel, um sich unscheinbarer zu machen.

In einem Halbkreis stand sie zusammen mit rund dreißig weiteren unverheirateten Mädchen. Alle waren sie zwischen sechzehn und neunzehn Jahre alt, alle starrten sie auf den Staub vor ihren Schuhspitzen.

Bluebeard schritt langsam die Reihe entlang, blickte jeder von ihnen für einen Moment prüfend ins Gesicht.

Rosalie hatte so sehr darum gebetet, niemals bei einer dieser Auswahlverfahren dabei sein zu müssen. Bei der letzten war sie mit ihren fünfzehneinhalb Jahren noch zu jung gewesen, doch heute mit achtzehn kam sie nicht drum herum. Bluebeards letzte Ehefrau Isabella, an ihren Namen erinnerte sich Rosalie noch, hatte es auf vierundzwanzig Monate gebracht. Das war ausgesprochen lange. Die meisten Ehefrauen kamen auf durchschnittlich dreizehn Monate. Es waren schon Ehefrauen dabei gewesen, die es gerade mal fünf Monate bei ihm ausgehalten hatten. Das zumindest war es, was Bluebeard behauptete, Fakt jedoch war, dass keine der Ehefrauen jemals wieder zu ihren Familien zurückgekehrt war, geschweige denn, von irgendjemanden gesehen worden war. Niemand wusste, was mit ihnen geschehen war. Es ging das Gerücht um, dass Bluebeard sie, wenn er genug von ihnen hatte, auf einen weit entfernten Landsitz schickte, in dem sie – die abgelegten Ehefrauen – glücklich zusammenlebten.

Jetzt, nur vier Monate nach dem Verschwinden seiner letzten Frau, machte sich Bluebeard wieder auf die Suche. Er reiste von Dorf zu Dorf und die Mädchen mussten sich am Markplatz versammeln, damit Bluebeard sie besehen konnte. Rosalie kam sich vor wie ein Stück Fleisch. Ein Ausstellungsobjekt, das nach seiner Jugend und Saftigkeit beurteilt wurde.

Ihr Dorf war eines der letzten, das Bluebeard besuchen würde. Er reiste schon seit einigen Wochen durch das Land und Rosalie hatte jeden Abend vor dem Zubettgehen gebetet, er möge gar nicht erst bis in ihr Dorf kommen. Dass er jetzt hier, nur einen halben Meter von ihr entfernt, ein Mädchen mit rotblonden Haaren grob unter dem Kinn packte und es intensiv begutachtete, war ein schlechtes Zeichen. Denn es hieß, er habe noch nicht gefunden, wonach er suche.

Bluebeard ließ das Mädchen los und machte einen Schritt nach rechts, zu Rosalies Freundin Amanda. Sie beobachtete, wie das andere Mädchen erleichtert die Schultern sinken ließ, als er sich von ihr abwandte. Rosalie beäugte Bluebeard aus dem Augenwinkel. Er war groß, mit einer stattlichen Statur und edlen Gewändern, deren Stoff silberblau schimmerte und die Farbe seiner Haare und seines Bartes unterstrich. Diese schimmerten hier im Schein der Sonne in einem dunklen, kräftigen Blau. Königsblau. Wie passend, dachte Rosalie, wo Bluebeard doch der rechtmäßige Erbe des Throns war. Es hieß, er habe aus Desinteresse für die Angelegenheiten seines Landes den Thron seinem jüngeren Bruder Edmund überlassen. Aber auch das waren nur Gerüchte, genauso wie die über die Farbe seiner Haare.

Manche behaupteten, es sei ein Gift gewesen, ein gescheiterter Mordversuch, von dem nur die blaue Färbung der Haare als Beweis übriggeblieben war. Andere sagten, Bluebeard selbst habe es verursacht, es sei ein Experiment gewesen. Und wieder andere waren sich sicher, er habe schon von Geburt an blaue Haare gehabt, nur habe man damals versucht, es mit schwarzer Farbe zu vertuschen.

Bluebeard wandte sich an Rosalie, fasste ihr fest unters Kinn und zwang sie ihn anzusehen. Nur widerwillig hob sie den Blick, darum bemüht, sich ihre Angst nicht ansehen zu lassen. Ihr Herz schlug ihr wild in der Brust, während sie unerschrocken und mit einer Spur Trotz Bluebeards kaltem Blick aus dunklen, beinahe schwarzen Augen standhielt. Sie konnte kaum erkennen, wo seine Pupille aufhörte und die Iris begann und das verwirrte sie aus irgendeinem Grund. Bluebeard griff mit seiner anderen Hand nach ihrem Zopf und ließ ihn bedächtig durch seine Hand gleiten. Rosalies Mund wurde trocken, als sie das kleine zufriedene Grinsen um Bluebeards Mundwinkel entdeckte. Seine Barthaare waren dunkel, fast schwarz, wie sie jetzt aus der Nähe erkannte, aber sobald Licht darauf fiel, reflektierten die Härchen es in einem blauen Glanz. Um sich zu beruhigen, versuchte sie sich an seinen richtigen Namen zu erinnern, aber er wollte ihr partout nicht einfallen. Hatte sie ihn überhaupt schon einmal gehört?

Schließlich ließ er ihr Kinn los, nur um sie grob am Oberarm zu packen und nach vorne zu zerren. Rosalie stolperte ihm entgegen. Alles schien sich zu drehen, während Bluebeard verkündete: »Das ist sie. Meine zukünftige Braut.«

Mit diesen Worten zerbrach Rosalies Welt in tausend Stücke. Alles was sie noch wahrnahm, war der entsetzte Ausdruck auf Amandas Gesicht. Rosalie hatte das Gefühl, ihr bliebe das Herz stehen.

»Sagt mir Euren Namen«, forderte Bluebeard.

Sie brauchte einen Moment, bis er ihr wieder einfiel. »Rosalie«, stammelte sie, »mein Name ist Rosalie.«

»Rosalie, Ihr habt die Ehre, meine neunte Ehefrau zu werden. Ich lasse Euch eine Kutsche da, mit der Ihr Euch in zwei Tagen auf den Weg zu mir machen werdet. Ich erwarte Euch in vier Wochen auf meinem Anwesen.«

Rosalie wollte schreien, weglaufen. Stattdessen stand sie stocksteif da, während Bluebeard ihre Hand zu seinem Mund führte und ihren Handrücken küsste. Sein rauer Bart kratzte unangenehm auf ihrer Haut. Rosalie ekelte sich vor der Berührung seiner Lippen. Bluebeards ganze Erscheinung stieß sie ab. Das Blau seines Bartes und seiner Haare, die kalten schwarzen Augen, der unnachgiebige Ton in seiner Stimme.

Um sie herum klatschten die Menschen Beifall, riefen Worte des Jubels und der Begeisterung aus. Auch Rosalie hätte sich gefreut, wenn sie auf der anderen Seite gestanden hätte. Hätte sich gefreut, nicht ausgewählt worden, dem Schicksal Bluebeards Braut zu werden, entkommen zu sein. Lediglich Amanda blickte sie traurig an. Auch wenn sie ebenfalls klatschte, sah Rosalie doch, dass es ein gedämpftes, zurückhaltendes Klatschen war.

Bluebeard gab seinen Männern ein Zeichen. Gemeinsam bestiegen sie ihre Pferde und ritten davon. Verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Langsam senkte sich die Staubwolke wieder, die die Pferde aufgewirbelt hatten, und alles war wie immer. Als wäre nichts geschehen.

Rosalie wischte sich den Handrücken an dem Stoff ihres Kleides ab und wünschte, es wäre tatsächlich so. Für einen Moment versuchte sie sich vorzumachen, dies wäre ein ganz normaler Tag und ihr Leben würde weitergehen wie bisher. Es gelang ihr noch für drei Sekunden die Fassade aufrechtzuerhalten. Dann warf sich Amanda in ihre Arme und beide weinten sie bittere Tränen.

***

»Wieso ich?« Diese Frage stellte sich Rosalie nun schon seit Stunden.

Amanda griff nach ihrer Hand und drückte sie tröstend. »Ich weiß es nicht.«

»Er sucht sich immer die schönsten Mädchen aus, nicht wahr?«

»Das sagen die Leute zumindest.« Rosalies Mutter strich ihr tröstend übers Haar.

»Es ist ein Gerücht von vielen«, stimmte Amanda zu.

»Gütiger Gott, ich werde nie wieder zurückkehren. Ich werde Vater und Ric nicht mehr sehen, bevor ich abreise und euch werde ich ab übermorgen auch nie wieder sehen.« Rosalies Brust verengte sich. Sie kämpfte mit den Tränen.

»Das weißt du nicht, Liebes.« Ihre Mutter zog sie eng an sich und Rosalie ließ sich von ihr trösten, wie sie es schon früher getan hatte, wenn Rosalie sich wehgetan hatte.

Nur dass diese Wunde niemals heilen würde. Rosalies Herz fühlte sich an, als hätte man es ihr aus der Brust gerissen. Sie hatte noch nie zuvor eine solch tiefe Traurigkeit verspürt.

»Es sind alles nur Gerüchte. Und Bluebeard ist immerhin von königlichem Blute. Dir wird es an nichts fehlen. Du wirst die schönsten Kleider bekommen, das beste Essen wird dir serviert werden und du wirst Diener haben. Du solltest dich freuen, Rosalie, es ist eine große Ehre, auserwählt zu werden. Du wirst ein schönes Leben haben.«

»Du meinst, ein paar schöne Monate, bevor er mich durch die nächste Ehefrau ersetzt«, entgegnete sie bitter.

»Aber dann kommst du zu seinen anderen Frauen und kannst dort ein glückliches Leben führen«, meinte Amanda.

»Glaubst du wirklich, dass es dieses Anwesen gibt?« Rosalie zweifelte sehr stark daran. Nachdem sie einmal in die erschreckend kalten Augen von Bluebeard geblickt hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er seinen Frauen ein schönes Leben bereitete. Nein, an Bluebeard war wahrhaftig nichts Schönes. Weder im Inneren noch im Äußeren.

»Nun ja«, setzte Amanda an, sprach dann jedoch nicht weiter.

»Hat überhaupt irgendwer eine seiner Ehefrauen jemals wieder gesehen?«

Panik keimte in Rosalie auf, die sie zu bekämpfen versuchte, doch es mochte ihr nicht gelingen. Die Angst vor ihrer Zukunft mit dem Mann, der nach der Farbe seines Bartes benannt worden war, schnürte ihr die Kehle zu.

»Nein.« Amanda schüttelte leicht den Kopf, wich Rosalies Blick aus.

»Das muss nichts heißen, Liebes. Vielleicht durften sie ihre Familien besuchen und mussten es nur geheim halten.«

Rosalie löste sich aus der Umarmung ihrer Mutter.

»Und welchen Sinn sollte das haben?«

Niemand antwortete ihr. Amanda blickte ratlos auf ihre Hände.

»Ich wünschte, Vater und Ric wären hier.« Rosalie warf einen sehnsuchtsvollen Blick gen Tür, als erwarte sie, diese würde jeden Moment geöffnet und ihr Vater und Bruder träten ein.

»Sie könnten auch nichts weiter tun, Liebes. Wir müssen dich gehen lassen, es ist die Anordnung von König Edmund. Wir können uns dem König nicht widersetzen.«

»Ich weiß.« Rosalie versuchte den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken.

Sie konnten nichts tun. Niemand konnte ihr helfen. Sie waren völlig machtlos.

»Lass uns lieber die guten Seiten betrachten«, schlug Amanda vor. »Du wirst die Hochzeit haben, von der wir alle träumen. Bluebeard wird es sich etwas kosten lassen. Er wird dir das schönste Kleid beschaffen, das leckerste Essen und für gute Unterhaltung sorgen. Und außerdem sieht er gar nicht so schlecht aus. Ich dachte immer, er hätte einen dicken Bauch und wäre viel älter, aber hast du sein Gesicht gesehen? Er sah noch so jung aus, dabei muss er schon näher an den vierzig als an der dreißig sein, aber ich konnte kaum eine Falte erkennen und …«

»Amanda«, unterbrach Rosalie ihren Redeschwall.

»Das tröstet dich alles nicht«, vollendete Amanda ihren Satz zerknirscht.

»Seine Augen sind so schwarz. Ich fürchte mich vor seinen Augen«, flüsterte Rosalie.

»Viele Menschen haben dunkle Augen, das ist kein Grund, sie zu fürchten, Liebes.«

»Nein, natürlich nicht.« Rosalie wusste selbst, dass das dumm war, aber sie konnte sich einfach nicht erklären, weshalb sie eine solche Angst vor Bluebeard hatte. Sie wusste nur, dass die Stimme tief in ihrem Innern sie anschrie zu fliehen. Aber wie konnte sie das tun, wie konnte sie vor dem Bruder des Königs fliehen und damit ihre Familie dem Zorn des Königs und Bluebeards aussetzen? Rosalie schüttelte den Kopf, wie um diesen möglichen Ausweg aus ihrem Kopf zu verscheuchen. Weglaufen war keine Option.

»Ich wünschte nur, du könntest mich begleiten, Mutter. Du solltest am Hochzeitstag deiner Tochter dabei sein.«

Der Blick ihrer Mutter wurde traurig. »Ich habe immer von dem Tag deiner Hochzeit geträumt. Ich bedaure es zutiefst, ihn nicht miterleben zu können.«

»Ich verstehe nicht, weshalb er dir eine Kutsche dalässt, aber verlangt, dass du allein zu ihm reist. Du wirst gute vier Wochen unterwegs sein. Kann Bluebeard sich nicht denken, dass du gerne etwas Gesellschaft hättest?« Amanda fuchtelte aufgebracht mit den Händen.

»Doch, aber es ist ihm gleichgültig«, erklärte Rosalie. »Es ist ihm gleichgültig, wie ich mich fühle und es ist ihm gleichgültig, was ich mir wünsche.«

»Nein, das glaube ich nicht.« Amanda schüttelte den Kopf. »Da steckt mehr dahinter. Vielleicht will er nicht, dass Fremde sein Anwesen betreten? Habt ihr schon von jemandem gehört, der es gesehen hat?«

»Ich kenne niemanden«, sagte Rosalies Mutter langsam.

»Du hast Recht«, stieß Rosalie hervor. »Niemand hat es je von innen gesehen. Niemand weiß, was sich hinter den Mauern seiner Festung verbirgt.«

»Wir dürfen nicht vergessen, dass es alles nur Gerüchte sind. Nichts, was wir mit Sicherheit wissen«, wandte ihre Mutter ein.

»Ich will ihn nicht heiraten. Ich will nicht von hier fort.«

»Ich will auch nicht, dass du gehst.« In Amandas Blick spiegelte sich ihre eigene Verzweiflung.

»Rosalie, du wirst ein besseres Leben haben, als wir es uns alle je zu träumen gewagt haben. Du wirst es gut haben. Davon bin ich überzeugt.« Der unerschütterliche Glaube ihrer Mutter tröstete Rosalie. Vielleicht würde alles gar nicht so schlimm werden, wie sie es sich jetzt ausmalte. Vielleicht musste sie Bluebeard nur besser kennenlernen, um seine liebenswerten Seiten zu entdecken.

Rosalie beschloss stark zu sein und ihr Schicksal anzunehmen, denn etwas anderes blieb ihr ohnehin nicht übrig.

***

Bevor Rosalie in die Kutsche stieg, warf sie sich ein letztes Mal in Amandas Arme. Ihre Freundin streichelte ihr über den Rücken. »Pass gut auf dich auf, Rosie, und schreib mir, wann immer du kannst.«

»Das werde ich«, versprach Rosalie. »Du wirst ganz viele Briefe von mir bekommen.«

Als nächstes war ihre Mutter dran. Diese zog Rosalie fest an ihre Brust, dann gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn und auf beide Wangen. »Sei eine gute Ehefrau, Liebes. Mach Bluebeard glücklich und dann wirst du schon sehen, wie es weitergeht. Du musst dich nur in Geduld üben und euch Zeit geben, einander kennenzulernen. Aller Anfang ist schwer.«

Rosalie war sich nicht sicher, ob es tatsächlich so einfach war, aber sie wollte ihrer Mutter nicht widersprechen. »Richtest du Vater und Ric Grüße von mir aus, wenn sie wieder zurück sind?«

»Selbstverständlich.« Ihre Mutter drückte ihre Hand, dann ließ sie sie los, damit einer der Soldaten, die Rosalie auf dem langen Weg zu Bluebeards Festung begleiten und beschützen würden, ihr in die Kutsche helfen konnte.

Sobald die Tür hinter Rosalie geschlossen war, knallte die Peitsche des Kutschers und die Kutsche setzte sich ruckelnd in Bewegung. Rosalie lehnte sich weit aus dem engen Fenster und winkte ihrer Mutter und Amanda zu, bis sie um eine Ecke bog und die beiden aus ihrem Sichtfeld verschwanden.

Sobald Rosalie sie nicht mehr sehen konnte, sank sie mit einem Seufzen auf das Polster der Bank zurück. Sie fühlte sich furchtbar einsam. Sie spielte mit der Spitze ihres Zopfes, damit ihre Finger eine Beschäftigung hatten, bemüht darum nicht in Tränen auszubrechen. Wie lange würde sie es bei Bluebeard aushalten müssen, ehe er genug von ihr hatte und sich eine neue Ehefrau suchte? Sechs Monate? Elf? Oder achtzehn? Und was geschah danach? Könnte sie vielleicht doch zu ihrer Familie zurückkehren? Rosalie hoffte es und betete, Gott möge ihr gnädig sein und ihr erlauben, ihren Bruder und ihren Vater noch einmal in die Arme zu schließen.

Weshalb nur hatte Bluebeard ausgerechnet sie ausgesucht? Rosalie versuchte sich daran zu erinnern, was sie über seine acht Ehefrauen wusste, aber das war nicht besonders viel. Sie alle waren bei der Wahl zwischen sechzehn und neunzehn Jahre alt gewesen, allen wurde außergewöhnliche Schönheit zugesprochen, aber so weit Rosalie wusste, gab es sonst keine Gemeinsamkeiten. Weder in Haarfarbe noch Körpergröße noch Herkunft.

Rosalie bereute es, sich vor der Begutachtung durch Bluebeard nicht einfach die Wangen mit einem Messer aufgeritzt zu haben. Sie hatte darüber nachgedacht, es sich dann aber nicht getraut, ihr eigenes Gesicht zu entstellen. Das ungute Gefühl beschlich Rosalie, dass ein vernarbtes Gesicht das geringere Übel gewesen wäre.

2. Kapitel

Claire– Jetzt

Claire kämpfte wie jeden Tag damit alle spiegelnden Oberflächen zu vermeiden. In einen Spiegel hatte sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geblickt. Sie alle waren mit schwarzen Tüchern verhangen, aber das bedeutete nicht, dass die Gefahr, sich selbst zu erblicken, damit gebannt war. Fensterscheiben oder Wasseroberflächen waren besonders gefährlich, aber auch auf den zerkratzten Messinglöffeln konnte Claire ihr Gesicht erkennen, wenn sie nicht aufpasste, und dann erschrak sie jedes Mal aufs Neue. Claire wusste nicht, was sie noch tun könnte, um wenigstens für sich die Illusion ihres wahren Alters aufrechtzuerhalten. Es fiel ihr mit jedem Tag schwerer. Und heute war es nahezu unerträglich. Denn genau vor drei Jahren war es geschehen und noch immer brach sie deswegen in Tränen aus, wenn niemand es mitbekam, noch immer weinte sie sich in den Schlaf. Selbst nach drei Jahren hatte sich Claire nicht an die Runzeln und Falten gewöhnt, die jetzt zu ihr gehörten.

Sie blickte auf den verhassten mattschwarzen Ring, dessen Zentrum ein großer Amethyst bildete, der zu beiden Seiten von einem kleineren Amethyst flankiert wurde. Wie oft hatte sie schon versucht ihn abzunehmen, hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, sich den Mittelfinger abzuhacken. Da es sich um einen verzauberten Ring handelte, würde das nur nicht viel nützen. Wahrscheinlich wäre der Finger eher wieder dran, als sie das Blut aufgewischt hätte, oder noch wahrscheinlicher, er ließe sich gar nicht erst abtrennen.

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