Krav Maga - Carsten Draheim - E-Book

Krav Maga E-Book

Carsten Draheim

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Beschreibung

Das große Ausbildungsbuch - empfohlen von der IKMF Ursprünglich für die israelische Armee entwickelt und in Kriegs- und Krisengebieten erprobt, boomt das Selbstverteidigungssystem "Krav Maga" weltweit. Unabhängig von Alter oder Geschlecht bietet Krav Maga defensive Techniken zur Verteidigung. Die intuitive und somit schnelle Abrufbarkeit dieser Techniken und die Effektivität machen den Erfolg und die internationale Verbreitung dieses einzigartigen Selbstverteidigungssystems aus. Carsten Draheim ist DER Ausbilder für das israelische Selbstverteidigungssystem im deutschsprachigen Raum. Als Zivilist unterrichtet er in offiziellem Auftrag fortlaufend Angehörige polizeilicher und militärischer Einheiten, aber eben auch ganz normale Leute im täglichen Selbstverteidigungstraining. Zudem ist er Inhaber des Krav-Maga-Instituts, welches mit über 1.000 Trainierenden, über 2.000 m2 eigener Szenario-Trainingsfläche sowie über 1.000 Unterrichtseinheiten pro Jahr zu den größten Krav-Maga-Anbietern weltweit zählt. In diesem Buch offenbart er nun seine gesamten, langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse - als bisher einzige deutschsprachige Unterrichtsergänzung zur Krav-Maga-Ausbildung. Weiterhin beinhaltet es Anmerkungen von Mike Diehl, einem ehemaligen Angehörigen des Kommando Spezialkräfte und Ausbilder im Ausbildungszentrum spezielle Operationen der Bundeswehr. Dieses Buch entschlüsselt das System Krav Maga und zerlegt es hierbei in seine Bestandteile, anstatt sich auf die Darstellung von Techniken zu beschränken und gibt hierbei wertvolle Anleitungen für den Unterricht dieses modernen Selbstverteidigungssystems. Möchten Sie wissen, wie der moderne Selbstverteidigungsunterricht beim Militär, der Polizei oder im zivilen Bereich ausgerichtet ist, dann ist dieses Buch genau die richtige Lektüre!

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Seitenzahl: 174

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Carsten Draheim

Krav Maga

Effektive Selbstverteidigung

Meyer & Meyer Fachverlag & Buchhandel GmbH

Inhaltsübersicht

DanksagungVorwort1 Geschichte des Krav Maga und des Krav-Maga-Instituts2 Prinzipien des Krav Maga3 Was macht einen guten Krav-Maga-Instructor aus?3.1 Lehrmittel des Krav-Maga-Instructors3.2 Positionierung des Krav-Maga-Instructors im Unterricht3.3 Rhythmus und Geschwindigkeit – oder wir sprechen alle eine Sprache4 Was macht eine gute Krav-Maga-Stunde aus?5 Gliederung des Krav-Maga-Unterrichts5.1 Grundsätzlicher Aufbau des Unterrichts5.2 Gute Planung ist alles5.3 Equipment für den Krav-Maga-Unterricht6 Techniken, Einleitung und Checkpoints im Unterricht6.1 Distanzen – Chronologie eines Angriffs6.2 Tactical Mindset – taktisches Verhalten6.3 Contact Combat – Kontaktangriffe6.4 Bedrohungsszenarien und bewaffnete Angriffe6.5 Mehr als einer – multiple Angriffe durch mehrere Angreifer6.6 Protect the ones you love – schütze dich und andere7 Krav Maga für spezielle Anwender und Anwendungen7.1 Krav Maga für Kleinkinder, Kinder und Teenager7.2 Krav Maga für Frauen7.3 Krav Maga für Menschen mit Einschränkungen7.4 Krav Maga Customized – angepasstes Krav-Maga-Training8 Ideen für den kreativen Krav-Maga-Unterricht9 Ergänzungssportarten und der Schüler als Kunde, Kollege oder Kamerad10 Military Krav Maga – militärischer Nahkampf10.1 Basistraining10.2 Unterrichtshilfen – Military Krav Maga10.3 Mike Diehl – Mindset is everything11 Law-Enforcement-Krav-Maga – dienstliche Selbstverteidigung11.1 Trainingserfolge durch einsatznahen Unterricht11.2 Basistraining11.3 Unterrichtshilfen – „Blaulicht-Gruppe“11.4 Selbstverteidigung für Rettungskräfte12 Trainingsszenarien und Unterrichtskombinationen13 Krav-Maga-GlossarBildnachweis

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus dem Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Zum Schutz einzelner Personen und zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten wurden Bilder teilweise bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Die Abbildungen erheben keinen Anspruch auf Darstellung der „richtigen Technik“, sondern dienen lediglich der Veranschaulichung des Textes. Alle dargestellten Marken sind im Eigentum der jeweiligen Inhaber.

Danksagung

Hiermit möchte ich mich für die unendliche Unterstützung bei allen meinen Aktivitäten und insbesondere auch bei diesem Buch bei meiner Familie bedanken!

Für die wertvolle Ausbildung und Unterstützung, Danke an Avi Moyal, an John Freeman und an meinem Freund und Mentor, Tamir Gilad. Besonderer Dank auch an Heidi Pütz, ohne Dich wäre dieses Buch niemals entstanden, sowie für den wertvollen Input an Mike Diehl sowie an mein Trainier-Team und an die Students vom Krav Maga Institut!

Gruß,

Carsten

Vorwort

Geschriebenes kann den Krav-Maga-Unterricht und vor allem das regelmäßige Praktizieren im Krav-Maga-Training nicht ersetzen.

Ein guter Krav-Maga-Instructor ist man nicht, sondern man wird es durch Erfahrung im Training und im Unterricht sowie durch die Erkenntnis, dass man Teil der Gruppe ist und „nur“ seine eigenen und beschränkten Kenntnisse vermittelt, um Menschen auf das mitunter Schlimmste vorzubereiten, was diesen im Leben passieren könnte, nämlich einen gewaltsamen Übergriff, in welcher Form auch immer. Um es mit Imi Lichtenfelds Worten zu sagen:

„So that one may walk in peace.“

Carsten Draheim, im Frühjahr 2015

1 Geschichte des Krav Maga und des Krav-Maga-Instituts

Der Begründer des Krav Maga (hebräisch für Kontaktkampf), Imrich Lichtenfeld, kurz „Imi“, wurde 1910 in Budapest geboren und wuchs in Bratislava auf. Imi war bereits in jungen Jahren durch die Unterstützung seines Vaters ein vielseitiger Sportler, welcher aktiv an Wettkämpfen im Ringen und Boxen teilnahm. Mit 18 Jahren gewann Imi die slowakische Meisterschaft im Ringen und einige nationale Boxmeisterschaften. Imis Vater Samuel war ein Ausnahmesportler, welcher sich in jungen Jahren bereits einem Wanderzirkus angeschlossen hatte und später eine Kraftsportschule für Ringer und Gewichtheber betrieb. Zudem war Samuel bei der Stadtpolizei im Rang eines Hauptkomissars beschäftigt und unterrichtete die Polizeibeamten regelmäßig in Selbstverteidigung durch stilisierte Techniken aus dem Boxen und Jui-Jutsu. Bereits als Kind nahm Imi an diesen Trainingseinheiten teil und wurde zudem von seinem Vater in vielen Bereichen des Sports unterrichtet. Er nahm an unzähligen sportlichen Wettkämpfen teil und galt zur damaligen Zeit in seiner Gewichtsklasse als einer der besten Ringer Europas.

Abb. 1:

®Yaron Lichtenstein

Mitte der 1930er-Jahre schloss er sich mit Gleichgesinnten einer Schutztruppe an, mit dem Ziel, die jüdischen Wohnviertel gegen antisemitische Übergriffe zu beschützen. Der junge Lichtenfeld wurde dabei zum Widerstandskämpfer und organisierte aufgrund seiner Erfahrungen im Ringen und Boxen die Selbstverteidigung der jüdischen Gemeinschaft. Dabei war er an zahllosen Straßenkämpfen zur Verteidigung der jüdischen Viertel gegen den faschistischen Mob beteiligt und musste hierbei oft um sein Leben und das seiner Kameraden kämpfen.

Als Leitfigur des Widerstandes wurde er zum erklärten Feind der Antisemiten und musste 1940 an Bord eines alten Schaufelraddampfers aus Bratislava fliehen. Danach diente er zwei Jahre in der tschechischen Legion unter dem Kommando der britischen Streitkräfte in Nordafrika und im Mittleren Osten, bevor er die Einreiseerlaubnis nach Palästina bekam. In Israel angekommen, änderte er seinen Namen in Imi Sde-Or. Mit der Gründung des Staates Israel (1948) wurde Imi Lichtenfeld zum Chefausbilder für militärische Fitness und Nahkampf (Chief Instructor for Physical Fitness and Krav-Maga) der Israeli Defense Force (kurz: IDF – militärische Streitkräfte Israels) ernannt. Weil sich Israel seit seiner Entstehung nahezu ununterbrochen im Kriegszustand befindet und in der IDF nicht nur Männer, sondern auch Frauen zum Militärdienst eingezogen werden, war Imis erste Aufgabe die Entwicklung eines Nahkampfsystems, welches für beide Geschlechter praktikabel ist, leicht zu erlernen und ohne regelmäßiges, intensives Training unter Stress funktioniert. Da zeitweise Soldaten nach einer Kurzausbildung von nur sechs Monaten in den Kampf geschickt werden mussten, lautete der Auftrag, ein Nahkampfsystem zu entwickeln, welches sowohl die 40-jährige Hausfrau als auch den 18-jährigen Sportstudenten auf den realen Kampf durch intuitive und leicht erlernbare Techniken psychisch und physisch vorbereitet.

Imis erste Ansätze basierten darauf, alle bekannten Kampftechniken, wie zum Beispiel Techniken aus dem Muay Thai, Boxen, Judo und Jiu-Jitsu, an die natürlichen menschlichen Instinkte und Reaktionen anzupassen.

Anstatt den Soldaten zu sagen, was sie tun sollten, begann Imi zu erforschen, wie die auszubildenden Soldaten unter Stress automatisch reagierten. Erst dann entwickelte er aufgrund dieser instinktiven Reaktionen und seinen Erfahrungen im Straßenkampf die entsprechenden Verteidigungstechniken, welche zudem alle aus unterschiedlichen Kampfsportarten adaptiert wurden. Hierbei ging es nicht um einen Wettkampf, sondern um das Training für den Ernstfall. In der Armee diente Imi ungefähr 20 Jahre lang und beschäftigte sich überwiegend mit der Entwicklung und Verfeinerung seiner Selbstverteidigungs- und Nahkampfmethode. Hierbei trainierte Imi die Soldaten der israelischen Spezialeinheiten persönlich und bildete viele seiner Schüler zu Krav-Maga-Ausbildern aus.

So entwickelt sich Krav Maga auch heute noch fortlaufend weiter – das System muss sich an die Erfordernisse und Gegebenheiten des modernen Alltags der Menschen anpassen und nicht der Mensch muss sich dem System anpassen.

Es ist wichtig, dass alle Techniken den natürlichen menschlichen Verhaltensmustern und Bewegungen folgen, und zwar unter Stress!

Hierin ist auch die für Beobachter häufig unverständliche Schnelligkeit von Krav Maga begründet. Da alle Techniken an die instinktiven und natürlichen Bewegungen gekoppelt sind, reduziert sich die Reaktionszeit um ein Vielfaches.

Außerdem achtete Imi stets darauf, dass die positive Aggressivität der Kravisten (Krav-Maga-Schüler) erhalten beziehungsweise geweckt wurde.

„Si vis pacem, para bellum.“

Lateinisch: „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor.“

Nach seiner aktiven Militärzeit Mitte der 1960er-Jahre arbeitete Imi an der Anpassung seines Systems an die Bedürfnisse von Polizisten und Zivilisten. Hierzu gründete er zwei Trainingscenter, eines in Tel Aviv und das andere in seiner neuen Heimatstadt, Netanya. Anfang der 1970er-Jahre fand der erste, nicht militärische Krav-Maga-Kurs für Trainer und Ausbilder statt. Seither verbreitet sich die von Imi entwickelte Methode und die Techniken zur kompromisslosen Selbstverteidigung weltweit.

Dieses wichtige Element von Krav Maga ist die Konsequenz aus den Straßenkämpfen in Bratislava und den Erkenntnissen der ständig im Krieg stehenden Soldaten des Staates Israels. Krieg ist immer blutig und brutal. Wer einen Krieg verliert, muss mit den Folgen rechnen. Krav Maga erzeugt deshalb beim Trainierenden eine „Nicht-aufgeben-Mentalität“ durch aggressive Verteidigung auf gewalttätige Angriffe und verfolgt die Absicht, den oder die Angreifer schnellstmöglich zu neutralisieren.

„... it was either hit or run, I found the hitting more satisfying ... You automatically end the fight by putting an end to your opponent ...“

Soll Imi im Jahr 1976 zu seinen Schülern gesagt haben.

Imi gründete eine gemeinnützige Krav-Maga-Organisation, um der wachsenden Popularität seines Selbstverteidigungssystems eine passende Struktur zu geben. Die Israeli Krav Maga Association (IKMA) wurde so ins Leben gerufen und 1977 offiziell von der israelischen Regierung anerkannt. Imi wurde von den Mitgliedern der IKMA zum Präsidenten auf Lebenszeit ernannt. Mit zunehmenden Alter zog er sich immer mehr aus der Leitung der IKMA zurück und hochrangige Ausbilder trennten sich von der Organisation, um eigene Wege zu beschreiten. Eli Avikzar, einer der ersten „Schwarzgurte” von Imis System, gründete „Krav Magen“ und Haim Zut gründete die „Krav Maga Federation“. Im Dezember 1995 gründete eine Reihe hochrangiger Schwarzgurte und direkter Schüler Imis, Avi Moyal, Gabi Noah, Eyal Yanilov und Eli Ben-Ami, die „International Krav Maga Federation“ (IKMF) um Krav Maga auch außerhalb Israels bekannt zu machen. Imi stand dieser neuen Ausrichtung positiv gegenüber und unterstützte die Neugründungen, da es für ihn von größerer Wichtigkeit war, Menschen die Möglichkeit der Selbstverteidigung und des Selbstschutz zu geben, als persönliche Ziele zu verfolgen.

Die heute von Avi Moyal geführte IKMF ist weltweit die größte Krav-Maga-Organisation mit Hauptsitz in Israel und unterrichtet Krav Maga international bei Behörden, militärischen Einheiten, Sicherheitsdiensten, Personenschützern und natürlich im zivilen Bereich. Seit 2002 ist die IKMF in Deutschland aktiv und wird von John Freemann geleitet. Das Krav Maga der IKMF muss sich immer wieder dem Tauglichkeitstest in der Praxis unterwerfen. Vor allem die Erkenntnisse und das Feedback, das aus der Zusammenarbeit im professionellen Bereich (Polizei, Militär, Sicherheitsbranche) gewonnen wird, machen Krav Maga zu einem der praxistauglichsten Systeme zur Konfliktbewältigung. Avi, der ehemalige Platoon Commander einer Anti-Terror-Einheit, welcher seit seiner Kindheit Krav Maga trainiert und als Berater der israelischen Regierung fungiert, leitet mit seinem Global Instructor Team um Tamir Gilad die weltweite Instructor Aus- und Weiterbildung der Trainer, unterstützt durch weiteren Experte aus der ganzen Welt.

Imi Lichtenfeld beaufsichtigte das Training, die Leistungen und die Fortschritte der höchsten Krav-Maga-Graduierten bis zuletzt persönlich und starb 1998 im Alter von 87 Jahren. Imis pragmatische Sichtweise und seine Erfahrung beeinflussten sein System stark und er arbeitete bis zu seinem Tode an der Weiterentwicklung und Optimierung von Krav Maga, insbesondere für den zivilen Bereich.

Seit Imis Tod und mit zunehmender Popularität von Krav Maga gründeten zudem ehemalige Militärausbilder eigene Organisationen, beeinflusst durch ihren Kampfsporthintergrund und mit eigener Auslegung und mehr oder weniger an die Bedürfnisse von Zivilisten angepasste Techniken und Taktiken. Somit haben sich auch außerhalb Israels unzählige Gruppen und Organisationen formiert. Oft mit wenig bis keinem Kontakt zu israelischen Ausbildern.

Nicht nur deshalb ist es heutzutage bei der Suche nach einer geeigneten Krav-Maga-Schule für den Laien etwas undurchsichtig, da jeder für sich beansprucht, nur das einzig Wahre oder eben das einzig moderne Krav Maga zu unterrichten, egal, ob dieses tatsächlich auf den Grundprinzipien von Krav Maga basiert.

Fakt ist jedoch, dass diese Eigendynamik zur weltweiten Verbreitung von Krav Maga stark beigetragen hat und, soweit sich dann eventuell auch die Techniken voneinander unterscheiden, so sollte der Unterricht in allen Fällen gleich bleiben, denn Krav-Maga-Selbstverteidigung muss unter Stress funktionieren, intuitiv sein und schnell zu erlernen sein.

Das System Krav Maga wird fortlaufend weiterentwickelt und passt sich dadurch an die aktuellsten und ständig steigenden Aggressionen und dadurch entstehenden Bedrohungen in den jeweiligen Ländern an. Krav Maga zeichnet sich, im Gegensatz zu anderen Selbstverteidigungs- oder Kampfsportsystemen, nicht durch Eleganz, Ästhetik oder Fairness aus, sondern durch leicht erlernbare Techniken. Diese werden unter Stress trainiert und müssen auf natürlichen Reflexen und instinktiven Verhaltensweisen beruhen, denn gleichgültig, was passiert, aufgeben ist niemals eine Option.

Ende 2005 wurde Carsten Draheim während des eigenen Bodenkampftrainings auf das in der Nebenhalle mit wenigen Leuten stattfindende Krav-Maga-Training aufmerksam. Krav Maga war zum damaligen Zeitpunkt in Deutschland noch wenig verbreitet, aber Carsten, welcher bereits seit seinem 13. Lebensjahr Kickboxen betrieben hatte und zum damaligen Zeitpunkt neben dem brasilianischen Bodenkampf „Luta Livre“ auch bereits seit einigen Jahren das von Bruce Lee entwickelte „Jeet Kune Do“-SV-System trainierte, war begeistert von der Einfachheit des Krav-Maga-Systems und dem Spaß, mit welchem dieses den Schülern beim Unterricht vermittelt wurde. Nach wenigen Monaten wechselte er ganz zum Krav Maga und trainierte nahezu täglich. Aufgrund der Nachfrage nach diesem „neuen System“ seiner damaligen Trainingspartner aus den anderen Kampfsportarten kam es dazu, dass er nach dem Training seine Freunde im Krav Maga in seiner eigenen Garage, welche mit Matten, Pratzen und Säcken ausgestattet war, sowie auf dem umliegenden Gartengrundstück unterrichtete.

Abb. 2:

Erster Trainingsraum in der Garage, die erste große Trainingsstätte, die erste eigene Trainingshalle

Zum damaligen Zeitpunkt trainierten abends immer ein paar Leute in Carstens Garage und in seinem Garten. Er lernte so, sein eigenes Wissen an andere weiterzugeben, bereits bevor er offiziell die Ausbildung bei Avi Moyal zum Krav-Maga-Instructor bestand. Im Laufe der Jahre entwickelte Carsten sich im Krav Maga ständig weiter und wurde von israelischen Top-Level-Trainern zum Civil-, Law-Enforcement-, Kids- und S.W.A.T.-Instructor sowie zusätzlich an Schusswaffen ausgebildet.

Abb. 3:

Carsten mit seinen Ausbildern in Israel: Israel Cohen, Amnon, Tamir Gilad und Avi Moyal.

Als einziger Zivilist in einer Gruppe von Polizei-Einsatztrainern absolvierte er eine Krav-Maga-Ausbildung beim BKA. Er gelangte hierbei in Sperrbereiche, welche normalerweise nur Angehörigen von Behörden und militärischen Spezialeinheiten zum Training zur Verfügung stehen. Carsten ist mittlerweile hochgraduierter Krav-Maga-Ausbilder und militärischer Direktor des größten internationalen israelischen Krav-Maga-Verbands, um das Krav Maga als System weiter als De-facto-Standard-Nahkampfausbildung zu festigen und auszubauen.

Zudem ist Carsten offiziell vom Verteidigungsministerium der Bundesrepublik Deutschland bestellter Nahkampfausbilder und gibt regelmäßig Unterricht für Soldaten der Bundeswehr. Weiterhin ist er als offizieller Dienstleister für Angehörige der Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und sonstige beruflichen Anwender – mittlerweile auf internationaler Ebene tätig und trainiert regelmäßig mit behördlichen Einsatztrainern.

Abb. 4:

Der Krav-Maga-Unterricht ist nicht abhängig von Wetterverhältnissen oder Örtlichkeiten.

Zusätzlich trainiert er natürlich auch in der zivilen Variante der Krav-Maga-Selbstverteidigung Männer, Frauen und Kinder.

Hierfür gründete er die Krav Maga Institut GmbH, welche aktuell mit sieben eigenen Standorten in Deutschland und in den Niederlanden vertreten ist. Mit über 1.000 Mitgliedern, den sogenannten Kravisten, über 1.000 Trainingseinheiten pro Jahr und über 2.000 m2 eigener Krav-Maga-Trainingsfläche, hat sich Carstens Krav-Maga-Institut somit aus der Garage heraus zu einem der mit Abstand größten Anbieter dieses Selbstverteidigungssystems entwickelt.

Was Carsten an Krav Maga begeistert, ist, dass es – bei richtigem Unterricht – wirklich JEDER lernen, erfolgreich anwenden und sich somit gegen Übergriffe zur Wehr setzen kann. Selbst Tochter Lia (5) nimmt bereits am Krav-Maga-Unterricht für Kinder teil und auch Sohn Chris (3) ist beim Training mit dabei.

In diesem Buch offenbart er seine gesamten langjährigen Kenntnisse, als Unterrichtsergänzung zu einer weiterführenden Krav-Maga-Ausbildung und als Leitfaden für die Unterrichtsvorbereitung.

Abb. 5:

Krav Maga Military Demonstration

2 Prinzipien des Krav Maga

Anstatt eine Vielzahl komplizierter Techniken stellt Krav Maga einfache und möglichst universelle Prinzipien in den Mittelpunkt des Trainings. Alle Techniken sollen einfach und möglichst für jeden zu erlernen, unter Stress abrufbar sein und somit auf natürliche Verhaltensweisen und Instinkte einer menschlichen Reaktion aufbauen.

Die Orientierung an diesen einfachen Prinzipien gestattet eine flexible Gestaltung des Trainingsablaufs und Auswahl der Techniken. Im Fokus des Krav-Maga-Unterrichts steht immer der Trainierende, also der Mensch und nicht das System.

Obwohl auch in Israel – je nach Organisation – Gürtel oder Patches als „Rangabzeichen“ im Krav-Maga-Unterricht verliehen werden, wird das System fälschlicherweise manchmal in die Kategorie Kampfkunst oder Kampfsport eingeordnet. Dabei ist es von den Zielen und Ansätzen her so ziemlich genau das Gegenteil einer Wettkampfsportart.

Krav Maga hat eine ganz andere Grundlage. Es ist ein flexibles und offenes System. Es verändert sich ständig und schöpft seine Flexibilität aus den Erfahrungen, die tagtäglich weltweit im zivilen, militärischen und polizeilichen Bereich von beruflichen Anwendern gewonnen werden. Für aktuelle und moderne Bedrohungsformen werden Lösungsansätze unmittelbar entwickelt. Anstelle von komplizierten Techniken werden einfache Prinzipien und Taktiken vermittelt.

Der Kampfsport hingegen hat sich zumeist aus traditionellen Kampfkünsten entwickelt. Um die Sportler zu schützen, wurden dabei Techniken teilweise sogar entschärft und es sind in der Regel Schutzausrüstungen vorgeschrieben. Durch Hinzufügung von sportlichen Regeln werden weitere Limits gesetzt. Je nach Sportart sind z.B. Techniken gegen den Genitalbereich oder auf kleine Gelenke, das Beißen oder sogar das Schlagen und Treten sowie der Einsatz von Waffen verboten. Auch Ultimate Fighter kämpfen im Käfig in einer Mixed-Martial-Arts-Veranstaltung, kurz MMA, letztlich in einer kontrollierten Umgebung mit limitierten Möglichkeiten.

Krav Maga geht den entgegengesetzten Weg. Im Bewusstsein darüber, dass es bei realen Bedrohungen keine Regeln gibt, wird grundsätzlich ohne mentale Limits trainiert. Dies schließt die erforderliche Sicherheit im Training nicht aus. Im Gegenteil: Die besondere Didaktik des Krav Maga erlaubt den kontrollierten Umgang mit Ängsten und Gefahren und die selbstbestimmte Dosierung der eigenen Handlungen. Die Möglichkeiten des Kämpfers werden dadurch erweitert und nicht eingeschränkt. Hierbei gilt, im Gegensatz zum Wettkampfsport, „sei unfair“. Verwende alle, dir zur Verfügung stehenden Mittel und boxe niemals mit einem Boxer, ringe niemals mit einem Ringer usw. Ich lasse mir also nicht den Stil des Gegners aufzwingen, im Gegenteil.

Im Krav Maga darf kein Tritt, Schlag und auch kein „Block“ vergeudet sein. Sämtliche Schläge oder Tritte richten sich ausschließlich auf verwundbare Punkte (Vulnerable Points), wie zum Beispiel im Zentrum: Nase, Solarplexus, Genitalbereich, Kniescheibe, aber auch von der Seite auf die Ohren, Knie, Ellbogen- und Kniegelenke etc. Genau wie in der Verteidigung sollte hierbei in Prioritäten gedacht werden. Beispielsweise bei der Abwehr eines Angriffs mit einer Eisenstange geht es in erster Linie darum, nicht getroffen zu werden und danach mit sekundärer Priorität darum, den Gegner daran zu hindern, seinen Angriff weiter fortzusetzen.

Abb. 6:

Outside Defense/360° Outside Defense

Bei allen Angriffs- und Verteidigungsszenarien im Krav Maga gilt das Prinzip „hard against soft or soft against hard“. Hierbei geht es nicht um den Kampfstil, denn Krav Maga ist weder ein harter noch ein softer Kampfstil, sondern es passt sich den Bedürfnissen – je nach Typ des Angriffs – an. Es geht darum, was ich als Verteidiger einem Angriff entgegensetzen kann.

Viele Schläge könnte ich wahrscheinlich mit einer Handbewegung abwehren oder ich könnte diesen nur dadurch, dass ich mich oder meinen Oberkörper oder sogar nur den Kopf bewege, ausweichen. Besser ist es aber, wenn ich mir antrainiere, beides zu tun, um eine höchstmögliche Sicherheit zu haben. Anders ausgedrückt, um einmal bei der „Outside Defense“ zu bleiben, was nützt es mir, wenn ich mich durch einen Block gegen eine Ohrfeige verteidigen kann, aber der Gegner, anstatt mit der flachen Hand zu agieren, einen Gegenstand, wie beispielsweise eine Flasche oder ein Messer, in der Hand hält, welcher über seine Hand hinausragt? Ich bringe also, während ich blocke, meinen Körper ebenfalls aus der Gefahrenzone.

Was wäre die beste Defense, wenn es mir nicht gelingt, den Gegner davon abzuhalten, aggressiv weiterzumachen? Hier gilt es also, seine Handlung zu unterbrechen, deshalb ist im Krav Maga der Block auch gleichzeitig der Counter bzw. wird beim Block gleichzeitig zurückgeschlagen. Auch hier wieder am Beispiel „Outside Defense“, während ich den von außen kommenden Schlag des Gegners mit dem harten, angespannten Teil (Elle) meines Arms zu seinem Muskel blocke und dabei meinen Körper aus der Gefahrenzone bringe, schlage ich mit der anderen Hand simultan zu.

Abb. 7:

Die Abwehr des Angriffs, also das Kontern, ist gleichzeitig ein Angriff. Gleichgültig, ob mit der bloßen Hand oder einem Gegenstand – hier: Cold Weapon–als Common Object.

Als Defender versuche ich also, gleichzeitig meinen Gegner an zwei Stellen zu immobilisieren und ihn an der wiederholten Ausführung und somit Fortführung seinen Angriffs zu hindern. Gleichzeitig verlasse ich die Angriffslinie, womit wir beim nächsten Prinzip wären, dem taktischen Verhalten