Kreaturen des Todes - 1. Band - Walter Brendel - E-Book

Kreaturen des Todes - 1. Band E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Mord, Vergewaltigung, Totschlag und Drogenhandel gehören leider zum Alltag. In Deutschland ebenso, wie auch in Frankreich. Die mehrteilige Dokumentation gewährt einen Einblick in aufsehenerregende wahre Kriminalfälle Frankreichs. Warum werden Menschen zu Mördern und werden sie schon als Mörder geboren? Viele abnorme Personen werden wir bei den einzelnen Fällen begegnen und finden Einblicke in deren Motivationen und Beweggründen oder auch nur an deren bloßer Lust am Töten, Gewalt und Erniedrigung ihrer Opfer. Wir lesen im 1. Band: Die Hinrichtung einer Frau, Der Monstermörder, Der Tote im Straßengraben, Giftmord, Der Hammermörder, Leiche ohne Mörder und Ein Familiendrama.

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Seitenzahl: 136

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Walter Brendel

Kreaturen des Todes

Impressum

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Gunter Pirntke

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

 

Inhalt

Impressum

Einleitung

Die Hinrichtung einer Frau – der Fall Anne-Marie Allaix

Der Monstermörder - Der Fall Cécile Bloch und andere

Der Tote im Straßengraben – der Fall Azzouz Jhilal

Giftmord – Der Fall Bruno Lieber

Der Hammermörder – Der Fall Carmelo Castronovo

Leiche ohne Mörder - Der Fall Didier Lacote

Ein Familiendrama - Der Fall Elisabeth Alem

Einleitung

Wenn man der Lehre von Cesare Lombroso, ein italienischer Arzt, Professor der gerichtlichen Medizin und Psychiatrie, folgen würde, wäre es relativ leicht, einen Mörder zu erkennen und zu überführen. In seiner umstrittenen Theorie, die 1887 erstmals veröffentlicht wurde „Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung“ begründete er eine neue Theorie in der Kriminologie, den Übergang vom Tat- zum Täterstrafrecht. Seiner Lehre vom „delinquente nato – dem geborenen Verbrecher“ nach, wird der Kriminelle hier als besonderer Typus der Menschheit beschrieben, der in der Mitte zwischen Geisteskranken und Primitiven stehe. Die direkte Verwandtschaft zu den aggressiveren, nicht kulturell domestizierten Vorfahren des heutigen Menschen trete bei manchen Personen in ihren körperlichen Merkmalen offen zutage, so Lombrosos These.

Cesare Lombroso

Danach ist eine bestimmte Schädelform oder zusammengewachsene Augenbrauen der Verweis auf eine atavistische – damit niedrigere und gewalttätigere – Entwicklungsstufe. Damit deuten äußere Merkmale auf die tief verwurzelten Anlagen zum Verbrecher hin, die auch durch die Aneignung sozialer Verhaltensweisen nicht überdeckt werden können. Zum „Beweis“ seiner Theorie führte Lombroso in seinem Institut Messungen an zahlreichen Schädeln (u. a. von Hingerichteten) durch. Lombroso glaubte, den typischen Verbrecher von Geburt an aufgrund von Äußerlichkeiten feststellen zu können.

Es gibt demnach den Kriminellen, dessen abweichendes Verhalten unvermeidlich ist. Der Verbrecher sei nicht in der Lage, sich für oder gegen ein Verbrechen zu entscheiden, sondern handle vollständig unfrei und determiniert.

Lombroso beschreibt Diebe und Mörder folgendermaßen: Die Diebe haben im allgemeinen sehr bewegliche Gesichtszüge und Hände; ihr Auge ist klein, unruhig, oft schielend; die Brauen gefaltet und stoßen zusammen; die Nase ist krumm oder stumpf, der Bart spärlich, das Haar seltener dicht, die Stirn fast immer klein und fliehend, das Ohr oft henkelförmig abstehend …

Die Mörder haben einen glasigen, eisigen, starren Blick, ihr Auge ist bisweilen blutunterlaufen. Die Nase ist groß, oft eine Adler- oder vielmehr Habichtsnase; die Kiefer starkknochig, die Ohren lang, die Wangen breit, die Haare gekräuselt, voll und dunkel, der Bart oft spärlich; die Lippen dünn, die Eckzähne groß … Im allgemeinen sind bei Verbrechern von Geburt die Ohren henkelförmig, das Haupthaar voll, der Bart spärlich, die Stirnhöhlen gewölbt, die Kinnlade enorm, das Kinn viereckig oder vorragend, die Backenknochen breit, – kurz ein mongolischer und bisweilen negerähnlicher Typus vorhanden.

Wissenschaftlich ist das natürlich blanker Unsinn, aber in der Bevölkerung sind derartige Ansichten dennoch nach wie vor weit verbreitet: Den Glauben, dass der Sohn des Totschlägers wieder gewalttätig wird, gibt es noch immer. Das Sprichwort "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" drückt diese Ansicht aus.

Warum begeht jemand schwere Verbrechen?

Das Potenzial, andere zu beschränken, ihnen zu schaden, wehzutun, das steckt in jedem Menschen und ist sehr unterscheidlich ausgeprägt. .

Nur wann genau dunkle Ideen, Gefühle und Wünsche zu einer Tat werden, die andere als falsch, böse oder verwerflich betrachten, das ist die Frage.

Bei den meisten Menschen, auch jenen mit schlimmen Kindheitserfahrungen, werden aggressive Impulse in Schranken gehalten. Durch die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, die Fähigkeit zum Mitgefühl und durch die Akzeptanz moralischer Grundsätze. Wenn aber eine oder sogar alle drei dieser Fähigkeiten versagen, dann steigt das Risiko, Gewalt wiederholt zum eigenen Vorteil einzusetzen.

Experten unterscheiden bei Intensivstraftätern drei Typen, bei denen diese Schranken nicht zuverlässig funktionieren. Instrumentelle Täter, sie machen etwa 30 Prozent aus, sehen Gewalt als Strategie, um Konflikte zu lösen. Sie sind in einem Umfeld aufgewachsen, das sie gelehrt hat: Gewalt ist überlebenswichtig, effektiv und wird belohnt. Die zweite Gruppe besteht aus impulsiven, chronischen Gewalttätern. Sie leiden an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, fallen schon als Kinder auf, weil sie stehlen, soziale Regeln missachten oder das Eigentum anderer zerstören. Sie wissen, dass ihre gewaltsamen Ausbrüche ihnen langfristig eher schaden als nützen, ändern aber ihr Verhalten trotz harscher Konsequenzen nicht. Etwa 60 Prozent aller Intensivstraftäter fallen in diese Kategorie. Sie fühlen sich schnell bedroht, rasten schnell aus, schlagen schnell zu. Ihr Mitgefühl mit anderen hält sich in Grenzen, ihr Selbstwert ist leicht angreifbar. Neben einer problematischen Kindheit finden sich bei diesen Menschen häufig noch andere Auffälligkeiten – und zwar im Gehirn. Neurowissenschaftler konnten zeigen, dass impulsive Gewalttäter Veränderungen in der Anatomie und Funktion des präfrontalen Kortex, einem Areal hinter der Stirn, aufweisen. Anders als bei anderen Menschen hemmt das Areal bei ihnen aggressive Impulse nicht. Darüber hinaus ist bei diesen Tätern die Stressverarbeitung gestört: Der Mandelkern, für die emotionale Bewertung von Reizen zuständig, ist hyperaktiv. Das führt dazu, dass sich das Gefühl, bedroht zu werden, viel schneller einstellt als bei anderen Menschen. Kein Lernen nach Bestrafung oder auch Belohnung, eine Unempfindlichkeit gegenüber sozialen Sanktionen oder Bestärkungen, das ist auch typisch für die dritte Tätergruppe: die Psychopathen. Sie sind mit zehn Prozent die kleinste, aber gefährlichste Gruppe.

Auch bei ihnen gibt es Auffälligkeiten im präfrontalen Kortex, wie bei den impulsiven Tätern. Eines aber ist bei ihnen anders: Ihr Mandelkern, das Furchtzentrum, ist nicht hyperaktiv, sondern völlig still.

Lassen wir es dabei bewenden. Die nachfolgenden tatsächlichen Kriminalfälle beantworten zum Großteil die eingangs erwähnte Frage, warum jemand schwere Verbrechen begeht.

Die Hinrichtung einer Frau – der FallAnne-Marie Allaix

Es geschah in Marseille und wir schreiben den 13. Februar 1996. Um 8 Uhr morgens klingelt bei der Kriminalpolizei das Telefon. Im Norden der Stadt geschah ein Mord. Eine Person war in ihrem Fahrzeug regelrecht hingerichtet worden. Ein Motorradfahren hatte angehalten, geschossen und war davon gerast.

Solche Vorfälle sind für die Polizei von Marseille schon fast Alltag. Also gingen sie sofort von einer Abrechnung im Verbrechermillieu aus. Doch das Opfer entspricht absolut nicht dem üblichen Profil. Es handelte sich um eine Frau, eine Frau die so hingerichtet wurde. Das war schon sehr seltsam, wirklich ungewöhnlich, dass eine Frau unter solchen Umständen erschossen wird. Das ist eher eine Form der Abrechnung unter kriminellen Männern.

Die Polizisten untersuchen den Tatort, Das Opfer saß noch auf dem Fahrersitz und war von mehreren großkalibrigen Geschossen getroffen worden und sofort tot. Der etwa 50jährigen Frau war direkt in den Kopf geschossen worden. Schnell ist die Polizei von Augenzeugen umringt, die eine regelrechte Hinrichtung beschreiben und das am helllichten Tag.

Ein Mann auf einem Motorrad hielte an und ging seelenruhig auf den Renault der Frau zu. Er trug einen Helm. Der Mann zog eine Waffe aus seiner Lederjacke, er schoss etwa sechs Mal und ging völlig ruhig und ohne Eile zu seinem Motorrad zurück. Danach fuhr er davon. Offensichtlich ist der Schütze ein Profi, darauf deutet sein ruhiges und gelassenes Vorgehen hin. Man muss schon sehr abgebrührt sein, um an einer roten Ampel ein Opfer auf diese Weise zu erschießen.

Alles deutete auf einen Auftragsmord hin. Am Tatort liegen keine Patronenhülsen und es gibt keine Reifenabdrücke. Der Mörder ist extrem vorsichtig, um keine Spuren zu hinterlassen. Die Identifizierung des Opfers hat jetzt Priorität. Wer ist diese Frau? Gibt es einen Hinweis, der ihr tragisches Ende erklären könnte?

Möglichweise lebte sie mit einen Kriminellen zusammen, einen Bandenmitglied und war selbst in etwas verwickelt. Im Auto finden die Polizisten die Handtasche des Opfers, mit ihren Ausweis und Papieren.

Das Opfer war Anne-Marie Allaix, eine Lehrerin auf dem Weg zu ihrer Arbeit. Sie war Lehrerin für Sozialkunde an einem Gymnasium im Norden der Stadt und Mutter eines 19jährigen Sohnes. An diesen Tag hatte sie Prüfungsaufsicht. Die 47jährige Lehrerin ist geschieden. Ihr Profil passt so gar nicht in das Bandenschema, von dem die Polizei ausgeht. Sie hatte überhaupt keine Verbindung zur Unterwelt. Es konnte also keine Abrechnung sein. Sie ging jedem Morgen zur Arbeit, kam abends wieder. Sie hatte einen Freund und kümmerte sich um ihr Haus.

Das Opfer Anne-Marie Allaix

Sie spielte nicht, trank nicht und ging nicht aus. Auch über ein ausschweifendes Sexleben war nichts bekannt. Eine absolute durchschnittliche Frau und Bürgerin. Auf der einen Seite gab es das absurd brutale Verbrechen, auf der anderen Seite eine ganz normale Frau. Das passte einfach nicht zusammen.

Die Polizisten sind ratlos. Wer hat diese harmlose Person umgebracht? Die Ermittler fahren zur ihrer Arbeitsstelle. Die Schule liegt in einem Gebiet, in dem es häufig zu Gewalttaten kommt. Der Mord geschah nahe der Schule. Es schien, als habe der Mörder alles ausgekundschaftet, und sie bei der letzten roten Ampel vor dem Gymnasium aufgelauert. Es konnte also jemand von der Schule gewesen sein. Eventuell ein Kollege, mit dem sie Streit hatte, vielleicht hatte sie auch einen Schüler eine runtergehauen oder war mit einem Elternteil aneinandergeraten.

Die Ermittler verhören Schulleiter, Lehrer und Schüler. Danach wirkt Anne-Marie Allaix noch normaler. Sie wurde als eine dynamische, glückliche Frau beschrieben, die in ihren Beruf aufging und sich sehr für ihre Schüler einsetzte. Sie wurde sehr geschätzt. Die Schüler waren betroffen, einige weinten sogar.

Nach während den Befragungen wird den Ermittlern klar, dass sie die falsche Spur verfolgen. Es ist zwar ein schwieriger Stadtteil, hatte aber nichts mit dem Fall zu tun. Auch mit der Verwaltung hatte das Opfer keinen Streit. Eine Lehrerin, die Opfer einer derartigen kaltblütigen Straftat wird, das alle s war völlig absurd. Offensichtlich gibt es für den Mord an Anne-Marie Allaix kein Motiv. Handelt es sich um einen tragischen Irrtum? Vielleicht verfolgten die Täter jemanden, der ein solches Fahrzeug fuhr und es kam zu einer Verwechslung. Das wäre eine Möglichkeit. Und der Schütze dachte, er schießt auf einen Mann mit langen Haaren. Am Ende des ersten Ermittlungstages haben die Kripo-Beamten nicht die geringste Spur.

Einen Tag nach dem Mord kommt ein Mann auf die Polizeiwache. Er hat die Schießerei beobachtet und sagt, er habe wichtige Informationen. Einer der Zeugen sah den Täter auf sein Motorrad steigen und verfolgte ihm eine Zeitlang. Irgendwann verlor er ihm aus den Augen. Aber er hatte das Kennzeichen notiert. So etwas bringt zwar nicht immer Ergebnisse, aber man muss der Sache nachgehen. Ist das Motorrad gestohlen, landet man aber in einer Sackgasse.

Zur gleichen Zeit macht eine Streife unweit des Tatorts eine wichtige Entdeckung. Die Beamten entdeckten ein Motorrad, was in allem Punkten mit dem des Täters übereinstimmte, knapp einen Kilometer vom Tatort entfernt. Und das noch komplett mit Helm und Handschuhen. Die Ermittler sind überzeugt, dass sie das Täterfahrzeug sichergestellt haben. Der Abgleich des Kennzeichens bestätigt das. Das Nummernschild, was der Zeuge nach der Verfolgung notiert hat, war identisch. Jetzt stand fest, dass dieses Motorrad am Tatort gewesen war.

Die Polizisten sind sicher. Der Mörder hat sein Motorrad dort abgestellt, und mit einen anderen Fahrzeug zu fliehen. Er war wirklich gut vorbereitet. Zur Überraschung der Ermittler ist das Motorrad nicht als gestohlen gemeldet. Ist der Besitzer auch der Mörder? Der Besitzer wird festgenommen und auf die Wache gebracht. Außerdem wurde sein Haus durchsucht. Doch etwas stimmt nicht. Der Mann war nicht aktenkundig und völlig bestürzt über seine Verhaftung. Er sei tatsächlich der Besitzer dieses Motorrades, aber er habe es vor einiger Zeit in ein Geschäft zum Weiterverkauf gebracht.

Die Ermittler fahren sofort zur angegebenen Werkstatt. Der Besitzer sagte, dass er das Motorrad nicht mehr habe. Er habe einen Interessenten gefunden und es bereits im Januar weiterverkauft. Er hatte alle Unterlagen und konnte den neuen Besitzer des Motorrads nennen. Der Verkäufer war ein gewisser Antoine Cionini, 50 Jahre alt und vom Beruf Taxifahrer. Bei seiner Überprüfung machen die Beamten eine unglaubliche Entdeckung.

Der Mann kannte das Opfer sehr gut. Er war der Ex-Mann von Madam Allaix. Jetzt haben die Polizisten eine Spur, einen Hinweis auf ein Verbrechen aus Eifersucht. Allerdings war das Paar nur zwei Jahre verheiratet und die Scheidung schon lange her. Die Scheidung war 1987, der Mord 1996. Die Trennung lag so lange zurück, dass sie kaum noch Auswirkungen haben konnte.

Antoine Cionini, der Ex-Mann, der neun Jahre nach seiner Scheidung kaltblütig mordet. Die Theorie scheint etwas weit hergeholt. Er war nicht polizeibekannt, hatte andere Berufe gehabt, bevor er Taxifahrer wurde. Kein typischer Gangster also. Cionini führte zu dieser Zeit ein sehr geregeltes Leben, völlig unauffällig.

Antoine Cionini schien ein ganz gewöhnlicher Taxifahrer zu sein, kaum vorstellbar dass er der Täter oder Anstifter des Verbrechens sein sollte. Die Ermittler haben weder ein mögliches Motiv, noch eine Erklärung für das zurückgelassene Motorrad. Sie haben nur eine Möglichkeit, sie müssen den Hauptverdächtigten zu fassen bekommen.

Antoine Cionini

Seine Spur zu verfolgen, war kein Problem. Die Polizei hatte Papiere, Telefonnummer, alles. Sofort fahren die Beamten zu seinem Wohnort. Doch seine Wohnung war neu vermietet worden. Von den Nachbarn erfuhr man, dass er schon länger nicht mehr dort wohnte. Seit Ende 1995 war er fort.

Die Hausmeisterin erzählt, dass Antoine Cioninivor seinem Auszug seine Kontaktdaten hinterlassen hat. Die neue Adresse macht die Beamten stutzig. Er hat tatsächlich eine Adresse abgegeben: Rue Tue-Allaix- „Tötet Allaix“. Ein makabres Wortspiel mit dem Namen seiner Ex-Frau. Den Beamten wir klar, dass der Mörder mit ihnen Katz und Maus spielt.

Er hatte nicht nur der Polizei ein Schnippchen geschlagen, er machte sich obendrein noch über die ganze Justiz lustig. Ein zynisches, provokantes Geständnis. Die Polizei hatte nun den Namen des Mörders und sein Geständnis in Form eines Wortspiels. Scheinbar ist er also der Mörder und bekennt sich zu seiner Tat. Doch er ist nicht zu finden.

Die Polizei verfolgt alle möglichen Spuren. Vergeblich. Von seinen Angehörigen erhalten sie eine interessante Information. Taxifahrer übernachten manchmal in kleinen Bezirken westlich von Marseille. Das waren Hotels, in denen man weder Ausweise vorzeigt, noch Formulare ausfüllt. Alle Hotelketten von Marseille wurden erfasst und mit Fotos von Antoine Cionini klapperten die Beamten die einzelnen Hotels ab. Die akribische Ermittlungsarbeit zahlt sich aus.

In einen Hotel, im 11. Bezirk von Marseille war der Mann bekannt. Irgendwann standen die Beamten wieder einmal an einer Hotelrezeption, zeigten das Foto und fragten, ob der Angestellte den Mann erkenne. Und dieser war sich ganz sicher. Der Gesuchte hat im Hotel übernachtet und sei vor zwei Tagen abgereist. Cionini hatte einen falschen Namen angegeben. Trotzdem konnte ihm die Polizei mit einem wichtigen Datum in Verbindung bringen, den Vorabend des Verbrechens.

Am 12. Februar, einen Tag vor dem Mord, verlässt Antoine Cionini das Hotel auf einen Motorrad. Es war wie eine Schnitzeljagd, er hinterließ das Motorrad, seine Wohnung, aber jede Spur führte ins Leere.

Am 17. Februar 1996, vier Tage nach dem Mord an Anne-Marie Allaix, verhören die Ermittler einen Onkel von Antoine Cionini. Der Mann erzählt, dass er am Tag des Mordes von seinen Neffen gehört, aber das Gespräch nicht viel Sinn ergeben hat. Kurz nach dem Mord erhielt der Onkel einen Anruf. Antoine Cionini sagte, es ist erledigt. Der Onkel verstand das nicht, aber später, im Zusammenhang mit dem Verbrechen, wurde ihm klar, dass Cionini auf seine Art den Mord gestanden hat.

Für die Polizei ist das ein Geständnis, aber noch immer wissen sie nicht, warm Antoine Cionini seine Ex-Frau getötet hat. Sie durchleuchten die Vergangenheit des Paares. Antoine Cionini und Anne-Marie Allaix hatten sich 1976 kennengelernt.

Anne-Marie Allaix und Antoine Cionini

Antoine Cionini war ein großer Mann mit blauen Augen und wirkte sehr attraktiv auf junge Frauen. Er war ein Geck, wie dort gesagt wurde. Er ließ die Muskeln spielen, war ein richtiger Sonny-Boy. Anne-Marie verliebte sich und sie zogen zusammen. Sie heirateten und bekamen ein Kind. Antoine Cionini hat alles, was man zum glücklich sein braucht, außer einen festen Job. Und er hat ein sehr persönliches Problem. Die Zeit verging und er bekam Haarausfall. Das wurde für ihn zu einem Riesenproblem. Anne-Marie war das vollkommen egal, aber für ihn war es irrational wichtig. Er war sehr frustriert.

Um sich zu beschäftigen, baut Antoine Cionini ein Haus für sich und seine Familie. Aber nach und nach wird der Mann depressiv, jähzornig und gewalttätig. Anne-Marie litt sehr darunter und erzählte ihrer Verwandtschaft, dass ihr Mann ein sehr unbeherrschter Mensch geworden ist. Wenn er einen schlechten Tag hatte, versteckte er die Autoschlüssel, damit sie nicht weggehen konnte. Er tolerierte keine Fehler, hielte es nicht aus, wenn sie mal fünf Minuten zu spät kam. Er überprüfte ihre Arbeitszeiten und wann ihr Unterricht begann und endete.