Kritik der reinen Vernunft / Kritik der praktischen Vernunft - Immanuel Kant - E-Book

Kritik der reinen Vernunft / Kritik der praktischen Vernunft E-Book

Immanuel Kant

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Beschreibung

Der vorliegende Band beinhaltet die beiden Hauptwerke Kants 'Kritik der reinen Vernunft' und 'Kritik der praktischen Vernunft'. Immanuel Kant (1724-1804) ist hauptsächlich durch seine erkenntnistheoretischen philosophischen Werke wie z.B. 'Kritik der reinen Vernunft' (1781) bekannt geworden und gilt als Begründer der klassischen deutschen Philosophie. Die naturwissenschaftlichen Arbeiten Kants entstanden vorwiegend in seiner frühen Schaffensperiode. Seine bedeutendste Leistung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften ist die Kosmogonie, die 1755 zum ersten Mal erschien.

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©2014 Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg

Alle Rechte, auch das der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Fotokopie) oder der Speicherung auf elektronischen Systemen, vorbehalten. All rights reserved.

ISBN: 978-3-86820-967-9

www.nikol-verlag.de

INHALT

KRITIK DER REINEN VERNUNFT

Vorrede zur zweiten Auflage

Einleitung

I. Von dem Unterschiede der reinen undempirischen Erkenntnis

II. Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche

III. Die Philosophie bedarf einer Wissenschaft, welche die Möglichkeit, die Prinzipien und den Umfang aller Erkenntnisse a priori bestimme

IV. Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urteile

V. In allen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind synthetische Urteile a priori als Prinzipien enthalten

VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft

VII. Idee und Einteilung einer besonderen Wissenschaft unter dem Namen einer Kritik der reinen Vernunft

I. TRANSZENDENTALE ELEMENTARLEHRE

Der transzendentalen Elementarlehre erster Teil

Die transzendentale Ästhetik § 1

Der transzendentalen Ästhetik erster Abschnitt. Von dem Raume

§ 2 Metaphysische Erörterung dieses Begriffs

§ 3 Transzendentale Erörterung des Begriffs vom Raume

Schlüsse aus obigen Begriffen

Der transzendentalen Ästhetik zweiter Abschnitt Von der Zeit

§ 4 Metaphysische Erörterung des Begriffs der Zeit

§ 5 Transzendentale Erörterung des Begriffs der Zeit

§ 6 Schlüsse aus diesen Begriffen

§ 7 Erläuterung

§ 8 Allgemeine Anmerkungen zur transzendentalen Ästhetik

Beschluss der transzendentalen Ästhetik

Der transzendentalen Elementarlehre zweiter Teil

I. Von der Logik überhaupt

II. Von der transzendentalen Logik

III. Von der Einteilung der allgemeinen Logik in Analytik und Dialektik

IV. Von der Einteilung der transzendentalen Logik in die transzendentale Analytik und Dialektik

Der transzendentalen Logik erste Abteilung

Die transzendentale Analytik

Der transzendentalen Analytik erstes Buch. Die Analytik der Begriffe

Der Analytik der Begriffe erstes Hauptstück Von dem Leitfaden der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe

Des transzendentalen Leitfadens der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe erster Abschnitt. Von dem logischen Verstandesgebrauche überhaupt

Des Leitfadens der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe zweiter Abschnitt

§ 9 Von der logischen Funktion des Verstandes in Urteilen

Des Leitfadens der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe dritter Abschnitt

§ 10 Von den reinen Verstandesbegriffen oder Kategorien

§ 11

§ 12

Der transzendentalen Analytik zweites Hauptstück Von der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe Erster Abschnitt

§ 13 Von den Prinzipien einer transzendentalen Deduktion überhaupt

§ 14 Übergang zur transzendentalen Deduktion der Kategorien

Der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe zweiter Abschnitt. Transzendentale Deduktion der reinen Verstandesbegriffe

§ 15 Von der Möglichkeit einer Verbindung überhaupt

§ 16 Von der ursprünglich-synthetischen Einheit der Apperzeption

§ 17 Der Grundsatz der synthetisches Einheit der Apperzeption ist das oberste Prinzip alles Verstandesgebrauchs

§ 18 Was objektive Einheit des Selbstbewusstseins sei

§ 19 Die logische Form aller Urteile besteht in der objektiven Einheit der Apperzeption der darin enthaltenen Begriffe

§ 20 Alle sinnliche Anschauungen stehen unter den Kategorien als Bedingungen, unter denen allein das Mannigfaltige derselben in ein Bewusstsein zusammenkommen kann

§ 21 Anmerkung

§ 22 Die Kategorie hat keinen andern Gebrauch zum Erkenntnisse der Dinge als ihre Anwendung auf Gegenstände der Erfahrung

§ 23

§ 24 Von der Anwendung der Kategorien auf Gegenstände der Sinne überhaupt

§ 25

§ 26 Transzendentale Deduktion des allgemein möglichen Erfahrungsgebrauchs der reinen Verstandesbegriffe

§ 27 Resultat dieser Deduktion der Verstandesbegriffe

Kurzer Begriff dieser Deduktion

Der transzendentalen Analytik zweites Buch. Die Analytik der Grundsätze

Einleitung Von der transzendentalen Urteilskraft überhaupt

Der transzendentalen Doktrin der Urteilskraft (oder Analytik der Grundsätze) erstes Hauptstück Von dem Schematismus der reinen Verstandesbegriffe

Der transzendentalen Doktrin der Urteilskraft (oder Analytik der Grundsätze) zweites Hauptstück System aller Grundsätze des reinen Verstandes

Das System der Grundsätze des reinen Verstandes erster Abschnitt. Von dem obersten Grundsatze aller analytischen Urteile

Des Systems der Grundsätze des reinen Verstandes zweiter Abschnitt. Von dem obersten Grundsatze aller synthetischen Urteile

Des Systems der Grundsätze des reinen Verstandes dritter Abschnitt. Systematische Vorstellung aller synthetischen Grundsätze desselben

Der Transzendent Doktrin der Urteilskraft (Analytik der Grundsätze) drittes Hauptstück Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und Noumena

Anhang

Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechselung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem Transzendentalen

Anmerkung zur Amphibolie der Reflexionsbegriffe

Der transzendentalen Logik zweite Abteilung

Die transzendentale Dialektik

Einleitung

I. Vom transzendentalen Schein

II. Von der reinen Vernunft als dem Sitze des transzendentalen Scheins

A. Von der Vernunft überhaupt

B. Vom logischen Gebrauche der Vernunft

C. Von dem reinen Gebrauche der Vernunft

Der transzendentalen Dialektik erstes Buch. Von den Begriffen der reinen Vernunft

Des ersten Buchs der transzendentalen Dialektik erster Abschnitt

Von den Ideen überhaupt

Des ersten Buchs der transzendentalen Dialektik zweiter Abschnitt

Von den transzendentalen Ideen

Des ersten Buchs der transzendentalen Dialektik dritter Abschnitt

System der transzendentaln Ideen

Der transzendentalen Dialektik zweites Buch. Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft

Des zweiten Buchs der transzendentalen Dialektik erstes Hauptstück

Von den Paralogismen der reinen Vernunft

Widerlegung des mendelssohnschen Beweises der Beharrlichkeit der Seele

Beschluß der Auflösung des psychologischen Paralogismus

Allgemeine Anmerkung, den Übergang von der rationalen Psychologie zur Kosmologie betreffend

Der transzendentalen Dialektik zweites Buch. zweites Hauptstück Die Antinomie der reinen Vernunft

Der Antinomie der reinen Vernunft erster Abschnitt. System der kosmologischen Ideen

Der Antinomie der reinen Vernunft zweiter Abschnitt. Antithetik der reinen Vernunft

Der Antinomie der reinen Vernunft dritter Abschnitt. Von dem Interesse der Vernunft bei diesem ihrem Widerstreite

Der Antinomie der reinen Vernunft vierter Abschnitt. Von den transzendentalen Aufgaben der reinen Vernunft, insofern sie schlechterdings müssen aufgelöset werden können

Der Antinomie der reinen Vernunft fünfter Abschnitt. Skeptische Vorstellung der kosmologischen Fragen durch alle vier transzendentale Ideen

Der Antinomie der reinen Vernunft sechster Abschnitt. Der transzendentale Idealismus, als der Schlüssel zu Auflösung der kosmologischen Dialektik

Der Antinomie der reinen Vernunft siebenter Abschnitt. Kritische Entscheidung des kosmologischen Streits der Vernunft mit sich selbst

Der Antinomie der reinen Vernunft achter Abschnitt. Regulatives Prinzip der reinen Vernunft in Ansehung der kosmologischen Ideen

Der Antinomie der reinen Vernunft neunter Abschnitt. Von dem empirischen Gebrauche des regulativen Prinzips der Vernunft in Ansehung aller kosmologischen Ideen

Schlußanmerkung zur Auflösung der mathematischtranszendentalen und Vorerinnerung zur Auflösung der dynamisch-transzendentalen Ideen

III. Auflösung der kosmologischen Ideen von der Totalität der Ableitung der Weltbegebenheiten aus ihren Ursachen

Möglichkeit der Kausalität durch Freiheit in Vereinigung mit dem allgemeinen Gesetze der Naturnotwendigkeit

Erläuterung der kosmologischen Idee einer Freiheit in Verbindung mit der allgemeinen Naturnotwendigkeit

IV. Auflösung der kosmologischen Idee von der Totalität der Abhängigkeit der Erscheinungen, ihrem Dasein nach überhaupt

Schlußanmerkung zur ganzen Antinomie der reinen Vernunft

Des zweiten Buchs der transzendentalen Dialektik drittes Hauptstück Das Ideal der reinen Vernunft

Erster Abschnitt. Von dem Ideal überhaupt

Des dritten Hauptstücks zweiter Abschnitt. Von dem transzendentalen Ideal (prototypon transscendentale)

Des dritten Hauptstücks dritter Abschnitt. Von den Beweisgründen der spekulativen Vernunft, auf das Dasein eines höchsten Wesens zu schließen

Es sind nur drei Beweisarten vom Dasein Gottes aus spekulativer Vernunft möglich.

Des dritten Hauptstücks vierter Abschnitt. Von der Unmöglichkeit eines ontologischen Beweises vom Dasein Gottes

Des dritten Hauptstücks fünfter Abschnitt. Von der Unmöglichkeit eines kosmologischen Beweises vom Dasein Gottes

Entdeckung und Erklärung des dialektischen Scheins in allen transzendentalen Beweisen vom Dasein eines notwendigen Wesens

Des dritten Hauptstücks sechster Abschnitt. Von der Unmöglichkeit des physikotheologischen Beweises

Des dritten Hauptstücks siebenter Abschnitt. Kritik aller Theologie aus spekulativen Prinzipen der Vernunft

Anhang zur transzendentalen Dialektik

II. TRANSZENDENTALE METHODENLEHRE

Der transzendentalen Methodenlehre erstes Hauptstück Die Disziplin der reinen Vernunft

Des ersten Hauptstücks erster Abschnitt. Die Disziplin der reinen Vernunft im dogmatischen Gebrauche

Des ersten Hauptstücks zweiter Abschnitt. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung ihres polemischen Gebrauchs

Von der Unmöglichkeit einer skeptischen Befriedigung der mit sich selbst veruneinigten reinen Vernunft

Des ersten Hauptstücks dritter Abschnitt. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung der Hypothesen

Des ersten Hauptstücks vierter Abschnitt. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung ihrer Beweise

Der transzendentalen Methodenlehre zweites Hauptstück Der Kanon der reinen Vernunft

Des Kanons der reinen Vernunft erster Abschnitt. Von dem letzten Zwecke des reinen Gebrauchs unserer Vernunft

Des Kanons der reinen Vernunft zweiter Abschnitt. Von dem Ideal des höchsten Guts als einem Bestimmungsgrunde des letzten Zwecks der reinen Vernunft

Des Kanons der reinen Vernunft dritter Abschnitt. Vom Meinen, Wissen und Glauben

Der transzendentalen Methodenlehre drittes Hauptstück Die Architektonik der reinen Vernunft

Der transzendentalen Methodenlehre viertes Hauptstück Die Geschichte der reinen Vernunft

KRITIK DER PRAKTISCHEN VERNUNFT

Vorrede

Einleitung

Erster Teil Elementarlehre der reinen praktischen Vernunft

Erstes Buch. Die Analytik der einen praktischen Vernunft. Erstes Hauptstück. Von den Grundsätzen der reinen praktischen Vernunft

§ 1 Erklärung

§ 2 Lehrsatz I

§ 3 Lehrsatz II

§ 4 Lehrsatz III

§ 5 Aufgabe I

§ 6 Aufgabe II

§ 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft

§ 8 Lehrsatz IV

Der Analytik der praktischen Vernunft. Zweites Hauptstück. Von dem Begriffe eines Gegenstandes der reinen praktischen Vernunft

Von der Typik der reinen praktischen Urteilskraft

Drittes Hauptstück

Kritische Beleuchtung der Analytik der reinen praktischen Vernunft

Zweites Buch. Dialektik der reinen praktischen Vernunft Erstes Hauptstück. Von der Dialektik der reinen praktischen Vernunft überhaupt

Zweites Hauptstück. Von der Dialektik der reinen Vernunft in Bestimmung des Begriffs vom höchsten Gut

I Die Antinomie der praktischen Vernunft

II Kritische Aufhebung der Antinomie der praktischen Vernunft

III Von dem Primat der reinen praktischen Vernunft in ihrer Verbindung mit der spekulativen

IV Die Unsterblichkeit der Seele als ein Postulat der reinen praktischen Vernunft

V Das Dasein Gottes als ein Postulat der reinen praktischen Vernunft

VI Über die Postulate der reinen praktischen Vernunft überhaupt

VII Wie eine Erweiterung der reinen Vernunft in praktischer Absicht, ohne damit ihre Erkenntnis als spekulativ zugleich zu erweitern, zu denken möglich sei?

VIII Vom Fürwahrhalten aus einem Bedürfnisse der reinen Vernunft

IX Von der der praktischen Bestimmung des Menschen weislich angemessenen Proportion seiner Erkenntnisvermögen

Zweiter Teil Methodenlehre der reinen praktischen Vernunft

KRITIK DER REINEN VERNUNFT

von

Immanuel Kant,

Professor in Koenigsberg, der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin Mitglied

Zweite hin und wieder verbesserte Auflage (1787)

BACO DE VERULAMIO

Instauratio magna. Praefatio

De nobis ipsis silemus: De re autem, quae agitur, petimus: ut homines eam non Opinionem, sed Opus esse cogitent; ac pro certo habeant, nun Sectae nos alicuius, aut Placiti, sed utilitatis et amplitudinis humanae fundamenta moliri. Deinde ut suis commodis awqui–in commune consulant–et ipsi in partem veniant. Praeterea ut bene sperent, neque Instaurationem nostram ut quiddam infinitum et ultra mortale fingant, et animo concipiant; quum reversa sit infiniti erroris finis et terminus legitimus.

Sr. Exzellenz

dem Königl. Staatsminister

Freiherrn von Zedlitz

Gnädiger Herr!

Den Wachstum der Wissenschaften an seinem Teile befördern, heißt an Ew. Exzellenz eigenem Interesse arbeiten; denn dieses ist mit jenen, nicht bloß durch den erhabenen Posten eines Beschützers, sondern durch das viel vertrautere eines Liebhabers und erleuchteten Kenners, innigst verbunden. Deswegen bediene ich mich auch des einigen Mittels, das gewissermaßen in meinem Vermögen ist, meine Dankbarkeit für das gnädige Zutrauen zu bezeigen, womit Ew. Exzellenz mich beehren, als könne ich zu dieser Absicht etwas beitragen.

Demselben gnädigen Augenmerke, dessen Ew. Exzellenz die erste Auflage dieses Werks gewürdigt haben, widme ich nun auch diese zweite und hiermit zugleich alle übrige Angelegenheit meiner literarischen Bestimmung und bin mit der tiefsten Verehrung

Ew. Exzellenz

Königsberg untertänig-gehorsamster

den 23sten April Diener

1787 Immanuel Kant

VORREDE ZUR ZWEITEN AUFLAGE

Ob die Bearbeitung der Erkenntnisse, die zum Vernunftgeschäfte gehören, den sicheren Gang einer Wissenschaft gehe oder nicht, das läßt sich bald aus dem Erfolg beurteilen. Wenn sie nach viel gemachten Anstalten und Zurüstungen, sobald es zum Zweck kommt, in Stecken gerät oder, um diesen zu erreichen, öfters wieder zurückgehen und einen andern Weg einschlagen muß; imgleichen wenn es nicht möglich ist, die verschiedenen Mitarbeiter in der Art, wie die gemeinschaftliche Absicht erfolgt werden soll, einhellig zu machen: so kann man immer überzeugt sein, daß ein solches Studium bei weitem noch nicht den sicheren Gang einer Wissenschaft eingeschlagen, sondern ein bloßes Herumtappen sei, und es ist schon ein Verdienst um die Vernunft, diesen Weg wo möglich ausfindig zu machen, sollte auch manches als vergeblich aufgegeben werden müssen, was in dem ohne Überlegung vorher genommenen Zwecke enthalten war.

Daß die Logik diesen sicheren Gang schon von den ältesten Zeiten her gegangen sei, läßt sich daraus ersehen, daß sie seit dem Aristoteles keinen Schritt rückwärts hat tun dürfen, wenn man ihr nicht etwa die Wegschaffung einiger entbehrlicher Subtilitäten oder deutlichere Bestimmung des Vorgetragenen als Verbesserungen anrechnen will, welches aber mehr zur Eleganz, als zur Sicherheit der Wissenschaft gehört. Merkwürdig ist noch an ihr, daß sie auch bis jetzt keinen Schritt vorwärts hat tun können und also allem Ansehen nach geschlossen und vollendet zu sein scheint. Denn, wenn einige Neuere sie dadurch zu erweitern dachten, daß sie teils psychologische Kapitel von den verschiedenen Erkenntniskräften (der Einbildungskraft, dem Witze), teils metaphysische über den Ursprung der Erkenntnis oder der verschiedenen Art der Gewißheit nach Verschiedenheit der Objekte (dem Idealismus, Skeptizismus u.s.w.), teils anthropologische von Vorurteilen (den Ursachen derselben und Gegenmitteln) hineinschoben, so rührt dieses von ihrer Unkunde der eigentümlichen Natur dieser Wissenschaft her. Es ist nicht Vermehrung, sondern Verunstaltung der Wissenschaften, wenn man ihre Grenzen ineinanderlaufen läßt; die Grenze der Logik aber ist dadurch ganz genau bestimmt, daß sie eine Wissenschaft ist, welche nichts als die formalen Regeln alles Denkens (es mag a priori oder empirisch sein, einen Ursprung oder Objekt haben, welches es wolle, in unserem Gemüte zufällige oder natürliche Hindernisse antreffen) ausführlich darlegt und strenge beweiset.

Daß es der Logik so gut gelungen ist, diesen Vorteil hat sie bloß ihrer Eingeschränktheit zu verdanken, dadurch sie berechtigt, ja verbunden ist, von allen Objekten der Erkenntnis und ihrem Unterschiede zu abstrahieren, und in ihr also der Verstand es mit nichts weiter als sich selbst und seiner Form zu tun hat. Weit schwerer mußte es natürlicherweise für die Vernunft sein, den sicheren Weg der Wissenschaft einzuschlagen, wenn sie nicht bloß mit sich selbst, sondern auch mit Objekten zu schaffen hat; daher jene auch als Propädeutik gleichsam nur den Vorhof der Wissenschaften ausmacht, und wenn von Kenntnissen die Rede ist, man zwar eine Logik zur Beurteilung derselben voraussetzt, aber die Erwerbung derselben in eigentlich und objektiv so genannten Wissenschaften suchen muß.

Sofern in diesen nun Vernunft sein soll, so muß darin etwas a priori erkannt werden, und ihre Erkenntnis kann auf zweierlei Art auf ihren Gegenstand bezogen werden, entweder diesen und seinen Begriff (der anderweitig gegeben werden muß) bloß zu bestimmen oder ihn auch wirklich zu machen. Die erste ist theoretische, die andere praktische Erkenntnis der Vernunft. Von beiden muß der reine Teil, so viel oder so wenig er auch enthalten mag, nämlich derjenige, darin Vernunft gänzlich a priori ihr Objekt bestimmt, vorher allein vorgetragen werden und dasjenige, was aus anderen Quellen kommt, damit nicht vermengt werden; denn es gibt übele Wirtschaft, wenn man blindlings ausgibt, was einkommt, ohne nachher, wenn jene in Stecken gerät, unterscheiden zu können, welcher Teil der Einnahme den Aufwand tragen könne und von welcher man denselben beschneiden muß.

Mathematik und Physik sind die beiden theoretischen Erkenntnisse der Vernunft, welche ihre Objekte a priori bestimmen sollen, die erstere ganz rein, die zweite wenigstens zum Teil rein, denn aber auch nach Maßgabe anderer Erkenntnisquellen als der der Vernunft.

Die Mathematik ist von den frühesten Zeiten her, wohin die Geschichte der menschlichen Vernunft reicht, in dem bewundernswürdigen Volke der Griechen den sichern Weg einer Wissenschaft gegangen. Allein man darf nicht denken, daß es ihr so leicht geworden, wie der Logik, wo die Vernunft es nur mit sich selbst zu tun hat, jenen königlichen Weg zu treffen oder vielmehr sich selbst zu bahnen; vielmehr glaube ich, daß es lange mit ihr (vornehmlich noch unter den Ägyptern) beim Herumtappen geblieben ist und diese Umänderung einer zuzuschreiben sei, die der glückliche Einfall eines einzigen Mannes in einem Versuche zu Stande brachte, von welchem an die Bahn, die man nehmen mußte, nicht mehr zu verfehlen war und der sichere Gang einer Wissenschaft für alle Zeiten und in unendliche Weiten eingeschlagen und vorgezeichnet war. Die Geschichte dieser Revolution der Denkart, welche viel wichtiger war als die Entdeckung des Weges um das berühmte Vorgebirge, und des Glücklichen, der sie zu Stande brachte, ist uns nicht aufbehalten. Doch beweiset die Sage, welche uns überliefert, der von den kleinesten, und, nach dem gemeinen Urteil, gar nicht einmal eines Beweises benötigten, Elementen der geometrischen Demonstrationen den angeblichen Erfinder nennt, daß das Andenken der Veränderung, die durch die erste Spur der Entdeckung dieses neuen Weges bewirkt wurde, den Mathematikern äußerst wichtig geschienen haben müsse und dadurch unvergeßlich geworden sei. Dem ersten, der den demonstrierte (er mag nun oder wie man will geheißen haben), dem ging ein Licht auf; denn er fand, daß er nicht dem, was er in der Figur sahe, oder auch dem bloßen Begriffe derselben nachspüren und gleichsam davon ihre Eigenschaften ablernen, sondern durch das, was er nach Begriffen selbst a priori hineindachte und darstellete (durch Konstruktion), hervorbringen müsse, und daß er, um sicher etwas a priori zu wissen, er der Sache nichts beilegen müsse, als was aus dem notwendig folgte, was er seinem Begriffe gemäß selbst in sie gelegt hat.

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