Küss mich, mein Retter - Laura Wright - E-Book

Küss mich, mein Retter E-Book

Laura Wright

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Beschreibung

Geschafft! Nach einem Segelunfall war Sophia dem Ertrinken nah, doch in letzter Sekunde hat ein Unbekannter sie zum rettenden Strand gezogen. Erschöpft lässt sie sich neben den gut aussehenden Mann in den Sand fallen. Nachdem das Ende so nahe schien, steigt die Lebenslust ins Unermessliche: Leidenschaftlich gibt sie sich am Strand dem Fremden hin. Ein einmaliges Zwischenspiel - ihren Namen will sie ihm nicht verraten. Als er darauf besteht, reagiert Sophia empört: Wofür hält dieser Mann sich - ist er hier der König? Die Antwort verschlägt ihr die Sprache …

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Seitenzahl: 188

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Laura Wright

Küss mich, mein Retter

IMPRESSUM

BACCARA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2003 by Laura Wright Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1549 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Gabriele Ramm

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 01/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86295-571-8

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

PROLOG

SchottlandMai

Das Meer erinnerte ihn an die verführerische Rundung einer weiblichen Hüfte, als es sich zu einer Welle auftürmte und rosig in der untergehenden Sonne schimmerte. Aber Kronprinz Alexander William Charles Octavos Thorne stand der Sinn nicht mehr nach Frauen, seien es echte oder imaginäre.

Er atmete tief die salzige Meerluft ein, lehnte sich gegen einen zerklüfteten Felsen und sah der Welle zu, die sich am Strand brach und auf ihn zurollte.

Auch als das eisige Wasser seine Füße umspülte, blieb er regungslos stehen.

Das Meer nahm, verletzte und vernichtete. Das Bedürfnis, etwas zu zerstören, war Alex nicht fremd. Fünf lange Jahre hatte er Ähnliches erdulden müssen – zu viele Male, um sie noch zählen zu können. Und die Nachricht, die er heute erhalten hatte …

Vor drei Stunden hatte er erfahren, dass seine Frau gegangen war. Sie hatte nicht nur die Stadt verlassen, sondern auch ihn, und zwar wegen eines anderen Mannes. Alex verspürte nicht nur Erleichterung, sondern auch Wut – auf eine Frau, die ihn seit dem Moment gehasst hatte, als sie geheiratet hatten. Auf eine Frau, die sich ihm gegenüber eiskalt verhalten hatte, gleichgültig, wie sehr er sich um sie bemüht hatte. Auf eine Frau, die keine Kinder gewollt hatte, keine Wärme, keine Freundschaft.

Alex zog sich das Hemd aus und genoss die kühle Luft, die über seinen Oberkörper strich.

Er hatte eine Frau geheiratet, die er kaum kannte. Trotzdem hatte er zu seinem Versprechen gestanden, war ihr treu geblieben und hatte jedes Mal geschwiegen, wenn sie seinen Vater und den Hof anlog. Sie hatte allen vorgemacht, dass sie versuchten, ein Kind zu zeugen. Und er hatte sogar während der letzten zwei Jahre nach außen hin so getan, als lebten sie wie jedes andere normale Ehepaar zusammen.

Aber ab heute, da sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, galten seine Treue und Loyalität einzig dem Königreich Llandaron. Er musste jetzt an sein Heimatland denken. Es galt in erster Linie, größeren Imageschaden vom Hof und dem gesamten Land fernzuhalten.

Vorerst musste er also so tun, als bestünde seine Ehe noch.

Nächste Woche würde er nach Japan zu einem Treffen mit dem Kaiser reisen, sich für die Abwesenheit seiner Frau entschuldigen und sich um die geschäftlichen Angelegenheiten kümmern. Und gleichzeitig würde er einen alten Schulkameraden, dem er trauen konnte und der zufällig Scheidungsanwalt in London war, um einen Gefallen bitten. Irgendwann würde er nach Llandaron zurückkehren und seiner Familie und seinem Vater erzählen, dass er versagt hatte.

Alex biss die Zähne so heftig zusammen, dass es schmerzte. Er hasste Fehlschläge. Noch mehr ärgerte es ihn allerdings, einen Misserfolg zugeben zu müssen.

Passend zu seiner düsteren Stimmung setzte langsam die Dämmerung ein. Der Wind frischte auf und ließ die Wellen mit neuer Kraft gegen das Ufer schlagen.

Von diesem Tag an, schwor Alex sich, wird keine Frau jemals wieder Macht über mich haben.

Und von diesem Tag an schwand seine Aussicht, an die Macht zu gelangen.

Zeit seines Lebens war er von einer Gewissheit ausgegangen: dass er eines Tages sein Land regieren würde. Dieser feste Glaube war durch die Ereignisse erschüttert worden. So wie es momentan aussah, musste er vielleicht zugunsten seines Bruders Maxim auf den Thron verzichten. Denn eine Königin und ein Erbfolger waren lebenswichtig für das Königreich von Llandaron. Und Maxim war nicht nur verheiratet, sondern würde bald auch als stolzer Vater sein erstes Kind auf dem Arm halten.

Die Vorstellung versetzte Alex einen Stich. Er öffnete den Mund und schrie ungehemmt den Schmerz der letzten fünf Jahre heraus.

Plötzlich verstummte er und blickte wie gebannt hinaus aufs Meer. Weiter draußen schlingerte in einiger Entfernung ein Segelschiff durch die raue See.

Für den Bruchteil einer Sekunde, bevor das Schiff hinter den emporragenden Klippen verschwand, entdeckte Alex eine Frau an Deck. Sie sah wie eine der Meerjungfrauen aus seinen Kindheitsträumen aus – eine Frau mit wunderschönen Kurven und flammend rotem Haar.

Während der Wind ihr das lange Haar zerzauste, schaute sie zu ihm herüber. Alex kam es so vor, als sähe sie ihm direkt ins Gesicht – ein seltsames Gefühl, denn auf diese Entfernung konnte sie seine Augen bestimmt nicht ausmachen. Im Blick dieser Fremden schienen sich die Elemente Feuer, Wasser und Luft auf unglaubliche Weise zu vereinen. Der Eindruck war überwältigend und versetzte Alex in eine nie gekannte Erregung.

Eine riesige Welle schlug nur wenige Zentimeter von ihm entfernt auf den Strand. Salzwasser spritzte ihm in Mund und Augen. Hastig wischte Alex sich übers Gesicht, um wieder sehen zu können.

Sowohl das Schiff als auch die Meerjungfrau waren verschwunden.

Alex unterdrückte das ungeheure Verlangen, das er in diesem Augenblick verspürte. Es war nicht das erste Mal, dass er eine Frau begehrte, auch wenn er noch niemals eine so unwiderstehliche Sehnsucht empfunden hatte. Trotzdem würde er dagegen ankämpfen, denn niemals wieder würde er einer Frau Einfluss auf seine Gedanken und Gefühle zugestehen.

In Windeseile zog Alex sich aus und tauchte entschlossen in das kalte Wasser ein. Genau wie er seinen Geist bezwungen hatte, würde er auch seinem Körper zeigen, wer das Sagen hatte.

1. KAPITEL

LlandaronVier Monate später

Dichter, gefährlicher Nebel hüllte die Segeljacht wie ein Umhang ein, während das Meerwasser langsam, aber stetig in den Schiffskörper eindrang.

Fluchend stopfte Sophia Dunhill nasse Kissen in das Loch im Rumpf und ärgerte sich über die eigene Unaufmerksamkeit. Hätte sie aufgepasst, wäre das Boot nicht leckgeschlagen.

Wie hatte sie nur so dumm und zerstreut sein können?

Vielleicht weil der Anblick des wunderschönen Heimatlandes ihres Großvaters sie so in den Bann gezogen hatte, dass sie sämtliche Gedanken an Navigation vergessen hatte.

Sie hatte an Deck gesessen, sich von der warmen Nachmittagssonne wärmen lassen und hinüber auf das kleine Inselreich unweit der Küste von Cornwall geschaut: Llandaron mit seinen sanften Hügeln, mit den saftig-grünen Wäldern, die mit Heidelandschaft abwechselten, sowie der malerischen Steilküste. Es war wunderschön anzuschauen und hatte Sophia vom ersten Moment an fasziniert.

Das Wetter war absolut perfekt gewesen. Blauer Himmel und eine ruhige See. Schlagartig hatte sich das jedoch geändert. Wie aus dem Nichts war Nebel aufgezogen, so schnell und so dicht, dass Sophia kaum Zeit geblieben war – weder zum Nachdenken noch zum Handeln. Und schon wenige Sekunden später kollidierte die „Daydream“ mit den Felsen. Sophia saß fest.

Wie war das möglich? Sie segelte seit über zehn Jahren, und trotzdem hatte sie diesen Wetterumschwung nicht vorhergesehen!

Sie geriet in Panik, als sie zurück an Deck hastete und wieder im Nebel gefangen war. Es durfte nicht sein, dass sie dieses Schiff wegen ihrer Dummheit verlor. Die Jacht war alles, was ihr von ihrem Großvater geblieben war. Sie war sein Vermächtnis, sein Traum – etwas, was sie gemeinsam geschaffen und miteinander geteilt hatten. Die Daydream durfte einfach nicht untergehen! Sophia fehlte nur noch ein winziges Stück ihrer Reise, der Reise ihres Großvaters. Erst wenn sie mit der Daydream in dem kleinen Fischerdorf Baratin, dem Geburtsort ihres Großvaters, vor Anker gegangen war, konnte sie nach Hause zurückkehren – nach San Diego, in ihre leere Wohnung. Erst dann würde sie sich Gedanken über ihre Schreibblockade machen, die sie plagte, seit ihr Großvater gestorben war.

Baratin war nicht weit entfernt, es lag auf der anderen Seite von Llandaron. Und Sophia war fest entschlossen, es bis dorthin zu schaffen.

Hastig zog sie ein Ersatzsegel über das Deck und presste es in das große Loch. Aber das Wasser strömte mit zu viel Kraft herein. Das Ganze würde nicht lange halten, vor allem nicht, wenn das Schiff weiter so gegen die Felsen gedrückt wurde.

In ihrer Panik ging Sophia plötzlich ein Gedanke durch den Kopf, doch sie verwarf ihn sofort.

Alle Mann von Bord!

Aber nein, ein Segler verließ sein Schiff genauso wenig, wie eine Mutter ihr Kind verließ.

In diesem Moment schoss Meerwasser durch eine Deckplanke und spritzte so hoch wie eine Fontäne. Die Jacht kippte zur Seite. Sophia hörte ein Ächzen. Fast klang es, als hätte das Boot Schmerzen.

Sophia wurde schwer ums Herz, aber ihr blieb keine Wahl. Sie musste die Daydream verlassen.

Ohne länger zu überlegen, schnappte sie sich ihre Aufzeichnungen und die Notfalltasche, die immer gepackt bereitstand. Indem sie sich festhielt, wo sie konnte, stolperte Sophia zum Bug des Schiffes. War sie feige, weil sie den einfachen Weg wählte? Kurz dachte sie an die Beerdigung ihrer Eltern und an die Entscheidung, die sie damals getroffen hatte.

Sophia hatte sich gegen den ausdrücklichen, testamentarisch festgelegten Willen ihrer Eltern dazu entschieden, bei ihrem Großvater zu leben statt bei ihrer strengen Tante Helen. Nachdem sie bei zwei sehr dominanten Menschen groß geworden war, hatte Sophia sich verzweifelt nach Freiheit gesehnt. Also hatte sie ihrem Instinkt vertraut und war zu ihrem Großvater gegangen. Wie sich herausstellte, war es eine der besten Entscheidungen ihres Lebens gewesen.

Auch jetzt konnte Sophia sich nur auf ihren Instinkt verlassen, und der riet ihr, über Bord zu springen.

Sophia warf einen letzten Blick auf ihre Aufzeichnungen, um sich zu vergewissern, dass sie in die richtige Richtung schwimmen würde.

Mit geschlossenen Augen und angehaltenem Atem lauschte sie auf das Geräusch der Wellen, so wie ihr Großvater es ihr beigebracht hatte. Schließlich zog sie die Gurte ihrer Rettungsweste noch einmal fest, atmete tief durch und sprang ins Wasser.

Er hatte gehofft, der Welt für eine Weile entfliehen zu können.

Auf der Terrasse seines Strandhauses lehnte Alex Thorne sich auf seinem Stuhl zurück, trank einen Schluck Bier und genoss den Nebel, der ihn umgab. Auch wenn der mysteriöse Nebel auf Llandaron sich immer spätestens nach einer Stunde verflüchtigte, bedeutete er eine willkommene Auszeit für Alex. Eine Zeit, in der niemand Fragen stellte, keine Antworten von ihm erwartet wurden … also eine wahre Wonne.

Nachdem er vor fünf Tagen aus London zurückgekehrt war, hatte Alex sich mit vielen Fragen konfrontiert gesehen, die es zu beantworten galt. Wie immer hatte er versucht, sie so kurz und bündig und so pragmatisch wie möglich abzuhandeln.

Seine Familie brauchte nichts über die Details seiner gescheiterten Ehe zu erfahren. Die Fakten genügten: Er war geschieden und nach Hause zurückgekehrt, um seine Pflichten seinem Land gegenüber zu erfüllen und sich der Entscheidung seiner Bürger zu stellen.

Angesichts der Tatsache, dass er kein sonderlich gefühlsbetonter Mensch war, war Alex davon ausgegangen, dass es ihm nicht schwerfallen würde, die Neuigkeiten zu verkünden. Doch er hatte sich getäuscht. Die Scham machte es ihm schwer, über sein Scheitern zu sprechen.

Sein Bruder Maxim und seine Schwester Catherine hatten versucht, ihm beizustehen und ihn zu trösten. Sein Vater dagegen hatte mit angespannter Miene dem Bericht seines ältesten Sohnes gelauscht und nur gelegentlich geseufzt oder genickt.

Alex konnte seinem Vater diese Reaktion nicht verübeln. Er verstand sie sogar. Auch er machte sich Sorgen um Llandaron und darum, wie die Bürger des Inselreichs die Neuigkeit aufnehmen würden, wenn sie am Samstag auf dem jährlichen Llandaron-Picknick davon erfahren würden. Alex hatte nicht vergessen, dass die Menschen hier Jahr für Jahr geduldig, aber leider vergeblich auf die Nachricht gehofft hatten, dass der Thronfolger und seine Frau ein Kind erwarteten.

Würden die Bürger ihm sein neuerliches Scheitern vergeben? Oder würden sie verlangen, dass er zugunsten von Maxim auf den Thron verzichtete?

Alex trank noch einen Schluck Bier und blickte hinaus auf das vom Nebel eingehüllte Meer, das für ihn immer eine Art Zufluchtsort darstellte, wann immer er Trost suchte. Es gab keinen Zweifel daran, dass er sein Land und dessen Bewohner mehr liebte als sein eigenes Leben. Und er war bereit, das zu tun, was sie wünschten. Egal, was es war …

Plötzlich zuckte Alex zusammen. Mit gerunzelter Stirn neigte er den Kopf und lauschte. Seine eigenen Sorgen traten in den Hintergrund.

Ein Geräusch. Ein Rufen, das vom Wasser her ertönte – nur schwach, aber verzweifelt –, drang zu ihm. Es war ein Ton, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Ohne zu zögern, sprang Alex von der Terrasse auf den kühlen Sand und rannte zum Ufer. Der Nebel war so dicht, dass man die Hand vor Augen kaum sehen konnte, doch das hielt Alex nicht auf. Er hätte den Strand auch blind entlanglaufen können, so gut kannte er ihn.

Da! Der Schrei ertönte wieder, jetzt noch ein wenig lauter. Es war der Hilferuf einer Frau.

Ohne zu zögern, stürzte sich Alex kopfüber in die Fluten. Wie der Teufel schwamm er in die Richtung, aus der das Rufen, das durch das Rauschen der Wellen gedämpft wurde, ertönte. Immer wieder hob er den Kopf, sah nach rechts und links, während er versuchte, durch den dichten Nebel etwas zu erkennen.

Schließlich entdeckte er sie. Rotes Haar, aufgerissene Augen, blasses Gesicht. Eine Frau, die verzweifelt mit den Armen ruderte, denn ihre Schwimmweste hatte sich an einem Felsen verfangen.

Ihre Hilferufe klangen inzwischen heiser und zusehends schwächer. Ganz offensichtlich war sie erschöpft. Alex’ unregelmäßiger Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, als er direkt auf sie zuschwamm. Er vergeudete keine Zeit mit Reden, sondern riss die Weste vom Felsen los, schlang der Frau einen Arm um die Taille und hielt sie über Wasser.

Aber weil er mit dem zusätzlichen Gewicht im Arm hastig Wasser trat, verfing sich sein Bein in einem Gewirr von Seetang. Wie ein hungriger Krake umschlang es seinen Knöchel und zog ihn immer tiefer unter die Wasseroberfläche.

Er fluchte, schluckte Wasser und merkte, dass ihm die Frau entglitt und er keine Luft mehr bekam. Voller Panik und mit rasendem Puls versuchte er vergeblich, wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen. Bilder vom Tod tauchten vor seinem inneren Auge auf – Bilder seines eigenen Todes.

Dann spürte er plötzlich aufwirbelndes Wasser an seinen Beinen und sah, wie die rothaarige Frau seinen Knöchel aus dem glitschigen grünen Zeug befreite.

Plötzlich schwebte er nach oben, fast so wie ein Luftballon in den blauen Himmel. Endlich kam wieder Luft in seine Lungen. Hustend und keuchend rang er nach Atem und bemühte sich verzweifelt, oberhalb der Wellen zu bleiben.

Dann, gerade als er dachte, seine Kräfte würden ihn endgültig verlassen, wurde ihm ein Arm um den Brustkorb geschlungen, und er merkte, dass er gezogen wurde.

Die hohen Wellen um ihn herum hoben und senkten sich, während die Frau und er sich langsam zum Ufer vorkämpften.

Obwohl Alex’ Lungen schmerzten, normalisierte sich seine Atmung, und auch sein Puls schlug wieder regelmäßig, als sie sich dem Ufer näherten.

Als er schließlich wieder Boden unter den Füßen hatte, konnte er zwar wieder gehen, doch er kam nicht sehr weit. Sobald er trockenen Sand unter den Zehen spürte, ließ er sich fallen, streckte sich aus und schloss die Augen. Er hörte, dass die Frau sich neben ihm niederließ.

„Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Lanzelot“, sagte sie außer Atem.

Es dauerte ungefähr dreißig Sekunden, bevor Alex etwas auf ihre mit amerikanischem Akzent geäußerte Bemerkung antworten konnte. „Lanzelot?“

„Der Ritter? Der, der die Jungfer in Not gerettet hat?“

„Ach ja, richtig“, murmelte Alex und rieb sich über das nasse Gesicht. „Derjenige, der der Jungfer in Not zur Hilfe geeilt ist und dessen Fuß im Steigbügel hängen blieb.“

„Seetang, Steigbügel … es kommt aufs Gleiche heraus.“ Die Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es geht Ihnen wieder gut, oder?“

„Ich werde es überleben.“ Alex zwang sich, die Augen zu öffnen. „Okay, wenn ich Lanzelot bin, dann sind Sie …“

Die Worte erstarben auf seinen Lippen. Umgeben von milchig-weißem Nebel, sah er das Gesicht einer Frau von solch unbeschreiblicher Schönheit, dass er fast glauben musste, doch auf den Grund des Meeres gesunken und im Paradies gelandet zu sein. Ihre Augen leuchteten in den Farben des Meeres – türkis mit winzigen blauen Sprenkeln –, und ihr wunderhübsches Gesicht wurde von einer wilden Mähne roter Locken umrahmt.

Sein Körper reagierte instinktiv auf diesen Anblick. Es war dieselbe Frau. Er spürte es in seinem Inneren – das gleiche Verlangen, die gleiche Verbundenheit. Wie war das möglich? Die Meerjungfrau, die er vor vier Monaten in Schottland gesehen hatte, war hier direkt vor seinem Haus gestrandet.

„Ich glaube, dann bin ich eine Idiotin“, entgegnete sie trocken. „Genau genommen sind wir beide Idioten.“

„Weshalb?“

„Ich, weil sich meine Schwimmweste im Felsen verfangen hat.“ Nachdenklich leckte sie sich mit der Zunge über ihre Unterlippe. „Sie, weil sich Ihr Bein im Seetang verfangen hat.“

Wenn er eine Hand um ihren Nacken schlang, sie an sich zog – würde sie die Lippen für ihn öffnen, würde sie ihn mit derselben Gier küssen, die er in seinem Inneren fühlte? „Das hört sich für mich nicht nach idiotischem Verhalten an.“

„Nicht? Wonach denn dann?“

„Nach göttlicher Fügung. Vielleicht wollten wir beide gefangen werden.“

Du meine Güte, dachte Alex, offensichtlich ist auch mein Verstand vernebelt. Es war ihm schleierhaft, was ihn zu einer so verrückten Bemerkung veranlasst hatte. Jetzt war es jedoch zu spät, sie rückgängig zu machen.

Die Frau musterte ihn eindringlich, so als könnte sie direkt in ihn hineinsehen. „Ich habe nicht die Absicht, mich einfangen zu lassen. Ich bin auf der Suche nach Freiheit.“

„Im Augenblick scheint das beides auf dasselbe hinauszulaufen.“ Das hatte er mehr zu sich selbst gesagt.

Sie schaute ihn verwirrt an. „Ja, das stimmt. Wie kommt das?“

Sie gab ihm keine Gelegenheit zu antworten. Gut – er hätte auch keine Antwort parat gehabt. Diese Stimmung und dieser Moment waren unwirklich. Einen Moment lang sah die Frau ihn mit verlangendem Blick an. Im nächsten schmiegte sie sich an ihn und küsste ihn auf den Mund. Nur einmal – eine sanfte, winzige Berührung, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.

Alex war wie betört von ihrem verführerischen Körper, ihren vollen Brüsten, die sich an seinen Oberkörper pressten, ihren köstlichen Lippen, die nur wenige Millimeter von seinen entfernt waren.

Verborgen im Nebel passierte hier etwas unglaublich Erotisches, etwas, wie er es noch nie erlebt hatte. Mit ihren Augen, mit ihrem Blick hielt sie ihn gefangen. Er kam sich vor wie in Trance, einer rätselhaften, sinnlichen Trance. Und er wollte sich darin verlieren.

Eng aneinandergeschmiegt, eingehüllt in den Nebel, der sie vor der Welt schützte. Das reinste Paradies.

Die Freiheit, sich einfangen zu lassen.

Sein Puls schlug heftig. Das alles musste ein Traum sein. Oder vielleicht ist es auch ein Albtraum, überlegte er, während eine ungeheure Hitze sich in ihm ausbreitete. Ein Albtraum, in dem er all seine Selbstbeherrschung verlor, auf die er sonst so stolz war. Ein Albtraum, der ihn sämtliche Vernunft vergessen ließ.

Um die unangenehmen Gesanken zu verscheuchen, drehte sich Alex blitzschnell mit der Fremden im Arm herum, sodass sie unter ihm lag. Zögernd lächelte sie ihn an und hob ihm den Kopf ein wenig entgegen. War er etwa verrückt geworden? Andererseits: Spielte das jetzt überhaupt eine Rolle?

Das ungeheure Verlangen, das ihn plötzlich durchströmte, war ihm völlig fremd. Vielleicht hatte es schon immer in ihm geschlummert und war erst jetzt geweckt worden, hier an seinem Strand, von seiner Meerjungfrau …

Mit einem tiefen Stöhnen senkte er den Kopf und strich mit den Lippen über ihren Mund. Und wie er es sich erhofft hatte, erwiderte sie den Kuss.

Ihre Lippen waren so heiß, ihr Geschmack so süß. Die rothaarige Schönheit zog ihn leidenschaftlich näher an sich.

Alex konnte nicht mehr klar denken – wollte gar nicht mehr denken. „Was tun wir hier?“, flüsterte er heiser.

Spielerisch, aber sehr erotisch, knabberte sie an seiner Unterlippe, bevor sie erwiderte: „Ich weiß es nicht. Aber es fühlt sich so unglaublich gut an.“

„Viel zu gut.“

Wieder setzte sein Verstand aus, als sie ihn erneut, diesmal heftiger, küsste. Als er den Kuss erwiderte, wand seine Nixe sich unter ihm, hob die Hüften und presste sie gegen ihn.

Plötzlich meldete sich sein Bedürfnis nach Kontrolle. Alex zog sich zurück, nur wenige Zentimeter, und sah ihr in die Augen. Sofort verlor er sich in den meeresgrünen Tiefen und war versucht, die eigenen Augen zu schließen und sich zu nehmen, was er jetzt brauchte. Und als ihr dann auch noch ein erstickter Seufzer entschlüpfte, presste er wieder die Lippen auf ihren Mund.

Neben ihnen schlugen die Wellen gegen den Strand.

Um sie herum wurde der Nebel immer dichter.

Mit ungezügelter Leidenschaft riss sie Alex das T-Shirt über den Kopf und öffnete mit zitternden, ungeduldig tastenden Fingern seine Jeans. Und noch ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, rollte sie sich mit ihm herum, setzte sich rittlings auf ihn und schaute ihn mit funkelnden Augen an.

Alex’ Puls schlug rasend schnell, als er die Träger ihres Badeanzugs über ihre Schultern schob und ihre vollen Brüste mit den Händen umschloss. Er entlockte ihr ein kehliges Stöhnen, als er die aufgerichteten Spitzen liebkoste, und spürte, dass sie wohlig erschauerte. Er wusste, dass sie kurz davor war, ihren Höhepunkt zu erreichen.

Sanft beschrieb er mit den Daumen kleine Kreise um ihre Brustspitzen, während sie rhythmisch die Hüften bewegte. Alex bewegte sich mit ihr, schneller, immer schneller, dem Gipfel entgegen, während die rosigen Knospen unter seinen Liebkosungen immer fester wurden.

Plötzlich schrie sie auf; ein heiserer, fast schmerzerfüllter Ton, der tief aus ihrem Inneren emporstieg.